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Erscheint: Täglich früh 7 Uhr. Inserate erden angenommen: s Abends v,Tonn» tagtz bis Mittags 12 Uhr: Marienstraße 13. Anzcig, in dies. Blatte finden eine erfolgreiche Verbreitung. Auslage: »SOVd Exemplare. Tageblatt für Unterhaltung nnd Geschäftsverkehr. Mitredacteur Druck und Sigenthum der Herausgeber: Liepsch sl Neilhardt. — Verantwortlicher Redacteur: Julius Neichardt. Wurde MUr Dresden, den 13. December. — I. k. H. die Frau Kronprinzessin hat vorgestern die Villa bei Strehlen verlassen und das königliche Palais am Taschenberge bezogen. — DaS gestrige Geburtsfest Sr. Majestät des Königs urde am königlichen Hofe in der üblichen stillen Weise ge- ' ^rt. Se. Majestät haben im Laufe des Vormittags den Minister des königlichen Hauses nebst den königlichen prinzlichen Hofstaaten, die Herren Staalsministce, die Di rektorien der beiden Stände lammern» die Generalität, eine Deputation des hiesigen Raths und Stadtoerordnetencollegiums (Oberbürgermeister Pfotenhauer und Stadtverordnetenvorsteher Hofrath Ackermann an der Spitze-, sowie mehrere distinguirte einzelne Herren zu empfangen und deren unterthänigste Glück wünsche entgegen zu nehmen geruht. MltiagS haben auch Se. K. H. der Prinz Albrecht von Preußen, Se. K. H. der Erb- großherzog und 8. H. der Prinz Paul Friedrich von Mecklen burg Schwerin, sowie S. H. der Erbprinz von Nassau Sr Maj. dem Könige ihre Glückwünsche dargebracht. Nachmittags 4 Uhr fand bei I Di. der Königin Marie zu Ehren des Tages unter Teilnahme Ihrer königl. Maj Familienviner statt. — Im Laufe deS Vormittags wurden in sämmtlichen Lehranstalten und Schulen Festacte abgehalten, und um 11 Uhr ertönte von dem festlich dccorirten Balcon deS NathhauscS eine Festmusik deS Stadtmusikchors. Nachmittags 5 Uhr war Gar nisondiner in den Sälen der O siziersgesellschaft im „Jäger hose", wobei S. Exc. der Herr Kriegsminister Generalleutnant v. Fabrice den Toast auf Se. Maj. mit folgenden Worten ausbrachte: „Der heutige Tag, meine Herren, dielet nnS die Freude, den Geburtstag Sr. Majestät unseres allergnädigsten Königs festlich be gehen zu dürfen, er bietet uns den erwünschten Anlaß) jener hohen und seltenen Tugenden wie jener Weisheit in tiefster Tanlbarkeit zu gedenken, in welchen Allerhöchstderselbe inmitten einer bewegten Zi! die Geschicke unseres Vaterlandes zu gutem Ziele zu leiten wu»te. Mögen auch innerhalb der leßten Fahre der schweren Tage manche unserem Sachsen beschicken gewesen sein, »argen auch der sorgenvollen Augenblicke viele bestanden haben, so, meine Herren, ist doch das LooS der Armee nie glücklicher, nie ist deren Bewußtsein mehr gehoben gewesen und nie ist sie berechtigter geblieben, »nt innerer Befriedigung aus ihie eigenen Leistungen zurück zu blicken, als g^adc in dieser Zeit der Sorge und Bcdrangniß. Tenn unser König und Herr wollte die Gnade haben, von der Armee »n vollen Bei trauen aus deren Aus dauer, Hingebung nnd Treue den Beweis zu fordern, daß der Soldat die schweren Zeiten sieudig bewillkommnet, um sich in ihnen nur um so besser zu bewahren, und daß die Geschicke des VateilandeS die beste und sicherste Stätte finde» in der Brust des getreuen Soldaten. Nnd so wie cs bisher gewesen, so soll und wird es auch ferner sein. Lassen Sie uns auskarren in treuester Pslichlersullung dem König und Pa terlandc zu Ehren, lassen Sie uns die Gefühle unserer Anhanglichteil und Treue, unserer Liebe, Dankbarkeit und B.iehrung sur einen weisen und gütigen Monarchen zum Ausdruck bunge», indem Sic mit mir die Gläser erheben und c>ns>iinmen in den Aust Gott segne den König! Se. Majestät unser allergnädigster König nnd Herr. Er lebe hoch!" Um 5 Uhr fand bei S. Exc. dem Herrn Staatsminister Frhrn. v. Friesen ein Galadiner statt, an welchcm daS diplo matische CorpS, sämmtliche Herren Staat-minister, die Präsi denten und Vicepräsidenten der beiden Ständekammera, sowie die höchsten