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nächster Nachbar in der Rauchstraße, im Sterben liegt? Heut» soll noch die Tochter aus Münch»» erwartet werden. Der Sohn und dessen Gemahlin sind schon anwesend." „Ja. ich weis, darum." entgegnete der Iuslizrat. „da ich die Ehre habe, der Sachwalte' des Hern, Barons zu sein." „So. jo. nun. dann werden 'Sie auch wohl wissen, da» da» Vermögen gar nicht so geivaltig sein sollen»« man allgemein anniinmt. Riein Manu meiiue. der alte Herr Inille schon uiancheS Sümmchen verbraucht, und der junge noch bei weitem mehr. '.Iber die Baronin soll ja enorm reich sein. Ansehen lut man's ior freilich nicht. Sie kleidet sich säst wie eine Herrichuterin. dabei aber ist sie von nnnalwaiem Slolze. Ein seltsamer Gegensatz zu der Griisin Alten, ihrer Hoageilii. die immer die glänzendsten Toilette» »rächt und sür eine der elegantesten und chönsten Erscheinungen am tmverijchen Hose gilt. Die Altens sollen jedoch viel oer- l,rauchen, nno oedhald dürste ihnen ein Ausfall in der crwarteten Erbfchasl sehr un- deguem wun" tlorhenfels zu nennen? Ein so bekannter Name und der einer Familie, in ivelcher da-s richten, g.aube ich, clirms ganz UnbekaunleS ist?" Die Augen deä Iuslizrales richteten ich Hinte: den Brillengläsern gespannt aus den also Interpellierten, der ohne sichtliche Erregung antwortete: ..Ich t-abe ein gewisses Recht, diesen Namen zu führe», es ist der Name meiner Mutter" „Wie diplomatisch." dachte der Justiziar. Und laut fügte er hinzu: „Dann sind Sie wolü mit der Familie Rotlrensels, von der die Rede lvar, per» svaiidl'?" „Allerdings." entgegnete der Doktor sehr gemessen, als wolle er weitere iragen üamtt abichneiöen. Die Erbschaft kommt ihm jedenfalls nicht ganz unerwartet, dachte der Iuslizrat, und iruii ich itin kennen gelernt habe, teile ich auch des Barons Hoffnung, daß sich alles gut abwlcketti kann, wenigstens, was ihn anberrifst. „Du nanntest vorhin die Baronin von Rocheilsels." rrondte sich die Rätin zu ihrer Cousine: Kennst Du sie persönlich?" .Rur von An ehen. von der Strotze der. Sie gehört nicht zu den Persönlichkeiten, mn denen inan leiäu bclaanr wird." „Eine höchst eigentümliche Frau soll sie sein." siet Ellen miu ein, „die ganz und gar nicht sür ihren Gemahl patzt. Er, ein Lebemann durch und durch, »e von gesuchter Einsachhett, er von bestrickenoer Schönheit und vor- rehmsler Liebenswürdigkeit, sie kaum hübsch zu nennen, still und zurückhaltend. Nur n einem sollen ne sia, gleichen, in ihrem beispiellosen Hochmut." „Und doch gilt die Baronin sür eine der wohlrätigslen Frauen," wart die Rätin .ln. „und auch der teilnehmendsten nnd liebevollsten, wo es gilt, Kummer und Not zu andern. Ich kenne zufällig die Tochter des Administrators von Schönwalde, auch eines Rorhenjelsschen Gutes, die nicht genug die Baronin zu prellen weis;. Sie soll ein Segen ur die ganze Gegend dort sein." „Auch ich zähle zu den Verehrern der Baronin." nahm der Iusiizrot nun das Wort. „Ilire Eigenheiten, von denen Sie sprechen, Fräulein Hiller. erklären sich leicht durch ihren Lebensgang. Sie ist früh verwaist, dazu von einer allen, sehr trommen und als Wohltäterin gerühmte» Großmutter erzogen, der Gräfin Ortenstein. Eine rechte Kindheit, daß beißt eine fröhliche, heitere Kindheit, Hai iie nicht gehabt, deshalb wohl ihr zurückhaltendes, verschlossenes Wesen." „Wre aber der übermütige Baron Rotkenscls sie bei all ihren gepriesenen Tugen den sich zur Frau erwählen konnte, begreife ich doch nicht." fiel Ellen kopfschüttelnd ein. .Sie kommt mir immer wie ein lebendig gewordenes Bild aus alter Zeit vor, das in aas jetzige Leben nicht patzt." „Jedenfalls mutz sie keine gewöhnliche Frau sein," mischte ch letzt Bruno ein, der voll Interesse zuaehört hatte. „Was hier über sie gesprochen -worden, könnte mich neugierig machen, sie kennen zu lernen." „Sie wollen sie wohl als veidiu für Ihren nächste,! Roman benutzen?" scherzte