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1166 Nichtamtlicher Teil. 35, 11. Februar 1899. Wissenschaft» ans den 1. Mai 1324 zu einem pvetischen Wettstreite nach Tonlonse, bei dem der Sieger mit einem goldenen Veilchen belohnt wurde. Seitdem hielt sich die Sitte, wenn auch teilweise unter veränderten Formen, Jahrhunderte lang und besteht heute noch. Ursprünglicher indes hat sich die Filialgesellschaft zu Barcelona bis auf die heutige Zeit erhalten, und nach dem Muster dieser kata tonischen Jochs Florals hat auch Fastenrath, der treffliche Kenner spanischer Sitte und spanischen Lebens, seine Stiftung gestaltet. Die Kölner Blumenspiele bezwecken die Förderung der Poesie, des Humors und der Novellette unter den Dichtern und Schriftstellern Rheinlands und Westfalens. Ihr Wahlspruch soll sein: Vaterland, Glaube Liebe. Die jährliche Preisvcrteilung soll mit einer Festlichkeit verbunden werden, und zwar soll das Fest der Blumen- spielc am ersten Sonntag im Mai stattfinden. Die Sieger empfangen aus den Händen der Dame, die zur Königin des Festes ernannt worden ist und die auf blumengeschmücktem Throne sitzt, ihren Preis. Die Prcisbewerber müssen im Rheinland oder in Westfalen geboren sein oder in einer der Provinzen ihren stän digen Aufenthalt haben. Außerdem werden auch die Mitglieder der Literarischen Gesellschaft ungeachtet ihres Wohnsitzes zur Preisbewerbung zugelassen. Die preisgekrönten Arbeiten sollen von den Verfassern oder von dazu ausersehenen Künstlern vor geladenem Publikum vorgelesen und die mit Preisen ausgezeichneten Arbeiten jährlich in einem Buche veröffentlicht werden. Die Preise sind ordentliche und außerordentliche. Zu den elfteren gehört die goldene Kornblume im Werte von 100 welche für das beste Vaterlandsgedicht bestimmt ist. Dem Dichter des besten religiösen Gedichtes ist ein goldenes Veilchen im Werte von 100 ^ gewidmet. Der beste Troubadour, d. h. wer das beste Liebesgedicht verfaßt, erhält lebende Blumen mit gestickter Schleife und damit das Recht, die Königin des Festes zu ernennen, der er die Blume samt Schleife überreicht. Weitere zwei Preise, eine goldene wilde Rose und eine goldene Rebenblüte im Werte von je 100 erhalten die Verfasser der besten Novellette und der besten Humoreske in Prosa oder Vers. Keine dieser Arbeiten darf dreitausend Worte iibersteigen. Außerordentliche Preise sind diejenigen, die von Vereinen oder Privatpersonen außer den genannten ordentlichen Preisen gestiftet werden. Das erste Blumenspiel in Köln findet am Sonntag, 7. Mai 1899, um 12 Uhr mittags statt, wobei die preisgekrönten Arbeiten vor ge ladenem Publikum vorgelesen werden sollen. Die Bewerber um den Preis des Vaterlands-, des religiösen und des Liebesgedichtes, sowie der Novellette und der Humoreske habe ihre Arbeiten bis spätestens 15. März an Hofrat vr. Johannes Fastenrath, Köln, Christophstr. 12, einzusenden. Die Arbeiten dürfen nicht eigen händig geschrieben sein und müssen ein Motto tragen, das auch auf dem beigefügten geschlossenen Kuvert (das den Namen des Ver fassers birgt) stehen muß. Aus Posen. — Aus Posen wird unter dem 8. Februar gemeldet: In der heutigen Stadtverordnetenversammlung wurden die Verträge mit der Staatsregieruug über die Errichtung des neuen Museums, der Kaiser-Wilhelm-Bibliothek und des hygieni schen Instituts beraten. Die Baukosten des Museums sind auf 875000 die der Bibliothek auf 549000 veranschlagt, von denen staatlicherseits für das Etatsjahr 1899 als erste Rate 200000 bez. 250000 bereitgestellt werden. Die Stadtver ordneten nahmen gegen vier polnische Stimmen die Verträge an. Die Bauausführung wird schon in diesem Jahre in Angriff ge nommen werden; die Fertigstellung und Eröffnung dürfte ini Jahre 1901 zu erwarten sein. Personalnachrichten. Wilhelm Jordan. — lieber die Feier des achtzigsten Ge burtstages des Dichters vr. Wilhelm Jordan in Frankfurt a/M. am 8. d. M. wird noch folgendes