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58. Jahrgang. M 318. Dienstag, 18. November 1913. Vezugs-Gebübr »ierlellllhrl. I»r Dr«». den bei Ugllch »wet- mallger Au»aaun,<ai, Sonn- und Mon lagen uar einmal, 2,bü M., dmcha»»wllrilgek»m. nulstonSie bl» S.dv M. Bei einmall,er Zu- llellung durch dl« Post »M.lohne Bestell,eld>. «u»Iand: Oester- »Ich-Ungar» b,4!> Kr., Schwei, d.llb Fr,».. I,allen 7,17 Lire. — Nachdruck nur intt benlllcher 0««N»n- angad« <,Dr«»dn«r N-chr.">MlN». -Un. veilangle Manulkrlpl« werd.nichiaulduuahrt. Telegrannn-Adressc: Nachrichten Dresden. Sanulllünummcr für sämtl. Tciephonanfchlüsse: 2524t. Nachtanschlust: 11. 1^ 1888 Druck und Verlag von Licpsch öc Reichardt in Dresden. ^ fonc/onß- L/ioco/acko I .D<» c/iocok,«1a «jikeTssse/Sll^ ' L/ioccriscks - Lsoso <-4 ltg. Dose 2,40 ük. «drll.lvi,^,. ^ o-LS-nß Lsghon 2. 3 v.» »f. Aiijeigen-Tarts. Annahme von Ankün digungen bi» nachm. :i Uhr, Sonnlog» nur Marienftraste :>« von I l bl» >/,1 Uhr. Dl« elnspalllg« Zelle <eiwa d Silbe,,» SO Pf., die rweilvallige Zeile aus Ter,seile 7» Ps., d>- zwetspai,. Neklameieil« >.!,(> M.. germtUcn- Nachrichten au» Dre». d«„ die einspali. Zeile i!ä Ps. — In Nun,- men, nach Sonn- und Feiertagen erhdhler Laris. — 7l»»wklrlig« AuslrSge nur gegen Vorausbevrhiung. - HedcsBelegblglllVU. Hauptgeschäfts st ekler Maricnstraste 3K 4K. Äpoiheker Peter» aromatischer WW G >W W a mit dILKf»Llreu unä Nor Lvdvrtrrm Nnochen u. «Semcde bildend. per- ensiulgoiio Billion u, Erwachsene l>. Drillen. Wringende» beilnShrmillel Nie auillllluliu Itlllllvl Lungen- und L>al»lelden, Nörperlchw.. Magerk., engl. Nrankh. u. Fl. »,7L, l.bv u. 2.dll Mk. vulcnlaml!.»-»cd. Nor Nachahmung wird gewarnl! AUcinoerlaus u. Bcriand l. d. gönlgr. Sachten: llkttlllll 1 »»IlMIklll I Dresdner ^eIcj8ctiIö83Llien - bleibt unübertrosken! Ksirsncks hloubsit! /Zmatsnr-P'botoxrspbis! IllK'M kWlÄS s klM IM bitte verlangen 8ie Fperial-broscliüie. Oskar* Ooltr*, neben Late köni§. HM«»«» leiie4M«l ^ckoit kKLtev ALrr? eitrcze Losov am Dienstag morgen. Mutmahliche Wittern na: Südivestwiudc, meist be wölkt, mild, kein erheblicher Niederschlag. Die ZweitcKa m m e r des sächsische» Landtaacs nahm acstern den Gesetzentwurf über die vorläufige Erhebung der Steuern und Abgaben im Ierhrc 1914 an. Das Schwurgericht Dresden verurteilte die Friseuse Muschel wegen Tötung des Kaufmanns Hentschcl zu drei Jahren Gefängnis. Der Kaiser erlies! eine Kabincttsordcr, die sich gegen den Tango und Tivvstep richtet. Der neue Rcichshaushaltöentwurs wird auch wieder die Ost m arkenzulageu enthalten. Der russische Ministerpräsident Kolo wz v w ist gestern srüh in Berlin eingetrofsen. Der französische Votschaster in Berlin und Unterstaais- sckrctür Zimmermann treten wieder in Verhandlun gen über die Bagdadbahn ein. In den russischen Ministerien ist von einem Einfuhrverbot deutscher Zeitungen nach Rustland nichts bekannt. König Ferdinand von Bulgarien traf gestern in Kvburg ein und wohnte inkognito am Grabe seiner Ellern einem Gottesdienste bei. Eine Versammlung deutscher und tschechischer Lehrer Süds» ö h m e n s sprach sich in Bndweis sür die Anwendung der passiven Resistenz im Schulunterricht aus. DaS französische K r i cg s m i n i st c r i n m wird allster den schon bestehenden Lustjchisferregimentcrn noch zwei Fliegerregimenter errichten. Der mexikanische Präsident Huerta zwang den ihm nicht ergebenen Minister des Acusteren, Aldape, zum Rücktritt. Kokowzow in Berlin. Der russische Ministerpräsident Kvkvwzow, der zugleich das Amt des Finanzministers in Rustland betleidet und aus finanziellem Gebiete eine außerordentliche Autorität dar- stellt, hat soeben Paris verlassen und ist in Berlin cin- getroffen, woselbst er, ebenso ivic vor einigen Wochen der russische Anstenminister Ssasvnow, Besprechungen mit dem Reichskanzler, den mastgebenden Persönlichkeiten des Auswärtigen Amtes haben und später auch