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Nr. 18 Der Radfahrer 206 Vereine und Bezirke wollen nach den Neuwahlen sofort ihre Jugendleiter bekanntgeben, damit die Zusendung unserer Zeitschrist „Der Sächsische Jugcndsührer" keine Unterbrechung erleidet. Wir bitten auch die wiedergewählten Herren uns nochmals aufzugebcn, denn am 1. Januar 1928 wird eine neue Liste ausgestellt. Meldung ist erforder lich, da nur die von uns bestätigten Herren gegen Unsall und Haft pflicht rückversichert sind. Am 4. Dezember findet in Glauchau die erweiterte Sportausschuß sitzung statt. Es ist erwünscht, daß auch die Jugendleiter an der Sitzung tcilnehmen, da es die Erfahrung lehrt, daß auch Punkte zur Sprache kommen, die für sie Interesse haben. Falls noch Zweifel wegen der Ausfüllung der Wanderkarten für Jugendliche bestehen sollten, geben wir nochmals kurz einige Winke: Einzutragen sind die Fahrten, die ein Jugendmitglied von den vom Verein oder von der Gruppe angesetzten gefahren hat. Abendaussahrten sind bei der Wertung ausgeschlossen, denn es vereinbart sich nicht mit den Grundsätzen der Jugendpflege, wenn Kinder zu Tanzkränzchen ge führt werden. Die Aufzeichnung besteht in: Tag der Fahrt, Zielort und Kilometerzahl. Am Schlüsse muß vermerkt sein, wieviel Ausfahrten der Verein im ganzen veranstaltet hat, um zu ersehen, an wieviel der Betreffende gefehlt hat. Wir betrachten es als Ehrensache der Führer, daß die Eintragungen streng der Wahrheit entsprechen und daß nie mand versucht, durch unlautere Machenschaften und Mogeleien seinen Jugendlichen Vorteile zu verschaffen. Man Mürbe den verliehenen Auszeichnungen den Wert durch derartiges Verhalten nehmen. Auch für die Wanderkarten-Einreichung gilt der 20. Dezember. Auch hierbei werden spätere Einsendungen nicht berücksichtigt. Der Raum für die Eintragungen ist leider etwas klein ausgefallen, aus diesem Grunde wird um recht deutliche Schrift gebeten. Durch die Reichszentrale für Heimatdienst sind wir in der Lage, Lichtbilderreihen mit ausgearbeiteten Vorträgen aller Art zu beziehen. Ebenso werden Vorführungsapparate zu mäßigen Preisen verliehen. Wer an der Sache Interesse hat, möge sich mit uns in Verbindung setzen. In verschiedenen Städten haben sich in letzter Zeit Ortsgruppen der Jugendverbändc gebildet. Jeder Verein schadet sich und seiner Jugend, wenn er bei dieser Sache nicht mitarbeitet und wenn er der Auf forderung zur Teilnahme nicht Folge leistet. Innerhalb dieser Orts ausschüsse finden im Winterhalbjahr Vorführungen und Vorträge statt, deren Besuch auch unseren Mitgliedern sehr empfohlen wird. Wohlfahrtsmarken werden wieder herausgcgeben: jeder Führer kann beim Vertrieb für seine Gruppe eine gute Einnahmequelle schaf- fen, denn ein gewisser Prozentsatz vom Umsatz fällt dem Verkäufer zu. Bestellungen sind unter Bezugnahme auf das Jugendamt der Einfach heit halber an den Landesausschuß Sachsen der deutschen Jugend verbände, Dresden-A., Amalienstraße 9, zu richten. Die Abrechnung erfolgt mit dieser Stelle. Die große Ausstellung „Das junge Deutschland", die in Berlin großen Anklang fand, wird in Kürze in Leipzig gezeigt. Es wird dort eine solche Menge Stoff geboten und Neues und Sehenswertes gezeigt, daß es keiner unserer Führer versäumen sollte, diese Ausstellung zu besuchen. Vielleicht bietet sich in Glauchau Gelegenheit zu einem kurzen Vortrag über diese Veranstaltung. Wer die Ausstellung besuchen will init seiner Gruppe, wolle sich rechtzeitig mit mir in Verbindung setzen wegen Unterbringung und Verpflegung. Schöne. Vereinigung Deutscher Radsport-Verbände V. D. «. D. Hauptversammlung! Wir berufen hiermit für Sonntag, den 29. Januar 1928, vorm. 9 Uhr, nach dem Hotel „Russischer Hos", Berlin 7, Gcorgen- straßc 21/22 (Gelber Saal), die sällige Jahreshauptversammlung mit folgender Tagesordnung ein: 1. Aufstellung der Anwesenheitsliste 2. Bericht des Vorstandes über das verflossene Geschäftsjahr 9. Geschäfts- und Kassenbericht; Revisionsbericht und Entlastung 4. Unsere Stellung im deutschen Radsport ">. Voranschlag für 1928; Beitragsfestsetzung 6. Deutsches Radsport-Abzeichen 7. III. Deutscher Radsporttag 8. Beratung und Beschlußfassung über die eingegangenen Anträge 9. Sportliche Angelegenheiten 10. Neuwahl des Vorstandes 11. Verschiedenes. Anträge sind bis zum 15. Januar an das Generalsekretariat der BDRV., Hannover, Schulzcustraße 9, einzureichen. Hannover, den 10. November 1927. Das Präsidium: Bergmann Haas Schirmer. Disqualifikationen. Der Bund Deutscher Radfahrer setzt uns von den untenstehenden Disqualifikationen in Kenntnis: Alfred Kaiser, Essen, Lizcnzeutziehung bis 1.12.27 Karl Hadzik, Buer, „ „ 1.2. 