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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 14.09.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-09-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260914010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926091401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926091401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-09
- Tag 1926-09-14
-
Monat
1926-09
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 14.09.1926
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Die neue Genfer Arifenslimmung. k Die Auswirkungen -er spanischen Kündigung. Geheime Mißstimmung gegen Deutschlanb. (von unserem Vensrr Vertreter.) Vollkommene Ernüchterung ist in Genf Wer Nacht etngetreten, obwohl von einer Begeisterung oder gar von einem Freudentaumel über den Eintritt Deutschlands — ganz entgegen der auch in Genf als unglaublich empfundenen Mache eines Teiles der deutschen Presse — nichts und nie mals etwas existiert hat. Diese Feststellung muß vor allem im Interesse der geschichtlichen Wahrheit gemacht werden: eS gab weder ungeheure Akklamationen für Deutschland noch alle die anderen Aeußerungen eines Jubels, womit neben andern Zeitungen besonders das „Berliner Tageblatt" ein deutsches Publikum zu begeistern versuchte. Deutschlanb wurde in den Völkerbund ausgenommen und der Empfang war freundlich und warm: alles andere ist eine haltlose Kon struktion und nur geeignet, daö deutsche Volk über die eigent liche Stimmung in Genf — wie sie am Abstimmungstage und am Aufnahmetag gewesen und wie sie noch heute ist — in unvorteilhaftester Weise zu täuschen. Es wird die Aufgabe späterer Darstellungen sein, vorzuführen, wie gänzlich hnonotisiert ei» Teil der Journalistik dem Völkerbund gegen- übersteht und wie eS seit Wochen möglich gewesen ist. aus Genf die allergünstigsten Stimmungöbcrichte zu übermitteln, während sich erwiesen hat, an welch furchtbar gefährlichen Kante« nicht nur die Auf, nähme Deutschlands, sondern auch der Bestand dcS Völker« bundes vorbcigegangen ist, ja, wie die höchste Gefahr noch unmittelbar vor dem Ab- stiinmungstage über dem Palais des Nations schwebte. Es erübrigt sich, zu sagen, daß der Völkerbund seinem Kometen schweife von gänzlich begeisterten Geschichtsschreibern in keinem Falle dankbar sein kann. — er selbst ist es, der bei den Nationen das Mistverhältnis zwischen Tatsache und Dar stellung zu zahlen hat. Es ist selbstverständlich, dast Deutsch land in Genf auf die alte Mauer eines furchtbaren Mist, traue ns stöstt und nur langiakn in zähester Arbeit Erfolge für sich hcrausholen kann: was soll also die bedingungslose Schönrednerei, da die Realität so ganz anderer, härterer Art ist! ES sind gerade die deutsche» Freunde des Völkerbundes, gerade die Verfechter des Gedankens, Deutschland werde durch den Völkerbund zur Grostmarht wieder einporsteigen, die das unglaubliche Mistverhältnis schassen zwischen -cm. waS ein Volk vom Völkerbund zu erwarten hat und dem. was es. als Frucht beständiger Lorbecrenfabrikativn. zu erwarten hofft und was sich nicht erfüllen kann. Tenn über das. waS Deutschland in Genf erreichen wird, sind jedenfalls die aus ländischen Meinungen sehr getrennt: über das. was es in nächster Zeit schon heransholc» kann, gibt