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Nr. 3 Der Radfahrer Die Gedankenkultivierung gipfelt darin, das Vertrauen in unsere Lcistrmgsfähigkeit so zu stärken, daß negative Vorstellungen gar nicht auszukommen vermögen, daß der Gedanke: „Ich kann es, es ist für mich eine Leichtigkeit" ausschließlich wird. Wenn wir im Training andauernd gesteigerte Leistungen erzielen, so genügt ein ganz leises Schwächegefühl, ein kleiner Schmerz oder dergleichen, um uns infolge der Macht der unterbewußten Strömungen leicht mit gewissen Zweisels-- und Mißtrauensgedanken zu erfüllen. Wir müssen daher den unterbewußten Kräften auch noch aus andere Weise entgcgentreten. Aus Vorstehendem haben wir schon klar erkannt, daß unsere Ge danken und Vorstellungen ein ganz wichtiges Lebenselement darstellen. Das uns das Vertrauen aus diese Kräfte verlorengegangen ist, liegt darin mit begründet, daß unsere meisten Gedanken, Ideen, Hoffnungen und Wünsche im Sand verlaufen, weil wir mit ihrer Verwirklichung nur spielen, weil sie nicht in uns Wurzel fassen, sich nicht auf lieber zeugung und den festen Glauben an unsere Erfolge gründen. Um dies zu erreichen, bedarf es einer richtigen Trainierung unsers Geistes. Wie wir aber zum Training unsers Körpers zur Erlangung großer Ziele einer Anleitung durch einen erfahrenen Lehrer bedürfen, so erst recht bei der Gedankenschulung. Denn im ersten Fall handelt es sich um augenscheinliche Leistungen, während der Gedanke als flüchtiges Ge bilde aus nnserm Unterbewußtsein kommt, jich im Ursprung und auf dem Weg bis zu seiner Wirkung nicht bemerkbar macht. Wir haben keinen Anhalt, wo wir ansetzen könnten. Auf diesem Gebiet sind nun aber, was ich vorausschicken möchte, vielfach irrige Ansichten verbreitet, insbesondere nachdem Cou6 die zum geflügelten Wort gewordene Formel: „Es geht mir von Tag zu Tag in jeder Hinsicht besser und besser" geprägt hat und mit den einfachsten Suggestionssormcln Wunderheiluugen erzielte. Viele glauben, es handle sich um einen Zauberspruch, den sie nur ständig, vielleicht zehn- bis zwanzigmal am Tag, wiederholt aufzusagen brauchten, um den ge wünschten Erfolg zu erzielen. Andere wiederum, die verschiedene Bücher über Autosuggestion gelesen oder auch nur öffentliche Vorträge über das Thema angehört haben, halten sich sür ausgesprochene Suggestions künstler. Das schlimmste dabei ist, daß derartige Personen sich praktisch gewöhnlich vergebens mit der Autosuggestion abmühen, ihre Miß erfolge der Methode als solcher zuschreiben und sie vielleicht sogar noch ins Lächerliche ziehen. Schon allein die Stigmatisation der Therese Neumann in Konnersreuth und bekannte Leistungen der Fakire (Durch stechen des Körpers ohne Blutung, Beerdigung für längere Zeit u. dgl.) müßten diese naiven Zweifler eines andern belehren. Nachweisbar nch men ferner Blut und Harn infolge trübsinniger, kummervoller An wandlungen eine andere chemische Zusammensetzung an, in gleich ver ändernder Weise wirkt Jähzorn auf unfern Speichel und Angst auf den Schweiß. Wenn Kranke zu Couö nach Nancy kamen, wo man sich in öffent lichen Sitzungen täglich von den Erfolgen überzeugen konnte, vermochte nicht der leiseste Zweifel, ein Gedanke an einen Mißerfolg gegenüber der erdrückenden Wucht tatsächlicher Wunderheilungen aufzukommen. Beseitigte man dann unter Couäs Anleitung noch selbst schnell vor handene Schmerzen u. dgl., so war das Vertrauen zu der Methode un erschütterlich fest. Was wir hören, sehen und zugleich fühlen, wirkt eben verstärkt auf unfern Körper und Geist ein, das kann keine Lektüre, kein Vortrag, kein theoretisches Studium ersetzen. Um die Autosuggestion zu erlernen, ist also das wichtigste die Anleitung durch einen geübten, praktisch erfah renen Suggcstor und möglichst auch die Teilnahme an Sitzungen, denen mehrere beiwohnen, wo das Bei spiel anderer unsere Ueberzeugungskraft stärkt, wo die ganze Umgebung verhindert, daß unsere Gedanken andauernd abschweisen. Was man in einer Sitzung nicht erlernt, holt man in der nächsten nach; aus meiner praktischen Erfahrung heraus kann ich sagen, daß durchschnitt lich vier bis sechs Sitzungen über geistige Hemmungen, deren man allein nicht Herr werden konnte, Hinweghelsen. Neben diesen Sitzungen können die Suggestionen, die wir daheim täglich abends und R morgens wiederholen sollen, im allgemeinen nur als Hilfsmittel dienen, um die in den Sitzungen empfangenen Eindrücke dauernd zu gestalten. Coue geht von dem Gesichtspunkt aus, daß unser Unterbewußtsein ein außerordentlich feines Gefühl besitzt und eine kranke Stelle im Körper von selbst herauszusinde» weiß, daß bei der Zielstrebigkeit des Unterbewußten eine Suggestion sich nur allgemein auf die Heilung oder Besserung zu richten