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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 22.11.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19031122011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903112201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903112201
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 29-30, 35-36 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-11
- Tag 1903-11-22
-
Monat
1903-11
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 22.11.1903
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Wien. iPriv.-Tel.i Im königlichen Bergwerk Annenthal fand beim Llussprenueu eines kleinen Schachtes ein Wasser einbruch stall, wobei mehrere Arbeiter gelotet wurden. — In ,zanz Mähren und Schlesien richtete das Hochwasser großen schaden an. Die Oder. March. Ostrrttvitza und Rczwa sind aus den Ufern getreten. Die Städte Kremsier und Hullay sind überschwemmt. Budape st. Ministerpräsident Graf Tisza begibt sich heute abend nach Wien, um dem Kaiser Franz Joseph Vortrag über die Lage zu erstatten. Tisza wird Sonntag nachts hierher zurück- kehren. Bern. Der Bnndesrat unterbreitet der Bundesversammlung einen Vertrag über den freihändigen Ankauf der Jura- Simplon-Babn mit dem Anträge aus Genehmigung London. sPriv-Tell Die Morgenblätter bringen Einzel heiten über die längsten Kampse im Hinterlande von Aden. In dem letzten Kampfe hatten die Engländer 10 Tote und Ver wundete. Portsmouth Die britische Jacht „Victoria and Albert", mit dem König und der Königin von Italien an Bord, ist unler Salutschüssen der Tlvike um 12 >5 Uhr hier abgegangen. >ron il a „ t >» o v el. Alexander Karatheodory Pascha, der erste türkische Delegierte beim Berliner Kongreß und zur Zeit erster llebersetzer des Sultans, stattete heute den Botschaftern der Ententemächte Besuche ab, bei denen die Reforuisor deru n- gen besprochen wurden, die aber nur informatorischer Natur waren rer Minister-rat ist gestern zu keiner Entscheidung gelangt. Man ist wohl zu einigen Zugeständnisse» bereit, zögert aber mit »stier Beichluwassung. da der Sultan alle Verantwortlichkeit liier- '»r dem Mmitterrai überlätzt und nicht, wie üblich, eine Direktive oder ionstige Verhaltungsinaßregeln geeeben bat. Newport. jPrw.-Tel.I Die deutsche Reichsregierung sagte Sem Staatsdepartement zu. dag es Panama anerkenne. — Auf der Eisenbahnlinie St. Louis—-Chicago fuhr in der Nähe oon Dremont ein Güterzug mit starker Gewalt auf einen Perioneiizng, das; letzterer vollständig zertrümmert wurde. 32 Passagiere wurden getötet, viele andere schwer verletzt. New York. Der Präsident von Kolumbien Maroquin rich tete an das amerikanische Volk eine Adresse, in der er erklärte, die Revolution in Panama lei eine militärische und keine politische. Die Regierung der Vereinigten Staaten hätte die Verträge verletzt. Er fei sicher, vast das amerikanische Volk dies nicht zulasten werde. O-l'S. (3 Uhr nachmittag. Renke 97.Sö. Italiener 103 80 Spanier SO 30 «I uz Por1uü"itn rurken (umsic .'lnleihe) d8,l0. Türkenlos« 140.SO iDrromattdank^öSü.—. Slaatsvahn —Lomoarderi Träge vertliches und Tächsisches. 'Naumann euz 1. Klasse sr HZ »«- . 