mitgeteilt: Schon früh fanden sich in der Wohnung des Dichters zahlreiche Freunde ein. Als erster nahm Polizeipräsident von Müffling das Wort und überreichte dem Dichter den Roten Adlerorden dritter Klasse. Oberbürgermeister Adickes überbrachte den Glückwunsch der Stadt Frankfurt und teilte mit, daß auf Beschluß der städtischen Behörden die Büste des Dichters in der Stadtbibliothek aufgestellt werden solle. Gymnasialdirektor Professor Reinhardt übergab im Namen eines Komitees, das sich gebildet hatte, um den Ge burtstag des Dichters würdig zu begehen, den Ertrag einer unter dessen Freunden und Verehrern veranstalteten Sammlung als Ehrengabe in Höhe von 40000 Rechtsanwalt Benkard und Professor Valentin sprachen im Namen des freien deutschen Hoch stifts, Redakteur Hoerth für den Frankfurter Journalisten- und Schriststellerverein unter lleberreichung einer vom Meister Leopold Bode künstlerisch ausgcführten Adresse. Auf jede einzelne Ansprache antwortete der Dichter, der sich seltener Frische erfreut, mit herzlichen, humorvollen Worten. Bei dem Festbankett feierte der Oberbürger meister Adickes den Jubilar, worauf dieser in humorvoller Weise erwiderte und Erinnerungen aus seinem Leben brachte. Während des Festmahls wurden die überaus zahlreich eingegangenen Glück wunschtelegramme verlesen, unter denen sich solche vom Grotz- herzog von Baden, vom Präsidium des deutschen Flottenvereins, von Dichtern, Gelehrten und anderen befanden. Vorher fand im Frankfurter Schauspielhause in einer Festvorstellung die Auf führung von Jordans Lustspiel -Durchs Ohr» statt, die dem greisen Dichter reiche Ehren brachte. Achtzigster Geburtstag. — Herr Privatier Fedor Pohl in Amberg, der als früherer Besitzer der Fedor Pohl'schen Buch handlung daselbst (nunmehr Carl Mayr) und als Gründer des jetzt in München unter der Firma Eduard Pohl's Verlag von seinem Sohne geführten Verlagsgeschäftes in buchhändlerischen Kreisen bestens bekannt ist, feierte am 5. Februar in voller geistiger und körperlicher Frische sein achtzigstes Geburtsfest. Sprech Direkter Vertrieb und Preisunterbietung des Verlegers. Durch Zufall erhielten wir Kenntnis von einem Rundschreiben der Firma Emil Hübners Verlag in Bautzen, das, nach der mit abgedruckten Bestellliste zu schließen, an sämtliche landwirtschaft liche Vereine in Deutschland und Oesterreich direkt unter Kreuz band verschickt worden ist. Das Rundschreiben lautet: -Hochgeehrter Herr Vorsitzender! -Mein Angebot, die neue Auflage von Walthers landwirtschaftl. Tierheilkunde an die landwirtschaftlichen Vereine gebunden statt 4.50 für nur 2.40 zu liefern, ist von zahlreichen Vereinen benutzt worden, so daß die Auflage nahezu erschöpft ist. -Es macht sich demnach ein unveränderter Neudruck not wendig, und komme ich dadurch in die angenehme Lage, Ihrem geschätzten Verein obiges Angebot wiederholen zu können. «... Es dürfte im Interesse eines jeden Vereins liegen, dieses günstige Angebot rechtzeitig zu benutzen, und bitte ich höflichst, möglichst bald mir angeben zu wollen, ob und wie viele Exemplare für die Bibliothek und die Mitglieder ge wünscht werden. s a a l. -Ein Probeexemplar geb. statt 4,50 mit Porto für 2,70 gestatte ich mir beizufügen. Bei Bestellung von 10 Exemplaren an überlasse ich dasselbe gratis der Vereins bibliothek. -Bautzen in Sachsen, im September 1898. -Mit vorzüglicher Hochachtung Emil Hübners Verlag.» (Folgt ein Auszug aus den Urteilen der Vereine und den Bestellungen.) Der Sortimenter dagegen erhält 25"/, vom Ladenpreise!*) Der Provinzialverein der Schlesischen Buchhändler. Anmerkung als Entgegnung. *) und 10"'o Inkassospesen für Bestellungen, welche mir durch die Vermittlung des Sortiments von landwirtschaftlichen Vereine» zum Vorzugspreis eiugesandt worden sind, was vielfach geschehen ist, ohne daß die betreffenden Sortimenter an »reiner Manipulation Anstoß genommen haben. Bautzen, 9. Februar 1899. Emil Hübners Verlag.