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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.12.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19031209015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903120901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903120901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-12
- Tag 1903-12-09
-
Monat
1903-12
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.12.1903
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^ Wormln Vtra» Ä. der WelVnachl-ttsch 60 armen GLnl- !»« da Sttiesrner Gemeinde gedeckt werden. am Tage darauf, »»tag. den »3. Dezember. ebenda. nachmtltaaS 4 Ubr. eiwa Zöglingen der eriten der beiden vom Frauenverein geleiteten uao verwalteten Kinderdrwadranstaltrn aus der Wormser Straße. Am Montag. den 18. Dezember, wird dann ebenfalls nachmittags 4 Uhr den etwa 60 Zöglingen der zweiten Striesener Kinderbewahr- anstalr aus der Poblandstrage 36. Erdgeschoß, in dieser Anstalt setbet eine Weldnacht-belckerung hergerlchtet werden Alle drei Leihnacht-ieiern werden von Gesang. Deklamation und 21n!vraLea de» Pprileder» de- Frauenoerein», Henri Pfarrer» Vc-ß. eingerodmr werden. Alle Mitglieder und Freunde de- Arauenverrin- werden dazu berzlichst einqeladen. - Freitag, den 18. Dezember, findet mittags 12 Uhr im Weißen Saale der .Drei Raben" Ausschußsitzung de« Landwirtschaftlichen Kreisvereins zu Dresden statt — Der Sächsische Schwimmerbund hielt am Sonn- tag hier im Restaurant ^.Mariengarten" eine Versammlung ab. zu der Vertreter sämtlicher sächsischer Bundesschwimmvereine erschienen waren. Auf der Tagesordnung standen wichtige Punkte, die siir die gedeihliche Weiterentwicklung des Bundes von größter Bedeutung waren. Zunächst wurden die Herren K. Kirsch sSchwimmklub „Germania"--Dre«drn> zum Bundesschwimmwart und O. Zillger sSchwimmverem ..Wettin".Dresden>Plauen) zum BmideS»eugwart gewählt. Des weiteren stand der Wiedereintritt de- Bundes in den Deutschen Schwimmoerband zur Beratung Na- eingehendem uud ausführlichem Berichte der zu dieser Ange- ltzitchcit aus dem kehlen Bundestage in Glauchau eingesetzten Kommission und nach längerer, zum Teil sehr heftiger Debatte wird« der Wiedereintritt mit großer Majorität unter der Be- djugung beschlossen, daß cm Gebiete des Sächsischen Scksivimmer- bmwes Bademeister al« Amateurschwimmer zu gelten haben. Der Bund behält seinen Namen und Besitzstand. Tie Mcdaillenfrage wurde dahin erledigt, daß man e nstimmig beschloß: „Mitglieder des Sächsischen Schwimmerbundcü (Kreis VIIj dürfen Medaillen wohl" cm Saale der Firma Gebr. Pfund. Pricßnitzstraße, statt. Boraelesen werden: »Die Schriften des Waldschulmeisters" von P. K. Rosegger. - Da Dresdner Residenz kalender tvvt erscheint soeben i, seinem VS. Jahrgänge bei der Könial. Sächsischen üoiduchhondtiing L. LurbaM. Warna» L Lehmann in Dresden. Preis ungebunden t.vv M.. elegant gebunden 2,2b M. Sorgfältig bearbeitet un» retckbalttg, bietet der Kaiender etnegern,atzen Ertatz silr vaS erst im Frühjahr lRX ernbetnende Liaatsbandduiv. Er entbält: Va« Zkönial. tau«, die kirchlichen Festlich keiten. da» Ministerium, den Los- und Nililärtiaai des Nömgl. Lautes, dte Könial. Saunnlungen. Lotlbeater re. Ferner lind aulgenonnnen: Die Staats- und Militärbehörden, Eelanvffchasten, Zionmlaie, die Kaiierl. Be- böiden un» der Rat zu Dresden. !