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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 13.01.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050113011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905011301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905011301
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-01
- Tag 1905-01-13
-
Monat
1905-01
-
Jahr
1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 13.01.1905
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mpaani« vom Regiment „Alexander" olifgesteltt lein. Zum hrendienst Heini König Friedrich August sind befohlen: General der Infanterie v. Hessel, koinmandicrender General des Garde "bcrsile .... v. August idicrendc Pcippritz, korpS, und Oberstleutnant lllanen-Negiments Nr. 16. 7- Der seltberiae KreiSstenenat ln Leipzig. Kommandeur des ^ -- letttzerlae KretSltenenat in Leipzig. Oberstnanzrat Dr. tur. R ichter ist «»»Rate bei der Oberrech»ung-kan»»er unter Verleihung des Titels und Runge- eine- Geheime» Ober- rectznnngsiat- ernannt worden. — Dem städtischen Bankdirektor Adam in Chemnitz ist das Ritterkreuz 2. Klasse vom Verdienstorden und dem bisherigen Gemeindevorstand Lippert in Porschnitz daS Allgememe Ehrenzeichen verliehen worden. — Dem Lehrer Werner in Leipzig ist siir Errettung eine- Mädchens vom Tode des Ertrinken- ii» Elstermnhlgrabcn die silberne LebenSietlnngsmedaille verlieben morde». — König Friedlich August hat gcuehmigt, daß der VeziikS- Assessvr Gras zu East ell- Castell bei der Amlshanpiuiann schalt Pirna da- Nitterkre»; l Klasse vom Oldenburgischen Hans« und Verdienstorden aunehmc und trage. — Dem Rronpriiizen Gcorg. der nächsten Sonntag als Leutnant Ins Leibgrenadicr-Negiment eingetlellt ivird. widmet der .Kamerad" in seiner letzten Nummer einen Artikel, dem wir Folgendes entnehmen: Die ivissrnschastliche Ansbitdung der konialtcheii Kinder erfolgt aus Grund der Bestimmungen für sächsische Gun,nahen und ist streng geregelt. Sv wurden am 23 März 1!>')4 Kronprinz Georg für die Quinta. Prinz Friedlich Christian für dir Sexta des Gmnnnsiniiis geprüft. Ten gleichen Prüflinge», die im Taschenberg-Palais slaltiande», hatten sich ie vier Altersgenossen des Kronprinzen zu unterziehen, die sämtlich die Prüfung bestanden und nun mit de», Kronprinzen gemeinsam unteirichlet werden. Die Kameraden des Kronprinzen Georg sind ein Sohn de« StantSministrrS Dr. Otto, ein Sobn des Amts- hanpImannS Dr. Krug von Nidda, ein Soh» des AintShannt- inanns Geh. RegternnasratS van Erausbaar »nd ein Sohn des DtvisionspsarrerS I> Schutze. Die Kameraden des Prinzen Friedrich Christian sind ein Soh» des Oberstleutnant-Abteilnngs- cheis im Krieg-Ministerium von der Planitz, ei» Sohn des ver storbenen NtttinritterS von Ro.bvw. ein Sohn des Militär- Intendanten von Loeben »nd ein Soh» des HnuptinannS Frei- Herrn von Bodenhaiüen vom 2. Gle»adier-Negi»,eiit Tie Leitung deS Unterrichts liegt in den Händen de- Hanvtmanns Freiherr» d Brnn. dem Hvirat Professor Dr. Jacob vom Neu stadl« Gymnasium zur Seite steht. Als Lehrer willen: Hvs- kaplan Prälat Klei» tkatkol. Religio»), Prvlessor Tr. Pseiiter !