Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 07.10.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187410079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18741007
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18741007
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-10
- Tag 1874-10-07
-
Monat
1874-10
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 07.10.1874
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Politisches. In seine», Schristchen „über die Grenzen der preußischen In telligenz" — wir werden auf daS interessante Elaborat »och zurück- iom»ien — stizzirt I!r. Eonstantin Frantz den preußischen Staat als einen solche», der nicht lebensvoll organisch und durch ideelle Impulse Das geworden sei, waü er ist, sondern durch mühseligste inappeste Selbstarbeit. Die Staatsallgewalt und der Bureaukra tiSmus sind die Grundsäulen dieses Staates. Was der Verfasser niedcrschricb, hat sich rasch bestätigt: Vorgestern ist auf Antrag des Reichskanzlers Fürsten Bismarck, dessen einstmaliger Freund, der frühere preußisch« Gesandte in Rom und Paris, Graf Harry von Arnim, verhaftet worden. Finden sich gegen Arnim Anhaltspunkte, daß er irgendwie ungesetzlich gehandelt hat, so geschehe ihm sein Recht. Aber tief zu beklagen wäre es, wenn politische Divergenzen hinter de», Vorgang stäken. Bismarck ließ Arnim Briefe und Papiere abfordeen, welche Letzterer in seiner Eigenschaft als deutscher Botschafter in Paris von Bismarck erhalten hat (s. neueste Telegr.) Die Weigerung ArnimL, diese Sachen hcrauSzugeben, hatte nach ZZ 133 und 348 des Ltrafcodex (Ver nichtung, Beiseitschasfung von Urkunden, welche sich zu amtlicher Aufbewahrung an einem dazu bestimmten Orte befinden) die Ver haftung zur Folge. Arnim soll an einer Broschüre über seine AmtScntsetznng schreiben und hat vielleicht von den jetzt so beliebten „Enthüllungen" in zielt.>. Dann erscheint der Fall ün Prinzipien licht der strammen preußischen Slaatssubvrdination. Wie sagt Eäsar? Entfernt den bleichen Mann mit hohlem Blick; er denlt zuviel und Denken ist gefährlich. Arnim hat nicht wie aus einem Glöckchen Uhrwenk aus sich nur spielen lassen wollen, er wollte nicht nur der gcsvge Aulomal sein, der durch elektrische Fäden, die bis ins Hirn Bismarcks reichten, in Paris „dirigirt" würve, sondern Arnim dachte selbstständig, und Denken ist gefährlich. Man erinnere sich des vatikanischen EoncilS in Rom im Jahre UKK). Arnim war Botschafter bei in päpstlichen Stuhle und alle seine Depeschen und Acten, die er nach Berlin sandte, drangen darauf, Preußen möge schnell und kräftig gegen die jesuitische Pha lanx, welche damals die Unfehlbarkeit nur erst projectirt hatte, cin- ichreiten. Bismarck lächelte. Vielleicht glaubte er damals noch aus daüZustandetommett eine« niockus vivvncki mit deedeutschenÄlerisei. Arnim sah schärfer: Roch waren die deutschen Kirche,lfürstcnFn der Opposition gegen den Jcs,ulismuS, die scharssinnigen Reden gegen die päpstliche Unfehlbarkeit entströmten nur noch deut schen Lippe». Schützte der preußische Staat die Döllinger, Hcfele, Friedrich u. a. m., so kam entweder die Unfehlbarteit nicht zu Stande oder sie führte zu einer Trennung der katholischen Kirche Deutsch lands von Rom. Bismarck zögerle. Was Arnim voraussah, traf ein, der deutsche EpiScopat ließ sich bereden, unterwerfen.