üon be'vnderrin Wert ist das genaue und bis aus die neueste Zeit nachoelragcne Derieichnis der regierenoen täu^er Euiopas, sowie der Regentenbäuter euroväi'cher Abkuntr. wodurch Kr manchen der erste Veil des Golbaer Soikalenders enlbevrtlch wlro. Den Lldtutz bilden Wavvcn mir Erläuterungen der läckuuchcn tzldets- familien: »reiberr v. Avel, v. BaMneller. Frerverr v. Biedensel». v. Bvern. grelberr v. Cornberg. Freiherr von und zu Eglolsltetn. v. Semecken, Ära! v. Loensdroech. Frecherr v. Lüneselb. - lieber den Zustand der deutschen Soldaten» gröber in Frankreich wurde vor einiger Zeit in der bäuerischen Kammer Klage geführt. Der Äriegsminister von fisch gab daraufhin die Erklärung in der Kammer ab. daß der deutsche Geschäftsträger in Paris bereits im vorigen Jahre über den Zustand der Gräber berichtet und ihn nicht ungünstig gefunden habe. Allerdings bezogen sich seine Mitteilungen lediglich aus die Gräber bei Orleans. „Eine Besichtigung, z. B. des Fried hofes von St. Quentin würde beweisen," — schreibt uns ein lsiesiger Kaufmann, der auf seiner Reise diese Stadt besuchte. — „wie berechtigt die geführte Klage war. Mau wird dort ver geblich das damals auf diesem Friedhöfe errichtete Massengrab der deutschen Krieger suchen, wenn man nicht einen an der Mauer liegenden Erdhügel, der mit Schutt und Unkraut bedeckt ist und dessen schlichter Gedenkstein Spuren gewaltsamer Zer störung zeigt, dafür nehmen will. Wenige Schritte von dieser durch ein verfallenes Geländer abgeschlossenen Grabstätte cnt- ffrnt steht ein in vorzüglichem Zustand erhaltenes Denkmal, das zur Erinnerung an die bei St. Quentin gefallenen sran zest scheu Krieger errichtet worden ist. Während das französische Denkmal alljährlich am Tage der Schlacht bei St. Quentin um- kränzt wird, scheint sich niemand um die verfallene Grabstätte der deutschen Kämpfer zu kümmern. Es sollte doch Ehren pflicht der Gemeindebehörden sein, in deren Bereich sich Krieger gräber befinden, diese ohne Ausnahme in würdigem Zustand zu erhalten. - Der Arbcitsbursche Lehmann, der in Dresden-Plauen die Witwe Dannenbersi erm o rdete. war bis vor kurzem bei emsm Gutsbesitzer in Sahlassan bei Oschatz bcdienstet. wo er sich lehr arbeitsscheu zeigte und einmal auch seinen Arbeitgeber mit einem Dolchmesser bedrohte. -7- Das Kultusministerium hat beschlossen, Ostern 1904 am Seminar zu Lübau noch eine zweite sechste Klasse zu er richtet!. - I» Gegenwart der Vertreter der staatlichen, kirchlichen und städtische» Beböiden fand in der St. Äeorgenkirche in Glauchau durch Herrn Lbcrtvnsistorialrot Elauß-DreSden die feierliche Ein weisung des als Suverintendenten der Evborie Glauchau ge wählten Herrn Pfarrers Neumann - Zenbain statt. Die Be- aitungöurkiiiide überreichte Herr Bürgermeister Brink. - Am 6. d. M. vollendeten sich 40 Jahre^ daß Herr Pfarrer Konsistorialrat v. d. Trenck in Neukirch p,arranulich tätig ist. - Tic Eröffnung der R c i ch s b a n k-Ne b en st e lle m Hallen stein soll am 22. Dezember erivlgen. - klebe, dte Defraudation des Kassierers der N i e d e r- Vlanitzer Gemeindesvarkasse <nicht Ortskrankenkaffe) erfahren wir noch folgendes: Colditz. 