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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 30.07.1928
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1928-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19280730024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1928073002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1928073002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-07
- Tag 1928-07-30
-
Monat
1928-07
-
Jahr
1928
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Kr. 356 Seil« 2 «Dresdner Nnchrlchira Msnlag. 36. SvN 16-6 „Friedens ee-en französischer Minister Frankreich provozier» nie" > Paris, 30. Juli. In Lyon fand aestern eine Tagung der Eisenbahner, dir Kriegsteilnehmer sind, statt. Unterrichts- miiuslcr Herriot wohnte dem Festbankett bei und hielt «ine Ansprache, in der er nach dem »Matin* auSführte: «Wenn ich sur de» Frieden gearbeitet habe, so deshalb, weil die» der leidenschaftliche Gedanke aller Franzosen ist. Und wenn wir wünschen, daß Frankreich z« keine« Angenblick entwassnet sein darf, so deshalb, weil oteS immer eine »Versuchung für Lander wäre, die neben sich eine schwache Nation erblicken. Wmn wir wollen, das, Frankreich stark und würdig bleibt, so deshalb, weil wir wissen, daß es «ebensowenig wie in der »Vergangenheit auch in Zukunst provozieren* wird. Frankreich tut alles, was es kann, um den Frieden in der Welt zu organisieren. Ich bin der Ansicht, das, Frankreich analiftziert ist, diese organisatorische Nolle zu spielen, und daß wir. wenn wir mit allen unseren Kräften hierzu beitragen, damit die Gefallenen am besten ehren. Sriegsminiftcr Painlevs äußerte sich bet dem Turnfest in Eaen über die Aufgabe des französischen Heeres. Er sagte: «Keine Kundgebung ist friedfertiger als die heutige und nie mand findet etwas Außergewöhnliches darin, daß ein KrtegS- minister hier präsidiert, da das «französische Heer eine im Dienste des Friedens organisierte Macht* ist. Sie bemüht sich, daS Ideal PasealS zu verwirklichen, der. um die Kon flikte zwischen der Gerechtigkeit und der Gewalt zu lösen, wünschte, daß die Gerechtigkeit stark und die Gewalt ge recht sei. Paris, 30. Fuli. Die radikal-sozialistische „Volnntc* ver gleicht die künftigen Besuche Herrivts aus der Presseaus- stellnng in Köln und Dr. Stresemanns in Paris. Dadurch, schreibt daS Blatt, sei erwiesen, daß die Rheinlandbesetzung der deutsch französischen Freuudschast kein Hindernis bereite. ES sei begrüßenswert, daß man sowohl i» Berlin wie in Paris die rheinische Frage als eine Angelegenheit betrachte, die nur durch »Verhandlungen zu lösen sei. nicht aber als ein Anzeichen znr Aufhetzung der beiden Nachbarvölker gegen, einander. Beglückwünschen wir uns dazu, so schreibt das Blatt, daß der Qna d'Orsay und die Wilhelmstraße die Nlieüilandsrage leidenschaftslos und mit politischer Objek tivität werden erörtern können, aber bestehen wir darauf, daß sic sic ohne Aufschub erörtern. Die von der »volontö* geäußerte Ansicht, daß die Rhein landbesatzung kein Hindernis für di« drutsch-französtsche Freundschaft sei, mutet geradezu grotesk an. Für dieses sozialistische Blatt scheint der Auslieferungszwtschenfalt gar nicht zu existiere». Deutschland hat »och nie die rheinische Frag« zur Aufhetzung gegen die französtsche Nation benutzt, was von Parts wahrlich nicht gesagt werden kann, denn die Methoden der französischen Besatzungs. behvrden fügen der nationale» Ehre Deutschlands immer wieder Beleidigungen über Beleldigungen zu. Gewiß kamt die Rbeinlandfrage mit politischer Objektivität gelöst werden, nur fehlt eben dem