>vangel. Religion). Dr. Pabst, Dr. v. Vieth, Dr. Becker. Dr. Nofenbagen. Dr. Franke vonr Nenstädter Gynmasinm, Professor Dr. Dtnergrn, Dr. Rolle vom Kadettenkorps. Dr. Sanpc von de, >. Realschule und Ha»Slehrer Schreiner. Der diesjährige Ge- bnrtstag des Kronprinzen ist ober noch von ganz beioiidcrer Be deutung. Als Se. Majestät »rnler geliebter König Anfang Dezember vorigen Jahres mit andere» Kmiinin»dc»ren auch den des LeibreaimenlS in Audienz empfing Weigl. .Kamerad" 1904. Nr. 50) äutzerie er dieiem gegenüber: .Ihne». Herr Obelft. werde Ich am 15. Januar Meinen Aelieslen üheigebcn." Der Tag ist gekommen. Krvnprinz Georg tritt in die sächsische Armee ein. .ES ist ein hohes Verdienst und «eibst für den Vornehmsten, für die Rechte seines König- und Vaterlandes zu fechten, zu bluten und alte» Gefahren zu trotzen. Für Fniiiensöhne aber ist eS das rchabensle aller Gefühle, sich aut dem Standpnnlte zu sehen, aus welchem man dem eigenen Lande glotze eripiietzliche Dienste leistet" So heisst es in den Briefen Friedrich Wilhelms IV. an den Prinzen Wilhelm (18I2>. — lind wenn mit der Einstellung unseres Kronprinzen in die Armee auch einer Tradition des lach fischen Königshauses Folge gegeben wird, io ist sie doch ein neuer Beweis von der «reuen Fürsorge des töniglichen Vaters für die Ausbildung und Vorbereitung seines SohncS für den künstigen Bern« einerseits, und anbcierlettS rür das ernste Streben, die freundliche» Beziehungen zwischen Tbion. Herr iind Volk immer neu zu beleben. Der Kronprinz wird a>s Lenrnnnt in das 1. lLeib-sGrcnadier-Rcaimcnt vir. 100 eintreten. Wir Kameraden begrüben den inngen Wettiricffprotz und de» zukünftigen Fülner nmnes Heeres tn der, Reihen der Valetta,idüchen Armee mit Heller Freude und einen uns mit dem gesamten sächsischen Volke zu dem aufrichtige» Wunsche: .Gottes rerche Gnade möge über dem jugendliche» Weitincriorotz iroerzeit wallen nnd ihn segnen ans allen leinen Wege» zur Freude des Königlichen Hauses, dem Sachrenvolte zum Hest!" — Die gestrige ös senil ichc Sitzung der Stadt' vcrordnetcn wurde gegen ^8 Uhr durch Herrn Stadt' verordnctenvorstehcr Justizrat Dr. Stöckel eröffnet. Der Herr Vorsteher verlas zunächst ein vom Rate zur Kenntnisnahme über- l'andtcs, von uns bereits an anderer Stelle dieses Blattes im Wortlaut wiedergcgebencs H a n d s ch r ei b e n Sr. Majestät des Königs, in welchem er für die Neujahr-GIückiviinich- adresse der staatlichen Körperschaften dankt. Das Kollegium hörte die Verlesung stehend und unter Beifallsbezeigungen an. Hieraus gedachte ei' mit ehrenden Worten des Todes des Herrn Ltadt> oerordncten Jünger, zu dessen, Andenken sich die Versammlung von den Plätzen erhob. Herr St.-V. Clans zeigte der Ver sammlung an, das; er mit dem 15. Januar sein Mandat nieder- iegc, weil er zum Gemeindevorsteher in Reick gewählt sei. Herr Stndtverordnelcnvorsleher Dr. Stöctel bedauerte das Aus scheiden des Herrn Claus und dankte ihm iür seine bisherige Pittarbeit. Herr Claus dankte für das ihm bewiesene Ver trauen und kollegiale Entgegenkommen. Aus der Negistrande rei ferner noch folgendes erwähnt: Ein Schreiben dcS Rates, wonach er das Gesuch des Vereins der Obst- und Grünwaren- Händler Dresdens, die Hauptmarkthalle später zu öffnen als bisher, abgelehnt Kat. Es wurde beschlossen, weitere Er hebungen in dieser Angelegenheit anznstcllen. Der Grund besitz e r v e r e i n der Vorstodt 1l e b i g a n bittet in einem Schreiben, Ilebigau zu beschleuse», ihm Wasser aus