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- 854 - tzräuleiu von Honerlah« Verhalten während de» Feste» hatt« st« in ihrer Sn» nahm« veslärkt. Hummer wieder wurde sie von ihr ins Gespräch gezogen, immer wieder fühlt« sie die Blicke der alten Dame sinnend und prüscnd aus sich ruhen. Io, wo» da» bezeichnendste war: Die Beobachtung sollte offenbar heimlich sein, denn als Käthe einmal unerwartet schnell zu ihr ausjah und ihrem Wicke begegnete, wurde sie. die allzeit Sichere, Unbefangene, plötzlich rot und wandte ihre Augen schnell nach einer anderen Richtung. Sie hatte auch gefragt. ob Krliings zu Haus ern>artet würden oder vielleicht ihre Abreise noch etwas dlnausschieben könnten, und als man sich schließlich aus dem Rotenhahnrr Bahn-os trennt«, waren ihr« letzten, sehr bestimmten Worte gewesen: „Adieu. Frau Kelting. wir sehen unü noch!" An all das dachte Käthe, als sie ihre Kleider zusammen- sallete und sie sein säuberlich in die Einsätze der Koffer legte, während ihr Mann mit der Zeitung aus dem Balkon saß und eine Zigarre rauchte. Ihm brannte der Boden unter den Füßen: das untätige Badeleben war ihm ei» Greuel, und seit der Oberst mit der kleinen Ilse abgereist n>ar, hatte er auch niemanden, gegen den er sich aussprccken konnte. Die Aufklärung, die man Käthe versprochen l-atie, war nicht gekommen, der Brief, durch den sie Fräulein von Honerlah darum ersuchte, geschrieben und abgeschickt — nun wartete er leit Stunden aus die Antwort und konnte seine Ungeduld kaum noch bezwingen. Da klopfte «S, und Frau Fegewisch erschien. Sie brachte noch ein paar kunstvoll geplättete Blusen, und als sie die leeren Schränke und geöffneten Koffer sah, ging es wie ein Erschrecken über ihr blasses Gesicht. „Also die Herrschaften wollen wirklich sckum reisen! Und gerade jetzt, wo es ei» bißchen leerer wird! Do ist es am schönsten in Rotenhahn, und bei uns im Theater werden letzt ganz neue Komödien gegeben." Käthe warf den Kops zurück. „Wir können doch nicht den ganzen Sommer hier bleiben," ent- gegnete sie kurz. „Und was das Theater betrifft, so interessiert mich das wirklich gar nicht mehr. Es ist doch sehr minderwertig." Die Souffleuse wars einen schnellen Blick auf die junge Frau. „Ja, ja, cs ist wohl nichts neues mehr. Alles hat seine Zeit, und zu Hauie warte» die Kinder." „Ja. die Kinder!" wiederholte Käthe mit frohem Lächeln. „Ans die freue ich mich. Wollen Sie sie einmal sehen, Frau Fegewisch?" Sie reicht« ihr einen Rahmen mit einer Kabinettpholographie, welche einen Knaben und ein Mädchen im Alter von drei und vier Jahren darsiellte. Die alte Frau griff mit einer gewissen Hast danach — aber gleich darauf ließ sie die Hand sinken. „Ich habe ja meine Brille nicht bei mir," murmelte sie. „Daß ich die auch gerade jetzt zu Hause lassen mußte!" Sie schüttelte den Kops. „Ja, nun muß ich wähl gehen," sagte sic wie gewöhnlich, fügt« aber hinzu: „Ich habe auch noch etnws zu bestellen: die Dame möchte doch heute mittag um 12 Uhr zu Fräulein von Honerlah in die Billa kommen: sie erwartet Sie ganz bestimmt." Kätl)e. die sich gerade über einen Koffer beugte, fuhr in die Höhe. .Mich?" ries sie wie elektrisiert, .und das sagen Sic erst jetzt? Ja, beinahe hätten Sie es wohl vergessen, wie?" Tie Souffleuse sah ihr ruhig in die Augen. „Ach nein, vergessen hätte ich es nicht: ich überlegte nur, ob ich es sagen sollte oder nicht." „Das überlegten Sie?" „Nun ja, warum denn nicht?" „Wenn «ie einen Auftrag bekommen, überlegen Sie. ob Sie ihn