Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 14.05.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188705147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18870514
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18870514
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-05
- Tag 1887-05-14
-
Monat
1887-05
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 14.05.1887
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
W» »I ÜandeNe sich «v Folaendck: »« 1L I >»»« bei »NN Tischler BroszczrwSkt eine HauSsiichung abgkhalten, K« welche stch ein Vorverfahren knüpfte. In demselben wurden die »ew«n AngeNaaten über «inen Kaffer vernommen, der von einem gewissen Czupolskv zu BraSzrzewSki gebracht und sozialdemokratische Verbotene Druckschriften enthalten haben sollte. Am M. Januar hat nun Wittkowsky einen Eid dahin abgelcistct, eS sei ihm nicht bekannt, wie der qu. Koffer in die Wohnung CzupalskvS gekommen, er Wisse auch nicht, ob derselbe «Schriften enihulten und namentlich wisse er auch nicht, ob sich Czupalsky jrinnlS mit der Verbreitung verbotener Druckschriften besaht habe. Auch Mcrkoivsky hat eidlich bestritten, daß er von der Herkunft und dem Inhalt dck Koffer» Kenntniß habe. Nach der Bchauptuim der Anklage sollten diese beiden Eide wisfriillichi iallch fein. Tie Anklagevehörde führte durch Zeugen den Nachweis, dah beiden Angeklagten wohl bekannt gewesen, dah der ominöse Koffer polnische und deutsche sozialdemo kratische Druckschriften enthielt, welche ein von Pari» kommender Mann, NomrnS Raszinski. hier eingeschmuggelt hotte. Aus dein Zeugenverhör ging u. A. hervor, dah man sich dahin verständigt hatte, alle Theilnebmer mühten, falls die Sache „schief" gehe, die selbe Auslage machen, damit man ihnen nichts anhaben könne, unter den Belastungszeugen befand sich auch der Kriminal-Schutzmann Navarra. Derselbe hat im vorigen Jahre von seiner Behörde den Auktrag erhalten, die polnisch-sozialdemokratische Bewegung zu über wachen. Er hat sich als Landsmann und angeblicher Gesinnungs genossen der zu Urberwachenden deren Vertrauen zu erwerbe» ge wußt und an vielen Abenden an den Versammlungen Theit ge nommen. Kriniinalkvinmissarius Schöne saute aus, es habe kein audereS Mittel gegeben, den gefährlichen Bestrebungen der pol nischen Sozialdemokraten auf die Spur zu kommen und mit Erfolg enkgegenzutrcten, als eine» Beamten olS Parteigenossen hincmzu- bugsiren. Der Polnische Handwerkervercin habe in den lebten Jahren einen höchst bedenklichen Chniaktcr angenvmmen. Der Staatsanwalt leitete sein Plaidoyer mit der Bemerkung ein, daß im vorliegenden Halle ein krasser Meineid seitens der beiden A»ge- klaatrn geleistet worden sei. Um eine lästige Untersuchung von sich und den Parteigenossen abzulenken, hätte» sich die Angeklagten bereit finden lassen, ihre unwohlen Behauptungen, daß sie »ich«» vön dem Koffer nnd dessen Inhalt und ebensowenig etwa» von der Vcrtheiliing sozialdemokratischer Drnckschristcn wüßten, auf ihren Eid zu nehmen. Jehl- erst habe die Behörde de» Naporra veran läßt. die Maske abzuwcrsen, und dies brauchbare Werkzeug, welches sonst entschieden noch länger im Dienste der Kriminalpolizei benutzt worden wäre, inußlc geopiert werden, um als Beweismittel gegen die beide» des Meineides Verdächtigen zu dienen. Der Spruch der Beschwöre>ien lautete aus Schuldig, das Unheil auf l Jahr Besangniß. Vom Staatsanwalt waren 3 Jahre Zuchthaus bean tragt worden. Das