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Nr. 10. Der Radfahrer Seite ISS. seitwärts an ihn heran, fand einen zwar holprigen, schmalen, aber doch einen Weg und — tkaluttL — tief unten zu meiner Linken das Meer. Sprunghaft schnellte mein Gemütszustand in die Höhe, und automatisch — wessen das Herz voll ist usw. — stiegen deutsche Vaterlandslieder himmelan. Ich war also zu Dreiviertel um den Berg herumgeturmt. Mein Weg kreuzte in einiger Zeit einen anderen, aufwärtsführenden, den ich einschlug. Steil ging es in graugelben Schlacken und grobem Sand hinan. Unterwegs kam ich an einem Gemäuer vorüber, aus dem ein Junge heraus kam und eine läre von mir verlangte. Ich ließ ihn ruhig stehen und trottete weiter. Auf einmal hörte ich Pferdegetrappel hinter mir, und mich umwendend sehe ich den erwähnten Jungen und eine!« Mann vom Pferde steigen, welch letzterer auf mich einredete und ebenfalls ckue I^ire forderte. Ich fragte für was denn, worauf ich die frappierende Antwort erhielt: Privatweg. Wenn der Kerl auch nicht viel Deutsch konnte, diese schöne „deutsche" Wort hatte er irgendwo gehört oder aufgeschnappt und damit schröpfte er nun die Reisenden. Ich machte zunächst noch nicht ohne weiteres mit und fragte nach seinem kassuporto. Ich wollte einen Ausweis sehen, daß er diesen Zoll zu fordern berechtigt sei. Er brachte auch einen Schein aus der Tasche, auf dem ich nur ckevul und 4 Lire lesen konnte. Ich entgegnete ihm: „cbsvül, cbeval, ich habe und will ja gar kein Pferd." Er blieb aber bei seinen 2 Lire, die ich ihm, seiner Halsstarrigkeit nachgebend, denn auch wohl oder übel gab. — Ich war von der ungefähr 7stündigen Kletterei rechtschaffen müde geworden. An mir zog ein Tourist hoch zu Roß vorüber, der Besitzer oder Führer des Pferdes hing sich in echt neapolitanischer Faulheit hinten am Schwanz des Pferdes an und ließ sich so mit den Berg hinaufziehen. In der rücksichtslosen Behandlung, besonders der Zugtiere, sind die Italiener überhaupt groß. Ich sah in Neapel beispielsweise große, schwere, nur von einem Esel gezogene zwei rädrige Karren mit gefüllten Körben beladen, auf denen noch drei Erwachsene saßen, die fortgesetzt auf das Tier losschlugen, wenn es seinen Trap verlangsamte. Ich schleppte mich nunmehr die letzten steilen Windungen des Weges hinan. Schon von ferne sah ich kurz vor dem Gipfel auf dem saumpfadartigen Weg zwei Kerle sitzen, von denen ich ver mutete, daß sie es wiederum auf Anzapfung der Besucher abgesehen hatten. And richtig. Als ich bis auf ein paar Schritte an sie herangekommen war, erhoben sie sich und „Führer, Führer" war ihr zudringliches Angebot. Nachdem ich mich aber stundenlang durch die Felswildnis durchgerrbeitet hatte, verspürte ich natürlich keine Lust, für die paar Schritte bis zur Plattform noch die Dienste eines Führers in Anspruch zu nehmen. Vorher, etwa auf halber Bergeshöhe, wäre das Angebot am Platze und mir ganz erwünscht gewesen. Ich ging also an ihnen vorbei, war aber kaum ein paar Schritte gekommen, als ich mich, so mühsam mir der letzte Anstieg fiel, an meinem Rucksack festgehalten fühlte. Das fehlte bloß noch zur Explosion; trotz meiner Ermattung fuhr ich gedankenschnell herum, und mit der Hand in die Tasche fahrend schrie ich den Gauner an: „Laß los oder ich schieße." Das hatte der Faulpelz doch nicht vermutet, er blieb stehen und hielt es vorläufig für das beste, seine „Bemühungen" einzustellen. (Neben bei bemerkt hätte ich zwar nicht gewußt, mit was ich schießen sollte, denn ich hatte natürlich kein Schießzeug bei mir.) Daß es aber dabei noch nicht sein Bewenden hatte, war mir trotzdem klar. Als ich nach ein paar Minuten oben auf der Kuppe oder richtiger an deren Rand angelangt war, war auch besagter Kumpan wieder da und: „Führer, 3 Lire" war seine wiederholte eindrucksvolle Er klärung, indem er auf eine an dem Felsen angebrachte Tafel zeigte, deren italienischer Inhalt mir fremd blieb. Ich sah nicht ein, wozu ich einen Führer noch brauchen könne, aber da ich mein Ziel er reicht hatte, wurde ich