Ellen. „Mutz man denn bei aile-n egoistisch-- Zwecke verfolgen, gnädiges Fräulein?" „Die Welt ist nun einmal egoistisch." ..Ich Höste. Satz trotzdem die Selbstlosigkeit noch nicht anSgesiorben ist. wie an dieser Baronin zu beweise» wäre, und," er neigte sich gegen die Rätin, „an unserer ochverehrke» Wirtin, die immer freundlich unserem Geplauder lauscht und doch sicher der Ruhe bedarf." Es war in der Tat schon spät und kühl geworden. Alles brach :s und verabschiedete sich. Der Iuiiizrat ging noch, eine Strecke mit Bruno und den Damen, gelangte aber 'äst dazu, auch nur rin Won mit dem jungen Manne allein zu wechseln, da dieser die Schwestern nach Hause geleitete. „Der alte Baron hätte wahrlich nicht Ursache gehabt, cd dieses Sorößlings zu schämen," dachte der Iustizrat, als er den Wettergehenden acbbiickte. „Wie stolz und vornehm er dahin schreitet. Da ist Rasse bann. Und diese lnzelnden, schiangenhasr sich au ibn tchmiegenden Frauengestallen neben ihm, welch ein stgeasatz! Ja. Eva ist noch immer die Verführerin. Und ob selbst dieser anscheinend > charastervoUe Mann den Künsten dieser niedlichen Kokette widerstehen könnte, wenn > es ernstlich daraus anlegt, ihn zu bezaubern, wer weitz? Reizend genug ist Ellen '.Iler und pikant dazu, aber für einen Dichter und Idealisten nimmermehr die rechte Frau. -Sö ll. Baron Georg von Rothenseis hatte ausgelittrn. Irdisch« Freud« und irdisches Leid berührten ihn nicht mehr. Er stand jetzt vor seinem höchsten Richter. Der Geist liche, der ihm das letzte Abendmahl gereicht hatte, sprach noch einige tröstende Worte zu der Familie und verabschiedete sich dann. Jetzt traten die Zurückgebliebenen noch ein mal i» stillem Gebet an das Lager des Toten. Aus allen Gesichtern malte sich liese. ernste Bewegung, selbst aus de,» des leichtlebigen Dietrich, dem sonst nichts liesging; aber er hatte allezeit wirklich sür den Vater viel übrig gelmbt, den er als daü Urbild eines Kavaliers und Edelmanns betrachtete. Iuuncr mit Wärme sür alles eintrrtend, was die Standes- und Kavaliersehre betraf, war er allezeit ein ritterlicher Verehrer der Damen gewesen, vor allein seiner schönen. etioaS den Pantosset schwingenden Gemahlin, die dafür jedoch gern über kleine Unregelinäbigkerten in seiner LebenSsührung hinweg- sah. Und wir nobel er stets das ststid auszugeben verstanden batte, ohne zu markten und zu knausern, wie es dem Kavalier geziemt, der die elend« Münze, die sür ihn nnr Nebensache ist. ohne einmal hinzujehen, durch die Finger rollen labt. Er war kein Spieler gewesen, lzatte aber doch, tvenn er im Klub weilte, mit den anderen pointiert ultd. ohne mit den Wimpern zu zucken, bedeutende Summen gewonnen oder verloren. Aull, n>ar er nie ein Spielverderber gewesen, wo es sich hier und da unter Standesgenossen um Extravaganzen bei verriegelten Türen und in durch Jalousien nach außen verichlossenen Räumen Imndelte. Er l-atte ein Auge zugedrückt, als er. Dietrich, in seiner OssizierSzeit. wie der Vater bei den Garde-Husaren in Potsdam dienend, ein wenig über die Schnur schlug. Ohne viel Worte zu machen, hatte er alles zugedeckt und selbst der Mutter, die strenger darüber dachte, nichts davon milgeteilt. Und wie freigebig batte er sich bei Gelegenheit von Dietrichs Vermählung erwiesen! Alles hatte Ja mit Neid auf den Glücklichen geblickt, dem es gelungen war, die Hand Edithas von Lchlick- ting. einer der reichsten Erbinnen im Kreise der Aristokratie, zu gewinnen. Leicht frei lich war es ihm nicht geworden: denn Ebillm lvar ein ebenso eigenartiges Mädchen ge- west». wie sie letzt eine eigenartige Frau war. Eine Knospe, die sich noch scheu vor dem Licht verschloß. Auch ihm war das holde Mädchen lange mit größester Zurückhaltung begegnet, das holde Mädchen, ja, das war der rechte Ausdruck sür sie; nicht schön und glänzend wie seine Schwester Asla, aber durch alle Eigenschaften ausgezeichnet, die mit dem Ausdruck bald sich