den städti schen Werken zuziiführcii und es an das Ltraßenbalinnetz an- schlietzen zu lassen. Das Gesuch wird beiürworlend an den Rat abgegeben. Hieraus wurde in die Tagesordnung eingetretcn. Der erste Punkt verleiben betraf die Wabl der von den Stadt- ncrorvncten in die ordentliche» »nd antzerordeittlichen gemischten Ausschüsse abzuordnenden Mitglieder. Die Vorschläge des Wahlausschusses wurden sämtlich ohne Telxttte angenommen. Tie Errichtung eines zweiten Nachtrags zu dem Regulative über die Bürger- und Einwohnerstcncr für die Stadt Dresden vom 17. Dezember 1878, wonach der Betrag der Einwohner steuer den der Bnrgerstener nicht übersteigen darf, fand die Genehmigung des Kollegiums, ebenso die vom Rate z» Ostern 1905 vorgesehene Bcgwüiidnng einer Stelle für einen semina ristisch gebildeten Lehrer am Wettiner - Gpmnasinm mit dem Ansongsgehalt von 1800 Mark nnd 400 Mark Stellenzulage. Tie übrigen Punkte der Tagesordnung waren unwesentlicher Natur. Schluß der Sitzung gegen ZH9 Uhr. Es folgte eine geheime Sitzung. — Im Königreich Sachsen sind im ganzen 105 Berg leute aufWurmkrankheit untersuch' worden. Man fand imr zweimal Ankylostoma. In beiden Fällen stammte die In fektion aus Westfalen. In Lugau-Oelsmtz fand man noch einen Bergarbeiter, der den Tckstidling ans der stark verseuchte» unga rischen Grube Bremmberg erworben hatte. In einem vierten, in Sachsen gefundenen Falle handelte eS sich mir einen italie nischen Arbeiter, der früher in Westfalen gearbeitet hatte und ans einem sächsischen Werke angelegt sein wollte. Bo» sächsischen Bergarbeitern, die nach Westfalen verzogen waren, fand man dort bei vier Leuten Änkylostoma-Eicr. Drei diele, Arbeiter find zweifellos erst nach ihrem Weggänge aus Sachsen infiziert worden. Der vierte hatte über ein Jahr im Sachsen gearbeitet, war aber schon vorher in Westfalen tätig gewesen. Genaue Untersuchungen der Kirappscbnstsärzte haben ergeben, dak auf den sächsischen Gruben, obwohl in ihnen vier Aiikylostomaträgcr „earbeitet haben, die Bergarbeiter frei von Wurmkrankheit ge blieben sind. — Im neuesten Hest der Zeitschrift des König!. Sächs. Statistischen Bureaus findet sich eine Zusammenstellung der Schuldenlast der der.revidierten Städteord- nung unter st eilten 79 Städte. Darnach hat sich die selbe in den dreißig Jahren 1870 bis 1900 von rund 30 Millionen Mark a»f rund 296 Millionen Mark gesteigert, während die Ein erzielen. Ein weiterer Teil ist zum Ankauf von Grimdittxren, Bau von Kasernen, Markthallen, Bädern, Schnlhäusern, Krankenhäuser», Verwattungsgebäuden verwendet worden. Tic höchsten Gemeindeichuldcn wies Leipzig aus mit rund 84'.. Mil- lionen Mark, dann folgten Dresden mit 69, Chemnitz mit über 25, Plauen mit 13. Zwickau mit nahezu 11 Millionen, während Zittau sich mit über 4'/r Millionen Mark Schulden begnügt hatte. BerhältniSmätzig gering war die Schulde».np von Meerane und Werdau, die 1>h Millionen Mark noch »ich, erreichte: ganz ohne Schulden war keine revidierte Stadl: die kleinsten, L-ahda und Bcrnstadt, wiesen 129100 bez. 97 115 Mk. ans. Selbstverständlich sieht in allen diesen Städten de» Schul den ein akttves Vermöge» gegenüber, welches zumeist die erileren weit übersteigt, sodaß von einer llcberschuldung nirgends die Rede sein kann. Bemerkenswert ist, das; im Jahrzehnt 1870 bis 1880 die