— und der Krieg deS Staates mit de», geeinten UltramontaniSmuS war fertig. Arnim hielt sich obschon erbittert, ruhig, bis ein Brief von ihm an Döllinger gedruckt wurde, der in, Wesentlichen seine (Arnims) Stellung zu», Eoncil skizzirte. Unterdeß war er nachPariS versetzt worden, doch nur, um bald von Bismarck entlassen zu werden. Der Rest ist — nbivarte». Eins organisch gesunde aufgeklärte Diplomatie kann doch nicht nur auf „Subordination" beruhen. Hat Auiini buchstäblich gefehlt, oder muß er als Denier denn Tenlen ist gefährlich — über die Klinge springen? Liber nicht nur Diplomaten erfahren Undank, soickwrn auch Kirchenfüeste». Tein ultramontanen Bischof Mauin von Pader born ist Folgendes pasjirt: Bor einiger Zeit publicirte er eine Broschüre unter dem 2ittcl „Drei G.wissenüsragen", 'in welcher er den Satz ausstellle, ein lalhelischer Beamter dürfe, ohne eine Sünde zu begehen an derAussührung der „verdammten" Mai-Gesetzc theil- »ehmen, falls seine Stellung in, Weigerungsfälle gefährdet würde. Dieses Satzes wegen wurde die Schuft iuRom von der betreffende» Eongrcgation auf den Judex der verboten.» Bücher gestellt, das heißt, jener Bacher, deren Benützung der päpstliche Stuhl als ver dcrblich und das Seelenheil bedrohend wegen der Sarin enthaltenen Irrlehren bezeichnet. Nun ist das gewiß für «irren Kircheufürstei, eine ebenso demülhigcnde als seine geistliche Ehre in Frage stellende Maßnahme des Vaticans; denn Bischof Martin sicht sich dadurch mit einen, Schlage mit allen jenen Gottlosen, Ketzern und Kirchen- feiuden aus eine Linie gestellt, aus denen sich für gewöhnlich der Kundenkreis der heiligrn Jndex-Congregalün zusammensetzt. Und doch hatte gerade Bischof Martin von Paderborn der Kurie eben die größteWillfährigkeit gezeigt und -ei, demuthvollsten Dienst erwiesen, indem er sich wegen Nichlbefolgung derseleen Mai-Gesetze der Ver haftung, ja selbst dcrAmtsentseyung preisgab. Ria» sollte meinen, das wäre eine tüchtige Leistung, selbst in den Augen des Unfehl baren. Aber, wie man sieht, der Vatikan verlangt Alles oder Nichts. Man muß sich ihm voll und ganz hingebs», ohne Rücksicht auf sonstiges menschliches Fühlen -- sonst wird man von ihm ver worfen und verfällt jenen Strafen, welche die streitende Kirche stets bei der Hand hat, wie für den ersten besten Ketzer, so auch für den lcidenSvollci, Märtyrer, wenn er nicht blindlings Ordre parkt. Zum Schluß ein heiter'Bild! Wie man dem „Figaro" aus London telcgraphirt, hat der kaiserliche Prinz von Frg»kreich in Woolwich sein Ferienexamen bestanden und Nr. 12 in der ersten Abtheilung erhalten. Er wird diese Schul« im März verlassen und in das Jngeuieurcorpö der englische,» Artillerie eiichreteu. LocaleS und Sächsisches. — Gestern Nachmittag 12 Uhr 35 Minuten trafen mit dem Bodcnbachcr Bahnzuge Ihre königl. Hoheiten der Erbgroßhcrzog und die Frau Erbgroßherzogin von Weimar mit Gefolge hier ein und wurden vom königl. Kaminerherrn und Ccrcmoiiiennieistcr v. Hclldorf im Böhmischen Bahnhöfe empfangen und nach dem königl. Schloß geleitet, um hier einige Tage zu verweilen. Dieselben HA« Herrschaften waren sckion am 4. d. von Vraa komm«»» in Schandau eingetroffen, halten auf einige Tage im Forsthaus-Hotcl Quartier genommen und verschiedene schöne Punkte der sächsischen Schweiz besucht. — Als