Eisenbahnbctrirbsamt Berlin (Direktionsbezirk Erkürt) macht nachstehende Mittheilnng: In Holge des Brandes der Ehaussec-Elbbrncke bei Wittenberg waren beide Geleise der Eisen- balmbrücke auf kurze Zeit heute (Donnerstag) Mittag utffahrvar. sodaß der in Berlin um 3 Uhr 45 Min. Nachmittags fällige Pcr- soiiknzug vor der Elbdrücke einen Aufenthalt von cinigcn Stunden erlitt. Außerdem ist noch ein Gütcrzug hierdurch ausgehglten worden. Bis »m 2 Uhr 58 Min. war das Heuer gelöscht und das eine GelciS wieder fahrbar, so daß der regelmäßige Betrieb wieder ausgenommen werden konnte. Das rechte Geleis blecht vorläufig unfabrbar, da die verkohlte» Baske» noch ausznwechseln sind. Fürst Bismarck macht auf ärztliches Anrathen jetzt täglich grö ßere Exkursionen zu Pferde im Thiergarten, den er aus einem stattlichen Fuchse in schärfstem Galvop nach allen Richtungen hin durchstreift. Daß ihm diese Neilübung n körperlich sebr gut bekom men, zeigt sein irisches nnd gesundes Aussehen, von dem man »» Reichstage allgemein überrascht war. Hurst BiSinarck hatte sich übrigens auch durch die Verhandlungen im Reichstage über die Branntweinsteuer von seinem gewohnten Spazierritt nicht abhalten lassen. Er wird sich kurz vor dem Psmgssieste nach Vnczin bege ben. Im Juli würde der Fürst alsdann, wie es heißt, zum Curge- brauch nach Kissingen geben. In Breslau wurde Gustav Joses, Toklor der Medizin und der Philosophie, Privaldocent an der Universität, angesehener Arzt, medizinischer Autor, berühmter Briefmarkensammler, angeklagt wegen Diebstahls seltener Marken, »ach achtstündiger Verhandlung auf von ihm gebilligte» Antrag seines Derfheidigers der Irrenanstalt zu Lenbns zur Bevbachlnng überwiesen. Der Hall erregt peinliches Aussehen. Bei vornehmen Verbrechern koinnit inan nur zu häufig auf das Anskunitsiniltei der „vorübergehenden" Geistesstörung. Vorgestern versuchte in Berlin wieder ein G c > sl e sk ra n ker ln das kaiserliche Palais ciii.zndriiigen. Ans die Polizeiwache ge bracht, legitim» te er sich als ci» Maurer, der dem Kaiser ein Gesuch überreichen wollte, damit ihm die Todesstrafe erlassen werde. Ein interessanter E b e s ch c id u n g SP r o z e ß hat vor dem Landgericht in Berlin dieser Tage seinen Abschluß gesunden. Ein dortiger Fabrikant hatte vor nngrsähr 2Jabren aus dem nicht mehr ungewöhnlichen Wege der Heirathsannoncen eine junge Danie kennen gelernt, welche neben äußeren Vorzügen über ein Vermögen von 180,000 Mk. vcriügte. Tic Ehe gestaltete sich aber nicht l>e- sondcrs glücklich, da die junge Frau sich sehr bald von ihrem Gatten vernachlässigt sühllc. Letzterer batte nämlich schon geraume Zeit vor der Hochzeit ein Liebesvcrhttliniß mit einer seiner Habrikange- stellten unterhalten n»d war nicht im Mindesten geneigt, dieses Verhältnis; nach der Hochzeit auszngeben. Um ungestörter seiner Neigung nachgehcn zu tönncn, unternahm der Fabntant häufig Reisen. Geschäftsreisen, wie er seiner Frau mittheille, aus welche» ihn seine Geliebte als Gattin begleitete. Tie junge Frau ahnte zunächst von dieker Sachlage nicht das Geringste, bis ihr eines Tages durch Verwandle die Augen geöffnet winden. Die durch die Handlungsweise ihres Gatten so schwer verletzte Frau verlangte nun die Ehescheidung, aber diese war nicht leicht durchznsetzcn, da für die Untreue des Ehnnanncs vvllgiltige Beweise sehlien. Es galt also, diese heebeizuschassen. Zn diesem Bebnie wandte sich die üinge Frau an einen Berlinec