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seinem eigenen Schaden den Verleger auf seinem irrigen Wege erhalten. Die Herren Verleger werden mir einwenden: 1) von 12 Thlr. ord. ist 3 Thlr. ein sehr genügender Gewinn; 2) die Herstellung der Werke ist zu theuer; 3) wird mau mir, persönlich werdend, vielleicht sagen: wir ver kaufen trotz deiner Einreden nnd verzichten gern auf deine Kundschaft. Wir müssen unser Geschäft schon selbst kennen. Zu 1) will ich mich neben dem Vorstehenden auf das Zeuguiß aller Herren Kunstsortimenter berufen, die meiner Ansicht sein werden, dabei aber noch erwähnen, daß ein Einhalten des La denpreises nicht allemal möglich ist; viele Handlungen haben ja ohnedies das Prinzip, den Kunden immer Rabatt zu gewähren. Ein Herr in Hamburg versendet sogar jährlich 12,000 Kataloge, in welchen er alle Prachtwerke 10°/g unter dem Ladenpreise ankündigt. Zu 2) verlange ich gar nicht, daß die Herren Verleger auf ihre Kosten den Rabatt erhöhen sollen. Was aber hindert beispiels weise Hrn. Reff, zu sagen: „Melusine, Photogr. Ausgabe, 15 Thlr. ord., 9 Thlr. netto"? Dem Sortimenter werden die 40gl» schon den Mund so wässrig machen, daß er sich für die 6 Thlr. so interessirt, daß er weit mehr absetzt, als wenn er zu 12 Thlr. mit 25 gl» kaufen soll. Und da, wie oben gezeigt, der Ladenpreis doch nur leerer Schall ist, weil die Herren Verleger auch Denen jederzeit liefern, die ihren Ladenpreis nicht achten, so bleibt es ja Jedem unbenommen, billiger zu verkaufen, falls er mit weniger Rabatt auszukommen meint. Zu 3) würde ich mir zu erwidern erlauben, daß ich nicht per sönlich werde und nicht für mich schreibe, sondern im allgemeinen Interesse zu arbeiten glaube, und daß man jederzeit besser thut, sich von Fachkcnnern belehren zu lassen, als dieselben zurückzu weisen. Erwähne ich bei dieser Gelegenheit noch die Rabattverhältnisse der gewöhnlichen Photographie-Ausgaben, so gelange ich bei densel ben zum gleichenResultat, wie bei denPrachtwerken. WclcherSorti- menter ist in der Lage, ohne geradezu Verlust zu erleiden, Photo graphien mit einem Rabatt von 33j/3°/o zu verkaufen? Die Masse des Neuerscheinenden, das große Sortiment, das am Lager bleiben muß, und die unverhältnißmäßige Zahl des Veraltenden macht, daß man bei diesem Rabatt nur für sein Lager arbeitet und daß, wenn man bei der Inventur-Aufnahme nach Verhältniß ab schreibt, man geradezu nichts verdient. Jeder Sortimenter wird die gleiche Klage führen. Und doch bringen namentlich zwei Münchner Herren Verleger immer unverhältnißmäßig theure Ausgaben mit 331/zgb- Doch das ließe sich zur Noth noch paralysiren. Wenn man seine Einkäufe auf das Nothwendigstc einschränkt, wie es nach den Klagen der Geschäftsreisenden auch allgemein zu geschehen scheint, und man lieber gelegentlich auf einen Verkauf verzichtet, so läßt sich leidlich auskommen. Aber ein Umstand ist bei diesen Verlagswerken, der ohne Wei teres zur Last der Herren Verleger geschrieben werden muß: das ist das Gelbwerden der Cartons. Am meisten tritt dieser Uebelstand bei den Blättern aus Frankfurt hervor. Die typographische Aus stattung der Frankfurter Cartons ist kein Vorwurf für die betreffen den Herren Verleger. Dieselbe beruht wohl in dem dasigen Drnck- geschmack. Aber der Carton ist so reine Holzstoffmasse, daß, wenn man ein Blatt auch nur 8 Tage im Fenster hat, dasselbe gelb ist. Nun versuche man beispielsweise ein Heuschel- oder Oppenheim- Album zu verkaufen nnd ein Blatt zu untermischen, welches im Fenster war; das Publicum, das selbst eine kleine