grüßte prozentuale 'Steigerung der Sladtschnldc» sich voll- zogen hat, sie haben sich während dieser Zeit nahezu uerdreisaän. in den daraus folgenden Jahrzehnten aber nahezu bez. reichlich verdoppelt. — Die Fürstin zu S t o l k> erg - W ern i g er od e belnchte das Konfektion-- und Modewaiengeschäst von Teerst u. Ziller, Prager Strntze 42, und bewirtte »amhaiie Cmlänse. — Vom 15. Januar ab findet täglich in den originell dckv- ,ie>te» Lokalitäten des „Münchner Hof" Karnevalsscst in „Alt-Heidelberg" statt. — Landgericht. Wegen einer bereits mehrere Jahre zurückliegenden Straftat hat sich der 41jährige, zuletzt in Löbtau wohnende Klempner Moritz Riclmrd Thiele zu vcranlworten. Die Anklage lautet ans Urkundenfälschung, versuchten Betrug und versuchte Erpressung. Tie in-,milchen verstorbene Ehefrau des Angeklagten hatte zwar einiges Vermögen cingcbracht. welches aber von der .zahlreichen Familie ausgebrancht wurde, sodaß sich Th. im Jahre 1899 in äußerst misslichen Bermögcnsvcrhältnissei, befand. Aus strafbare Weise versuchte er, sich an das Vermögen einer alten Erbtante zu halten. Diese, eine in Fördcrgersdors wohnende Witwe, stand damals mit dem Angeklagten »nd desten Frau in freundschaftlichen Beziehungen, Obwohl Thiele nach eigenem Zugeständnis an die alte Frau keinerlei Forderungen halte, wußte er von ihr doch im Jahre 1899 die Unterschrift einer Schuldanerkenniing zu erlangen. Die Urkunde soll anfangs keinen Schuldbetrag enthalten haben und von Thiele erst nachträglich auf 4500 Mk. gestellt worden sein. Der Angeklagte bestreitet die Fälschung, obwohl angenommen werden könnte, daß der alten Frau die Lchnldancrkcnnung an Stelle einer Prozetzvollmacbl zur Unterschrift untergeschoben worden ist. Da die Tante und aucb die Ehefrau Tlncles inzwischen gestorben sind, laßt sich die Fälschung nicht mehr nachweisem Dagegen gilt für erwiesen, daß Thiele im Frühjahr Mtt mit der ^chuldsordcriing von 4500 Mark an die Erben der Witwe herantrat, die angebliche Forde rung zwei Agenten zur Eintreibung übergab und im Weigerungs fälle mit Klage drohte. Das Gericht erblickt in diesem Verhalte» versuchten Betrug und versuchte Erpressung und erkennt ani 9 Monate Gefängnis und 3 Jahre Ehrverlust: da sich der Ange klagte seit dem 2. Juli 1901 in Uiileriuchnngshaft befindet, wer- den 3 Monate Gefängnis als verbüßt erachtet. — Ter wegen Diebstahls mehrsach vorbestrafte, 1885 in Böhmen geborene Bäckergeselle Franz Klimpcl stahl am 1. Dezember 1904 in der Bäckerherberge einem zugereisten Gesellen eine Weste. Das Urteil lautet mst 5 Monate Gcsängnis. — Ter jetzige Provisions- reisende .Heinrich Wilhelm August Kramer aus Dresden besorgte seit dem Februar 1903 siir eine hiesige Witwe Geldgeschäfte, er wies sich aber als ein lehr ungclrcucr Sachwalter, unterschlug mehrere kleine Geldbeträge, welche ihm zur Bezahlung von Rechnungen übergeben worden waren, ferner eine Taschenuhr, 8 Pfandscheine und 2 Wechsel über 450 und 180 Mk., die er zu Gclde niacben sollte, und nahm seiner Anstraggcberin unter aller hand sattchen Angaben über seine Zahlungsfähigkeit zwei Dar lehen von 350 und 185 Mk. ab. Er erhält unter Freisprechung von einem Punkte der Anklage 6 Monate Gefängnis. — Im August Normen Jahres erbrach der vorbestrafte, 1887 hier acborcne Schlosser .Hermann Rudolf Kretzschmar