Privat Geheimpolizisten. Derselbe reiste bei einer neuerlichen Geschäftsreise, welche der Fabrikant nrit seiner Geliebten nach Kassel und Frankfurt a. M. unternommen batte, diesem nach, nm sieh das nvthige Material zu verschaffen. Ueberall halte der Fabrikant teure Begleiterin als leine Frau aus gegeben und Beide hatten sich in den Fremdenbüchern des betr. Hotels als Mann und Hran emge'chriebcn. Der Geheimpolizist ließ nun ans de» Büchern photographische Faksimiles der Unter schriften ansertigen. Hierdurch wurde vor dem Rechter die eheliche Untreue des Fabrikanten erwiesen, und die gerichtliche Scheidung konnte nun statt finden. Oksterreiei». Tie „EeSka Politika" berichlet auS Nvlhcan: „Wie eine verheerende Krantheit graisirt in unserer Gegend vaS Auswandernngsfieber geschürt von gewissenlosen Agenten, welche für jedes von ihnen verinhrte Individuum 10 bis 20 Gulden Provision erhalten. In viele» Gemeinden cxistirt thatiärhlich kein für die Affcntirung (Neknitirnng) taugliches Individuum, nidrm alle sechszehn- bis siebzehnjährigen Burschen massenhaft nach Amerika flüchten, ohne einen anderen Ausweis als den Lansschein mitzmicbmen. In inancher Gemeinde giebt es überhaupt keinen gefunden Burschen mehr: Alles ist ans Furcht vor der Assenttning geflüchtet. Es sei bereits höchste Zeit, daß die niaßgebeirdcn Kreise diesem so bedenklichen Zustande ein Ende macken." Das von de» Wiener Burschenschaften an den Abg. Tomaszczuk gerichtete Schreiben lautet: „Euer Wuhlgehvren I Unter Hinweis aus die in Ihrer Rede vom 29. v. M. gemachten Ausfälle gegen den Verband der Deutsch-Nationale», welche in den Worten gipfeln: „Die Korruption wird geradezu ein nationales Unglück, wenn sie sich zu dem Objekt ibree Verlockung die Jugend wählt und wenn sie in das Herz der Jugend das Gift des Hasses, des Neides »nd der jüdischen Gehässigkeit einimpit, müsse» wir deutsche Bnrschen- schaiten Wiens Ihnen als Nichtdculichrii vor Allem die Berechtigung absprcchen, sich zum deutsch-nationalen Lehrmeister nuszriwencn. — In begründetem Hasse gegen alles Unwahre »nd Undcutsche iprecben Wir Ihnen dem begeisterten Anwälte der korrupten, verlogene» jüdischen Presse «nd jenen keineswegs bcneidenswcrthrn Vertretern des deuhche» Volkes in Oesterreich, welche eines Sinnes mit Ihnen in ihrer Abhängigkeit vom Jndenthum cs »och nie zu einer wahr haft deutschen That bringe» konnten, unser tiefstes Bedauern aus. Nicht vom Güle politischer Gehässigkeit erfüllt, sondern in glühen der Begeisterung für die Größe und Ehre unserer deutschen Nation entflammt, weiden die B»rfckcnschaktcn Wiens narb wie vor in freier Selbstbestimmung an ihren drntich-nationaic» und daher anti semitischen Grnndiätzcn sesthallen. „Der Uiiterrichlsministerv Gautsch hat gegen dir Urheber dieses Bricts eine Untersuchung eingeleltet (!). Daraufhin richteten die antisemitische» Abgeordneten die Anträge, ob der Minister glaubt, durch Maßnahmen irgendwelche- Art die rn der dkutschnationalen Jugend glühende Begeisterung für das Deutschst«»» herahziistiinnien oder die atademiichen Bürger zu servilen Charaktere» iicranbiidcn zu können? Im Neichsmth bei der Biidgklberalhrina zu Titel „Ertorderniß da Reliaionslvndc" Wrack Aba. Tr. Pichler. Er erareiic das Ais Entstehungsursachc des verheerenden V wird allseitig die ursprüngliche Behauptung bestä Haust Brod gebacken wurde und die Magd, , wir Deutsche jede andere Nation, und sei «» selbst die geringste und verachtetflr