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Erscheint: täglich si-tib 7 tlhr. Anscrate ««de» angenommen: dis Abend» 6. Sonntag« r bi» wiittag-s 12 Uhr Marienstratze l»; in Ncufiadt: Buchdrucker et «on Job. Päftlrr. gr. ttlostergasse rr. Lnjijgeu in dies. Blatte finden eine rrjolgreich« , Verbreitung. Auflager iu^»v» E,kmpiare. Tageblatt sür Unterhaltung und Geschäftsverkehr. und Cigenthum der Herausgeber: Litpsch öc Reichardt. — Vcrantworllicher Nedacteur: Julius Reichardt Lliarmcmcttt' Lierkcstäln lich 'eü Ngr.' bc> nneiitgeldlichc: d'it» ieiiing in s Hau- Du.ch die tiönig! Poft vi«rte!>äh>I 22' 2Ngr Eiiijelne A'iiiiimeq l Ngr Anseralcnprclst.- Für den Raum eine» gespaltenen Zeile: l Ngr. Unter „Eingesandt* die Zeile 2 Ngr. Nr.Ä<«. Fliiifzehnter Jahrgang. Mitredacteur: Theodor ironisch. Dienstag, 4. October 1870. Dresden, 4. r. ctobcr. - BekanntliG ist das Hauptquarticl des Königs Liillbelm in rem präckstige» Schlosse des 2taro» von Rotbsck'ild i» La jtzcr tttzres bei Paris. Jetzt, wo alle Zeitungen über die mit tiefem Schlosse verbundene» prächtige» Garten mit Part Anlagen berichten, türitc es an der Zeit sein, den Mann zu nennen, der der Schöpfer dieses Elysiums ist. Go ist nämlich ein geborener Frledricksttadt-DreSdner, Herr Franz .Nummer. Derselbe war ll Iabrc lang Gartendircctor bei Baron von Rotbschild in 2a FerrlörcS, erhielt 4 silberne Ehren- und die goldene Verdlcnst- Medallic und ist letzt bei Herrn von Kapphcrr in Lockwitz an- 'estcllt. wo ihm wieder Gelegenbeit geboten ist, sei» schöpferisches Talent zu hethättgen. Ehre, dem isbre gebührt! — Die Sträußchen- uni. 'Bluincnscndungc» sür unsere La- ,'rethe von der Gartcnbaugcsellschast „Flora", bei welchen wir noch ein von der Firma 2. Voigt geliefertes und IhrerKönigl. Foheit der Frau Kronprinzessin Earola. als der hohen Protcc rorln deö internationalen Vereins üdcrmachtcS, ebenso gcschmack- oollcö wie prächtiges Bouauct «rothes Kreuz im welken Feldes ivnderö hcrvorsxben inüsscn, haben in der vorige» Woche nicht nur ihren regelmässige» Fortgang gehabt, sondern es wurden > ach einzelne Sendungen von Weintrauben und Dickt zur ge eigneten 'Verwendung für die Verwundeten an die Votttando- i amen des internationalen Vereins durch das Sekretariat der Flora abacliesert. — Völlig ausgehungert kamen am Sonntag Nachts die beiden großen Züge mit gefangenen Franzosen an, die von der tapferen Besatzung von Strästbura nach den Festungen in Schlesien tranöportirt wurden. Ihre Bedeckung war unge wöhnlich stark, nicht lveniger als 2M Preußen und Badenser eScortirten den ersten, 2000 Gefangene zählenden Zug, während M dem zweiten, 800 Biann starken Zug 40 Blau» waren. Unter den Franzosen gab cs sehr viele unserer künftigen Lando- cnte, Elsas,er und cingebornc Straßburger Kinder, die in dem geinuthlichc» alemannische» Dialcct über ihren Hunger klagten. Hoch fehlte» auch Turkos nicht und besonders viele Neger wa ren unter letzteren. Für den zweiten Zug t'atte daö energische Gtappencoininando Vorsorge zur Speisung der Gefangenen ge trosten; Brod und Wurst wurde von denselben mit ungeheurem Hunger verzehrt. Selbst die Muhamcdaner, denen bekanntlich der Genus, dcü Schweinefleisches verboten ist, kehrten sich eben so tvenlg an diele Vorschrift des Korans, aiö dies manche