Quai d'Orsay dies« Obsrktlvttüt. ES wäre daher angebracht gewesen, wenn die .Volontü" Ihre Mah. nungen an diese Stelle gerichtet haben würde. Aber dem Wunsche der „Volontü", daß die Rheinland, frage ohne Aufschub erörtert werden sollte, wird das ganze deutsche Volk zusttmmen. Nur muß sie dann im Sinne des deutschen Standpunktes gelöst werden. Denn auf der Grundlage einer solchen «Objektivität*, wie sie Herrtot und PatnleSS tn ihren FriedenSreden* entmtckeleten, ist an eine befriedigende deutsch-französische Einigung nie zu denken. Auch die beiden Minister werden mit alten ab gedroschenen Phrasen die Welt nicht darüber hinweg- täuschen können, daß das Auslieferungsverlangen eine Pro- vokatton Deutschlands durch Frankreich war, und Laß die französtsche «Friedenspolitik* ein Hohn ist auf den von Painlev» zitierten PaScalschen Satz. Bisher hat Frankreich noch keinen Tatbeweis dafür gebracht, daß seine Politik und seine Wehrmacht für die Schaffung des Welt- srtedens aualifiztert seien. Die nachfolgende Meldung tst wieder ein bester Beleg dafür, daß der Qual d'Orsay sehr ungeeignete Schritte zur Verwirklichung des PaScalschen Ideals gutheißt. BMeikommissar Bauer ausgtwiesen Speyer, SO. Juli. Wie der Vertreter der Telegraphen» Union zuverlässig erfährt, hat Polizeik»«missar Bauer, der bekanntlich in den Zweibrücker Flaggenzwischensall verwickelt ist, von der französischen BcsaßnngSbehörde am Montag früh eine« Ausweisungsbefehl erhalten. Bauer hat sosort dagegen Einspruch erhoben. Rücktritt Tituiescus Interimistische Besetzung des Bukarester Außenministeriums Paris, 88. Fuli. Dem „Matin* wird aus Bukarest gemeldet, daß Außenminister Titulesc« dem Regentschastsrat seine Demission desinitio überreicht bat. Der Korrespondent will berichten können, daß bereits seit langem zwischen Titulesc» und den übrigen kabincttsmitgttedcru ernste Meinungsverschiedenheiten wegen der An» lcihepolitik bestanden batten und hieraus der Rücktritt znritckzusiihren sei. Angesichts der innerpotitischcn Spannung werde jedoch der Posten nicht neu besetzt, sondern interi» mistisch zunächst von Bratianou und später von dem Laudwtrtschastsminister Argetoiano mit versehe« werden. Titulesc« selbst habe cingewilligt, nach einem dreimonatigen Erholungsurlaub aus den Londoner Posten als rumänischer Gesandter zurückzukchrcn. Seheimsil itztmv des Kairoer arlamentS >7« Verhaftungen tn Spanien Wegen des Komplotts gegen die Bersaffung Paris, 80. Juli. Wie dem «Oeuvre" vom Generalsekretär der spanischen Liga für Menschenrechte auS Hendaye berichtet wird, soll die Zahl der Verhaftungen, die in Spanien wegen des Komplotts gegen die »Verfassung kürzlich vorgenommen worden waren, 1752 betragen haben. Tic Verhafteten durften 18 Tage lang nicht mit ihren Familien in Verbindung treten. In San Sebastian sollen die Gefängniszellen mit je drei bis vier Personen besetzt worden sein. Die Mehrzahl der Ver hafteten soll jetzt wieder in Freiheit gesetzt sein. Verschwörung gegen ^eigenen ent-eckt Paris, 30. Juli. Wie ans Buenos Aires gemeldet wird, hat Senator Mvlinari mitgetetlt, daß Präsident Frigoyen beinahe das Opfer eines Anschlages geworden wäre. Diese Mitteilung hat großes Erstaunen und große Erregung bervorgernfen. Molinari gab auch die Name» -er Ver schwörer bekannt. Man erwartet, daß sofort der Verhaftungs- beschl gegen den Gouverneur der Provinz San Juan, Tr. Frederik Eantoui, erlassen wird. London, 30. Juli. Wie auS Kairo gemeldet wird, haben die Kammerabgeordneten und Senatoren der Wasdpartei trotz der Vorsichtsmaßnahmen der Regierung eine geheime Parlamentssitzung tn einer tn