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Nr. 6 Der Radfahrer 99 Die Bannerweihe des Bezirkes Zittau am 5. Mai und Der Große Opel-Preis von Sachsen 208,2 km. am k. Mai 1928. Der schon seit dem Jahre 1892 bestehende Bezirk Zittau hatte bis dato noch kein Banner. Kein Wunder, daß das Streben danach immer sehnlichster Wunsch wurde, und wo ein Wille, da ist auch ein Weg. Dank der Gebefreudigkeit der Bezirksmitglieder, insonderheit der Kameraden Peukert und Klözer, war endlich der benötigte Betrag bereitgestellt, und das Banner konnte der Loburger Fahnenfabrik in Auftrag gegeben werden. Am Sonnabend, den 8. Mai waren die Be zirkskameraden und viele Ehrengäste, sowie Vertreter befreundeter Korporationen in den Lindensälen versammelt, um der neuen Fahne zur feierlichen Weihe das Geleit zu geben. Von den Herren des Bun desverwaltungsrates waren vertreten die Herren Padberg und Rath stock, Dresden, Landgraf, Leipzig, Kietz, Auerbach, sowie der Ehren vorsitzende des Bezirks Zittau, Karl Simon. Der Bezirk Dresden hatte seinen Vorsitzenden, Fritz Schneider, entsandt, um die übernom mene Patenstelle zu vertreten. Auch der Bundesgeschäftsstellenleiter, Adler, Leipzig, war anwesend. Der Bezirksvorsitzende, Gustav Schu bert, begrüßte im Namen seines Bezirks alle Festteilnehmer aufs herz lichste und wies besonders darauf hin, daß am heutigen Tage endlich das in Erfüllung gehen solle, was seit Jahrzehnten schon immer sehn lichster Wunsch aller Kameraden sei. Die Weihe des Banners nahm das Bundesehrenmitglied, der frühere Bundespräsident, Gustav Bau mann, vor. Unnötig zu sagen, daß er sich dieser Aufgabe mit vielem Geschick entledigte. Er führte unter anderem aus, daß die Fahne zu allen Zeiten bei allen Völkern das Sinnbild der Zusammengehörigkeit gewesen sei, ein Sinnbild der Treue, der Kampfbereitschaft und Kampfgemeinschaft, der Disziplin, des Sammelns und der Gefolgschaft. Der Bruch des Fahneneides habe stets ehrlos gemacht. Dem äußeren Zeichen einer gemeinsamen Idee müsse jeder, der ihm zugeschworen, die Treue halten. So habe sich der erste Admiral der deutschen Flotte nach seinem Ableben in der Reichsfahne eingewickelt, zur ewigen Ruhe betten lassen. Seine Mahnung galt denn auch den Bezirksmit gliedern, sich immer um ihre Fahne zu scharen, sei es zur Freud', sei es zum Leid. Unter Anführung des Spruches: „Und du, mein Banner, senke deine Hülle, bell leuchte deiner Farben prächtiger Schein, zeig' uns entschleiert deiner Schönheit Fülle und laß dich deinem heiligen Zwecke weih'»!" sank die Hülle. Prächtige Patengeschenke konnten die Ehrenjungfrauen in Empfang nehmen. Nach Uebergabe des Banners an den Bezirksvertreter, Schubert, dankte dieser mit herzlichen Worten für all die Liebe und Anhänglichkeit und übergab daraus das Banner zu treuen Händen seinen Bezirksfahrwartcn, welche gelobten, dasselbe stets in hohen Ehren zu halten. Eingeleitet wurde die Weibe durch einen Männerchor und einen von einer jungen Dame gesprochenen Prolog. Sportliche Vorführun gen gaben dem Fest den Rahmen. Aus diesen stach besonders hervor der vorzüglich gefahrene und brillant aufgebaute Achter-Kunstreigen des Meisterschaftsvereines „Frohe Fahrt", Hörnitz, welcher später noch mit einer Kunstquadrille im Steuerrohrsitz aufwartete. Den Be grüßungsreigen fuhren 6 Damen des RV. „Sturmvogel"; dieser Ver ein zeigte in einem Achter-Schulreigen noch recht ansprechende Leistun gen. Der Bundesmarsch schloß den Festakt. Und dann kam auch der Tanz zu seinem Rechte, und noch lange nach Mitternacht walzte man nach dem schönen Walzerlied „Trink', trink', Brüderlein, trink'". Aber wie alles vergänglich ist, so hatte auch dieses Fest sein Ende, und alles strebte den heimatlichen Penaten zu, um sich der wohlverdienten Ruhe hinzugeben, doch halt, nicht alle. Die Herren des Festkomitees waren noch nicht am Ende ihrer Pflichterfüllung, galt es doch, die Vorberei tungen zu treffen zum Start für den Großen Opel-Preis der Lausitz über 208,2 Irm. Am Start in Zittau, am Rest. „Freudenhöhe", war schon in früher Morgenstunde ein stattliches Häuschen von Interessenten versammelt. Die lebten Vorbereitungen wurden getroffen, und da kamen auch schon die Fahrer einzeln und in Gruppen an. Beim Aufruf fehlten von den gemeldeten 56 Fahrern deren 7, dagegen hatte Ullrich, Berlin, noch nachgemeldet. Punkt 5 Uhr entließ der Starter, Schneider, Dresden, welcher sich in den Dienst der Sache stellte, den bunten Schmetterling in den taufrischen Maimorgen. Inzwischen waren auch die A-Fahrer eingetrosfen, die sich nur aus Fahrern des RE. Opel, Berlin, rekru tierten. Warum waren bloß unsere SRB.