Israeliten gegenüber ihrem Gesetze tbun, und. beim Barte deö Propheten! es ist ihnen ganz gut bekommen. Bohrend die "Vetangenen welker gingen, blieben l französischer Diflclcr und 2l Mann, die am Nachmittag vcnvundet angelommcn waren, >cker zurück. Außerdem sind gestern und beute noch gegen 200 verwundete und kranke Sachsen und Preusicn angctemmcn, rcsp. nach Zittau und Görlitz turchgegangcn. - Wie man Hort, treibt sich ein Schwindler herum, der unter dem Vergeben, alö sächsischer Soldat bei Mars ia Tour als Mitkämpfer verwundet worden zu sein, schon zicmttch klin gende <s:folge erzielt haben soll. Wir glauben, da die Wohl, lbätigkcit im Vereins» ege bei uns, wie überall, schon lebendig genug ist das; man derartige Betteleien an ck-stail, die wob! vielfach nur aus fauler Grundlage tusjen, direct von sich weisen 'otltk. In höchst patriotischer Webe hat in dieserKricgSzcit auch die Amtslandschast Mügeln bei Dick'atz eine ,ehr rege Thätigkeit entwickelt, indem ilwc Bewohner mit allen.mästen und ans jede Art dem daselbst gegründeten betreffenden Verein zur Pflege verwundeter und kranker Krieger, sowie zur Unter uützung deren zurückgebliebener billsbetürltiger Familienmitglie der mit baarem Geldc und 2icbeogaben anderer Nrt warm unter stützte. Viö jetzt sind an Geld «>2st Tickr. lli Ngr. cingcg„igcn und wurdni hiervon dein Dresdner internationalen Hil'sverein 122 Thlr.. dem 2andeShilfsvercin 27 Tickr. und an Unterstützung »ür Familien der auSgcrückten Soldaten <>2 Tblr. abgegeben. Mit »lonatlich 1 Tickr. werde» Frauen, mit dito io cklgr. 20 Kinder unterstützt, während I I Frauen i» derselben Zeit t Thlr. 10 Ngr. und lstKinter dito >2'- cklgr. erhalten. Ferner sind an den Dresdner Verein I7st Hemden, 30 Paar llntcrbcin- kleidcr, ebensoviel Paar Strümpfe, diverse Jacken und Naclck- Mützen, 81 Bctttücl>er, 22 Ueverzügc. Inictlc, >:> Handtücher, diverse Tischtücher. Saldenläppchen, z'barpie, 114 c-preuiisscii. Strobkissen, Tücher, 2cibblnden, Leimr int, 27" 2eibbinten, ffä dreieckige Tücher, Eomprcffen :c. at'zzcliesert worden, während an Naturalien und Stärkungsmitteln 273 Pfd. Backobst, eine Parti: Wein und Himbcerf'ast. Gier, 700 Stück Eigarren, .70 Zigarrenspitzen, sa selbst 'Bücher zur 2ectürc nicht icbltcn. Schliess lich erwähnen wir noch, dast in einer der letzten AnSschnstsitz- migcn eine Bitte um Zusendung von normen KlcidungSuücken tür die Im Felde stehenden Soldaten erlassen wurde, die ei» glänzendes Resultat von llo Thalern erzielte, wofür sofort Strümpfe, Untcrbcinklcider, P.ilowärincr re. angckamt und an die Leipziger Sammelstclle geiendet wurden. Iiffoige einer Nleltnng der „B. B.-Ztg.", das« der k. iäck'stschc StabStrompeter Wagner „von fünf Mitraillcn'enkngeln durchbohrt" in der Schlacht von stkan gc'allcn sei. sind >» mchrcrn Städten am Nhci» >e. Gonecrte veranslaitet worden, »m das Nndenten „des gefallene» oomponliten und Zrompe- tinen-Virtuosen Friedlich Wagner" zu ehren, auch Dichtungen in Umlauf gesetzt worden, welche „den Manen" desselben gelte», und mehrfache Anfragen bezüglich des „Heldentodes" des durch seine Kunstreiscn weithin bekannten und beliebten Virtuosen hierher gelangt. Daö „Dr. I." bemerkt hierzu, dass Wagncl'ö Name weder in den Verlustlisten zu finden sei, »och sei von dessen Tode oder Verwundung