cs kaum mehr als eine Meinung. Am Tage, da selbst die unermüdlichsten Jubler durch den Austritt Spaniens gedämpft worden sind, zeigt cs sich nochmals in unverfälschter Klarheit, wie die Gesinnung gegen das soeben aufgenommene Deutschland ist: ES besteht leider der Verdacht, man habe so wohl in Paris als in Nom und jedenfalls in London bestimmt gewußt, daß mit der auögcarbeiteten und zwangsweise an, genommenen neuen Natsordnung Spanien sich nicht ab- sind'cn lassen, sondern anStretcn werde. — dast es aber ge lang, Spanien zum Stillschweigen zu veranlassen bis zn dem Augenblicke, da den Großmächten die Durchführung der Rats- crwcitcrnng gelungen war. Nachdem Deutschland bcngctreten, l>at Spanien seinen Austritt erklärt — hätte cs ihn vorher er klärt, dann wäre jede Natscrwcitcrung dahingosallen. Die Machenschaften zwischen März und September waren also in Tat und Wahrheit die zur Niederhaltung der Neutralen und Deutschlands bestimmte Schiebung, als welche mir sie seit langem beurteilt haben: der den Polen znzusprechende Sitz innerhalb der neuen Ordnuna erweist jetzt seinen ein fachen und einzigen Zweck: die N a t s v e r ü n d c r u n g über den erwarteten bekannt gewesenen Rücktritt Spaniens hin aus si ch c r z u st c l I e n. Primo de Rivcra wird indessen der große Dienst schlecht bezahlt, den er den Franzosen damit er- wie», daß er mit seinem Rücktritte «»artet«, bl» da« Manöver völlig geglückt war. Einige Tage nur früher, und bie grol- lende Stimmung tn der Vollversammlung hätte »ur Ab stimmung »ine Fragestellung erzwungen, in der die beiden Punkt« ./Deutschland» Aufnahme tn den Völkerbund" «nd „Zusprechung eines RatSsitze» an Deutschland" miteinander verbunden statt getrennt worden wäre«, und e» hätte nicht passieren können, daß man di« zweite Frage in bie Falle einer dritten, derjenigen der Schaffung neuer Sitze, steckte. Zum Dank ist tn der Genfer Beurteilung Prtmo de RtveraS heute der Mann, der »dem Bölkchduud gegen- über einen ungualtftzierbaren Akt begangen hab< — der de» Völkerbund in die grüßten Nöte zurtlckaverf«, — der in Spanten ein edles Volk vergewaltige, — der jetzt zeige, wie weise man gehandelt, daß man Spanten den verlangten ständigen Sitz nicht gewährt habe, — der au» Spanien wieder ein politisches Nichts mache, nachdem «» im Völker- bunde und durch ihn zu einem mächtigen Plu» ««gestiegen, — -er erreicht habe, -aß für den Völkerbund Spanten aus gehört habe, zu existieren, und -aß Spanten nie mehr für einen Sitz in Frag« stehe, — -er nicht verdiene, daß der Völkerbund nochmals einen Ausdruck des Bedauern» anrd der Höflichkeit Spanten gegenüber anwenbe, — dem man nur noch Verachtung erweisen dürfe, weil er ein Attentat gegen den Glauben an die internationale Ehrenhaftigkeit begangen, — daß jetzt die Großmächte jedwede Diskussion über Tanger verweigern müßten." Dies ist -war nur ein AuSbvuch de» Journal de Geneve", — aber er ist bezeichnend für das, was -er schwer getroffene Völkerbund al» seine Stellung nahme empfinden dürfte, weil »er Lurch den spanischen Akt selbst in seinen Fundamenten wieder bedroht worden ist, und Spanien gegen jede internationale Moral handelt". ES ist wahr, daß der Völkerbund als Organismus Standpunkte etnnehmen kann, die mit den Ansichten der Skate«, dte ihn bilden, nicht übereinstimmen: dies dürft« jetzt »er Fall fe1«> da man sehen muß. wie unter dem Vorwand der Notwendig- kcit -er Befriedigung Spaniens dem Völkerbund höchst «ach- tciltge Umstellungen ausgezwungen worden sind, während Spanien doch bereits verloren war. Dte Mächte wer-tzi, anders denken. Der spanische Entschluß hat bet keiner -er Großmächte sonderlich überrascht, er mutzte erwartet werden, währen- die Neutrale« tatsächlich in höchster Ueberraschnn« sehen müssen, wie ihre Opposition «och viel stärker hinter, gange« worden ist, als sie eS hätten ahnen können. Deutschlanb Ist gegen jede vorzeitige Ratsveränderung festgeblioben, hat aber dennoch seinen beabsichtigten Eintritt in den Völkerbund nie in Gefahr gebracht. Nun ist durch Spaniens Austritt derselbe Endeffekt erreicht. Es zeigt sich auch heute schon, daß Deutschland nicht einmal eine bessere Stimmung gewonnen hat: das Ereignis wird dazu benützt, Deutschland mit starker Unterstreich»»!, zn sagen, welche Opfer die Alliierten ihm ge bracht hätten und wie teuer es demnach dem Völkerbund zu stehen komme. Anderseits sehen wir, wie die alte Opposition geneigt ist, ihrerseits Deutschland eine Verantwortung zuzu- sprechcn, welche die vielfach znm Ansdruck gekommene starke Abkühlung der Gefühle gegenüber dem vülkerbundlichen Deutschland nicht erwärmt. Aus allen diesen Gründen ist die gute Stimmung in Genf vollständig verflogen, die Situation ist gespannt und vor Folgen aus der neuen Sachlage ist inan nicht sicher. Schon die Tatsache, dast eine Zeitung, wie das Genfer „Journal", davon spricht, der spanische Austritt rühre an die Fundamente des Völkerbundes, dürfte zeigen, wie schnell die alten Schwierig keiten wieder anfgetancht sind, und wie wenig man dem Völker bund. obwohl er durch das Deutsche Reich gestärkt worden ist, auch kleine Belastungsproben zntrant. Tie jetzige wird man dadurch zu überwinden versuchen, dast man sie mit dem Eintritt Deutschlands ansglcicht. woraus verstärkt eine Stimmung gegen Deutschland geschaffen wird, welche cs der jetzigen und späteren deutschen Delegation schwer machen kann, in Genf erfolgreich z» arbeiten, vhnc gleichzeitig das Wagnis auf sich zu nehmen, dast der leere spanische Sitz beständig als die Belastung bezeichnet wird, über die hinaus Deutschland nicht mehr gehen dürfe. Oerlliches un- Sächsisches. PolizeiprW-enk a. D. ÄSItig 7V Jahre alt. Am heutigen 14. September wird der ehemaligePoltzcip rüsi- bent von Dresden, Paul Köttig, 70 Jahre alt. Die Polizei beamtenschaft Dresdens, die beim Ausscheiden Küttigs 1600 Köpfe zählte, erinnert sich noch gern ihres damaligen Vor- gesetzten, der ihnen gegenüber sein Amt immer mit Gerechtig keit und Milbe auSgeübt hat. Aber auch weiteste Kreise -er Dresdner Bevölkerung haben seinerzeit den Präsidenten Küttig mit Bedauern von seinem Posten scheiden sehen. Die ganze Lebensarbeit Küttigs hat dem Polizeiwesen gehört, um dessen Entwicklung er sich namhafte Verdienste erworben hat. Präsident Küttig ist der Sohn eines Bergrates. Nachdem er an der Landesuniversität seine rechtswissenschaftlichen Studien zum Abschluß gebracht hatte, trat er im Jahre 1880 in den juri stische» Vorbereitungsdienst ein und kam drei Jahre später als Referendar an die damalige Pvlizeidirektion Dresden. Nach Abschluß seiner zweiten juristischen