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Dresdner Nachrichten : 05.07.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189607056
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18960705
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18960705
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 21-22 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-07
- Tag 1896-07-05
-
Monat
1896-07
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 05.07.1896
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E. >M»abm» vonSnkli^lLinwn« s Z.1 °Kz i! vmpflslilt ill xro88nrtiK8t6r ^usvukl billigt <1. n. Hv88v, 20 Rr.I84. M«el^ unä vnA'Its«ß»v I iii Ä» ^»rri t »s Al»rwn8tr»88v 20. kok« Zlar8arvtl»ou8lra88v (ü l^ckou). Italien. England und der Dreibund. Hofnachrichten. Volkstrachtenfest. Militäranwärter und Invaliden, Wendisches Museum, Regengüsse, Zoologischer Garten, Gerichtsverhandlungen. Muthmnßltche Witterung: Unsicher kühl. Sonntag, 5. Juli. Politisches. Der italienische Ministerpräsident hat dieser Tage in der De- putirtenkammer eine Aeußerung über den Dreibund gethan. die wegen ihres, man möchte sagen, grundst!',rzenden Charakters gegen über den bisherigen Aufgaben und Zielen des Dreibundes zunächst eine Zurückhaltung in der Kritik geboten erscheinen lieb, bis sich die veimuthltch aus einem Versehen beruhende Darstellung des Vorganges aufgeklärt haben würde. Inzwischen ist zwar eine ministerielle Erklärung zu der Rudini'schcn Rede erfolgt, aber nicht eine solche, deren Inhalt die Angriffspunkte in den Nudini- schen Auslassungen gründlich aus der Welt zu schaffen vermöchte. ES erscheint daher angezeigt, daß die nationale deutsche Presse offen zu der Angelegenheit Stellung nimmt, um allen Versuchen Dritter, von hinterrücks politische Kontrebande in den Dreibund einzu- schmuggeln, von vornherein einen Riegel vorzuschieben. Nach den ursprünglichen Berichten der deutschen und öster reichischen Blätter hatte der Marchese di Rndini erklärt, die italie nische Regierung beabsichtige, die Dreibundabmachungen zu ver bessern. In der französischen und englischen Presse erschien die Meldung sogar in einer Form, die die Deutung zulieb, als habe Herr v. Rudini Schritte in der bczcichnete» Richtung in Berlin und Wien bereits unternommen. Nach einem offiziösen italieni schen Parlamentsbericht soll dagegen der Ministerpräsident nur ge sagt haben, daß die Vervollkommnung und Verbesserung der Ver träge die würdige und pflichtgemäbe Aufgabe der Negierung sei. Ferner ist in einer offiziösen römischen Note eine weitere Ab schwächung erfolgt, indem Herr v. Rndini darin feststellen läßt, er habe lediglich gesagt, „der Verbesserung des Dreibundes stehe nichts entgegen, wenn man im Einverständnib mit den Vertrags- Mächten die Opportunität einer Verbesserung erkennen sollte". Nus all' diesen widersprechenden Angaben geht doch jedenfalls das Eine klar hervor, daß der Ausdruck von einer „Verbesserung" des Drei bundes in der That gefallen ist und das allein ist des Pudels Kern. Denn worin sollte und könnte eine solche „Verbesserung" bestehen?. Nur darin, daß der Dreibund sich verpflichtete, die italienischen Mittelniecrinteresscn zu garantiren. Das hieße mit anderen Worten, daß ans dem Dreibund statt eines Wächters des europäischen Friedens, der den europäischen festländischen Besitz stand der Bundesmächte gegen bewaffneten Angriff schützt, ein Bündniß mit aggressiven Tendenzen gemacht werde» sollte. daS die schwankenden