'S — Den Pfarrern Schultheis in Königstein, ü in Röcknig und Sepvel in Zöpen ist das Ritlerkre! vom Albrechksorden verliehen irorden. — Se Mawttät der König hat genehmigt, das; die Nach genannten Perione» die ihnen verliehenen Auszeichnungen, und war die Ztrelsooergendarmen W e n d e i in Dresden und Z i m m e r >u Leipzig das Kren; des preußischen Allgemeinen Ehrenzeichens, die SdergenSarmen Harr mann in Großenhain. Roch in Leipzig, Ehrlich in Freiberg. Fröhlich in Plauen, Rüseberg in Bautzen und Wailher in Borna das preußische Allgemeine Ehrenzeichen, sowie der Gendarmeriebrigaoier Richter IIl in Wahren und der Gendarm 'Wagner in Glanbiy die Rote Adler- Medaille amiehme» und lragen. — Herr Ho'ntt Dr. meo. Friedrich H ä » e l ist znm außer ordentlichen Mitglieds deS Königs. Landes-'.Nedizinglkolleginms und Voistande des ärztlichen KreisoereinsausichilsteS im Regierungs bezirke Dresden und Herr VezirkSarzt Mediz»iairal Dr. Ecas in Pirna zu dessen Stellvertreter im Landes-Medizinalkolleginm aus die Zeit bis Ende des Jahres I9R wiedergewahtt worden. — DaS amtliche Ergebnis der Reichstags-Ersatzwahl im 15. sächsischen Reichstags-Wahlkreise jM ikt Weidas ist sol- gendes: Von 26-'>61 abgegebenen gültigen Stimmen erhielt Redakteur Suictlen >Soz.> 16 069. Fabrikant Rüdiger snat.-lib.l 105>>9. Zerspliiiert waren 16 Stimmen. 169 mutzten als un gültig erklärt werden. — Als iozialdeniakrathche Kandidaten für die Reichstags- Ersatzwahl im 22. Wahlkreise haben die Sozialdemokraten in Reichenbach neben dem Stadiverordneken Adolf Hosmann in Berlin, der vom Wahlausschüsse voraeichlagcn war. noch die Genosse» Reichclt-Ehemnitz, Pinkau-Leiozig und Neu-Reichen- buch in Vorschlag gebracht. Von einer Kandidatur des Genossen Rohlcder in Elsterberg ist dagegen keine Rede. — Totensonntag! Verblühen, verwelken, fierben — das ist das Gevräge der Jahreszeit, in der wir jetzt stehen, lieber die öden Fluren streicht der Wind — ionst ist es still geworden draußen, ganz still. Die Sänger des Sommers lind verstummt, nur schwarze Vögel, hungrige Krähen, durchstreifen den Wald, lind still ward es in den Stätten der Lebenden. Des Tages Lärni verhallte. Ernst »no feierlich läuten die Glocken — ^uin Totenfeste! In den Gotteshäusern und in den Gärten der Ent schlafenen sammeln sich dte Menschen. Lerer zu gedenken, die einst waren und abberusen wurden zur ewigen Ruhe. Da rinnen die Tränen, und oor un'eren inneren Blicken ziehen die Gestalten derer vorüber, dw vor unS hinabgesunken sind in das Reich der Schatten. Das tiefe Leis der Trennung steigt in inrs wieder aui Mildernd breitet sich das dämmernde Licht der Erinnerung darüber Stunden der Andacht — Stunden der Weihe an ledern Grabeshügel! Wie üe io ianst ruhst;, alle die Seligen! Die lärmende Welt ist hinter ihnen verwirken, dch Leidenschaften tchweigen. Geschlossen sind die Augen, deren Blicke liebend aus uns ruhten. Tie Hände, die sich für uns gemüht, sind erkaltet, und das Herz, das uns in warmer Liebe entgegenschlng, pocht langn nicht mehr Was wir lind, waren üe auch, wohl noch vor kurzer Zeit, und nun — ünd üe schlaüm gegangen! — Ja. d.r Geist spricht, daß üe ruhen oon ihrer Arbeit. Die Natur in letzt auch schlecken gegangen, aber es kommt die Zcii. wo die Erde wieder erwaaien wird ;u neuem Leben, wo das Geüorbene auf- eritelien wird zu neuer Eerrl'chkeii Tes wollen wir uns getrosten Tie Hockuung irägt den grünenden Wald in die Wohnungen der Meirichen. Treuvig blickt der Glaube einpor zum ' llrguell deS Lichts, und die Liebe rundet die Kerzen an. das- Tunkel zu lichten. Las uns umhüllen will In das Glockengeläute des ernsten Toten festes mischen ücb die erzten Klänge kindlicher Weihnachtsliedcr. und