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Jahrgang. AK 4SI Dienstag, 14. Sepiember 1S2S Gegründet 18SS LradlanIchrM! D S»rnl»r»ch»r - Samm.lnumn,«» i LS 241. «ur iür Nachl^präch»! LO011. T^ornna. tÄokiikir Ä"L >- »>» >2 Sqildr. Ib2v ..a„i» »w«mun«»r 3u»»U>u> r»> ->-u» ..d<- M< n» vl)t!vur)l P«ftd»iug»pr»>d ,ür Ä>ima> Septrmd-r 1 Alar > o»n» Poftzuk»lluns»g»dUdr. l« Dt, An,«-«, w-rd«, nach «oldmarn -,r,chn»u »t» »mwaM-, « nun -r«>» ' " — ^ ' '— —^ "1»u«is,«>uch, okn« «>, «n,«-«> w-rd«, nach »oldmar» -,r,chn»u °>» »Mlpaliia» x, nun »r, stlnrosnon-Proiko' ä'"' ^0 P>«., >Ur -u,w»«s IS Pia. »ami!i,nan,«g»n und öl«u«,<,»>uch» ot> "klgeigen'Preise. Rabat w Pjg- lUNrrbald ro PIk>„ dt W MN, dr»I>« R«t,la>n„«Ie «So P> »tierdolb rüo Pta. VIser>«,a»düI,r IS Via Au.w Auttraa» >»a»n Pora»»de,-'l SchnMeltun-, und K -upIg»tchittt«N»ll»: Ut«rt»mlr, , ^»ö<4L. Druck u. Verla-, oon ^Irnich « Artcharbi m Drred«,. Pos»ch,»»KonIo >OSL 0r»,ü»». Nachdru-, nui n»t> d»u»tch« 8»»U»n >n-,ad» ..Dr--dn»r ttaNir >u!>iIIt->. Unarrtanat« S-brillNUck» werden nick 'U'vewabrl. .....ü!.'^MUltlUUI..lM.Ul1 ^.l.UMIUUU..t.UUlU....UMUllU.MU.Ut.1.Ml.l.A«.t vsS8llkN8 sttbesükmle 6»8l8Me k?S8lSU53Nl Zlsctt Sottis sssiusts ^üelis — Voüwsrtigs Sisks: Itzlüncssnor ltzlstiiässr-brSu, 0octmunctsr Union kennt «Sgol >un. Aalien fordert Untersuchung in Frankreich. Auswirkungen -es Attentals auf Mussolini. — Besprechungen mit Brian- in Genf. Die Kari-idakerr für -ie nichtständigen Aakssihe. — Verhandlungen über Aheinlandssragen und MilttärkonlroHe. Ein Schritt Jkallens bei Vriand. Senf. 1». Sept. Rach hier «mlansendeu Mitteilungen soll der italienische Delegierte beim Völkerbund, Scialoja» heute den französischen Ansscnministcr Brianb anfgesncht «nd ihm im Namen Mussolinis mitgctcilt haben, daß die italie nische Regierung in irgendeiner Horm von Frankreich eine Untersuchung der Vorgänge fordern «erde, die z« dem Attentat ans Mussolini angeblich mit Vorbereitung in Frankreich geführt haben. In welcher Form im einzelnen Scialoja diese Forderung an Briand gerichtet hat, ist un bekannt. Drtand versprichl französische Matznahmen. «Durch tz u n k I v ' u ch.» Sens, IS. Gcpt. Der italienische UnterstaatSsekretLr deS Auswärtige«, Grandi. besprach mit Briand die Frage der politischen Flüchtlinge italienischer Nationalität in Paris, die antisaschistische Propaganda treiben und die Beziehungen zwischen den beiden Ländern gefährden. Briand sicherte gewisse Maßnahmen zu «nd machte Grandi ans Treibereien in der Presse anfmerksam, die baz« angetan seien, die gnten Beziehungen zwischen den befreundeten «nd benach barten Staaten zu trüben. lW. T. B.j Die UaNeniscde Presse geaen Frankreich Rom, 18. Scpt. Die Anklagen der faschistischen Blätter gegen Frankreich wegen seiner Toleranz gegenüber den anti- saschistischen Emigranten dauern an. „T r i b u n a" meint, die Beziehungen Frankreichs zn Italien müssen durchaus geklärt werden. Es sei ans die Dauer unerträglich, daß man franzö- sischerseits täglich die antifaschistischen Organisationen unter stütze, sich aber gleichzeitig als Frennd Italiens gebärde. Gegen über der Toleranz, welche man gewissen Blättern gewähre, die »nbehindert zur Ermordung des italienischen Ministerpräsi denten ausfordern und überhaupt gegen den Aufstieg Italiens eisern dürsten, genügten die offiziellen Telegramme mit ihren feststehenden Wendungen nicht mehr. Im „Giornale d'Jtalia" beschuldigt der bekannte Senator Cvrradlni die in Gens versammelten Mitglieder des Völkerbundes, daß sie aus Liebe zur sogenannten Freiheit und zur Demokratie keinerlei Verständnis hätten für die grossen Fortschritte, die Italien seit dem Faschismus gemacht habe und für die Bedürfnisse