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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 23.01.1930
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1930-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19300123011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1930012301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1930012301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-01
- Tag 1930-01-23
-
Monat
1930-01
-
Jahr
1930
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 23.01.1930
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rr«.» r«lt« r — Hochrichl«»' rr. z«m« MS brote» müde zu werden. Dem kommen Erwägung«« t« ReglerungSkretsen entgegen, durch Schaffung eine» Rognen- brvtgesetzrs an Stelle de» au» gemischtem Mehle bestehe«»«» Graubrotes ein reines Roggenbrot in den Handel zu dring«». Diese Entwicklung gilt e», au» vvlkSwtrlschastliche». aber auch aus volksgesundheitllchen Gründen zu unterstützet». Aus volksgesundbritltchen Gründen; Dt« Er» nährungsivissenschast bat in de» letzten Jahr«« »ewtese«, das, in dem Bvlkssprtchivort: «Schwarzbrot macht Wange« rvl" eine «lese Wahrheit steckt. Seitdem man dt« Bedeut»«» der Vitamine und der Mineralstosfe sür di« menschlich« Sr» Nahrung erkannt hat, «ei» man auch, daß diese notwendig«« ErgänzungSstoffe sich hauptsächlich im Schwarzbrot find««, mährend feines Weizenmehl davon nahezu sret ist. Ins» besondere für die gesund« Ernährung brr Äugend ist dunkles Roggenbrot nahezu unentbehrlich. Nur in ihm find die für den Ausbau deS Knochensystems und der Zähne nötigen Kali salze enthalten, nicht aber im Weißbrot. Mit den volkSgesundheitiichen Gründen verbindet sich harmonisch der Volk S wirtschaftliche Nutzen. Roggenbrot ist billiger als Weizenbrot. Die Notwendigkeit der Einsuhrscnkung haben mir bereits erwähnt. Aber dar über hinaus ist ein gesteigerter Roggenbrotkonsum eines der wertvollsten Hilfsmittel, der Landwirtschaft zur Rentabilität zu verhelfen. Zölle alleine können angesichts der Ueber- produktion von Roggen die Rentabilität nicht gewährleisten. Die Gesundung der Laiidwtrtschast aber ist beute eines der wichtigsten Wirtschastsprvbleme. daS insbesondere den Grob- städter stärker angeht. aiS er vielleicht glaubt. Unser riesiges Arbeitslosenheer und die schwer« Krise unserer Wirtschaft sind ja zu einem »roh«, r«tl tzt« G»lg« »«« »«schwächten Kans- kraf» u«l«»«I <«»d»f»tfch«ft. Di« Wlrifchast ist «in organische» Ganze», ba» «l» gedeihen kan», wenn alle M. Pa» » Mer ei»« etnsache und schlichte sch »b«r »«»««Über «inseitigen Konsumenten- »Honbpunkt«» nur «ch»e, durch^tringen per lt d«r Srke»«itni» bl« z«r rettend«» r«t IB ter Schritt. «der er dürft« t« -all« de» «vgaentzrvtkonsum» nicht allzu schwer. Glieder ge Erkennt««», die »der Pr»tz«»ent «tzcht». Und oo» ^t noch,«»»»«—. ^ ^ Ht,lg«r»ng de» Rvggentzrvtkonsnm» nicht allzu schm« " n, »en« di« Grohstadtdeoölkerung sich er» einmal der »rzüa« «ine» guten Roggenbrotes övvußt «lrd. Di« ' tz« hierfllr find vorhaud««. So hat l« München dl« erz«an»»innun» zu dtefe« Zweck« »tuen nachahm««»» ««rte« Schritt getan. St« laßt »on einer Mühl, «ln garan tirrt r«tn«s. einheitliche» Roggrnmehl herstelle». -«der Bäcker» der diese» Mehl dezteht» um davon echt«» schwarze» Landbrot hrrzustcllcn, verpflichtet sich schriftlich, nur de» au» backtechnischen Gründen notwendigen kleinsten Zusatz von fünf Prozent Weizenmehl dem Roggenmehl betzumtschen. Diese Brote erhalten zur Kennzeichnung eine Gtcgelmarke mit dem Ausdruck: „Echte» Landbrot, Sä Prozent Roggen, 5 Prozent Wetzen, «äckertnnung München.