Retouchcstelle nicht unbemäkclt läßt, wird dasselbe unfehlbar zurückschieben; und der Herr Verleger? — nun der hat das Blatt ja baar verkauft. > Nächst den Frankfurter Bildern sind es die des Hrn. I. Albert in München, welche an Holzstoff kranken. Abzuhelfen wäre diesem Uebelstand nur dadurch, daß die Herren, wie Hr. F. Bruckmann cs schon lange thut, gegen einen gewissen Preis alte Blätter auf neuen Carton spannten. So wie die Sachen jetzt liegen, ist der Photogra phiehandel gleichbedeutend mit Schaden machen. Fasse ich das, was ich zu sagen mir erlaubte, in ein kurzes R(-- sumö zusammen, so muß das dahin lauten, daß die Herren Verleger in ihrem eigenen Interesse bei Herausgabe von neuen Werken und Blättern darüber Nachdenken sollten, ob bei ihren Preisen und Be dingungen und bei der ungünstigen Lage des Photographiegeschäfts der Sortimenter existiren kann; — daß sic die Preise ihrer Pracht werke nicht unter 33^gb Rabatt, die ihrer Einzelphotographien nicht unter 40 U und 13/12 einrichten sollten ; und daß sie sich be reit erklären sollten, beschädigte Blätter gegen einen Ersatz, der Druck und Auslagen deckt, umzutauschen. Nur unter solchen Be dingungen kann das Sortimentsgeschäft gedeihen und empfehle hier für die Nachahmung des Beispiels des Hrn. Bruckmann, der bereits seit langer Zeit durch reichlichen Rabatt, vorzügliche Ausstattung und coulantes Entgegenkommen bei Austausch vergilbter Exemplare das beste Geschäft dieser Art in Deutschland sich erworben hat. Hamburg, September 1874. L. H. Spiro. Miscellcn. Notiz für die Herren Sortimenter. — Die Verschrei bungen, die mittelst directer Bücherbestellzettel von Leipzig gemacht werden, um von dort entweder direct ausgeführt oder mit dem nächsten Eilballen expedirt zu werden, sind in der Regel an de» Commissionär des Verlegers adressirt. Das ist falsch und hat nicht den beabsichtigten Erfolg, denn der Commissionär des Verlegers, kann das Buch weder direct senden, noch extra austragen lassen, weil ihm Niemand die Mühe dieser besonder» Arbeit lohnen würde. Der Sortimenter schicke also derartige directe Zettel an seinen eignen Commissionär und empfehle sie diesen« zur directen Uebersendung oder für den und den Ballen, das ist der einzige Weg, seine Bestel lung in der gewünschten Weise ausgeführt zu sehen. Für die preußischen Herren Collegen.— Manche von un ser» College» dürsten übersehen haben, von der Post den Stempel betrag für ganzjährig abonnirte Journale, namentlich Börsenblatt, zurückzuverlangen, wozu es nur eines einfachen Gesuches an die be treffende Postanstalt bedarf. Ich habe auf das Börsenblatt soeben 17^ Sgr. zurückbezahlt bekommen. 0. Auf Anregung des neunten Deutschen Journalistentages in Baden-Baden wird unter Redaction von vr. Paul Wislicenus (Redacteur der „Literatur") in Leipzig ein vorläufig monatlich, in der Stärke eines halben Quartbogens erscheinendes Blatt heraus gegeben werden, welches unter dem Titel: „Journalistische Mit teilungen" (Preis jährlich 1 Thlr.) einen Sprechsaal für die Interessen des Deutschen Journalistentages bilden, die Publicationen des Vorstandes, der Zwcigvcreine, der Commissionen und der Spe cialreferenten des Deutschen Journalistentages bringen und durch Beigabe von Annoncen den Geschäftsverkehr der Zeitungen und Journalisten erleichtern soll. Pcrsonalnachrichten. Herrn I. H. Webel in Leipzig ist in Anerkennung des Werthes der in seinen, Verlage erschienenen „Allgemeinen Militär-Encyklo- pädie" von dem Könige von Schweden die große goldene Medaille ! „In sui insmoriam" verliehen worden.