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wußten. Denn wenn z. D. eine Bauernfrau ober eine Grün« tvaarenbändlerln aus Neudorf oder Pieschen einer Städterin, deren Einkauf secbS Dreier besinn, auf ein Vicrgroschcnstilck. daS nach der neuen Münzordnung 50 Piennige kalt, nun 32 Pfg. berauö- nrben sollte, io war daS scheinbar unerhört: lieber nahm die Ver- kauserin ihren Kram in nutuin wieder zurück. Da sich selbst »ach Verlaus mehrerer Wochen die Differenzen im Kleinverkedr nicht verringerten, sab sich die Negierung zu einer Verordnung aenöthigt, durch welche Alle, die sich der neuen Münzordnung nicht fugen wollten, mit namhafter Conveutionaliirafe bedroht wurde». Das Neu- neld brachte damals mit seinen Jnconbenienze» eine Steigerung der Preise hervor. Die Tasse Kassee hatte vorder l2 Psg. gekostet, derPrerS wurde sofort uns 13 Psg., nicht lange darnach aus 15 Psg. erdicht. Das Concertentree hatte vro Person 12 Pfg. betragen, eS wurde aus 15 Psg. erhöht, bis Musikdirektor Hünersürst, der die Concert „nisit rcformirte, alö Entgelt, und mit Recht, dass Eintritts- gcld aus 25 Pfg. erhöhte. Ein Versuch, auch die weihen Backwanrrn dem neuen brote, nnd »lichte wieder ........ iorität sick nicht damit einverstanden erklärte. Von der Einslihrung der deutschen Münzeinheit nach Begründung des Deutschen Reichs ist auch die sächsische Münzordnung von 1810 betroffen worden: jedoch gab eS seht weniger Schwierigkeiten. — Der Gewinn der sächsischen LandcSlotterte, der in Höbe von 100.000 Mk. nach Salida gekommen ist, trifft daielbst mey- r re kleine Leute, die eine außergewöhnliche Zubuße sehr gebrauchen — Der Chorgcsangvercin „Prcciosa " beging seinen dieö- jabrigen ersten Gesellschattsabend am Miittwoch mit dramatischen imd musikalischen Darbietungen in den Sälen des Kaiserliches. Das Programm bildete ein entsprechender Prolog, eine flotte und Imt'sclie Darstellung des Einakters »Cousin Emil" (Schweiber) und die musikalisch sorgfältig vorbereitete Aufführung der einaktigen komischen Over »Die Wette" von A. Maurice. Eine von Herrn Kanzler gestellte gediegene Tafel und ein animirter Ball schlossen sich den außcroidenllich beifällig ausgenommenen musikalischen und dramatischen Produktionen an. — Heute Abend 8 Ulir hält im Bnrgerverein der Pi mai schen Vorstadt im Vcremszimmer des »Eldorado", Stein- slraflk, Herr Grundbuchführec Richter einen Vortrag über..Ge heime Gesellschaften". — Gciiing. Vor einigen Tagen ist der Vau de? im Echweizerslvl solid »nsgesührten Uiitcrknnstshanscs aus der Wettiner- Hobe vollendet worden. Dasselbe enthält eine» geräumigen Salon und Küche und Keller. Den Besuchern unserer herrliche», aussichts reichen Höhe mit dem bctännien weithin sichtbare» eiserne» Thnrme iU nun eine geeignete Uuterkunst geboten. Tie Einweihnng des Howes dürste uioch diesen Winter erfolgen. Das Besteigen des Meter hohen Berges, der durch Stufen und Wege leicht zu gänglich gemacht worden ist, gilt als interessante Wintertour. — R o ß w ein, den 20. November. Infolge eines anregenden Vortrags des Schnldircctors Iw. Gabler hat sich hier unter dem Porsche des Bürgermeister Räder ein aus vier Herren und vier Damen bestehender Ausschuß gebildet, welcher, dem Vorgänge von Ehenmih nnd Zwickau folgend, hier eine Haushallnngsschulc tKociischttle) für im lohten Schuljahre stehende Mädchen der II. Bürgerschule gründen will. Die erforderlichen Mittel zur erste» Einrichtung der Schule nnd znm Betriebe hasst man durch srenoillige Beiträge edel denkender Menschenfreunde zu erhalten. Roßwein würde die erste Mittelstadt Sachsens fein, welche sich mit der Frage der Errichtung einer Haushaltnngsichule