unter Tränen lächelt die Liebe. Ja wir wollen uns trösten und erheben, lassen, liniere Herzen rollen sich nicht oerhörten und verschließen im starren Schmerz. Tie Liebe lelirt uns weinen, aber sie lehrt uns auch hocken, ellaubeu und emvorrrngen zu neuer »rack »nd neuem Schaffen. Noch blüht uns das Leben, noch ist es Zeit. Gutes zu km, und L'ebc zu ilben. Nicht nmsonsi haben wir »ns versenkt in ickurierzliches Erinnern. Angesichts des Todes sind wir »ns der Pflichten des Lebens bewußt ge worden. die uns rufen, denen wir folgen, bis der Mund des Ewigen auch zu uns sprechen wird: „Kommt wieder. Menschen kinder!" So kehren wir ain Toteickonnkage vom Friedhöfe zurück in die geräuschvolle Welt, getröstet, gestärkt und voll freudiger Hoffnung! — Daß in Dresden der pietätvollen Sitte. die Ruhe stätten geliebter Dahingeschiedener zu besuchen uns mit rührender Hingabe zu schmücken, nicht nur am Johannistage, sondern auch au dem in die düsterste Jahreszeit fallende,, Totenfeste von Jahr zu Jahr mehr gehuldigt wird, davon konnte man sich in diesen Togen überzeugen, und es will last scheinen, als ob bei gegenwärtig ernster Zeit auch viele solche Leute innere Einkehr balten, denen eS sonst bei vollem Wohlergehen nicht cinsicl, sich uni Tote und Totenkulrus zu kümmern. Was den den Heimgegangenen Lieben gcsvendeten Pflanzenichniuck anbetrisst. so bestand derselbe, der Jahreszeit entsprechend, zumeist aus Kränzen oon frischem Tannenreisig.mit künstlichen Blumen aus Wachs und sonstigen farbigen Stocken, Eien. Immortellen usw.; doch fehlte es auch nicht an Gewinden und Blättern von Lorbeer und Orangerie. ,n die verschiedene, zur Zeit hoch im Preise stehende Blumen ein- gcflochten waren. Vielfach sah man namentlich auch Kränze von' Iler mit roten Beeren, ferner Kränze oon weißen Eapblnmen! und Ehrnsaiitüeinum. Eriken. Mooskränze mit Ile; und Beeren. > sowie mit verschiedenen Phantasierciiern dekoriert, und vor allem sogenannte Phantasie-Waldkränze, die aus Eseubeeren, Hagebutten, bemoosten, Holze. amerikanischen Tannenzapfen usw. malerisch zu sammengestellt waren. Nickt minder fielen an einzelnen Grüften vrächtige Arrangements auf. denen man auf den ersten Blick an- sah, daß dieselben aus besondere Bestellung von kunstfertiger Gärtneryand angefertigt waren. Wie jedes Jahr, hatten in erster Linie außer dem Trmitatis- und dem Annenkirchhofe an der vru, «inrirn orcuiiaoier ^ den cscheunenhofeu pilgert«« schon vom Bußtage an ungezählt« Taufend« von. Leidtragenden. Ja selbst der EliaSkirchhos war innerhalb der letzten Tage vielfach besucht, und man sah auch hier eine größere Anzahl Grabhügel längst Verstorbener mit frischem Bffanzenschmuck belegt. Aehnlichetz wäre vom alten Annenrirch. Hof zu berichten, auf dem sich unter anderem auch die längst ver> gessenen Massengräber der 1813 in der Schlacht bei Dresden, namentlich der in der nächsten Umgebung des Feldschlötzchen» ge fallenen sächsischen und französischen Soldaten befinden. — Der Verunreinigung der fließenden G«. Wässer durch Abwässer industrieller und gewerblicher Etablisse- ments wird ui Sachsen zwar neuerdings durch die Aufsichts behörden dadurch entgegengearbeitet, daß Senkgruben und Klär anlagen überall, wo es nötig ist, ungeordnet werden, damit die das Fischleben gefährdenden Absallstofse nicht unmittelbar m die fließenden Gewässer gelangen, sondern sich vorhxr absetzen und Niederschlage» sollen. Demuiigeachtet sind aber