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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 23.01.1930
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1930-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19300123011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1930012301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1930012301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-01
- Tag 1930-01-23
-
Monat
1930-01
-
Jahr
1930
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 23.01.1930
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rs. z«»«r — «Vre»ft«er rr«-richte»" — )kr.» r-«-s -« »er versammln»» (lnhävloge. P roleflor Dr. S » " d !d»er»«lt. «ein Thema., »ttkes» nnft a « » erb« «»seit» d « r »lpe »*, hatte »em Late« »telletcht »rächt, »oll« Ltchtbllder al» Übliche „vealetterschetnung* oerhetben, «der sie muhten «ach. »teker Hinsicht eine klein« Enttäuschung erfahren. Um so fesselnber war aber »er Inhalt »e» Bor» trag», »er in zurückliegende Jahrtausende führte, ein ansehn, llche» Stück Kulturleben au» klassischer Zeit ausrollte und «eoenbet Einblicke t« die geistig« Werkstatt de» Altertums, forscher« gewährt«. Der Redner erklärte, baß er vornehm- sich Dinge »eigen wolle, die in Deutschland und Güdsrank- reich auSgegraben wurden, Kunde, die nachweislich die da- mal» sehr lange Reise vom sonnigen Süden über die Alpen uach dem Norden »urückgelegt hatten. Damals erstrahlten die Länder de» Mittelmeer» im hellsten Lichte der Kunstgeschichte, es mar die Zeit eines Solon und PerikleS in Athen. Nachweisbar ist der Austausch knnst- gewcrblicher Erzeugnisse des Südens gegen Nr" Bernstein und Zinn aus den nördlichen Ländern. Montag JaeobSli richte« et» bekannter l au» Marburg, am Sa» mchemste ürmkeahaa» Sachsta» Dir EtiuveHung IkttbrrMr Ke<mkhn<mftaUrn Ueber der alte« vergjtadt, lscheinba . jenem trauliche» Gewirr krummer Gäßche«» unscheinbarer Häuschen, erhebt sich der neueste Großbau Fretberg». Deine leuchtend weiße Farbe trägt «inen neuen Don in» Stadtbild. Ruhmreiche Ver gangenheit und neu« Sachlichkeit reichen sich die Hände und künden, daß beide sich wohl zu einen verstehen, wahrt man Altes nur in Treue. Mit berechtigter Freude, mit hohem Stolze über das ge. fchasfene Werk konnte darum auch am Dienstag der Zweckverband de» Fretberger Stadt- und Be- ztrkSkrankenhauseS des Südens gegen Rohstoffe, wie und Zinn aus den nördlichen Ländern. Nach diesen kurzen Vorbemerkungen wandte sich der Redner sofort zu den Beispielen und lieb aus der weißen Wand eine kleine Brvnzesigur erscheinen, die vor Jahren in Ostpreubcn ge funden wurde, nachweislich aber aus Syrien stammt. Aeyn- liche Entdeckungen sind auch in der Lausitz und in den skandinavischen Ländern gemacht worden. Dorthin gelangten Gegenstände, die bl)0 Jahre v. Ehr. an den Gestaden des Schwarzen Meeres von den Skyten angefertigt wurden. In Trillingen (Württembergs fand man vor zwei Jahren «inen reich verzierten Stlberrtng, ein Erzeugnis der Kelten, die pch damals an der unteren Donau niedergelassen hatten. Auch die Schweiz hat sich als ein Fundgebiet antiker kunst gewerblicher Gegenstände erwiesen. Ein Beweisstück hierfür war ein herrlich gearbeiteter