Hof-, Militär- und Civilbeamten Theil nehm.n. Abends waren die öffentlichen Plätze der Stadt festlich er leuchtet. — Zur Vorfeier des GcburtSsestes hatten die Prä- fidenten der beiden Ständekammern die Mitglieder der letzter» vorgestern Nachmittag zu einem Diner in Meinhold'S Etablisse ment vereinigt, an welchem auf an sie ergangene Einladung auch die sämmtlichen Herren Staatsminister Theil nähme,.. — Der 12. December, der Geburtstag des Königs, wurde gestern in der gewöhnlichen feierlichen Weise begangen, wie alle Jahre. Schon am frühen Morgen fand die übliche Reveille statt, welche auch den Morgenschläfern ein süßes Ständchen brachte und manches heitere Gesicht ans Fenster lockte. Die öffentlichen Gebäude hatten zumeist die Flaggen in Landesfarben aufgehißr, das Grün und Weiß war nament lich auf den, Ministerium de» Innern, der polytechnischen Schule, am Altstädter Rathhause, ferner auf dem Hotel r'Europe, auf Hotel Belleoue rc. aufgcflaggt. Das Militär auf den Straßen und auf der Wache war m Gala-Uni om, mit dem Roßschweif am Helm. Um 12 Uhr entstand ein lebendiger Leben, namentlich in der Gegend deS Hoftheaters. Alle Stra ßen und Gaffen, die in den Theaterplatz münden, waren mobil, denn ein dichtes Gedränge wogte in denselben auf und nieder. Um halb 12 Uhr war die Revue der Truppen an gesagt. Eine lebendige Mauer, rorn garnirt mit Soldaten mit bloßem Seitengewehr und begrenzt von Civilisten aller Nangklaffen und Geschlechter umzog den großen Platz, auf dem die Truppen vor Sr. Majestät dcßliren sollte». Schon vor 12 Uhr Mittag« hatte sich da« Militär in verschledenen Fronten aufgestellt, um halb 1 Uhr präcise erschien der König tn voller Uniform, nachdem schon vorher sich die Generalität große Suite aller Waffengattungen. Nachdem die Truppen auf Eommando salutirt und dem Könige ein Hoch gebracht, in welches einzelne Stimmen deS Publikums einsielen, ließ die Musik ihr „Den König segne Gott" erklingen. Hierauf desilieten die Truppen sectionswcise unter klingendem Spiel. Der König, die Prinzen und Suite hatten sich in der Nähe deS „Dampfschiffs" aufgestellt. Den Parademarsch «öffneten die Gardereiter, den Schluß bildete die Artillerie (zu Fuß). Unter dem Eommando des Generalleutnants von Hausen wa ren auögerückt: daS Erdettencarps (I Zug bewaffnet, mit Fahne, I Zug unbewaffnet-, die dienstfreie Mannschaft der Infanterie (vus l. und 2. Bataillon des Leibgrenadier-Regi- mentL Nr. IOO und die 3 Bataillone des Grenader.Regi ments Nr. 101-, deS Gardereiter - Regiments (2 Schwadro nen), des Feldartillerie Regiments (2 Batterien), derFestungs- abtheilung (2 Comp.) und des Pionierbataillons (2 Eomp.i. Die Musikkapellen der Infanterie halten die neuen Janitscha- renhalbmonde und den pompö'en neuen Schüttelbaum, die nicht wenig daS Jnleresse des Publikums in Anspruch nahmen, da man sie seit dem Abmarsch der Pecußischen Infanterie nicht mehr gesehen. Die vor Sr. Maj. vorbei defilirten Sectioncn marschirten um daS Hoftheatsr herum, wieder über den Theaterplatz hinweg, an der katholischen Hofkirche vorbei und dann nach der Brücke zu nach Hausen Das Wetter, das An fangs einigermaßen günstig war, änderte sich am Schluß der militärischen Feier, der Himmel umzog sich dichter, der Wind wurde stärker und trieb kleine Hagelkörnchen massenhaft her nieder. — Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten: am 11. December. Ein Communicat deS Raths theilt mit, daß derselbe wegen Bebauung deS jetzt freistehenden Complexes auf der Bceitenstraße daS Ministerium d>s Innern gefragt habe, ob dasselbe einen Durchgang durch den benachbarten Ministerialgarten nach der Johannisallee gestatten wolle. Das Ministerium hat dies unter den Bedingungen zugesagt, daß die Communbrauerei aus dem benachbarten Gebäude entfernt und die neu zu errichte.,ten Gebäude zu kommunalen Zwecken, unter Anderem znr Erbauung eines fehlenden großen Saales, bestimmt würden. Der Rath sichert mit Rücksich! auf