29 Jahre alt und verheiratet, war seit drei Iahien im Amte. Evlbitz halte sich bei einem Zwickauer Agenten de- Norddeutschen Llouv. dem er bekannt war. eine llederfaortSkarte »ach New-Bork zu verschaffen gesucht, an geblich für einen auswärts wohnenden Bekannte», dessen Adresse er »ein Agenten angad. Aus das Ersuchen des Agenten an diesen Bekannten des Eotditz. tbm die erforderlichen Ausweisvalnere ein- zuienven. blieb er ohne Antwort. Dies kam ihm verdächtig vor und er machte sotort dem Nicoervlanitzer Gemeindeamt Mitteilung von fclner Wahrnehmung Er «fuhr dort, daß Coloitz am Tage vorher, am Sonnabend, llrlaub genommen bade, »nter dem Vor- geden, er wolle seine schwer kranke Mutter in Stollberg besuchen. Ter aurch die Mitteilung des Agenten übe,raschle Gemeinde- Vorstand ncllte sofort eine Untersuchung an. die zu ocm betruben- dep Ergebnisse führte, daß Eotditz einen erheblichen Teil des Ver mögens der «parkaffe im Betrage von 28 bis 80000 Mack, der bet Znnckauer Banken deoontert war, abgeboben hakte. Ob Cvld tz noch andere Beträge veruntreut hat, muß erst icstgestellt werden. Er hatte bei der «Sparkasse eine Kautin» von 2000 Mark vinteilegk, die natürlich verfallen ist. Es sind sofort dte um fassendsten Maßnahmen getroffen wo,den. um ein Entkommen des Flüchtigen, der sich wabffchemOch nach einer Hafenstadt gewandt bat. zu veil,indem. Es ist be,eilS ein Steckbrief hinter ihn er lassen wurden. — Vier Ki» der ertrunken. I» A u s s i g hat sich am 6. d. M. ein entsetzlicher Unglücks all gegen 4 Uhr nachmittags ereignet. Sechs Perionen brachen beim swlitlschublaut'en auf der dünnen Eisdecke der Elbe «in. Vier fanden den Tod. Hierzu werden folgende Einzecheilen bekannt: Der 14 Jahie alte Maler- lchrling Franz Lieblich, der Gla'crlkbrling Rudolf Cech. Vas lä Jahre alte Kindermädchen Franziska Wirc, die lriährige Marie llhtmanu. das 12 Jahre alte Schulmädchen Mane Wir« (eine Schwester der FianziSka Wirc» und der 14 Jahre alte Alfred Axiolo begaben sich gegen 3 Uhr nachmittags tn die E,bstraße, um aus dem oberbalb der Zuckcrraffinerte brnndlichen Elvcami. genannt du Tüncht, sich mit Lchlittschnklauscn zu vergnügen Da die Eisdecke icdoch kaum einen Zoll stark ist. lo venagre ern Wachmann die lunaen Leute wiederholt, indem er sie auf die Gefälnt'chkeit ihres Vorhabens aufmerksam machte. Doch kaum hatte der Wach mann den Rücken gekehrt, so gingen dte Vorgenannten übermal- ans da- E>-' hotten aber kaum de» Fuß darauf gefetzt, als auch dir Lecke tchon einbloch und sämtliche sechs Personen tn dte Liese sanken. Der Wachmann, die Itraßenpaffanien und mehrere Arbeiter der Zuckerraffinrrte eilten svsorr zur Stelle, um Hilfe zu leisten. ES gelang ihnen, dir 12 Jahre alte Maiie Wtrc und den 14 Jadre altt» Alfred Arnold lebend an das Land zu bringen, während dte übrigen vier Personen nur noch al- Leichen geborgen werden konnten. , :a ndg.richt- Dem 1868 in Potsdam geborenen, hier, iergehtlfea Karl Otto Paul Muhlmann waren ' vom Hou-wirte für rückständige Mete eine Anzahl Möbelstücke ängnis sind die Folge. — Als der aus Görden gebürtige seylosser Friedrich Hermann Ochler bei der Artillerie in Pirna diente, stahl er bei Gelegenheit einer Hebung aus dein Schieß plätze Zeithain eine Anzahl Sprengstücke von Artllleriemunition, um daraus für sich und seine Freunde Rauchutensilien her zustellen. Nach der Entlassung vom Militär nahm er einem ArbeitSgenossen ein Hemd und seinem Arbeitgeber verlch ebenes Handwerkszeug weg. Die 5. Strafkammer erkennt aus 6 Wochen Gefängnis, wovon 5 Wochen als verbüßt gelten. — Von der Anklage der Psandentziehung wird der Maurer Einst Hermann