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Nr. 184. Anzeigen zahlen « , , >2 M. statt 3S M.. j !^nerhalb ^des Deutschen iResches^ «Ni^tmitgl^edee^irn^ ^eil^bsrechnet. — In dern illustriert^, r^M?rö" j?hrlich?o<n^ch ^dem^ Ausland ^olgt^eferiiagN Daum 15 ^^6.»ÄM"^S.2SM^. 50 M.-für Nicht- H ; über L^pzig oder dur^ Kreuzband. a^Nichtmit^lieder in N Mitglieder -0 >pf., 32 M.. S0^.. 1<X> 2N. — Deilagen werden » WiMuWMWlimrAM'rMAWeMW'ffWV Leipzig, Montag den 19. Juli 1915. 82. Jahrgang. Redaktioneller Teil Bekanntmachung. Um Mißverständnissen zu begegnen, machen wir daraus aufmerksam, daß die I. C. Hinrichs'sche Buchhandlung in Leipzig biz zum 31. Dezember 1915 noch das tägliche Bücherverzeichnis für das Börsenblatt bearbeitet, wir bitten daher, der genannten Firma die für das tägliche Bücher verzeichnis bestimmten Neuigkeiten bis zum Schluß dieses Jahres wie bisher einsenden zu wollen. Dagegen bitten wir, Artikel, die nicht innerhalb eines halben Jahres nach ihrer Ausgabe an die I. C. Hinrichs'sche Buchhandlung eingesandt worden sind (Z 12, Abs. a der Bestimmungen über die Aufnahme in das Verzeichnis der Neuigkeiten des Deutschen Buch- und Landkartenhandels), zur Berücksichtigung in dem gegenwärtig erscheinenden Deutschen Bücherverzeichnis der Jahre 1911 bis 1914 an unsere Bibliographische Abteilung einzuschicken, sofern sie bis Ende 1914 erschienen sind. Leipzig, den 19. Juli 1915. Geschäftsstelle des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig vr. Orth, Syndikus. Kriegs- und Friedenskonjunktur für den Bücherkauf. Die Einwirkungen des Krieges auf den Bücherkauf sind naturgemäß sehr groß und meist ungünstig. Nur in ganz wenigen Fällen sind sie belebend. Aber vor allen Dingen sorgt man sich darüber, ob, wann und in welchem Matze wieder eine normale Konjunktur eintreten wird. Über den Krieg wird man auch weiter noch allerlei Authentischer lesen wollen und müssen, und je authentischer, aufkiärungsretcher, um so besser. Solche Schriften, wenn sie gut sind und etwas Besonderes bieten, werden also immer noch Aussicht auf Erfolg haben. Die Theorie in den verschiedensten Wissenschaftszweigen mutz jetzt zeitweise stillestehen, ehe die neuen praktischen Grundlagen hinreichend dargestellt und geklärt sind. Die wissenschaftliche Literatur wird damit genug zu tun bekommen, aber die Zahl der Bücherkäufer ist vermindert. Diejenigen aber, die lesen und arbeiten, werden um so mehr lesen und arbeiten müssen. Auch die Belletristik dürfte alsbald wieder die normale Lage erreichen. Große Werke aller Gattungen, die auch bei zu gestandenem Lesebedürfnis als Luxus erscheinen, werden weiter einen schweren Stand haben. Im ganzen muß naturgemäß auch die Konjunktur des Bücherkaufes den allgemeinen Gesetzen der Wirtschaftskonjunktur folgen. Dieser allgemeine Eindruck bedarf noch näherer Ausführungen. Zunächst mag aber ein Blick auf die Wirtschaftskonjunktur im großen geworfen werden, weil ganz naturgemäß auch Buchhandel und Bücherkauf in dem Getriebe der gesamten deutschen Wirtschaft stehen und von ihm abhängig sind. Die großen Wellen der WirtschastSkonjunktur sind durch den Weltkrieg jäh unterbrochen worden. Wir befanden uns, ehe der Krieg ausbrach, in einem Konjunkturrückgang, der in einer Unzahl von Ursachen begründet lag und sich doch nicht fest und eindeutig begründen läßt. Denn das, was wir Kon junktur nennen, ist, seitdem wir mitten in der Weltwirtschaft stehen, das Ergebnis von wirtschaftlichen Verknüpfungen, die aus der Ernte, der Aufnahmefähigkeit oder Sättigung des Weltmarktes, aus Schaffensfreude oder lähmendem politischen Druck sich zusammensetzen. Reiche Ernten in vielen Ländern, aufstrebende Völkerschaften, industrielle Erfindungen, friedliche Entwicklung beleben die Konjunktur, Übersättigung des Marktes, Kriegsdrohung, schlechte innerpolitische Zustände bewirken einen Rückgang der Konjunktur. Vermutlich ist sogar der Krieg selber ein Ausfluß dieses Konjunkturrückganges gewesen, wenn anders es richtig ist, daß er von England und Rußland aus wirtschaftspolitischen Gründen angezettelt worden ist. Mag dem aber sein, wie ihm wolle, jedenfalls hat er die regu läre Konjunktur, die sich aus den einander widerstreitenden Wirtschaftsrücksichten, aus dem Werden, Wollen und Wachsen ergibt, jäh unterbrochen und seine eigene Konjunktur an diese Stelle gerückt. Was er da an die Stelle rückte, ist nun frei lich keine Konjunktur in jenem Sinne der großen natur notwendigen Wellenbewegung, sondern mehr das kleine auf geregte Wogen und Aufspritzen an einer Stelle des Meeres, wo ein Geschoß einschlägt. Die reguläre Wellenbewegung wird in eine unnormale verwandelt, die in jeder Richtung, geradeaus und seitlich, in Wellenberg und Wellental ver schieden wirkt und andere Bewegungen auslöst. Diese Wellen bewegung erfaßt alle Teile der Wirtschaft: die Produktion und die Konsumtion, die ja naturgemäß beide aufeinander angewiesen sind und von einander leben, und teilt sich in gleicher Weise der Großindustrie wie dem Handwerk, dem Export wie dem Kleinhandel, dem Verkehr und dem Luxus gewerbe mit. Kein Wunder, daß dieser Krieg, der an Größe alles Dagewefene überragt, von ungeheurem Einfluß auf das gesamte Wirtschaftsleben war und alle normalen Gesetze einer Wirtschaftskonjunktur durch neue Kriegsregeln ersetzt hat. Im Buch, das in vieler Hinsicht den Endpunkt solcher Wellen darstellt, muß das alles sich geltend machen. Denn gerade das Bücherkaufen hängt von der allgemeinen Lage in hohem Maße ab. Im besonder» aber äußert sich das so: Während des Krieges Hai notgedrungen Sparsamkeit eintreten müssen. Hatten wir vorher schon Not, daß Leser die Bücher kaufen möchten statt leihen, so wird jetzt offenbar nur für zweierlei Büchergattungen Geld ausgegeben: Sensation und Handwerks zeug. Sensation heißt hier — unter Berücksichtigung des Waltens einer kriegsrechtlichen Zensur —, was in einem geschickten Titel viel verspricht, was Aufschlüsse über die politische Lage, was Ausblicke in die Zukunft gibt. Hand werkszeug ist das, was über Vorgänge während des Krieges in einer Weise unterrichtet, daß derjenige, der damit speziell zu tun hat, daraus lernt; ferner tatsächliche Mitteilungen und Sammlungen zum Handgebrauch, und schließlich für die wenigen in Amt oder Studium Gebliebenen das notwendige Rüstzeug. Aber auch da greift der den Bücherkauf lähmende Gedanke be vorstehender schnellster Veraltung ein: der Techniker wie der Chirurg und Hygieniker wird den vor dem Kriege geschriebenen 1025