milder gestimmt und gab ihm die 5 Lire um nur Ruhe zu' haben, trotz der dummen Einrichtung, den Führer ans Ziel, statt an den Anfang des Weges zu stellens Er trollte auch ab und ich hatte Muse, das erhabene Naturschauspiel zu betrachten. Der Krater lag, vom Felsrand umgeben, vor mir. Er stellte sich als eine im großen und ganzen wagerechte, mit Lava, Schlacken und vulkanischem Sand bedeckte Ebene von ungefähr 900 m Durch messer dar, aus deren Mitte ein dunkler Felskegel, der eigentliche Feuerspeier, emporragt. Ungeheure Dampf- und Rauchwolken ent strömen seinem Schlund und — minutenweise wiederkehrend — schoß unter betäubendem Getöse eine mehrere Meter hohe und halb so breite Flammensäule, durchsetzt mit Steinen und Asche, empor. Es klang, als wenn allen Ventilen einer Dampfmaschine der Dampf donnernd entweicht. Ich hielt mich nur ein paar Ausbrüche lang oben auf und In einem xuten 8 Portverein. Mkk ist ant Kliku-Nnd gekommen lind wird begeistert ausgenommen. Oocb Klapps mit seinem alten Lcblitten Wird abge'ebnt trotz, vieler kitten. (Korts, kolgt.) iVUttelcksutselie ratirrackwerko O. m. b. kl., SanLerbsnson-llerlin VV 35, 4in Karlsbad 6. machte dann kehrt. Hatte mein Anstieg lange, sehr lange gedauert, so ging der Abstieg um so schneller. Wie gesagt, ging es äußerst steil bergab, und ich rutschte in dem Sand und Geröll bei jedem Schritt noch einen halben Meter weiter. Eigentlich war mir diese rasche Art der Talfahrt ganz recht, aber sie hatte insofern einen Haken, als mir dabei ziemlich viel Sand oben in meine Stiefeletten geschleudert wurde, trotzdem sie leidlich gut schlossen. Dem war nun nicht abzuhelfen und ich mußte leider nach und nach aufgeriebene Fersen mit in Kauf nehmen. Vorläufig ging's noch. Ich glaube^ ich habe zum Abstieg keine Stunde gebraucht. Ich kam wieder in Strauch- und Baumregionen, weiter unten durch Weingärten und war bald darauf in Boscotrecase. Gleich am Anfang des Dorfes befand sich ein Gasthaus mit einladender Veranda. Mein „Bedarf an Strapazen" war für heute gedeckt, und schleunigst schwenkte ich nach der einladenden Stätte. Statt der bestellten Karaffe des mir vom Wirt halb mit Worten, halb mit Gebärde angepriesenen k.ncrimae cristi, stand bald vor mir eine Literflasche des Götter getränks. Auch nicht schlecht, sagte ich mir, verlangte aber vor sichtshalber noch aqua (Wasser) dazu. Es dauerte ziemlich lange, ehe es gebracht wurde, und ich hatte in meinem Durst dem Wein schon tüchtig zugesprochen. Und wie es mir schließlich angedient wurde, bestand es — aus einer Schüssel Waschwasser. Vorläufig winkte ich ab und widmete mich weiter den süßen Tropfen. Auf einmal ein mehrstimmiges hallo rind — ich denke, ich seh' nicht recht —, erscheinen meine Wandergenossen, die ich längst über alle Berge glaubte; dann daß die sich auch verlaufen haben könnten, kam mir nicht in den Sinn. Sie hatten sich auch nicht verlaufen, hatten nur gebummelt, unterwegs auch eine mehrstündige (Schlaf-) Pause gemacht, hatten aber selbstverständlich irgendeinen anderen Weg zum und vom Gipfel herab gehabt, so daß sie — ohne Ver irren — erst später als ich wieder unten ankamen. Große Wiedcr- sehcnsfreude! Und weil der Wirt nur ganze Litcrflaschen hergab, zog ich mir noch eine zweite zu Gcmüte. Wir waren für heute geborgen und es entwickelte sich auf dem neben unseren Zimmern im 1. Stockwerk liegenden geräumigen Söller (Ueberban der Veranda) bis tief in die laue, lauschige Nacht hinein ein lustiges Leben. Am anderen Morgen dampften wir nach Pompeji. Den Wundern der Natur in diesem bevorzugten Land stellen sich die von Menschen hand geschaffenen Kulturwerke Bewunderung heischend würdig zur Seite. Die 79 n. Chr. vom Aschenregen des Vesuvs verschüttete, im Laufe der letzten 150 Fahre zum größten Teil wieder airs gegrabene Stadt gewährt tiefen Einblick und Schlüsse in bezug auf das damalige Leben und Treiben der Römer. Die Stadt wird von vielen Dutzenden von Straßen, breiteren und schmäleren, in regel» v a K »i e « z n n o I, v 8 Fküningsn k^slinsn-fskrik, SS.