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Radfahrer-Zeitung. Amtliches Organ. H Herausgeber: • ° 19 Jahrgang. Sächsischer Radfahrer-Bund. Alle die Zeitung betreffenden Einsendungen, Mittheilungen etc. sind an die verantwortliche Sehriftleitung Max Möller, Leipzig, Elsterstrasse 53 zu richten. Leben und Gesundheit des Radfahrers. Wie das Lieht seine Schattenseite, die Kose I ihre Dornen hat, so ist auch unser schöner Sport j nicht nur umfluthet von dem ungetrübten Glanze j des Lichtes und dem dornenfreien Dufte seines | eigenartigen Reizes, auch er fällt unter jene Lebens- | freuden, deren voller Genuss gar häufig durch | bittere Wermuthstropfen vergällt wird. Die Aus- j iibung des Radfahrsports — wir haben heute j lediglich den Tourensport im Auge — birgt eine ' Fülle von körperlichen und geistigen Genüssen in sich, wie kaum ein anderer Sport, führt in seinem Gefolge so viel sanitäre Wohlthaten, dass es ganz naturgemäss erscheinen muss, wie rasch die Zahl seiner Anhänger von Tag zu Tag steigt; und den- ' noch ist es nicht Wenigen beschieden, die Schatten- I Seiten dieser Genüsse erblicken, den Schmerz der Dornen bitter fühlen zu müssen. Aus berufenerer Feder, als der unserigen, ist über die Segnungen sowohl wie über die Gefahren, welche den Radfahrsport nach der Sanitätsrichtung hin begleiten, geschrieben worden, über dieses Thema wollen die Jünger des Sports das wissen schaftlich verbreitete Wort, den erfahrenen Arzt 1 hören, um ihr Verhalten — wenn sie überhaupt in der Erhaltung ihrer Gesundheit die heiligste Lebensaufgabe erblicken — so einzurichten, dass I ihnen nur reine ungetrübte Genüsse beim Durch- I eilen von Flur und Hain erwachsen. Solche Radfahrer werden sein wie die kundigen i Taucher, welche keinen Gang zum Meeresgründe thun, ohne einige werthvolle Perlen zur Oberfläche zu bringen. Gegen die Schädigung unserer Ge sundheit im Allgemeinen schützt uns also der eigene Wille, das eigene Verhalten. Wie aber steht es mit Leben und Gesundheit in solchen Fällen, wo wir unverschuldet, d. h. trotz Beobachtung aller erforderlichen Massregeln ge schädigt werden? Sind wir stets und immer gefeit gegen Unvorsichtigkeiten oder beabsichtigte Ge- waltthätigkeiten Andrer? Wir sagten Eingangs, dass es nicht Wenigen beschieden sei, die Schatten seiten des Sports erblicken zu müssen und leider ist es eine ungeheure Zahl, welche die ganze Scala der Unfälle — vom unerheblichen Hinabgleiten vom Rade bis zum tödtlich verlaufenden Genick bruch — in allen Graden durchlaufen haben und noch durchlaufen müssen. Wir könnten Folianten ausfüllen, wollten wir über die tausende von Unfällen und deren Ur sachen berichten, ist es doch erschreckend, tag täglich die Summe von Unglücksfällen, welche die Radfahrer betreffen und über welche in der Presse berichtet wird, zu addiren, der weitaus grösseren Zahl von Unfällen, die nicht bekannt und ver öffentlicht werden, gar nicht zu gedenken. Giebt es — so sagen wir — einen Schutz gegen active und passive, d. h. gegen verschuldete und unverschuldete Unfälle? die Antwort müsste zweifel los lauten: nein! denn gegen einen Unfall in idealer Concurrenz mit Schmerz kann es keinen Schutz geben. Wohl aber giebt es einen Schutz gegen den mit dem Unfall meist untrennbar verbundenen materiellen Schaden, giebt es einen Schutz, wenig stens einen theilweisen, gegen die Einbuse, welche der von einem Unfall betroffene Radfahrer an seinem Vermögen erleidet. Wir sind im Centrum unsrer heutigen Be sprechung. Der Anschluss an ein grosses Gemein wesen giebt dem Einzelnen ein Anrecht an die Kraft und den Einfluss, welche von einer grossen Körperschaft nach jeder Richtung hin ausgeübt werden können. Auf ein solches Anrecht achtlos zu verzichten, heisst sträflich unklug handeln, grenzt an wissentliche Vergeudung. Unter die jenigen grösseren Vereinigungen, welche einen Be weis ihrer Kraft nicht nur ablegen können, sondern zum Heile ihrer Mitglieder thatsächlich auch ablegen, gehört der S. R. B. Nach endlosen Berathuugen und langwierigen Verhandlungen ist es dem, die Vortheile seiner Mitglieder stets im Auge behaltenden S. R. B. ge lungen, mit der hochachtbaren und reich fuuda