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Dresdner Nachrichten : 21.07.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187407212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740721
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740721
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-07
- Tag 1874-07-21
-
Monat
1874-07
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 21.07.1874
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u»>« «»»«>» vtertelifttr« Hr!>s-r-. °ur« «» . «ft «In«,,«, Kümmern > Ror. «ufi»ge: 24000«r»l. Für dl« «ück-abe «l»»e> sondier MonnscrlpI« macht sich die Redoclton istchl Verbindlich. Iuleroten-Annobme au»- wärt«: ll»»»«o.!oi» u«>l v»bi»r tu Homburg. Ber lin. «ten, Lriv-Ig. Basel. Dreilou, »rouktull a. M. — KuL >!»»-« in Berlin, Ueipzlo, Wien. Homburg, Nronlsurl o, M., Mst,,- chen. — volida t 0», in Kronkfurl o. M. — tu Voigt ln übemntd. — U»- >»o, l.»Ntt«, ltulllor ck vo. it, Pari». Tageblatt skr Unterhaltnug «ad Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herauitgrb«: Litpsch <e Neichardt in Dresden. Verantwortl. Redakteur: ÄNliNS Neichardt in Dresden. ' Snier»t»«erdenMortei.. «rrofte tS angenammr! ' dis Ab. e» udr, Soruuao» di» Mittag, t!t U.lrr. In ikeullodt: große Slolter- ' gösse d bis xomm.-t tU>r. Der Raum einer ein- lvaltiocn Petitje», loftel 15 Pso. tLlnnesoudt die Zeile S Ngr. Eilte »aranlie siir dal! »ächittLaige irrsÄci >lc» der Jitscrate ivird nicht gegeben, dlukwiirtigc AtUlOttcen Austräge von u'.u! unbe kannten Firmen u. Per sonen iitserircn gioir nur gegen Präniriucrondc» Gablung durch Lritd- marke« oder Postci»»»!- lang. d Sitbcit losten I>i, Ngr. Jiiserate l.ir Li- Montags-Nummer oder noch ciucm F-Ntag« die Zeile 2 Ngr. Rr. SVS. Rennzehuter Jahrgang. Mttredactenr: vr. Ll,«»I ««vre^. Für das Feuilleton: LoÄvl, N»rti»»M». Dresden» Dienstag, ZI. Juli 1874. 'gestellten billig. Uan darf hoffen, daß diese Gesichtspunkte nicht allein bei den Stadtverordneten, sondern auch noch dein Stadtrath Beachtung und Billigung finden werden. — Die schon längere Zeit ruhende Ausprägung von Gold münzen soll, wie es heißt, den,nächst wieder ausgenommen werden. Die Goldmünzen.zeigen überdies einen veränderten AverS, indem zunächst das Eichenblatt als Ausfüllung weggelafscn und das Wort Mark nicht mehr lediglich als „H", sondern ganz ausgeprägt worden ist. Bon diesen neuen Stücken sind noch wenig oder gar keine im Verkehr. Vielleicht werden mit der Zeit auch die Nickelmünzen von 10 Pfen nigen eine andere Gestalt erhalten, wie sich denn auch schon die Nothwendigkeit ergeben haben soll, den Zmanzigpfenmgstücken ein größeres Format zu geben. Das jetzige ist allerdings zu klein. — Der Sonntagsverkehr auf der böhmischen ^Chemnitzer) Bahn hat sich in letzter Zeit außerordentlich lebhaft erwiesen. Vorgestern sind in 1135 Wagen mehr denn. 27,000 Personen befördert wor den. Außer den fahrplanmäßigenPersonenzügen wurden noch ILExtra- züge eingelegt. Ans der Bodenbacher Linie verkehrten von diesen 12 und auf der Tharandter Linie 6. — Eisenbahnreisende, welche vorgestern Abend ^6 Uhr von Leipzig kommend hier cintrafen, hatten auf der Tour gesehen, daß das an den Böschungen stehende Gras an verschiedenen wohl fünf bis sechs Stellen gebrannt hatte, sogar bei Merzdorf ohnweit Niesa soll ein beträchtliches Stück eines HsferfeldcS, welches