fortdauernd noch zahlreiche Fischsterden in fast sämtlichen Hauptwasserläufen des Landes zu verzeichnen, von denen hier nur die bedeutendsten ans den letzten Jahren Erwähnung finde» mögen: am 7. und ick. September 1901, am 9. Mai und am 3. Juni 1902 in der Elbe ladgeschätzter Schaden weit über LOOtt Mk.l: am 10. und l l. Dezember 1902. am 31. Mai und am 3. Juli 1906 in der Weißen Elster jabgeschähter Schaden WO bis 8900 Mk.l: am 16. bis >8. Juni 1903 in der Röder iSckaden nicht seslgestellti; am 12. bis 11. Juli und 6. August 1903 in der Parthe und Ver. einigten Mulde, am II Juni 1903 in der Zwickaucr Mulde lSchaden nicht seslgeslellts. Außerdem sind Klagen darüber laut geworden, daß in der Spree bei Bautzen, im Schwarzwasserfluß bei Iohanngeorgenstadl, im Ekemnitzsluß bei Ehemnitz und in der Wyhra bei Borna seit ungefähr 15 Jahren fortgesetzt Fisch- slerben slattfinden bez. ein Eischleben in diese» Gewässern über haupt unmöglich geworden ist. Wenn nun durch derartige Massen- Vernichtungen der ,zische nickt nur der einzelne Fischwasserbesitzer, sondern auch der Volkswohlstand empfindlichen Schaden erleidet, io ist neuerlich zu beobachten gewesen, daß unser Mischbestand in den fließenden Gewässern noch durch eine weitere Gefahr be droht wird und zwar durch eine Gefahr, welche ihm von leicht sinnigen oder gedankenlosen Teichbesitzern erwächst, die ihre pockenkranken Karpfen, anstatt solche zu töten »nd zu vergraben, lebendig in die Teichabilüsse werfen, sodaß dieselben in den nächsten Wasierlanf geraten und weiter abjchwimmen, dadurch die ansteckende Pockenlrankheit weiter trage» und so un berechenbaren Schaden verursachen können, ähnlich wie solcher seinerzeit durch Infizierung der Krebspest in säst allen fließenden und stehende» Gewässern angerichtet wurde und zur völligen Vernichtung des Krebsstandes führte. Die Pockenkrankheit ist eine Infektionskrankheit und wirkt, wahrscheinlich durch den Kot der Tische, sehr ansteckend. Sie tritt aus der Oberhaut der karpsenarligen Tische dadurch in Erscheinung, daß sich an ver schiedenen Stellen zunächst kleine, getrübte, glasartige, weißliche Tlecken zeigen, die sich nach und nach vergrößern und mitunter den ganzen Fisch überziehen. Durch diese Krankheit magern die Tische ganz außerordentlich ab! ihr Wachstum wird stark beeinträchtigt und ein großer Teil derselben muß nach längerem Siechtum verenden. Die Wissenschaft vermag zur Zeit über die Entstehung und über die Mittel zur .Heilung dieser Krankheit noch keine genügenden Ausschlüsse zu geben: um so mehr wird es aber Aufgabe der Tischwasserbesitzer und der Aufsichtsbehörden sein mühen, deren Weiterverbreitung möglichst zu begrenzen und namentlich solche Teichbesitzer, deren Teiche verseucht sind, einer geeigneten Kontrolle zu unterwerfen, insbesondere aber auch bei Strafe zu verbieten, daß kraute oder abgestorbene Tische und Krebse in fließende Gewässer anders eingesetzt werden, als in geschlossenen Fi'chkäslen oder Hältern, die ein Abschwimmen der Tische oder Krebse mit Sicherheit verhindern. — Die Frage, welche Stadt Sachsens die größte Industrie stadt sei, null noch immer nicht zur Ruhe kommen. Bald sollte es Ehemnitz. bald Dresden sein. Interessant ist. schreibt das „Lechz. Tageb!.", daß bei dem Streite Leivzig ganz außer Betracht gelassen worden ist. Leipzig ist aber Dresden als Industriestadt bedeutend überlegen, wie aus nachstehendem her vorgeht: Am 1. Mai 1903 