vom Kaiser cmp- sangen werden wird. Der Besuch ist ans mehrere Tage berechnet, was darauf schliestcn lässt, das; Kokowzow selbst den Besprechungen ansterordentlichc Wichtigkeit bcimistt. An den leitenden Stellen in Berlin und Potsdam selbst sieht man dem Besuch mit anstcrordentlicher Spannung und lebhaftem Interesse entgegen, weil man hofft, das, die von Ssasvnow so glücklich eingeleitete Politik der deutsch- russischen Verständigung auch die Billigung von Russlands verantwortlichem Kanzler sindcn und von ihm fortgesetzt und ergänzt werden möge. Es ist selbstverständlich, das; Kokowzow in Paris, ebenso wie das in Nom der Fall war. nicht nur zu seinem Ver gnügen und zu seiner Erholung geweilt hat, wie er das politischen Laien weist machen wollte, sondern auch zur Aus sprache über allgemeine politische und vor allem zur Regelung finanzieller Fragen. . Rustland braucht immer noch Geld, sehr viel Geld, und Frankreich ist für das Zarenreich ein begnemer Bankier, so lange die Repu blik im Banne der russischen Grvstmacht steht und in ihr einen willkommenen Waffenbruder zur Verwirklichung ihrer Nevanchepläne sieht. Wie es heisst, hat der russische Premierminister seine» Pariser Aufenthalt vornehmlich der Unterbringung einer mit Garantie des russischen Staates auszugcbenden E i se n b a h n a n l e i h c gewidmet, die der Vervollkommnung des russischen Eisenbahnnetzes in den westlichen Gouvernements Rustlandö, insbesondere der sogenannten strategischen Bahnen in Polen, dienen soll. Er hat denn auch diese Anleihe bewilligt erhalten, deren erste Rate von 690 Millionen alSbald nach der grosten inneren Anleihe Frankreichs zur Ausgabe ge langen soll. Rustland wird also durch französische Hilfe, das darf mau nicht vergessen, in den Stand gesetzt, seine Rüstung weiter zu vervollkommnen. Es geschieht dies in Ergänzung und als Gegenstück zur französischen Hcercs- vcrstärkung auf Grund der Vereinbarungen, die seinerzeit von dem französischen Gcncralslabschcf Iossrc bei Ge legenheit seines Petersburger Aufenthalts mit den russi schen Staatsmännern getroffen wurden. Die allgemeine Richtung und Tendenz des Z w c i b u n d e s bleibt also, darüber darf man sich nicht täuschen, unverändert bestehen. In der groben Politik herrscht zwischen den beiden Staaten, wie Kokowzow selbst dem Korrespondenten des „Matin" gegenüber erklärt hat. nach wie vor Uebercinstimmung in allen Fragen, welche die beiden Nationen interessieren, und er fügte hinzu, dast die Beziehungen zwischen beiden Län dern niemals enger und inniger waren als heute. Das selbe hat indessen auch Herr Ssasvnow vor einiger Zeit nrbi at orbi erklärt und er hat doch den Weg nach Berlin gefunden. Die Aeusternng des Herrn Kolowzow hat mithin durchaus nichts Beunruhigendes an sich, zumal sie in reichlich allgemeinen Wendungen gehalten ist und absolut nichts Neues besagt. Kokowzow kommt also mit dem Bewusstsein einer starken Rückendeckung, aber zugleich mit dem leb haften Bestreben nach Berlin, die traditionellen deutsch - russischen Beziehungen weiter zu erhalten und zu pflegen. Damit geben sie zugleich kund, dast sic den Zwcibund nicht als AngrifsS- instrumcnt benutzen und dast sie mit den extra vaganten Forderungen und Bestrebungen jener altslawi schen Kreise, die wohl zurzeit durch den unglückseligen AnS- gang des zweiten Balkankricgcs zum Schweigen gebracht, aber niemals ganz tot sind, nichts gemein haben wollen. Sie sind die Vertreter jener nüchternen Politik, die in der Erhaltung des Weltfriedens und des europäischen Gleichgewichtes eine ihrer Hauptaufgaben sehen und in diesem Bestreben vom Zaren durchaus unterstützt werden. Diese beiden Männer treiben Gegenwartspolitik, sie haben glücklicherweise bisher in allen Phasen einer aus geregten, von Kriegsdrohungen erfüllten Zeit den Kopf oben behalten und ihre friedlichen Tendenzen dnrchgesetzt. Das ist der Typus der wirklichen Staatsmänner, wie