Staatsprüfung rückte er allmählig zum RegierungSrat und Oberregierungsrat auf. Biele Jahre war Küttig Ches der Kriminalabteilung, wie er überhaupt von jeher gerade diesem Zweige des Polizeiwesens sein ganz besonderes Interesse gewidmet hat. Durch die Polizciausstcllung aus der Deutschen Städte-AuSstellung im Jahre 1003 in Dresden, die als sein eigenstes Werk bezeichnet werden darf, wurde Küttig in weiteren Kreisen bekannt. Am 1. Mai 1004 trat er als Nachfolger des damaligen Polizeipräsi denten Le Maistrc an die Spitze der Dresdner Polizei. In seiner Wirksamkeit hat Küttig vor allen Dingen dem polizei lichen Erkennungsdienste große Aufmerksamkeit zugewendet und seine reichen Erfahrungen durch Vorträge, z. V. über das Bcrtillonsche System der Körpermessung, auch in der Oeffent- lichkeit bekanntgegeben. Er gründete hier die Polizeischule und namentlich auch bas Polizeimnscum, eine Schöpfung, die in ihrer Eigenart in Deutschland einzig dasteht. Auch hat Präsi dent Küttig die Anregung gegeben zur Schaffung der säch sischen Landeskriminalpolizei. Am 30. September 1019 trat er in den Ruhestand. An seinem heutigen 70. Geburtstage wer den alle die, die mit ihm dienstlich zusammengearbeitet haben, oder die mit ihm in persönlicher Verbindung stehen, den Wunsch haben, daß er sich noch lange Jahre seiner großen geistigen un- körperlichen Frische erfreuen möge. Die TWhusepidemie in Hannover. 733 Erkrankte. Die Epidemie -er Eisenbahnallenkale <D u r ch F u » k s p r u ch.i Hannover, 13. Sept. Bis heute nachmittag hat sich die Zahl der an Tnphus Erkrankten und in die Krankenhäuser eingclicferten Personen aus 733 erhöht. Weitere Todes fälle sind gegenüber heute vormittag bisher nicht zu verzeich ne». Ten Angehörige» der Wehrmacht ist der Urlaub ge sperrt, um einer Anstccknngsgesahr vorznbcugen. Wie ver lautet, sind Kra»kheitSfülle unter de» Soldaten bisher nicht zu verzeichnen. Die Stadt Hannover hat zwei Schulen geschlossen und diese in aller Eile als Krankenhaus cinrichtcn lassen, da die ständig wachsende Zahl der Erkrankungen besondere Vor sichtsmaßnahmen notwendig macht. Der Magistrat bezweifelt, dast die TyphuSkcimc durch infiziertes Trinkwasfer verbreitet worden wären. Die Wasserwerke werden nach wie vor aus Tiefbrunnen in der Umgebung der Stadt, aber auch a»S de» Pttmpstgtionen an der Leine gespeist. Der Magistrat erklärt, daß er zunächst das Gutachten der von der Regierung beauf tragten Aerzte abwarten will, ehe man sich zu anderen Maß nahme» entschließt. Man will ferner eine scharfe Kontrolle der nach Hannover cingeführte» Milch vornehmen, da der Verdacht besteht, dast erkrankte Kühe Bazillenträger sind. Am Dienstag früh werden drei JmiMationen in der Stadt eröffnet, in denen jedermann sich unentgeltlich eine Schutzimpfung geben lassen kan». Jede Station hat eine größere Anzahl Aerzte erhalte», damit der erwartete Massen andrang der Bevölkerung möglichst schnell erledigt werden kann. Soweit bisher verlautet, sind die Aerzte der Ansicht, baß der Infektionsherd sich in de», Ricklinger Wasserwerk be findet. Die Brunne» dieser Pumpstation liegen in »nmittcl- barcr Nähe der Leine und Ihme, sind jedoch nach Ansicht der Fachleute zn flach angelegt, so daß das Grnndmasscr der bei den FliUse durch Triebsand usw. »»mittelbar in die Briinnen- basis