der Nähe des Parlaments» gebäubes gelegenen Wohnung eines Wafdabgeordneten ab- gehalten. Nahas-Pascha wurde begeistert emp- fangen. Es wurde eine Entschließung angenommen, in der festgestcllt wird, daß das Kabinett Mahinub-Pascha ver- fassungswidrig sei und nicht daS Vertrauen des Landes Hab«. Alle Entscheidungen und ausländischen Verträge dieses Kabinetts würden vom Lande als null und nichtig betrachtet. Das Geheimparlament vertagte sich auf den dritten Sonn- abend im November. Auf Verlangen Nahas-Pafchas leisteten die Abgeordneten und Senatoren einen Eid. daß sie die Ver fassung btS zum Ende ihres Lebens verteidigen wollten. Nahas-Pascha beabsichtigt eine Reise durch Oberägyplen zu unternehmen. zavanischchinrlische «echandlwigrn wer die BerlmMiidtgimo Lonso«. 80. Juli. Nach einer Meldung ans Tokio haben zwischen dem japanischen Ministerpräsidenten, dem chinesischen Gesandten tn Tokio und einem Sondergesandten der Nanking- regierung Besprechungen stattgefundcn. Wie verlautet, wies Ministerpräsident Tanaka daraus hin, daß vor Ausnahme von Verhandlungen über den Abschluß eines neuen Vertrages die Nankingregierung ihre Note, in der sie die Aushebung des japanisch-chinesischen Vertrages von 180« ankitndige. zurilck- ziehen müsse, da diese Note von Japan als ein Bruch des inter nationalen Rechtes betrachtet werden würde. Baron Tanaka betonte weiter, daß' Japan gern bereit sei. In Verhand lungen über eine BertragSrevision einzutrelen, wenn die Nankingregierung «sich in einem vernünftigen Geiste der japanischen »Negierung nähern würde*. Nach Schluß der Besprechung erklärten die chinesischen Vertreter, baß sie sehr be friedigend verlaufen sei und einen unerwarteten Fortschritt in der Richtung einer neuen Verständigung bedeute. vertltches un- Sächsisches Die rs-ttrarhetter lehnen -en «eheltsrelt schteösspeuch ah ist nunmehr von der Arbettnehmersette abaelrynt worden. Die Arbeitgeber hatten bekanntlich den Schiedsspruch sosort angenommen und seine Bervtndlichkettserklärung beantragt. Die Entscheidung liegt jetzt beim RetchSarbeitSmtntster. Das Srröe der Dres-ner Jahrmärkte Ei« verneinendes Gutachten der Handelskammer Die städtischen Körperschaften tn Dresden haben die Auf. Hebung der hier i» jedem März, Juit und Oktober statt, findenden Jahrmärkte beschlossen und um die dazu «rsorder. ltche Genehmigung beim Ministerium ds Innern als der zu. ständige» Marktbchörde nachgcsucht. Einige als Marti, beschtcker Beteiligte, zumeist Firrantenverbände, beschwerten sich bei den Ministerien über diesen Beschluß und beriefen sich unter ander'M auf dt« wirtschaftliche Vedeutung der Dresdner Jahrmärkte, auf ein gewisses Interesse der säch. fischen Industrie an ihnen und auf die von ihnen behauptete Möglichkeit, diese Veranstaltungen auch ohne Verkehrsgesähr- düng stattfinde» ,,, lassen. Die Handelskammer Dre«. den konnte aber in ihre,» von der Krctshauvtmaiiiilchaft Dresden cingesorderten Gutachten die behauptete Re. deutung der Jahrmärkte für die Bevölkerung und die Industrie ihres Bezirkes nicht bestätigen, erblickte vielmehr den entscheidenden Gesichtspunkt tn den allgemeinen Verkehrsintercsse». Diese erheischen sowohl aus Gründe» der Verkehrssicherheit wie solchen der Hebung deö Ansehens Dresdens »nd seines Fremdenverkehrs nnabwetslich die Entfernung der Jahrmärkte von den derzeit benutzten Stelle» des Stabtinneren, dir als ausgesprochene Verkehrs- und Glanzpunkte Dresdens zu betrachten seien. In dieser Zweck- bestimmung haben Nrnmarkt, Neustädter Markt, Hauptstraße und Ring so vollständig anfzugehen, daß sie nicht noch als Jahrmarktöstätte» verwendet