sie. vertrauensvoll aufbiicken »u ihren Seelenhirlen. weil sie in ihnen nicht blo» die geistliche Führer und Verather. sondern auch die väterlichen, liebevolle» Freunde sehen. Nur dem deutschen Volke ist die namenlose Schmach nicht erspart geblieben, seine eigenen Priester unter de» erbittertsten nationalen Feinden zu leben. (Sehr richtig I links.) Denn die Mehrzahl der deutschen Priester in Oester reich hat kein Gefühl ffir unsere nationalen Leiden und Klagen, nnd wenn dereinst die Liechen einen deutschen LandÜrich nach dem anderen slawiflrt habe» werden, dann wird auf dem Lelchenstein des deutichen Volkes die Inschrift stehen können: „Das ist geschehe» unter Hilfe und Mitwirkung des deutichen LleruS. (Bravo! lurkS.) In den Kreisen der Wiener Studentenschaft hat die friedliche Gegenströmung die Oberhand gewonnen, und im Laute des Donners tag Nachmittags meldeten sich beim Rektor mehrere Burschenschaften, weiche die Erklärung abaaben, für die Wiederherstellung der ge störten Ruhe mit aller Energie sich rnrseken »u wollen. Die Uni- Vers,tätSdehörden sind lm Hinblick auf diese Sachlage Von der Er greifung einschneidender DiSciplinanniltel abgekonnnen: es wird vollständig den Studenten überlassen bleiben, ihre Besonnenheit und den guten Willen, weitere Demonstrationen in den Hallen der Universität zu unterdrücken, selbst zu brthäligen. Die Vorlesungen an sämmstichen Fakultäten werden wieder ausgenommen, doch bleiben die durch die vorgesallenen Demonstrationen veranlaßten beschränkenden Maßnahmen vorläufig noch aufrecht. Frau Maste Korvmpay. Gattin deS k. k. Bauraches und Ar chitekten Gustav Korompay, stürzte sich vom vierten Stocke ihrer Wohnung in der Nibelungengasse m Wien auf daS Straßenpflaster, fiel mit fürchterlicher Gewalt auf den Kutschbock eines Einspänners und von hier aus auf das Trottoir, wo sie mit zerschmettertem Kopse liegen blieb. Die 4bjährige Frau war schon längere Zeit mclancholisch, weil sie sich den Rückgang der finanziellen Verhält nisse ihres Gatten sehr zu Herzen genommen. Ungar»». I» Budapest estckoß de, 22>ährige Jurist Szabo den Mediziner Weidlich, seinen Jugendfreund, im Zweikampf. Szabo hatte seinem Freunde, als derselbe einen Zwicker vom Boden aus hob, „Apport" zuacrufen. Diese Schmack mußte niit Blut abge- waschcn werden. Weidlich hinterläßt 11 Geschwister. Brande- in EperieS bestätigt, daß in einem . . „ xd, getreu einem sehr ciaenlhüinlichen Brauche, die Asche aus den Dachboden trug. In der Asche waren noch ein paar glimmende Kohlenstücke: einige hernnijiegende Lumpen fingen Feuer, anderes leicht entzündliches Matcrtöl ebenfalls, ui ein paar Minuten schlug die Flamme aus dem Dach und der Sturmwind, der unscligerwcise über die Stadl binwegiegte, that das Uebrige. Fast 400 Häuser sind eingeäichrrt und sechs verkohlte Leichen bisher ousgestmden. Die Zahl der ver brannten Menschen kann indessen eine viel größere sei», da sehr viele Leute vermißt werden, von denen vorläufig noch angenommen wird, daß sie sich unter den Geflüchteten befinden. Ungemein hart ist von der Katastrophe der Postvorstand Bvros betroffen worden. Derselbe hat sogleich nach dem Ausbruch des Feuers die Postwerthe einschließlich der Gelder gerettet. Mittlerweile ist ihm sein ganzes Mobiliar mit einer bedeutenden Summe in Werlhpapicren ver brannt. Seine Familie hat das nackte Leben gerettet. Nichts be findet sich in der cinneslürzten Ziminerstucht, als das gekrüuimte eiserne Gestelle