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Skr. SS. // »jährlich frei^Scjchäftsstelle od^ 36^Nark bei^ostü^erwcijung ^ ^r^/, 6. 17^M^ statt 18 M. Stc^engejuche werden mit 10 Pf. pro » lib L i i d d b d. ^ O ! UlAMümLLWrKMrÄrüiöeMAWnB'WUM^^^ Leipzig, Montag den i. Mat 1916. 83. Jahrgang Redaktion Reichsbuchwoche. Buch -Woche! — Reichs -Buchwoche! — Eine Woche also, die dem ganzen deutschen Volke Gelegenheit geben und ihm die Pflicht ans Herz legen soll, dasjenige Erzeugnis deutschen Geistes, deutscher Kultur, deutschen Fleißes, dem wir zu einem nicht kleinen Teile die Erfolge unserer Waffen verdanken, das deutsche Buch, den tapferen deutschen Jungen an der Front, in den Lazaretten und in den Soldatenheimen in reicher Fülle zur Verfügung zu stellen. Diese »Reichsbuchwoche« soll dazu beitragen, den Mann schaften die Mühen und Gefahren der schweren Kämpfe, der harten Arbeit in den kurzen Erholungspausen vergessen zu machen. Sie soll Ähnliches leisten wie die Kriegsanleihen, nämlich die Mittel liefern zum Durchhalten, zur Kräftigung der Nerven unserer oft übermenschlich angestrengten Feldgrauen, was ebenso wichtig ist wie die Sorge um das materielle Wohl, um Ernährung, Kleidung und Munition. Zur Erreichung des gesteckten Zieles bei den Kriegsanleihen haben die maßgebenden Männer die richtigen Wege gefunden, sie haben cs nicht nur verstanden, die reichen und wohlhabenden Kreise zur Zeichnung heranzuziehen, sondern gerade die kleinen Leute. Auch für die Reichsbuchwoche müssen die Kreise ge wonnen werden, die sonst dem Buche kühl gegcnüberstehen. Vor gearbeitet haben da in hervorragender Weise die Verleger all der vielen billigen Volksausgaben, die nicht nur reine llnter- haltungsliteratur, sondern auch Bücher bildenden und belehren den Inhalts zu vielen Hnnderttauscnden im Volke verbreiteten. Ihnen allen ist es zu danken, daß das Buch nicht mehr fremd ^ und mit Scheu betrachtet wird, sondern etwas Vertrautes und Wünschenswertes auch für den einfachen Mann geworden ist. Man wird für die Reichsbuchwoche die Massen in ähnlicher Weise wie für die Kriegsanleihen mobil machen müssen, und das wird gelingen, wenn man es verficht, die Hilfe der Presse zu gewinnen und ihr die nötigen Fingerzeige zu geben. Zwischen Buchhandel und Presse bestehen so viele Beziehungen, daß cs Wohl nicht schwer fallen dürfte, das gesteckte Ziel zu erreichen, cs sei aber hervorgehoben, daß nicht ein einmaliger Hinweis Erfolg schaffen kann, sondern daß nur tägliches, unausgesetztes Aufmerksam machen aus die Bedeutung der Büchersammlung für das Heer zum Ziele führen wird. In den meisten Fällen wird diese Lie- bes-Wcrbcarbeit von der Presse Wohl gern ohne Entgelt ausge führt werden, besonders die Lokalzeitungen, die engere Fühlung mit ihren Orts-Buchhandlungen haben, werden sich nicht sträu ben und eindringlich ihre Leser zur Beteiligung an dem guten Werke auffordern. Die Verleger werden für diese Woche nicht mit Anzeigen sparen dürfen, es liegt das aber so sehr in ihrem eigene» Inter esse, daß darüber kein Wort zu verlieren ist. Sache des Sortiments wird es sein, das durch die Zei tungen aufmerksam gemachte Publikum, die breiten Massen, durch geeignete Ankündigungen zu sich heranzuziehcn und