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A Schönfeld warsch, um Fastnacht rim. Da stmid's mit Bauer Micheln schlimm. Ar lag sn krank in seinem Bette Als wie wenn ar de Schwindsucht hätte. Irscht kam 'ne ahl« Kreiterfrau, Die untersucht« ihn genau; Sie brach? verschied'ne Fieberkreiter. Was andersch wnßt' sie o ni weiter. Die Bäurin lief zum Dorfbalwier; Dem kam der.fall bedenklich für. Ar schrappte Micheln unverdrossen, Bis bahl kee Blut mehr kam geflossen. Die Frau wnßt' sich nu keenen Rath, Se lief zum Dukter ei de Stadt. Dar kam und that sehr ernst aussehen, Sn schlecht that's schon mit Micheln stehen. i >.' 7 »' u !>. i a ü > ic ^ >'c. (Vbcrlausiger Mundart.) Dar Dukter soite: „Hört, Kathrin! Bier ist vergeblich Rkcdizin l Ihr müßt ihm, soll die Schwäche weichen, Ein kräftig kiühnersüppleiii reichen I" Kathrin oersprach's mit halbem Wort Und druff, da fuhr dar Dukter fort. 5>e dacht' nu nach in ihrem Leide, Wie .Hühnersuppe" man bereite. Heublumen lieben kühner sehr; Drum holt sie schnell Henblnmei, her, Fürsorglich thut sie klar sie pochen, Und läßt sie weech im Wasser kochen.? Daß ooch die Suppe schleimig wird, Kat Meie sie dazu gerührt. Und in die Brühe giedt sie ferner Doch Hafer- noch und Gerstenkörner. Tag; druff sicht nu -er Dukter nach Und find't den Michel fu sehr schwach, Daß er vor dessen läng'res Leben Nich ennen Kreuzer möchte geben. Er froit Kathrin dadruff sofort. Vb sie getban nach sennem Wort, Und enn« kräft'tz« Hühnerbrühe Bereitet Hab' mit Sorg' und Mühe? .Ja freilich l" sagt Kathrin erschreckt, .Nur hat sie Micheln ni geschmeckt. Und doch Hab' ich dazugenommen, Was junge Hühner ooch bekommen!" Dar Dukter kunnt' erscht gar nischt sa'n; Er sahk Kathrin verdutzt blos an. Dann mußt' sie nochmals Suppe kochen, Doch dieses Mal von Fleisch und Knoche». Lin Wink mit dem Zannpfabl. Sie: .Zeitweise Hab' ich keinen sehnlicheren Wunsch als den, ein Mann zu sein." Er: „Zum Beispiel wann?" Sie: .Wenn ich vor dem Schaufenster einer Modistin stehe und denke, wie unaussprechlich glücklich ich dann meine Frau mit einem neuen Hute machen wollte." Immer im Beruf. Tochter des Hauses (ihren Anbeter im Hausflur erwartend): „Nun, was hat Papa gesagt?" verjünge Mann (weinreisender, erschreckt): „Ach Gott, ich wollte ja um Deine Hand anhalten — das habe ich ganz vergessen — ich habe rhm 2» Flaschen Rothwein verkauft!" Immer derselbe. Räuber: „Wann Se sich rühr'n, no san S' a todte Leich I" Professor der Philologie: „Aber, mein Bester, da; ist ja ganz falsch ausgedrückt, wenn ich mich rühre, so bin ich doch nicht tolt." versetz-Räthsel. Die in der Mittelfignr eingestellten Buchstaben sind derart umzustellen, daß sie in der 2. bis mit ;2. wagereckten Reihe bezeichnen: f. ein großes Gewässer, 2. eine Kostbarkeit Z. eine Verewigung Heimgegangener, einen Webstoff, 5. den Text einer Zuschrift. 6. einen Trinkipruch, 7. eine Eisen bahn in Vesterreich, 8. eine Hilfe in Feuersgefahr, y. eine abstoßende Eigen schaft, >o. einen weiblichen Vornamen, ein Fürwort. Der Trinkspruch in der mittelsten wagerechten Reihe muß sich in der mittelsten senkrechten Reihe wiederholen. Auflösung des Rätksels in Nr. Z2: Säugethier, Säu-Gethier. 2 HllmnstW Vkilagt L Wnit iklt. Smabti). TS Sonnabend, den 26. Januar. 1SQL Der Sylvesterball und seineFslgen. Familienväter haben die heilige Pflicht, am Sylvesterabend zu Haute bei Frau und Kind zu bleiben, mit den Häuptern ihrer Lieben unter Hersagung eines väterlichen Segensipruibes an- zuftoßen, Punsch zu trinken und Pfannkuchen dazu zu essen. Unser Freund Theooald Mehlbacke, Bäckermeister a. D-, hatte das nicht nötkig. Er war vorsichtiger Weise Junggeselle geblieben und konnte seinen SyloesterabenS zobringen wo es ihm paßte. Und da er sich gerade auf der Reise nach de», schönen Süden befand, blieb er in einer freundlichen, durch ihre Sehenswürdigkeiten be rühmten Stadt für zwei Tage sitzen. Im Gastkof zum „Blauen Aaal" hatte er sich einquartiert und logirte da seit Mittag in Nr. >2. No» gehörte der Gasthof zu den ganz alten Ge bäuden und hatte, wie man das sehr