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- 4V - Allerlei für die Frauenwelt. Idyllen aus der Kleinstadt, l. Im Winterkränzchen. „Aber, liebste grau Professor, sie iverden mir doch die Ehre geben! Der Würdigsten ge- bührt der Ehrenplatz, nein, nein, bitte aus das Sofa!" „Und wenn di« Ehcsin kommt?" „O. da ist ja noch ein Platz neben Ihnen!" „Sehr liebenswürdig, zu grotz« Ehre! „O bitte!" „Nun aber, meme Damen, langen Sie zu, eS ist ganz einfach, ganz simpel, nur trockener Kuchen!" „Aber teuerste grau Doktor, des- halb kommen wir doch nicht zusammen, doch nur wegen der Geselligkeit! Zu nett, da« daS Kränzchen so fest aneinanderhält, da ist kein Mihton, keine Meinungsverschiedenheit, keine üble Nachrede oder Standesunter, schied!" „Aber ich meine doch, die Sache wachst einem über den Kops!" Meine ständ/ich! Äh, da ist grau Sekretär Nafseiv!" Liebe Gastgebern, wo stecken Sie denn?" Willkommcii, liebste grau Sekretär, wollen Sie hier Platz nehmen?" „Danke, vcr. ehrte grau Doktor Eichhorn! Sind die Polster schon bestimmt, oder darr sich ein« einfache SekretärSgaltin darauf nieder- lassen?" „Sie sind spitz. Liebste, ich wies Ihnen nur den Rohrsessel an, inest der Platz neben mir war!" „Danke, ich werde ihn in Beschlag nehmen!" „Nein, beste gvan Doklvr, wie reizend Sie eingcrichtet sind! Mollig und behaglich. Es sieht in der Tat wohlhabend bei Ihnen aus!" „Bei weiten! nicht, ich habe der Tafel wegen so viel räumen müssen, den ganzen Vormittag habe ich damit verbracht. In meines Mannes Zimmer sitzt das iu»ge Register: betrachten Sie es. vollständig ninackrem- velt." „O. das tut gar nichts! „Und licht sich Ihr Mann das gefallen?" „Was io» er dagegen tun?" „Aber, mein Gott, Sie treiben »hn ja buchstäblich ans die Strohe!" „Allerdings, liebe grau Hültig, er läuft ratlos auf der Strotze herum. 'Was soll er tun. ins Wirtshaus geht er nicht!" „Ja, Herzchen, das kann nichts Helsen, das Win- lerkräiizchen geht vor. Apropos, was sagen Eie zu der neuen Errungenschaft? '» em- gebildetes Ding, nicht?" „Sie wird heute zum erstenmal kommen!" ,,'ne Malerin, hergelaufene Grohstadtvffaiize, ha, ha, tvas die sich bloß denkt! Meine Töchter malen auch vortrefflich, gehen im Sommer jede Woche einmal landschaftern und masten sich nicht an, berufliche „Malerin" zu sein. Ueberhaiipt, wenn ich unsere jungen Mäd- chen bedenke, häuslich, gut erzogen und so moralisch. So n Geschöpf, daS in München oder sonstwo aewesen ist. kann aar nicht mehr moralisch sein. Was dieser Doktor Raspe blost für einen Geschmack entwickelt bat; war doch sonst ein ganz netter Mann; der wird sich noch die Karnere verderben!" Aber liebste grau Professor, ich finde die juitge grau sehr nett!" „Freilich, grau Hültig. die Beschützerin der Boykottierten. Viel Vergnügen! Meine Töchter iverdeu jedenfalls »lcht nach München gehen!" — „Liebste grau Rat, welche Ehre, bitte dahin, ach nelii, Sie werden doch den Sosaplah. entnehmen?" „Mit Freuden: wie gehl es den 'Damen, die junge Well auch vollzählig, wie? Zu nett, vast ich so alle einträchtig beisammen sehe! Und es ist doch gar keine so große Mühe, nicht toahr, grau Doktor Eichhorn?" „L bewahre, grau Rat, ich freue mich sehr!" „Auch unser jüngstes Mil mied, grau Doktor Raspe, wird heute er scheinen, wie ich hörte?" „Wir waren eben im Gespräch über stc." „Na, doch hossent. lich nur Bestes!" „Wissen Sie, es befremdet mich, Last sie immer mit dieser Dora Schenker verkehrt. Tag aus, Tag ei» läuft sie mit ihr herum, mein Gott, so ein junges Mädchen ist doch kein Verkehr für eme junge grau! Und außerdem — Tora Schenker — meine Töchter dürfen —" „Verehrte grau Professor, Dora Schenker ist jedenfalls ein tüchtiges Mädel, die sich ihr Brot durch ehrliche