28 Herm. Winne, Bochum, „ „ 1.1. 28 Joseph Kcsting, Bochum, „ „ 1.4. 28 Karl Müller, Elberfeld, „ „ 31.12. 28. Vas §akrrav als vvirtscdaftttcker Saklor. Von Gregers Nissen-Altona. Die letzte Jahresproduktion von etwa 3 Millionen Fahrrädern stellt im ganzen wirtschaftlichen Leben einen so bedeutungsvollen Fak tor vor, daß es sich verlohnt, einmal eingehend festzustellen, in welchem Ausmaße sich' derselbe in allen Verzweigungen von Handel und Wirt schaft auswirkt. Zunächst bedeutet diese große Zahl einen Umsatz aus letzter Hand von etwa 450 Millionen Mark, ein Betrag, der für alle Arten von Steuern nicht zu verachten ist, was um so verständlicher wird, wenn wir erst sehen, in wie viele Kanäle des Lebens hinein sich die Auswirkungen verteilen. Die Fahrradindustrie selbst, als Er zeuger einer solchen Jahresproduktion, beschäftigt etwa 100 000 Bürger, die als Steuerzahler und mit ihren Familien als Verbraucher im täg lichcn Leben schon beachtenswert sind. Bevor also die riesige Zahl der Fahrräder die Fabriken verläßt, zeigt sich schon die ganze Be deutung ihrer Produktion für das Wirtschaftsleben. Jetzt setzt die Ver bindung mit der Handelswelt ein; der Transport beginnt, und an dem ganzen Vertrieb haben Post und Eisenbahn erheblichen Anteil Selbst die Schiffahrt geht nicht leer aus, da auch der Export in Anspruch genommen wird. Bisher haben-wir nur die Fabrikation der fertigen Fahrräder be rücksichtigt. Mindestens in gleichem Umfange finden aber Menschen Arbeit und Beschäftigung in den unzähligen großen und kleinen Be trieben (Werkstätten und Bureaus), die sich mit der Fabrikation ein zelner Bestandteile der Fahrräder befassen. An erster Stelle stehen die großen Gummireifen-, Naben- nnd Kugellagersabriken, unter denen sich Firmen von Weltruf befinden. Alsdann befassen sich andere Fabriken Mit der Herstellung von Laternen aller Art (Elektro und Karbid), Sätteln und Lcdertaschen, Glocken und Kilvinetermcsscrn, Speichen und Nippeln usw. Für die Benutzer der Fahrräder, für die Radfahrer, wird eine andere Industrie in Anspruch genommen, die jenige, die Sportbekleidung Anzüge, Mützen, Sweater, Strümpfe) er zeugt. WaS oben gesagt ist über den AuSgang der Waren aus den Fabriken zum Nutzen von Eisenbahn und Post, gilt auch hier und wird jeder leicht überblicken können, daß auch hier mit ansehnlichen Kapitalien gerechnet werden kann. Nunmehr setzen Handel, Gewerbe nnd Handwerk ein. Durch den Vertrieb der Erzeugnisse im Einzelhandel und durch die Reparaturen ist ein Gewerbcstand entstanden, der gleichfalls Hunderttausenden von Bürgern eine Existenz gegeben und für das staatliche Wirtschaftsleben eine nicht zu unterschätzende Äedentnng hat. Die gewaltige Entwicklung des Radfahrverkehrs hat für das ge samte Wirtschaftsleben aber noch weitere Bedeutung dadurch erlangt, daß die Radfahrcrschaft sich zu vielen tausend Vereinen und großen Rcichsverbändcn organisierte. Um daS Eingreifen dieser Verbände in das Wirtschaftsleben zu illustrieren, sei nur hingewiesen auf die Ent Wicklung der deutschen Kartographie (Herstellung und Vertrieb), die Bereicherung des Buchhandels durch Führer und sonstige Schriften, die starke Inanspruchnahme des Buchdruckgewerbes (Drucksachen und eigene Zeitschriften von bedeutenden Auslagen!, die Aufträge der Rad fahrcrorganisationen an die Fahnen und Banncrindustrie, an die jcnigen für Abzeichen, Hersteller von Ehrenpreisen (Gold- und Silber arbeiten), Schilder für verschiedene Zwecke ustv. Bon ungeheurer Tragweite für das Wirtschaftsleben find die un zähligen sportlichen und gesellschaftlichen Veranstaltungen vom klein sten Vereinsfest hinauf bis zu den glanzvollsten Bnndesfesten, die ihren Ursprung im Fahrrad haben. Aus allen diesen Ausführungen geht in klarster Weise hervor, daß das Fahrrad mit allen seinen Erscheinungen im Gefolge für das öffent liche Wirtschaftsleben eine außerordentliche Bedeutung hat. Daraus erwachsen aber auch Pflichten gegenüber diesem wichtigen Volksver- kchrsmittcl dahingehend, daß ihm eine weitgehende Förderung in der weiteren Entwicklung zuteil wird. Cine Terienwanderfabrt nacb dem Vvdenses Von Willv Ehrlich nnd Paul Nitzschc, Leipzig. In der guten alten Zeit — leider ist sie vorbei — zog der Bursch hinaus in die deutschen Gaue, nm andere Arbeitsmethoden, Sitten und Gebräuche kennenzulernen. „Bin ein fahrender Gesell" sang er, wenn er einem versteckten Dorse oder alten Städtchen sich näherte nnd da? Torschreiberlein seine Papiere prüfte Als Meister erzählte er dann abends beim trauten Lampenschein Weib und Kind von seinen Wander sahrten.