einer Nähmaschine. Dem anstoßend wohnenden Professor Ärabovic ist mit seinen Möbeln und seiner in Everies berühmt gewesenen Bibliothek ein Baarbetrag von 10,000 fl., die Frucht dreißigjähriger Sparsamkeit, verbrannt. Er ist ein Bettler, wie cS nun Hunderte und aber Hunderte in Eperies giebt. Frankreich. Zum Berichterstatter der Budgetkominiision wurde PrUeta» gewählt, der hartnäckige Gegner der Finanzpläne der Negierung. Der Finanzminister Dauphin wollte zurncktreten, Gvblet lehnte dies jedoch ad, da das Kabinet solidarisch bleibe» müsse. Giebt dir Kammer dem Mmistecium Reckt, so muß der Vudgetausjchub abdanken; andernfalls erfolgt der Rücktritt des Ka- brncls. Ter Streitpunkt ist, daß das Ministestuni erklärt, die Mög lichkeit weiterer Ersparungen nicht zu sehen, dieselben jedoch ausiüb- ren zu wollen, wenn der Budgctausschuß sie bezeichne, während der Budgciaus'chiiß behauptet, dies sei nicht seines Amtes. — Sollte in der That eine Ministerkrisis erfolgen, so würde die Frage ent stehen, ob General Bonlanger das Kncgsportcieuille behalt. Bei dem Angriffe gegen daS Ministerium muß auch m Betracht gezogen werden, daß die Majorität gar keine Ursache hat, an die Stärke einer Regierung zu glauben, welche sich jüngst bei Gelegenheit der ,Loheiial>»"-A»fführu>lg so schwach erwies, daß sie gegenüber einem Hansen Schreier ans der Straße das Feld räumte. Ter Berkauk der Krondiamantcn hat in Paris am Donnerstag seinen Anfang geiwmmen, zu demselben batten sich gegen 250 in ländische und ausländische Jnwelicre und zahlreiche andere Jntco essentcn cingefundcn. — Der deutsche Botschafter Herbcttc hat seine Rückreise nach Berlin auf nächste» Sonnabend festgesetzt. Es hat den Anschein, als ob die Verschiebung des Heeresge setzes sich aus einer einstweiligen in eine solche von längerer Tauer verwandeln könne; wenigstens arbeiten die Gambctlisten eifrig auf dickes Ziel los. Tic „Rep. fr." schreibt: „Unter den gegenwärtigen Unrstäiidcn würde die Erörterung des Heeresgeletzes in mehr als einer Bezühung unliebsam lein, ohne weder sogleich noch für die nächste Zukunft ein praktisches Ergebnis) zu haben. Wir haben soeben erst zwei lebhafte Streitfälle gehabt: nichts bürgt uns da für, daß sich unversehens ein dritter noch schwererer erhebt. DaS wäre eine schlecht gewählte Stunde, unsere ganze militärische Organi sation in Frage zu stellen. Es ist die größte Unklugheit, ohne Nolbwendigkest Einrichtungen umzustvßen, welche plötzlich auf die Probe gestellt werden können." In Clermont veranstaltete die Bevölkerung eine feindselige Kiiiidaebnna gegen de» Meiingestebcsitzcr Pezon, weil er deutsche Musiker belclrästiglc. Die Ruhe trat erst ein, als Pezon die Ent lassung der Deutichen ankündigte. Die Schwindelnachricht des „Paris" bezüglich der Unterzeich nung einer russisch-französischen Convention wurde diesem Blatte von dem russischen Publizisten Poggenpohl mitgetheilt, der seit Kurzem a»S Rußland nach Paris zuruckgekehrt ist, um die Pariser Presse im russischen Sinne zu bearbeiten. Uebstgens wird die N 'ckricht an koinprtenter Stelle durchaus d-sonouirt. — Der ehe malige ruksische Gesandte in Washington, Cutacatzy, der in Paris als offiziöser Agent der niisirchen Negierung wirkt, bemüht sich in letzterer Zeit, durch die von ihm insvirirte» Journale bezüglich der französischen Hoffnungen ans eine russische Allianz abzuwrcgeln. Schnellste ist zum Spezialkvmmissar in Laon, nicht in Betsost, ernannt