Irgend eine nur annäbcrntc Bc ftätigung rlngcgangcn, folglich unser geschätzter Virtuos ebenso wie sein Gollcgc StabStrompeter Bödme frisch und munter. - Herr Direktor E. Renz macht bekannt, das, sein Aufent halt In Dresden nur noch von kurzer Dauer sei» wird. Wir haben wiederholt daö treffliche Ensemble, die noble Ausstattung und die Vorzüglichkeit der Leistungen der einzelnen Mitglieder erwähnt und anerkannt, dast Damen und Herren »oettelsern, sich als Künstler dieses Genre s aus lener Höhe der Vollkommenheit zu erhalten, die wir bei den Newz schen Vorstellungen seit Jah ren gewöhnt waren. Nmnen, wie ZnmeS Bridge». Robert Renz. Eugen und Lcopoldtnc Gärtner, Jnllc Kencbcl, Fanny Tour- »iairc. Hager. Louise Ellmir, Setae, Gontard. Belting re. bür gen allein schon für daü (besagte. Was an Kunst und Bravour ui der Renz'schcn Manege geleistet wird, davon Ixtbcn sich be reits Tausende von Besucher» a»ö der Residenz und Provinz überzeugt; denn auch die Umwohner srcguentircn de» EircuS sehr gern, das sieht man an den vielen Gespannen, die dev Abends mit ibrcn fröhlichen und zusriedengcstclltcn Insasse» durch die dunkle Nacht aus den Thoren der Stadt in'ö helmath- Uche Dorf zurückciicn. Der Humor sprudelt in nicht geringerem Maste aus dem reichen Schatze der ElownS, die lebendig und kunstreich nicht blos die Zwischenpausen auölüllen, sondern auch in selbstständigen Piecen des Programms Staunenöwerthcö leisten, das sie mit Leichtigkeit fertig bringen. Vor Allem sind es die grostcn Lpcetalclpantomimc» am Schluh, die in Be zug auf Arrangement, (lostüm, Inhalt und Sccnerie die vor trefflichsten Unterhaltungen biete». In diesen Tagen macht in Betreff dieses (Vnrcs „die Beraubung einer reisende» englischen Familie" viel Sensation durch die vortreffliche» Evolutionen zu Frist und zu Pferde, auch die Tänze, Gefechte und die hinein geflochtenen komischen Leenen. Waö die zahlreichen, kostbaren «chulPferde des Herrn »lenz leisten, ist zu bekannt, alö das; wir noch einmal darauf zurückkommen sollten. — Am gestrigen 0. ZicbungStage erhielt die Eollcctlo» von Gustav Gciiciö vier, Marlenstrastc I, den Hauptgewinn von 20,000 Thlr. au, Nr. 71742 — Vor einigen Tagen übergab ein hiesiger Handwerker einem seiner Arbeiter eine Summ: von :!0 Thalern, um sic in andern Münzscrtc» cinzuwcchscln. Der Arbeiter entfernte sich, soll aber heute noch mit dem umgewcchseltcn Gelbe wicdcr- kommcn. Sicherem Vernehmen nach tritt mit dem 1. November d. I. der in letzterer Zeit zu Zwickau lebende Eiscnbahn-Be- tricbö-Dircetor Herr Tan Verth aus dem sächsischen Staats dienst und siedelt nach Wien über, wo man ihn in Anbetracht seiner grosten Kenntnisse, seinen reichen praktischen Eriahrungcn, zum Betriebstircctor der österreichischen nordwestlichen Eisen bahn ernannt hat. Auster dem festen Iahresgchalt von <>000 Guide» und einer zu erwartenden Pension von :zo()0 Gulden, welche schon vom Tage seines Eintritts an Gültigkeit hat, empfängt Herr Tanbertb auch iiocg eine ansehnliche D.ilarticr-Entschä- digungsstnniue. Wie schon irüber der Herr Freiherr Max von v ojn W ebcr und Director Dictzsct> oId auö dem Verband der sächsischen Staatsbeamten schieden, um ihre Thätlgkcit ln Dcstcrreleh geltend zu machen, so sollen leider ln nächster Zeit »och mehre Verluste von