Volltext Seite (XML)
MsmbMfck-mDklMkll ViMunM Nr. 178 (N. 83) Leipzig, Dienstag den 4. August 1938 183. Jahrgang Die Buchspende des deutschen Schrifttums Von Karl L. Bischofs (Berlin) Für ausländische Leser dieses Blattes wird ein Wort über den Sinn einer großen Buchspcndc des deutschen Schrifttums zur Er klärung notwendig sein. Zwar handelt es sich bei dieser Buchspende um ein rein innerdeutsches und wahrscheinlich in dieser Weise auch nur in Deutschland durchführbares Werk, aber bei der übernatio nalen Anteilnahme, die zu der Würde gerade der echten, nationalen Buchhändler gehört, wird ein solches umfassendes, dem Buch die nendes Werk über die Grenze seiner engeren Bestimmung hinaus interessieren. Es muß klar vorausgeschickt werden, daß diese Spende untrenn bar ist von der neuen Formung deutschen staatlichen Lebens seit 1933, Die sich in langer Zeit und über viel Mühen und Nöte, über wirtschaftliche und seelische Erschütterungen hinweg, durch politische Trost- und Hoffnungslosigkeit hindurch vorbereitete und schließlich allein in der Persönlichkeit von Adolf Hitler verkündete Neugestal tung des großen in der Mitte Europas gelegenen deutschen Volkes hat zum Ziele nicht etwa das Staatsvolk z, B, antiken Ge präges, sondern den neuen Volksstaat, Dieser Staat ist ein deutig auf eine Gemeinschaft und nicht auf eine Herrschaft gegründet. Für eine solche Gemeinschaft aber, die sich nicht lediglich in der gleichen Farbe des Tuches oder etwa einer bestimmten Art von Krawatte oder auch einer sprachlichen, gesellschaftlichen Eigenart be kunden kann und die in einer Zeit heftigster Bedrohung, nach größter politischer Zerrissenheit entstand, ja geradezu der Nachfolger der denk bar größten Zerrissenheit gemeinschaftlichen Lebens war, ist Opser- sinn nicht allein Prüfstein ihrer Kraft, sondern er ist der lebendigste Ausdruck der Betätigung dieser Gemeinschaft, ihrer Ver wirklichung und damit ihres Daseins überhaupt. Eine Gemein schaft verkörpert sich in der Tat erst durch die Härte ihrer Art, Man muß diesen volksstaallichen Gedanken immer wieder sehen, wenn man die neueste deutsche Geschichte betrachtet, und findet in diesem Gedanken die tiefsten Erklärungen, Es ist zuzugcben, daß der Weg zum Volksstaat nicht der einfachste aller politischen staatsbildcn- dcn Wege ist. Aber ob man den leichteren oder schwereren Weg wählt, bestimmt ja in erster Linie nicht etwa ein Wille oder gar ein Or ganisator, eine Einsicht oder eine Organisation, sondern er ist zunächst durch das Ziel gegeben. Ihm dienen Wille, Organisation und Leben. Dieses deutsche Ziel heißt: in einer Gemeinschaft, die alle ein- bczicht, den höchsten Gütern und mit diesen höchsten Gütern dem Frieden zu dienen. An den deutschen Fahnen hängen in harten Schicksalen erworben alle Würden, die ein Schlachtengott je ver teilen und ein Heer je gewinnen kann. Es hängen dort auch die Bänder stolzer Taten auf allen Gebieten des Geistes-, des Kultur- und des Forschungslebens. Ihre Verteidigung ist nur durch neue Taten auf diesem Gebiet möglich. Würde das neue Deutschland etwa den Krieg als irgendein politisches Ziel wünschen, es könnte einen leich teren Weg gehen als den, welchen es wählte. Es brauchte bei der gewaltigen organisatorischen Kraft, die in ihm steckt, sicher nicht die Mühen auf sich zu nehmen, die es sich machte, es könnte sich als Staats volk leichter denn als Bolksstaat mobilisieren, und noch leichter wäre