besaht. — Chemnitz. Schon wieder hat sich in unserer Stadt ein Selbstmord ereignet; es ist das in einer Woche bereits der fünfte. Am Donnerstag Abend gegen 6 Uhr hat sich ein in den mittleren Jahren stehender Bewohner der Zimnicrstraße in seiner Wohnung mittelst eines Revolvers in selbstmörderischer Weise in de» Kopf geschossen. Die durch den Schuh alarmirtcn Bewohner des Grundstückes iauden den mit dein Tode Ringenden in seinem Blute noch lebend vor. Nachdem ihm ein sofort reani mier Aizt die erste Hilfe hat angedeihen lassen, nbcriührte man ihn mittelst Krankenwagens ins Krankenhaus. Das Motiv des Selbstmordes ist vollständig unbekannt. — Am Mittwoch wurde der «treckenarbcitcr Christian Hcin- üch Hendel ans Zwickau in der Nähe des Werkitältenhahnhoss von einer Lokomotive tobt gefahren. Ter Mann soll wegen eines ankonnnenden Zuges ansgeivichen und ans ein leeres Geleis ge treten sein, ohne darauf zu achten, das; auf iencm Geleise eine Mmchlnc angcsahren kam, welche ihn nun erfaßte und augenblick lich tödtete. — All der Haltestelle Böhla rntgleisle am Donnerstag Abend ein von Elslerwerda kommender Gütcrzng. Glücklicherweise sind Verletzungen von Personen hieiöei nicht zu beklagen, auch hotte das Vorkommnis; anher einer Verzögerung des GütcrzngS weitere folgen nicht. - 7»» Bcrkr!» mtl der ZLwktz tritt am 1. Januar 18!>l tür die vt- «ölvcmn» van Pertonc» und NrUcakpiilk rU, murr Tartt i» Uralt. durch iMiNm eir dlrk'cr M t>r„ godrvrrtlcii eiitiniltciirii stulchlüak sür das va» de» «u^nnlatkn imd sanuet-rrUliic» -rulmi» aciviUnlc gcrlarpäck drsctttat ivcrdk». gictacviuc wtid für die golgr mir ant den dnticiNalc» Slrcckci, der prciilä- ildili mW ! ä >!> 1 l t ll> e II s t o a t L b a >1 n r II nciuätirt. Die Fatirprcitc mW t>wd>!is-Tarcii lur TrreSrn krlnillri, watilwrtlr VUIttakrtt nach l>c;w. e-c-rco vdrr Altstadt, wanitt oder nlrichgilia rtnr iicrtiicir vrdälnma d>, -.str imd ,war i,:i, 0.20 M. ln l. St.. 0.20 M. tu 2. «I. und «1,l2 M. tiir IN cUIo»r. Gri'it.k verbimdcii ist. - s c t l r ii l I i ,?i r B e r II e t g t r » » a e n tn den K ö n t » l. A iU > s n c > i ch t c r oimcrslaa, drn 27. Nilvcmdcr. grcUicra : Jaliami nwniricd Pami iiariciiS oirimLstiistc in Latira vrz. Odcrbobriigch: 1) Garlc»- »alomia. 75,00 M.: 21 geld-, Wlcteii- und Niederwald,iniiwstäls, 800 M. I !> gltd imd t!lUksrilnrili»dst„.'k. 8l» M. : 41 stkidlirimdtlillt l'22i M. Milt- wcida , im>t Stadkrt «»loldammcr's st'riiiidstilike tu Wiederau : ll Miililciiarii,,». nmk. 2i g. -nnmidstüil, :i» gcld-, Wielen-imd sdvitaiiiiidstnif, -I) Feldarniidstnit. amiiiiineu 2l.vlo M. hirliiiuia: tarnst vauts »dllcli's Mntilciiaut tNachloßi m nluistdardini. Nl.ltO M. gretwlllia. greitaa. de» 2d>. Vioveindcr. pcilisto: Nirl vcruiaim Wuudeiljch's riaiisarimdstiiik dalewjt, 00.000 M. Grahtchäim» : godimi Nwltirtcd Tinmcrt's vliuiivstärre tu vainewalde: >1 g-I!r. Wteteii- i>ud NlkSermaioaciuwstück. 2ININ M. : 2) bauaiirmidstülk. IttistN M. : :!> geld-, Wttten-imd W>ild„iii,>dst>i6. loa M.i s> grld- u»0 Wtrleiiariindstiick. :!«N»l> M. iliohwem , gart tUnnen» lltetche'S oiriindstäit ln vittdarl, NIM» M. Mmdach : klini Paul Nenderl's i>ausn!»»dstiick mtl Bülceretetiiiichtiiini tu Wtttariiadvrs Il.va» M. Metiicii, ciiiiil grau; pal,»'s Grundstücke: 1> 4Nit!>le>i»rii»dstück ceiutilillestlllti der dazu gehör. Mülileiiaitlaarii und der Wasterkrati) tu gtetn- laoaei,. 2:;.ic>o M.: 2> gkidaruiidstttck t» Nimm-» !1.>!1 M.: »1 gctoarundstiick in Nödlchüi;. sttio M. Smmadend, den 2!». November. Ltchteiistetii: Uinuia siiitltc verehrt, gtnüetlen aev. Lteber'S getdariiiivlttick tu Hetiirtlhsort. 