diesen günstigen Bescheid zu Anfang nächsten Jahres die Vorlegung eines umfassenden Bebauungsplanes dieses großen Grundstück- complexes zu. Der Bauplan wird jetzt noch zwischen dem Stadrbaumerster Friedrich uns der Rathsbaudeputation sestge- stellt. — Die Adjacenten desGasometcrs auf der StistSstrahe haben bekanntlich gegen den Weiterbau dcS Gasometers re- curirt. Dieselben sind jedoch auch beim Ministerium des In nern in letzter Instanz adgewiesen und in die Kosten deS Re kurses verurtheilt worden. Der Weiterbau siirvct also nun mehr unbehindert statt. — Der Städtisch ist mit dem An trag des Collegium- einverstanden, daß künftig die Wahlen zu den Stadtoermdnetcn direct geschehen, zumal auch das neue Wahlgesetz nur direct: Wahlen kenne. Dieser Antrag soll an das Ministerium gehen, doch will der Rath die genauere An sicht des Collegiums können lernen, ob dasselbe m t der Ein führung des betreffenden 48ger Gesetze« zugleich eine totale En ererung der Stadtverordneten beabsichtigt oder nach An sicht des RalheS ins Ermessen jeeer Stadt gestellt werden soll, eine totale Erneuerung oder eine allmalche Ergänzung für vas erste Mal bis zur definitiven Regelung eintreten zu lassen, ferner, ob nicht künftig ein zweijähriger statt des bisherigen einjährigen Wechsels der Stadtverordneten zu empfehlen sei. Dieses Communicat geht an die Verfassungsdeputation, an die Finanzdeputation mehrere Mittheilunzcn, worunter eine solche über die Gehalte der Bür^e schuldirectoren rc., sowie eine mit großer Heiterkeit nnd Verwunderung aufgenoiMnene Forderung, ein Beiechnungkgeld von 150 bis 200 Thlr. für einen Hilfs arbeiter zur Feststellung der noch rückständigen Rechnungen und kalkulatorischen Arbeiten der Finanzdeputation — vom deutschen Sängerbundeifeste zu bewilligen. — Auf Vorschlag dcS Stadto. Rtz bewilligt das Collegium 3500 Thlr. zu Er werbung des Marx'schen Grundstücks in Neudorf zu Schul- zwecken; es werden mehrere Rechnungsablegungen deS Raths genehmigt, doch hierbei mehrfache Erinnerungen gegen die Art der Budgetausstellung Seiten« dcS StadtrathS gezogen. Nachdem der Vorsitzende, Hofrath Ackermann, angezeigt hatte, daß er an dem Begräbnisse des Rectors Klee als Vertreter derStabt- verordneten Theil gencmmen und hierbei dem Wirken des Verstorbenen einen ehrenden Nachruf gewidmet hatte, entspann sich über den stadträthlichen Vorschlag, zum Ausgleich der Dif ferenzen mit der Bogenschützen-Gesellschaft eine gemischte Com mission zu bilcen, zu der auch die Stadtverordneten 3 Mit glieder abordnen sollen, eine sehr lebhafte Debatte. Zunächst berichtete Dr. Lehmann, daß eure Mehrheit der Verfassung«, und Finanzdeputation von 8 Stimmen beantrage, diese De> p ttation nicht zu beschicken, da wahrscheinlich nicht viel her olleaium nicht von seinem frühe- Uchen Beschluß, der aus Beschickung ging, in Folge der be kannten Vorgänge beim letzt n Bogenschützendiner aufgehoben hatte. Eine Minderheit von 6 Mitgliedern aber beantragt, in Erwägung der notwendigen Reform der Schützengilde und weil eine Vereinigung der Bogen- und Scheibcnschlitzen im Interesse der Stadt liege, die Vogelwiese aber den hiesigen Gewerbtreibenden viel Verdienst verschaffe, in Erwägung, daß über die Vorgänge beim Vogenschützend'.ner bereits eine Rüge ausgesprochen sei und es der Würde des Collegiums nicht enr- spreche, darauf solchen Werth zu legen, nunmehr die gewünschte Deputation Seitens des Collegiums zu beschicken. Stadto. Walter greift die Vogewchützen mit den bekannten Argumen ten scharf an und hält es nicht für nöthig, daß die Stadt verordneten einer Privatgesellschaft, die sich blos amüsirer» wolle, Rath ertheile. Der Referent vertheidigt mit Wärme den Vorschlag, die dargeboter.e Hand nicht zurückzuweisen. Man dürfe nicht jedes Wort abwägen, das in einer fröhlichen Ge sellschaft beim Weine gesprochen sei; übrigens sei durch eine nachträgliche Berichtigung manches Mchoerständniß