gespult wird. Die Ehemiker nehmen an, dast durch das .Hochwasser auch gewisse Siiikstvffc in die Flüsse getragen worden sind, die einmal eine starke Verschmutzung der Flust- lättsc selbst hervorgernfen habe», und dast eventuell sich niiterirdischc Kanäle gebildet habe», durch die nicht »ur das durch de» Sandboden bereits znm Teil gefilterte Flnstwasser 1« die Brunnen gelangt, sondern auch Wassermenacn, die oben sich eine» direkten Zngang zn dem Brunnen gebahnt haben. Die Stadt Hannover wird wahrscheinlich veranlaßt werde», diese Briittiicnanlaae» sofort zn sperren, um einmal eine weitere Verseuchung des gesamte» Röhrensystcms zn unterbinden, dann aber auch das bereits stark verseuchte Rvhrennetz der hannoverschen Wasserleitung zn reinigen. Die kommunistische Fraktion im Preußischen Landtage führt in einem Antrag die schwere TyphnS- epidcmie in Hannover auf „verbrecherische Fahrlässigkeit der Kommunal- »nd Staatsbehörde" zurück Ferner seien die sanitären Einrichtungen »naeniigend gewesen, ebenso wie in andere» Orten Preußens, ans denen gleichfalls Massen- crkrankungen und Epidemien gemeldet werden. (Liehe auch dt« Meldung unter Vermischt«».) Cochem, l3. September. In der Nähe von Cochem waren vor einigen Tagen Eisenbahnschwellen auf ein Gleis gelegt worden, »m einen Zug zur Entgleisung zu bringen. Das Hindernis konnte rechtzeitig beseitigt werden. Neuerdings ist der Pcrsonenzug Trier-Koblenz mit Steinen bc- wvrsen worden. Wie verlantct, wurde ein ab- gebautcr Rotte narbciter verhaftet, der den Bahn- srevcl ans Rache verübt hat. Seine Frau wurde als Mit wisserin ebenfalls verhaftet. Belasien-e Angaben gegen Matter Weber. Crimmitschau, Sa., 13. September. Bei der hiesigen Kri minalpolizei meldeten sich freiwillig ein 24 Jahre alter Dreher und ein 21sähriger Hilfsarbeiter, beide von hier, mit dem Bemerken, dast sie einige Angaben zn dem Eisenbahn- attcntat bei Leiferde in der Nacht znm 10. August machen könnten. Am 10. August seien sie zusammen von Crimmitschau ans Wanderschaft gegangen. Sic seien auch nach Helmstedt gekommen, wo sie am Bahnhof mit zwei Fremden bekannt geworden seien. Von diesen habe sich einer als Kaufmann und Pianist Walter Weber ans Schöttmar ansgcaeben. Als si« sich nach einigen Tagen wieder trennten, habe Weber gesagt, daß er spätestens am 23. August in Berlin sein müsse, um dort 3 0- bis 45000 Mark abzuhcbcn. Cr wolle sich end lich einmal gesund machen. Die Polizei hat keinen Zweifel an den Angaben der bei den Crimmitschaucr und wird sich inzwischen mit de» zustän digen Behörden in Hildcsheim bzw. Hannover in Verbin dung gesetzt haben. Ein Eisenbahna»erirS»er oefaht Hamburg, 13. Sept. Von der ReichSbahndirektion Altona wird mitgeteilt: Am Sonntag nachmittag wurde anf bie Schienen zwischen Nenmiinster «nd Nortors bei Kilometer 89,8 ein größerer Stein gelegt, der jedoch von dem Schienenräumer der Lokomotive des PersonenzngcS 957 ohne weitere Folgen beiseite geschoben wurde. Als Täter wurde ein 17jährigcr, bei einem Landwirt in der Nähe beschäftigter Fiirsorgczögling fest gestellt nnd festgcnommcn. (T. U.) Der Sla-tbankskan-al in Kalle. 