cs, Krieg mit der alten Form kriegführender Staaten, dem ge kauften Soldaten, zu führen. Einem Volke jedoch, das den Frieden auf seinem Panier stehen hat, wird kaum ein Weg zu schwer sein, um diesem Ziel zu dienen. Wollten wir nicht diesen Frieden heißen Herzens, es würde uns niemals einfallen, etwa Gottfried Kellers Gedichte in einer schönen Ausgabe und Conrad Ferdinand Meyers Erzählungen oder Shakespeares Werke oder die Bücher der großen nordischen Dichter, Selma Lagerlöfs Christuslegenden neben Dickens Werken gerade an die ärmsten unter den Volksgenossen zu geben. Die Buchspende des deutschen Schrifttums war vor ihrer Ge meinschaftstat eine Friedenstat, Das ist sowohl ihr national sozialistischer als auch ihr übernationaler Gehalt, Mit ihr hat sich als erster Staat der Welt Deutschland dazu bekannt, daß der ärmste An gehörige des Volkes, dem ein bitteres Schicksal verwehrt, außerhalb der öffentlichen Büchereien Einblick in die geistigen Leistungen der Völker zu nehmen, das Recht aus diesen Anteil hat. Mit ihr haben sich aber auch das deutsche Volk und die deutsche Öffentlichkeit erneut zu dem Gut bekannt, daß im Buche mehr und dauernder aufbewahrt ist als in den meisten anderen Verkörperungen kultureller Leistung, Neben der Musik ist das Schrifttum wesentliches und unersetzliches Rückgrat deutscher Kultur überhaupt. Keiner darf in Deutschland wirtschaftlich zu arm sein, um ein Buch zubesitzen. Das Buch ist uns eine Notwendigkeit und nicht ein Luxus des Lebens. So war die Versorgung gerade auch der armen, geistig hun gernden Volksgenossen mit guten Büchern eine folgerichtige Er gänzung der großen öffentlichen Buchwerbungen in Deutschland, vor allem der »Woche des Deutschen Buches«. Durchgesührt konnte eine solche Spende allerdings erst dann werden, wenn erstens für die allerdringendsten Bedürfnisse mensch lichen Lebens, für Essen, Heizung und Kleidung gesorgt war, und zweitens dadurch, daß das Volk an die Quelle und die Frische des Lebens unmittelbar herangesührt worden war, Gefahren gebannt waren, die dann im Buche liegen, wenn es lediglich zum Ersatz und nicht zur Steigerung des Daseins, lediglich zur Ab- oder Abcnd- und nicht zur Lebensspannung führt. Erst nach den großartigen Erfolgen des deutschen Winterhilfswerkes in den letzten Jahren schien der Weg für eine Gabe an die armen Volksgenossen offen, die neben Kohle, Anzug, Brot und Fett zu den Bedürfnissen des Daseins zählt. Gleichzeitig ist der heutige deutsche Leser nicht verrannter Stuben hocker, Der organisatorischen Vorbereitung der Schrifttumsspende I93S auf l!)3S blieb nur kurze Zeit, Es schien zunächst überhaupt die Frage, ob sich —Staatsrat Hanns Johst war am l, Oktober 193ö Gehilfenprüfling Gau Köln-Aachen Ende September 1938 findet in Köln eine Gehilfenprüsung statt für Lehrlinge, die bis zum 31, Dezember 1938 ihre Lehrzeit beenden. Der genaue Termin wird den einzelnen Firmen und Prüflingen rechtzeitig mitgeteilt, Meldungen sind bis spätestens iS, August 1936 (unter Beifügung von letztem Schulzeugnis, Lehr vertrag, Bescheinigung über den Besuch der Reichsschule und einem Bericht des Lehrhcrrn über Eignung und Leistung des Lehrlings) durch die Firmen an den Unterzeichneten einzureichen. Wenn ein Prüfling die Reichsschule noch nicht besuchte, ist genau anzugeben, für welchen Kursus die Einberufung vorliegt, Köln, 1. August 1936. Adolf Gondrom als Vorsitzender des Prüfungsausschusses 881