häufln trifft in kleineren Städten, ein Labyrinth von Gängen, Korridoren, Galerieen und Thürcn, daß man faktisch für einen Führer sehr dankbar gewesen wäre. Gegen Abend, es war schon ganz dunkel ge worden, stieg ein anderer Fremder in dem Gast hof ab und wurde in Nr. 7 untergebracht, ein lustiges, sorgloses Studentenblut, das seinem Namen. Hans Sorgenfrei, alle Ehre machte. Jetzt allerdings ließ der Herr Studioms, der vor seinem Doktorexamen stand, den Kopf hängen, viel Geld hatte er ja so nie gehabt, aber nun war's ganz „Eisig" mit ihm. Ein wohlhabender Erbonkel, der aber nichts herausrückte und den lustigen Neffen mit einem Monatswechsel von yo Mark abspeiste, hatte ihn als befähigten Recdtsbeistand an eine großkapitalistische Aktiengesellschaft empfohlen und diese fette Pfründe als Syndikus stand ihm jetzt in Aussicht — d. h. wenn er erst sein Doktorat gemacht haben würde, und das mußte in wenigen Wochen geschehen. Am 2. Januar erwartete man im Aussichtsrath seine persönliche Vorstellung. Also h i n mußte er. Ls war fast an der »»deren Grenze des Reiches. Und auf einige Tage Hotcl- leben daselbst mußte er sich auch gefaßt machen. Und nun kaum noch fo Mark in der Tasche! Dnkel gab nichts; was thun? Da war er hier- heraekommcn und wollte einen ältere» Freund aufsuchen, der sich in angenehmen Verhältnissen befand; aber z« seinem Schrecken mußte er er- fakren, daß diese letzte Hoffnung seit einigen Monaten nach Berlin übergesiedelt war. Nun sa^ er hier in der fremden Stadt, sein Geld langte gerade noch zur Begleichung der Hotcl- rechnung; wo aber blieb die Fahrt, das Leben dort? Er hätte nie geglaubt, einen so faulen Sylvcsterabend verleben zu müssen. Indessen saß Herr prioatus Mehlbacke in Nr. f2 und hatte einen ähnlichen Monolog. Nicht daß es ihm an Geld gefehlt hätte. . . ober er wußte thatsächlich nicht, was er mit dem Abend anfangen sollte. Da fiel ihm zum Glück noch «in, was der Wirth des Gasthofes, ein weltkluger Mann, der den Geldbeutel seiner Gäste wohl zu würdigen verstand, zu ihm gesagt hatte. „Wenn Sie mit Ihrem Abend nichts Ge- scheidteres anzufangen wissen, so kommen Sic ein bischen hinunter in unser Separatzimmer. Einige alte Herren feinsten Standes werden auch da sein und Sie werden manchen berühmten Mann kennen lernen? Sie sollen sehen, wir verleben einen gemüthlichen Abend I" V, das war Mehlbacke's Fall! Die Gelegen heit, 'mal mit einem berühmten Manne anstoßen und sprechen zu können... wie wird man den Andern zu Hause dann impomrcn I Also Meklbacke ging. Er trank, war aus nehmend vergnügt, trank wieder, schwatzte, lachte, Neie gebarniscdte Sonetten in möglichster Gemielblichkeet aedirbdet vom jetzigen Renndier Bkeisgen in Dräsen. 8lS. Die Schdraftcnbahn. Die vielen Gbser unsrer Scbdraßenbahn, Die Dag um Dag sich regelrecht erneien: Wenn die um Sieh»« laut zum Himmel schreien, So sieht's en Jeder als begreiflich an l Denn was dagegen man bis jetzt acdhan, Das kann auf Lcff'rung keene Hoffnung leihen Und jede Woche wird cn Vdfer weihen, Solang' nicht Himmelswunder erscht geschah'». Das kommt von unscrm Hasten blos und Dreiben Und weil's die Scbdraßenbahn äbm nachgemacht, von uns'rer regnen Leidenschaft entfacht! Da hilft ooch nischt, wenn wir dergeacn schreiben, Das is das Fadum und das is der Fluch: Der Menschheet gehr jetzt nischt mehr fix genug I trank immer wieder, bis er, an den schweren Burgunder nicht gewöhnt, lange vor der be absichtigten Zeit sein Maß zum Ueberlaufen voll halte und mit schwerer Zunge seinen Dank und Abschied stammelte. Währenddem war etwas Merkwürdiges passirt. Der Studiosus war von einem unerfreulichen Spaziergang zurückgekehrt und blieb jetzt vor den strahlend Hellen Fenstern des Gasthofes stehen. Lustige Tanzmusik schallte ihm entgegen. „Was ist denn dahinter los?" fragte er einen Piccolo, der durch den Hausflur huschte. „Honoratioren-Sylvcsterdall l" gab der Ganymed im Miniaturfrack zurück. Nachdenklich stieg der Mnsensohn die Treppe empor. Musik, Tanz, junac Damen, Ehampagner, das wäre freilich sein Fall gewesen, aber. . . ober... dieses