llkax Reichest aus Gottleuba freigesprochen. — Eine Berusungs- Verhandlung vor der 4. Strafkammer richtet sich gegen die KulscherSehesrau Anna Marie Angelika Schäker geo. Trechsel von k er. Als sie einst mst Holzsägen beschäftigt war, mahnte der Hausverwalter um die Bezahlung rückständiger Miete. Die Schmer geriet in große Erregung, erhob die Säge und ging unter Drohredcn gegen den Mahner vor. Dieser trug bei den, Rcnkontre eine Verletzung an der Unterlippe davon. Das Schöffengericht verurte lte die streitbare Frau zu l Woche Gefängnis. Das Be rufungsgericht rechnet ihr den aufgeregten Zustand zu gute und erkennt aus 25 Mk. Geldstrafe, cm deren Stelle erst im Falle der Uneinbringlichkeit 1 Woche Gefängnis tritt. — Kostcnpslichlig verworfen wirb die Berufung des Ziegcllrägers Emil Mar Pfeffer aus Löbtau. Der Beschwerdeführer wurde schöfsengerichtlich zu 1 Monat Gefängnis verurteilt, weil er im Juli d. I. unberechtigt und zur Nachtzeit im Schonergrund gefischt hat. — Ter urt Zuchthaus vorbestrafte, jetzt auf 10 Monate in Hoheneck internierte Maurer Karl Richard Höfling aus Bautzen entnahm am 20. Mai 1899 aus Leibvcrtrag von einem hiesige» Händler ein wertvolles Fahrrad, verkaufte cS aber schon nach kurzer Zeit an einen Restaurateur und legte, nach der E gentnmsbescheinigung befragt, eine gefälschte, mit „Gustav Schmidt" unterzeichneie Quittung vor. Alsdann ging H. nach Wien und konnte letzt erst ermittelt werden Die 3. Strafkammer diktiert ihm eine westere Gefängnisstrafe von 3 Monaten 1 Woche zu. — Nach einer Reihe anderer mißglückter Unternehmungen in Kattowitz, Nordhauien und Düsseldorf gründete Zer 1860 in Jolefstadt geborene Kaufmann Christ. Aug. Max Feige in Blasen/tz unter der Firma Ehr. Feige u. Co. ein Fabrikations- und Versandtgeschäft für kosmetische M ttel und vertrieb nebenher Pantoffeln für Dachdecker und den „Oba"-Schub. Auch das neue Geschäft war nicht von langem Bestände, und am 29 Dezember 1902 mußte der Konkurs er öffnet werden. Kurz vor dem Zusammenbruch hatte F. unter Verschweigung seiner schlechten Vermöaenslagc zwei Lieferanten um Waren im Werte von 1300 Mk. geschädigt und mit schlechten Wechseln bezahlt. Eine genaue Vermogensübersicht ließ sich nicht erlangen, da die Geschäftsbücher höchst unordentlich geführt waren Feiae wird wegen einfachen Bankerotts und Betrugs zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt; 2 Monate gelten als verbüßt. — Tagesordmma der E r ff e n Ka m m e r für dte 7. öffentliche Sitz ung am 9. Deiember. mittaa« t2 Ulir: Aiuroa rum werten Nachtrag zum ordentlichen Stoarsbausbalts-Etai aus dir ginanzveriode >902 03. — Tagesordnung der Zweit « n Kammer für die l«. öffentliche Sitzung am 9. Dezember. vormittag« ti Ubr: Schlutzderolung über die Peniton von Paul Roben herrmann und Clemens Oswald Götze, in F rma Pont Lerrmann L Götze in Diesden, um Gewährung einer weiteren Ent- ichädigung TageSgeschichte. Deutsches Reich. Ueber die Audienz des Reichstags- vrätiv, uins bei dem Kaiser ist noch keine Bestimmung im Re'chsiage e n gegangen. Wie verlautet, dürste auch noch nicht ein Zeitpunkt sestgeietzt sein, schon weil augenblicklich Oberhof- und Hausinaitchall Ärai Euleuburg verreist ist. Beim Kommandeur des kurbessischen Jägerbataillons Nr. 1l, dessen Chef die K ö n i gi n - M u t t e r von Italien ist, ist von ihr auf das aus Anlaß des 90jährigen Jubiläums des