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8002 «Srl-n«latt s. d. Dgchn. »uchi»nd-l- Nichtamtlicher Teil. psk 151, 2. Juli 1912. derBerlinerStadtbibliothek*), die beide mit der bei diesen Verzeichnissen gewohnten Sorgfalt gearbeitet und wie die früheren Bände von der Holtenschen Druckerei in würdiger Weise hergestellt sind. Band IX umsaßt Nachträge zur dritten Abteilung: Lite raturgeschichte und Dichtung und verdankt seine Bearbeitung im wesentlichen der Bibliothekgehilfin Fräulein Emma Bauernstein. Die Vermehrung dieser Bestände entstammt wert vollen Büchecschenkungen der Frau Marie v. Bülow, aus den Bibliotheken Hans v. Bülows und Karl Hille brands; namentlich ist es die englische, französische und italienische Literatur, die hierdurch eine Bereicherung erfährt; auch aus der Bibliothek Albert Cohns ist manches Buch hin zugekommen. Band X ist wesentlich dem Andenken Albert Cohns gewidmet, er verzeichnet den bibliographischen Teil seiner Bibliothek, der sehr reichhaltig war und sich dadurch auszeich- ncl, daß er wesentlich auf praktische Zwecke des Bibliothekars und Antiquars zugeschnittcn ist. Hervorzuheben ist vor allem der vollständige Katalog der Bibliothek des British Museums in London, dann die Jnkunabelkataloge, das Material zur Kennt nis der Autographen, die wertvollen Auktionskalaloge. Unter den »Gesammelten Werken« ist die Monumentalausgabe der Werke Friedrichs des Großen, herausgegeben von I. D. E. Prcuß, ein Geschenk des Königs Friedrich Wilhelm IV. an den Magistrat von Berlin, besonders hervorzuheben. Der Stadlbibliothekar Herr Or. A. B u ch h o l tz hat diesem Baude ein Vorwort beigegeben, in dem in warmer Weise die Verdienste Albert Cohns um die Pflege der Biblio graphie hervorgehoben werden. Aus einem Privatbriefe darf ich wohl hinzufügen, daß der Magistrat und die Stadtver ordnetenversammlung von Berlin beschlossen haben, der 3V. Stadtbibliothek, die aus Cohns Nachlaß eingerichtet und 1914 eröffnet werden wird, den Namen »Albcrt-Cohn- Bibliothek« beizulegen. Durch die Herausgabe dieser beiden Katalogbände hat vi. Buchholtz seinen Verdiensten nm die Volksbildung ein neues hinzugefügt. Die sachgemäße Anordnung und die sorgfältigen Register tragen den Stempel seines Geistes. Die Frage der Bekämpfung der Schundlite ratur bewegt unser Volk seit langem. Auch der Buchhandel hat sich gern und freudig dieser Bewegung angeschlossen und laut Zeugnis dafür abgelegt, daß er die Gefahren, die durch die Schundliteratur unserm Volke drohen, erkennt und bereit ist, an seinem Teile an ihrer Abwehr mitzuarbeiten. So leicht sich aber das Wort »Schundliteratur« ausspricht, so schwer ist eine Erklärung, die alle in gleichem Maße befriedigt. Re ligiöse, wirtschaftliche, politische Anschauungen werden bei der Bestimmung, was ist Schundliteratur, Mitwirken. Fast ebenso schwer ist die Art der Bekämpfung. Einigkeit herrscht in dem Punkte, daß wesentlich das Eindringen guter Literatur in das Volk die Schundliteratur verdrängen müsse. Aber über den Begriff der »guten Literatur« herrscht ebenfalls keineswegs Einverständnis, namentlich mit Hinblick auf den Zweck der Verdrängung des Schundes. Denn bei der Fülle einwand freier, ja trefflicher Literatur, die der Buchhandel hervorge bracht hat, bei der großen Anzahl von Sammlungen, die zu billigsten Preisen zu haben sind, kann doch unmöglich behorchtet werden, daß das Volk aus Mangel an Stoff zum Schunde *> Katalog der Berliner Stadtbibliothek. Bd. IX. Nach träge zu Abt. III: Literaturgeschichte und Dichtung . <VI, 244 S.) Bd. X. Abt. XIV: Buch- und Bibliothelwesen, Zeitungen, Zeit schriften, Allg. Wissenschaftskunde und Geschichte der Wissen schaften, Allg. Schriften. <VII, 20» S.) Gr. 8«. Berlin 1812, Otto v. Holten. Lwd. o Bd. -L 1.80 no. greifen müsse. Es