75U1 M. Annabera : grtcdrtch Wilhelm Por» gehör. Ditinetdeinnhlriivesitjii»» in gtöhiiau. 28.00l) AI. - guiitte Ktatle der L ö n I g l. S S ck, s. L a u d e » l o t t e r t e. Bau de» am Ist. November gezoaenc» Niinmieru steten gröhcre «seivtiine l» sotgendc riotlcklloiie»: Tronaolt -ööfcr jim.-Neiistadt a. O. u. grtedrtld Läoilzr-Lels- ntt; «. Er,ged.: I'.ltv.oit!» M. <0,8287). Wolüemar vlNcr-sliriimN! i lö.t.ov M. <t!8t8>. li. ca. peturtil,-Dresden: lö.ooo M. i:!2W>a>. »lodert Lidlnck-Drea- öci,: >.'..vl>» M. ltstooc». v. O. drliiiionii-Grsiiihntntlveii: stvao NI. <I.',I I7». »Irmhotd WaMicr-ucivNa : sttliNt M. t7!18l l>. lk. g. vüvläi-vctvrla : limist M. >.tl !st>. l>',. Tckiöutae. steuda : ININit M. <<>.171). Carl gteck-Lihmötiii: N0tN> M. ttw!Vi>. stoiits-vütwk vctvjtg : Uostl) M. <2l7ll, 4I!:1721. G. t!. grohs-Frrl- ver,;: lillyo M. <27li82>. »lovcrt Sdersvaäi-rümdail,: scnia AI. <:!> 1Ü8,. ver- inami steonhardl-Tresbeil: !Wl>a M. ;:!i2U7. 48.D!». Paul »Iiingc-vctv.itg: IM» M. <:!st2:U). Th. MtruS-stetlictg: WNW «I. (407771. Gustav ptutche- Nodeliast: .".will N!. (tt.IMl. TlorN, stacileebaai-stetväii: Iwsttt M. <4st!>2.',). vermuii» »INter-voveiistet»: stStM NI. (LV22I1. beriiiniiu Noch luii.-Jcna : Ntill« M. (stliaoi. G. -I. Kiirce-Dresde» : noao M. <',12821. W. Mattücls- lvmisten: I.sttio M. aa>. gra»; Papst-llheiniilst: 2VN0 M. <!»>.',tili). Theo dor ventilier.steiväa : -">»»> M. <5,80281. gelte gitest-GrostuitihIlnacii: Üststtl M. «atstii.',. <i.,!»!7>. griei>riil, perc»lami<Lraiilei!valiiu: Zlstlli M. (7V740). t5. O. Pulhaeiiilith-Plaiicn-Dcesdrii: üttvl» M. (77II2,. 'DouctuteuS ». Selilstk- Werdau: :Mt» M. <8005,5,). Wer, Gers u. Lohu-TouSersdauIcu: 2000 M. <820881. petnr. Ltllmunn-vctvga : 200» M. <8ti!»l7). grtedr. grau; Waubel- Lesnili: 2000 M. <871101. I. Wohllebc-Grosteiihali, und Curl pluderveiger- Dreüde» : 20N» «I. (87221). Carl Pöhnerl-Gera : 2000 M. <88100,. Ldtar '.'luduer-vestizla: 2000 M. ,881201. I. gr. Villen II. troiiw.-llniaii: 2000 M. ,88st2!». D. v. Nelchardt-Weimar -. 3000 M. <00804,. v. I. Wtiiler-Drcsdeii: 2l»0v M. <'.t>020,. Carl »loch vewctg : 2000 M. <»21801. Mar Uolde-Dresden : 2000 M. ,!l25,»v>. C. W. Sänftmaiinüllleiidiirg: ltttü» M. <!15>5>85>). Carl Nirolal-Mklste»: 2000 M. <»7212,. Gustav vtiiviicr-Weluiar : 200» M. <N»744). Lllttg köchkrllcht» Zivätlü«?. bttt'ch Dro^lNükl». durch EH-dStsehuitg oder durch Verrufserklärung bestimmt oder zu bestimmen versucht, au Koalitivnsverabredunaen Ihkilzunebmen, oder ihnen Folge zu TasikSsikschichte. Deutsch cs Reich. In der Arbcitcischnhkoinmission bemerkte Mininer v. Bcrlcvich unter Anderem, die Regierungsvorlage wolle nur diejenigen Arbeiter bestrafen, welche Andere zu Arbeitseinstell ungen zwingen wollen. Das Vcdürsnih, strenger gegen den Eontraktbruch vorzngehen, werde fast allteitig anerkannt. In Ih's Jahren seien 1131 Arbeitseinstellungen konstatirt. --Vonden streikenden 301,000 Arbeitern seien 261,000 kontraktbrüchig gewesen. Es müsse dafür gesorgt werden, dab die Agitation sich nicht auf d r Stinke breit mache. Ew Antrag des Abg. Dr. Hnrtmawn will »bei mildernden Umständen" statt 1 Jahr EE'ängnch bis zu 3 Mo naten zulassen. Er wird zunächst angenommen, dann aber wird die ganze Vorlage abgrlehnt, soinch lediglich der alte 8 153 der Gewerbeordnung bestehen bleibt, wonach Derjenige mit Strafe biß zn 3 Monaten Gefänglich belegt wird, wer Andere durch sinwcn- an KoalitionSvcrabredunaen Ihkilzunebmen, oder ihnen Folge zu leisten, oder Andere durch gleiche Mittel hindert, oder zu bindern versucht, von solchen Berabredunuen zurückzutreten. Die Beratbung des Art. 7, Zeitpunkt des InkrasttretenS deS Gesetzes, wird bis