* Auch ln DreS» den haben wir ln der dritten Sorte unsere» Graubrote» «tn Erzeugnis, da» au» etwa SOprozenttg auSgemahlenem Rog gen mit einem Welzenmehlzusatz von v bl» 10 Prozent be- steht. ES fehlt nur noch die Propagandawirkung, die dem Markencharakter de» Münchner Roggenbrote» tnnewvhnt. Jeder Schritt, der tn dieser Richtung getan werden kann, wird für den einzelnen und die Gesamtheit, für die Stadt und da» Land, für dt« gesamte Volkswirtschaft und sür die volkSgesundheit von größtem Nutzen sein. »«»»»tzeütaatrn Müller, eine» der tüchtigsten Leine ix» lenste», ab. E» bestünden »wet Mögltchkeltcn, Schlitz versehentlich geseilt, »der Delitschnali-nale Mittelstanöstasuns Entschließunsen und Beschwerden Berlin, 22. Januar. Am 21. und 22. Januar tagten im Fesnaale des Preußischen Landtages zu Berlin dle Vertreter des Mittelstandes der Deutschnatloiialen BoltSpartei. I» t^egeiimart von Vertretern aus der Züiidholztuduitrie. der deittichiiatioiialen Arbcitcrschast, Beamtenschaft und Haus frauen jastte man folgende Eiitschlicbang: Der NeichSauSschuß sür den Mittelstand der Deutsch- nationalen Volkspartet hat den vorliegenden Gejetzenlwuri über das Zündwarenmonopol behandelt. Tie schilderen arunS- satzlichcn Bedenken gegen diesen Gesetzentmurs liegen sowohl in der Moiiopolverivirklichuiig eines Wirtschaftszweige» überhaupt, als auch in der verfassungswidrigen Sonder- bevorzuginig der KonsumgenosienichLjten, die sich gegen die deutsche Industrie und insbesondere den mittelständischen Handel richtet. Da» System der Sozialisierung würde durch dieses Monopol wieder einen erheblichen Schritt vor- wäilSgctrieben und dir Entlassung vieler Arbeiter mit sich bringen. Die Reichsiagssraklion wird deshalb dringend ge beten, diesem Gesetzentwürfe geschlossen ihre Zustimmung zu versagen. Nach einem Vorträge de» NeichStagSabacordneteir Dr. Wien deck lHaniiovers Uber den Entwurf des Berufs» ausblldungsgesetzes wurde sich die Versammlung da- hin schlüssig, daß der Allgcmeinzwcck dcö BeruisanSbildung»- gesctzeS durchaus anerkennenSwelt sei, daß dem Gesetzcntwur? aber nur zugeslimint werden könne, nachdem in der weiteren Ausgestaltung die berechtigten Forderungen der mittel- ständischen Wirtschaftsorganisation ihre Berücksichtigung gesunden haben. Der erste Beialungstag schloß mlt einer Besprechung über den Gesetzentwurf des endgültige» NetchSwirtschastSratr», sür den eine angemessenere Berücksichtigung der mittelständischcu Wirtschaft gefordert wird. Dle Beratungen -c» zweiten Tage» begannen mit der Erörterung der privatwlrtschastlichen Betätig»«« der öffentliche« Han». Sie ergaben folgende Entschließung: Die privatwtrtschastltche Betätigung der öffentlichen Hand hat sich trotz aller Ein- spräche der Privativirtschast und ihrer Organisationen immer weiter ausgedehnt und entmutigt weite Kreise besonders tm erwerbstätigen Mittelstand. Ter NeichSauSschuß fordert da her erneut und dringend von Negierungen und Parteien, 1. alle Maßnahmen zu ergreifen oder einzulciten, die ge eignet sind, endlich di« vsscntNchen Verwaltungen zur Ein stellung ihrer privatwtrtschastlichen Betätigungen zu bringen, 3. eine gesetzmäßige Festlegung solcher wirtschaftlicher Betätigungen zu veranlassen, dle zu den sozialen, kulturellen und Verwaltungsausgaben der öffentlichen Hand gehören, 8. den öffentlich-rechtlichen LcrusSvcrirctungcn der Wirt- schalt ein mit Rechtsmitteln ausgestattctc» Einspruchs recht gegen privatwirtschastliche Handlungen der öffentlichen Verwaltungen zu verleihen. 4. zu veranlagen, daß alle wtr!