nahederBahn liegt, niedcrgebrannt sein. Ob nun an diesen verschiedenen Brän den die Loconiotiven der vorüberkonnnenden Züge, ober Fahrlässig keit der Reisenden, welche öfters brennende Cigarrenstummcl, auch Streichhölzchen aus den Fenstern werfen, die Schuld tragen, war bis jetzt »och nicht bekannt geworden. — Schon früher und neuerdings wiederholt sind uns Klagen zugegangen über eilte gewisse Sorte Kleiderhündlcr, die dem Publi cum insofern entschiedet! lästig fallen, als sie sich nicht entblöden, die Passanten, die an de» meist offenen Lädenoder Hausfluren, in denen die Kipidcr ausgelegt sind, vorüber gehen, geradezu anzuhalten, zum Kaufen auszufordern und, wie dies einigen Herren passirt ist, beim Arme hindinzuzcrren. Dieses Gebühren paßt in den Straßen Dresdens sicher nicht. So viel wir hörten, ist zwar bereits vor einigen Wochen von der Kgl. Polizei-Dircction an einige der Kleiber händler diesbezügliche Verordnung erlassen worden, und bei Betrc- lungSWen Strafe in Aussicht gestellt, aber trotzdem sind die ärger lichen Vorkommnisse nicht unterblieben. Das Publicum muß sich eben selbst schützen, was es änr-vesten dadurch thut, wenn cs jeden solchen Fall sofort zur Anzeige bringt. — Ein in der großen Brüocrgasse wohnhafter erst 31 Jahre alter Productenhändler ist am Sonnabend Abend von den Soinigen todt auf dein Sopha in seiner Wohnstube gesunden worden. Eine obrigkeitsivegcn vorgenommene Besichtigung des Leichnams soll weder ein Verbrechen, noch einen Selbstmord ergeben haben und scheint der Mann demnach einem Schlagfluß erlegen zu sein. — In dcnl Hause Nr. 16 der PalmstrcPe hat am Sonntag Nachmittag 3 Uhr in der Wohnung eines Strwhhutfabrikanten ein Stubenbrand stattgefunden, der zwar bald wPdcr gelöscht worden ist. in dem betreffenden Zimmer aber doch einen nicht unerheblichen Schaden angerichtet hat. Die Entstehung des Brandes, der von einem in einer Ecks des betreffenden Locals stehenden Papierkorb aucgcgangen zu sein schien, war dem LogiSinhaber so lange uner klärlich, bis gestern sein 4-jährigeS Pflegekind im kindlichen Geplau der sich als Urheber des Brandcs bekannte. Dasselbe war allein in dem betr. Zimmer gewesen, hatte sich aus einem an der Wand an gebrachten Streichholzetui ein Streichhölzchen Herabgel,olt, dasselbe auf dem Fußboden entzündet, dann aber, aus Furcht sich damit die Hand zu verbrennen, fort und gerade in den Papierkorb hineinge schleudert und sich darauf eiligst aus dem Zimmer entfernt. — Am vorigen Sonntag Mittag ist der Pachter der Kirsch anlage aus der nach dem Schusterhause zu führenden Chaussee von vier Leuten in der rohesten Weise gemißhandelt worden. Jene Leute halten sich an einem in Jenes Diensten stehenden Burschen, der ihnen die von ihnen verlangten Kirschen nicht gut willig geben wollte, thätlich vergriffen und war auf das Hülse- geschrer des Burschen sein Prinzipal mit einem Knittel in der Hand zu seiner Unterstützung herbeigeeilt. Er unterlag jedoch der Ucbermacht, der Knittel wurde ihm entrissen und er mit demselben jämmerlich durchgeprügelt. In der Gegend des Bellevue, bis wohin sich der Exceß zog, kam dem Bedrängten ein hiesiger Gastwirth zu Hülfe, der ihn mit einigen wuchtigen Streichen be freite. Tie Persönlichkeiten der 4 Excedenten sind von der Polizei festgestellt und 3 derselben bereits gestern verhaftet worden. — In einer Prügelei, welche in