zur zweiten Leluiin auSgesetzt. Die erste Bernthung der Novelle ist damit abgeschlossen. Die Konimissionlshat dazu im Gcm,en 31 Sitzungen gebraucht. Im Lause der Diskussion erklärte übrigens Bebel. eS tei richtig, vah die Wewerkvereine die Vorirucht der Sozialdemokratie leien. — Die nächste Plenarsitzung der Kommission ist aus den 1. Dezember, Vormittags 10 Uhr, onberanmt Wie in Berliner ärztlichen Kreisen verlautet, soll der Kaiser dem Professor Dr. Robert Koch in Anerkennung seiner Berdieuste um die leidende Menschheit da» Grobkreuz des Rothen AdlerordenS verliehen haben. Das preußische Herrenhaus erhielt aus eine in der vorigen Session aus der 'Mitte desselben gegebene Anregung: „Aus Grund der vom Herrn Minister der geistliche» Angelegenheiten konstatirten Thatsnche, daß bei Preußischen öffentliche» höheren Lehranstalten Wege» der Ucberzcihl jüdischer Schüler an den jüdischen Sabbnthe» nnd Festtagen der UnlerrichtSplan hat verändert werden müssen, die Staalsregieruna um Envägung von Maßregeln zur Bcietltgung der hieraus erwachsenden Uebctstände zu ersuchen", den Bescheid: „Die Stärke des jüdischen Schüler-Elementes in den höheren Lehr- Anslalten wird in den diesseitigen statistischen Erhebungen fortge setzt beobachtet und bildet auch in den Verwaltungsbeuchten der Pivvinzialbehörden einen Gegenstand der Beiplechung. Spezielle Maßnahme» in der Richtung des nebenstehenden Beschlusses hat die StacitSregieruiig bisher nicht für angezeigl erachtet." Ter Geichäftssührer des durch sein Nachtleben bekannten „Casü National" in Berlin ist wegen Kuppelei zu 11 Tagen Gesanglich vernrtheilt worden; er war beschuldigt, in verschiedenen Fällen den Verkehr zwischen den das Easv besuchenden Personen verschiedenen Geschlechts vermittelt, beziehungsweise begünstigt und dalür Gcld- geichenkc angenommen zu haben. Ter Vorsitzende. Landgertchts- direktvr Brainewctler, bemerkte bei der Urlheitsvellündigung: Ter Eharaktcr des „Easv National", sowie äviilicher Lvtale sei der Polizei bekannt, die Behörde wisse, daß dort vorwiegend solche Damen Verkehren, die unter sittenpvlizcitlchcr Aussicht stehen, und eS sei zweifelhaft, ob nicht die Besitzer dieser Häuser oder die Pächter solcher Lokale wegen Kuppelei zur Verantwort»»« gezogen werden könnten. Mit Rücksicht dnrauf, daß eS sich um Lokale handele, die gewissermaßen geduldet würden, nnd daß durch die HmidluiigSwcise des 'Angeklagten ein öffentliches Aergernch nicht erregt worden sei, habe der GerichtShos mir ans eine Gesängnlß- straie von 14 Tagen erkannt. Spinola, der Tircctvc der Eharitv, thcilte in der Berliner Stadtverordnetenversammlung mit. das; Koch seine Versuche auch ans die Vehandlung anderer ansteckender Krankheiten anSdehncn wolle. Die Kieler Stadivcrordneicnwahl treibt sonderbare Blüthen. Bekanntlich siegten am 1. November die Sozialdemokraten. Die Gegenpartei hat gegen die Giltigkeit der Wahl wegen Unzuläng lichkeit der Wahleiiirichtnng bet dem Magistrat Protest erhoben. Oberbürgermcisier Fuß war in diesen Tagen als Zenge in dem Wrhr'schcn Prozeß in Danzig anwesend. Seine Gemahlin erhielt inzwischen eine» Stndtpostblicf. welcher wie folgt lautet i „Herrn Obelbürgermcister Fuß! Wenn Sie die Wahl vom 4. November »mstoßc», wisst Ihr Herz eine Kugel Hsie liegt bereit." Tie Frau Oberbürgermcislerin sandte das anonyme Schriftstück an die Po lizeibehörde. Sämiiilliche Arbeiter der Eonrad'schcn Cigarrcnsabrik in Lleg- nitz sind nnSstttiidig. Bcmerkenswerth ist dabei, daß Conrad der Führer der dvrligcn Sozialdemokraten ist. Wie ans Hamburg gemeldet wird, ist daS Hvlzlagcr von Mohr und Abraham in Altona in Flammen ausgcgangen. DaS Feuer