des im Aufstieg begriffenen Landes. „Popolo d'Jtalia" spricht vom Neid des Auslandes ans bas jnnge Italien. „Jmpero" verlangt die Auslieferung der politischen Emigranten von seiten Frankreichs, wenn die öffentliche Meinung Italiens die sranzösischc Gastfreundschaft und Dul dung nicht als Feindseligkeit gegenüber Italien empfinden solle. tW. T. B.) Der Attentäter. Rom, IS. September. Die körperliche Untersuchung Lucettis, der das Attentat auf Mussolini verübt hat, ergab, dass seine Brust ausser verschiedene» Narben auch eine Tätowierung mit der Aufschrift in französischer Sprache: „Es lebe der Tod" aufweist. Lucetti ist dcrTyp des von einseitiger geistiger und poli tischer Nahrung verwirrten Arbeiters, der von seinen anarchisti schen Ideen nicht mehr loskommt. Bezeichnenderweise hat er die zwei Handgranaten, die er aus dem Kriege heimbrachte, schon 1920 versteckt und erst jetzt nach seiner Rückkehr aus Frankreich ausgegraben. Die zur Entzündung der Granaten nötige Reib fläche trug er nach Frontvorschrift an das linke Handgelenk angeschnallt. Ausserdem wurde eine geladene Pistole bei ihm gefunden. Wie die Ueberprüfung von Mussolinis Automobil ergab, ist die Handgranate mit grossem Geschick geschleudert worden. Nur wenige Zentimeter neben dem Fenster aus- schlagend. haben ihre Splitter noch verschiedene Spuren auf der Karosserie des Wagens Hintersassen. Es steht jetzt fest, dass Lucetti erst vor acht Tagen die Grenze überschritten hat. Mnkregelunaen aus An'as; des MusfolinI-AIIenlals Rom, 13. September. Blättcrmeldungen zufolge sind der Generaldirektor der italienischen Polizei und der Pvlizeidirektor von Nom ihrer Posten ent hoben worden. Eine Reihe von Anhängern der extremen Parteien, darunter auch der Anarchistenführer Malatcsta, sind verhaftet worben. Nom. 13. Scpt. Wie verlautet, wird die Absetzung des Polizcidirektors darauf zurückgcführt, dass, wie „Lavoro d'Jtalia" gemeldet hat, am Tage des Attentates auf Mussolini eine grosse politische D e m o n st r a t i o n gegen die römische Polizeipräfcktur stattgesunden hat, weil die Demon strierenden überzeugt waren, dass das Leben des Minister präsidenten nicht genügend geschützt worden sei. lW. T. B.) Faschistisches Racheatteniai in Neuyvrk. Paris, 13. Scpt. Wie die Pariser Ausgabe der „New Dork Times" anS Ncuyork meldet, wurden in der Nacht zum Sonn tag dort zwei Antifaschisten mit ihren Autos von Faschisten in die Luft gesprengt «nd getötet. Es soll sich «m einen Racheakt wegen des Attentates ans Mussolini handeln. lW. T. B.j Jas Ringen um die nichtständigen Ratsfitze. Die nächste Doilsthung in Genf. Gens, 13. Sept. Entgegen einer heute vormittag vom Vor- standsbnreau getroffenen Disposition, wonach die nächste Voll sitzung der VölkcrbundSversammlung am Mittwoch nachmittag staltsinde» sollte, ist nunmehr die nächste Vollsitzung bereits aus morgen, Dienstag, nachmittag angesetzt worden. Ans ihr wird u. a. der polnische Minister des Aeusseren Zaleski das Wort ergreifen. Man bringt diese Vor verlegung der nächsten Vollsitzung damit in Zusammenhang, dass der Nechtsauöschuss der Vollversammlung bereits morgen vormittag den von seinem Unterausschuss ausgcarbeitcten Be richt über das neue Wahlversahren für die nicht ständigen NatS Mitglieder und die Ucbergangö- bestimmungen sür die nächsten drei Jahre vorlcgen kann. Die voraussielstiikhen neuen Ratsslaalen. Genf, 18. Sept. sSchweiz. Dcp.