brauche, die Verwirklichung bei der ent sprechenden geistigen Einstellung sich ohne weiteres einstelle. Ich habe bei den Tausenden von Patienten aber herausgesunden, daß es den meisten Menschen sehr schwer fällt, sich zu dieser Erkenntnis durch zuringen, daß sie daher bei Anwendung der Formel: „Es geht mir von Tag zu Tag in jeder Hinsicht besser und besser" andauernd mit Mißtrauen und Zweifel zu kämpfen haben und so um den Erfolg der Selbstbeeinslussung kominen. Wir müssen daher Suggestionssormcln wählen, die uns sofort natürlich und vernünftig erscheinen, deren Ver wirklichung uns ohne weiteres einleuchtend ist; auch ist es empfehlens wert, die Formeln mehr speziell zu gestalten, wie wir auch bei der ungünstigen unwillkürlichen Selbstbeeinflussung unsere Gedanken fast stets einem ganz bestimmten Leiden, einer bestimmten Stelle unsers Körpers zuwenden. So würde die Formel sür den Sportsmann ganz allgemein etwa lauten: „B l utkreislauf normal (fußend aus den obengenannten drei Experimenten), Nerven stark (wenn der Blutkreislauf normal ist, d. h wenn das Blut da, wo es bisher nicht genügend floß, mehr fließt und umgekehrt, werden auch die Nerven besser ernährt und stärker), große Kraft und Ausdauer." Der Boxer, Ringkämpfer, Läufer, Fußballspieler usw. würden die Wirkung dieser Suggestionen noch durch „spezielle" wesentlich ver- stärken; die Formulierung bleibt dem Sachverständigen Vorbehalten, der die Behandlung des Sportsmannes in die Hand genommen hat, ist auch manchmal zu ändern, hat sich eben dem bestimmten Fall an- zupasscn, da eventuelle plötzlich auftretende Schwächen des Sports mannes zu berücksichtigen sind und die Wirkung der Suggestionen lausend zu beobachten ist. Daß wir die Formeln hörbar mehrmals hintereinander aussprecheu sollen, hat seine guten Gründe: Der ausgesprochene Gedanke gewinnt auf unfern Organismus einen stärkeren Einfluß, wie wir z. B. eine Lektion schneller auswendig lernen, wenn wir sie laut vor uns hin sagen, und wie ein Roman, der laut, ausdrucksvoll vorgelcsen wird, unser Gemüt wesentlich stärker ergreift, als wenn wir den Roman nur lesen. — Wenn wir die Darstellung im Theater noch dazu mit unsern Augen sehen, ist die Wirkung noch größer. — Hierin findet sich auch meine Behauptung bestätigt, daß das wichtigste zur Erlernung der Autosuggestion die Wahrnehmung von Sitzungen ist, wo uns die Wir kung der Selbstbeeinflussung durch unser Auge, Ohr und Gefühl zu Gemüt geführt wird. Wiederhole ich dieselben Gedanken ost, so zeigt sich schließlich die Wirkung der Gewohnhcitsmäßigkeit: Wie mir jede Arbeit, mit der ich mich regelmäßig immer wieder beschäftige, gut von der Hand geht, so wird der Gedanke, der meinem Gehirn immer wieder cinmassiert wird, mir schließlich zur Wahrheit. So kann ich z. B., wenn ich eine er dachte Geschichte, bei der ich vielleicht eine besondere Rolle spiele, immer wieder erzähle, nach längerer Zeit oft Dichtung und Wahrheit nicht mehr klar voneinander scheiden; das Erdachte wird schließlich zur Wirklichkeit. Wählen wir überdies zu unserer Beeinflussung die Zeit des Halb schlafs, wo wir unserer Einbildungs- und Vorstellungskraft schon mehr die Zügel schießen lassen, Ivo unsere Willenskraft und Energie, unsere kritische Veranlagung, Zweifel und Mißtrauen, sich uns nicht so sehr hindernd in den Weg stellen, wo das gesprochene Wort gewisser maßen sofort in Vorstellung übergeht, so muß sich die Wirkung der Suggestion verstärken. Probieren wir es also mit der Autosuggestion, wir werden bestimmt von ihrer Wirkung überrascht sein und ernster von ihr denken; schassen wir ihr Anerkennung und Verbreitung, dann dienen wir dem Wohl der Menschheit. MHZ lßllSNSIW vundosamttichs Mitteilungen DUZ MENSIl Bundesverwaltung: Max Bergmann. 1. Vors., Leipzig-Reudnitz, Lilien straße 21. Fernspr. 802 99. — Kurt Landgraf, Straßen- und Bahn- rennfahrwart, Leipzig X 22, Sl.-Privaistr. 21. Fernspr. 522 58. — Brune Weber, stellvertr. Straßen- und Bahurcnnsahrwarl, Leipzig dl 24, Stettiner Sir. 91. Fernspr. 62109. — Bruno Hennig, Wanderfahrwart, Leipzig-Reudnitz, Konstantinstr. 5. Fernspr. 25212. — Max Thielemann, Kunstfahrwart, Dresden 22, Leipziger Str. 82. — Walter Huh. Krast- fahrwart, Drcsden-N., Moritzburger Str. 19 Fernspr. 573 18. — Willy Schöne, Leipzig >V 35, Weinbergstr. 9, Postscl>cckkonto Leipzig 108 31, Jugendamt und Sportabzeichen. Presse: Kurt Landgraf, Leipzig-Gohlis, St.-Privat-Str. 21. Fermr. 522 58. Bundesgcschästs- und Kasscnstelle: Kurt Adler, Leipzig 0 1, Hainstr. 16, IV. Fernsprecher 168 89. Geöffnet von 8—18 Uhr. Sonntags geschlossen. Alle Zuschriften und Zahlungen find ausschließlich an die Bundes geschäftsstelle zu richten. 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