ist in einem Schleppen ausgebivche», in dem Mebl und Fonrngc lagerte. Ter Schaden ist ungeheuer. Ein Fcncrwehrmnnn stürzte vvui Dache und erhielt schwere Verwundungen Oesterreich. Im Verein österreichischer Baumwollenweber ist eine Petition an das Handeisamt cmgeküudigt, in welcher um den Abschluß des TarifvcrtlageS mit Tclitschtand auf mindestens ko Jahre gedclen wird. In seiner Rede im böhmischen Landtage bestritt der Abgeordnete Tr. Grcgr de» Altezechen das Recht, an dem Ausgleich mitziiwirkcn, droht mit einer Liga aller nuterdrückle» slaviichcn Völker Oesterreichs und beantragte de» Ucbcrgang zur Tagesordnung. Krepek (Deutscher) bezeichnen: die Vorlage als eine weile Maßregel der Regierung, während die Iungezechen die Uuzu- sucdenheil de» Volkes brauchten. Der Statthalter betont das unverbrüchliche Festhalte» der Regierung an dcm Ausgleich, den nlizweiselhaiten ernsten Wnnich nach Frieden seitens der vertrag schließenden Tbcile und spricht die Ueverzeugniig aus. die Agita tion werde schließlich wirlnilgsivS bleiben, da die Bevölkerung sehe, daß der Lniidcsschuiralli, gegen den gleichfalls heftig angc- kämpft winde, unter sorgjättigslel Wahrung der Gleichberechtigung znm Wvble des EchulwelenS ruhig und sachlich sungire, alle düsteren Prophezeiungen sich daher als talfch eiwiescn. Maltas (Attezcche) wies nach, daß die Vorlage den Bedürsliissen beider Nalivnalitälen entspreche und sagte hinzu: .Auf dem heiße» Boden, von dem weltgeschichtliche Gedanken und Kriege ciusgc- gangc» sind, haben die Ezechen einen schweren Stand in der Nachbarschaft des großen naliviioigeeinigten Reiches und in dem Zuflnnmcnicbcn mit den Teililchcn," Schließlich fragte der Redner : „Wie lauge soll die Fortdauer des Kampfes noch währen? Was wich das Ende sei»? Weil er den gesicherten Zustand einer unge wissen Zukunft vvrziche, stimme er sür die Vortage." Frankreich. Der angebliche Mörder des russische!, Generals Sclioerstow in Paris, Padlcwski, wurde vor etwa sechs Jahren boii der Strafkammer in Posen wegen fvcialistischer Umtriebe zu mehrjähriger Gefaugnißslraw vcrurlhcilt. Er war 1880 in Wien unter dem Namen Victor Tysek und wurde bvn der Polizei ab- geschoben, weil mau ihn als Söldling der russischen Revolutions- pariei ausah. Derselbe ist in Warschau geboren, spricht nach Deutsch und 'Französisch und hatte sich von Wien nach Paris begeben. Diese Feststellung erfolgte nach cingciandter Photographie Padlewski's. Gelegentlich der Leichenfeier Scliocrsipiv's wird in Paris eine große Sympalhic-Maniseiiatipn sür Rußland organisirt. Der wirkliche. von den sranzösiichen Blättern offenbar ver- stttmmctte Name des in Paris ermordeten russische» Generals scheint Sllbcrstow zu sein. Auf der ru'sischen Botschaft leugnet man den politischen Charakter des au Gencrai Sicherste»» begangenen Ver brechens, das blos einer Prioatrachc entsprungr» fein soll. I» »licht bkr bat, den Sozialisten festgesetzte Mintniavoliitkorkf emge- führt wird. Mehrere Blätter haben beschlossen, dieser Forderung sofort nachzukomme». Amerika. Powderly tst wiederum zum Großmeister der Rit ter der Arbeit in Ncwhork erwählt worden. Sein Gehalt ist in dessen verkürzt worden. Ein gräßliches Unglück ereignete sich ans der KansaS Eily, Whandotte and 'North Western Eisenbahn. Als ein Zug über eine Brücke unweit KansaS City fuhr, stürzte diese ein und der Zug wurde von einer Höbe von 31 Fuß in den Fluß geschleudert. 