anSrichten sollen?" Die andere nickte. „Das ist min mal so, da kann keiner was gegen lagen," War die Frau verrückt? Käthe warf ihrem Mann, der in der offenen Tür stand und die Unterhaltung mit anhörte, einen fragenden Blick zu und deulele mit dem Finger nach der Stirn, wie sie glaubte ganz unbemerkt, aber die Souffleuse halte es doch ge sehen. „Ach nein, so ist's nicht, meine Dame, Meinen Bersland habe ich noch: der ist ganz gut, da fehlt nichts dran. Und nun adieu auch, ich will die Herrschaften nicht länger belästigen. Mit gesenkten Blicken, wie eine arme Sünderin, schlich sie hinaus, und auf dem Vorplatz blieb sie noch einen Augenblick mit trübem Gesicht und nachdenklich stehen, aber dann richtete sie sich aus und ging kopfschüttelnd die Treppe hinab. Eine Stunde später begleitete Kelting seine Frau nach der Villa FriedenSburg, Sie hatte bebauptet, nicht allein gehen zu können, sie zilterie vor Erregung und ihm selbst war auch nicht ganz wohl zu Mute, Rach wochenlangein Warten und törichtem Uml-crirren sollten sie nun endlich die Wahrheit erfahren, die, wie sie auch aussallen mochte, sür ihr Leben doch von Bedeutung war. Fräulein von Honerlah empfing Käthe mit einem herzlichen Händedruck und einem milden Lächeln und bat sie, in einem Sessel Platz zu nehmen, der am Fenster dem ihren gegenüLersland: Herr Kelting war draußen geblieben. Sie ließ ihr auch zu langen Entschuldigungen und Erörterungen keine Zeit, sondern begann ruhig: „Liebe Frau Kelting, Sie l>aben ganz recht. Der Brief, der Sie nach Rotenhahn rief, ist von meiner Hand geschrieben, und ich begreife vollkommen, daß Sie ohne die versprochene Aufklä rung incht abreisen wollen, Ich hätte sie Ihnen auch schon längst gegeben, wenn es in - 855 - meiner Macht gelegen hätte, aber ich muhte Rücksicht auf di« Hauptperson nehmen und wollte auch abioarlen. ob die Stimm« der Natur sich nicht bei Ihnen melden wurde." Käthe Iah sehr enttäuscht au». „Also Sie selbst ... sind nicht di« Hauptperson?* stammelte sie . . . Ich balle eigentlich gedacht . . ." „Daß ich Ihre Mutter war»?* Sie nickte. „Daß vielleicht ein« heimliche Ehe . . .* Die alte Dam« lieb sie nicht auSreden. Sie machte «ine adwehrende Hand- bewegung und richtete sich starr aus. „Mein liebes Kind, ich weib, S>« wollen mich nicht beleidigen und in Ihrer Unerjahrenheit und Vorliebe zur Romantik machen Eie sich keine richtig« Borstellung von dem, was «ine heimliche Ehe bedeutet und bedingt. Aber um weitere Jrrtiimer zu vermeiden, möchte ich dock) gleich seststellen, dab ich Person- lich Ihnen vollkommen fern siehe. Ich habe nur Ihrer Mutter früher und auch letzt freundichastlich beigestaiiden, da sie der Hülse dringeird bedurste, und interessiere mich »njolgedessen natürlich auch für Sie." Käthe war über den Verweis tief beschämt. E» lag so viel Hoheit in der schlichten Abwehr der allen Dame, daß sie selbst ihre Vermutung plötzlich gar nicht mehr begriff. Sie suchte nach einem versöhnenden Uebergang und sagte bescheiden: „Ich wäre ja auch nie auf den Gedanken gekommen, wenn in dem Briese nicht stände, das diejenige, welche meine Rkritler ist, Gelegenheit haben würde, mich zu sehen und zu beobachten. Das paßt, nachdem die russstch« Fürstin abgereist mar, doch auj niemand anders. Fräulein von Honerlah lächelte, ,,So ist Ihnen nie eine Ahnung gekommen, wenn Ihre Mutter mit Ihnen sprach?" Nein. Ich kann mir gar nicht denken, wer es ist . . . aber wollen Sie es mir nicht sagen schnell sagen, damit ich Mir nicht länger den