interimistischer Connnissar der Staats,cgicrung für die Schönburgischcn Receßherrjchast.n wird der Rcgierungvrath Grün te» ans Zwickau sungiren. Die Staats, usßcht über die Schulsachen in den Dörfern >vi,d derselbe gleichfalls ausüben; in den schönbnr- gischen Städten üben die Bürgermeister im commissarischen Auftrag, ver Regierung die Staate aussicht aus. — Landtag. Ter Hauptickm «Punkt der gestrigen Dcr- bandtungen lag in tcr Zusilwn ung, wclcye taS Vorgehen der Ltaalercgtcung gegen tci, Fürsten Otto von Scvönbnrg-Weil- dcubnrg seitens der 2. Kr. land. Schwelgend, ohne ein Wort der Debatte, genehmigte Ne Kr. die bekannte Verordnung, durch welche tin Sckienkiu ätsche» die ü rganisaltonögesetze Angeführt werden. Niemand hielt es lür nothncnNg, auch »urdlegeringüe Bemerkung zu mack en - ei» Umstand, der das moralische Ge wicht der Entscheidung nur vcrüärkc» kann. Non dem Fürste» selbst ging gestern übllgcnS kcr I. Kr. eine Eingabe zu. die, von seinem »latbgeber, .Holeaib Marti», tja nicht zu verwechseln mit dem gleichnamige» palrlctischen BürgerineiNer von Glauchau, verfasst, der I. Deputation als Material übergebe» wurde. Fürst Otto selbst vermeidet eS sonach, persönlich oder durch eine» Stell vertreter in der Kr. seine Sache zu führen. Uabcr die Verord nung selbst erstattete Abg. 1),. Pfeiffer Bericht. Der Redner schilderte ausführlich, welche gräuliche Rcchtovcrwirrnng durch die Weigerung eines Tbcils der Schönbnrger entstehen würde, die Organl atlonSgeictze in den Rezeßherrschastc» einzusührc». Undenkbar sc, cs, daß in eine», Gebiete von kaum 6 Quadrat-Meile» und 120,900 Einwohnern ein anderes Gesetz gehanbhabt werte, als tu, ganze» übllgen Königreiche. Ohne gleichzeitige Einführung der Organiiationö- gesctzc im Schönburg scheu würde ,. B. »ach de», 15,. Oktober ein RccuiS, den die bisbcrlge schönbmgische Behörde an die KrriStlrtttio» zu Zwickau schicke, aiS »ndcstelibar znrückgchen, da eine solche Behörde nicht mehr oxtstire» »erde. Das Rechts, b.wußtscln tcö Volkes würde durch solche Verwirrung aus das Ticsite erschüttert werden; daS fühle die Bevölkerung der Rezeß- hcrrschaitc» aus ü Lebhafteste. Die Deputation Ilcß sich bei Prli- iung tcr Verordnung ausschließlich durch die strengsten staats rechtlichen Grui tiätzc leiten; diese sühnte» dazu, die Genehmigung tcr Veroitnnng tu allen ihren Tbciicn einstimmig zu empfehlen Eben o erhäscht tlcö auch die Rücksicht auf daS öffentliche Wohl Jede Veränderung tcrVcrordwuu» würde auch dieZurückz'ehum der Vervrkmmg und" damit eine Verzögerung der Einiüvrung der OrgantsationSgeiede Im Sct knburgischen zur Folge haben. Ohne Debatte genehmigte die Kammer die Verordnung nach Form und Inhalt. Außerdem beschäftigte sie sich ausführlich mit der Bcrathnng ihrer Ecschgsksvrenung. die von, Präsidenten vr. Schaslrc> th auSgearbettet, zuletzt einstimmig Annahme fand. Ferner ist einer Interpellation dcö Abg. I)r. Panitz über die Eompetenzen tcö SchulauSschusiea und des Schulvorstandes in Stätten mit der rcv. Slättcorbnuug zn gedenke». Diese, eine ziemlich verwickelte Eompctcnzsragc enthaltende Anfrage fand durch den En tiiSmluistcr vr. v. Gerber sokertige Erledigung. Endlich sei cincs Antrags gedgcht, den NamcnS kcr National- libcralci, Abg. Körner gestellt batte und der tain» ging: In Erwägung, kaß clne Vcscrtcrung der Abg. v. Einsiedel und v. Könncritz und eine Anstellung tcr Abg. v. Zahn und vi. Hahn I,n Staatsdienste ii» Sinne des H 71 der Verf.