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Dresdner Nachrichten : 03.09.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192209038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19220903
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19220903
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-09
- Tag 1922-09-03
-
Monat
1922-09
-
Jahr
1922
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 03.09.1922
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412 »reslner «achrtchten » «r. »14 Sonntag. Z. September IS22 «e»ie L » aegen- schärfste Schichte» der Intelligenz zusammengesetzt, sich die Möglich» kett zum Studium durch barte Ferteuarbeit erzwtngt. Der ReichöverkehrSmtnIster Groener batte diesen Elementen gegenüber daS Entgegenkommen bewiesen, dah er die Eisens bavndirektivnen ermächtigte, in Zeiten vermehrten ArbettS- andranges Studenten im Etsenbabnwesen auShtlsSwets« gegen die sür ungelernte «rdeUer üblichen Löhne zu be- schuftigen. Gegen diesen Erlab haben die sreigewerkschast- lichen Eisenbahner Protest ervobe» und seine Zurückziehung verlangt. Es braucht nicht besonders betont zu werden, weil es selbstverständlich ist. datz die christlichen Gewerkschaften eine derartige Verleugnung deS sozialen Gedankens über schwer ringende» geistigen Arbeitern aus ba- mißbllligen. Eine solche Stellungnahme frctgewerkschaftltcher Kreise ist nur erklärlich aus der für die ganz« deutsche Arbeiter schaft ein Verhängnis bedeutenden Tatsache, daß die Sozial demokratie ihre theoretische und praktische Arbeit auf den morschen Boden des Materialismus gegründet hat. während die christliche Gewerkschaftsbewegung daS sittliche und wahr haft humane Pflickubewutztsein, daS kein robustes Nieder treten anderer Volks- und ArveitSgenossen auS egoistischen Beweggründen duldet, in den breiten Massen wiedererwecken will. Klarsehende sozialdemokratische Kopfe können sich selbst nicht der Erkenntnis verschließen, daß ihre Partei in der rein materialistischen Auffassung alles Werdens und Ge schehenS zu weit geht. Sv schrieb vor einiger Zeit der frühere preusiischc Kultusminister Harnisch im .LlorwartS' folgendes: „Haben nicht auch wir Sozialdemokraten in den letzten Jahrzehnten das Materielle allzu ausschließlich ge sehen? Haben wir nicht den Sozialismus allzusehr auf, gefaßt alS eine Frage einerseits nur der wirtschaftlichen Entwicklung und anderseits nur der politischen Macht gewinnung? War nicht auch unsereganzeLtldungs arbeit schließlich zu sehr mechanisiert und entgcistigt worden? War sie nicht zu sehr eingestellt auf die Aneignung einer Fülle von Lehrsätzen, Ziffern und totem WissenSmate rial? DaS Eigentliche, der Geist selbst, kam dabet vielfach arg zu kurz. Wir vergaßen nur zu oft, eS den Massen in Hirn und Herz zu hämmern, daß der Sozialismus nichl nur eine Sache der gröberen Rechte, sondern mindesten- ebenso sehr auch eine Sache der gesteigerten Pflichten sei. Das alles sind Sünden der Vergangenheit, die sich jetzt bitter rächen." Wenn die sozialdemokratische Gewerkschaftsbewegung sich diese Richtlinien zu eigen machte, müßte sie aufhöreu ote christliche Gewerkschaftsbewegung zu bekämpfen: denn daS christliche Prinzip ist so durch und durch sozial und dient so sehr dem wahren Wohle der Allgemeinheit, daß eine richtig geleitete freigewerkschaftliche Organisation sich eine solche von hoher sittlicher Kraft durchdrungene Hilfe beim Wiederaufbau unseres Volkes gern gefallen lassen und sie mit Freuden begrüßen müßte, nicht zum wenigsten auch von dem Standpunkte aus, daß zur Eindämmung des schrankenlosen Genußlebens der jugendlichen Arbeiter ein harmonisches Zusammenarbeiten beider Richtungen geboten ist. In der Praxis aber kommt immer wieder der unselige Klaffcnkampfgedanke gegenüber den „Christlichen" zum Durchbruch. So wird von christltch-gewerks.haftlicher Seite mitgctcilt, daß in der Oberlausiy Betriebsräte und Kartelle der freien Gewerkschaflen beschlossen haben, Ncueinstellungen von christlichen Gewerkschaftlern in den einzelnen Betrieben nicht mehr zu dulden. Ferner sollte eine grobe Dresdnci Fabrik der Textilindustrie mit lim Arbeitern wegen einet christlich organisierten Arbeiterin stillgelegt werden, und eS gelang dem Vertreter der christlichen Gewerkschaften nur mit äußerster Mühe, den Betriebsrat umzustimmen. Bei den Beratungen, so wird berichtet, habe der sreigewerkschast liche Wortführer die naiv terroristische Ansicht verfochten: „Bei uns herrscht Koalitionsfreiheit, aber der Mehrheit muß man sich fügen. Eine zweite Organisation können wir nicht dulden". Vs ist nicht Stärke, die in solchem Verhalten zum Ausdruck kommt, sondern Schwäche: die Sozialdemokratie beweist dadurch lediglich, daß sie die christliche Gewerkschafts bewegung fürchtet. Erreichen wird sie mit diesem Verfahren, das sie an die Stelle der wünschenswerten Harmonie zwischen den beiden gewerkschaftlichen Richtungen setzt, nichts weiter, tung Po französisk de» „Ecl Nachklänge zum ReparattonsentfcheU». sind. Dt« Erledigung der belgischen Priorität Frankreich -i« Möglichkeit, an den Barzahlungen Deutsch land» tatlHnnehmen. Solange die PrtorttLt^ntchtbcKahlssei. Gewerkschaftsbewegung in den ein- die deS Terrors müde als daß die christliche sichtigen Kreisen der Arbeiterschaft, sind, immer festeren Fuß faßt. Ein Mahnruf Aittis an Amerika. ITignei Drahtbcricht der „DrcSdn. '.'lachrichte n".1 Wien, 1. September. In der heutigen Nummer der „Neuen Freien Presse" befindet sich ein ausführlicher Artikel des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Nitti, der sich mit den deutschen Verhältnissen beschäftigt, insbesondere mit der R e p a r a t i o n s s r a g e. Er kommt zu folgendem Schluß: Inzwischen sind die Geier deS internatio nalen Kapitalismus im Namen der StaatSrechte unter demselben Vorwand, unter dem sie schwarze Truppen am Rhein unterhalten, bestrebt, sich der bedeutendsten Hilfs quellen Deutschlands zu bemächtigen und trotz der Vertrage den Krieg tn Frieöenszetten fortzuseyeir. DaS Programm ist, die gesamte Eisenerzeugung Deutschlands in Unordnung zu bringen. Nachdem man das Eisenerz an sich gebracht hat, stad die Kohlen an der Reihe. Ich weiß nicht, ob sich das wirklich mit den feierlichen Versprechungen deckt, die Amerika in Wilsons 14 Punkten Deutschland machte, um eS zum rieben zu veranlassen. Die a m e r i t a n i s ch e'n Demo- raten und die Demokraten der ganzen Welt müssen end lich zu der Ueberzeugung kommen, daß sie, wenn nicht dieser Politik der Gewalttätigkeit und der Demütigung ein Ende gemacht wird, alles moralischen Ansehens, aber auch früher ober später jedes wirtschaftlichen Gedeihens rerlustig gehen. Hillis Vorschläge zur Relkuna Oesterreichs. Triest, 2. Sept. Der ehemalige italienische Minister- Präsident Nitti erklärte einem Berichterstatter deS BlatteS „Ptccollo" über den Plan deS österreichischen Bundes kanzlers Seipel betreffend eine italienisch-österreichische Zoll union, dieser Plan sei sür Oesterreich undurchführbar. Oesterreich, daS durch die Verträge von St. Germain und Versailles gefesselt sei, könne ohne Erleichterung weder leben noch bestehen. Nitti erklärte, er würde als wirksameres Mittel Vorschlägen, wenn der Augenblick deS Einschreitens für die italienische Regierung gekommen sei, Italien, Ungarn, Oesterreich, die Tschecho-Slomaket, Polen und Jugoslawien tn einem Zollgebiet zu vereinigen und so eine wirtschaft liche Einheit und einen mächtigen Zollverein mit 120 Millionen Menschen zu schaffen. Einen anderen Weg deS Heils gebe es nicht. Wachsende Jnduslriekrise in -er Tschecho slowakei. Jndustrirkrise und bem- ia der Tschecho-Slowakel immer beängstigendere Formen an. Fast alle In dustrie» sind infolge des Stillstandes der Ausfuhr wegen de» hohen Kronenknrscs von ihr betroffen. Die Zahl der Arbeitslosen wird aus 8V9VNV geschäht. Die Regierung hält täglich Beratungen ab, um die Preise der Gegenstände deS täglichen Bedarfs herab,usctzcn und so die Produktionskosten herabznmindern. Die Unsicherheit am WirtschastSmarkt wird erhöht durch Gerüchte über die Ein- fiihrnug einer neuen dcoalvierendcn Goldwährung und durch de» Kamps zwischen Italien und der Kleinen Entente »m die Macht in Oesterreich. Käme Wie« unter tt«lienischen Einfluß, daun befürchtet mau, daß die Tschecho-Slowakei eines ihrer wichtigste» Absatzgebiet« verlieren würde. In folge Ueberindustrialisicrnng der Tschecho-Slowakei rechnet «an ohnedies mit einem Abbau der Industrie um L! Proz. Die Wirtschaftskrise särbt auch aus die Innenpolitik ab. venesch befindet sich als Ministerpräsident dauernd im DemissiouSstadinm. Zur Bildung einer neue« Regierung wagt «an aber nicht z« schreiten, weil die tschechisch« Koalition zwischen Arbeiterpartei und büra:r> lichen Truppe« angesichts der bevorstehenden Lohnabbau» kämpse u»d der amerikanischr» Forderung «ach Schutz- Pillen nicht ledenssähig wäre. Prag» 2. September. Die E»solge di« Arbeitslosigkeit nimmt in Der lmwlssende PoiacarS. tilg »er Draht»» »ich« der .D»»>tzu Nach, ich t»v" > Paris, L September. Unter den Versuchen, dt« Hal- RoiucaröA t» der ReparattonSfrag» gegenüber der scheu OeffenUlchkeU zu rechtfertge», Ist et» Artikel clatr" vo» besonderem Interesse, der «t»«1 gewissen sensationelle« Charakter« nicht entbehrt, da er in mehr oder weniger dürre» Worten erklärt, datz Poinrar^ alt er sich mit der Entscheidung der Reparatiouskemmissla» «i»»«r» standen erklärt hat. hinter dat Licht gesllhrt wnrde» sei. Da« Blatt erklärt, daß man Potacar« nicht genau über bat informiert habe, wa» tu der ReparationSkommission vor. gegangen sei. Potncars sei vor der Absttmuiurrg t« der ReparationSkommission über die Entscheidung, die getroffen werden sollte, nicht unterrichtet worden. Ja, noch mehr, Potncars ist von Theuni« dahin verständigt worden, daß Belgien unverzüglich Zahlungen tn Goldmark ver lange. Ueber diese Forderung fand sich jedoch nirgends etwas auf der Tagesordnung. Der belgische Delegierte erklärte seinerseits, datz er über dte Entscheidung, wie sie seine Negierung Potncars llbermtttelt bade, nicht iufor - mtert gewesen sei. Am Ouat d'Orsay erklärt man außer, dem, so sllhrt da» Blatt weiter au«, daß der Text, der von DubotS an den Ministerpräsidenten telephonlert wurde, nrcht der war, der später angenommen wurde. DaS Blatt teilt ferner mit, baß der Abgeordnete Klotz sich bei Pvincarö über den in der Entscheidung der ReparationSkommission befind» lichen Satz erkundigt habe, der von einer mögliche« Rednziernng der deutschen Berpslichtnnge» in dem zur Wiederherstellung dcntsche« Kredit» notwendigen Maße sprach. Klotz hat sich gestern zu Potn-arä begeben, um ihn über einige Einzelheiten tn der Entscheidung der ReparationSkommission zu befragen. Poincare teilt mit, daß er selbst sich bereit» schriftlich an Dubvts gewandt habe, um Aufklärung von ihm zu verlangen. Von anderer Sette wird mttgetetlt, baß über diese Angelegenheit ein Schrift- Wechsel zwischen Klotz und Potncarö demnächst verössentltcht werden soll. Die Umwandlung de» frelwllNgeu Garanks-angebok» Deutschland» iu eine Awang»v«rpflichtnug. iLlgner Drahlberichl der „Drcddn. Aachrtihte n*.I Pari«, 2. Sept. Ein Teil der heutigen Morgenpresir fährt fort, die Stellungnahme Potncars» gegen dte Opposi tion von link» und recht» zu verteidigen. Der offiziöse „Petit Partssen" beschäftigt sich ln elnem Leitartikel, dem man deutlich ansicht, daß er von besonderer SeiteAnspiriert worden ist, mit dem Ergebnis der ReparationSkommission. In diesem Artikel wird auSgesührt, daß der gestrige Minisicrrat keinen anderen Standpunkt einnehmen konnte, als die volle Handlungsfreiheit Frankreichs zu bewahren, bis die durch die Entscheidung der ReparationSkommission vorgeschricbenen Maßnahmen zur Ausführung gekommen Priorität »«schaff« hlnngeu Dm»sch- werd« «ich Frankreich nicht- erhalten. D^Art? le-nar h«r»or. daß »ach «weil»«, de« Berscht.» »»»» di« Detegierte» der ReparatlenSkenunlssi»» sich » « raltsch » « r »sltch««t hätten, »nt«» U«si Inden «nt», «nttsch «t« BersWlnn, DentschlaÄ» sestznsiet«». Ebenso unterstreicht der Antike!, daß dt« Einleitung der Note der NeparattonSkommtssioa di« Möglichkeit ossen ltesi«^ t» der Frag« der Sachltrfernnge» Deutschland gegenüber zu neuen Forderung,» tm «tan, der vo» Deutschland angebotene« Lieferung-Verträge ,« schreite». Tatsächlich habe bereit» tm gestrige» Ministerrat der Arbeit-Minister seine Kollege« darauf aufmerksam gemacht, daß in de« deutsche« Kohlenltesernnge« neu, Verfehlung«, sest. gestellt worden seien, und daß da» zur Kenntnis der Rruara- tlonSkommisston gebracht werden würde. Frankreich deab, stchtigt also, bereit« jetzt dnrchzndrücke«, daß dt« Nepara» tionSkommissto» die »on deutscher Seite alä Sarantle sür «in Mnra »rinm vorgeschlagenr» PrlvatliefernnaSnerträge Deutschland zwangsweise auserlegt und damit da« sreimNllg« dentlche Angebot in etneZmangSmaßnahme 1 sie Deutschland «»ändert. Ei» französischer Lieserungsabschiutz mit Siinnes. Pari«, ll. Sept. Hava« berichtet: Der Präsident der GeneralbeschasfungSkommtsfiou für de« Wieder»»?»«« der zerstdrt«, Gebiete hat soeben ln Ueberetnfti». mnng mit de» Berliner Abmachnnge» «o« d. Juni lll» einen Abschluß mit Hugo StiuueS getätigt sitr Ltesernn« von Baumaterialien. tW.T.V.) Frankreich» Schulst am schwankende« Mar»k»r». tvon unserem Gonderbertchterstatter.l ' München. 2. Scpt. Dte „Münchner Neuesten Nachrichten^ veröffentlichen eine bedeutsame Unterredung mit dem Präst» denten de» amertkanischrn Komitee« zur Linderung der Not in Deutschland und Oesterreich. Professor Dr. Imanuel deMarnan-Baruch. der zufällig tn München wellte. Dr. Baruch erklärte, daß der schwankenbeMarkkur« ledtgltch auf BSrienmachinattonen zurückzuführe» ist. Er nannte diese Machinationen ein Verbrechen am deutsche« Volke und erklärte, daß Amerika keine Interessen an der Mark habe und daß. wenn kürzlich au» Amerika der Mark- stürz gemeldet wurde, dieser durch autzeramrrtkantsche Spekulanten tn Neuyork vorgenommen wurde. Der Präsi dent nannte zwar die betreffenden Schieber nicht, aber man braucht sie auch nicht von ihm genannt zu hören. E« kan» lediglich Frankreich sei«, da» vom amerikanischem Markte de» die deutsche Markt entwertet und dadurch da» deutsch« Wirt schaftsleben zerrüttet. Das Reich im Kampfe gegen die Mrtfchastsnot. Die Aeichshilse für Sozial- und Kleinrenlner. Im Nahmen der von der ReichSregiernng unter nommenen Aktion zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Not lage der Sozialrentner sind vom NeichSarbettSmlnistcrium eine Reihe von Maßnahmen in die Wege geleitet. Die 'Rentenempfänger erhalten au» der Invaliden- und An- gestelltcnversichcrung wie bisher schon neben der erhöhten Rente laufende Unterstützungen. Zu außerordent lichen Notstandsmaßnahmen für sie stellt daS Reich außerdem einen Betrag von einer Milliarde Mark den Ländern zur Verfügung. Diese oder die Gemeinden oder beide zusammen sollen dazu auS eigenen Mitteln wenigsten» ein Fiinftel der auszuwendcnden Beiträge beisteuern, so datz rund 1.2 Milliarden außerordentliche Mittel zur Linderung der gegenwärtigen Notlage der Sozialrentner alsbald ver wendbar sind. Auf dem Gebiete der Krankenversicherung wirb eine Ausbesserung der Leistungen durch Heraufsetzung der Höchstgrenze für die Bemessung deS Grundlohne» vor- eschen. Außerdem wird die Versicherungsgrenze erhöht, luf dem Gebiete der Unfallversicherung wird ebenfalls eine Erhöhung der VcrsicherungSarenze der für die Berechnung der Leistungen maßgebenden Beträge erfolgen. Auch tn der Angcstclltenversicherung wird dte GersicherungSgrenze er weitert werden. Die Reichszuschüsse au die Länder sür die Maßnahmen zur Unterstützung notleidender Kleinrentner sind von S0N Millionen Mark aus eine Milliarde er höht worden. Die TeneruugSznschitsie sür die Kriegs beschädigten und Kriegshinterbliebene», dte durch Gesetz vom 28. Juli 1922 mit Wirkung vom 1. August 1921 neu geregelt waren, sind durch Verordnung vo« 11. August für den Monat September im Durchschnitt um 86^ Prozent erhöh«. Außerdem soll noch im September eine Nachzahlung erfolgen, dte durchschnittlich dte Hälfte der am 1. September zahlbaren TeuernngSzuschiisse betragen wird, so daß dte Teuerung», zuschüsse gegenüber den Augustbeträgen um rund >10 bl» 2Nt> Prozent erhöht sein werden. Die Reich-mittel der sozialen Kriegsbeschädigten- und KriegShinterbltebenenfürsorge sind bereits von KM Millionen Mark auf eine Milliarde erhöht worden. Die Anpassung der Wirtschaft an die Zettverhaltnisse. Berlin, 1. Sept. Der NetchSwirtschaftSminlster äußerte sich über die Maßnahmen gegen die Teuerung einem Korre- spondcnzvertreter gegenüber u. a.: Soweit daS ReichSwlrt- schastSmtnistertum zuständig ist, seien dte notwendigen Maß nahmen bereit» erfolgt. Dte Verordnung über dte Erhöhung der AuSsuhrabgabe sei ergangen. Auf dem Ge- viele der Ernährung steht zunächst wiederum der Getreide- umlagepretS zur Entscheidung. Gegen die Schlemmerei sei ein neues Gesetz auSgearbettet, daS auch die Konzession-Pflicht verschärft. Beim Zucker dürste der Uebergang zur Zwangswirtschaft unvermeidlich sei». Auf finanz politischem Gebiete seien bisher noch keine Entscheidungen gefällt. Außer der Devisenkontrolle brauchen wir nach An sicht deS Minister» kurzsrtsttge G o l b s ch a tz w e ch je t, um der Flucht der Mark entgegenzuwtrken. — Einem Bei- treter deS „Verl. Tagcbl." wurden tm NetchSernährunaS- ministertum Mitteilungen gemacht, nach welchen da» Reich». ernährungSmtntsterlum der Einführung der allgemeinen Zwangswirtschaft imgroßeuundganzenablehnend gegenüberstebt. Die öffentliche Vrotverforgung für Minderbemittelte. Berlin, i. Sept. Im ReichSministcrium für Ernährung und Landwirtschaft ist eine Verordnung auSgearbettet worden, durch die dte öffentliche Brotversorguna auf die Minderbemittelten beschränkt werden soll. Durch diesen Gesetzentwurf sollen als nichtversorgungsberechtigt diejenigen Personen erklärt werden, deren Einkommen 1921 für Allelnslebeiide SO NM Ml» für den HauShaltungSvor- stand SNNOo Mk. und für sedc weitere Person tm Haushalt IN NM Mk. überstiegen hat. Wer nachweist, datz sein Ein kommen 1922 bi« 1928 da» Dreisache des soeben angegebenen Einkommen» nicht übersteigt, bleibt versorgunnSbrrechttgt. Hiernach würde eine Familie mit 2 Kindern erst bet einem Einkommen von mindesten» IM NM Mk. tm nächsten Wirt schaftsjahre von der öffentlichen Broiversorgung auS- geschlossen sein. Das Zurückgreisen auf da» Einkommen von 192t erklärt sich au» dem Wunsche, eine fertig ab- geschlossene Periode der Rechnung zugrunde zu legen. <Da.) Ueber stie LäligkeU ber -eulschen Wucher-ertchte im Jahre 1S2I bringt die „Dttitsche Strafrecht»-Zig." (Verlag Otto Lieb tabellarischen Uebersicht, die der RelchSIusttzmintster Le« Reichstage hat zugehen lassen, ist dte Arbeit dieser Gericht« tm verflossenen Jahre gegenüber 192N erheblich zurück- gegangen. Wegen Schleichhandel». Pret»tretberet, HöchftpreiSüberschrettnngen. Ausfuhr lebenswichtiger Artikel usw. sind im ganzen Reiche 19 0L8 Verfahren vor den Wucher- gcrichten anhängig gemacht worben gegen 27SS im Jahre 1920. Von den Personen, dir von den Wuchergrölchten ab- geurteilt sind, wurden 2889 freigesprocheu. Der Hundertteil der Freisprechungen betrug lv.i gegen 10P tm Jahre 1920. Diese groß« Steigerung der Freisprechungen ist auffällig. Von 1S N18 Personen, dte verurteilt sind, erhielten 9811 Geldstrafen- Zu FreiheitSNrasen wurde» 5497 Personen verurteilt, davon 8989 bi» zu einem Monat Gefängnis. Allerdings haben die ganz Hoven Strafen stark abgenommen, denn e» wurden nur 49 zu einem Jahr und mehr Gefängnis, und IN zu Zuchthaus verurteilt. Die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte erfolgte in 89. Einziehung in 8M1 Fällen. In 81 Fälle« wurde aus Untersagung des Handelsbetriebes erkannt. Die DekSmpfung -erPreisIreiberei in Pre«tzen. Berlin, 2. Sept. DaS preußische StaatSministcrium de- faßte sich in seiner FreitagSsltzung ausschließlich mit den Maßnahmen zur Bekämpfung de» Wucher» und der Prei». tretbereicn auf dem LebenSmtttrlmarkt und bet den leben», wichtigen Artikeln. Als Grundmittel zur Durchführung der Bemühungen um die Sicherung der BolkSernährung wurde n. a. angesehen die Wiedereinführung de» Zwange» slle di« Preisauszeichnung sämtlicher Ware». Die Notwendigkeit einer Einschränkung der AuSlchanksiStten von Wein und Likören und vor allem die der Konzession«»»«» Weigerung für Neuerrtchtung von Weinstuben usw. wurde einstimmig anerkannt. Ebenso wurde ein umfassender Ausbau ber für den Winter geplanten Volksküchen und Massenspcisungrn erörtert. Die RetchSregternug wird ans» gesordert, zur Sicherung ber Zucker- nnd Margarine»«» sorgnng auch vor dr« einschneidendsten Maßnahmen nicht zn» rückznschrecke« nnd gegen de« AnSverkans Dentschland» mit allen Mitteln einzuschreitc«. Da» Ministerium de» Innern wird bereit» dieser Tage einige Verordnungen erlassen, dte tn der Richtung der diskutierten Vorschläge liegen. lW.T.8.1 Gegen den Ausverkauf Deutschlands. Preußen und Sachsen haben eine stärkere Grenz» Überwachung gegen bi« Tschecho-Slowakei vereinbart, um den Ausverkauf Deutschlands zu verhindern. Sowohl an der Grenze Sachsen» al» tn Schlesien, namentlich tm Ge birge. ist ein verstärkter UeberwachungSverkehr eingerichtet worden. Auch tn Dresden und Breslau werden die AuSIandSzltge streng überwacht. ES Ist festgcstcllt, daß die Grenzbchürben der Tschecho-Slowakei ihren Landsleuten gegenüber die Zollvorschrift« nicht genau beachten. Gegen den Ausverkauf durch Ausländer sind Pollzelvorschrlften iu Ausarbeitung. Auch an der dänischen Grenze, in Kiel und Warnemünde werden verstärkte Zollmaßnahmen auSgeübt, da sich hier noch eine stärkere Ausfuhr bemerkbar macht. Dänemark hat dafür seinerseits für die Züge über Hoyerschleuse eine Gegenmaßnahme elngeführt und erhebt 2 Kronen Fahrgeld für die dänische kurze Strecke. Infolge dessen hat ber Verkehr über Hoyerschlbul« merklich nach gelassen. Der Protest der durch die Einfuhrsperre geschädigten Industrie. lDrahtmeldung unsrer Berliner Lchrlfileitanz.s Berlin, 1. Sept. Der Abg. Brüning hauS sBolkSp.j und B. Guerard sZentr.s haben namens ihrer Fraktio nen den Vorsitzenden de» Volkswirtschaftlichen Ausschusses um möglichst baldige Einberufung deS Ausschusses gebeten, damit Stellung genommen werden könne zu der Lag«, die tn den betrossenen Industrien durch die plötzliche nnü ohne Anhörung ber betr. Organisationen verhängte El« fuhr» sperre entstanden ist bzw. entstehen wirb. Der Auin des Kleingewerbes. Schließ»«« des größte« Teile» ber Berliner klein«««« Bäckereien. Berlin, 2. Sept. Daß die gegenwärtigen WirtschastSve» hältnlsse, tn d enen Deutschland lebt, zum Ruin de» Kleingewerbe» führen, beginnt sich jetzt auch tm Berliner Bückergewerbe zu zeigen. In ber kommende» Woche ist, fall» dte Stab. Berlin nicht sofort zu Unter» siützungsmaßnahmen greift, mit der Schließung de» größt«« Teile» der kleineren Bäckereien zu rechnen. Dt« Folge wäre eine ernstliche Gefährdung ber Brotver, mann, Berlin W. V7> interessante Mitteilungen. Nach einer ! so rg u o g sür die NeichShauptstadt. Dt« zuständige»
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