worden. Paris. Die französischen Blätter beschäftigen sich estrig mit den Mobilstationsvorschlägen des Generals Boulanger und heben dabei die vortreffliche Einrichtuiig ihres Eisenbahnwesens im Kriegs fälle hervor. Bei jeder Mobrlüation wird der Kriegsminister zu gleich der oberste Direktor aller Eisenbahnen und sieben drei Kom missionen unter seinem Befehle. Die erste Kommission bat die Fahrpläne anszuarbriten und mit den bisherigen Verwaltungen über ihre Ausführung zu wachen, die zweite Kommission hat sich mit deni Versandt der Truppen nnd die dritte mit dem deS Mate rials zu beschäftigen. Dieken Komniissioncn flehen außer den tech nischen Sektionen der Estenbahnarbcilcr noch Kvmpagnicn von Eisenbahnsoldaten, die direkt vom KriegSmintster abhänaen, zur Verfügung. Jede dieser Kompagnie» besteht ans einem Kapltam. 4 LeuInanIS, 1 Feldwebel, 1 Fourier, 1v Sergeanten, I Gefreiten. 22 Unteroffizieren, 8 Werkmeistern, 48 Sapeurs, 2 Trompetern und 100 Arbeitern; außerdem gehören noch dar»: 2 Onastiermeister 6 Brigadiers, 2 Hufschmiede, 42 Kutscher. 10 Sattrlpserde, 66 Zug pferde, 2 Wagen z» einem Pferd, 2 Lebensiniltrlwagen zu 2 Pfer den, 2 Leiterwagen zu je 6 Pferden, 2 Munitionswagen zu 4 Pfer den, 2 Thnamirkisten zu 4 Pferden, 2 Schmiedewagen zu 4 Pferden und 1 Krankenwagen zu 2 Pferden. Unlerstützt werden, wie schon gesagt, dieie Kompagnien durch ö Sektionen technischer Arbeiter, von je 16 Otsizicren befehligt, ans 1201 Mann bestehend, die aber nicht alle zusammen, sondern >e nach Bedürfnis; aus den verschiedenen Strecken zum Fahrdienst, zur Instandhaltung der Linien und deS Materials venvendet werden. Zu diesen in Krieg-zeilen auSge- hobenen Arbeitern muß man nach die im Dienste der einzelnen Ge sellschaften stehenden rechnen, 250,000 Mann, von denen die meisten ehemalige Soldaten sind. — Aus Veranlassung des KriegSministreS hat die Nordbalm-GeskÜschaft Befehl gegeben, vte strateg«che Eisen bahn zwischen Calais und Boulvgne schleunigst fertig zu stellen. Die Arbeiter nehmen sogar die Nacht zu Hilte, damit die eiserne Brücke bald beendet ist. Man glaubt, daß die Bah» am 1. Oktober eröffnet werde», kann. — Dem ^Figaro" wird aus St. Petersburg geschrieben, daß Herr v. GierS sich in Folge der fortwährende», Angriffe, denen er anSgesrtzt ist. von den Geschäften zurltckziehen wird. Sei» Nachfolger wüide der russische Gesandte in Berlin, — Die ' stein, welche in daS Kloster St. Ereile bei Gobinck eintrttt. ve, der Weih, der junge» Benediktiaerin war ihr Vater tn Maltheser- rittrr-Unikorm mit all«, Orden und ihre Schwester, die Herzogin von Chevreuse, anwesend. Mlle. de Ealignac-Fenelon, Tochter dck Generals und Divisionskommandeur» von Toulouse, ist die zweite Dame von Welt, welche den Schleier nimmt. Sie tritt bei den Assomptionistinnen in Anteuil ein. — In Folge eines Zeitungs artikels in dem jetzt in Frankreich (weil an» den NeichSlanven aysaewtesen) erscheinenden „Joumal d'Alsace« Lorraine" kam ck zwilchen dem Direktor desselben, Charles Schloeber. und einem Herrn Adolph Krafft bei CvlombeS ru einem Duell. Es wurden »war zwei Kugeln gewechselt, aber restiltatloS, trotzdem erklärten die Zeugen, daß der Ehre Genüge geleistet wäre. Italien. Die Nachrichten aus Catania und Palermo über eine furchtbare Handelskrise in ganz Sizilien lauten immer besorg- nißerreaender. Der Handel ist total rumirt. Die Differenzen be tragen Millionen. Es wurden ungeheure Mengen falscher Wechsel entdeckt. Da» Mißtrauen