Kops -erbreche?" „Noch nicht, es wäre ein« Grausamkeit. Ich muß Ihnen vorher eine kleine Geschichte erzähle». Also hören Sie: „Ich lebte vor 26 Jahren schon hier in Rotenhahn und war mit Usadels. Ihren Psleaecltern, von Breslau der vesreundet. Wir sahen uns säst jeden Tag und auch mrt der übrigen Badegesellsanrst verkehrte ich viel. Nebenbei be schäftigte ick, mich aber auch mit der Armen- und Krankenpflege mid unser aller Doktor, der die hiesige» Verhältnisse genau kannte, gab mir die notigen Weisungen hierfür. Zu seinen Patienten gehörte auch eine junge Schauspielerin, die mit ihrem Manne, einem bildhübschen und talentvollen, aber etwas leichtsinnigen Menschen, am hiesigen Sommertheciler angestellt war, infolge von Neberanstrengung und mangelhaster Ernäh rung aber kränkelte und vor allem guter Kost bedurste, da sie ein kleines Kind zu nähren hatte. Ich brachte ihr täglich sorgfältig zubereilctes Esten oder eine andere Stärkung, ließ mir von ihren Erlebnissen erzählen und nähte dabei «ine kleine Ausstattung für das Kindchen, das ein Mädchen und ein prächtiges kleines Geschöpf war. Eines TageS faud ich die Frau in schmerzlichster Erregung. Der 'Direktor hatte ihr und ihrem Mann kleiner Meinungsverschiedenheilen wegen gekündigt: sie mußten wetterziehen, um ein neues Engagement zu suchen und schreckten vor der Unsicherheit der nächsten Zukunst zurück. Besonders das Kind machte ihnen Kummer. Die Frau hatte schon zwei Kinder aus Mangel an Pflege dahinsiechen sehen uird fürchtete bei dem unsteten Wanderleben nun auch dies letzte zu verlieren. Mir ging di« Sache im Kopfe herum. Ich dacht« an meine Freunde, die Usadels, die guten Menschen, die sich so sehnlich ein Töchterchen wünschten und keinS bekamen, mäh- rend es dort nur ein TKülast und ein Hindernis war, und ich sprach diese Gedanken dem Scliauspielerpaar gegenüber mich gelegentlich aus, aber ein trauriges Ereignis in meiner eigenen Familie ließ die Angelegenheit sehr bald bei mir in den Hintergrund trete». Ich mußte Rotenbahn ans Wochen und Monate verlassen, und alles, was uh für meine Schützlinge tun konnte, toar, daß ich ihnen eine Summe Geldes zurückließ, um sic vor der größten Not zu beivahren. Als ich hierher zurückkehrte, war die Saison längst vorüber und meine sämllichen Bekannten abgereist. Von usadels hörte ich, daß sic ein reizendes Kind auf ihrer Schwelle gefunden und angenommen hatten, und unwillkürlich dachte ich an die jungen Schauspieler, aber ich batte für meine Vermutung doch zu wenig Anlxfftspunkt«, und ich hielt es auch für nicht weise, sie auszusprechen. Da» klein« Mädchen, mochte es sein, wer es wollte, war jedenfalls bei den Psleaecltern gut auf gehoben. und letztere durften in keiner Weise beunruhigt und in ihrem LiedeSwerk gestört werden. So vergingen die Jahre und Jahrzehnte, die Erinnerung verwischte sich und Wäre Nwhl allmählich ganz verblaßt. Ta ließ sich eines TageS eine ältere Frau bei mir melden und erklärte, sie sei die junge Schausvielcrin, der rch damals geholfen hätte. Sie war sehr verändert und ich hätte sie nicht mähr erkannt. Ihr Mann war inzwischen gestorben, sie hatte viel Kummer durch ihn gehabt. Als ich sie nach ihrem Töchterchen si-""'e erfu-Kie sjx wisse ich wahrscheinlich mehr als sie; um von ihm zu hören, fei sie gerade zu mir gekommen. (Fortsitzung DicnStag.) Vor^üAliok unck IrräktiA 86luN66l(6Nä6 Lkris K Lürblss stviiixl. 8Sebs. Lloklisksrantsr» 8 8 L ^iillioi i» L. «. 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