hatte Dresden 1624 Fabrikbetriebe mit 54 958 männlichen und weiblichen Arbeitern, Ehemnitz 994 mit 17 487 und Leivzig 1432 Fabrikbctriebe mit 67 18-1 Arbeitern. Leivzig steht Dresden hiernach zwar an Zahl der Betriebe nach, in der Zabl der darin beschönigten Arbeiter aber übertrifft Leipzia die Stadt Dresden um 12 226, Ehemnitz aber um 19 697. Die .Zahl der Industriearbeiter, nicht der Betriebe, ist aber ent scheidend für die Bedeutung einer Industriestadt, also sei Leivzig die größte Industriestadl Sachsens. — Tlutunr, mutansim möchte man dem „Leipziger Tageblatt" Zurufen: Mit Zahlen läßt lick trefflich streiten — Mit Zahlen ein System bereiten! Wenn Leivzig dabei größer erscheint, dreht das „Leipziger Tageblatt" das nächste Mal den Spieß vielleicht wieder herum. — Anfang Oktober wurde, wie damals ausführlich berichtet, in Bad Nauheim ein Raub Mordversuch an zwei Dresdner Damen verübt, der Gattin und der Nichte eines Dresdner Arztes Hierüber wird uns jetzt geschrieben: Wahrichcinlzch aus Furcht, das Bekannlwerden des Er eignisses konnte die Frequenz des Bades beeinträchtigen, tvurdc kurze Zeit nach dem Verbrechen versucht, durch verleumderische Verdrehung der Tatsachen den Schaden abzuweuden. So wurden, wie sesloestellt ist, die Besitzerinnen der Villa, in welcher der lleoer'all passiert war, schon am darauffolgenden Tage bestürmt, sic möchten verbreiten, die Untat hätte sich nur in der Phantasie der Damen abgespielt und die Verletzungen hätten sie sick gegenseitig beigebracht. Trotzdem die Behörde diesen Gerüchten öffentlich entgegcntrak, erschien vor einiger Zeit eine entlorechende Not z in einer Frankfurter Zeitung und ging von dort auch in das „Berliner Tagebl." über. Wie unbegründet diese Angaben waren, beweist eine Zuschrift der Gicßencr Staats anwaltschaft an d'e „Kleine Presse", i» welcher es heißt: Aus einem uns zur Einsicht vorgelegten Zcitun^aus- schnitt ersetzen wir. daß die „Kleine Presse" vor einigen Tagen eine die Körperverletzung des Frl. St. aus Dresden betreffende Notiz aus Bad Naukeim gebracht hat, in der in einer für die beteiligten Damen beleidigenden Form Zweifel geäußert werden, ob ein Uebersall durch eine dritte Person überhaupt stattgcfunden habe, und direkt betzauvtet wird, die Damen müßten die Ver letzungen einander selbst zugesügt haben. Wir bedauern, daß diese anscheinend aus trüben Quellen stammende Notiz in Ihrem ge schätzten Blatte Alcknahmc gesunden hat. Nach Ergebnissen der bisherigen Untersuchung besteht nämlich nicht der allergeringste Zweifel, daß es sich um einen Uebersall durch einen fremden Menschcch dcmdcli, der durch das offene Fenster in das Schlaf zimmer der Damen eingesticgen ist. Die Verbreitung des Gegen teils durch,die Presse ist nicht nur geeignet, die Untersuchung zu schäd.gen, sondern enthält auch ein schweres Unrecht gegen die einer angesehenen Familie angchöriacn, in jeder Hinsicht intakten Damen, die. kaum der drohenden Lebensgefahr entronnen, durch die Verbreitung derartiger Unwahrheiten der öffentlichen Ver achtung vreisaegeben werden." — Tie drei neue» Eilenbahn-Verkehrsstellen im Dresdner Stadtgebiet: Pieschen und Trachau, am 1. Mai 1902 eröffnet, und Ltrehlcn, am 3. Juli 1902 eröffnet, haben trotz des starken Wettbewerbs der unweit vorbeisührenden Straßen bahnen gleich in den ersten Monaten ihres Bestehens einen leb haften Personenverkehr gehabt. Nach dem statistischen Berichte der Staatscisenbahncn für 