Bronzekamm. Aus der einstigen italienischen Provinz Etrurien, denen Bewohner in ihren gewerblichen Erzeugntßen groben Kunst, sinn offenbarten, sind im 5. Jahrhundert v. Chr. viel derartige Gegenstände über die Alpen expediert worden. Hiervon zeugen viele Gräberfunde im Nhetnlande, das damals Abnehmer südlicher Weine war. In dieser Verbindung verwies der Vortragende noch auf einen kostbaren Fund bet Metz. Neben vroiizegefästen im Latsnstil mar es vor allein eine tönerne Schnabelkanne mit Korallenetnlagcn, ein seltenes Stück keltischen Kunstgewerbes. Reiches Forschungsmaterial lie- serte dem Redner Südfrankreich, das ja in vorchristlicher Zeit unter ganz anderen kulturellen Bedingungen stand wie der Norden. Die Griechen hatten sehr zeitig mit der Kolonisierung begonnen und u. a. auch das heutige Marseille gegründet Athen beherrschte den ganzen mittelländischen Markt mit ilastischen Erzeugnissen und in den Bergnestcrn der Provence indet man immer noch Produkte Athener Keramik. EtruSkt- che Grabmäler aus drei vorchristlichen Jahrhunderten, Stein» monumente mit Doopelköpfen, zeugten von einem Kunst- schaffen, das vom Griechentum befruchtet worden war. Sachlich und doch von grober Liebe für sein Wissens- gebiet zeugend, hatte der Redner diese Jahrtausende alten Zeugen einer künstlerischen Betätigung bargcstellt, um damit Einblicke in di« Werkstatt einer fremden Wissenschaft geben zu wollen. Für die interessante und anregende Stunde empfing er lebhaften Dank. Ktn-erhetmweihe tn Leubnttz Reuostra Der Frauenveretn Leubnttz-Neuostra hatte am Sonntag die Freude, das langersehnte Kinderheim weihen zu können. Die oberste Kirchenbehörde war durch Baron v. Fink aus Nöthnitz vertreten, das städtische Jugend- und Fiirforgcamt durch den Leiter der Kreisstelle Leubnitz-Nen- ostra, Oberinspektor Oehlschlägel, und die beiden Für sorgerinnen. Der Kirchenoorstand hatte die Vorsitzende» seiner Ausschüsse abgeordnet, und der Besitzer und Gründer des Heims selbst, der Frauenveretn zu Leubnitz-Neuostra, mar durch seinen Gesamtvorstand vertreten. Man hatte sich zu- nächst im Freien vor der Eingangspforte zusammengesundcn. Baumeister Hermann Richter übergab die Schlüssel des Heims an Frau Pfarrer Schmidt, die Vorsitzende der Ver eins. die sie mit dem Gelöbnis übernahm, mit ihrem Vereine allezeit eine treue Hüterin der neugeschasfenen Kulturstätte zu sein. Man begab sich dann tu da» Innere. Ein Quartett de» freiwilligen Kirchenchore» gab der Weihefeier etne würdige Einleitung. Die Weiherede hielt alS Kurator des Frauen» Vereins Pfarrer Schmidt. Er schilderte die Schwierigkeiten, die zu überwinden waren, und dankte den Behörden und Per sonen, die den Frauenverein beim Ban unterstützt haben. DaS Heim soll ein Hort christlicher Sitte und ein treuer Helfer für alle Elter» sein, denen die harte Tagcsarbeit nicht erlaubt, sich ihren Kleinen genügend zu widmen. Herzliche Worte der Ein weisung und der Berufswethe widmete er der ersten Leiterin des Kinderheims, Fräulein Scherzer. Sie übernahm mit -em Gelöbnis ihr Amt. mit allen Kräften danach zu streben, sich das Vertrauen der Eltern und die Zufriedenheit des Fraucnvercins zu erwerben. DaS Heim liegt fern vom Lärm -te Wethefeier