Sonderinteressen der einzelnen Staaten garantirle. Ein Dreibund mit solchem Inhalt wäre zweifellos nicht mehr eine Friedensallianz. Der..ensuu tooclorm" könnte dann levcn Augen blick willküclich von einem der Verbündeten konstrnirt werden unb das Unheil wäre fertig. Mit Rücksicht ans diese Sachlage ist cs sehr erfreulich und beruhigend, daß von Berlin ans alsbald eine kategorische offiziöse Zurückweisung der angeblichen „Verbesserungen" des bestehenden Bünbnißvertrages erfolgt ist. Auch in Wien soll man in maßgebenden kt reisen von der rcdnciischen Irrfahrt des Marchese di Rudini lehr peinlich berührt gewesen sein. Es ver lautet sogar, daß der dortige italienilche Botschafter aus eine An frage erwidert habe, das Telegramm über die fragliche Rede könne in der vorliegenden Form unmöglich genau sein. Wenn das richtig ist. so hätte der italienische Botschafter in Wien lediglich der That- sachc Rechnung getragen, daß der Dreibund, nachdem im Mai d. I. die Kündigungsfrist ohne Berufung seitens eines der Kontra henten abgelaufen ist, ohne jedwede Aenderung auf weitere sechs Jahre sortdesteht und daß weder in Berlin noch in Wien irgend welche Neigung besteht, an dem bestehenden Verhältnis zu rütteln, am allerwenigsten aber zu Gunsten voi, Bestrebungen, die dem defensiven Bnndniß eine offensive Spitze geben möchten. Da man annehmen mnß, daß der italienische Minlsteipräsident sich der Tragweite seiner Aeuße,ungen als gereifter Diplomat und Parlamentarier unter den obwaltenden Umständen bewußt gewesen lei, so erscheint es nvthig, einen Blick aus die Beweggründe zu werfen, die ihn möglicher Weise zu einem so verhängnißvollen Vorgehen bewogen haben könnten. In erster Linie dürfte für den italienischen Kabinelschef der Wunsch maßgebend gewesen sein, die aufgeregten Gcmüther der Deputirten zu beschwichtigen. Verschie dene Redner hatten nämlich in leidenschaftlicher Weise auf die Ge fahren hingewiescn, mit denen Italien durch das Coulissenspiel Frankreichs in Tripolis bedroht werde. Dabei war n. A. die Aeußcrnng gefalle», derartige französische Jntciguen müßten eigent lich einen «nnm loaclsris bilden und wenn das nicht der Fall sei. so habe der Dreibund überhaupt keinen Zweck in Italien. Die Kammer hatte sich im Verlauf der Debatte in eine solche Hitze hineingeredet, daß das Ministerium wohl für seine Existenz fürchten mochte und in dieier Angst ariff nun der Ministerpräsident »ach dem Rettungsieil der Dreibunvs--Verbesserungen", ohne in der Erregung des Augenblicks der Weiterung aus der Anwendung eines so fragwürdigen Ä Da° " gen zu gedenken, die „ ittels sich nothwendig ergeben mußten. Das ist aber noch nicht Alles. Die Sache zeigt auch noch ein anderes Gesicht, bei dem das englische Profil scharf abgezeichnet zu Tage tritt. Herr v. Rndini sagte in einer früheren Rede über den Drei bund u. A.: „Seit der Dreibund die Grundlage unserer Politik wurde, war ich auch überzeugt, daß der Bund durch den Anschluß an England seine Ergänzung finden müsse. Dieser Anschluß ist heute zur Thallache geworden. Er wurzelt nicht in Gefühlen, son dern in einer Reihe gemeinsamer, großer, dauernder Interessen." Darnach ist anznnehme». daß zwischen Italien und England eine be sondere Abmachun» besteht, auf Grund deren England Italien den Schutz seiner Küsten gewährleistet. Ein dahin gehendes Inter- cffe Italiens liegt unzweifelhaft vor und Italien ist durch seine Stellung im Dreibund auch durchaus nicht behindert, nach dieser und >eder anderen Richtung für seine