ist so groß, daß Wechsel an ZahlungS- stalt nicht mehr angenommen werden. Eine Menge Banken und HandelShäuler liquidsten. DaS in Catania erscheinende Journal „Unione" bringt eine Serie von Artikeln, worin eine Menge bis her hochgeachteter Persönlichkeiten komvromittirt werden. Die Re gierung ordnete eine strenge Untersuchung an, welche erschreckende Details zu Tage förderte. Großes Aufsehen erregte die Verhaf tung der angesehenen Kauflente Baltiati und Ferrante, welche falsche Wechsel im Betrage einer Million ansgeaeben haben sollen. Im Beisein des Königs, der Königin, des Kronprinzen des Ministers Zanardelli, der Vertreter der fremden Mächte, der Präsi dien des Senats und der Deputirtenkaminer, sowie zahlreicher an derer Würdenträaer tand in Floren, unter dem Geläute aller Glocken die feierliche Enthüllung der neuen Donffagade statt. Der Domplatz und die umliegenden Straßen waren reich mit Flaggen geschmückt. Vom Erzbischof würbe ein Hochamt zelebrirt und dabei der päpstliche Segen ertheilt. Ter König und die Königin mit den anderen Ehrengästen wohnten dem Hochamle bei. Ans Neapel ist der große Transportdampser „Washirwton" nach Massauah ansgelanken. An Bord befinden sich 300 Mann, viele Stabsoffiziere, 16 Gebirgskanonen, 20 Fcstungsgeschütze und 15,000 Granaten und Shrapnels. Den cwrieheirden Truppen wurde von der Bevölkerung eine imposante Kundgebung bereitet. England. Untersiantsjekretttr Fergnsson erklärte «m Unter haus. die Regierung werde sich an der rni Jahre 1889 in Paris stattfindenden Ausstellung nicht offiziell beffieüigcn, denjenigen aber welche dieselbe beschickte», Erleichterniigen gewähren. London. Aus Berichten von Sir Bnrring geht hervor, daß der Sekretär des jetzigen Mahdi ein englisch-irischer Journalist Na mens O'Tonnovan ist. Derselbe hat einen großen Einfluß aus den Nebellensührer, den er natürlich zum Schaden Englands ausbeutet. — Die britische Mattiie ist um t Kanonenboot „SanS Pareil" vermehrt worden, welches im Beisein der Herzogin von Teck von de» Blackwall-Docks vom Stapel gelaufen ist. Cs ist das schwerste KrieqS'chiff. das je verfertigt wurde, und befinden sich 1I3Tonnen- gefchutzc an Bord. — In Indien haben die Sammlungen für das kaiserliche Institut bisher ein höchst klägliches, negatives Resultat geliefert, und das Komitee sah sich deshalb veranlaßt, einen Brief des Prinzen vo:: Wales zu veröffentlichen, in dein derselbe dringend zur Uebersendung von Gaben und Beiträgen anffo dcrt. Amüsant ist dabei der Schlußsatz des Komitees, daß alle Gaben „freiwillige" sein sollen, während cS die SickerheitSbeamien mit der Einkassiruna beauftragt und NegieruiigSongestellten. die sich weigern sollten, mit Entlassung droht. Die „Madras Times" bemerkt dazu, daß dick gewiß nicht im Sinne der Königin Victoria gehandelt sei. Der Brief des Prinzen von Wales ist auch den in Indien liegenden Truppen als Regimentsbefehl verlesen worden. Amerika. An der Küste des Gulls von Calffornien zerstörte ein Erdbeben zwei Städte und verursachte in zwei anderen Städten den Tod von 150 reip. 30 Personen. In Pennivlvanien steht ein Streik von 90,000 Koblengruben- Arbeitem behuss Erlangung einer Lohnerhöhung von 10 Proz. bevor. Graf Sckmwaloff, sein. srauzMche Aristokratie ist durch Feuilleton. -s In der heutigen Vorstellung von Meherbeer'S „Prophet" im Kal. Hostheater (Alfftadt) singt Frl. Neumeyer als zwecke Gast rolle die Fides. t Im Residenztbeater findet heute als vorletzte Vorstellung des Berliner Schauspiel-Ensembles eine Aufführung des hier noch nicht gegebenen 5aktiae» SitlengemüldeS „EinPariserRomar? von Octnv Jeuillet statt -s Vesper in der Kreuzkirche, heute Nachmittag 2 Uhr: 1) Präludium und Fuge lür Orgel (^.r-ckur) von E. Fr. Richter. 