Arbeit verdient!" „Dora Schenker — die Buchhalterin, ach io, — kokett ist sie!" „Und die Raspe auch: was denken Sie, holt sie nachts ihren Mann ans den Bierlokalen heim, ivo der mit den jungen Kollege» sitzt! Meine Töchter wer den um diese Zeit vom Dienstmädchen be gleitet." „Das vielleicht um mehrere Jahre jünger ist, als sie." „Bitte, meine Lydia ist 17, austerdein habe ich ein älteres Haus mädchen!" — „Willkommen, liebe grau Assessor Minkert. und die Schwägerin?" „Wird gleich erscheinen, liebe Iran Doktor, ich habe mich ein wenig vcrspälct, wir haben grope Wäsche; sehen Sic meine Hände an, lst das allemal 'ne furchtbare Zeit, die Fa milie must da eben zurücklreten, man kann doch nicht überall sein!" „Wie reizend, diese wirtschaftsbeslissenen jungen grauen; das ist doch echte Weiblichkeit, unberührt von der verrückten sbitte um Vergebung!s Emauzipa- tion: wie gut, daß der zarte Hauch von unser» Töchter» noch nicht abacstrestt ist! Ta kommt die Raspe!" (Schluß folgt.) Komm mit mir! Komm mit mir ins lachende Leben hinein, Will mit dir streisen durch Flur und Hain, Will mit dir wandern aus Berge und Höh'n, Durch sonnige Täler, zu lchimmcrnden Seen: Hoch über uns das Himmelszelt Neid der L Und unter uns der Welt! Mein guter Freund in Sorg' und Not, Mein Kamerad bis in den Tod, Ein lieber Genosse meinem Glück, Gibst du mir Glauben und Treue zurück! So wandern wir beide, Hand in Hand. Durch das leuchtende, sonnige Gottesland! Lcrlba Blancheü. IU<» IO Freitaq. den 13. Januar. Erschein» täglich IOOS Getrennte Welten. Roman aus der modernen Gesellschaft von Elar > j > a L o h d e. (2. Lorlletzung.) Machbruck verboten) Mit einem Gemisch von Neugier und heimliche, Befriedigung glitten die Augen des Amvottcs der sielherrlichen gamstie Roibenicls über des Vorgesicllie» stolz aetiagc.'e Gestalt. Bruno Müller mochte wohl im Aistong der Dreißiger stehen, er batte ein ernstes, edel geformtes Gesicht, aus dem die Spuren geistiger Käuipie sich deutlich em- gezelchnet Ixitlen. Die für gewöhnlich ruhig blicteudc», dunkle» Augen belebten sich, lobald er sprach, nuv breiteten dann über seine testgeschnittencn Züge einen verklärenden Glanz. Er war sor,völlig, doch ohne hervorstechende Eleganz gekleidet. Um den Arm, ebenso wie um den Hut. den er in der Hand hielt. trug er einen Trauerflor, da seine Mutter seil einigen Monate» tot war. „In der Tal kein gewöhnlicher Mensch." dachte der Iuslizrat und nickte still lächelnd vor sich hin. „Der dort dari sich mir den glän zenden Kavalier, dem Freiherr» Dietrich von Rotheutcls. ohne Scheu in die Schranken stellen, und wer »'ein. bei den Weibern schießt dieser am Ende den Vogel ob, braucht vielleicht gar nicpt das Geld des VaronS, hat nur die H».nd cmszustreckcit und das hübsche Goldiischchen an seiner Seile ist in seinem Retz." Die Rätin hatte ihre Gäste aus die Veranda genötigt, und bald kam die Unter haltung in leblmsicii Fluß. Natürlich drei»« sic sieb »in Literarisches. Es >oar cm neues Drama von einem bekannte» Schriftsteller autgesührl worden. Die Kommerziciirätui fand es höchst uitcresseinl, und Ellen stinmtte dem zu, obwohl Fragen darin bebandelt waren, die vor junge Mädchenohren eigentlich »lebt gehörten, immer das alle Thema ehelich:r Untreue, »»verstandener grauencharakterc. „Die Signatur unserer Zeit," meinte der Rat. „der vielgenannte Geist des sin stc- „im-la." „Wie inleressanl aber, in dieser Zeit zu leben," sagte Ellen mit einem Blick aut Bruno, der fick, ziemlicy ichweigend verhielt, lachend. „Früher muß cs recht langweilig in der Welt zngc- gangen sein, gar zu korrekt. Wie denken Sie darüber, Herr Doktor?" „Nur nicht allzu übermütig, Ellen." mahnte die Schwester. „Deine Laune geht wieder mit