Bataillons vom OsfizicrskorpZ an sie abgeiandte Huldigunas- telcgramm ein Antworttelcgramm cingegangen, in dem die Königin für das an sie gerichtete Telegramm dankt und dem Bataillon ihre besten Wünsche ausdrückt. Auch Kaiser Wilhelm bat aus das an ihn abgesandte, von ehemaligen kurhessi,chcn Offizieren, unter denen sich auch der jetzige preußische General- major v. Harder befindet. Unterzeichnete Telegramm telegraphisch geantwortet. Der deutsche Kronprinz ist in Begleitung des Majors v. Ovpen zur Jagd nach Oels gereist. V»n einer Erkrankung des Gras-Regenten von Lippe ist in letziei Zeit mebriach die Rede gewewn. Demgegenüber ist d>e .Kleuzztg." au> Grund tdr von maßgebender Seite »»gegangener Nachrichten in der Lage mitzuteilen, daß der Graf-Regent aller dings infolge eines Katarib» mehrere Tage das Zimmer hüten mußte, aber seit etwa 11 Tagen wieder seine täglichen Spazier fahrten ausgenommen Kal. Während Bayern fünf, Sachsen und Württemberg je drei in Berlin wohnende stellvertretende Bevollmächtigte zum Bundesrete haben, hat sich die badische Regierung bisher mit einem begnügen zu können geglaubt. Schon seit einigen Jahren hat sich aber mit Rücksicht aus die stete Zunahme der von den badischen Vertretern im BundeSratc zu besorgenden Geschäfte das Bedürfnis geilend gemacht, noch e.ncn zweiten stellvertreten den Bevollmächtigten zu stellen, der namentlich in sozialpolitischen und wirtschaftlichen Fragen erfahren ist. Seit 1. Oktober ver ficht der Großherzoglichc Geh. Oberreg.erimgsrat im Ministerium des Innern. O. Braun, kommissarisch diese Stelle, er hat in den letzten Tagen im Aufträge der badischen Regierung bereits an den Verhandlungen zur Vorbereitung der Handelsverträge teil- genommcu. Im Budget für die Jahre 1904/05 ist neuerdings eine weitere etotsmäßige Stelle eines in Berlin wohnenden stell vertretenden Bundcsratsbeoollmächtigten vorgesehen und es steht nach der „Köln. Ztg." zu erwarten, baß auch die Zwecke Kammer gegen die Erfüllung eines so dringlichen Bedürfnisses keine Be denken erbeben wirb. In BundesratSkreisen findet man das Vorgehen des Zen trums mit der Wiedcreinbringung des Jesuiten- und des Toleranzantrages parteitaktiich zwar erklärlich, man ist aber, nach der „N.-L. C.", geneigt, anznnehmen, das Zentrum werde mindestens auf einer baldigen Beratung des Jcsuiten- antrages nicht bestehen, da dieser im Bnndcsratc in abseh barer Zeit aus eine Mekrhcit nicht zu rechnen habe und bc- sonders auch die Einwilligung des Kaisers zur Aushebung des Jesuitenpesehcs schwerlich zu erlangen sei. In deni Reichstags-Wahlkreise Osnabrück, der durch den Tod ocs welfischen Abgeordneten Freiherrn von Schccle-Schclen- burg erledigt ist, soll von den Nationalliberalen der frühere Ab geordnete Baskermann als Kandidat ausgestellt werden. Die voi Nische Reichstagsfraktion hat zwar ihren bisherigen Vorsitzenden, den Fürsten Radziwill, als solchen wieder- gewählt, aber der radikale Flügel der Fraktion, der eit der Grün dung des polnischen Neichstvahlkomitces eine wesentliche Stärkung erfahre» hat, arbeitet anscheinend bereits daran, den Fürste» von seiner Stellung zu verdrängen. Charakteristisch ist in dieser Hin- licht, daß der Polenklub, entgegen dem Votum feines Vorsitzen den, beschlossen hat. bc> der Wahl des ersten Rclchstagspräsiden- ten weiße Zettel abzugeben, uni gegen den Grasen Ballestrcm, also gegen das Zentrum, zu vemonstr-eren. Reichs- und Landtagsabgeordneter v. Volkmar ist seit längerer Zeit an Influenza erkrankt. Der Verlauf der Krankheit ist kein gutartiger, vcr Pat ent wird aller Voraussicht nach in dieser Session weder im Reichstag noch im Landtag seine Mandate ausüben können, vielmehr behufs vollständiger Heilung nach dem Süden reisen. , Nach der .Nat.