1902 betrug die Zahl der abgefertialen Personen, wobei diejenigen Personen, die aus anderwärts geböste Rücksahr- oder Monatskarten abgefahren sind, n'cht mitgczählt wurden, in Pieschen 32001, Trachau 26509. Strehlen 28351. oder aus ein volles Jahr berechnet: 48 0s>o, 40000, 56000 Personen Vergleicht man damit die Anlage! en, welche nach dem außer ordentlichen Etat für die Finanzveriode 1898/99 für Pieschen aus 300 500 Mk., für Trachau aus 153700 Mk. veranschlagt waren — iür Strehlen sind sie nicht bekannt, aber jedenfalls honer als für Pieschen —. so ergibt sicti, daß von den drei Vcrkehrsstcllen die Kosten des Haltepunktes Trachau am besten verzinst werden. — Die Eiösfoung des Betriebes auf der eingleisige», voll- ipuria erbauten Bahnlinie L o t t e n g r ü n —T li e u m a ist iür Milte Dezember 1903 in Aussicht genvmmen. An der Linie, dte zunächst nur vem Güter-tWagenladungS-iVerkehr dienen toll liegt außer der Anschlußstarion Lottengrün nur die Ladestelle Tbeuma. Die 1.45 Kilometer lange Strecke wlrd nach der »Bahn- ordnung für dir Nebenestenbahnen Deutschland»" betrieben werden. — Morgen wird im Saale der „Philharmonie" eine von 4L Beremen veranstaltete öffentliche Versammlung abgehalren. in der Herr BezirkSdirekior AvlHelm über da« Thema „Die bevor stehenden StadtverorLnetenwahlen" sprechen wird — Schon wiederholt haben wir nach Mitteilungen von Lesern unseres Blattes berichten müssen, daß in Exemplare ver „Dresdner Rachrichren" FiugdlStter oder andere Zeitunaenzu Zwecken der politischen Agitation oder der Konkurrenz hinterlistig eingeschmuggelt worden sind. Wir sind gegen einen derartigen Unfug bez.unlauteren Wettbewerb ziemlich wehrlos und können unsere geehrten Leser nur bitten, uns, wenn irgend wog- lieh, behilflich zu sein, dre Urheber dieses Schmuggels festzu- stellen. Aber auch in anderer Form lernen wir deniclbe» jetzt kennen. Wie uns ein Reisender, der dieser Tage morgens einen vom hiesigen tzauptbahnhof« abgehendrn Schnellzug benutzte und von dem am Zug feilhaltenden Kolporteur eine Nummer unseres Blattes verlangte, erhielt er eine solche zusammengesaltet ins Eoup>- aereicht, und aus Befragen wurden als Preis 10 Psg. verlangt. Bemerkt sei, daß der vorgeschriebcne Preis für eni e Ausgave unseres BlatteS nur 5 Psg. beträgt. Beim Entfalten des Blattes zeigte sich nun. daß sich zwischen den Beilage» unseres Blattes ei» Exemplar einer anderen Zeitung vom Tage vorher befand. Wir werden es mit Interesse verfolgen, wie über solchen Vorgang die Generaldirektion der StaalSbahnen urteilt. — Der Nationalliberale Verein Dresden-Land vielt am Freitag eme Mitgliederversammlung ab. Der Vorsitzende konnte seit der Ende Oktober stallgehabten letzten Sitzung die Aufnahme weiterer 49 Mitglieder melden, und machte Vorschläge, in welcher Weise d:e Agitation für den Verein weiter betrieben werden soll. Der Vorstand, wie die Mitgliederversammlung stimmten dem gern zu, und es kam allseitig vollste Befriedigung über die bisherigen Erfolge in der kurzen Zeit seit Konstituierung des Vereins zum Ausdruck. Die Mitgliederversammlung nahm Stellung zu dem Verhalten der konservativen Fraktion im Land tage und faßte »ach einer Darlegung dieser Vorgänge seitens des Vorsinendc» einstimmig folgende Resolution: „Der National- liberale Verein Dresden-Land erhebt entschiedenen Protest gegen den Eingriff der konseroat.ven Fraktion der Zweiten Kammer der Sländeversaininlung n das