4 Millionen Mark Verlust. ID n rch Fuiikspr u ch.) Halle, 13. September. In der Stadtverordnetenversamm lung erklärte der Oberbürgermeister, dast die Bcrlnstc bei der Stadtbank infolge der unerlaubte» Kreditgewährung des früheren Stadtbankdirektors Berger ungefähr 4 Millionen Mark betragen. Sie könne sich noch erhöhe», wenn die Wirt- schastSkrisis andaucrt. Die Stadtbank bleibt aber trotzdem liquide, da die Stabt haftet. Die Stadt wirb sich schließlich in die Lage versetzt sehen, eine Anleihe zur Deckung der Verluste aufzunehmen. lW. T. B.) Der Ausklang -er Iubettage -es Soangettfchen LunSes. Die Jubeltage endeten mit einer Domfahrt nach Meißen. Das war der rechte Ort für den Evangelischen Bund, ragt doch dort der alte ehrwürdige Dom gen -Himmel, ein Wahr zeichen -eö Evangeliums, das protestantisch bleiben wird trotz des wiedcrerrichteten römischen Bistums Meisten. Als die Teilnehmer der Fahrt vom Bahnhöfe her über die Brücke sich der Stadt näherten, grüßte sic der eherne Klang der Kirchenglvckcn, von denen zuletzt nur noch die Domglocken ihre Stimme erschallen ließen. Von der Brücke her, die zum Burg höfe führte, schmetterten Fanfaren, von -Herolden in altertüm licher Tracht geblasen. Ihnen folgte das Luther-Lied, das an dieser Stelle doppelt weihevoll wirkte. Danach begrüßte im 'Namen der Meißner Ortsgruppe Pfarrer Klemm die Gäste und hieß sie herzlich willkommen, indem er anf die Bedeutung der Burg hinwieS. Sodann versammelte man sich im Dom zu einer Weihe- stunde. Brausend erfüllte die Orgel den weiten Raum, während langsam die Menge im Gotteöhause Platz nahm. Bachs Arie „Mein gläubig -Herze", gesungen von Frau Johanna Klemm, leitete über zur Ansprache deö Staats- Ministers a. D. l). Dr. v. Beck, der als Dechant des Dom kapitels anwesend war. Der Redner betonte in markigen Worten, daß Meistens Dom von seiner Gründung an eine Stätte dcS Segens gewesen sei. Von ihm seien Ströme christlicher Wahrheit und kultureller Bedeutung auSgcflvssen. So solle cs bleiben. Wenn am 1. Oktober Sachsens Kirche ihre neue Verfassung erhalten habe, solle der Dom gewissermaßen der neuen Landeskirche Kathedrale darstellcn. So lange seine Türme gen -Himmel ragten, sollen sie dem evangelischen Sachsen zurufen: „Du, evangelisch Volk, halte, was du hast, daß niemand deine Krone nehme." Nach abermaligem Svlovertrag durch die -Herren W. und Fr. Hcntschel »nd H. Baldanf, die das Largo ans der G-Dur-Svnate von Bach spielten, betrat Sladlpsarrcr Fikcntscher (Nürnberg) die Kanzel. In ungewöhnlich langen Ausführungen zeigte der Geistliche unter dem Gesichts punkte: „Die Quader dieses Domes reden" noch einmal Auf gabe» und Pflichten des evangelischen Christen und insbeson dere des Evangelischen Bundes anf, und wies an der Hand der Baugeschichtc des Domes »ach, was die einzelnen Formen und Baustile auch dem Protestanten zu sagen hätten. Hofprediger t). Dvhring legte seinem Schlußwort die Mahnung zugrunde: „Eö mag die Stadt, die anf dem Berge liegt, nicht verborgen sein. Also lasset euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke sehen und euer» Vater im Himmel preisen." Mit der letzten Strophe deS Luther-Liedes fanden die Festtage ihren Abschluß, ans denen jeder mit ins Leben hinans- nahin, dast es gewißlich wahr bleibt: „Gottes Wort und Luthers Lehr Vergehen nun und nimmer mehr." Der Nachmittag war dem Besuche der Albrcchtsbiirg und der Porzellanmannfaktur gewidmet.
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