trcuverdientc» und hochgeachteten Be amten der sächsische» Satatvbabn in Aussicht stehen, indem Letztere de» Anerbietungen Gehör geschenkt haben, die inan ibnen von Wien aus gemacht bat. Namentlich aber scheidet mit Herrn Director Tanbertb eine Kraft, die nicht so bald er setzt werden dürfte, ein Bekenntnis;, daö von allen Beamten ausgesprochen wird, welche den Man» voller Energie im 2au>e seines Bennes wirken sabcn. - Am Nachmittag tcS letzten Sonntags mustte von dem Pirnanchen Platze ans ein Fuhrknecht i» das Ltadtkrankcnhauö gebracht werten, weil er mit seinem Geschirr verunglückt war. T!e Pierde gingen mit dem mit S lrob beladenen Wagen durck', weil >ic durch eine herabgctzilienc Schütte scheu geworden wa- ren. So kam der Knecht nnler die Räter und erlitt mehrere S.uetfchunge». „Wer den Pfennig nicht ehrt, ist deö TdalerS nickst werkt'!" so mochte am vergangen:» Zonnabcnt ein Hauswirth Am See deuten. Daselbst batte auf einer seiner im Hofe steixuide» Drcl'inangeln eine Wittwc ihre Wäsche hcrgcricistct und zahlte am Scistust ihrer Arbeit den übliche» Neugrosche» stw 'Benutzung der Maschine. Der Besitzer verlangte jedoch ll Pfennige, und da die Frau zufällig nur die >0 Pscnnigc bei sich halte, so griff der Gestrenge trotzdem, das; sic im Hause wohnt, also sicher war, in den Wäschekorb derselben und nahm ei» .wlntertücksteii! alö Plant für den Pfennig. Ja. Ord nung must sein! Ein sehr trauriger Vor«all ereignete sich am Sonntag Abend nach Schluß des GesangSconeerts au» dein Felienkeller. Ein Dresdner, welcher den letzten Zug benutzen wollte, begab sich nach dem betreffende» Haltepunkte am Bahnwärtcrhaus Nr. 0 und stürzte bei der rabenschwarzen Finsternis; in eine dort neben dem Gleis seit Iihren befindliche, unvcrdccktc und von lcincm Zaun signalifirte Grube io unglücklich, das; er das'Bein brach und nack, tcm Bahnl'äuschcn, selbstverständlich unter großem Schmerz, transportirt werden mustte, wo erst nach eini gen Stunden ein Arzt mit dem »ötlstgen Verbandzeug anlangte. Da nun eonstatirt ist, da»; in dieses in unverzellsticher 'Weise ofiengeiegtc Loch schon Mehrere hinciiigestürzt, ein Loch, das ohne allen 'Nutze» noch viele Opstr fordern und reckst gut ber schüttet werden kann, so entsteht die gerechte Frage, wann wird man hier seine Schuldigkeit thiin'k Der vorliegende Fall aicbt eine traurige Bcantwennng dieser Frage nack'den vielen Iabre». Wer daö Bein blickst, kann ebenso gut den Hals brechen. - Dessen tlichc S ckiw n rgericht sii tz un g am i. Dclebcr. Geschworene: tic Herren GutSber Herrnsdon in .stausbach, Gutsbes. und Gemeindevcrst. Köhler in Wcistig, Tirector Müller hier, NittergntSbei. Hausmann in Kreistha, RittergnISbei. Rickster in Bastlip, Gutsbcs. Müller in Weihen torn, E. A. W. Grübner in Berthcistors, Leilermstr. Steuer hier, Vorwerksbcs. Kästncr in Reinbcrg, Bürgcrmstr. Schneider in Glashütte, Kaufmann BarteltcS hier und Braunistr. Hausse hier; überdies n iirtcn sechs abgeichnt. Karl Owttiried Förster »nt Friedrick' Dtto Seifert, Beide Handarbeiter von hier sind des FalschmüiizciiS, bczichenttich des beendigte» Vernichs dazu, angeklagt. Am 5». November vor. I. wurden vom Gemcindc- vorstand Werner in Dvri Plauen an die bicsige Polizei drei falsche Fünineugrofchenstückc. welche drei Gcmeindcglletcr an