-Ztg." wurde im Ausschuß des Deutsche» Handelstaaes vom Präsivcnicn Gehcinirat Frentzel belichtet, daß nach brr ihm amtlich gewordenen Auskunft dte meußtsche LtaatS- «egiecung nicht beabsichtige, eine Vorlage betreffend Erhebung von SchisfodrtSabgabrn aut freien Strömen etninbringen Zufolge dieser Erklärung ist der Ausschuß In eine sachliche Erörte rung der Frage nicht ei,«getreten, hat aber das Piäsiailmi braust tragt, «n vaivtla zu bleiben und. kür den Fall, daß Anträge von irgend welcher Seite die Gefahr einer Belastung der bisver ab- gabentreien Ströme näderrucke» sollten, brn Ausschuß ober eine Vollversammlung zum Zwecke der Stellungnahme hiergegen zu. berufen. Im Kaisersichen Statistischen Amte sind die Nachweise über die natürlich«, in der Geburten- und Sterbeziffer zum AuS- druck gelangend« Bewegung der Reich-dev ölkerung für da« Jahr 1902 festgestellt. Um 900000 oder 15,6 vom Taufen! ha» sich das deutsch« Volk im Jahre 1902 vermehrt, ein.Wachstum, wie es in dieser Höhe bisher in Deutschland noch ruün erreichst wurde. Die gegen 1901 gesteigerte Zunahme ist eurem werteren i Rückgang der Sterbeziffer zu danken. Die Geburtenziffer hrel: sich auf der stattlichen Höhe von rund 2 Millionen -iewlich un. verändert. In Wien verlautet, daß angeblich Mannlicher, der Er finder oes geaeiilvämgen österreichischen Armrrgewelires. in Veriüi wegen Elntuhmira seines neu ermudenen automcrtilchen Reprtrrr- gewrbres iur die denbche Armee unterbonble. Die in Kiel in Reserve siegenden großen Kreuzer „Kaiser" und „Deutschland", das ehemalige Flaggschiff des Prinzen Heininch in China, sollen mst einem Kotienaufwande von )e 700 OM Mär! um ge baut und der Klasse der Küstenpanzer eingereiht werden Auf einstimmigen Beichluß aller deutschen Seeschiffer- oereine findet der nächste Verbanostag in Berlin am 6. MÜ> 9. Februar statt. l Ter Beschluß der bayerischen Abgeordnetenkammer! zum Antrag Müller und Genossen betr. die Entfernung der arx Toldatenmißhandlungen mitschuldige» Offiziere und Unteroffiziere aus dem Heere wurde im JrncmzauSichuß der Kammer der Reichsräte durch eine motivierte Tagesordnung er setzt. Der Referent, Neichsrat General v. Fries, gab bei der Ausjchußverhandlung seinem Bedauern darüber Ausdruck, daß trotz aller Bestrebungen der Militärverwaltung immer noch auch in Bayern Fälle von Soldateninißhandlungen Vorkommen, und zwar nicht bloß von Unteroffizieren, und fand ein wesentliches Hindernis einer gründlichen Besserung in den vielfach milden Urteilen der Kriegsgerichte. Die „erlangte Entfernung aus dem Heere könnte allerdings nur durch einen richterlichen Aus'pruch erfolgen, es sei also wohl darunter nur die Entfernung aus dem aktiven Dienst zu verstehen. Nachdem der Kriegsminister in der Abgeordnetenkammer dem Antrag, abgesehen von diesen for mellen Bedenken, zugestimmt habe, und man von dessen An nahme vielleicht eine Rückwirkung auf die Auffassung und die Urteile der Kriegsgerichte erwarten dürfe, beantrage er die Zu stimmung. Die Reicbsräte Freiherr