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^ 158, 11, Juli 1899. Nichtamtlicher Teil. 5047 auf die Verlegerschleuderei zu Zuständen führe, die schlechter seien als die gegegenwärtigen. Um zu einem praktischen Ergebnis zu kommen, habe er einen Wunsch auf dem Herzen, nämlich daß die Aussprache, die morgen erfolge, als eine Mahnung gelten dürfe, die nicht ungehört verhallen möge. Vielleicht sei doch zu hoffen, daß einige der Verlagsbuch händler, die sich sagen müßten: du hast gesündigt, — sich in Zukunft etwas mehr vorsehen und bereit sein würden, das Sortiment etwas mehr zu schützen und zu unterstützen. Es wäre im übrigen traurig, wenn diese ganze Sache ergebnislos vorübergehen sollte. Das hoffe er nicht. In die Behand lungsart der Herren aus Hannover - Braunschweig allerdings vermöchten er und seine Freunde nicht einzutreten, ein Antrag auf Aenderung der Satzungen liege nicht vor, würde im übrigen hoch bedenklich sein, und somit komme er zum Schluffe, daß er persönlich, wie auch im Sinne seiner Freunde, die sich mit ihm gestern beraten hätten, dem Wunsche Aus druck gebe, es möge im Sinne des Antrags des Herrn Goeritz morgen die Sache wenigstens der Hauptversammlung zur Kenntnis gebracht werden. Dem Vorredner schloß sich Herr Engelhorn-Stuttgart mit folgender Ausführung an: Er möchte nur auch hier den Standpunkt des Börsenvereinsvorstandes in dieser Angelegen heit zum Ausdrucke bringen. Dieser decke sich vollständig mit dem, was Herr Seippel gesagt habe. Der Vorstand er kenne vollständig an, daß schwere Mißstände vorlägen, die sich auf diesen tz 3, Absatz 5 b stützen und die Veranlassung gegeben hätten, daß vom Verband Hannover - Braunschweig diese Anfrage an die Hauptversammlung gestellt werde. Er habe nichts dagegen einzuwenden, wenn eine Besprechung dieser Materie in der morgigen Hauptversammlung stattfinde, die, wie Herr Seippel ausgeführt habe, doch vielleicht manchem zu Gemüte führen dürfte, wie unrecht er bisher in dieser Richtung gehandelt habe. Aber der Vorstand stehe auch auf dem Standpunkt, daß eine authentische Interpretation, wenn man sie etwa beabsichtigt habe, nicht zulässig wäre, weil das einer Satzungsänderung gleichkäme und eine Satzungs änderung nicht auf der Tagesordnung stehe. Eine Aenderung dieses Paragraphen später einmal herbeizuführen, gebe sich vielleicht Gelegenheit; aber einzig und allein aus diesem Grunde eine Aenderung unserer Satzungen herbeizuführen — er spreche nicht von der morgigen Versammlung, sondern von der Zukunft, — dürfte auch sehr bedenklich sein und sei jeden falls reiflich zu erwägen. Damit wurde diese Angelegenheit verlassen und in die weitere Beratung der Tagesordnung der 21. ordentlichen Hauptversammlung des Verbandes eingetrcten. Punkt 8, gemeinsamer Weihnachtskatalog, wurde, weil im antragstellenden Provinzialverein der Ost- und West preußischen Buchhändler noch nicht genügend geklärt, abgesetzt. Ueber den folgenden Punkt 9, Bekämpfung des Zei tungsbuchhandels durch den Ortsverein der Buch händler zu Braunschweig, berichtet dessen Vorsitzender, Herr Neumeyer - Braunschweig. »Bekanntlich haben die »Neuesten Nachrichten« in Braun schweig das Werk »Hundert Jahre in Wort und Bild« ihren Abonnenten als »Weihnachtsprämie« für 3 Mark angeboten, während es im Buchhandel vor Weihnachten überhaupt nicht und nach Weihnachten nur zum Preise von 6 Mark zu haben war. Unsere Bemühungen beim Verlag der Zeitung, diese Ankündigungen zu unterlassen, blieben ohne Erfolg, so daß wir genötigt waren, mit Gegenankündigungen zu kommen, wonach wir das Buch statt mit 3 Mark für 2,50 Mark an das Publikum verkauften. Die uns dafür angedrohte Klage wegen »dieses unerhörten klassischen Schulfalles des unlautersten Wettbewerbes« seitens der »Verlagsanstalt Pallas« in Berlin erreichte uns nicht; dagegen reichten wir im Februar d. I., nachdem wir auf die Ankündigung des Buches für 6 Mark vergeblich gewartet hatten, eine solche Klage ein. Wir wollten nichts weiter, als die ganze Mache der sogenannten Zeitungs prämien öffentlich kennzeichnen als das, was sie ist, ein Manöver auf die Urteilslosigkeit eines großen Teils unseres Publikums, das sich immer wieder durch ein angeblich billiges Angebot täuschen läßt. Es soll und muß verdient werden um jeden Preis, gleichviel, ob man damit einen Stand schädigt oder nicht. Wir meinen, die ganze Angelegenheit hat eine prinzipielle Bedeutung für alle Buchhändler.« Der Referent schließt mit den Worten: »Der Kampf hat Geld gekostet. Sind Sie mit uns ein verstanden, daß wir ihn ausgenommen haben zum Nutzen und im Interesse unseres Standes, dann werden Sie meine Bitte, die ich Ihnen zum Schluffe aussprechen möchte, gerechtfertigt finden. Vor etwa sechs Jahren wurde in diesem Saale vom Vorstandstische aus dem Munde des damaligen Vorstands mitgliedes, des Herrn von Zahn, das Wort gesprochen: Brauchen Sie zum Nutzen der Allgemeinheit, d. h. im allgemeinen Interesse unseres Standes, unsere Hilfe, so werden wir stets bereit sein, sie zu geben. Daran erinnernd, bitte ich Sie, meine Herren, genehmigen zu wollen, daß die uns entstandenen Kosten aus diesem Rechtsstreite aus der Kasse des Verbandes ersetzt werden, und ich bitte ferner den verehrlichen Vorstand, diesem meinem Anträge seine Empfehlung zur Annahme nicht versagen zu wollen.« Die gesamten zur Durchführung des Prozesses erforder lichen Mittel werden auf eine sehr warme Befürwortung durch die Herren Thienemann-Gotha und Siegismund- Berlin von der Versammlung bewilligt, da es sich um einen prinzipiellen Prozeß handelt. Der Bayerische Antrag, Punkt 10 der Tagesordnung: Es möge bei den Verlegervereinen dafür gewirkt werden, daß künftig mit vollem Rabatt nur solchen Buchhändlern zu liefern sei, die einem Ortsverein oder dem Börsenverein angehören, wird von den Antragstellern zurückgezogen, da nach privaten Mitteilungen sämtliche Verlegervereine nicht in der Lage seien, auf ihre Mitglieder im Sinne dieses Antrages ein zuwirken. Sonstige Anträge und Berichte aus den Kreis- und Orts vereinen werden von keiner Seite gestellt, bezw. erstattet. Der Vorsitzende schließt daher die Versammlung um Uhr mit dem Wunsche: »Auf Wiedersehen mit frischen Kräften im neuen Jahre«. Herr Woywod-Breslau spricht dem Vorstande den Dank und die Anerkennung der Versammlung aus. — Anschließend an den vorstehenden Bericht über die 21. Hauptversammlung möchte der Verbandsvorstand dem Wunsche Ausdruck geben, daß, wie treue, einmütige Arbeit aller ver bundenen Vereine uns in dem verflossenen Geschäftsjahre 1898/99 auf dem Gebiete der Lehrlingsausbildung und des Zeitschriften - Bestellgeldes ein gut Stück vorwärts gebracht hat, auch das beginnende bei gleich unverdrossenem Ringen unsere Bestrebungen auf andern Gebieten fördern möge. Scharen wir uns immer enger zu diesem Zwecke zusammen im Denken und im Handeln, halten wir die Augen offen und seien wir im gegebenen Falle thatbereit. Benno Goeritz, Schriftführer. Kleine Mitteilungen. Zu den Zahlungseinstellungen in Christiania. — Aus Christiania wurde in diesem Blatte kürzlich die Eröffnung des Konkurses über die Buchhandlung Parmann L Co. und die Zahlungseinstellung von P. T. Mailings Boghandel ge meldet. Von einem Leipziger Geschäftsfreunde der beiden Hand lungen wurden uns aufklärende Schreiben von dort in dankens werter Weise zur Verfügung gestellt. Wir entnehmen ihnen das Folgende: 670'