Sicherheit in der weitest gehenden Weise zu sorgen. Anders liegt aber die Sache, wenn Italien versuchen sollte, mit englischer Angel im Wasser des Drei bunde« Fische zu fangen. Verschiedene Shmptome. die In der lehren Zeit anfgetaucht sind, weisen daraus hin. daß zum Minde sten in London und desgleichen in gewissen analisircnden Wiener Kreisen stete Neigung besteht, einen solchen Fischfang durch italie nische Vermittelung in'S Werk zu setzen. Es ist daher die Möglich keit nicht ausgeschlossen, daß auch der jüngste Exkurs des Marchese das Geb'" - dl Rudini in das Gebiet der Dreibundpolitik einen anglo-austrischen Hintergrund haben könnte. Die Engländer scheinen überhaupt neuerdings wieder gewaltigen Appetit nach den Fleischtöpfen des Dreibundes zu verspüren. Sie wollen aber nur an der gemein schaftlichen Mahlzeit mit theilnehmen. ohne etwas dazu zu thun. Das ließe sich England wohl gefallen, daß der Dreibund den ganzen kolonialen Besitzstand Englands garantirte: aber was könnte England dem Dreibünde gewährleisten, selbst wenn dieser verblendet genug wäre, um eine so unsinnige Verpflichtung Eng land gegenüber ei,nugehen ? Die Antwort aus diele Frage kann Lage der Sache nur so ungünstig ausfallen. da September zum Besuche des Großherzogsdort erwartet.-Dir offiziöic " ' Allg. " ' aucR immer die Sache betrachten möge, von einer förmlichen Aus nahme Englands ln den Dreibund niemals die Rede sein kann. Ein iolcherAkt würde gleichbedeutend sein miieinerDegradirnng desDrei- bundeS zu einem bloßen Handlanger englischer Interessen. Uni so beachtenswerther sind für uns die dahin zielenden Strebungen, die aus englischer Seite im Gange sind und denen, das darf man bei der Wichtigkeit der Sache für das an allen Ecken und Enden in der Klemme sitzende Jiffelreich als gewiß annehmen, der ganze englische Jntrignenappnrat dienstbar gemacht wird. Die italienische Empfänglichkeit für die englischen Liebcswerb- ungen erscheint »m so gefährlicher, als sie zugleich von österreichi- rber Seite unterstützt und genährt wird. ES giebt in Wien eine Richtung die im Widerspruch mit der offiziellen Ncgierungspolitik den Dreibund ebenfalls für österreichisch-italienisch-cnglilchc Sonderinteressen in Anspruch nehmen möchte. Das publizistische Organ dieser Richtung ist die „Nene Freie Presse", in deren Spalten ja auch der eiiglandsrcundliche Klabautermann schon seit längerer Zeit sein Wesen treibt. Vom deutsch nachbarlichen Stand punkt können wir nur lebhaft wünschen, daß derartige Machen schaften, die u. A. auch auf eine „aktive" österreichische Balkan politik hinarbeitcn, niemals auf die Politik der Wiener Regierung irgendwelchen Einfluß gewinnen mögen, damit der diesseitigen Negierung jeder Anlaß zur Präzlsirung ihres Standpunktes erspart blctbi. Für alle Fälle aber sei cs nach beiden Richtungen hin ausdrücklich betont, daß Deutschland nun und nimmermehr in der Lage ist, darin einzuwilligen, daß dem Dreibunde auch nur ein Tüttelchen seines friedlichen Charakters genommen werde. In Berlin wird man sich seiner Täuschung darüber hingebcn. daß Deutschland bei jedem Eintreten für fremde Sonderinteressen der dupirtc Theil wäre, weil keine Macht daran dächte, ihrerseits für deutsche Sonderinteressen Gut und Blut einzilsetzcn. DaS hohe Ziel der deutschen Politik wird immerdar dasjenige sein, das Kaiser Wilhelm jüngst in Wilhelmshaven mit den Worten be zeichnet bat: „Unser deutsches Vaterland ist befähigt. Niemand zn Liebe und Niemand zn Leide seinen eigenen Weg zu gehen stets für Frieden und Ordnung in der Welt cinzustchen." und Fern schreib- und FcruUircch-Berichte vom 5. Juli. Berlin. Demnächst erscheint hier eine Broschüre, anscheinend zur Ehrciircttnng des Herrn v. Motze, nntcc den, Titel „Die anonymen Briefe der Hofgesellschaft und ihre Opfer". Es wird darin n. A. mit Bestimmtheit ausgesprochen, daß die in Betracht kommende männliche Perm» das »nbevingte Vertrauen hoher Militärs und Hofchargen bclessen habe und daß dieMitvertasscrin, eine Dame, mit einem sittlichen Desekl aus der Vergangenheit be haftet sei. Es wirb berichtet, das; die Polizei, während Herr v Kotze im Gcfängniß Boudoir einer öffnen, in demsel .. Der erste Kreis befaßt sich mit der Generation der älteren Hofleute, der zweite Kreis zieht den Thäter enger ein, indem er ihn als einen älteren Hofmann bezeichnet, der aus das Intimste mit den Eltern der vorerwähnten Aristokratin verkehrte. Der dritte Kreis endlich weist als besonderen Punkt eine Unterredung auf, die ohne Zeugen zwischen dem Kaiser und dem Fürsten Hohenlohe stattfand und von der die verdächtige Person Kenntnis; hatte. Berlin. Der amerikanische Farmer Kneeas, der im Januar wegen raffinirter Betrügereien mit Hilfe des Rennpferdes, der Eelly, das aber ein berühmtes Rennpferd, die Stute Bethela sein soll, zu 9 Monaten Gefängnis;. 2 Jahren Ehrverlust :r. verurtheilt worden war, stand heute, da das Reichsgericht seiner Revision stattgegeben hatte, wieder vor der 4. Strafkammer des hiesigen Landgerichts I. Kneeas blieb dabei, daß es sich um zwei verschiedene Pferde handle und zeigte Photographiceii der in Amerika befindlichen Bethela vor Der Gerichtshof neigte indes; zn der Annahme, daß die in Amerika befindliche Bethela ein künst lich präparirtes Pferd sei, nm das Gericht zu täuschen. Tie Ver- theidigunq beantragte die Vernehmung von M" Zeugen in Amerika. Der Gerichtshof beauftragte Professor Eggelina von der Thier- ärztlichen Hochschule, der als Sachverständiger geladen war. nach Amerika zu gehen, um dort das Pferd Bethela selbst In Augen schein zu nehmen, außerdem sollen noch Zeugen in Amerika ver hört werde». — Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht die vom preubijchen Landwlrthschastsminister Frhrn. v. Hamnierstein im Reichslage angekündigte Darlegung über die landwirth christlichen Pfandbriefe Es wird darin n. N. eingehend dargelegt, daß die landwirthschastltche Notblage für die Pfauabrielbesitzer kein Moment der Bennmhigung bietet, gerade die jetzige Krisis und ihre Ein- flußlosigkeit auf die Lage der Landwirthschast biete für deren Ver waltung einen glänzenden Vertranenstitel. weil sic z-ige, mit welchem Erfolge es die Institute verstanden haben, dem in Zelten besserer Konjunkturen häufigen Andrängen auf eine Erweiterung des Kredits in den Grenzen der gebotenen Vorsicht Rechnung zu tragen. Bezüglich der Bewilligung von 3900 Mk. an den Bund der Landwiilhr seitens! der Glogan-Saganer Fkrstenthiims-Land- schaft, die im Reichstage zur Sprache gebracht worden ist. hat der damalige LandwirthschaftSminister aui die Unzulässigkeit derartig r Anwendung der landschaftlichen Fonds aufmerksam gemacht. Die Darlegung schließt mit der Versicherung, daß die Landschaften das Vertrauen, das sie in mehr als lOOiährtger Entwickelung erworben haben, nach wie vor im allervollsten Maße verdienen. Berlin. Im Hmzenbrck'schen Cirkus in der GcwerbeauS- stellnng stürzte bei der Vorführung des GriSlh-Bären die>er plötz lich auf den Dresseur Möhrmann und bracht demselben schwere Verletzungen bei. Nur mit Mühe gelang es den berbclgeeilten Wärtern, den Bären mit Peitschenhieben dahin zu bringen, von seinem Opfer abznlassen. — Wie aus Darmstadt gemeldet wird, werden der Kaiser und die Kaiserin von Rußland gegen Ende Nordd. Allg. Ztg." tritt der Annabme entgegen, dnß der Rücktritt des Handelsministers Freiherrn v. Berlepsch einen Stillstand oder gar eine Rückivärtsbeweaung in sozialreformatorischer Hinsicht be deute. Davon könne weder im Hinblick auf die Ärbeiterversichec- »ng noch auf den Arbeiterschntz die Rede sein. Hinsichtlich t>co letzteren bemerkt aber das Blatt: So nothwendig solche Vorschriften gewerbepoiizeilicher Natur an sich sind, so wird das Mas; ihrer Ausgestaltung stets darin seine Beschränkung finden, daß man soziaireformakorische Maßregeln nicht nur stets einseitig nach der Seile der Arbeiter hin nxichen kann und daß man wegen der den wie man Arbeitern gewidmeten Fürsorge die Arbeit selbst nicht vergessen darf, d. h. nicht außer Acht lassen kann, wie die Geiammthett der Interessen des Erwerbslebens Anspruch auf Berücksichtigung hat. wo gewcrbepolizeiliche Eingriffe in sein Getriebe füc nothwendig erachiet werden. — Die Nachricht, der Reichskanzler Fürst Hohen lohe werde mit der Prinzessin zu Hohenlohe nach Paris reisen, um dort Dispositionen über ein Gut in der Bretagne zu treffe», welches die Prinzessin ererbt habe, wird ossiziös dementrrt. — Zu der Meldung, Kriegsminister Bronsart v. Schellendvrff habe seine Demission emgercicht, bemerkt dte „Post", ohne die Nachricht be stätigen zu wollen, cs sei bekannt, daß General v. Bronsart schon seit Monaten den Wunsch hege, sich von seinem aufreibenden Amt in's Privatleben zurückzichen zu können. — Nach dem soeben er schienenen Bericht der NeichSschuldenkommissivn betrug die Ge- sammtschnid des Reiches Ende März 1895 2,231,237,009 M-, deren Verzinsung 71,9lv.3W M. erfordert. * Bcrli n. Der Direktor der Rheinisch-Westfälischen Bank Hermann Friedman» wurde zu 6 Jahren Zuchthaus und 7 Jahren Ehrverlust verurtheilt. Der Staatsanwalt hatte lO Jahre Zucht haus und Ehrverlust von gleicher Dauer beantragt. T h o rn. Gestern und heute verhandelte das Schwurgericht im Wiederaufnahmeverfahren gegen den Käthner Koprsickr aus Zastawien. Koplsicki und der Käthner Malinowski waren wegen Mordes, begangen an dem Baron Goltz und dem Förster Kath am 27. Oktober 1892, in Dlugimoster im Juni 1893 verurtheilt wor den und zwar Malinowski zum Tode und Kopisicki zu lebens länglichem Zuchthaus- Kur; vor »einer Hinrichtung gestand M., daß K. unschuldig verurtheilt sei. In dem nun wieder outgenom- menen Verfahren sprachen die Geschworenen heute den K. aber mals schuldig. Der Staatsanwalt beantragte wiederum lebens längliche Zuchthausstrafe: der Gerichtshof nahm aber an, daß die Geschworenen sich znm Nachthcil des Angeklagten geirrt hätten, und verwies die Sache zur nochmaligen Verhandlung an das nächste Schwurgericht. Paris. Präsident Jaure übergab im Elysöe dem päpstlichen Nuntius Ferrata nach hergebrachtem Cercmoniell den Kardinalshiit, wobei sehr herzliche Ansprachen gewechselt wurden. Ferrata äußerte, der Papst wolle den religiösen Frieden unter Beachtung der poli tischen Einrichtungen des Landes Herstellen, er wolle die Katholiken zu patriotischem Geiste v reinen, die Mißverständnisse beseitigen und das Mißtrauen entwaffnen, er wolle nach ;eder Richtung hin Beweise seiner Fürsorge geben, welche durch nichts cntmnthigt werden könne. " Paris. Die