begehen, an der die Bevölkerung der Stadt «nd de» Lanb- bezirkcs regsten Anteil nahmen. Sie nahm ihren Anfang mit der vegrüßnngsausprache deS AmtShanptmannS Dr. Uhlig. Der 22. Januar 1V30 werde ein Markstein der Stabt wie der Amtshauptmannschaft Freiberg bleiben. DaS Be dürfnis aus Errichtung eines Krankenhauses habe schon lange bestanden. Bereits 1018 wäre die Beschaffung der Gelber in die Wege geleitet worden. In diese Zeit falle die erste Fühlungnahme zwischen Amtshauptmannschaft und Stadt. Der Weltkrieg habe die Entwicklung gehemmt. Erst 1024 konnte» die Verhandlungen wieder ausgenommen werden, die dann namentlich von den Landgemeinden stark betrieben wurden. Wie notwendig der Ausbau des Krankenhauses ge wesen sei, lehre die Tatsache, das, mit der Belegung der Neu bauten bereits vor der Fertigstellung begonnen werben mutzte. Die Zahl der Kranken betrage zur Zeit 170. Der Amtßhauptmann begrüßte sodann zahlreiche Ehrengäste, so als Vertreter der Staatsregierung und Kreishauptmannschaft Obermeütztnalrat Dr. Hosmann und Oberbaurat Mittelbach, die Vertreter der Neichsregtcrung, der Kommunalbehürdcn, des Beztrksverbandes der Aerzteschast, unter der Geheimrat Professor Dr. Payr (Leipzig» weilte, der aus der Zahl seiner Assistenten den neuen dirigierenden Arzt und Chirurgen der Stadt überlassen hatte. Der Redner begrüßte ferner die Ab ordnungen benachbarter Krankenhäuser, der Kirchen, der Dtakontssenanstalt Dresden und der industriellen wie bäuer lichen Unternehmungen von Stadt und Land, der Berg behörden, der Gerichts- und Neichsbehürdcn. Nach dem AmtShanptmann ergriff Oberbürgermeister Dr. Hartenftei» das Wort. Als Vertreter der Stadt müsse er in dieser Stunde vor allem den alten städtischen Krankenanstalten danken, von ihnen ribschied nehmen. Er tue dies mit aus- richtigstem Danke an alle, die bisher ihr möglichstes her- gegebon hätten. Tiefgefühltester Dank gebühre den bisherigen Aerzten Dr. Hüttner und Sanitätsrat Dr. Richter, und dem Deputierten des Rates, Stadtrai Friedrich. Die Vollendung des Werkes habe nur durch gemeinsame Arbeit zwischen Stadt- und Landbeztrk geschehen können. Dies sei tn der Fretberger Lage, als einer aus gesprochenen Landstadt und als eines kulturellen Mittel punktes des Landbcztrks besonders nötig gewesen. Dem entsprechend habe die Satzung des Zweckverbandes ihre ört lichen Besonderheiten. Schwere Sorgen habe man durch machen müssen, selbst die einer ungewöhnlich frischen und lebhaften Kritik, die bei den Bauitberschreitungcn tn äußere Erscheinung getreten wäre. Man Hache anfangs mit 1.2 Mil lion Mark Kosten gerechnet. 1,5 Million sei «S geworden, da statt 170 Betten schließlich 230 Betten zu beschaffen waren. Das grobe soziale Werk des Neubaues wolle 120 008 Per sonen des Bezirks und der Stadt dienen. Man habe bas Krankenhaus in einer Zelt errichten können, tn der die Scheu vor dem Krankenhaus mehr unb mehr schwinde. Stadt und Bezirk dürften sich des erreichten Zieles erfreue», LaS für alle Mitbürger zum Segen gereichen werde. Mit herzktchftem Danke übernahm sobam, ber leite»-« Sr»1 ««» Direkt», Privats,ze»i Dr Labwi« den Schlüssel beS Hause» au» den Hänbe» de» Qbew bürgermetfter» mit der Versicherung treuer Verwalt««, tn- dem er zugleich von dem Geiste sprach, den da» Hau» beseele» solle. Der Vorstand habe weitsichtig die eigentliche» ärztliche» Einrichtungen ausgestaltet, um ein« aus der Höhe stehende Krankenanstalt und Krankenbehandluna zu gewährleisten. Ein umfangreicher Bezirk, wi« hier, müsse rin Krankenhaus haben, das groß genug sei, um allen Anforderungen nach- kommen zu könne»». Di« ÄrankenüauSärzte sollten da» Ber. trauen rechtfertigen, das die Bevölkerung in sie sehe. Die» gälte zugleich auch vom Pflegepersonal, von dem opferwillig« Hingabe, Selbstlosigkeit unb unbedingte Zuverlässigkeit ge fordert werden mitsse. Vom gleichen Geiste getragen waren die Ausführungen des neue« Internisten, Dr. «ed. Gilbert, ber aus den Zusammenhang der Medizin uitd der Natur wissenschaften etnging, di« wissenschaftliche Forschung aber nicht als alleinseligmachend hinstellte. Der Mensch wäre je keine Maschine. Erkranke ein Organ, so wirke sich die Schäüi. gnng nicht nur aus den Körper ans. Zur Persönlichkeit gehöre die Seele. Die guten Acrzte hätten das nie vergessen. Unsere Universitäten hätte» dies jederzeit als Grundlage anerkannt. Wenn sich das Mühen um den Körper und die Betreuung der Seele In edler Harmonie znsammeiisänden, würde eS jederzeit einen gute» Klang geben. — Für die Staatsregierung sprach Obermedizinalrat Dr. Hosmann, der allen am Werke Be teiligten den Dank der Regierung übermittelt« und dieses al» wvhlgclungen bczeichncte. Das Krankenhaus ES ist von jeher in der getreuen Bergstadt so gewese«: »Wenn die Freiberger etwas beginnen, tun sie es gründlichst und ordentlich/ In ihrem Krankenhausbau aber haben sie dem allen die Krone aufgesetzt, das muß ihnen ein Fretberger Kind frendigst bestätigen. Eine »Sinfonie von Licht mvd Lust* wurde der Bau in der Festscier genannt. Fürwahr, er ist eS. Dar- über hinaus können Freibergs Bürger aber noch etwas für sich tn Anspruch nehmen. St« haben tn Anlehnung an andere moderne Krankenhausbaut«» und in deren Weiterbildung er» eigenes System geschaffen. Das Fretberger System stellt etwa» Neues bar. Sein Schöpfer Stadlbaurat Dr. Salzmann hat es verstanden, aus all den wider, sprechenden Ansichten herausznholen. was sür den vorliegen den Fall richtig erschien. Sein Plan sutzt aus dem DoSquet» system, ohne freilich dessen Mängel zu übernehmen. In ge- schickter Gcländeausnntzung wurde es möglich, alle» Kranke »räumen Südlage zu geben. Dabei staffelt« man die Abteilungen so, daß sie sich nicht beengen. Mit größter Sorgfalt wurde die Belichtnngsjrage und Luftzufuhr geprüft. Langgestreckte Säle sind vermieden worden, dafür aber Einzel zimmer und kleinere Säle geschaffen. Hinter diesen läuft «in Ga>vg entlang, der die Verbindung ohne Störung der Kranken ermöglicht. Die nach den Ltegeterrassen sich öffnende« drei, (eiligen Schiebcseiistcr gestatten die Umwandlung der Säle und Zimmer tn offene Liegehallen. Trotzdem mutet alles heimelig an. Eine schlichte, aus jede» Prunk verzichtende Aus- stattung hat es dennoch ermöglicht, die Räume geschmackvoll zu halten. Lichte Farben erfreuen das Auge, daS, ohne geblendet zu werden — infolge günstiger Bettenaufstellung — über altersgraue Dächer bis hin zum fernen Wald schweifen kann. Daß man die modernsten ärztlichen und technischen Errungen schaften ntcht vergesse» hat. ist bei der Fretberger Gründlichkeit selbstverständlich. Alle Mittel sind den Aerzten, dem Pflege, personal an die Hand gegeben. So ist ein Werk entstanden, das sein« Meister lobt, von dem man in Abwandlung eines berühmten Wortes sagen möchte: »Es ist eine Lust, tm Frei, beiger Krankenhaus -er Genesung entgegenznträumeu.* sich tn einen großen GraSgarten unb einen gleichgroßen Spiel platz mit Planschbecken. Im Erdgeschoß befindet sich der ge räumige, sonnige Hanptausenthaltsraum für die Kinder. Er ist mit praktischen Tischen und reizenden Stühlchen und Bänken, die alle gestiftet worden sind, auSgestattet. Die Wände hat Kuiistmaler Elßner, Leubnitz-Neuostra, mit Bildern aus dem Kinderleben verziert. Die übrige Inneneinrichtung entspricht allen Bedürfnissen aufs praktischste. Die gesund heitliche Ueberwachung der Kinder hat Dr. med. Thüme über- nommen. 1» die Vorstellungen sehr häufig zu wünschen übrig. Unb da auch der Adel diese Vorstellungen nicht besuchte, weil jeder mann ohne Bezahlung Einlaß fand, so sah es im Theater manchmal nicht gerade sehr anheimelnd ans: ein anderes Bild bat sich nur, folgte auf die Oper eine Nedoute, zu der nur Personen mit Einladungskarten Zutritt hatten. Als Friedrich noch jünger war. ging es bei den Kostüm- sesten ganz lustig her, doch liebte ber König MaSkenscherze derber Art. wie sie bet ber „philosophischen Königin* Sophie Charlotte an ber Tagesordnung gewesen waren, gar nicht. Der Karneval erhielt während seiner Negternngszeit eine entschieden vornehmere Färbung und feinere Ausgestaltung, llrotcskc Masken waren verpönt. Friedrich sah dem lustigen Treiben meist von seiner Loge aus zu: doch machte er auch am Abend stets einige Rundgänge im Saal, wobei er einzelne MaSken durch Ansprachen auS- reichnclc. Und in seiner Jugend war auch er meist in irgend einer Verkleidung erschienen und hatte sich gefreut, wenn man ihn nicht gleich erkannte. Zu de» „Opernredouten* gab e» nun aber auch noch srele Speisen und Getränke, und da gab e« denn so manchen, ber die Gelegenheit ausnutzte, sich anf Kosten dev Königs einmal «ehilrig gütlich zu tun, was natürlich nicht gerade nach seinem Geschmack war. Eine alte Sitte — doch konnte der König diese nicht ohne weiteres umstoßen. Unb so hatte er denn nach einer solchen Rcdonte z. B. einmal das zweifelhafte Vergnügen, für 2M anwesend gewesene Personen nicht weniger als 1800 Butterbrote, 200 Kalbs, und Wildbraten, 800 Ochsenzungen, M Hasen, 200 Baumkuchen, 200 Torten, 0 Scheffel Bonbons, v Scheffel Makronen und gebrannte Mandeln, 1 Zentner Schokolade und an 400 Flaschen Sekt in Rechnung gestellt zu bekommen — bei mehreren derartigen Vorkommnissen in der „Saison" sür den sonst so sparsamen Monarchen immerhin eine menig angenehme Zumutung! Bei den Bällen im Opernhaus trennte etne Barriere Adel und Bürgertum, und nur Herren und Damen von Stand dursten diele passieren. Die jungen Kavaliere schätzten diese Trennung aber gar ntcht, hielten sie sich doch viel lieber jenseits der trennenden Schranke bei den meist allerliebsten Bürger, madchen aus. weil e» erfahrungsgemäß dort weitaus am lustigsten herging, am allerlnstigsten aber, sobald der König das Fest verlassen hatte, was er in sväteren Jahren meist ziemlich frühzeitig zu tun pflegte. Da eS in vorgerückter Cimidc dann manchmal zu Ausschreitungen kam, erging schließlich für die Offiziere daS Verbot, länger als bis 10 Uhr an diesen Vcranstaltnnaen teilznnehmen. Z» de» hösiscbe» Festen des Berliner Karnevals gehörten ferner auch noch die Prinzen- und Prinzcssinnen-DinerS, an denen Friedrich, altem Brauche gemäß, stets tetlnahm. Doch ging es bei diesen meist steif und ungemütlich zu, besonders wenn der König schlechter Laune war, was wegen seiner Gicht im Winter ziemlich häufig vorkam. Dann aber wehe dem, der sich irgendwie mißliebig bemerkbar machte. Friedrich nahm nicht die geringste Rücksicht auf die versammelte Gesellschaft Es hagelte nur so von Grobheiten. Prinzen und Prinzessinnen, Hofdamen oder sonstiges Gefolge behandelte er wie die Rekruten. Am Karneval nahmen noch teil die meisten Generale und die irgendwie abkömmlichen Regimentskommandeure der preußischen Armee, die gewöhnlich schon zur GratulationScour am Ncusahrstage in Berlin eintrafen und vom König aus gefordert wurden, auch noch während ber KarnevalSzeit, di« er siir seine Person meist mit dem Vortage zu seinem Geburt», tag, dem 28. Januar, schloß, sein Gast zu sein. Getanzt wurde auf Hofbällcn meist daS Menuett, bei welchem Tanz der Grundsatz der „Eurhythmik", wie man heute sagen würde, streng gewahrt war und bei dem alles aus Grazie »nd höfischen Anstand ankam. Und diese Tänze alle hatten tn dem königliche» Flötenspieler einen entschiedenen Freund, ja. er betrachtete sie geradezu als eine Angelegenheit der vater ländischen JligcnLerztehnng mit ihrer Korrektheit der Formen, deren exakte Beherrschung er von seinen Offizieren und snngen Edellcuten unbedingt verlangte. Als beliebtestes und großartigstes Ereignis der frtdert- zianischen Ballvcranstaltnnqcn sei zum Schluß noch der am 18. Januar eines jeden Jahres stattflndende Große Masken ball erwähnt, den Friedrich stets anläßlich beS Geburtstages seines Bruders Heinrich gab, an welchem Fest immer mehrere tausend Personen teilnahmen und bei welcher Gelegenheit sämtliche Gäste tm Glanz der Kostüme, die namentlich bet der Quadrille in Erscheinung traten, wetteiferten. Bücher und Zeitschriften X »«»Ist«» »er Stadtwirtschast? Einige Voraussetzungen für die Nationalisierung der deutschen Städte. Bon Dr. «. Schmude. Stadt, rat in Frankfurt a. M. Verlag von Rctmar Hobbtng tn Berlin SW. 61. X „Indtvidnal-Rasten. und Volks»,»»«»«/ von Stadtarzt Dr. med. Ernst Nenmann, Ncumtinsicr. iDeutscher Verlag für Volks- wohlfaliri, GmbH., DreSdcn-A. 1, Lingnerplatz. Ueber dt« wichtig sten Gebiete der Persönlichen Gesundhettspslcge, wi« Ernährung, Körperpflege, Leibesübungen »sw. kommt der versatser zur Be sprechung der vercrbnngStatsachcn und der BolkSgesundheltSpflege. X Graf Ludwig Sal«: „Mein lieder Peter...* Beichte eine« Vater«. «Verlag Ernst Keil« Nacht. jAugust Scherli. GmbH.. Berlin.) Diese LebenSbetchte te» berühmten österreichischen renntS- spteler» ist tu erster Linie eine leidenschaftliche verteidig Gras Salm hat den Kamps um Krau und Kind gegen die Machen schaften seines Schwiegervaters, des amerikanischen Oelmagnate« Colonel Roger» und dessen gewiegten Advokaten vor Gericht ver loren: er will ihn wenigstens tm Herzen seines Sohnes dereinst gewinnen. X „Bridge al» Spiel »nd Knnft* Bon Dr. Georg Taster. tFibaverlag, Wien—Leipzig.) Nicht für blutige Anfänger, auch nicht sür oberflächliche Bridgespieler ist dlese» Buch gedacht. Es ist viel, mehr et« Buch, da» auf Grund sahrekanger Erfahrungen einen Sn», zug der wichtigsten Möglichkeiten bringt, durch die da» Spiel zu einem Erfolgspiel wird. SS lehr» also nicht nur, wie «au Bridge spielen, sondern wie man im Bridgespiel gewinnen kann. Reizend sind die SV sorgsam ausgewählten, in bunten Bildern gebrachten Kartenbelsplele. X Mensch«» »nd Ding«, von Eduard Engel. (Leipzig. Koehler S Amelang.» In diesem ErtnnerungSwerk nimmt Eduard Engel tn SV Kapiteln Satser und König«, Staatsmänner, Gekehrt«, Künstler, die großen Irrtümer seiner Zeit, kurz Menschen und Dinge unter die Lupe, die ihm in seiner langjährigen Tätigkeit al» Direktor beS stenographischen Büro» des Reichstag» und al» Literarhistoriker und Kritiker nahegekommcn find X Lab,ri«th der Gegenwart. Aussätze von Hermann Bahr. (Verlag Kranz Borgmeyer, HildeSheim.) Die tm „Labyrinth der Gegenwart* gesammelten Aufsätze beschäftigen sich, mit Ausnahme einiger au« aktuellen Anlässen entstandener Beiträge für die Tagespreise, vornehmlich mit dem neuesten deutschen Schrifttum und einzelnen seiner bedeutsamsten Vertreter. X „Der groß« Hornlsssel.' Tiger — Hindu« — Vagabunden — Fahrten und Abenteuer etneS Ausreißers. Bon Eugen Retth. iKranckhsche BerlagShandlung, Stuttgart.) Ei» Abenteurerbuch, da von ber ersten Zette an gefangennimmt, bas mttretßt durch flammende Abenteuer, durch Erlebnisse von uncrschöpsltchrr Schön heit. Ein (unger Ausreißer läßt sich sür den Dampfer „Hyazinth* anhener», besteht dort mit bewundernswerter Geistesgegenwart unb Energie alle Schwierigkeiten, dt« sich ihm, dem Unerfahrenen, der noch nie auf See war, «ntgegenstcllen, verläßt auf abrnteuerltche Weise da» Schiss, geh« aus gefahrvolle Jagden nach Tigern unb Krokodilen, erlebt tn Indien den ganzen Zauber orientalischer Schönheit, Hinduprozesstonen, religiöse Kämpfe unb Aufstände, Gefahren tm Dschungel und Geheimnisse einer Opiumhöhle. Indien und die Inder find in ihrer ganzen Tiefe geschaut. Die» Land der Wunder unb märchenhaften Schönheit, dies Volk ber grübelnden WahrheitSsuchrr, der religiös Begeisterten, der ergebenen Schicksal-gläubiger, der großen Vagabunden, der wahren Weise» — mtt wenigen Worten umretßt der Verfasser ein grandiose» Btld von ihrer unsprüngllchen elementaren Kraft und Eigenart. X „Ingenieur Horftman».* Roman von Wilhelm Heaeler. Mit einem Nachwort von Karl Oucnzel. «Hesse L Becker Verlag, Leipzig, Die Schatzkammer.) Wilhelm HegelrrS Eheroman „In- genteur Horstmann" genießt in den Kreisen der Senner schon lang« den R»i eines auSoezctchnelen. von aroßem Ernste erfüllten Buche«. Er verdient c» daher, tn den breitesten Leserschtchten bekannt zu werden, und man mutz dem Berlage danlbar sein, daß er ihn t» seine wohlsetle Buchfolgr „Die Schatzkammer* «nfgeuonnN«» -nt. KM GW
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