sie Bismarck auch am NuSlande schätzte. Dast Kvkvwzow und Ssasvnow bei solcher Politik in dem Boden der spezifisch russischen Interessen wurzeln und von ihnen ansgchen, ist nicht zu tadeln, sondern ihr Verdienst, denn die wirklichen Interessen Rustlandö haben nichts mit Ideen zu tun, die die ganze Welt dem slawischen Gedanken unterwerfen und Rnstland eine Vormachtstellung über Europa und über dnö Germanentum sichern möchten. Diese wahrhast russischen Interessen stehen auch einer Verständigung mit Deutschland keineswegs im Wege, sie verlangen eine solche sogar geradezu. Es ist an dieser Stelle erst kürz lich dargclcgt worden, dast Rustlands Zukunft nicht auf der Balkauhalbinscl, und überhaupt nicht in Europa liegt, sondern in Asien und vornehmlich in Ostasien. Will das Zarenreich seinem Expansionsdrang in Persien und der Mongolei die Zügel schieben lassen, braucht cs an seiner Westgrcnze Ruhe, must cs in Europa eine Rückendeckung haben. Es liegt daher in seinem ureigensten Interesse, wenn cs mit Deutschland eine Verständigung aus den jenigen Gebieten hcrbeisührt, die gewisse Ncibuugsflächcn erzeugen könnren. Ans dem Wege ehrlicher Auseinander setzungen und Verhandlungen wird cs am leichtesten dazu kommen, dast seine Gegenwartsintercssen bei den deutschen Staatsmännern Berücksichtigung finden. Deutschland wird das Vertrauen gern erwidern und, von dem gleichen Streben beseelt, den europäischen Frieden zu erhalten, zu aufrichtiger Verständigung loyal die Hand bieten. Den unmittelbaren Anlaß zu einer gemeinsamen Regelung bildet die armenische Frage. Hier stosten die Interessen beider Mächte praktisch auseinander. Deutsch land ist aufs lebhafteste an der Integrität der asiatischen Türkei interessiert nicht nur aus allgemeinen politischen Gründen, sondern auch um seiner klcinasiatischcn Interessen willen. Es kann zwar nicht hindern, daß Rußland Arme nien wirtschaftlich durchdringt und zu seiner Inter essensphäre macht, aber es kann nicht dulden, dast das Zarenreich daselbst bewaffnet cinschrcitct und die von den nationalistischen Kreisen Petersburgs gewünschte Annexion Türkisch-ArmcnicnS vorbereitet. Offiziell hat Rußland alle derartigen Pläne in Abrede gestellt und Ssasvnow hat bei seinem letzten Berliner Besuch mit aller wünschens werten Offenheit versichert, dast Rußland an dem Grund sätze der Unverletzlichkeit der asiatischen Türkei fcst- haltc. England hat dem Rüsten in Armenien die Vorhand gelassen und ihm wie dem Franzosen die Uebcrwachung der Durchführung der armenischen Reformen überlassen. Rustland mag also nun seinen guten Willen zum Frieden beweisen, indem es zu einem angemessenen und beide Teile befriedigenden Uebrrcinkommcn über die Art der Re formen die Hand bietet. Jede Lösung, die die Türkei zu- fricdcnstellt, entspricht auch unseren Interessen, soll also auch nnö willkommen sein. Es märe ehrlich zu wünschen, dast Kokowzow Vvll- > machten für eine schnelle Regelung der armenischen Frage mitbringt und dast die Verhandlungen über daS Nesorm- programm und die Abgrenzung der beiderseitigen Inter essen jetzt zu einem Abschluß gelangen. Darüber hinaus aber wird man es mit Genugtuung begrüßen dürfen, dast der dcnt s ch -russische T r a h t wieder in vollem Um fange ausgenommen wird. Tie H c r st cllnng freund schaftlicher Beziehungen zwischen Tcntschland und Rust-- land ist eine der wichtigsten Ausgaben der Gegenwart. Ihre Notwendigkeit ist von den leitenden deutschen Staats männern nach langer Periode des Schwankens glücklich er» lannt worden. Tie Förderung dieser Politik verdient rückhaltlose Anerkennung. Je besser diese Be ziehungen werden, desto eher wird auch in Rustland die Politik kleinlicher Schikanen gegen Tentichland anshören. Montag früh 7' - Uhr ist der russische Ministerpräsident Kvkvwzow nebst Gemahlin i» Berlin eingetrofsen. In seiner Begleitung befindet sich der Direktor der be sonderen Krcditkanzlei