eine verschlossene Bodenkammer und eignete sich eine Lampe an, »in sic so'ort zu veräußern. Er bat den schweren Diebstahl mit 4 Monaten Gefängnis z» büßen. Der -litSsliritd im Nilhrrevier greift weiter um sich und wird voransiickttlich mich in de» nächsten Tagen noch an Unisang zunchmen. Rach einer Bochumer Meldung bat er bereits dos Hernerevier erfaßt. Auch auf fünf Wittcner Zechen stellten insgesamt 8400 Mann die Arbeit ein Die plötzliche Ausdehnung des Streits wird allgemein als eine Ucberraschung empsiinden. da absolut keine zwingenden Gründe siir die Bewegung vorhanden sind und deshalb auch olle Führer der Bergarbeiter dringeno vom Streik abgeralen haben, doch ver- aebens. Es scheint sich um «ine jener psvchologisch rä!sell>aitci> M a s s e n s u a g e si io >icn zu handeln, bei denen alle Bcrninist- aründe wirkungslos sind. In Derne rief der Führer des alten Verbandes, Husen,ami, den AiiSstäiidlschen zu: „Ihr habt die Snvpe eingcbrockt: cs wird Euch keiner helfen!" Ti Versammlungen baben wieder gezeigt, daß die Führer absolut kein Gewalt mehr über die Masten haben^und, nicht mehr imstande sind, die Bewegung cinzudäniwen. Der sozialdemokra tische R e > ch s t a g s a b gc o rd net c Sachse erklärte, nach der „Rhein.-Wesst. Ztg.". m einer Verjaiiimstiiig der Belegschaft der Zechen „Kaisersliiyl": Ein Bergarbeitcrstrcik falle ans alle Gewerbe zurück. Schon vor drei Jahren hätten sich die Berg arbeiten die verlängerte Jeilfahrtszeit gefallen, lassen müssen weil die Organisation noch zu schwach gewesen fei. Von 270 000 Bergarbeiter» seien etwa 40 Prozent organisiert^ und darin» könne man heute auch nicht an einen allgemeinen Streik denken da die Kasse z u schwach sei und die Einigkeit fehle. Bei einem allgemeinen Streik würde der Streikfonds für die Organisierten nur eine Woche langen. Im Anschluß hieran stellt Sachse die kühne Behaupttmg auf, daß die Kapitalisten zu einem allgemeinen Streik reizten. Sachie behauptete, daß der Streik bei den Zeche» „Kanersttchl" leickitsiiuiia ansaebrocben sei. Nur die Delegierten von allen Zechen seien berechtigt, de» all gemeinen Streik zu proklamieren. Die Organisation habe keinen Wert, wenn jede Zeche aus blinde Schreier höre und tue, waS sie wolle Nach dem „Vorwärts" warme Sachse in den schärfsten Worten vor den unverantwortlichen unklugen Rat- gebern, die den Streik verschuldet hätten. Er redete von bezahlten Lockspitzeln. Geradezu verwerflich und im höchsten Grade frivol, so schreibt die „Köln. Zlg.". ist das Verhallen der Arbeiterschaft in denjenigen Fällen, wo. wie bei dem Eisen- und Stahlwerk Höich oder bei der Harvener Bergbau Gesellschaft, ohne daß zuvor irgend welche Beschwerden oder Wünsche geäußert worden waren, ohne weiteres unter Vertrags bruch die Arbeit niedergelegt wurde. Als für die gegenwärtige Bergarbeiter-Bewegung charnk'''nstisck> hebt dasselbe Blatt her vor: Die Belegsckiastcn einer A.czahl von Kohlenzechen sind, allen Warnungen zu in Trotz, in den Ansstand eingetreten. Sie haben nicht nur die ernsten Mahnungen der Zechenverwaltungen in den Wind geschlaacn, sondern sogar gegen de» wiederholten Rat der Führer der Arbeiterorganisationen die Arbeit niedergelcgt. In einer Reihe von Fällen sind diejenigen Arbeiterführer, die zur Besonncnlnnt mahnten, verhöhnt und nicdergeschriecii