Bestimmungsrecht der nationalliberalen Fraktion über die Besetzung der Deputationen Erweist diesen Ein- griff als einen willkürlichen zurück, der im Widerspruch steht mit der bisherigen Gewohnheit im Landtage. Er bedauert, daß die Geschäftsordnung den Nationall.beralen nickt gestattete, überhaupt von einer Beschickung der Deputationen abzusehen und der kon- servativen Fraktion die Verantwortung ihres Verhaltens zu über- lassen. Dieses Verhalten beweist, wie berechtigt und angemessen die anläßlich der Landlagswahl an der konservativen Partei und deren Tätigkeit im Landtage geübte KSitik ivar. Der National- liberale Verein Dresden-Land hofft, daß diese Gewaltvolitik der Konservativen die nationalliberalen Parteifreunde im Lande von der Notwendigkeit überzeugen wird, bei künstigen Wahlen i» allen Kreisen selbständig vorzugehen und so die Uebermacht der konser vativen Partei in, Landtage zu beseitigen." — Im Februar und März nächsten Jahres wird der Land- wirtschaftliche Kreisverein Dresden Bezirks-Ver sammlungen abhalten. Als Versammlungsorte sind Dippoldis walde. Freiberg. Lohmen, Lommatzsch, Neuhausen, Scyandau- Wendischsähre und Wilsdruff gewählt worden. — Nächsten Dienstag eröffnet der Dcutiche Verein für Bolksdygiene. Orisgrupve Deesden. seine Wintervorlräge. Sie finden wie im vorigen Iabre im Sanle der Stadtvciordncien statt, und beginnen abends 8 Uhr. Ter Eintritt ist für iedermann offen und unentgeltlich. Nächsten Dienstag wird Herr Dr. B »nttz re n, Direktor des städtückerr chemischen Unter,»cknngs- amtes. spreche» und rwar über das Thema: Die Reinlichkeit bei der Herstellung und Aufbewahrung von Nahrungsmitteln. — Mittwoch, den 25. 'November, findet abenbS 8 Uhr im „Neustädter Kasino" Souoer und Ball der Privilegierten scheiben ich ützen-Geseltichast statt. — Wie wir hören, wird der Hauptanziehungspunkt des Gesellschastsabends, inelchen der Verein für Verbesserung der Frauen! lei düng Donnerstag, den 26. November, auf dem Belvedere gibt, in einer Reihe oon lebenden Bildern bestehen. Diese sind oon hervorragenden Künstlern entworfen worden und werden von Damen der hiesigen Gesellschaft gestellt. Der Grund gedanke ist. einen Ueberblick über die Geschichte der Kostüme zu geben. Ter Prolog und der verbindende Text stammen aus der Feder eines unserer besten zeitgenössischen Dichter. Die Liste der Anmeldungen, die bei Fräulein Law, Moltkeplatz 8, Part., aus liegt, wird Mittwoch nachmittag 5 Uhr geschloffen. Tie Kartcn- ausgabe findet oon Montag mittag an in der Kunsthandlung von Emil Richter, Prager Straße 13. statt. — Mit einer nach Maß und Alt gleich außeiochcntlichen Tev P i ct> - A usst e ll u n g weckt die Firma Siegsried Schleilnaer 'König Iodannstraßc) nicht nur bei lkren nach Tamenden Mlenden Kunoen. sondern auch bei allen Kunstckrunden die fieudige ErinnelUiig an die fiühere» Veranstaltungen ähnliches Art in den gleichen Räumen der 2. Etage dleseS oon Jahr zu Jahr wachsenden Grichä'tShauies. Die Kollektion, die Herr Sieg sried Schlesinger, der Chef des Hauses, diesmal in eigenen Lon doner Steigerungen zusammengctnachl hati. überlristt die ver gangener Jahre iniosern. als diesmal auch seltenere, aus dem eiilvväi'chkn Kontinent weniger eingeführle antike Produkte und nur Exemplare von ausgesuchtester Qualität und besonderer Schon beit ausgenommen woide» sind. In dieser Hinsicht verdienen mehrere antike Bochnras Bordes. Drrbend. EorascanS und Tebris neben ein