ZahlnngSstatt crl'altcn batten, abgcliescrt. Desgleichen war an daü Finanzministerium selten deö HoipostamtcS Anzeige er gangen. tast bei BczghUnig von Porto beabsichtigt worden sei. ein falsches Fünsgroschenstück abzugcdcn. AlSdan» liegen noch zwei Fälle vor, wo der Mrsuch gemacht worden ist. dergleichen Stücke auözugcben. Dem Zeugen Werner Mitten die Ncbcr- dringcr gleichzeitig mtt kund gethan, hast die Geldstücke theilS von dem Angeklagten Förster, thells von dessen Ehefrau, zur Zeit i» Plauen wohnend, verausgabt worden waren. In Folge kessen ward Förster verhaltet, wobei er auf Befragen angab, dast der Mitangeklagte Seifert der Urbebcr sei. lveöhalb auch dieser verhaftet wurde. Auch der jüngere Bruder Seiferts solle dabei insofern mstgeholien habe», als er „den Löffel ge halten" habe, woraus auch dieser in Untersuchung genommen, dieselbe jedoch später wieder eingestellt wurde. Uebcrdies i»c auch noch gegen den Mitangeklagten Seiiert eine Anklage wegen Unterschlagung und Diebstahl anhängig, welche jedoch nickst beute, sondern später zur Verhandlung kommt. Förster und Seiiert haben sich im März vor. I. aus dem Eentral-Gütcr- balmhos, wo Beite in Stellung waren, kennen lernen. Nack' einiger Zeit war Föi-stcr einmal in Scisertö Wohnung in Neu iöblau, um sich von ihm eine» Tizaler zu leihen; bei dieser Ge lcgenhcit oder auch schon früher soll Seiiert zu Förster gesagt babcn: „er wisse, wie man'ö machen müsse, dast man keine Noth babe, man müsse nur nicht so dumm sein." Daraus kam eines Abends Förster wieder einmal, wie er spricht, „zufällig" zu Sci'ert; da sei derselbe eben beschäftigt gewesen mit Metall schmelzen und Anscrtigcn von Fünfgroschcn- und Einthaicr- stückc», und habe ihm beim Fortgehen st blö io Stück von crstcrcn und von letzteren alle 1!! Stück, welche fettig ge worden waren, mitgcgcbcn. Die Thalcrstüctc habe er jedoch kurz daraus wieder zurückgcgcben, nur auö Versehe» seien 3 Stuck zurückgeblieben; er habe dieselbe» auch gar nicht wollen auögcbc». Von den Fünfgroschcnstückcn habe er nur elnö In einem Victualicngcschätt aus der Ammonstraste auögcgebcn; bei tcm Zcugcnverhör gicbt er zu, noch zwei angebotcn zu haben, eins bcim Kartoffclkauf und elnö bei einem Restaurateur. Durch seine Frau ist noch eins beim Bäcker B. in Plauen sür Brod cmögegcbcn und eins beim dortigen Fleischer K. angebotett. jedoch zurückgewiesen worden. DaS eine Stück, welches Kempe ani der Post verausgaben wollte, hatte dessen alte Mutter, welche auf Befragen des Präsidenten, ob sic auch einen Handel treibe? antwortete: „Ia, mit grüner Waare, Porzellan und lauter solchen Sachen" im Handel eingenommen, wuhte jedoch nicht gewiß von wem. Der Angeklagte Seiiert leugnet durch weg. er stellt Försters Anschuldigungen als volle Unwahrheit dar. 'Bei der Audiuchnng sind in Beider Wohnungen verdäch tigende Gegenstände vorgefunden worden. Förster hatte btt seiner Verhaftung noch 3 Fünsgroschenstückc bei sich: in seiner Wohnung fand man die oben erwähnten llEinthalerstückc, zw«! kleine Ticgelchcn, einen im Feuer gewesenen Blechlöffel, einige Stückchen geschmolzenes Blei, sogenannte Gusthälse und zwei Stückchen Antimon (Mctallj. Förster sagt: Tiegel, Löffel und das Blei habe ihm Seifert damals mitgcgebcn und dabei ge sagt, er werde einmal Abcndö zu ihm