worden, das Wort unreifer Burschen hat zuweilen ausgcreicht, ganze Scharen von Ükrbcitcrn zu veranlassen, selbst ohne jede vorherige Angabe von Zlefchiverden das Arbeitsoerhältnis recktts- widrig zu lösen. Eine der charakteristischsten Erscheinungen dieses Ausstandes zeigt sich nclien der Machtlosigkeit der Arbeiter organisationen darin, daß sich ein großer Teil der Arbeiterschaft über die völlige Aussichtslosigkeit eines all gemeinen Kohle narbciterausstandes im gegen wärtigen Augenblick durchaus klar sein muß. Die Arbeiterführer geben nun selbst zu. daß ihnen die Bewegung durchgeht. Sie halten einen Tclegiertentag ab, ooriepe, ,n gesetzlicher Weise und frühzeitig genug erfolgt sei. Daher sei ein amtliches Einickneilen des OberbergamleS der Z-. hcnverwaltung gegenüber nicht angängig. Es gäbe aber einen anderen gesetzmäßigen Weg zur Austragung dieier Streitig keiten, nämlich die Anrufung des EinigunaLamtes des Berg- acwerbcgerichts. Die Vertreter der Arbeiter haben von den ein- f.hlägigen Ncslimniiingen des Gewerbegerichtsgejetzes und der zu ihm erlassenen Anordnung Kenntnis genommen und erklär!, dem Rate des Oberberganttes folgen z» wollen. Die „Berl. Kori " bezeichnet das Verfahren des Obcrbcraamts als sachgemäß. T-g seit Erlaß des Geioervegerichlsgeietzes bestimmte Organe zur Vermittlung und Entscheidung derartiger Streitigkeiten mit ge- schlich sestgeslellicn Befugnissen bestehen, diese Einrichtungen aber auch im Oberbergaintsbczirk Tortmund vorhanden sind, so sei es geboten gewesen, dtt Arbeiter zunächst auz diesen gesetz id'cick ück»eii Weg zu verweise». Telbsloevstäichlick, werde aber auc^ dös Ohcrbcrgamt gemäß einer ihm vor Ausbruch des Streiks er teilten Anweisung des Handelsmuiisters sowohl in diesen als in anderen ähnlichen Fällen gern bereit sein, auf Wunsch feine ver mittelnde Tätigkeit eintreten zu lassen. Was die Zahl der A usständigen onlanat, so werden ganz verschiedene Angaben verbreitet. Tie Behörden und das Kvhlenspndikat geben etwa 12 000 an: dagegen läßt sich dos „B. T." telegraphier,'», auf insgesaiiit 47 Zechen seien über 70 OM Bergleute im Aiisstande. Das Wölfische Telegraphen- biireau bringt aus Essen folgende Berichtigung: Auf den 43 Zeche», die vom Aiisstcindc belrosien werde», beträgt die Morgeiisckiichtbelegschast allein 30kt00 Mann, nicht, wie irrtüm lich gemeldet, die gesamte Belegschaft. Wie uns telegraphisch gemeldet wird, sind von der Morgenschichtbclegschaft insgeiamt 21536 Mann ini Aiisstande. Endlich ivird von einem schweren Zusammenstoß gemeldet, zu dem es, der „Frank«. Ztg." nach, zwischen der euiiahreiide» Nachtschicht und fremden Streiken den in vergangener Nacht aus der Zeche „Felicitas" kam. Dabei wurden Personen verletzt und Sachen zerstört. Gendarmen nahmen fünf Mann fest. Ans Köln wird gemeldet: Ter Rheiittvaiierstcmd ist derart ge stiegen, daß die Anttiabme des Schleppverkehrs bis z»m Straß burger .Hafen beoorstcht. Ter oberrheinische Verkehr dürste einen lebhaften Ausjchwung nehme», vorausgesetzt, daß der Streik lokalisiert bleibt. Eine größere niederrheiniiche Spedttionssirina, welche Koblen von den siskaliichen Bergwerken in Gladbeck vertreibt, erhiett, wie die „Köln. Ztg." erfäbrt. An weisung, vorerst keine Kohlen mehr nach dem Ausland lHolland, Belgiens zu bcsürdern. In Herne fand eine von 