des russischen Finanzministeriums Wirk!. Staatsrat Tawudvw. Mittags stattete Kokowzow dem R c i ch s l a n zler v. Bet h m a » n - Holl w c g einen Besuch ab und hatte mit ihm eine snnsvicrtelstündige Unterredung. — Ministerpräsident Kvloivzvw hat an den Ministerpräsidenten Barthou von der Grcnzstanon Ien- mont aus ein Telegramm gerichtet, in dem er ihm seinen Dank sür die liebenswürdige Ausnahme in Frankreich ausspricht. Die „Krenzztg." erörtert die Frage, ob von dem Besuch Kolvwzvivs in Berlin irgendwelche praktischen Vor teile für den «taud und die Zulnnst der deutsch-russi schen Beziehungen ^u erwarte» seien. Das Blatt schreibt: Die Frage ist mit Ja und Nein zugleich z» beantworten. Dast die .Rückspräche des russischen Premierministers mit den leitenden deutschen Staatsmännern dazu beitragen kann und wird manches Mißverständnis in Vergangen heit und Zukunft zu klären, liegt ans der Hand und schon wegen dieses einen Punktes wäre der Besuch Herrn Kvkvw- zows mit Befriedigung zu vermerken. Daneben wird sich als zweiter Vorteil die erneute Feststellung ergeben, dast so wohl in der verflossenen K risenzcit, wie auch im allgemeinen unmittelbare Reibnngsslächen zwischen Deutschland und Rnstland nicht gegeben sind. Schon bei der jüngsten An wesenheit des russischen Anslandsministers Lsaionvw in Berlin wird bei der Besprechung verflossener und künfti ger Fragen des näheren und ferneren Orients dieser gänz liche Mangel ernsterer Interessengegensätze zutage getreten sein, und wenn jetzt Herr Kolowzow den gleichen Eindruck von seinem Berliner Aufenthalt mit nach Petersburg bringt, so dar? man kwssen, dast bei künftig anstretenden internationalen Krisen die russische Politik diesen Gesichts punkt nicht außer acht lassen und dementsprechend ihre Hal tung cinrjchten wird. Tragen die Besuche russiicher Mini ster in Berlin dazu bei, das von unverantwortlicher russi scher und nichtrunischcr Leite genährte Mißtrauen gegen die Absichten Deutschlands in Petersburg zu ersticken und die russische Regierung gleichzeitig von übereilten folgen schweren Schritten abzuhalten, so ist für die Zukunft der Beziehungen der beiden Länder bereits viel gewonnen. Alles wettere must und kann dem Gang der internationalen Politik überlassen werden, deren Entwicklung Rnstland und Deutschland ganz von selbst wieder zu einer Annähe rung von ähnlicher Herzlichkeit bringen wird, wie sic unter BiSmarck bestanden har. DrahtmelÄUWM vom 17. November. Eine Kabincttsorder gegen Tango und Twostcp. Berlin. sPriv.-Tel.s Ter Kaiser hat eine Kabinetts» vrder an die Negimenisfvmniandenre und Schissskvmman- danten gerichtet, in der cs heißt: „Die Herren von der Armee und der Marine werden hierdurch ersucht, in Uni form weder Tango »och Twostep zu tanzen und Familien zu meiden, in denen diese Tänze ausgesührt werden. Ein Zuwiberliandeln gegen diesen Erlast wird mit Strafe so fortiger Dienstentlassung bedroht." Orden als Andenken für die Hinterbliebenen. Berlin. Ter Kaiser hat die Generalvrdenslvmmii- sion ermächtigt, die vor dem Feinde erworbenen Orden und Auszeichnungen in geeigneten Fällen den Hinter bliebenen ans Antrag zur Aufbewahrung als Andenken zu belassen. Die Ostmarkcnznlage» im Reichst,aushaltscntwurs. Berlin. lPriv.-Tel.f Die O st m a r k e n z n l a g c n werden, wie die „Tägl. Rundsch." erfährt, in dem neuen Reichshanshaltsenlwnrs enthalten sein. Das Rcikhspost- amt hat cs sür seine selbstverständliche Pflicht gehalten, diese Forderung wiederum in scinen Etat zu stellen. Das Rcichsschatzamt hat sich damit einverstanden erklärt. Daß der Vundesrat, und zwar einstimmig, diese Forderung gntheisten werde, das unterliege nicht dem geringsten Zweifel. Wie das Blatt weiter erführt, ist das Ncichöpvst- amt entschlossen, auch wenn die Ostmarkenzulagen diesmal wiederum vom Reichstage abgclehnt werden sollten, mit dieser Forderung auch künftig wicöcrzukvmmcn. Der Zu-