der Sonnabendnacht zwischen zwei bei einem Herrn hier in Diensten stehenden Kutschern stattge- fundcn hat, ist cs so scharf hergcgcmgcn, daß dem einen der Exceden ten von seinem Gegner mittelst eines Schlüssels, den er als Waffe gegen ihn gebraucht hat, zwei Zähne heraus- und mehrere Löcher in den Kopf hineingeschlagcn worden sind. — Der social-demokratische „Volksstaat" enthielt jüngst fol gende charakteristische Heirathsanzcige: „Der Akt der Civiltrauung vollstrcckte sich heute an Auguste Seidel aus Mittweida und Adolf Lepp aus Halberstadt. Waldheim, 14. Juli 1874." — Am Sonntag gegen Abend ist oberhalb der Meißner Elb brück» ein Knecht, welcher zwei Pferde zur Schwemme führte, mit- sammt den letzteren ertrunken. Der Führer der Pferde, welcher sich krampfhaft an den Hals der Pferde anklammerte, konnte seinem Schicksal nicht entgehen, die armen Thiere kamen einer sehr tiefen Stelle, einer sogenannten Drehe zu nahe und sanken unter, den Knecht mit sich in die Tiefe zicbend. Die schreckliche Scene, welcher ein zahlreiches, aufgeregtes Puvlikum beiwohnte, fand unterhalb der Brücke ihren Abschluß. Erst nach Verlauf von 10 Minuten wichen ' Kähne, leider zn spät, am Unglücksorte erschienen. Politische». Noch immer beherrscht die Schandthat von Kissingen die allge meine Aufmerksamkeit. Bismarck verkehrt viel mit dem Minister d.s Innern, dem Grafen Eulenburg, zu dessen Ressort auch die Polizei gehört. Es ist natürlich, daß nach einem Attentate die Polizei alle Hände voll zu thun bekommt; inzwischen ist das Ver langen, daß der Reichskanzler nicht blos mit dem Polizei-, sondern vorzugsweise mit dem Unterrichtsminister conferire, ein wohlberech tigtes. In die schwüle Atmosphäre des Fanatismus, die allein das Attentatüprojekt zur Reife brachte, wäre es recht gut, wenn ourch eine verbesserte Volksbildung in den preußischen Schulen etwa- frischer Luftzug gebracht würde. Es ist in der Ordnung, wenn die Polizei nach dem Attentate die Presse, das Vereinswesen und die Versammlungen der Ultramontanen besonders überwacht — wie wohl uns nicht recht einleuchtet, wie die preußische Polizei, die jetzt schon hinter den Ultramontanen scharf her war, sich hierin noch über bieten soll; aber nachhaltiger als dieser Polizeieifer wird es wirken, wenn der Cultuöminister vr.Falk durch ein tüchtiges Unterrichtsgesctz dafür.sorgt, daß auch in den Köpfen der preußischen katholischen Jugeno durch das Licht der Bildung Fanatismus, Dummheit, Grö ßenwahn und Erfolganbcterei vertrieben werden. Un er neues sächsisches Volksschulgesetz böte dazu ein gutes Muster. Der Pfarr vikar Hauthaler ist freigelassen. Man darf den alten Herrn aus Tirol aufrichtig bedauern; aber einen Fehler begingen die bairischen Sicherheitsorgane gcr^ß nicht, wenn sie sich dieses geistlichen Herrn versicherten. Er hatte sich, um Bismarck zu sehen, stundenlang in der Nähe des Dirusf scheu Hauses aufgehalten und nach der Aus fahrt des Reichskanzlers gefragt. Später hatte sich ihm Kullmann, wiewohl in ganz andcrer Absicht, zugcsellt und mit ihm wohl einige Worte gewechselt. Als Bismarck in den Wagen stieg, stand Pfarrer Hauth alcr so, daß er den Reichskanzler nicht sehen konnte; er schlüpfte also vor den Pferden auf die andere Seite der Straße hinüber, ein Manöver, das sich wegen des ihm beim raschen Gehen zwischen die Füße drängenden Priesterrocks Vielen einprägte. Da siel der Schuß, Hauthaler reiste i/z Stunde später ab und wurde verhaftet. Die Polizei mußte so handeln, wie sie that; den alten Herin, der unschul- dig in die Affaire verwickelt wurde, mag man bedauern. Sowas kann aber Vorkommen, mögen sich auch die Tiroler darüber moquiren, daß es von Haus aus unwahrscheinlich war, daß ein östreichischer Geistliche auf bairischem BodtzN mit einem preußischen Böttcherge- selten zur Ermordung de« deutschen Reich«k<mzle*4Hch ««Linde. Graf Herbert Bismarck erhält, wenn er auch nicht genannt wird, von der „Nat. Ztg." eine scharfe Repriinande für die unglück liche Wahl des Wohnorts seines Vaters in Kissingen. Bekanntlich hat der Sohn dem Vater die Wohnung bei dem alten vr. Dirusf gemiethet. Das HauS liegt zwischen zwei Gasthöscn in der beleb testen Gegend und bietet weder genügende Ruhe nach wirksame Sicherheit, keift dis „Nat. Ztg." und sie verlangt einen Abschluß der Person des Reichskanzlers durch Polizei, wie sie höchstens der Zar genießt. Mittlerweile sind in Frankreich alle festen Zustände wieder in'S Rollen gekommen. Der Finanzminister Mague, früher der Abgott der Pariser Börse, wurde zum Rücktritt genöthigt, theils .veil seine Stenerprojeete mißfielen, theils weil die Nationalver sammlung in ihm den Vertreter des BonapartismuS in der Regie ruug stürzen wollte. Mit aller Zähigkeit klammerte sich Magne an sein Portefeuille; cs war umsonst; der Nationalversammlung war er insonderheit wegen seines Nepotismus verhaßt ; er versorgte niit einer beispiellosen Navitüt seine Verwandten und die Anhänger des Kaiserreich! letzten Lebcnstage zugebracht. Der Poet ist es aber nicht allein; der in so hohem Ansehen bei seinem Volke steht — der edle Patriot hat seinen guten Theil an den, Ruhme, der den Namen Petrarca um strahlt. Cr griff rücksichtslos und unerschrocken die päpstliche Hier archie an,. deren Schmachwirthschaft ex in Avignon, wo das Papst- thuni seine „siebenzigjährige babylonische Gefangenschaft" absolvirte, aus nächster Nähe studiren konnte, er untergrub rastlos die päpstliche Autorität,er schufgeravezu die vormediceischdLiteraturJtaliens, er legte überhaupt di« Grundlage zur Aufnahme wissenschaftlicher Arbeiten — das sind Verdienste, die lediglich die Dankbarkeit des Volkes aufiviegt. Sein ganzes Leben und Wirken ist nichts als Segen für das ita lienische Volk und wenn es heute mit dankbarsten Gefühlen des gro ßen Mannes gedenkt, so feiert es auch zugleich den Aufschwung des Vaterlandes, an welchem die Alten mehr Verdienst haben als die Jungen. Die Krönung als dichterischer Triumphator in der ewi gen Stadt, über deren Unwissenheit er, wie er selbst sagt, crröthcte, war lange nicht ein, auch nur den schwächsten Anforderungen ent sprechender Ausdruck der maßlosen Bewunderung und Begeisterung seiner Zeit für ihn. LocalkS uud Sächsisches. -— Se. Majestät König Albert besuchte gestern in den ersten NachmittagSstundcn die vom Verein für angewandte Pflanzenkunde veranstaltete Ausstellung in Blasewitz in Begleitung seines Adjutan ten, des Herrn Major v. Minckwitz und nahm eingehend und mit Befriedigung Kenntnis; von allen Theilen der Ausstellung. — I. Maj. die Königin wird heute Vormittag Pillnitz ver lassen, in Niedersedlitz den Bahnzug besteigen und sich nach Marien bad zum Gebrauch der Badekur bearbeit. — Die türkische Pforte hat ein Gciicrak-Consulat für das Königreich Sachsen mit dem Sitze in Dresden errichtet und Murad Esfendi zum Tilular dieses Postens ernannt. Derselbe ist uns Dresdnern bereits bekannt. Er ist der Lerfasser der Tragödien Selim kll. und Marino Fallen, die im Laufe der letzten Winter über unsere Hosbühne gingen und sich allgemeinster Anerkennung erfreu ten. Seltsam ist cs, daß die Russen wie die Türken in Dresden als diplomatische Agenten Bühnenschriststeller unterhalten; denn der russische Gesandte,Aaron v.Kotzebue, ist auch als dramatischer Autor unter dcnr Namen Augusisohn ausgetreten. — Der Oberlehrer vr. Meitzer, welcher seit 1870 cm Kreuz-' gymnasium als erster Lehrender Geschichte angcstcllt ist, hat vor Kurzem »an dem üngariftMMnWr dHMntertichtS, v. Tresort, einen Ruf als ordentlicher Professor der Geschichte nach Pest erhal ten, denselben jedoch ausgeschlagen, um Düs seine!» jetzigen Arbeits felde weiter wirten zu können!' — Nachdem di« zu Vezirksschulinspectoren emaynlen Herren Schulrath vr. Möbillskn Gotha und die GsminaroberlchrerTheile- manu in Grimma und Brach in Nossen aus verschiedenen Gründen, meist persönlicher Natur, die auf sie gefallenen Ernennungen abge- lchnt haben, hat dem Vernehmen nach das Kultusministerium die Herren Bürgcrschukdireklor Grahl in Chemnitz, Schuldirektor Perthen von hier und Seminaroberlehrer vr. Wild von hier zuBezirksschul- inspcktoren ernannt. — Von geachteter Seite erhalten wir gegenüber der gestrigen Darstellung der Frage der Lehrcrgehaltszulage folgende Bemerkung. Es entspricht nicht ganz den Dhatsachen, daß der Stadtrath ein stimmig abgclehnt habe, diese Zulagen auch auf das Jahr 1874 zu gewähren. Die Minorität des Slndtraths, welche dies entschieden verlangt, ist mit der Majonlät wohl darin einig, daß von der seiten der Stadtverordneten beanlragten Erhöhung des 3. Steuertermins mit den fettesten Posten innerhalb seines Ministeriums.! bestimmt abzuschen sei; sic theilt diese Ansicht aber nur deshalb, weil Kaum ist mit Mague der eine Stein aus dem Gebäude des Mini steriums entfernt, so lockerte sich ein andrer; der verschämte Bona- parlist, dcrMinistcr deS Innern, Fourtou, wird vomPolizci'präsecten von Paris, Renault, geschlagen. cs zu dem angegebenen Zwecke einer solchen, die Steuerpflichtigen nachträglich gegen den diesjährigen Haushaltplan belastenden Maß regel gar nicht bedarf. Ter erforderliche Betrag kann recht gut gegen die bonauartiftischen Verschwörer Letzterer will die Untersuchung auf andere Weise, namentlich aus den hierzu völlig ausreichenden »vörcr ernstlich betreiben, der > Ueberjchüsscn des Reservefonds beschafft werden. Nun sagt man Minister beabsichtigte nur eins Verfolgung zum Schein, fiel aber j freilich, der Reserrefcmd ,Le höre den Steuerzahlern" und cs o.unit durch, reichte seine Entlastung ein und zog in den Strudel oas ganze Ministerium mit sich. Ter arme Mac Mahon! Statt sein Mac Mahomiat befestigt zu sehen, verliert er einen Minister nach dem andern ans der Tasche. Mit tiefem Grauen kann man nur der Entwicklung des panischen Bürgerkriegs Zusehen. Wie die Nothhäute führen die .'arlisten ihrenKriez. Man stelle sich vor: infolgeihrermiliiärischen Erfolg- bemächtigen sich die Carlisten der spanischenProvinzViscaya. Die RegiermrtMntppen wollen natürlich das verlorene Terrain wieder erobern. DieCarlisten reißen aber 1600 friedliche Menschen, Bürger, Handwerker, Ackerbauer