werden können. Zu Verkehrs- zwccken insbesondere seien sie jederzeit unentbebrlich ange. sichts der ungünstigen, mell zu engen und winkligen Be bauung des an sie anstoßenden Stadtkerns. Es bedeute darum einen ganz ungewöhnlichen Zustand, wie er kaum in einer anderen vergleichbaren Großstadt zu verzeichnen sei, daß die Jahrmärkte seither ans diesen noch zum Stadtinnern gehörigen Stellen belassen worden seien, wo sie schon wegen der VerkehrSgefahren »nd der vielen vorgckvmmenen Ver- kehrSunfälle nicht länger verbleiben könnten. — Ionntagörücksahrkartcn nach Schlesien. In Dresden liegen Sonnlagsrilckfahrkarten nach dem Riesen- und dem Jsergebirgc aus nach Krummhübel 9. Klasse 14,80 Mk., 4. Klasse 10,40 Mk., nach Oberschreibcrhau oder Schmiedcbcrg (Riesenaeb.» 3. Kl. 14.5» Mk.. 4. Kl. 0.00 Mk.. nach Bad Flins- bcrg über Görlitz—Friedeberg (OuatSs 3. Klaffe 11,40 Mk., 4. Klaffe 7,»0 Mk. Unter Verwendung der in Dresden eben- falls nach Görlitz zu erhaltenden Sonntagsrücksahrkarien (3. Klaffe 7,10 Mk.. 4. Klaffe 4,70 Mk.s ist eS aber möglich, aus weitere Sonntagsrücksahrkarten ab Görlitz verschiedene Ge- btrgs- und andere Orte tn Schlesien billig zu erreichen. In Görlitz sind z. B. Sonntagsrückfahrkarten zu erhalten nach Friedeberg am Quais 8. Klaffe 3,30 Mk., 4. Klaffe 2,20 Mk., nach Greisfenberg oder Markliffa 3. Klasse 3,70 Mk-, 4. Klasse 1.80 Mk., nach Hirschberg tn Schlesien 8. Klaffe 6,2» Mk., 4. Klaffe 3FN Mk.. nach RabiShau 3. Kl. 9M> Mk., 4. Klasse 2,30 Mk., nach PeterSdvrf im Riesengebirge oder Hermsdvrs (Künasts oder Bad Warmbrunn oder Schmiedeberg im Riesen- gcblrge oder Zillerthal-Erdmannsdors 3. Kl. 8,40 Mk., 4. Kl. 4.20 Mk.. nach Breslau 3. Klaffe 11 Mk., 4. Klaffe 7,30 Mk.. »ach Runzlau oder Wehrau-Klitschdorf 9. Klaffe 9,60 Mk„ 4. Klaffe 2,40 Mk., nach Landeshut über Rnhbank oder Schmiedeberg 9. Klasse 7,SO Mk.. 4. Klaffe 5.20 Mk., »ach Lauban oder Nicolausdorf 9. Klaffe 1,80 Mk., 4. Klasse 1.20 Mk., nach MefserSdorf 9. Klaffe 3.70 Mk., 4. Klasse 2,60 Mk., nach Liegnttz über Bunzlau 9. Klaffe 6,70 Mk., 4. Klaffe 4,40 Mk., nach Kohlsurt oder Hähnichcn 3. Klasse 2 Mk.. 4. Klaffe 1.30 Mk. usw. —* Die Feuerwehr wurde am Sonntag mehrfach alarmiert. Nachmittags 8,18 Uhr waren tn einem Kohlenlager Hansa- st r a ß e 8 Briketts »nd eine große Menge Brikcttstaiib infolge Selbstentzündung angebrannt. 4,28 Uhr erfolgte ein «lärm nach dem Terrassenufer. Hier war Braunkohlcnstaub, sowie eine Bretterwand ebenfalls infolge Selbstentzündung tn Brand geraten. 4.80 Uhr wurde nach Boderiher Straße 32 auSgerüekt. Hier brannten in dem Spdiiekeller de» Fabrikgebäudes eine große Menge HobcNpäne unter starker Rauchentwicklung. DaS Feuer wurde »liier Verwendung von Railchschnvgpparalcn mit einer Schlauch leitung gelöscht. Die Ursache des Brande» ist auf Selbstentzündung öliger Holzwolle zurückzustihrcn. V,t>8 Uhr hatte Im Mrnndsiiiä Sch titzenplatz 8 Eg. eine unter Strom sichengcbliebciic elek trische Plätte einen Brand verursacht. Bayreuther Festspiele (Bon unserem nach Bayreuth ent san dien Musik- r c f e r e n t e n.i «Götterdämmerung* Unter begeistertem Beifall »nd mit einer Huldigung für die darstellenden Künstler sowie für Siegfried Wagner, den Vanrcuther Tzenengestalier, sand die Tetralogie ihren Ab schluß. In der in Vayrcuth üblichen Kundgebung am Schluß des vierten Abends kam der Tank und die Anerkennung für die Gesamtleistung zum Ausdruck, es blieb aber nicht zu verkennen, daß der Beifall sowohl nach dem ersten als auch nach dein zweiten Akt der „Götterdämmerung" nicht sehr stark mar. Beim ersten, zwei Stunden lang währenden Akt konnte llebermüdung der Hörer die Ursache sein, da die Er scheinung aber anch nach dem zweiten Akt zu beobachte» mar, io muß ein anderer Grund vorliegcu. Ich glaube, er liegt bei Franz v. Hoeßlin. Ans seine stark verbreiterten Tempi wies ich bereits einige Male bin, in der „Götterdämmerung" hausten sie sich dermaßen, daß der leidenschaftliche Zng. den diele-- Werk doch auch answei» sgst verloren ging. Der Schluß der Nvrneiiszene, Siegfrieds Rheiinalirt. der Treuschwur ans das Trinkhvrn. der Schwur B,n»hildeS ans des Schwertes Spitze, die ganze Waldtrauten-Szene — alles war z» langsam und entbehrte des krästiaen Impulses. Fa sogar in den Mainiciichörcii des zweiten Aktes schien Hoeßlin zurück halten zu wollen, die n» Rudels Tempo gewöhnten Sänger ließen sich aber auf nichts ein. Als Hoeßlin im vorigen Jahre znm ersten Male den „Ring des Nibelungen" ln Bayreuth dirigierte, habe ich a»s meiner Freude an seiner frische», kräftigen und aus Dramatik bedachten F-ühruna kein Hehl gemacht. Ich mache es heute ebcnsowentg ans meiner Ent täuschung. Er war nicht der gleiche wie im vorige» Sommer, und cs ist schwer zn sagen, woran daö gelegen habe» mag. Vielleicht ist er ei» Künstler, der sehr von Stimmungen ab hängig ist. oder er war sonst irgendwie befangen oder be hindert. vielleicht ist auch ans ihn eingewirkt worden — ich weiß es nicht, mir «ällt unr die nicht angenehme Pflicht zn. den Unterschied sestznstclie», was mit einer persönlichen Ent täuschung verbunden ist. Alles Klangliche war bei Hoeßlin bestens ansgeßoben. der Kontakt zwilchen Orchester und Bühne ließ io gut wie nichts zu wünschen übrig, auch Temperament a» einzelnen Stelle» kann man ihm durchaus nicht ab spreche», Tauglichkeit (besonders in den Streicherns und Wärme traten immer wieder zutage, aber das Gesamt- tempo für die «Götterdämmerung" hatte er nicht. In dem Bestreben, bas Feierliche und Erhabene des Werkes zu be tonen, ging er „»bedingt zu weit. Nebenbei bemerkt: Ich erinnere mich noch der schneidigen und glanzvollen Becken- schläge im vorigen Sommer, wie schlaff und nebensächlich klangen sie diesmal! Es ist ein äußeres Merkmal, ich weiß cs, aber es hat symptomatische Bedeutung. Unter der bauern den Zurückhaltung der Tempi geriet selbst die so hervor ragend« und doch wahrlich von innen beseelte Leistung der Nanny L arsön-Todsen vorübergehend tn Gefahr, deren Briinhilde gesanglich wie darstellerisch von hoher Schönheit war. Lanrltz Melchior hielt sich alS Siegfried in dem ihm bestimmten Rahmen: sehr packend wußte er die Tvdcsszenc z» gestalten. Vornehm in Erscheinung. Haltung und gesang lichem Ausdruck war Josef Eorreck (Ehemnitzs als Günther, während Earl Braun (Berlins den Hagen doch etwas zu drastisch gab »nd Metall in der Tongebung vermisse» ließ, llcbrigens hatte er eine prächtige Maske, wie überhaupt daS Schminken und Maskemachen in Bayreuth vorbildlich ge- liandhabt wird. Tie Urkraft »nd der grimme Humor der Mgniiencböre leine Glanzleistung Proscssor Hugo Rüdclsls waren überwältigend. So etwas hört man auf keiner deutschen Bühne! In der im ganzen vortrefflichen Regte ließen sich einige Steilheiten noch vermeiden. Daß Günther während der Aus einandersetzung zwischen Brünhilde und Sagen bald eine Viertelstunde an der Säule kauert, läßt sich wohl kaum ver meiden. aber er müßte doch mehr Anteil an dem seelischen Erlebnis seiner eben erst gewonnenen Frau nehme» und dürste um die Stelle «Günther, deinem Weib tst übel!" herum nicht alles Stegsried überlassen. Tie Bewegungslosigkeit des Ehors bei de» Worten «Ist sie entrückt?" währt zn lange, was unter Umstände» aber