12 Personen wurden getödtet und mehrere verletzt. — Bei Khle, Texas, wurden durch elnen Zusammenstoß von Zügen 20 Personen verlebt. Kunst und Wissenschaft. -s- Könlal. Hosschausviel. „Der verwandelte König". Schauspiel in drei Aufzügen von Rudolf Schmidt. Das schöne und tiefsinnige deutsche Volksmärchen vom „König im Bade" ist allen Leiern aus Bechstem'sMärchensninmlung wohl bekannt. Es ist die deutsche Form einer allen, gemeinsamen Sag^ weiche nuS auch in einer englischen Spiclmannsvtclstnng des 11. Jahrhunderts mit einigen Veränderungen erhalten ist. Die Juden besitzen im jerilsalemiichen Talmud dieselbe Legende ans König Salomo be zogen. Nach Indien aber gebt die älteste Form der Sage zunick. In der Fassung des deutschen Volksmärchens „Der König nn Bade" läßt der slolMwordene Herrscher die Schriflstelle: „Die Mächtigen hat er vom Throne gestoßen und bat die 'Niedrigen erhöht" ent fernen; ein Engel kommt, während der König im Bade ist, sitzt ans der Bank vor dem Bade in Gestalt deS Königs nnd bewirkt, daß der wirkliche König, als er aus dem Bade kommt, verhöhnt wird. Das Volk ist mit Blindheit gcich!oc;cn, daß es den Engel snr den König hält, der sogar die Gemahlin des letzteren lämcht; »ach einer Zwiesprache zwischen König und Engel allein vcrichwindct dann der göttliche Bote, während der Gedcmüthigle wieder der rechtmäßige König wi>d. Diese Fassung der Legende kommt der Version nnd weiteren tteie» stmdichtuna, welche der dännche Dichter Rudolf Schmidt in seinem Märcheiischnuipiel voni „verwandelten König" bietet, sehr nahe. Mit Bewusstsein hat diele» seine Lich tung zn einer Art Fürstenspiegei, zu einem Mahnwvrt an die könialiche Gewalt gemacht. 'Auch hier will Roger von Stritten, im stebermnth des Herricherbewußiseins. obige Schrift entfernen lasse»; sein eigener Schutzengel, ihm selbst zum Verwechseln ähn lich. wird an seiner Stelle Koma nnd macht den wirtlichen Herrscher znm Hofnarren, der in einen Käsig gesperrt wird. Erst, nachdem in einem Gespräch mil dem Engel Roger znm Bewußtsein kommt, wieviel ihm »och znm wahren König gefehlt hat. verlchwindet unter Donner der Engel, sodaß der Held wieder m seine Würde eingesetzt ist. Tie Legende ist als solche hochpoeittch nnd von der tiefsten Beziehung. Rudolf Schmidt hat sie mit entsprechend poe tischem Sinne und mit bedenlender poetischer Kraft ersaßt. ES ist ihm gelungen, ans dem Motiv, daß der König seinem eigenen Engel, der ihm znm Verwechseln ähnelt, gcgenübcrstcht, zwei sehr wirksame Akte voll dramatischen und sinnreichen Lebens, zn ge stalten. Zwei Akte! Ter drille davon, im Drama der erste, ver dient dieses Lob nicht; er ist nicht »nr zu breit, zn miliar exoonirt, sondern auch mit einer gewissen szenischen stiigeschickttchicil der Ablösung einzelner Austritte gemacht, gegen welche die Regie ver geblich ankämpste. Dieser erste Akt erregte Kopffchülleln der Zn- schniier: wohingegen besonders der zweite nnd der dritte einen ganz bedculendcii Erfolg erzielten. Die Gegenüberstellung des Engels nnd des Königs in gleicher Gestatt, die ethische Führung der großen Versaminlnngsszene, wo der König als Narr behandelt wird, die sittlich sein gedachte Zeichnung der GewissenSkämpsc des Königs, daS schöne Motiv, daß die Geliebte des Königs, weiche Anfangs den Engel für den echten Herrscher hält, plötzlich vvn Mitleid ersaßt, einem weiblichen Jiiittnlt folgt, indem sic sich zu dem Narrenkönig wendet — das Alles zeugt von echter Dichlcr- kraft, Herzciiskimdc und einem nicht gewöhnlichen dramatischen Können. Es ist iiitcrcssant, da man in Tcnffchlaiid die däiiiich- norwegische Literatur fast nur in ihren realistischen Eisehcimiiigc» wie Ibsen, Holge, Trachmann und Andere kennt, hier das Werk nihilistischen Kreisen giebt man dagegen zu, daß Silberstow fürdic durch seine Mitwirkung in Rußland verhaftete und znm Tode am Galgen vcrurlheitte Nihilistin Günzbnrg jemericits znm Tode bcr- urlhcilt wordkn sei. Dieselben Kreise verbreiten auch. Sstberslow habe während seiner Amiszcil füiiszehiitausend Nihilisten nach Si birien geschickt. Ter stiiterstichnngsrichlcr Gnillol verhörte zahl reiche nr Fonbourg Saint Jacanes wohnende Nihilisten. Sic leugnete» iämmltrch ihre Mitschuld. Die Regierung beabsichtigt, säminltiche in Paris lebende Nihilisten nnsz>lwc»cn. Im .Jnstint Pasteur" sollen de» Zeitungen zufolge während der letzten Monate ö HnndSivitthkranke kurz nach der Inokulation gestorben sein. Dem „Petit Parisie»" wird folgendes fast nnglanbilchc Ereig nis; ans Ovnni nn nordfranjösischen Arivndissement AvesneS ge meidet: „Vergangenen Freitag fuhr ein Lastwagen durch die Grande Nuc, als eines der Räder abfprniig. einen Vorübergehen den traf, nnd ihn schwer verletzte. Ter Unglückliche litt derart unter seinen Verletzungen, daß er, nt? man zn feiner Hilfe licrbei- cilie, flehentlich bat. man möge sh» sofort tödtcn. 'Auf dies iani- mcrndc Flehen hin toll ein Individuum ein Messer aus der Tasche gezogen und es dem Verwundete» in die Gurgel gestoßen haben. Italien, lieber die Aufnahme, welche die Tnrincr 'Rede Crispi's m Italien findet, wild berichtet: Die Urlheilc der leiten den Presse sind der Rede EuSpi'S überwiegend günstig. Man rßhint die niicrschüttcrte VundcSpolilik und den Verzicht auf Mehr belastung durch Steuer». Schwächer erscheinen die Beschönigungen der afrikanischen Politik, der Finanzlage, der Zollmaßnahmen, sowie der schwachen Versuche aut dem wirthichaftlichcii. sozialen und UntcrrichlSgebiet. Papst Leo XIll. soll anläßlich deS Empfanges, welchen Kardinal Lavsgerte in Algier den Offizieren der sranzösiichen Marine und den Behörden bereitet, lächelnd zn seinein Maiordomiis, Major Nuffo-Scilla, vor mehreren Kardinüten bemerkt haben: „Es ist mir noch lieber, wenn ein Kirchenfürst der „Marseillaise" zuhört n»d sie beklatscht, als wenn ich den Königsmarseh aus den, Petcrsplatze hören muß". Der „Kviiigsmarsch" ist selbstverständlich der Marsch des Königs Hunibert. Belgien. Eine Versammlung von 500 der sozialistischen Partei angehörendcn Buchdruckern bat einen allgemeinen Auksiand in sämmiltchen Druckereien Brüssels kür den Fall beschlossen, daß einer idealistischen Lileraturslröimuig zu sehen. „Der verwandelte König" winde zuerst vor 11 Jahren in Kopenhagen ansge'ührt. inst zu der Zeit, als Ibsen, der früher einer ähnlichen Richtung gehul digt. dicic Bahn verließ, um mit seinen inodern-icalisttschen Geiell- schastsdraincn zn beginne». — Tie hiesige Vorstellung war im Ganzen eine wohlgelungcnc. Ter Mittelpunkt des Interesses wurde Frl. Salbach. welche den Engel spielte. Schon der äußere Umstand, der ähnlichen Maske neben dem König, Herrn Franz, fesselte; die Künstlerin hat aber duffen Konigsengel so herrlich, so eindrucksvoll, io ruhig-ernst »nd kiinsisichcr dargestellt. das; man in manchen Augenblicken glauben loiintc, es stünde wirtiich ein Eizenget Gabriel oder Michael ans den Biettem. Meisterhaft wrack, sie vor Allem auch die Vene und mehrere Andere können hier in die Schule gehen. Diele Leistung überragte alle Anderen um ein Be trächtliches an ruhiger Schönheit der Dalstellnng nnd an Kraft deS liiimiktclbaren Kiiiistversländnisses. Nicht unwürdig aber stand daneben die Gestalt Rogers, welche Herr Franz an vielen Stetten mit Glück verlörverle. Man beobachtete ein bcwmicncrcs Ans' sparen der Kitnslmiltcl im 1. Akt, sah im 2. eine wohicrivogcnc Steigerung, iah bis zum Höhepunkt im 3. Auszug eine richtige Anwendung der Kraft und konnte der Art, wie am Schlüsse der geprüfte König eine ruhige Würde zeigte, den Beifall