-Urk. tbat- sächlich stattgcnmtcn hat. erklärt die Kammer die Mandate dieser Adgeoidnetoi, sür erloschen. Die vom Abg. Körnermitbcantoagtc Schlnßbcrathnng konnte nicht bewilligt werten, da der Miniitcr v. Nostitz hierzu die Zustimmung der Regierung verweigerte, hie Bedenke» tragen mühe, eine Interpretation der Vcosassungö- nrklwde so knriori ch vorzuncvmci,. Der Antrag ging daher an die dritte De, ntation. Nachträglich ist zu erwähnen, daß in tcr I. Kammer bei der Stencrgcsetz Abstimmung bezüglich Abzuges deS Fsiiüteiö nickst 1i, sonder» >2 die Minorität bildeten, dg auch Herr Präsident v. Zrhmen tür ton Abzug stiimnte. — I» der I. Kammer rcscrirtc v Erd»,.,,, nSdorfs über die 145» zum Gewerbestriierge ctzc cingegangenrn Pettkionc», die, gegen 2 Stimmen, durch die vergcttcni gefaßten Beschlüsse tür erledigt erklärt wurden. Sehr scharf ging Referent mit tiner Petition der Hautcto- und G weibstammcr z» Plauen ins Ge- lickst. Dicic Eingabe ergebe sich i» liuzlcmiick'en Ausdrücken, in llcbertreikiingc» aller Art und verrat! e außerdem eine höchst bc- s>c>nd!iche Uukcmckpiß dis Steucogrsetzes DaS sei um io wnn. derb,wer, als d.r Lecretär sener Haiilclslamincr, Slbg. Kirbach, ioga, Versitzender tcr Sttlicrdcpntation der 2. Kaniiner gewesen sei, dei dem sieb tic Handclötammer lcickst hätte unterrichten kö» n n. Entweder welle diese Handelskammer die Minderte,Merten mir belasten, um die reichen Fabrikanten in der Besteuerung zu crlcichttln, oder jene Ka„ nu r versiebe nickst zu rechne». Er wolle gern bas Letztere annebznen. - Zum Schluß wählte die I.Kam mer tic Mitstickee zum Staattgcrick tSboi tznr Schlichtung von Streitigkeiten zwischen Regierung und Steinten». Der König bat zu», Vorsitzende» dieses Gerichtshofes Herrn Oberappclla- tionggcrickstSvläsidcnteii v. Weber und zn Mitgliedern die Herren AvpcllatlonSgcrichlsvräsitonten Klemm, Ncokv, vr. Petschke und vo. Winzer und Oberappellationögerickstspräsidniten u. Kvaw und vr. Licgmann ernannt, die Kammer wählte ihrerseits hin ein: die Herren wirll. Geh Rath vr. v. Wächter in Leipzig, Flncmzprocniator Advoeat Beschorncr in Dresden und geh. Hot- rast, vr. Al brecht In Leipzig, zu deren Stellvertretern die Hot- räthe und Acvoeate»K0n»kritz I» Dresden und Weber i» Bautzen. — Folgende Anträge außer den bereits gestern mitgethcilten (betreffs Straflosigkeit für sülche Rentensteuerhinterzichungen, die vor Erlaß de« neuen Einkommensteuergesetzes begangen wurden) hat die 1. Kammer gemeinschasttich mit der 2. «„'die Regierung gerichtet: 1s Der StaeitSrcglenmg gegenüber die LGrauSsetzung auö- zusprecheu, daß sie so bald alö thnnlich die Stcuertermine ein« iü, allemal firiren werde. 2> Die Regierung zu ersnck'cn, daß dieselbe auf Grund tcr i» 811 ausgestellte» Scala einen Tarif der Steuersätze, welche sich durch Vervielfachung der einfachen Sätze unter Berücksichtigung dw Im letzten 'Absätze enthaltenen Vorschrift ergebt», ausarbeltcn lasse und in geeigneter Welse veröffentliche, lls Die Staatsregierung zu ersuchen, daß sie bei Ausarbeitung der Instructionen sür die EInschätzungSeoi»»iis- slonen die mittelst DecretS bom I. November 1873 vorgelegtcn Entwürfe zu GeschäftSanwelsungen sür Umlegung der Grund steuer und der Gebäiidestcucr Insoweit, als sie mit den Bestim mungen und dem Geiste deS Einkonunentteuergrsetzeö In Ein klang stehen, benutze. 