v. Würtzburg, v. Auer und Freiherr v. Soden sprachen sich aus rechtlichen und formellen Gründen gegen den Antrag aus, in dem sie einen Eingriff in die richterlichen und die disziplinären Befugnisse erblickten: zu dem sei der Antrag auch deshalb nicht veranlaßt, weil ja von allen Seiten anerkannt werde, daß die Kriegsverwaltung ohne hin zur Hintanhaltung solcher Mißhandlungen, die auch sie aus das schärfste verurteile, das möglichste tue. Ter Kriegsminister sprach sich im wesentlichen in demselben Sinne aus wie in der Abgeordnetenkammer und äußerte auch formelle Bedenken gegen den Antrag. Er machte u. a. daraus aufmerksam, das; unter Umständen einzelne Unteroffiziere das in dem Antrag emp'oblene Verfahren benützen könnten, um aus diesem leichten Wege der Militärdiensipslicht ledig zu werden. Neuerdings an erkannte der Kriegsminister, daß em Vorgesetzter, unter dessen Kommandoführung solche Ausschreitungen wiederholt Vorkommen, nicht davon freizusprechen sei. daß er an der nötigen Beauf sichtigung es fehlen lasse: ein Offizier müsse seine Untergebenen so genau kennen, daß er weiß, welchen Leuten er in dieser Be ziehung trauen kann, und wenn er es an der nötigen Beauf sichtigung kehlen lasse, so sei zweifellos ein Vorwurf gegen rhu zu erheben. Die Kosten unsere« Exveditionskorvs in Ost osten sind höher als der Zinsbetrag für die chinesische Kriegsschuld, lo daß wir alio täbrlich noch z»legen müssen, um bas Koips in Ost asien zu unteihalten. Ter Abg. Dr. Paascbe übt jetzt an dieser Angelegenheit eine sehr schaffe Kritik, die in de» Forderung gipfelt, daß man die kostspielige Beiatzuugs-Brigade zu stickziehe, dte sicher lich >n ihrer jetzigen Llärle von etwa 2500 Mann das gewaltige Reich der Mitte auch nickt zwingen könne. Ruhe und Frieden zu Kalten : der Reichstag müsse verlangen, baß der notwendige Schutz i'ciiler Geumdllchait nickt einer aeteylich in der Lust schwebenden laiserticve» Brigade, iouvern der Manne oder einer aus gesetzlicher Basis beruhenden Schutztruvve überwiesen werde: die Lage der Reichsnnanzen gestalte dem deutschen Volke die kostspieligen Experimente nicht mehr, und die Zahlungen Chinas sollten endlich zur Schuldentilgung verwandt werden. Nach dem neuen Reichs-Etat sollen in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika vier neue Bcruffs- konsulare geschaffen werden, und zwar in Atlanta im Staate Georgia, New-Orleans in Louisiana, Seattle in Washington und St. Paul in Minnesota. Die Errichtung dieser neuen Berufs konsulate in der Union, wo wir bisher nur an sechs Plätzen berufsmäßige konsularische Vertreter haben, stellt sich, wie es im Etat heißt, als ein dringendes Bedürfnis heraus. Die wirt schaftliche Entwicklung der Union in den letzten Jahrzehnten hat einen so gewaltigen Umsang angenommen, daß es im Interesse unseres Handels und unserer Industrie unumgänglich notwendig erscheint, über die Fortschritte des Landes ständig und zuver lässig unterrichtet zu werden. Zu diesem Zwecke sollen an den hauptsächlichsten Mittelpunkten des amerikanischen Wirtschafts lebens, soweit dies bisher noch nicht geschehen ist, Berufskonsulate errickUct werden. Dr. Carl Peters hielt in Celle einen Vortrag über Chamberlains Zollreform und Deutschland. Er, führte aus, daß der Erfolg der Chamberlainschen Politik nur eine Frage der Zeit sei, wahrscheinlich schon bei den nächsten Wahlen emtreten werde Der deutsch« Exporthandel werde empfindlich davon betroffen tverden. Es sei an der Zeit, daß die deutschen Staatsmänner sich nach Abhisie im Interesse unserer Industrie und unseres Handels umsähen. Eine solche Abhilfe sei nur durch Erweiterung unseres eigenen Zollgebietes zu erreichen. Gegen- über der immer fortschreitenden Expansion Großbritanniens, Nordamerikas und Rußlands müsse Deutschland auf einen zentral- currwäischen Zollvereui hinarbeiten, in welchem ihm naturgemäß wirtschaftlich und politisch die Hegemonie Zufällen werde. Ein solcher muffe unter anderem Dänemark, .Holland, Belgien, Oestcr- relch-Ungarn umfassen. Andere Länder würden sich vermutlich später anschließen. Die agrarischen Interessen könnten auch in einem derartigen Zollbunde geschützt werden durch Erhöhung der Zollschranken nackt außen. Die Hauptsache sei, daß die deutsche Industrie ein dauerndes festes Abfatzacoiet gewänne, weil darauf die Sicherheit unseres ganzen Wirtschaftssystems beruhe. Ta sich siir die Enquete unter den Privat» an gestellten in Betreff der Pensions-Versicherung immer weitere Kreise interessieren, so ist die Ablieferung der ciusgefüllteu Fragebogen an das Reichsamt des Innern, die siir den 1. Dezem ber vorgesehen war, aus den 1. Januar 1904 verschoben worden. Privatangcstcllte. di« noch keine» Fragebogen ausgcsüllt haben, finden demnach Gelegenheit, daS Versäumte jetzt noch iiachzuholen. Dem Vernehmen nach sind bei den verlchstdenen beteiligten Vereinen bereits annähernd 100 009 Fragebogen cingeliekert worden. Zwei Gruppen der Bevölkerung waren es bisher, die sich um die Invalidenversicherung bezw. Pcnsiousvcrsicherung bemühten, nämlich die Handwerker und die Privatangcstcllten. Zu diesen beiden Gruppen hat sich neuerdings eine dritte gesellt: die Aerztc Tr Pfeiffer in Weimar verlangt in einer soeben erschienenen Broschüre für die Acrztc das Recht, sich freiwillig nach den Bestimmungen d ° ... versichern. Pfeiffer ist zu keinen anderen, besseren und -- wirtschaftlich schwachen Acrzten zu sichern, gibt, als den vor geschlagenen. Er ist auch der Ansicht, daß der Acrztcstand aus eigener Kraft die Jnvaliditäts-, Alters-, Witwen- und Waiscu- vcrsichcrung nicht zu stände bringt. Von der Verwirklichung seiner Idee erhofft Pfeiffer um so größere Vorteile für die Aerzte, als er annimmt, daß diese nach Erregung dieses ersten Schrittes auch au der zu erwartenden Witwen- und Waisenversichcruna der Arbeiter werden tcilnchmen dürfen. Bei den heute noch herrschenden Anschauungen ist nicht anznnehmen, daß Pfeiffer mit temem Vorschläge bei seinen Berufsgenossen großen An klang finden wird. Immerhin ist die Broschüre ein Beweis dafür daß sich die Invalidenversicherung einer steigenden Beliebtheit erfreut, und daß der Gedanke, die Invalidenversicherung zu einer all gemeinen Volksversicherung auszubauen, in immer weiteren Kreisen Fuß faßt. Der nächstjährige Aerztetag wird in Rostock und zwar am 24. und 25. Juni abgehalten werden. Als Hauptgegenstand ist auf die Tagesordnung gesetzt der Bericht über die Lage de« kassenärztlichen Stande« m Deutschland und über die Entwicklung der Selvsth'.lse feit dem Aerztetag in Königsberg. Weitere Bc- rcstuitgsgegenstcinde werden sich u. a. eraeben aus den Berichten, welche di« Aommisswnry sür da» ärMchr Unterstützung und Dresdner Nachrichten.
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