1500 meist der ShamrockHZelcg- schast angcbörigen Bergleuten besuchte Versammlung statt. Diese beschloß trotz aller Abmahiiiiiiacn des Vertreters der Organijatton, der sogar erklärte, der Verband werde jenen keine Unterstützung zahlen, die, obne ans di« Führer zu hören,, aus ständig würden, den Ansstand. Ein Redner, der zur Fortsetzung der Arbeit riet, wurde durch lärmende Ruse, wie „Raus, raus mit dem Bremser!" «örmlich niedergeschrieen. In einer Bergarbeitcrvcriammliiiig in Hombruch wurde «ine interessante Mitteilima gemacht. Ein KnappschastsÄtester er klärte, die Zeche „Lrmise Tiefbau", die seit Monaten eine große Nolle in der Erörterung der Stillegung von Zechen gespielt hat, werde nicht «lillgelcgt werden. Vor Jahren sei der Be'egschaft dieser Zeche ein Kapital von 150 000 Talern ver macht worden: dieses Kapital habe sich im Laufe der Jahre durch die Zinsen verdoppelt und betrage jetzt 900 000 Mk. Wolle Herr Stinncs diese Zeche stilleqen, dann müsse er erst dieses Kapital hcrauszahleii, sonst bleibe sie im Betriebe. Freilich werde der Fall anders liegen, wenn die Arbeiter kündigten, aber diesen Ge fallen werde man Herrn Stiiines nicht tun. Wie von kundiger Seite verlautet, ist das genannte Kapital in Arbeiterwohnhäusern angelegt worden. Der russisch-japanische Krieg. lieber den A u s m a r s ch d e r Gefangenen aus Port A rthu r wird noch berichtet: Am 6. Januar marschierten, wie gemeldet. 5000 Mann der Garnison Port Arthurs von der Pigcon Ban nach der Eisenbahnstation Tschanlingtsan. Die erste Abteilung der Gefangenen tras dort gegen 3 Uhr nachmittags ein. Andere Abteilungen folgten, jede mit einem halben Dutzend Traiisporttrageii. Von dieser Station aus tvurden die Ge fangenen während der Nacht in Eisenbabnzngcn, die aus osscnen Güterwagen bestanden, nach Talny transportiert, wo sie sofort ans Transportschissen untergebracht wurden, die zu dem Weitertransport nach Japan bereillagen. Tie ersten Ge» sangenen, die an der Eiicnbahnstotion eintrafen, suhren in vier von jämmerlichen Pferden gezogenen Wagen. Es waren Offi ziere, die sich geweigert hatten, zu versprechen, in diesem Kriege nicht mehr gegen Japan zu kämpfen. Trotzdem trugen auch st« nach den Kapitnlationsbestilmnungen ihre Säbel. Einige Minuten später tras die erste Abteilung ein. Die Offiziere marschierten bei ihren Truppenteilen. Sie hielten die Kopse nicdergebeugt nnd ihre Gesichter zeigten die Spuren der langen geistigen und körperlichen Anstrengung. Als sich die japanischen Soldaten näher hcrandränglen, um besser sehen zu können, boten dis russischen Gesichter ein merkwürdiges Bttd. Alle schienen die erniedrigende Lage, in der sie sich befanden, stark zu empfinden. Einige machten einen resignicrlcn Eindruck, ober andere zeigten deutlich ihren Unwillen, ui dieser Weise betrachtet zu werben. Tie Leute sabcn gut genährt aus, ließen aber deutlich Spuren der anSgestoiidciicn Strapazen erkennen. Tie Offiziere waren gut und reinlich gekleidet, aber die Leute steckten ui schmutzigen Röcken aus Äoafsicllcii. Die Mannschaften machten den Ein druck, als i'cicii sie froh, daß der Kamps «in Ende habe. Die Pserde vor den Traiisvortwagcn taumelten vor Mattigkeit, ob gleich ihre Last leicht war. An die Wagen war eine ganze Anzahl mager anstehender Hunde angebunden, die den Offizieren ge