-Ngentur.j Die Neuwahlen sür die nichtständigen Natssibc werden voraussichtlich am Donnerstag stattfindcn. Südamerika wird drei Sitze erhalten, «nd zwar die Staaten Chile. Columbien «nd Uru guay. Fünf Sitze wird Europa erhalten, und zwar Holland de» erledigten Sitz Schwedens, Rumänien den der Tschecho slowakei. Ausserdem werden Belgien und Polen einen Sitz erhalten. Neber den sünften Sitz steht die Entscheidung noch nicht fest. Ein weiterer Sitz ist für China vorgesehen. In der ersten Ratssitzung am Freitag, in der ein völlig neuer Rat gebildet wird, müsste »ach dem Alphabet Deutsch- land den Vorsitz übernehmen. Bezeichnenderweise liegen dagegen schon Proteste vor. Die Schlutzardeilen Im Ausfchutz. Gens, 13. Scpt. Der Unterausschuss der Kommission für Rechtsfragen, der heute nachmittag in bezug auf die Rats- re form eine abschliessende Sitzung abgehalten hat. hat, wie nicht anders zu erwarte» war. das bekannte und vom Rat bereits gebilligte Projekt nahezu unverändert bestehen lassen. In der morgen vormittag stattsindendcn Sitzung deS Voll- anSschuss-S dürfte Indes der eine oder andere Punkt noch Gegenstand einer nicht unwichtigen Verhandlung bilden, denn schliesslich sind die Dinge» die hier zur Entscheidung stehen — das Verfahren für die Ratswahl. Technik der Wahl unter Berücksichtigung der neuen Klausel der Wicder- wählbarkett und daneben die Frage der für die Ueber- gangSzeit verschiedenen Mandatsbauer —. die Dinge, um die hier hinter den Kulissen der Kampf geht, und die bis zum Vollzug der Wahl im Vordergründe des Interesses bleiben werden. lW. T. B.) Polen droht mit Austritt. * Paris, 13. Sept. Der Genfer Berichterstatter deS „Jour nal des Döbats" teilt mit, er habe Grund zu der Annahme, dass Polen für den unwahrscheinlichen Fall, dass es nicht einen erncuerungssähigen Sitz im Völkerbünde erhalte, aus dem Völkerbund auöscheiben würde. lW. T. B.j Besuche bei SIresemonn. Genf, 13. September. Der italienische Untcrstaatssckretär des Aeusscrn, Grandi, hat heute mittag 12 Uhr Reichs- Minister Dr. Stresemann einen Besuch abgestattet. Genf, 13 Sept. Der rumänische Ministerpräsident Nvcrescu stattete heute aus der Durchreise »ach Nom Reichs- Minister Dr. Stresemann einen privaten Besuch ab. Gens, 13. Scpt. Sir Eric Drummond, der Generalsekre tär deS Völkerbundes, veranstaltete heute abend seinen all jährlichen Empfang für die Hauptdelcgicrten der Völkerbunds- versaminlnng. Reichsministcr Dr. Stresemann mit Ge mahlin hat an diesem Empfange tcilgcnommcn. lW. T. B.j «mpsang der Deutschen Döikerdundsliga in Gens. Genf, 13. Sept. Die Deutsche Völkerbundsliga veranstal tete heute nachmittag in den Räumen des Hotels Mctropol einen Empfang, an dem die gesamte deutsche Delegation teil nahm. Der Vorsitzende der Liga. Graf Bernstorsf, wies in kurzen Worten ans die neuen Aufgaben der Liga hi», die sich hier jetzt durch den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund erösfucten. Das Wort ergriff auch der Abg. Dr. Brcttscheid und Professor KaaS, die beide auf die neuen Auf gaben der Bölkerbundsltga htnwiesen. Deiilschlands zusätzliche „Wohlstands belastung". Das zwischen dem Neichsfinanzminlster Dr. Reinhold und dem Generalagenten sür Reparationszahlungen. Parker Gil bert, vor einigen Tagen abgeschlossene Abkommen, hat berech- tigtes Aufsehen erregt. Es sieht bekanntlich eine Zusammen, fassung der vom dritten Dawcsjahr an zu leistenden zusätz lichen Zahlungen für die nächsten beiden Jahre und deren Herabsetzung von insgesamt 500 Millionen auf nominell 300 Millionen, zahlbar in zwölf Monatsraten, beginnend am 5. Oktober 1926. vor. Der Ncichsfinanzminister hat dieses Ah- kommen, bas im übrigen die bisher üblich gewesene sechs- wöchige Blockierung der sich monatlich durchschnittlich auf 180 Millionen Reichsmark stellenden verpfändeten Einnahme« iBranntwein, Tabak, Bier. Zucker. Zölle» beseitigt, so dass di« betreffenden Dummen fortan unmittelbar der Rcichskasse zu« Verfügung stehen, als eine wesentliche Erleichterung