nicht per sagen. Weniger glücklich fielen die Licbcsszciicn ans; Frl. Pvütz wollte minder genügen; ein höherer Schwung der Phantasie bei dieser Darstellerin ist selten bcmertlich. Die ictzöne Wcndnng am Schlüsse des 2. Aktes, da sie sich zu Roger wendet: „Nur Eins steht scsi in der Gedanken Wirrial, daß dies gefaltne Ebciidild bvn Dir in mir das tiefste Mitgefühl erweckt." mußte weit spontaner herauSkommcn. damit sie das Genutth des Zuschauers so blitzartig ergreife wie es der Schluß des AtleS verlangt. Rühmenswert!, war neben Frl. Salbach die Art, wie Herr Jaffa als Kanzler spielte und seine Verse sprach. Herr Eidmaii» fand noch nicht ganz den richtigen Ton des komischen Vortrags seines Seneschalls, wenlgslcns in den ersten Akien, gewiß bringen das aber die Wieder holnngen. Tie übrigen Darsteller alle haben andere Rollen schon besser geipicit. Tic Regie des Herrn MaickS hat groß-' Verdienste um den Erfolg des Abends; vielleicht wäre eS möglich, das Ans- trelen der „vechüllien Gestalt" durch geeignete Betcnchlnngsesfette »och etwas gespenstischer zn machen. Neben den anderen Effekten des Stückes wirkte die granc Umhüllung cttve.s nüchtern. — Ter Erfolg auch dieses Abends ist zweifellos; der Dichter imißie zn wiederholten Misten an der 'Rampe ciichcincn und bis zuletzt wurde Frl. Salbach gernsen, welche indessen das Feld dem Dichter allein überließ. Wolsgang K ircl, ba ch. 1 Sonnabendbcipcr in der Kreuzlirchc, henke Nachm. 2 Uhr. Zur Voricicr des Todtcnfesies: II Registern (den Manen Ihrer Königs. Hoheit der Prinzeisi» Anna Matte, Herzogin zn Sachse», Sr. Königl. Hoheit dein Prinzen Gecrg zn Sachten zn- geeignet) sür Chor. Soli und Orchester (op. :-8) von H. Schnlz- Bcnthen ; 2) Reeilaiiv nnd Arie („Und ich sah einen neuen Himmel"! nnd ((„Liehe da. ki»e Hütte Gottes bei den Mensche») ans dem Oratorium „Welt Ende, Gericht, Nene Wett" (op. 2l2> von Joachim Raff. — Tic Soli haben gefälligst übernommen Fräulein Marie Götze und Fräulein Marie Fintier, Eonccitiängcriimcn, Herr Eduard Mann, Eoneertsängcr und Herr Edmund Glömme, Herzog!. Sachs. Kannnersängcr. ff I» dem heutigen Sinsoiiic-Eonccrt der Trcnllcr'ichcii Ge werbe ha »Ska pelle kommen nnßkc der Sinfonie Nr. 1 tt-stnr von Schulz-Beuthen n. A. die Ouvertüren z» „Tic vier Menschen- altcr" von Lachner, Beethoven Ouvertüre v. Lassen, 2. Polonaise I't-clnr von Liszi. sowie Soli für Elarinciic und Piston zur Aufführung. v Massenet s Over „ M anon" tst im Wicnct Hoff pern- thcalcr zum ersten Male anfgcführtj und mit großem Beifall aus genommen worden. Eine lebendig geführte Handlung, wird be- richteff verbindet sich hier mit einer stellenweise geistreichen und grazilsten Musik von inodcrnslcm sranzösiichen Raffinement zu einem mindestens interessanten Ganzen. -tz In der Pariser Großen Oper wird demnächst mit der Ein übung des „ Fidclio" begviuicn werden. Die Titelrolle wird Mad. Rose Caro», die Einübung und Leitung des Werkes der erste Kapellmeister Vancsi übernehme». ff Die „Hilsskäffc Leipziger Jonrnalisten und Schriftsteller" veranstaltet, wie jede? Jahr im Beginn des Winters^ ein großes Concert in der Alberthalle des Leipziger Krystallpmastes, welches diesmal am Sonnahend, den 20. d. M.. slattfindet. Das Pro gramm nennt an Milwirkendcn: Frl. Therese Malten. Frau Marl, Krebs, 5vrrn Birrenkoven, den jüngsten Tenor des Köliicr»>Stadt- tlicatcrs. die Opernsängern, Frau Paula Mark, sowie Frl, Edith Roliiiffoi eine jngeiidliche Vwlin-Virttwsm. Here Borclierdt, der Eharaktei-darsteller des Leipziger StadllhcaterS, wird einen poa Herrn Wilhelm Hcnzcn gedichteten Prolog sprechen. .ff Sir. »2«. Seite 3. «» Souuabenv. 22. Nov. 18N1»