decken. Rein, ohne Feilsch, voll Herzensgute, alles an ihr licht und hell. Das Dunkel musste weichen, wo sic erschien. Die 'Nachtseiten des Lebens waren ihr noch ein Geheimnis, von dem sie sich angstvoll abwandte. Schuld und Sünde kannte sie nur dem Namen »ach, mit schüchternem Vertrauen betrachtete sie Welt und Mewchen. Und ihm. dem glänzenden, leichtlebigen Huiarenossizicr. lvar das Glück zuteil geworden, dieses reine, unberührte Herz, das sich lange wie eine Mimose vor dem Begehren ihrer zahlreichen Bewerber verschlossen k-atte. zu rühren. Als Sieger war er aus dem großen Wettstreit um ihre Hand hervvrgegangen. freilich mit Hilfe des Vaters und auch der stolzen Mutter, die beide diese Verbindung heiß gewünscht und alles daran gesetzt hatten, ihn in den Augen der Bieluniworbenen sowohl, wie ihrer frommen Großmutter mit allen Tugenden zu schmücken, die man von dem künftigen Gatten Edithas von Schlich- tiug erwartete. ^ Aber wo die Glücksionne zu hell scheint, fehlt auch der Lchatten nicht. D>e Art seiner Gemahlin legte ihm Schranken ans, die mit den Jahren, er tvar jetzt seit fünf Jahren verheiratet, rech! unbequem wurden. 'Mein Estitt, ein Kavalier konnte doch nicht wie ein Säulenheiliger leben. Ihr zu Gefallen schon l-atte er seinen Abschied genommen und war nach Franenstein gezogen, das bisher mit dem AUodicilgut Schömvalde zu- lammen von einem Admiiiistlaior bewirtschaftet worden war. Mil gewohnter 'Noblesse batte ihm der Vater die Einnahmen der Herrschaft Franensleiii überwiesen und sich ans die SchönwaldeS beschränkt, wo er schon während der letzten Jahre in dem neuen, von einein berühmten Architekten Berlins erbauten kleinen, aber bequem eingerichteten Schlößchen mit der Mutter den Sommer zu verbringen pflegte, da diese bei ihrer Kränk lichkeit das alle Schloß Franenstein mit seinen dicken Mauern und gewölbten Gänge», in denen eine kühle, frostige Lust »»chic, fürchtete. Ueberglücklich halte Editha diele Ileberfiedelung au! das Famillengu! gemacht, weil es ihr dvrt vergönnt lvar, ganz ihren Neigungen zu leben, der Erziehung ihres Erilgeborenen und den Pflichten, die ihr die Fürsorge sür die Insassen der ausgedehnten Herrschaft auserlcgle. Leider dauerte diese Glückseligkeit nicht lange, da der Gemahl ihr sehr bald schon erklärte, daß ihm diese völlige Zurückgezogenheit von der Welt durchaus nicht bel-age. Ncbcrdem verstünden die alt- bewährten Beamten die Herrschaft viel besser zu verwalten als er, dein mancherlei ander: Interessen noch am Herzen lägen, namemllch sein Reiinüall, der eine große Aufmerksam- keil und Sorgsalt erhcilche, solle er nicht die empfindlichsten Verluste erleiden. Dann wolle er auch nicht mit den Kameraden ailseiiianderkomiiie», auch wäre es seine Pflicht, sich ab und zu bei Hofe zu zeigen, da ihm ja später doch das Hvsaml, das jetzt der Vater bekleide, zusiele. (Fortsetzung folgt.) W—s» vte ärvi Asäsodle-Vase. L Insolge dcS Inveiitur-AuSvcrkaufS und des dadurch hervorgerufeuc» Andranges fallen die dicsmouatigen drei Wäsche-Tage aus: die nächsten HVÄ8vLLQ-1r»Av LiMii statt ILitLnvek ükll 8. ZV«-niivr8t»N den S. vitsLK 666 LED. n»r und bitten wir um Beachtung der Tagesblätlcr an diesen Tagen. 6sik8lö.b88ts li.Wxbsg gkMunN-ziiMLli in vknrlsli u. VMUblikiL Ligns 531-gfsbl-ik uric! ^agsrine. I ^Luei'wak'sn-iVlLZarin. iV > DiivWkIkjekkäieVgM. Di» Nsedmivxoo -r«r>I«o nur »Lok d«- KSrSIIok «tagoroiodtsm ?»i-ik »uegestsUt u»a »dge»t«mn»Ie. Istodt »dxoitompetl« ir«okmu>e«i» ol»a rurücIc»!cvviL«u. Verai-LUiix »Uvr D11 ^ > »ut a», dI ^ IbI Leercsikunxzveaeo berügl. äiiAelexsnkeiteri ftier wie susivärls «amie öesteliun^ cler ckurcli cl>e Eomptoire: Zm 5ee 26 kauten ersitz. 37 7'elepfton 157. IsIsKr.-^s.: Pietät Dresden, "relepfton 2572. Kitte xenüu Luk fitzma unci Nsusnummer ro »ckten! sür. Tml) und seinen gesellschaftlichen Umgang A«»slnnt „«»ne» Itn,->u» ,1. llk. cknouar. 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