beseitigt. Stadto. Schillmg betont den Verdienst, den die Vogelwiese durch das Herteiziehcn vieler Tausend Fremder für die Ge werbtreibenden Dresdens biete. Ilr. Schaffrath erklärt, er stimme nur deswegen gegen die Beschickung, weil die ganze Sache die Stadtverordneten als solche nichts anginge. Dies bestreitet Dirccior Nitz; namentlich die Vereinigung der Bo gen- und Scheibenschützen, die Verlegung des SchießhauseS außerhalb der Stadt interessire die Stadt als solche. Avler spricht in ähnlichem Sinne, Ado. Grüner warnt vor Winkel» muth in den Beschlüssen. Ohne Weiteres dürfe man einen Beschluß nicht aufgeben ; denn das erste Mal, wo man von seinem Beschlüsse zurücktrat, seien dazu gute Gründe gewesen, die jetzt fehlten. Uebrigens beantragt er, den Wunsch auS- zusprechen, daß beide Schießgesellschaften vereinigt werden. Ado. Judeich erklärt, warum er seinem ersten Vorsatze, für die Beschickung der Deputation zu stimmen, abtrünnig gewor den sei, indem er gegen die Ritter „vom Schnepper" m hu moristischer Weise zu F-lse zieht. Ihn fragt der Vorsitzende, ob er mit dem Ausdrucke „bei dem Diner sei eS etwas schnepp» üg zugegangen" blos einen Wortwitz habe machen wollen und er erwiedert, er habe allerdings blos einen Wortwitz beabsich tigt. Hofrath Ackermann warnt vor einer zu großen Empfind lichkeit der Stadtverordneten gegen gesungene Lceder und ge sprochene Toaste. Prof. Wigard belobt, daß vie Vogelwiese kein wahres Volksfest sei, wenn er auch manchmal darauf ge bummelt sei und nachdem noch Direktor Müller für die Mi norität gesprochen, wird abgestimmt. Der Antrag der Mehr heit, die fragliche Deputatton seitens der Stadtverordneten nicht zu beschicken, wird mit 31 gegen 26 Stimmen angenom men, ebenso der G-uncrsche Antrag mit 29 gegen 28 Stim men, auf die Vereinigung beider Schirßgesellschaften hinzu» wirken. — Gewerbeverein. Schluß) Vortrag des Professor Fleck: Die Einführung deS Phosphors in die Zündrequisiten fabrikation liefert zwar leicht zu handhabende EntzündungS- mittel; aber es haben dieselben auch den Nachtheil, daß sie intensiv giftig sind, sich zu leicht entzünden, der Gesundheit schädliche Dämpfe ausströmen und diejenigen, welche sich mit ihrer Herstellung beschäftigen, zu lebensgefährlichen Krankheiten führen; auß.rdem ist der Umstand, daß man unvorsichtig mit ihnen umgeht, die Ursache vieler Feuersbrünste geworden. Phosphorstreichhölzchen wurden 1816 von Duvron erfunden, aber zuerst 1833 von dem ivürttembergischen Zinngießec Emst Jacob Kämmerer fabrizirt. In Sachsen sinr sic seit 1842 eingcführt. Ihre Zündmasse bestand zuerst aus chlorsaurem Kali und Phosphor, einer Masse, aus welcher neuerdings die Schießplättchen für kleine und große Künder hergestellt wurden; dieselben, d:e durch unsanftes Niedersetzen so großes Unglück auf einem Berliner Bahnhofe anrichteten. Jetzt ersetzt man das chlorsaure Kali durch andere sauerßoffrerche Körper, als Salpeter, Braunstein, Mennige uns nur der Masse ist Phosphor. Nachdem Redner die Herstellung der Streichhölzer genau beschrieben, auch die Art der Krankheiten, welchen die Produzenten derselben ausgeützt sind, geschildert hat, geht der selbe über zu den Bemühungen, die man sich gab, die Streich hölzer unschädlich zu machen. So schlug Prof. Schröder zuerst den amorphen Phosphor vor, der längerer Zeit eine Hitze von 19!/' auSgesctzt war und dadurch roch, trüb und pulvensirbar geworden ist und der, waS die Hauptsache ist, nicht mehr gif tige Dämpfe auiströmt. Da aber durch denselben die Zündmaffe sehr leicht feucht wird, so trennte zuerst Förster in Schüttenhofrn den Phosphor von der Zündmassc und rrug ihn auf ven Deckel deS LchächtelchenS auf. Seine init chlorsuurem Kali unv Schwe- selantimon versehenen Hölzchen entzündeten sich dlo« an dem auf dem Deckel enthaltenen PyoSphor. Diese Hölzchen erfreuten sich jedoch nicht allgemeiner Einführung. AehnlicheS Schicksal atten die von Kummer und Günther in Annaberg 18L7