-A-Fahrer, Paul Günther, Willi Voigtmann und Willi Teubel welche ihre Nennung abgegeben hatten, dem Start serngeblieben? War es Angst vor de» Berliner Kanonen, oder hat sich bei ihnen schon die Erkenntnis durchgerungen, daß es vergebliches Bemühen ist, gegen diese Herren mit der sehr fraglichen Amateureigenschast in Konkurrenz zu treten? So traten die A-Fahrer 5.08 Uhr, wie der Fahrer Kasper ganz richtig sagte, 7 Mann stark zu ihrem Vereinsrenn.en in die Pedale. Wir folgten dem Feld mit unserem von dem Bundesrennfahrwart Landgraf gesteuerten Oberleitungswagen, und in sausender Fahrt ging es die Serpentinen hinunter nach Oppach. Begünstigt durch den herr schenden Ostwind legten beide Gruppen ein mörderisches Tempo vor, was die 40-tzm-Grenze oftmals überschritt. Fast geschlossen passierte die B-Klasse die Karten ko n trolle Neustadt 6.50 Uhr. Auch das nachfolgende starke Gefälle bis Dresden brachte nur einzelne Abbröck lungen, so daß in die Hauptkontrolle Dresden (Lindengarten), 8.30 Uhr, 35 Mann geschlossen einfuhren. Hier herrschte reges Leben und Treiben, welches aber dank der guten Organisation des Bezirks Dres den, unter Leitung des 3. Vezirksvertreters Zobelt, in geregelten Bahnen gehalten wurde. Erst 9 Minuten später passierten mit Bütt ner und Franke die ersten A-Fahrer in die Kontrolle ein. Die Marsch tabelle wurde bis Dresden um 15 Minuten unterboten. Auf der Rückfahrt, welche den Fahrern durch den stärker gewor denen Ostwind sehr erschwert wurde, setzten bald die Positionskämvfe ein, und in der K a r t e n k o n t r o l l e Bautzen, von Paul Kowodzi gut organisiert, existierten nur noch Gruppen und Grüppchen. Inzwi schen hatten Büttner und Franke den Anschluß an die B-Klasse voll zogen und halten sic auch bald hinter sich gelassen. Nur die B-Fahrer Brinkmann-Berlin, und Frenzel-Breslau konnten dem vorgelegten Tempo folgen. Einige Kilometer vor dem Ziel trat dann Brinkmann auf Anordnung von Dobbrack an und konnte, dank der guten Bremser tätigkeit seiner Vereinskameraden, Büttner und Franke, enteilen. Es ist dies gewiß ein schönes Zeichen von Kameradschaft, doch ist diese nur einseitig, da sie aus der anderen Seite Frenzel jede Möglichkeit nahm, sich am Kampfe um den Sieg zu beteiligen. So strebte denn Brinkmann allein dem Ziel, an der „Freudenhöhe", zu, das er genau nach der Riarschtabelle, 12.20 Uhr, als Sieger passierte. Zwei Minuten später kam Frenzel, in Gesellschaft von Büttner und Franke, als zweiter B-Fahrer am Ziel an. Der Endkampf der beiden A-Fabrcr war wenig aufregend, und man batte auch hier den Eindruck, als wenn Franke zu siegen daran war. Auch hier, am Ziel, war die Organisation, für welche der Zittauer Bezirksvertreter, Schubert, und seine bewährten Mitarbeiter gesorgt hatten, gut. Zieht man das Fazit dieser Veranstaltung, so steht eins fest. Unsere Sachscnbundsahrer können zurzeit nicht gegen die Unionsfahrer antreten, da sie eine gleiche Unterstützung nicht genießen. Folglich bleiben sie dem Start bei allen VDRB.-Rennen fern, was wiederum nicht dazu angetan ist, unseren Herrensahrersvort zu fördern. Wie lange soll es auf dieser Basis noch wcitergehen? Wollen wir erst ab warten, bis wir auch im Sächsenbund vom Sport nur als Geschäft reden? Ergebnisse: Klasse A: 1. Franke, RL. Opel, Berlin 6:59; 2. Otto Büttner, RE. Opel, Berlin, Vorderrad; 3. H. Schlüter, Berlin 7:30; 4. Gottwald: 5. Kasper; 6. Elsholz; 7. Tallman», sämtlich Berlin. — Klasse B: 1. K. Brinkmann, RL. Opel, Berlin 7:06:30; 2. Frenzel, Breslau 7:08; 3. B. Steinborn 7:10; 4. Gustav Knöfel 7:16; 5. Bernhard Kirchner, dichtauf; 6. R. Werner, dichtauf; 7. Hans Liebel, dichtauf; 8. Filenius; 9. Ullrich; 10. Aust. Fritz Schneider, 1. BV., Dresden. psuIKokt vlsmsntiÄ sui OlSMSNtrSLl m!1 Locütnönts! uoLj lonpscio.