u. s. w. au« ihren Wohnsitzen, schleppen sie <üs Geißel» auf ihre Berge und erklären, daß sie für jeden Schuß, den die Negicrungstruppen auf die Küstcnstädte zur Pertreivung der Carlisten losfeuern würden, einen der geraubten Bürger erschießen wollen. Da hört doch die Menschlichkeit auf! Die Barbarei jener Räuberhorden, die zur größeren Ehre Gottes streiten, überschreitet alles Maß. Wenn die Regierung nun zu .' en ernstesten Gcgenmaßregeln greift, wer kann sic tadeln? Wird Europa den Schandthaten der Carlisten länger theilnahmloö Zu sehen? Schließen wir mit einem friedlicheren Bilde. Am 18. Juli feierte Italien den Tag, an dem vor 500Jahren Francesco Petrarca in Arqua die Augen schloß. Vor einem halben Jahrtausend begann von Italien aus die klassische Wiedergeburt aus den Finsternissen des Mittelalters. Der kl assische Boden des Alterthums trug, so sehr er Jahrhunderte lang arg vernachlässigt worden, die herrlichsten Früchte: Michel Angello, Dante, Petrarca, Tasio, Columbu», Galilei — Stern ai» Ste rn. Sic Alle führten das Ideal eines großen, freien Vaterlandes in der Seele, Dante üud Petrarca inst hocherhobruen Leuchten voran.. Mit dem bedechtiatesten Stolze Mt heute Italien nych.dem kleinen Ar«M, wo Petrarca seine führedestenHcranzi'ehung nur zu einer „scheinbarenSchonunst der Letzteren. Aber ivas soll dies heißen? — Gerade weil der Ne- servefond den Steuerzahlern gehört, ist sciftt thcilweise Verwendung zu Vermeidung einer Stcuererhöhung nicht allein zulässig, sondern auch rathsam. Daß dadurch das finanzielle Interesse der Gemeinde für 1875 berührt wird, ist natürlich. Es hat aber auch gar Nie mand das Gegentheil behauptet. Nicht die Minorität, sondern die Majorität des Stadtraths befaßt sich daher mit „S chei n"grünven. indem sie auf eine zweifelhafte Finanzkunst versteift, die absolute Unantastbarkeit des Reservefonds für Zwecke der hier berührten Art zur Richtschnur nimmt. Die Hauptfrage, um deren Beantwortung eS sich handelt, ist die: erscheint cs materiell gerechtfertigt und der Wohlfahrt des städtischen Schulwesens entsprechend, die allseitig ge nehmigten Gehaltszulagen auch für das laufende Jahr zu vcrwilli- gcn? — Nach der Ansicht der Rathsminorität ist diese Frage ledig lich zu bejahen. Die bezüglichen früheren und neueren Beschlüsse der Stad!»erordnetenberuhenauf der gleichen Voraussetzung. Diewcsent- lichen Gründe der Gehaltserhöhung machen sich gerade in diesem Jahre mit seiner wachsenden Theucrung aller Untcrhaltsbedürfnisse besonders gellend. I» Ansehung der Bcamtcngehalte hat man dies seiten der Stadtgcmeinde, wie seiten deS Staats, als richtig und maßgebend an erkannt. Für die aubnhmsweisc Behandlung der Volksschullehrcr läßt sich nin so weniger ein Grund aussindcn, als cS beschlußmäßig seststeht, baß die Lehrer der höheren städtischen Schulanstalten die ihnen zugc- dachtcn Gehaltszulagen bereits vom 1. Januar 1874 ab genießen sollen. Die von der Rathsmajoritiit in Aussicht genommene zeit liche Ungleichheit der Gehaltszahlung wurde von vielen Lehrern der Volkschulcn gewiß bitter empfunden ivcrdcn und mir geeignet sein, die letzteren nachtheilig zu beeinflussen. Der einfachste ijkürgcr aber muß und wird sich sagen: Was dem einen, ohnehin heffer gestellten Lehxer recht ist, das ist dem andern, minder gut
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