hörten. In vielen Fallen weigerten sich die Offiziere, ihre Säbel zu tragen, und ließen sich die Waffe durch ihre Burschen Nach trägen. Sic grüßten die europäischen Korrespondenten, die. zwilchen den japanischen Soldaten standen, und sic schienen über rascht und ersreitt zu sei», daß die Gcsangencii, während sie ihren Weg durch die Reihen der Bclagerul'gsarmcc iiiachien. wenn a»ch natürlich mit großer Neugier, io doch andererseits mit größter Frenndlichkeit und Ehrerbietung bcl-andelt wurden. Man gab ihnen Essen, Zigaretten und Bier, und der Reutcrsckie Korrespondent jah sogar japanische Soldaten siir di« Russen das Gepäck tragen, wenn die letzteren von Müdigkeit übcrwältigt tvurden. Ter Dampfer der Freiwilligcnflotte „Kvstroma" wird in ein H o s p i t a l s ch i s f »mgcwandctt und soll das dritte Geschwader begleiten. Er wird die Kriegsslaggc und die rote kkrenzslaoge sichren, wovon die japanische Regierung durch den französischen Gesandten in Tokio benachrichtigt wurde. Die Hull-Kommission setzte die Feststellung der Geschästs- ordiiung fort und beschloß einstimmig, daß die Sitzungen, welche siir die Darlegung der der Untersuchung unterbreiteten Tatsachen nnd für die Vernehmung der Zeugen bestimmt sind, öffentlich sein sollen. An die französische» und aiiSwärtigen Journalisten werden Znlritlskartcn ansaegcben werden. (Wiederholt.! In Berliner diplomatischen Kreisen verlautet, der Zar habe die Nachricht von der Kapitulalio» Port A rthnrs mit über raschender Ruhe ciiisgcnomme» und geäußert, daß er schon seit langer Zeit daraus vorbereitet umr. Ter Zar lmbc an Stöffel eine Depesche gerichtet, in welcher er ihn seines Vertrauens ver sicherte und den Wunsch ausiprach, ihn bald bei sich zu ichcn. General Stösscl dürste aus seiner Rückreise nach Rußland in Marseille landen und sich über Paris nach Petersburg begeben. um zu beraten, ob sie den Ausstand gntheißen sollen. Der Ab- geordnete Sachs« bemerkt dazu: „Wird der Generalstreik beschlossen, so kann er nur wenige Tage dauern, denn wir haben kein Geld." Mil Bezug ans di« Mitteilung, daß das Königliche Ober- allein 81 Millionen Mark in GaS- und Elektrizitäswerken, „ Wasserwerken, Bieb- und Schlachthöseii angelegt, die sich znm I Arbeiter mitgeteilt, daß mindesten selbst erhalten, oft auch größere Bstriehsübcrschüsse I tung, ivelcher die veränderte Seilfahrt vom'l. Februar d. I. ab Man vermutet, daß bei dieser Gelegenheit die sronzösischc Regie rung Vcranlasfung nehmen wird, ihm eine würdige Ehrung zu erweisen. In diplomatischen Kreisen Roms erhält sich das Gerücht, daß Kaiser Franz Joseph, Kaiser Wilhelm und König Viktor Eiiianuel dem Zaren nahegelcgt hätten, einer Aktion zur Bei- legung des russijch-japaniichcn Krieges keine Hindernisse cittgegcnzusehen. s->! Der japanische Gesandte in Paris erklärte einem Interviewer gegenüber, daß man es Japan nicht zum Borwurfe machen könne, wenn es sich daraus vorbcreite, gleichzeitig gegen m e h r e r e M ä ch t e K r i eg zu führen: gewiß ober lieg« Japan nichts ferner, als eine solche Eventualität heraufzubeschwören. Die Japaner zögen cs vor, zn„ Deckung ihrer ökonomischen Be dürfnisse mit den europäischen Staaten Handelsverträge -u Dv-»oirrv Nachrichten. Skr. IS. Seite S. M» Freitag, IS. Jaguar LV«S
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