und als einen beachtlichen deutschen Erfolg bezeichnet. Soweit er mit dieser Charakterisierung die in dem Abkommen liegende Er schütterung des in gewissen internationalen Kreisen noch immer stark verankerten Dogmas von der Unantastbarkeit deS Dawcsplans meinte, wird ihm jedermann unbedingt beipflich ten müssen. Ob auch die sachliche Bedeutung des Ueberein- kommens dieses Urteil rechtfertigt, muß indessen ausserordent lich bezweifelt werden. Zunächst dürfte sich kaum jemand-der Ucberzcugung entziehen, dass weder der Reparationsagent noch seine Auftraggeber dem neuen Abkommen ihre Zustim mung erteilt haben würden, wenn sie darin nicht ein wenig stens leidlich günstiges Geschäft erblickten, ein Geschäft,das für sie im Verglcichzur ursprünglichen Dawesregelungseineurrbestrett- baren Vorzüge hat. Die Motive dieser Auffassung sind auch leicht genug zu ergründen. Nach Punkt 10 des Teiles 1 deS Sachverständigengutachtens laufen die erwähnten Lcistungs- zuschläge, die sich nach dem Aufkommen der verpfändeten Tin- nahmen richten, vom 3. Dawcsjahr, also von 1926/27 an. Gi« sind zum ersten Male fällig im Dawcsjahr 1927/38, da ja erst zu Beginn dieses Jahres fcstgcstellt werden kann, welche Gesamterträge die verpfändeten Einnahmen im Steuer- und Wirtschaftsjahr 1926/27 abgcworfcn haben. 1927/28, im vierten Dawcsjahr, haben mir nun aber bereits die ungeheure Dumme von 1750 Millionen Gvldmark als sogenannte reguläre Leistung, zusammen mit der Zusatzlcistung demnach 2 Mil- liarden, zu zahlen. Wenn schon die Möglichkeiten, diesen Verpflichtungen nachzukommen, denkbar schwach sind, so sinken sic im nächsten Jahre, im Normal- Dawesjahre, in ein Nichts zusammen. Im Normaljahre wären nach den bisher gültigen Be stimmungen, ausser 2500 Millionen Goldmark regulärer Zahlungen, ausser Len 250 Millionen zusätzlicher Leistun gen auch noch die sich aus dem sogenannten Wohl- standstndex errechnenden Summen aufzubringcn. Man hat dieser drohenden „W o h l st a n d s b e l a st u n g" als einer noch weit vor uns liegenden imaginären Zukunftsverpflich- tung leider bisher viel zu wenig Beachtung geschenkt. Der Wohlstandsindex stellt, um das hier in Erinnerung zu rufen, das arithmetische Mittel von sechs Prozentzahlcn dar, die die Entwicklung der Haushalte des Reichs, Preußens, Bayerns und Sachsens, des Wachsens der Bevölkerung Deutschlands, des Kohlcnvcrbrauchs pro Kopf der Bevölkerung in den Jahren 1927, 1928 und 1929 angcbcn und die weiter aus den Ergebnissen der Jahre 1912. 1913, 1926, 1927, 1928 und 1929 den Durchschnittsstand her deutschen Ein- und Ausfuhr, des nach der beförderten Gewichtsmcngc berechnete» Eisenbahn verkehrs »nd des Auskommens der verpfändeten Stcuerobjektc zu erfassen versuchen. Das Endresultat dieser Berechnung ergibt die Prozcnlzahl. um die die regulären Leistungen der Normaljahrc jeweils gesteigert werden sollen. Sorgfältige Vorberechnungen und Schätzungen, die auf der Basis der Vor- kriegsverhältnissc und der deutschen Wirtschaftsenlwtcklung seit der Stabilisierung aufbaucn, deren Umfang aber leider die Wiedergabe an dieser Stelle verbietet, lasse» erkennen, dass die WohlstandSlcistnng deS ersten Normal-Dawcsjahreö nahezu 2S Prozent der regulären Leistung, also 599 Millionen Goldmark, erreichen wirb. Die Gcsamtsu m m e, die dem nach 1929 bzw. spätestens bis Anfang 1930 als normale Repa- rationSjahresguvte gezahlt werden müsste, würde sich auf 3 ZL Milliarden belaufen. Dass diese Summe auch bet günstigster wirtschaftlicher Entwicklung Deutschlands nicht ausgebracht werden kann, steht ganz ausser Frage. Sie stellt mehr als das 2^fachc der gegenwärtigen Dawcsverpslichtun- gen bar und würde eine Steigerung der ökonomischen und