traurige Aber I Dbne Geld wär's ja schließlich noch gegangen, da würde ihm der Augenblick schon ans der patsche helfen, wie schon so oft: aber ohne OstLpeau olsqus, ohne Frack... ? plötzlich stand er still und fuhr sich mit der Hand an den Kopf. Rathlos ließ er seine Augen in diesem Wirrwarr von Gängen und Thüren umhcrschweisen. Wenn er doch nur seine Nummer behalten hätte! Einen Kellner fraaen I Gewiß, aber wieder hinunterstcigen? Und hier kam Niemand I Aber hier, diese Tbüre... das mußte doch sein Zimmer sein! Er öffnete und schaute sich in dem Zimmer beim Schein eines Zünd hölzchens um. Ganz bestimmt war das sein Zimmer. Da er selber nichts als eine leichte Handtasche bei sich trug, er auch in dem einen Winkel so ein ähnliches Ding stehen sah, war er vollkommen beruhigt. Immer noch bei sich selbst erwägend, wie er es anzustellen habe, um bei dem fröhliche« Sylvesterball unten gegenwärtig sein zu können, öffnete er in reiner Verzweiflung den Kleider schrank des Zimmers und findet — 0 Glück — unter verschiedenen anderen Kleidungsstücken einen Frack und was sonst noch zur Ballroilette gehört. Der Kragenaufschlag trug sogar ein ihm un bekanntes Drdensbändchen, was durchaus vor nehm aussah. „Man hat diese Sachen auszuräumen ver gessen," sagte er sich; „aber ist das ein Grund, das Schicksal, das mir hier so freundlich entgegen kommt, zurück zu stoßen?" Er schlüpft« also in das absonderlich« Kleidungs stück hinein, zog sich vollends an, sah nach der Uhr — es war nahezu Elf — und ging dann hinab. Auf halbem Wege kehrte er noch einmal um, sich die Nummer seines Zimmers einznprägen. Er gedachte seiner vorherigen Zweifel und wußte, daß man nach einem Sylvestcrdall meist nicht klarer im Kopf zu sein pflegt als vorher. Unterdessen lief Herr Theobald Meulbacke unter hohem Seegang und widrigen Winden glücklich in den Hafen Nr. ;2 ein und begann alsbald zu schnarchen, daß unten der Brummbaßstreicher ohne Aufsehen zu erregen hätte schwänzen können. Der Fremde unten fand anfänglich wenig Entgegenkommen. „Lin Rattenfänger, von Niemand gekannt," der auch sem Inkognito partout nicht lüftete, sich Niemand vorstelli, findet auf Honoratiorenbällen selten Gnade. Unser Muiensohn fand aber doch welche. Sein sicheres, fröhlrches. elegantes Wesen bestach; das Drdensbändchen im Knopfloch war mindestens sehr interessant, überdies plauderte er sehr hübsch und — er tanzte „reizend", „entzückend", „himm lisch". Das gab den Ausschlag l Schließlich fand ihn alle Welt prächtig, am prächtigsten aber Gemeinderath protzig's, ehemaligen Tischler meisters, Lieschen. Sie fing an, geradezu für ihn zu schwärmen, protzig selbst war zu Haus« ge blieben; aber Mutter protzig nannte den Fremden auch schon einen „charmanten, jungen Mann". Der Fremde widmete sich jetzt fast ausschließ lich Lieschen protzig, und sie nahm hold erglühend davon Notiz. Mama hätte aber gar zu gern herausbekommen, was der Fremde eigentlrch war. Er wohnte hier im Hotel Ar. s2, das hatte sie ihm glücklich entlockt. Schleunigst rief sie einen Kellner bei Seite. „Sagen Sie mir doch, bester Freund, was ist denn der Herr auf Ar. s2 eigentlich?" „Nr. ;2 ?" Der Kellner sann einen Augen blick nach. „Nr. ;2 ? Ach, das ist ja der Privatier " „Privatier? Li ei! Da muß er also wohl gut situirt sein? Nicht?" „Ls scheint so, Frau Gemeinderath. Er läßt was drauf gehen und wünscht von Allem das Thcuerste." „Ah so I vielen Dank mein Freund !" Fünf Minuten später tuschelte man fich's in dem ganzen Ballsaal in die Ghren. wie fabelhaft reich der Fremde sei. Mama protzig wurde nun noch einige Grade liebenswürdiger und Lieschen schwamm einfacb in Wonne, während die andern Mütter und Töchter der konoratiorenschaft fast vor Neid zersprangen. Ls schlug llhr. Man rannte mit den punfchgläsern umber und stieß an. Dabei bekam Lieschen bereits manche versteckte Gratulation zur bevorstehenden Verlobung zu hören. Späterhin wurde die Stimmung am protzig- schen Tische immer traulicher. Der Fremde ver flieg sich sogar zu einer Flasche Lbampaancr. > Je mehr er in Lieschens hübsche Augen guckte,