Redaktioneller Teil. Bekanntmachung. Nach vorangegangenem schriftlichen Gedankenaustausch hat sich der Vorstand des Börsenvereins unter Teilnahme des Vorstehers des Deutschen Verlegervereins und Hinzuziehung anderer Sachverständigen in seiner heutigen Sitzung mit dem Dürerbund-Unternehmen (vgl. den Aufsatz von Avenarius: Mittelstelle für Volksschriften im Kunstwart XXVI, Heft 14) beschäftigt. Der Vorstand des Börsenvereins stellt im Anschluß an diese Beratung folgendes fest: 1. Der im Börsenverein vertretene deutsche Verlagsbuchhandel ist ebenso bestrebt, die Herstellung der Schund literatur zu bekämpfen, wie es der deutsche Sortimentsbuchhandel ist, sie von seinen Auslagen und Vertriebs stellen fernzuhalten. Infolgedessen ist auch der Vorstand des Börsenvereins beim Kampfe gegen die Schundliteratur sogleich in die vordersten Reihen getreten und wirkt noch heute tatkräftig bei ihrer Be seitigung mit. 2. Das von dem Dürerbund in Anspruch genommene von unbekannten Personen ausgeübte Zensorenamt muß der Vorstand des Börsenvereins als eine unerträgliche Bevormundung des Verlagsbuchhandels und seiner Autoren, sowie als eine Gefährdung großer Kapitalien ansehen, die in Unternehmungen festgelegt sind, deren Verleger nicht willens sind, sich der Zensur des Dürerbunds zu unterwerfen, zumal diese in sach gemäßer Weise von einer bestimmten Stelle aus bei der großen Zahl der in Frage kommenden Bücher gar nicht ausgeübt werden kann. 3. Der Vorstand des Börsenvereins muß es auch als eine schwere Schädigung und als einen Eingriff in die Rechte des Buchhandels ansehen, daß die mit dem Dllrerbund-Unternehmen verbundene Vermehrung sogenannter Auchbuchhändler (Bahnhofswirte, Restaurateure usw.) dem schwer um seine Existenz kämpfenden Sortiments buchhandel neue Schwierigkeiten schafft, ohne daß daraus dem Publikum irgendwelche Vorteile erwachsen. 4. Der Vorstand des Börsenvereins betrachtet es als eine Gefahr, daß das mit dem Dürerbund-Unternehmen angestrebte Monopol und die mit ihm verbundene Vermittlungsstelle den Preis der billigen Volksliteratur verteuern. Zusammenfassend kann der Vorstand des Börsenvereins mithin in den Versuchen, dem Dürerbund-Unternehmen Eingang zu schaffen, nur eine Veranstaltung erblicken, die geeignet ist, den deutschen Gesamtbuchhandel sowohl materiell als auch in seinem Ansehen schwer zu schädigen, ohne den Interessen des bücherkaufenden Publikums zu nützen, ganz abgesehen davon, daß er dar Unternehmen praktisch nicht für durchführbar hält. Leipzig, den 16. Mai 1913. Der Vorstand des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig Karl Siegismund. Georg Krehenberg. Curt Fernau. Artur Seemann. Max Kretschmarin. Oscar Schmort. Börsenblatt flr den Lenlsche» Buchhandel. SU. gahrganu. 677