4) Die Staats,cgierung zu ersuchen, daß sie die Steucrbczlrke so weit thunlich mit den nach dom Gesetze vom 21. April IMS zu schaffenden Verwaltungsbezirken ln Einklang bringe, auch bei Eiiitheilung kcr Distrikte im Voraus darauf Rücksicht nehme. l»> Die Regierung zu ersuchen, daß sie ans baldige Beseltlgiir»g brr ^reiettcuerrätbe Bedacht nrbvv. <>> Die Staalöregierung zu ersuche», den Zeitpunkt, mit wel chem das Gesetz in Kraft treten soll, dergestalt zu noriniren, daß dem nächsten ordentlichen Landtage die Ergebnisse der „ach deinjetben vorzunchmendc» erstmaligen Einschätzung, gleichzeitig mit dem Budgct-Entwurs vorgclegt werten'können; hierbei gleichzeitig dem Landtage eine Vorlage darüber zu machen, welcher Theil des Staatsbedarts Lurch die Einkommensteuer und welcher durch die bisherigen directen Steuern autgebracht werden soll. — Der Referent der Steuergesetze in der Zweiten Kammer, Abg. vr. Gensel, ist bereits mit Abfassung eines Berichts über die betreffenden Abschlüsse der Ecsten Kammer beschäftigt, so daß spä testens Freitag die Zweite Kammer hierzu Stellung nehmen kann. Darnach wird der Landtag Anfang nächsterWoche geschlossen werden können. — Da dem Stadtrath bezüglich des Ringstraßenprojec- teS vom kgl. Ministerium des Innern nunmehr auch die zweite ab- schlägliche Entscheidung zugegangen ist, die dadurch motivirt wird, daß der Rath in seiner Remonstration weder neue Momente geltend gemacht habe, noch auch durchgreifende Modifikationen des Planes in Vorschlag gebracht habe, nach denen die Angelegenheit vom.Stand- pvnkte der öffentlichen Grsundhcitspflege anderweit in Beralhung -.» nehmen sei, beschließt der Rath unter Anerkennung der von der Baupolizeideputation gemachten Vorschläge und Einwendungen in Betracht, laß ungeachtet der von den Oberbehörden gehegten Be denken mit der Zeit die Ausführung des Ningstraßenprojects durch eine dem Verkchrsbedürsnisse zu schaffende Abhilfe dringend geboten mehr und mehr sich darstellen und darum schwerlich aufzuhalten sein werde, die Sache fortwährend im Auge zu behalten, wenn schon man sich zu bescheiden habe, daß nach den zweimaligen abfälligen Entscheidungen der obersten Behörde für jetzt von weitern Vor schritten abzuschen sei. — In Nr. 268 unseres Blattes brachten wir gelegentlich eines Referates über die Stadtverordnetensitzung vom 23. v, M. eine Äcußerung des Stadtverordneten Schöne, welche rügte, daß man scn, Direktor der höheren Töchterschule, Victor, gestatte, neben diesen einem städtischen Directorio auch noch ein größeres Privatinstitut zu halten, da man doch bekanntlich nicht wohl zwei Herren dienen könne und überdies die Vermuthung sehr nahe liege, daß der Direc- tor Victor sein Privatinstitut mit mehr Liebe, als die städtische An stalt behandeln werde. In seiner Plenarsitzung vom 29. v. LN. hat ocr Stadtrath die Schöne'schen Befürchtungen dahin berichtigt, daß sie unter Zustimmung des Stadtverordneten - Collegiums vom 7. Januar 1872 gestattete Einrichtung des fraglichen Privatcursus scr Schule nur zum Vorthril gereiche, diese Einrichtung überdies nur als ein mit Eröffnung des Ctaatsscminars für Lehrerinnen zu be endigendes