auch eine Frage dcS Tempos, also die Sache HocßlinS ist. Im übrigen zeichnen sich ia gerade die Mannenchöre durch größte Lebendigkeit und unwidcr- stehlichc Plastik in Bayreuth a»s. Rückblick Als Manifestation denischcn dramatische» Mnfiksiils sowie als würdiges Wahrzeichen dentschen Kuiistschassens steht die Tat der Bayreuther Festspiele anch heute noch einzig da. Dieser Eindruck haftet »nd kann durch die Ausstellungen, die Einzelheiten gegenüber zn machen waren, weder beeinträchtigt noch irgendwie gefährdet werden. Besonders wenn man ans dem geschäftigen, geräuschvollen und sensationellen Opcrn- betrieb der Großstadt heranSkommt und In die Bayreuther Atmosphäre eintritt, dann hat man die Empfindung, ans dem Dunst und Lärm des Industriellen Lebens heraus in die kühle Frische und wohltätige Ruhe des deutschen Waldes zn treten. Gelabt und gekrästigt kehrt man wieder Helm. Mit berechtigtem Stolz stellt man fest, daß kein Volk ein so beredtes, weithin verständliches Moment nationaler Knust aufzuwetscn hat. Schließlich steht man hier an einer Wkg- schcidc: Es heißt sich zu bekennen zu Wotan, Tristan und Parsisal oder zu — Wozzek, Eardillac und Jonny! Beides zusammen verträgt sich doch wohl nicht! Wer sich noch den Sinn und daS Empfinden für große Kunstwerte und höchstes deutsches Geisitnm bewahrte, der kann nicht im Zweifel sein, welchen Weg er einzuschlagen hat. Die Forderung WaguerS nach einer deutschen Kunst ist heute so dringend wie vor 60 Jahren. In Bayreuth wirkt sich der deutsche Ge danke auch heute noch mächtig, ungebrochen und Ehrfurcht ge bietend ans. In diesem Sinne tst Bayreuth nach den Worten seines Meisters noch immer ein „ermutigender Begriff" und ein „sinnvoller Wahlsprnch". Wer an den rettenden Genius der deutschen Musik glaubt, hier begegnet er ihm. Paul Zschorlicß. Kunst un- Wissenschaft f Kunst-Dienst (WaspurgiSstraße 18l. Die KIrchenbaii - Aus stellung mit Arbeiten stlkirender protestantischer und katliolischcr Architekten der Wegen wart wird Sonnabend den 4. August ge- tchlojsen. Besuchszeit werktäglich 8 bis 6 Mir. s* Ausruf zur Gründung einer Ludwig-Wüllner-Ltisiung Ai» l». August wird Ludwig W ii l l n e r 70 Fahre. Daß diese Nachricht ans die zahllosen Bewunderer seiner Kunst wie eine Ucbcrraschung wirkt, ist das beste Zeichen für die ewige Jugend dieses große» Künstlers. Fast ein halbes Jahrhundert hat er seine Gaben i» den Dienst des denischcn Liedes, Gedichtes und Dramas gestellt. Um seine» Name», de» schon sein Vater Franz Müllncr unter den Deutschen gefestigt hatte, dem dcuischcn Geistesleben dauernd zu ver binden, hat sich ein Kreis seiner Verehrer und Freunde zu- sainmciigctaii. Eine L n d w i a - W ii l l n e r - S t i s t » n g soll ins Leben gerufen werde». Nachdem Wüllncr im Lause der Jahrzehnte in selbstloser Weise durch seine Kunst so vielen und so ost geholten hat. soll diese Stiftung, frei zu seiner Ver fügung. für alle Fälle dazu bestimmt sein, dem große» Künstler und seinen beiden Schwestern die so reich verdiente Sorglosig keit des Alters zn sicher». Nach ihrem Tode soll dann vom verbleibenden Kapital denen geholfen werden, die ringend gleich Wüllner den Ideale» seiner Kunst dienen: Schaffende» und Nachschassende» ans dem Gebiete der Lyrik »nd des Liedes. So wird diese Stiftung, den Name» Ludwig Wüllncrs tragend, eine Ertiinerung an sein Wirken werde», bas an Reinheit »nd Konzentration ein Vorbild bedeutet. Jedem also, der, viel oder wenig, einen Teil seines Dankes an den Meister abtragcn möchte, steht das Postscheckkonto Rechts-
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