Depntirtenkammer beendete die General debatte über die Reform der direkten Stenern. Der Depntirte Raiberti beantragte die Ueberweijnng des Gesetzentwurfs an eine Kommission. Ter Ministerpräsident Mölme erklärte, er werde die Annahme des Antrags als Mißtrauensvotum betrachten. Raiberti zog darauf seinen Antrag zurück. Die Kammer wird ani Montag in die Spezialdebntte cintreten. * R o n>. Tie Kammer vertagte die Weiterberathung der Vor lage betreffend die Einietzung eines Eivilgouverneurs für Sizilien mit Montag. Am Schluffe der Sitzung erklärte der Minister präsident di Rndini auf eine Anfrage Jmbriani's, die Stemm Note über seine Erklärung in der Kaimnersitzung am 2. Juli sei von ihm zRudini) eigenhändig geschrieben, weil cs seine Pflicht war. seine Worte in ihrer einzig wahren Bedeutung wicdcrhci- znstellcn. Wenn die Kammer seinen Erklärungen den Sinn bei geiegt hätte, welchen Andere irrthiimlich ihm danach ziiichrieben. hätte sie wahrscheinlich nicht die auswärtige Politik der Regierung gebilligt. (Allseitigc Zustimmung.) Jmbriani sagte erwicderiid. nach deutschen und österreichischen Blättern scheine der Treibnno bis 1903 verlängert, und beklagte, das; die Regierung in dieser Be ziehung keine Erklärung abgeben wolle. «Lärm. Ordnungsrufe.) Hieraus ward die Sitzung geschlossen. Brüssel. Vom Kongo wird ge,neidet, daß eine Faktorei von den Farbigen ausgeplündcrt. der Leiter der'clben ermordet und aufgefresscn und ein Kommis durch Pfeile schwer verletzt worden ist. * London. Den Blättern zufolge hat sich das Befinden Stanleu's verschlechtert. London. Dem Renter'schcii Bureau wird aus Saloniki von gestern gemeldet, es sei der Befehl dort Angegangen, alle Reserven der RcdisS und der Mustasiz eiiizubcriisen. London. Einer Depesche ans Shanghai zufolge hat die weitverbreitete Unzufriedenheit im Osten und Westen Chinas den Wiederbeginn der Fremdcn-Hctzen verursacht. Ein ernstlicher Aus stand sei an den Grenzen der Provinz Kicmgsi und Schantung ausgcbrochen, der das Werk eines GehcimbnndeS sei. In Schantung sei eine Menge eingeborener Christen ermordet, auch eine französiichc Mission zerstört und die belehrten Eingeborenen zerstreut worden. Angeblich sei auch ein deutscher katholischer Missionar getödtet. Konstantinopel. Die über Athen verbreiteten Meldungen, wonach ottomanilche Tnivven ans Kreta wehrlose Greise nieder gemetzelt oder lebende Personen verbrannt hätten, werden von offiziöser türkischer Seite für vollständig »inbegründet erklärt. Ebenso sei die Nachricht, daß die Fremden ans Besvrgniß wegen der Unruhen Haleb und Smyrna massenhaft verlasse» hätten, unrichtig. Tunis. ^ angelangt. Washington. Der Staatssekretär Olney versicherte den Vertreter dcS anglo-armcnischcn Vereins Prof. Agar-Beet der tiefsten Svrnvathie des gesummten amerikanischen Volkes für die unglücklichen Opfer gesetzloser Gewatthätigkciten in der Türkei, sowie deö Bedauerns, daß das Eoncert der europäischen Mächte ermangelte, für ausreichende Maßregel» zur Sicherheit der christ lichen Unterthanen des Sultans zn sorgen. Während die Nicht etnmischung in die Politik Europas unumstößlichc Politik der Unionsstaaten sei. würden die Bemühungen seitens der Groß Mächte, den Christen der Türkei den Schutz des Lebens und des Eigenthums zu sichern, die kräftige Unterstützung der Regierung wie des Volkes der Union erhalten. ß' Ir Die Leiche des Margnis MoreS ist in Gabcs Der, Staatssekretär Olney versicherte
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