Jnterimifticum betrachtet werde und weder ein finan zieller Vortheil dem Direktor daraus erwachse, noch Nachtheile für sie unter des Direktors Victor Leitung aufblühende städtische Schul anstalt mit sich führe. Wir nehmen von dieser 'Rechtfertigung des Directors Victor durch seine Vorgesetzte Behörde mit Vergnügen Act. — Wie man hört, sind die architektonischen Pläne zu einer künftigen Leichenhalle für Verbrennung nahezu fertig und Herr Siemens wird sic einreichen. Irrig ist jedenfalls die Vorstellung Vieler von dieser Halle, die schön, würdig, ganz in kirchlichem Eha- ralter erbaut werden soll und in welcher die feierliche kirchliche Be lattung, unbeirrt durch die Ungunst der Witterung, genau nach eizigcm Gebrauch sich vollziehen wird. Nur das; man jetzt den Sarg n die Erde senkt, wo er langsam verwest und verfault, aber eben auch, wenn auch nur chemisch, „verbrennt" und zwar bekanntlich in höchst eiler Weise. In der Sicnicns'sclien Halle wird die Ver brennung, richtiger Veraschung, durch hohe Hitzegrade (heiße Luft) in einer Stunde vollbracht und die Reste des Verblichenen in Urnen oder wie man sonst will, bewahrt. Hier bleibt vom Todten die Asche, aus der ihn Gott schuf, dort bleibt nichts als ein Grab, ein Ort, wo der Todte zwar versenkt ward, aber sich durch Ver wesung mit der Erde völlig idmtificirt, ohne daß schöne oder ver wahrbare Reste bleiben. — Heute um 5 Uhr hält der Thierschutzverein seine MonatSversammlnng. — Zwischen dem Baumeister, welcher die Herstellung der vom Ufer der Elbe »ach dem Arsenalbaue führenden Pserdeeisenbahn übernommen hat und dem Eigenthümcr des Grundstücks Nr. 30 der Schillerstrnße, durch welches die Bahn mitten hindurch gelegt werden soll, sind ernstliche Differenzen entstanden, die dazu geführt haben, daß jener Grundstücksbesitzer in der 'Nacht von vorgestern zu gestern die bereits innerhalb seines Grundstücks am Tage zuvor fertig gestellte Bahn wieder Hai aufreißcn lassen. Die Differenzen sind dadurch entstanden, daß jener Grundstücksbesitzer zur Grün dungsperiode sein Grundstück an ein Berliner Consortium verkauft hat, mit welchem der Vertrag wegen Durchlegnng der provisorischen Pferdebahn abgeschlossen worden ist, das aber Nachmals die Kauf bedingungen nicht erfüllt und dadurch den früheren Eigenthümcr Anlaß gegeben hat, sich jetzt noch als solchen zu betrachten. — Gestern Vormittag litt ein mit Kohlen beladenes kleines Boot, welches von unterhalb der alten Elbbrücke durch den zweiten Bogen auf Altstadt« Seite mittelst eines Seils hcraufgezogen wurde, gerade unter dem Brückenbogen Schiffbruch und schlug mit seiner Ladung um. Das Wasser der Elbe ist gerade jetzt so flach, daß der Unfall sür die zwei Schiffer, welche sich in dein Boote befanden, keine üblen Folgen hatte. — ZweiSteinmetzgcsellen verübten vorgestern Abend auf dem Tanzsaale „Kursürstcnü Hof" argen Exceß, insultirten die Gäste, faßten den Billetemnehmer, zerrissen ihm den Nock und schlugen auch nach den Gendarmen. Sie wurden gebunden zur Haft gebracht. — Auf dein vom Pulverlaboratorium nach dem neuen Fried richstädter Friedhofe führenden Feldwege, welcher etwas bergab geht, stürzte vorgestern Nachmittag dcrKutschcr eines hiesigen Baumeisters, der den Weg im Trabe herabfuhr, bei dem Bemühen, fein strau«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite