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9376 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 189. 15. August 1912. M. O Wolfs in St. Petersburg und Moskau hat nun einen speziellen Katalog derjenigen ihrer Verlagswerke heraus gegeben, die von dem genannten Gelehrtenkomitee durch gesehen und zur Abschaffung bestätigt wurden. Außerdem sind in diesen Katalog auch noch solche Verlagswerke der genannten Firma ausgenommen worden, die von der Haupt verwaltung der russischen Militärschulen für Kadettenbiblio theken und von verschiedenen pädagogischen Vereinen empfohlen wurden. Interessant ist es, daß viele Bücher, die von dem Gelehrtenkomitee als besonders nützlich und wertvoll be zeichnet wurden, von der Verwaltung der Militärschulen nicht zugelassen sind, und umgekehrt. Außer russischen Büchern fanden in dem Katalog auch viele Übersetzungen aus dem Deutschen Aufnahme. Der Katalog ist für Gratisverteilung an russische Bibliotheken, Schulverwaltungen und pädagogische Vereine bestimmt. Bei jedem einzelnen Titel ist genau an gegeben, wann, von wem und in welcher Art das betreffende Buch empfohlen wurde. Vierteljahrs-Katalog der Neuigkeiten des deutschen Buchhandels. Nach den Wissenschaften geordnet. Mit alphabetischem Register. 67. Jahrgang, Heft 2, April—Juni 1912. Ausgegeben durch l. . . Sort.-Firma . . .). Bearbeitet und verlegt von der IC. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig. 8°. S. 325 —686. 3 20 H ord. Neue Bücher über nachstehende Wissenschaften. Mitgeteilt Sommer 1912 von der Firma (. . . Sort.-Fa. . . .). Be arbeitet und verlegt von der I. C. Hinrichs'schen Buch handlung in Leipzig. 8°. 1. Theologie und Philosophie. S. 37—68. 2. Rechts- und Staatswissenschaft. S. 41—80. 3. Heilwissenschaft. S. 23—46. 4. Naturwissenschaften und Mathematik. S. 23—46. 6. Erziehung und Unterricht; Jugendschriften. S. 45—93. 6. Sprach- und Literaturwissenschaft. S. 23—46. 7. Geschichte und Erdbeschreibung; Karten. S. 29—64. 8. Kriegswissenschaft. S. 9—16. 9. Bau- und Jngenieurwissenschaft. S. 17—34. 10. Schöne Literatur und Kunst. S. 41—82. 11. Landwirtschaft. S. 13—24. VoI.VxLXII^Vo.' 3 (^VboIgO^o. 2^111^ 8°.^ 1^129-^1 In Nr. 131 des Börsenblattes ist ein fast eine ganze Spalte umfassendes Inserat enthalten, in dem die Buchhandlung E. Steiger L Co. in New Uork zum Verkauf gestellt wird, weil Herr E. Steiger seo. sich nach 67jähriger Tätigkeit von der Leitung der Buchhandlung zurückzuziehen wünscht. Eine 67jährige,^nur durch 30 Tage Krankheit unterbrochene Tätigkeit, die damit ihren Abschluß findet, steht gewiß einzig da, und es wird deshalb interessieren, wie das oben ver- zeichnete amerikanische Buchhändlerblatt seinen Kollegen ehrt. Es sei deshalb gestattet, aus dem betreffenden »Eine ehren volle Laufbahn« überschriebenen Artikel einiges in Über setzung mitzuteilen > »Es kommt wohl nicht oft vor, zumal in unseren Tagen, daß jemand von sich sagen kann, daß er »70 Jahre jung« sei. Das kann Ernst Steiger, der in seinem 80. Lebensjahre noch Tag für Tag an seinem Arbeitspult zu finden ist, ebenso arbeits- sam und ebenso arbeitsfähig wie vor 50 Jahren. Tatsächlich ist Herr Steiger siebenundsechzig Jahre lang im Buchhandel, zuerst in seinem Heimatland Deutschland, die letzten 67 Jahre in New Uork tätig gewesen. In seinen ersten Jahren Zeit genosse von B. Westermann, F. W. Christern und Friedrich Leypoldt, mit denen allen er in geschäftlichen und persön lichen Beziehungen stand, hat er sie alle überlebt und ragt in die Gegenwart als eine Säule der Vergangenheit. Obwohl ihm ein Sohn und drei Töchter zur Seite stehen, hat er stets die ganze Last des Geschäfts allein getragen; sein methodischer Fleiß, seine beharrliche Ausdauer, seine ins Einzelne gehende Genauigkeit, sowie seine ausgedehnte Kenntnis der ausländischen, besonders der periodischen Literatur haben ihm im amerikanischen Buchhandel eine Stellung verschafft, die ganz einzig dasteht.« Das Blatt schließt seine Ausführungen mit den Worten: »Alle Ehre einem Manne der alten Schule, der in voller Schaffenskraft in die Gegenwart hineinragt, dieselbe Achtung aber auch dem Wirken des Mannes in der Vergangenheit!« Es folgen dann die Aufzeichnungen Steigers aus seinem Leben, die aus ihrer Veröffentlichung im Börsenblatt vom Jahre 1902 wohl noch in der Erinnerung unserer Leser sind, so daß hier nicht darauf eingegangen zu werden braucht. Personalnachrichten. JuleS Massenet -s-. — Aus Paris wird der am 13. August erfolgte Tod des Komponisten Jules Massenet gemeldet. Am 12. Mai 1842 zu Montaud geboren, bildete er sich auf dem Pariser Konservatorium aus, an dem er 1878 Professor der Komposition wurde. Am bekanntesten von seinen zahlreichen Werken ist wohl »Manon Lescaut« geworden, doch sind auch der »König von Lahore«, »Weither«, »Herodias«, »Die Navarreserin« erfolgreich über die Bühne gegangen. Sprechsaal. Behörden-Buchhandel. Von einer schlesischen Firma geht uns ein Ausschnitt aus dem »Reichenbacher Kreisblatt« vom 13. August 1912 mit nachstehender amtlicher Verlautbarung zu: Die vom christlichen Zeitschriftenverein in Berlin 68, Alte Jakobstraße 129, herausgegebenen vaterländischen Ka lender für 1913 sind erschienen und von den Königlichen Behörden zu folgenden Vorzugspreisen zu beziehen: »Deutscher Reichsbote«, 100 Stück 30 frachtfrei; »Hauskalender« (in 16 provinziellen Sonderausgaben), 100 Stück 15 frachtfrei; »Das Vaterland«, 100 Stück 15 frachtfrei; »Feierabend«, für Arbeiter, 100 Stück 7 ^ 50 H frachtfrei; »Fleißige Hände«, für Arbeiterinnen, 100 Stück 7 60 -- frachtfrei; »Jugendkalender«, 100 Stück 10 ^ frachtfrei. Reichenbach, den 6. August 1912. Man braucht dem vor kurzem auf dem Katholikentage in Aachen bekämpften Satz: »Der Staat ist ein geborener Heide und muß über den Religionen stehen« nicht zu huldigen, um zu erkennen, daß diese Art der Propaganda für Reich und Kirche nicht mit der Rücksicht auf staatserhaltende Tendenzen entschuldigt werden kann. Denn wenn auch dem Staat nicht das Recht ab gesprochen werden kann, sich die Kräfte dienstbar zu machen, von denen er sich eine Förderung seiner Interessen verspricht, so muß dieses Recht doch seine Grenze an der Rücksicht auf die Inter essen seiner Bürger finden. Wie sich dieser auch von der Re gierung wiederholt betonte und anerkannte Neutralitätsstand punkt und die Dienstvorschriften für die Behörden mit dem direkten Büchervertrieb durch amtliche Stellen in Einklang bringen lassen, ist in dem vorliegenden Falle umso unverständlicher, als der Einsender, wie er uns mitteilt, die Kalender führt, es also durchaus nicht an Interesse für die angezeigten Schriften in den Kreisen des steuerpflichtigen Handels fehlt. Muß schon die Duldung des gemeinschaftlichen Warenbezugs von seiten der Beamten, dessen Veranstaltung in den Amtsstellen vor sich geht, als ein unberechtigter Eingriff in das Wirt schaftsgebiet des Kleinhandels bezeichnet werden, so ist es mit noch viel mehr Recht zu beanstanden, wenn die Behörden ihren mittel- und unmittelbaren Einfluß für direkte Geschäfte im Interesse eines Privatunternehmens in die Wagschale werfen. Sollte indes ein ideelles Interesse des Staates an diesen Kalendern vorliegen, was viele bestreiten werden, so wird man es auch in einem solchen Falle nicht als in den Kreis seiner Aufgaben fallend ansehen können, daß er seine autoritative Stellung zu Konkurrenzmaßnahmen benutzt, denen weder Verleger noch Sortimenter gewachsen sind und die letzten Endes nicht nur zu einer Schwächung dieser Kreise in steuerpolitischer Beziehung, sondern auch zu einer Minderung ihres Ansehens führen müssen. Das aber kann nicht die Absicht einer Regierung sein, die sich bewußt ist, daß ihre Interessen nicht von der Begünstigung einzelner Unternehmer sondern von der Wohlfahrt der Gesamtheit abhängen. Red.