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Börsenblatt f. d. Dtschn. Ruchlicmdel. Redaktioneller Teil. 119, 12. Juni 1919. erteilt, die bisher Prokuristen der einzelnen Firmen waren. Alle Aktiven und Passiven der Einzelsirmen gehen auf die neue Firma über. Die Zeichnung der Firma erfolgt durch zwei persönlich haftende Gesellschafter oder durch einen per sönlich haftenden Gesellschafter und einen Prokuristen. (April 1919.) Süddeutsches Jndustrieblatt Verlag (Eugen Wahl) in Stuttgart. Die Firma ist geändert in Verlag Eugen Wahl. Den Herren Eugen Stifel und Eugen Maihöser ist Gesamtprokura erteilt worden. Leipzig, den 12. Juni 1919. Geschäftsstelle des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. i. A. Paul Runge, Sekretär. Verband der Kreis- und Ortsvereine im Deutschen Buchhandel. Jahresbericht über das Vereinsjahr 1918/19, erstattet in der 41. ordentlichen Abgeordnetenversamm lung des Verbandes, Sonnabend, den 17. Mai 1919, vom Vorstande. Unsere im letzten Jahresbericht ausgesprochene Hoffnung, daß wir diesmal unsere Versammlung im Frieden abhalten könnten, hat sich leider beim Druck des Berichts noch nicht er füllt. Eine furchtbare Not ist über unser geliebtes Vaterland hereingebrochen, Deutschland ist in dem gigantischen Ringen gegen eine Welt voll Feinden unterlegen. Zwar sind unsere tapferen Heere unbesiegt zurückgekehrt, aber unser alter National fehler, der in früheren Jahrhunderten schon so oft unsägliches Unglück über unser Volk gebracht hat, dieinnereUneinig- keit, hat uns kurz vor Toresschluß den Krieg verlieren lassen. Das wäre aber alles noch zu ertragen gewesen, wenn nicht die Revolution und dazu die völlige politische Unreife der großen Masse des deutschen Volkes die Niederlage ins Ungemessene gesteigert hätte. Durch das eigene Volk, verführt von fremd stämmigen Aufwieglern und Hetzern, unterstützt durch englisches und russisches Geld, sind alle Band« der Disziplin und Ordnung in unserem Vaterlande untergraben worden. Unser stolzes Heer ist aufgelöst, und ehrlos und wehrlos sind wir heute einer Schar rachsüchtiger Feinde preisgegeben. Fortwährende Streiks ver nichten unser Wirtschaftsleben und hindern jede Produktion, das einzige Mittel, um uns die so nötige Nahrung vom Auslande beschaffen zu können. So könnte man beinahe an einer bes seren Zukunft des Vaterlandes verzweifeln, wenn man nicht die Hoffnung hätte, daß es den guten und tüchtigen Elementen in Deutschland doch noch gelingt, die Oberhand zu gewinnen und unser armes verführtes Volk wieder zur Vernunft und damit zur Ordnung und Arbeit zu bringen. Arbeiten und nicht ver zweifeln muß die Losung für Deutschland werden, dann werden wir auch wieder vorwärtskommen. Dazu kann und soll auch der Buchhandel beitragen. Durch das gute Buch und seine Verbreitung muß den Massen wieder Nationalgesühl und Vaterlandsliebe eingeflöht werden. Die großen Taten der Vorfahren müssen in Wort und Bild unserem Volk immer wieder vor Augen geführt werden, damit es endlich aus der Geschichte lernt und nicht immer wieder in seine früheren alten Fehler verfällt. Trotz dieser schweren Not unseres Vaterlandes ist die G e - schäftslageimBuchhandel äußerlich betrachtet auch im verflossenen Vereinsjahr eine gute, vielfach sogar eine sehr gute gewesen. Besonders das Weihnachtsgeschäft hat Wohl überall glänzende Umsätze gebracht. Auch jetzt noch dauert diese Hoch konjunktur an, die naturgemäß dadurch entstanden ist, .daß ent gegen der großen Warenknappheit in anderen Handelszweigen das Buch immer noch reichlich und zu verhältnismäßig billigen Preisen zu haben ist. Leider sind trotz der hohen Umsätze die Gewinne imVerlagwieimSortimentnicht ent sprechend gewesen, denn die dauernd steigende Spesenlast und die hohen Kosten der Lebenshaltung werden auch jetzt nur sehr wenigen gestatten, Rücklagen für Zeiten der Not zu machen. Denn die mageren Jahre werden im Buchhandel bestimmt kom men, sobald das Publikum seine Bedürfnisse nach Nahrung, Kleidung und sonstigen notwendigen Lebensgegenständen wieder befriedigen kann. Dann wird das Buch bei der allgemeinen Ver- 478 armung, der wir entgegengehen, noch mehr Luxusartikel werden als früher, und hinter anderen notwendigeren Bedürfnissen zu rücktreten müssen. Hoffen wir, daß diese Befürchtungen nicht eintreffen, und daß die weiten Kreise, die das Buch erst in den letzten Jahren lieben und kaufen lernten, dem Buchhandel weiter als Kunden treu bleiben. Der Vorstand hat mit Zustimmung der Berliner Vereini gung beschlossen, das durch den Tod unseres verehrten Kollegen Prager frei gewordene Amt des Vorsitzenden für die kurze Zeit der Amtsdauer Berlins nicht mehr neu zu be setzen. Der Schriftführer und der Schatzmeister haben die Ge schäfte bis heute allein fortgeführt. Die in der Hauptversammlung des Börsenvereins O.-M. 1918 angenommene N o t st a n d s o r d n u n g hat den seit 1. September 1917 vom Sortiment erhobenen Teuerungszu schlag, der bis dahin vom Börsenverein nicht geschützt werden konnte, nunmehr zu einem Gesetz des Börsenvereins erhoben. Danach ist jeder Buchhändler, sei er Verleger oder Sortimenter, verpflichtet, bei Lieferung an das Publikum diesen Zuschlag zu erheben. Leider sind uns vielfach Beschwerden zugegangen, daß einige Verleger bei direkten Lieferungen an das Publikum diesen Zuschlag nicht erheben. Wir hoffen, daß in Zukunft derartige Übertretungen der Notstandsordnung nicht mehr Vorkommen. In der O.-M. 1918 angenommenen Rotstandsordnung war vorgesehen, daß etwaige Ausnahmen von der Erhe bung des 10°/»igen Sortimenterteuerungszu schlags vom Vorstände des Börsenbereins nach Anhörung der Vorstände der großen buchhändlerischen Organisationen festge setzt werden sollten. Der Vorstand des Verbandes hat in einem Rundschreiben vom 1. Mai 1918 an die einzelnen Vereine be tont, daß er es für das Beste halte, wenn überhaupt keine Aus nahmen beschlossen würden, und hat deshalb den Vereinen mög lichste Zurückhaltung bei der Stellung von Anträgen auf Ge währung von Ausnahmen empfohlen. Die Versammlung, welche auf Einladung des Börsenvercins über die zur Notstandsordnung beantragten Ausnahmen beraten sollte, hat am 4. Oktober 1918 in Leipzig stattgefunden. Auf Grund der eingehenden Aussprache in dieser Versammlung hat der Börsenvereins-Vorstand folgende Bekanntmachung erlassen: »Der durch Bekanntmachung vom 29. April 1918 gemäß HK 1 und 2 der Notstandsordnung festgesetzte Teuerungszuschlag bleibt in Höhe von 10"/» bis auf weiteres bestehen. Nach Anhörung der Vorstände des Deutschen Verleger vereins/ des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine sowie der Deutschen Buchhändlergilde und des Vereins der Deutschen Musikalienhändler gibt der Vorstand bekannt, daß dieser Tcue- rungszuschlag nicht erhoben zu werden braucht, sofern es sich um Verkäufe handelt: 1. von Werken, deren Ladenpreise vor dem 8. Oktober 1918 durch Verträge oder behördliche Vorschrift festgesetzt sind, 2. von Zeitschriften, die in die Postzeitungsliste ausgenom men sind, 3. von Gegenständen des Buchhandels, die geschäftsüblicher weise nur direkt vom Verleger an das Publikum ver kauft werden, 4. die in oder nach Gebieten abgeschlossen werden, in denen sich Feldbuchhandlungsn befinden; und zwar solange, als die hierüber schwebenden Verhandlungen mit deii't Herrn Generalquartiermeister noch nicht zu Ende sind.«