kommen, eö sei jedoch nichts daraus geworden. In Seiferts Wohnung wurden auch dergleichen Blcistücke und ein mistiungcnöS österreichisches Viettel- guldcnstück mit noch daran hängendem Gnsthalse vorgefunden. Sämmtliche Geld- und Blcistücke liegen heute vor. Der als Sachverständiger hcrdcigezogcnc Herr Kölincr erklärt, dast die Lcgirung der vorliegenden Gegenstände ein und dieselbe sei: mcl'r Blei alö Zinn. Die prcnstischen Einthalcrstückc mit der Jahreszahl 1814 find leicht, dagegen die sächsischen Fünfgroschcn- stücke mit der Jahreszahl 1840 schwerer alv falsche zu erkennen. Ais der Angeklagte cclfert gefragt wird, aus weiche Weise die Mctalistücte und das Viertelguldenstück in seine Wohnung ge kommen seien? giebt er an: „er wisse es nickst, wahnckstinlich durch seinen Vater, welcher bei ihm wohne und einen Handel mit altem Eisen, Kupier und Zinn treibe". Nachdem der Sei'wurgericlstSl'os die Schuldsragcn borgclcgt hat, erläutert die Staatsanwaltschaft dieselben und stellt gegen beide Ange klagte Lkra'antrag. Für Förster hat Herr' Adv. Fränzek die Verkheidigung übernommen und kann derselbe bei den offenen Zugeständnissen denselben nur der richterlichen Milde empfeh le», währenddes Angeklagten Seiferts Vcrthcidiger, Herr Adv. Lestv, vci den icvwachen vorliegenden 'Beweisen Freisprechung zu erlangen hofft. Der Wahrsprucb der Geschworene» bekundet, taff beide 'Angeklagte sür gleich schuldig befunden, woraus der Sck'wurgerictstshos icdem der Angeklagten l Iabr 8 Monate Arbeitshaus zucrkcnnt. — Angckündigte Gerichtsverhandlungen. Mittwoch, den 5. Detobsr. Vormittags tlhr, Hciuptvechand- linig wider den Schuhmachergcscllcn F .V. Mliotta von hier, wegen Dicl'stahlS. Vorsitzender: Gerichtörath Eberl. Dresden, Dctobcr, Luftballons lind Brieftauben be leben die Langnvcile, ivelck>e unsere BelagerungStruppcn vor Baris empfinden Wenn nicht dann und mann die Franzosen, einen unglücklichen Ausfall unternehmen, unterbricht nichts die Nube in den denlschcn Standquartieren. ;fu dm Einschlicßungs- arbeiten wird nur ein kleinerer Theil der Truppen verwendet, und selbst größere Arbeiten, wie die im Norden von Paris durch die Pionniere deö Gardecorpü bewirkte Ableitung dev DurqueHanals beschäftigen immer nur einen verhältnißmüßig geringeren Brnckilheil der Hunderttausende von Belagerern, Allenfalls werden Expeditionen zur Erlangung von Proviant unternommen. Diese Ltreiszüge dehnen sich nun weiter aus, ja die Städte an der Küste deö Kanals bereiten sich schon auf solche Besuche vor 'Natürlich ist die Umgegend von Paris bald rein ausgesressen. und selbst in entfernteren Proviuntzonm ist nur iven'g zu finden. Die Depeschen der Außenregierung in Tours zählen eine Reihe von Städten im Westen und Süden von Paris aus, in denen deutsche Eavallericabtheilungcn erschie neu sind, Requisitionen und Contributionen ausschrieben, vcr schwanden, nachdem sie größere Truppencorps angekündigt hatten, wieder erschienen, mit Mobilgarden, Freischärlern und verspreng ten regulären Trupvengattungcn handgemein und — wenn man nicht wüßte, daß Lugen eine Natumaltugend der Franzosen ist. geschlagen wurden. Nur seltsam, daß trotz dieser für die Franzosen angeblich so glücklich ausfallenden tdefechte immer wettere Städte in die Hand dieser geschlagenen Deutschen fallen..