ihm mit Rat und Tat zur Hand zu gehen. Für die Allgemeinheit dürfte es sich empfehlen, gute Bücher aus den vielen billigen Sammlungen in Vorschlag zu bringen. Unterhaltungsschriften solle» volks tümlich und gesund patriotisch sein, gute humoristische Bücher, eller Teil. auch Anekdoten-Sammlungen werden mit großer Freude begrüßt werden, geistig anregende und belehrende Schriften werden zahl reichen Heercsangehörigen hochwillkommen sein; jedenfalls wolle man für möglichst reiche Abwechselung Sorge tragen. Im Interesse der Sortimenter wird es liegen, möglichst viele der Spender für allgemeine Zwecke zu veranlassen, auch die eigenen Angehörigen im Heere recht reichlich mit Bücherdarbrin gungen zu bedenken. Hierbei kann dann dem Wesen der Persön lichkeit in weitestem Maße Rechnung getragen werden. So weit wird man freilich nicht gehen dürfen, wie es vorgekommen sein soll, daß man Fachliteratur ins Feld schickt; zu deren Studium, wie überhaupt zum Studium werden Umgebung und Stimmung cs kaum kommen lassen. Es ist zu hoffen, daß die Reichsbuchwoche gute Ergebnisse haben wird und daß den Sammelstelle» gewaltige Büchermengen zugcfllhrt werden können. Dann beginnt die große Arbeit der Verteilung. Bei der riesigen Anzahl der ins Feld gesandten Truppeneinheiten wird eine einigermaßen gerechte und gleich mäßige Zuteilung erheblichen Schwierigkeiten begegnen und nur unter sach- und fachkundiger Mitwirkung zu ermöglichen sein. Damit wird aber der »Gesamtausschuß zur Verteilung von Lese stoff im Felde und in den Lazaretten- gewiß fertig werden, und wir dürfen erwarten, daß überall — bei allen Regimentern und Gruppen in kurzer Zeit Bibliotheken vorhanden sein werden, die der liebevollen Leitung und Verwaltung eines Jüngers unserer Znnst, deren Vertreter Wohl kaum in irgend einer For mation fehlen, übergeben werden können, i Unser Wunsch ist der, daß der Reichsbuchwoche ein voller Erfolg beschieden sei, daß Verlag und Sortiment in dieser harten Zeit für ihre Mühen um die Durchführung der Veranstaltung eine angemessene Entschädigung finden mögen. Unfern tapfer» Volksgenossen im Heere aber sei diese Woche und ihr Erfolg ein Zeichen, daß die Daheimgcbliebenen ihrer in steter Dankbarkeit und Treue gedenken. Spremberg (früher Riga). Georg Jonck. Das Buch und der Krieg. »Wer sich in einem Element bewegen will, wie es der Krieg ist, darf durchaus aus den Büchern nichts mitbringen als die Erziehung seines Geistes. Bringt er fertige Ideen mit, die ihm nicht der Stoß des Augenblicks eingegeben, die er nicht aus- feinem eigenen Fleisch und Blut erzeugt hat, so wirft ihm der Strom der Begebenheiten sein Gebäude nieder, che es fertig ist.« Dieses Wort des großen Lehrmeisters b. Clausewitz scheint im ersten Augenblick eine Herabsetzung des Buches zu enthalten. Wenn man aber darüber nachdenkt, was »Erziehung des Geistes« für den Soldaten bedeutet, so kommt man erst klar zur Erkenntnis, welche große Bedeutung das Buch auch in militärischer Hinsicht hat. Sei» Wert hängt aber wie immer, so auch hier von der Kraft des Lesers ab: nicht Wisscnskram darf aufgestapelt werden, sondern jede in einem Buche niedergelegtc Erfahrung muß vom Leser so verarbeitet sein, daß sie nicht als Vorurteil den Weg SOS