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3220 Börsenblatt f d. Dtschn. Buchhandel. Künftig erscheinende Bücher. 59, 14. März 1910. Verlag für Litteratur und Kunst Albert Langen München Die „Neue Preußische (Kreuz-) Zeitung", Berlin, schreibt: Berlin, I. März. Für das unter dem bezeichnenden „März" Titel zu München erscheinende Organ der Simplizissünusdeniokratie hat sich zum lebhaften Bedauern weiter Kreise der frühere Staatssekretär Graf v. Posadowsky einfangen lassen. Er hat dieser Zeitschrift einen Aufsatz geliefert („Innere Reichspolitik"), der von ihr nun, wie »orausgesehen werden konnte, kräftig zur Reklame ausgenutzt wird. And wenn es nur das wäre! Wenn Graf v. Posadowsky sich nur, wir nehmen an: unbeabsichtigt, zum Köder für dieses Blatt hergegeben hätte! Der Aufsatz des früheren Stellvertreters des Reichskanzlers hat aber noch eine ganz andere, doch wohl kaum beabsichtigte Wirkung, nämlich die, dem jetzigen leitenden Slaatsmanne Steine in den Weg zu legen, die demokratisch-sozialdemokratische Opposition zu stärken, ja in Süddeutsch!«»!) und selbst im Auslände gegen Herrn v. Bethmann-Hollweg Stimmung zu machen. . . . ,Die Hilfe", Berlin, schreibt: Posadowsky gegen Bethmann. Es erschien immer bedauerlich, daß im Gegensatz zu den parlamentarisch regierten Ländern bei uns in Deutschland frühere Minister sich in den Schmollwinkel zurllckzuziehen pflegen, statt mit ihren Kentnisscn und Erfahrungen auch fernerhin, nun als einfache Bürger, dem Volke und dem Staate zu dienen. Graf Posadowsky scheint mit diesem Brauch brechen zu wollen. Schon wiederholt, so be sonders auf dem Evangelisch-sozialen Kongreß in Hcilbronn, hat er seine Stimme zu den Gegenwartsfragen hören lassen und dabei das Ohr der Nation gefunden. Jetzt eben ergreift er in der oppositionellen Münchener Monatsschrift „März" das Wort und bespricht in formal zurückhaltender, sachlich aber deutlicher Sprache die innere Rcichspolitik. Er tadelt die verstimmende Art und Weise, mit der die preußische Regierung etwas gewalsam die Schisfahrtsabgaben durchzudrücken suchte, und bespricht dann die preußische Wahlrechtsfragc.... Wir sind der Ansicht, daß die Entscheidung für jeden denkenden Buchhändler nicht schwer fallen kann. Wir brauchen nur Namen wie Björnstjerne Björnson, Staatsminister a. D. Pierre Baudin, Geheimrat Lujo Brentano, Graf Fleury, Anatole France, Minister a. D. Poes Guyot, Knut Hamsun, Graf Loensbrocch, Staatsminister a D. Or. Sigurd Ibsen, Jean Iaures, Sclma Lagerlöf, Professor von Liszt, Friedrich Naumann, M. I. Nowikow, T Parlamenghi-Crispi, Friedrich Payer, Camille Piccioni, Graf de Pourvourville, Francis de Presscnse, Bernard Shaw, Geheimrat Ernst Schweninger, Emile Vandervelde, Henry Graf de la Vaulx, Booker T. Washinton zu nennen, um nachzuweisen, daß Köpfe von europäischem Ansehen zu den Mitarbeitern des „März" zählen, und daß auch Staatsminister darunter keine ungewöhnliche Erscheinung sind. Die Behauptung der „Krcuzzeitung", daß der „März" den Aufsatz des „cingcfangcncn" (!) Grafen Posadowsky, kräftig zur Reklame ausnützt, ist natürlich vollständig aus der Luft gegriffen. Graf Posadowsky, der in der Denunziation in versteckter Weise vor einem zweiten Fehltritt gewarnt wird, wußte als ständiger Leser unseres Blattes, in welche Gesellschaft er sich begab, als er für den „März" schrieb. Es ist die denkbar beste. Daß der „März" kein Parteiblatt ist, dürste hinlänglich bekannt sein. Der „März" will gerade im Sinne der Ausführungen der „Hilfe" und nach dem Vorgänge großer ausländischer Revuen, Männern, die etwas zu sagen habe», als Sprachrohr dienen. Er läßt die Eigenart gelten, wenn sie nur bedeutend ist, und gerade dadurch hat sich der „März" seinen hohen Rang unter den europäischen Revuen erobert. München, im März 1910.