- schaftlichen Betriebe der öffentlichen Hand, die mit -er Privatwirtschaft irgendwie tn Wettbewerb um den Absatz stehen, den gleichen steuerlichen Belastungen unterworfen werden, wie sie jeweils der Privativirtschast unterliegen. Die Beibehaltung der Innungskrankenkassen. deren Bestehen durch Absichten der Sozialdemokraten ge fährdet ist, wurde nach einem Referat des Landtagsabgcord- ncten Konrad svrcSlau) einstimmig als «ine unabänder liche Forderung der Dcutschnationalcn VolkSpartei sestgestcUt. Ueber Fragen der Woünungspolitik und ihre Behand lung durch die Deukschnationale Volkspartet berichtet« der LaiiotagSabgeordnete Howe <Kicl). Seine Darlegungen gipfelten in einer Entschließung, die einen weiteren plan- mäßigen Abbau der WobnungSzwaiigS Wirtschaft unter gerechtem Ausgleich der Ji Hausbesitzern s einer ungebundenen eine der vordringlichsten Forderungen der Deutschnationalen VolkSpartei. Sodann ivandte man sich den Gefahren der Konsumverein»« nnb Wareah«»»« eatwicklnng für die mittelständisch« Wirtschaft zu. Die endlich« Schaffung gleicher WcttbcwerbSgrundlagen für di« Konsumvereine mit der Privatwirtschaft wurden erneut als Forderung aus gestellt. Gegen die Entwicklung der Großwarcnhäuser richtet sich eine einstimmig gefaßte Entschließung, tn der es heißt: Die gewaltige Entwicklung des GroßwarenhauSwesen» tn Deutschland, hinter der tn weitem Umfange internationale» vörscnkapltal steht, bedroht alle Zweige der deutschen Privat- unternchmerfchast von der verarbeitenden Industrie bis zum kleinsten Händler mit restloser AuSscknrltung. Es trifft keineswegs zu, bah di« GoschäftSpraxl» der Großivarcnhäuser «ine Verstärkung der Kaufkraft des RcallohneS herbeiführt. Bon Reichstag und NeichSregierung wird eine wirksame Filialbesteuerung der Konzernnnternehmungen der Großwarenhäliser gefordert, sowie ein beschleunigt zu er lassende- Warenhausgesetz, damit endlich mit der Ver wirklichung des Artikels 101 der Netchsversassung (Schutz des Mittelstandes vor Untergang und Äulsaugungj ein An- sang gemacht werde. Ferner wird eine Nendcrung der Ge werbeordnung dahingehend verlang' daß für dl« Neu- errichtung von Warenhäusern die BedurfnESprÜfung vorzusehen sei. Di« Fragen der Steuer- und Finanzresorm. die gegenwärtig im Brennpunkte de» öffentlichen Interesse» stehen, bildeten den Abschluß der Tagung. au ocr -woonungszmangswirrnyatt n Ausgleich der Interessen von Mietern und fordert. Die baldige Wiederüerbctsllüriing denen freie» DohnungSwirtschaft sei und bleibe Dod be» Sozialdemokraten Dr. Mar vnarck. Dr. Max uarck ist heute tm M. Lcbenssahre nach längerer Krank- tt gestorben, von 1012 bis zum Ende des Krieges gehörte dem Reichstage und dann der verfassunggebenden National- rsammlung an. Schwere politische Schlavereien HanmoMitnde», 22. Januar. In Neumünden kam «s bei einer von Nationalsozialisten einberufenen Versammlung tm „Schmucken Jäger* zu schweren Ausschreitungen. Nach dem Referenten und einem Diskussionsredner versuchte ein hie- gcr Kommunist zu Worte zu kommen, wöbet ein so wüster Lärm cinsctzte, baß ein Weitcrrcden unmöglich wurde. Nach dem schon mehrfach Bicriintersetzer gegen die Saalwache der Nationalsozialisten geschleudert worden waren, gab eine hiesige Kommunistin durch den Wurf eine» Bierseidclunter- setzcrS da» Signal zu einer schweren Schlägerei, bei der vor wiegend Stühle oder Stuhlbeine alS Wasse» benutzt wurden. Erst nach Eintreffen von Verstärkungen ge- lang eS der Polizei, die Streitenden zu trennen und den Saal zu räumen. Während die Nattonalfozlalisten im Saal blieben, versammelten sich auf der Straße etwa WO. teilweise mit Staketen bewaffnete, Personen. Die National sozialisten wurden durch mehrere Automobil« mit Polizei- beamten begleitet. Der Saal de» Versammlungslokals gleicht einem Schlachtfeld: zertrümmerte Stühle bedecken den Boden. Dem Besitzer ist «in erheblicher Schaden erwachsen. « Berlin. »2. Januar. Am Mittwochabend hielte» dle Nationalsozialisten eine öffentliche Versammlung in den ArminiuSfcstsälen in Moabit ab. Unter den 000 Anwesenden hatten sich aber auch eine Menge Kommunisten cingesundcn. di« die Versammlung zu stören versuchten. Bald darauf ent stand eine große Schlägerei, wobei dir Polizei sich gezwungen Iah, mit Gummiknüppeln einzugrelsen. Dabei wurden mehrere Personen verletzt, u. a. erhielt ein Polizeibcamter Messerstiche in di« Hand. Nach Räumung de» Saales wurde ein« Untersuchung nach Massen vorgenommen. Bei einem Kommunisten fand man eine Pistole, außerdem waren zwei Pistolen, fünf Messer, zwei Schlagringe und andere Schlag, gegenstände weggeworsen worden. Insgesamt wurden sechs Personen zwangsgestellt und der Abteilung IX tm Polizeipräsidium «ingrttesert. Diw MuktlschrrßEmr ElsmßGhmmgtmk «in, wichtig« Zengen »AR»«» «. Januar. Im verlaufe de» »rMe» vrr- »rden mehrere technisch« Bttzwtr »nd «»- «rkdttznste» »l» Zeuge» Vernommen. Br- dadet di« Aussage» de» Zruaen Gramk «in«» technische» Relch»b»-n. Oberinspektor». "GS. ' »ach Eintritt »er »ainßrnphg K«ll»«g«> e« fein müßt««, iehnde ab«r «in« verdächtig,», Ln^Na, ' — ' ^ SicheningAdt . . entweder wurb« an de» , ... . . aber di« FeUung wurde a« richtige« Schlitz, hier aber schlich,, auSgvführt. Da» Verschwinden deö Stvrung»buchk» bezetchncte der Zeuge als eine dunkle Anaelegcnhett. Im übrigen wurden den Angeklagten von dem Zeugen Lurchmeg nur die besten Dtenstetgenschasten nachgcrühmt. »oimmmMschtf Sttüloderdtuipt ln Solln«, Seiingen. 22. Januar. In der heutigen Stadtvcrord. netenversammlung wurde lm dritten Mahlgang, der kvmwu »lfttsche Stadtverordnete Hermann Weber mit 27 Ltl«. inen »er Kommunisten und der Loztatdemokratcn zum Oben bürgermetster »on Groß-LoUngen gewählt. Dl« 35 Stimmen der büraerlichen Parteien und dt« Stimm« de» komuülinri. scheu Oberbürgermeisters erhielt brr früher« vürgermrißn von Wald, Seynsche. Die Sozialdemokraten erklärten, sst hätten im dritten Wahlgauge deswegen sür den kominuiüsü. scheu Kandidaten gestimmt» weil ev nicht sein dürfe, daß ti, bestetzende Linksmehrhett durch dt« bürgerliche Mehrheit majorlsiert werde. Im ersten und lm zweiten Mahlgang» hatten dt« Sozialdemokraten ihr« acht Stimme« sür ihren eigenen Kandidaten Hermann Meyer abgegeben. Seher zwei Millionen Arbeitslose ^ Berit». 22. Jan. Nach dem Bericht der Rclchöaiistali in der Zeit vom 1». bis 18. Januar stieg die Arbeitslossgkeil in allen Lande»arbett»amtSbezIrken weiter an, doch war irr Anteil der einzelnen Bezirke ungewöhnlich verschieden. So nahm tn Brandenburg die Arbeitslosigkeit noch unaui- baltsam zu ium mehr als 30 000 Arbeitsuchendes, während in Ntedersachsen und in der Nordmark dt« Berichlech ternng fast »um Stillstand kam (Zunahme um 810 und N? Arbettsnchenbej. Die Zahl »er HauptunterftützungSempfüngcr in der verslcherung»mäßlgen «rbeitökosenunkerstlltziing «be kanntlich nicht die Gesamtlast der Arbettslosigkeits durste »ach den Bormeldungen der LandeSarbeltsämter am 1ö. Januar dicht an 2,050 Millionen liegen. Prt,aKlage Wilhelm» ll. gegen di» „Berliner Morgen» paft*. Wie von der Generalverwaltung des preußischen KönlgShause» mltgetetlt wird, ist nunmehr, nachdem der Gcneralstaatöanwalt tn der Streitsache mit der „Berliner Morgenpost" wegen verleumderischer Beleidigung des frühe ren Kaisers das öffentliche Interesse verneint hat. von der Vertretung des Kaiser« gegen den verantwortlichen Redakteur der „Berliner Morgenpost* die Privatklage erhoben worben. NMn AkdeWofommuhea in Dole« Warschau, 22. Januar. Am Dienstag ist e» in Galizien sowie tn anderen Gegenden Polens zu kommunistisch:» ArbcitSlosenkunbgebungcn und teilweise blutigen Zusammen stößen mit der Polizei gekommen. In zwei Ortschaften de: Kreise« Raoa-NuSka kam es zu einer Schieberei, als sic Beamten di« demonstrierende Menge auSetnandertreibei, wollten, wobei ein Kundgeber getötet und sechs Personen verletzt wurden. Unter den Verwundeten befanden sich de» Poltzeikommissar «nd zwei Beamte. Fünf kommunistisck Aufwiegler wurden verhaftet. Al« drei Polizisten sich on einem anderen Ort einem Umzuge entgegenstellten, wurde» sie mit einem Steinhagel überschüttet. In die Enge ze trieben und verletzt gaben die Beamten mehrere Schüsse st durch dt« einer der Angreifer getötet und ein zweiter tödlich verletzt wurde. Die Polizei mußte sich tn «tn Gebäude zuriiä- ztcben, wo sie die Angriffe abwehrte, bis Verstärkung ein traf. Zwei Berwundete und zwölf Verhaftete wurden nach Nava-RuSka übergesührt. In SoSnowtce veranstaltete» bl« Arbeitslosen ebenfall« Umzüge, die jedoch von der Polizei zerstreut werben konnten. Sieben Personen wurden oer- lmstet. Aehnltche Vorgänge werden auch au» Sdunskas-Dola bet Lodz gemeldet. In Graubenz griffen 800 bi« A>0 Arbeitslose das Magistrat-aebäude und die Starostei mit Stetiiwürscn an Um Zerstörungen zu verhindern, wurde die Polizei aus- geboten, die die Massen mlt der Waffe zurücktrieb. Lin Arbeitsloser wurde dabet verwundet, während mehrere Poltzetbeamt« Verletzungen erlitten. Sestemlch nach »er Langer Konferenz So» »» Nklmear «Iwrdlt» Wien, 22. Januar Bunbe-kanzker Schober ist nach dreiwöchiger Abwesenheit tm Haag nach Wien zurückaelehrt. Di« Ergebnisse der Haager Verhandlungen und dt« Aushebung de» Generalpsandrechie» über Oesterreich üfsiien den Weg zu einer JnvesttttonSanlclhe, auf der die Hoffnungen für das Jahr 1030 beruhen. Nach der Erledigung der BerfassungSreform hat sich die Regierung zur Durchführung «ine» Wirtschaft-Programm» verpflichtet, und die Anbahnung der AuSlanbSaiilethe scheint «in verheißungs voller Auftakt im Augenblick katastrophaler Stagnation. Aber in den drei Wochen der Abwesenheit Schober- waren gewichtige innerpolitische Ereignisse zu verzeichnen, die dem Bundeskanzler die Durchführung seines Wirtschaftsprogramms keineswegs leicht machen wer- den. Die erwartete politische Entspannung ist nicht ein- getreten. Im Gegenteil, die N e u w a h l en, die spätesten« im Frühling 1981. möglicherweise aber noch tn diesem Jahre stattsluden werben, werken bere-tS ihre Schatten voraus und haben «in« Verschärfung des Partetkampse» aus allen Linien gezeitigt. So spricht man von einer völlig ge änderten volitischen Situation gegenüber der Lage zur Zeit der Abreise be» Bundeskanzler». Das äußert sich tm Ver- hältnl» der MegterungSparteicn unterelnanber, tn ihrem Ver hältnis zur Regierung und Opposition und schließlich tn mar kanten Veränderungen tu der Hetmwehr- bewegung. Was bedeuten also die letzten Ereignisse? Altbundes kanzler Seipel, nach wl« vor dt« umstrittenste politische Persönlichkeit, ist nach längerem Urlaub wieder politisch her- vorgetreten, und zwar gleich mit dem umstlirzenben Plan der Bildung «ine» Ständer»««». Dieser Gedanke ist für Oesterreich nlcht neu. Der Lanbbnnb und die Großdcutschen haben ihn in Ihr Parteiprogramm auf genommen. und e» ist also nicht zu verwundern, baß diese beiden Gruppen darüber unwillig sind, wenn ihnen Dr. Seipel durch konkrete Vorschläge mit diesem zugkräftigen Wahl- schlager zuvorgrkommen ist. Als Ve-scchter de« Ständegcdan- krns lehnen sie aber die Etnzrlvorschläge Seipel« ab, da st« durch dies« die gesunde Stänoestaatösbee diskreditiert sehen. Auch tm eigenen christlichsoztalen Parietlager stößt Seipel auf Schwierigkeiten. Die offizielle Stellungnahme der Partei wurde dem Parteitag Vorbehalten, dessen Dermin noch un bestimmt ist. Auf das Verhältnis zwischen dem Kabinett Schober und den Ehrtstlichsozlalen als brr stärksten RrgtervngSpartri fällt ein schiefe» Licht, wenn so umwälzend« Projekte ohne Mit wirkung und gerade tn Abwesenheit der Negierung zur Diskussion gestellt werben. WaS die Beziehungen der Regierungsparteien untereinander anlangt, so haben sich die Differenzen wieder gezeigt. Landbund und GroßdciMr machen au» ihren liberalen Auffassungen in Kulturfragcn kein Hehl, so baß die Ehrtstltchfoztalen mit ihren klerikalen kln- schauungen bei der Abstimmung über Schulfragen und über die Abtreibungsparagraphen 144 bl» 148. die den deutschen Bestimmungen angeglichrn werben sollen, in der Minderheit blieben. Auch tn der Frage der Erleichte rung der Ehescheidung gehen die Weg« der Christlich- sozialen und ihrer Koaltttonögenossen auseinander. Ganz besonder» aggresfi» ist der Landbund ln Oderöftcrreich gegen die Christlichsozialen vorgegangen. Er organisierte eine Bauernbemonstratton gegen chrtstltchsoziale Mandatare und verlangte ultimativ ihre Abberufung. In Steiermark wurde der bisherige chrtstlichsozlale Präsident der Bauernkammer gestürzt und mit den Stimmen der Sozialdemokraten durch «inen Landbünbler ersetzt. Das sind die ersten Anzeichen des Kaowfes zwischen Lhristltchsozialen und Lanbbiindlern um die Stimmen der Bauern. Da anch die Ehrlstllchsozialcn in ihrer Presse mit ihrer Kritik am Landbund, den sie als Schrittmacher de» MarxtSmu« bezeichnen, und den Gross, deutschen, die sie geradezu verhöhnen, nicht zurückbalten. Ist die Spannung -wischen den Regierungsparteien tn ein Stadium getreten, das leicht zur offenen Krise werden kann, was wieder nicht ohne Rückwirkung aus daS Kabinett Schober bleiben kann. Zu diesen Dissonanzen kommt nun mich die Hclmwehrsrage. Nach ihren zweifellosen Erfolgen machen sich in der kehlen Zeit tn der Heimwehrbemegung LoslösungSerschclnungen be merkbar, von denen sich zur Stunde noch nicht sagen läßt, ob sie Zersetzung und Verfall oder einen GcsiinbungSprozeß durcb Ausscheiden der «Fremdkörper* bedeuten. Es gibt bereit» mehrere Richtungen, von denen die eine Loölösnng von den Parteien, dt« andere Zusammenarbeit mit Ihnen fordert. Dst drei bürgerlichen Parteien find tm Helmatschutz vertreten, wohin sich nun die Differenzen der Parteien fortpslanzeu. Die Uneinigkeit tn taktischen und FührungSsragen hat tn de» letzten Tagen zu zahlreichen Ausschlüssen und Austritten ge führt. Der Landbund, der sich kategorisch sür Parlament und Paptetwesen erklärt, hat seine Konsequenzen gezogen nudeln« eigene Vauernwehr gegründet. Unter den gegebenen Umständen muß damit gerechnet werben, baß die «tnhestsltste der bürgerlichen Parteien!m Wahlkampf gegen dle Sozialdemokraten bei den kommenden Neuwahlen nicht aufrechtrrhaltrn bleiben wirb. Daraus Ist auch die erhöhte Tätigkeit der Parteien ziirnckzusühren, die sich auf einen scharfen Wahlkampf vorbereltrn. Das Bild dieser Uneinigkeit tm Bürgertum trübt die Hoffnungen für da» Jahr MO. die sich auf dem Erfolg de» Bundeskanzler» ia Haag ausbauen.
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