wird gesagt, das Volk verlangt Handlung, Spannung, Beigabe von Bildern, die liefere die Schundlitera tur, aber die einwandfreie nicht in gleichem Maße. Dies führte zum Versuch, durch Sammlungen, die äußerlich der Schundlite ratur ähnlich, auch in Stil und in der Darstellung aufregender Szenen es ihr gleichtun möchten, das Volk für gute geistige Speise zu gewinnen. Aber diese Versuche dürften als fehlgeschlagen zu betrachten sein. Alle diese Ver hältnisse, die Mittel zur Abhilfe, in anregender Weise dargestellt zu haben, ist das Verdienst eines Büchleins von Brepohl *), in dem alle Wege zu dem Ziele, »Wie gewinnen wir unserVolk für guleLiteratur?« dargelegt und beurteilt sind. In? Kapiteln wird dieGewinnung der Jugend, der Erwachsenen, die Erhaltung der Literatursreudigkcit, die Rücksichtnahme auf besondere Eigentümlichkeiten unseres Volkes, die Verwertung gebrauchtenBücher imJntcresse der Volksbildung behandelt, die beiden letzten bringen eine Zusammenfassung derVorschläge und ein Schlußwort. Der Verfasser ist der Meinung, daß es gar keiner neuen Schaffung von Literatur bedürfe, daß die vor handene vollständig ausreiche. Anstatt neue Sammlungen zu machen, solle man den Vertrieb in die Wege leiten. Hierzu gibt er Anleitung, weist aber stets daraus hin, daß die Lieferung der Bücher selbst durch dasSortiment erfolgen solle,auch dieVereine sollten nicht an die Verleger gehen, sondern an die Sortimenter. Er betont besonders, daß eine gänzliche Umwandlung in der Zusammensetzung der Krankenhaus-, Gesängnisanstalten- und anderer ähnlichen Bibliotheken erfolgen müsse, wollen diese dem Zweck, Bildung ins Volks zu tragen, entsprechen. Auch die Bemerkung, man solle den Zusatz »Volk« bei den Bibliotheken fortlassen, da er im Volk nur Mißtrauen in die Einrichtung selbst säe, sei als beherzigenswert erwähnt. Ich kann das Merkchen allen denen, die ein Interesse an der Besserung der von dem Volk bevorzugten Literatur haben, nur warm empfehlen. Victor Loewe will in seiner K r i t i s ch e n B ll ch e r - kundedcrdeutschen Bildung »mithelfen, die Hinder nisse hinwegzuräumen, die die Uberfüllung des deutschen Büchermarktes allem lieferen Bildungsstreben mehr und mehr bereitet« (Vorwort). In dem bisher erschienenen ersten Teile verzeichnet er die Literatur der Geisteswissenschaften**), wäh rend ein zweiter den Naturwissenschaften dienen soll. Der Verfasser beklagt in seinem Vorwort mit Recht, daß durch die Überstille des Neuen der ältere Besitzstand unseres Schrifttums in den Hintergrund gedrängt wird. So will sein Buch den Be dürfnissen einer tieferen Bildung dienen, und er hofft, daß die straffe systematische Einteilung zur Erfüllung dieses Wunsches mitheifcn wird. Diese Systematik ist aber auch so gehalten, daß sic leicht für jeden verständlich ist, der sich die Mühe nimmt, sie sich ordentlich anzusehen, und zugleich so, daß sie anregt, auch die Bücher selbst kennen zu lernen. Loewe nennt seine Arbeit eine kritische und hat zu diesem Zweck jedem Titel eine kurze Charakteristik beigefügt, die aber trotz ihrer Kürze durch aus geeignet erscheint, den Benutzer in den Stand zu setzen, sich ein Bild von dem zu machen, was er in dem Buche finden wird. Häufig ist auch nur der Inhalt angegeben, wenn dies zur Erfüllung der gestellten Aufgabe genügend erscheint. So weit kurze Stichproben ein Urteil gestatten, habe ich keine *) Brepohl, Friedrich Wilhelm, Literatur und Volk. Ein Beitrag zu der Frage: »Wie gewinnen wir unser Volk für gute Literatur?« Aus der Praxis für die Praxis. Kl. 8°. (58 S.) Neuzeitverlag von L. Wiegand, Hilchenbach (1812). Preis 1-«ord. **) Loewe, Victor, Kritische Bücherkunde der deutschen Bildung. Teil I: Geisteswissenschaften. 8". (209 S.) Weimar. Alex. Duncker, 1812. Preis br. 2 ^k( 80 ; geb. 8 ,-kk ord.