Dir durch." „Nun," wandte die Rätin sich jetzt auch an Bruno, „wollen Sie als Sach verständigster von uns allen uns nicht Ihr Urteil über das vielbesprochene Werk Ihres Kollegen lagen?" „Meines Kollegen?" crwtderie Bruno mit einem liefen, sehr wohllautenden Organ. „Der berühmte Romancier und Dichter würde sich wohl bedenken, mich, den Anfänger, mit diesem Titel zu beehren. Daß ich jedoch dieie Art, über ernste, moralische Fragen, die ins tic'stc Leben cingreifcn, mit einer gewissen harmlosen Bonbommie hin- wcgzngehcn, nicht billige, das, verehrte Frau, haben Sie vielleicht ans meinen Schrit ten heiausgclcseit, in denen ich die entgegengesetzte Tendenz verfolge. Ein Mann, der eine grau, die er nicht für rein hält, heiratet, ist meines Erachtens kein Ehren mann, an dessen andcrwcttige Tugenden man nicht recht zu glauben vermag. Und an den Edelsinn einer Frau, die eine» Mann, der sich ihr in aller seiner Brutalität un- verhüllt osfcnbart, dennoch liebt, kann icki ebenfalls nicht glauben. Nach meiner An sicht hängen Liebe und Achtung untrennbar zusammen " „Bravo, bravo," riet der Rat. „Ganz io denke ich auch, und ich würde eine Frau nicht lieben können, die gar zu nachsichtig über meine Untugenden hinwegsähc." „Als ob dieser ausgezeichnete Mann und Gatte überhaupt Untugenden hätte!" war> der Iuslizrat mit einem Blick au? die Rätin ein. „Er besitzt eine der größten und seltensten Tugenden." entgegnet« diese, mit innigem Blick ihrem (hatten über den Tisch die Hand hiilrcicbend, „Geduld mit einer kranken Frau, und das will viel sagen." „Wenn die Krankheit sich in io liebenswürdiger Weise wie bei Ihnen äußert," ergriff der Instizrat wieder das Mort, „würde mancher seine gesunde grau gern mit einer kranken vertauschen." Die beiden Schwestern sahen sich mit einem raschen, etwas spöttischen Micke an. Ihnen Paßte diese Richtung der Unterhaltung nickt. Zwar kannten sie nickt umhin, die Art wie die Rätin ihr langes Leiden ertrug, zu bewundern; aber welche Seelengröße dazu gehörte, das faßten ihre oberflächlichen Naturen nicht „Haben Sie auch schon davon gehört. Herr Iuslizrak," wandte sich die Kommerzieurätin, um das Gespräch ans ein anderes Thema zu bringen, an diesen, „daß der Baron von Rothenfels, er ist unser ^oilLsirunA äes SlWMlM - IZ Sumlme (Ikü K«mtei> Mlkl'- LU s I »iMiisiilüed nisüriLvn Mliim-I'i'«. > 6rt)88t68 8peml-83U8 kill vamn-XolMtM m Dreien. M Mmrkt. ksul tzusäenlsläl, nach 4 jährigem Studium an der Enirornitv ok vnklalo X. ck. in V. Lt. Tiuorilt». approbierter Zahnarzt, vormals Vertreter von Hofzahnaizt I'r. Wünsche, Dresden, Assistent von Holrat E. Wald, Dounstadt. Operativer Leiter des des Oovtevlin in Baris Assistent von vr. meck. Kozma, Budapest. amtlich Nr. S S, Nr. 156930. tn Frankreich Patent in Ungarn Nr. 23111 LltsSn-r.. LiImMr. s. Mt. vor» V oeotnzr» —S L I»r. WMSiigeii. eingcw. Nagel entfeint Mort schmerz - los und sicher ohne Messer Frau Wettinerstr. 29. I. rechts. l-, MM II. behandelt seit mehreren Jahren natiiraemäß mit den besten Erfolgen, ohne daß nachttäglich bösartige Erscheinungen wieder austieicn. wie vielfach durch Quecksilberkuren, woburch sich Kianle jahrelang damit heriimtrageu und schließlich immer wieder das alte Leiden bervorbrickt. Svreckst 2—5. sonn- und Feiert 8—11 Ubr. - - - 32. 2. stlsilrlcli »slmdstg. 'LL-!' «-L?Äl"" Das zur Konkursmasse der Putzmacherin r>i«Ir» verehcl. Kessel-Rufer Straße 23 in Tresdcn-Löbta». . gehörige WafSlllLKS»- soll möglichst im Ganzen verkauft werden, wobei Käufer event. ln de» Mietvertrag eintrete» könnte. Zur Ucbernahmc sind nicht ganz 600 Mk. notwendig. Näheres durch den Konkursverwalter RcistnungSkommissar Beyer. Heinrichstraste 5 in Dresden. Geheilte geben gern Auskunft