paar wunder'chönen seidenen Gebetstepvichen mit herr lichen Bordüren ganz besondere Hervorhebung. Einige Kirmaas im Prerte von 2500 bis llOOO Mk.. die sowohl durch ihre Größe, als auch durch ihr originelles Muster und ihren srintomgen Fond nilffallen. sollen ebenfalls nicht unerwähnt bleiben, da sie sich durch eine bcwnderS enge Knüvsung auszeichnen. Außer kostbaren Dekorationsstücken finden sich auch außerordentlich preiswerte Gebrauchsteppiche aller Art in den verschiedenste? Größen, nament lich wgenannte Galerien, die sich als Fußbodenbelag für größere Zimmer vorzüglich eignen. Die Kollektion ist io reichhaltig und mit so erlesenem Geichmack, wie er nur einer gediegenen Sach kenntnis entspringt, nach jeder Richtung hin znsammengestellt. daß irlbtl der verwöhnteste Anspruch mit Leichtigkeit befriedigt werden kann. Ta das Teppickgrschäft mehr ober minder Ver lrauenssachr ist, io tnr das Publikum gut daran, seinen Bedarf nicht in sogenannten Wanderlagern zu decken, die meist in pomp hafter Weise ihre oll minderwertige Ware anpreiicn, sonder» sich an awässige, altrenommierte Firmen zu wenden, deren Namen Gewähr für eine reelle Bedienung zu dielen im stände ist. wie das bet der Firma Schlesinger der Fall Ist, die in den weitesten Kreisen umfcissenben Kredit als Einkaussquelle besitzt. — Die Gewinnliste der Lotterie des zum Besten des Pestalozzistists veranstalteten Basars befindet sich auf Seite 10 unseres heutigen Blattes. - Die Lotterie der 9 <2 ä cd s i scheu Pferdezucht-Aus stellung. deren Ziehung unwiderruflich am 8. Dezember statl- ffndet, erfreut sich regen Zuspruchs. Bei der ganzen Veranstaltung der Lotterie und bei Ankauf der Gewinngegenstänoe hat der Dresdner Rennvrretn seine ganz besondere Aufgabe darin gesucht, nützliche und praktische, hauptsächlich aber vollwertige Gegenstände anzulauicn. Die Gewinne befinden sich im Schnusenster des Herrn Hofliekeranten Siegfried Schlesinger. König Johannstiaßc. Lose zu 1 Mk. — 11 Stück für 10Mk. — sind allerorts zu haben, auch durch das Sekretariat des Dresdner Rennvereins, Diesden, Prager Straße 6, 1. — Im Eentral-Theater findet Freitag, den 12. Februar 1901 ein großes Kostümfest — Subskrrptionsball — statt, zu wohltätigen Zwecken veranstaltet vom Verein „Dresdner Presse . Der Ball wird in sämtlichen festlich geschmückten Räumen des Theaters, einschließlich des EafL, des Wein» und Tunnel- Restaurants usw. aogehalten werden und unter dem Titel „Ein Fest beim Prinzen Orlofski" zahlreiche eigenartige Vorführungen »nd Darb etungen bringen. Der weite Rahmen des Festes schließt das Erscheinen von Jeftteilnchmern in Balltoilette nicht aus. — Seit vorgestern hat das an und für sich reichhaltige und sehenswerte November-Programm des Victoria-Salons einen wertvollen Zuwachs durch Einfügung einer Jnstrumental-Musik- Nummer erfahren, die von einer ganzen Kapelle, dem Ungarischen Orchester „Münnich" bestritten wird. Die Kapelle besteht auS etl'chcn 20 Knaben, die eine Io vortreffliche musikalisch« Er ziehung genossen haben, daß ihre Leistungen sich getrost neben die mancher Kapellen von Erwachsenen stellen können. Dieses Urteil gilt nicht nur von der Exaktheit und Präzision d«S Zusam- menf'pielS, sondern auch von dem aufs feinste abgetönten Bor traa. der selbst den weitgehendsten Ansprüchen hinsichtlich der dyna mischen Schattierung und der musikalischen Phrasierung gemigt.
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