2) „Wir liegen vor Dir mit unscrm Gebet , Motette von G. A. Homilius. 3) „Erhör' uns Gott", Recitativ und Arie aus Ludas Mnccabäus" von G. Fr. Händel, gesungen von Frau Ottilie Bercht. 4) Kurie und Gloria aus einer Messe für achtst. Chor (op. 55. zum 1. Male) von Oskar Wernrann. -s Bei der bevorstehenden Ausführung vom „Ring der Nibelungen" am Kgl. Hostheater (21—26. Mm) werden zum ersten Mal gewöhnliche Openchreise gelten, sodaß zu allen vier Vorstellungen das Parquet 4 und 3 M'.. der 1. Rang 5^0, der 2. Nana 4 und 3, der 3. Rang 3 und 2 Mk.. der 4. Rang 1.75. 1,50 und 1 Mk., der 5. Rang 75 und 50 Pfennige kosten wird. -s Der letzte diesjährige Prüt'ungsabend der Götze-Kotze-l bue'schen Geiangs- und Overnichulc stellte sich ausschließlich- auS Opernszenen zusammen, welche in durchweg befiiedigender Weise von jüngeren Elevinnen des Instituts interpretirt wurden. Die Aufführung, welche in erster Linie wohl dazu dienen sollte, Anfängerinnen an die Schwierigkeiten des öffentlichen Auftretens zu gewöhnen, gewährte sogar verschiedene interessante Momente. So boten die Szenen aus dem „Frenchütz", aus ,Fiaaro's Hoch zeit" und „Fliegenden Holländer Gelegenheit, die Vorzüge der Götze-Kotzeoue'schen Lehrmelhode von Neuem schätzen zu lemen und de» sich produzirenden mehr oder minder bedeutende» Talente», eine zu schöner Hoffnung berechtigte Zukunft zu prognostiren. f Nachdem der Herzog von Sachien-Altenburg die Widmung der Over „Hertha von Franz Curti entaegengenominen, hat Se. Kgl. Hoheit dem Componisten desselben die Verdienstmeoaille für Kunst und Wissenschaft in Gold mit der Krone zu verleihen geruht. -s Der 27. Jahresbericht über den Stand und die Wirksamkeit der deutschen Sch > llerstiftung verzeichnet zunächst den Verlust zweier Mitbegründer der Stiftung: Leopold Kompcrt in Wien und Wilhelm Genast in Weimar. Weiter, daß sich die Zahl der Zweig stiftungen abermals um eine vermehrt hat, und zwar ist die Ucker- märkirche Zwetgstiitung inst dem GejchüitSort Prenzlau zur defiui- , Konstitution gelangt und in die Reihe der anderen ausge nommen worden. Von Zuwendungen werden wie alljährlich auch diesmal mit gebührendem Danke erwähnt: Von Sr. Majestät dem deutschen Kaiser 1000 Mk., von Ihrer Majestät der deutschen Kaiserin 500 Mk., vom Kaiser von Oesterreich 500 fl., vom Groß Herzog von Sachse» 750 Mk. Im Anschluß daran regelmäßige Spenden von den Äroßherzvgen von Baden und Hessen. Dazu kommen auch im verflossenen Jahre mehrere nicht unbedeutenoe Gaben anderer Freunde und Gönner der Stiftung: so eine Anweisung von 200 Mar! seiten des Bankhauses Leopold Gold- schmidt in Frankfurt a.M.. eine gleiche Summe festeres der Redaktion de« Blottck „Deutsches Dichtcrhciin" (P. Heinze in Dresden- Striesen) als ansgesetztc, aber nicht errnngcne Konkurrenz-Prä mie; endlich eine in Aussicht gestellte Bewilligung von 1000 Mark seitens des dcnlschen Buchhändler-Börtenvereins in Leip zig. Die zur Disposition gestellte Quote der Grillparzer - Tan tieme betrug diesmal 1400 Gulden österreichischer Währung. Tie GeiannistHinink der Venvendungc» seitens der Hanptkaffe der Schillerstistung betrug im Jubre l886 : 30,385 Mk und 1400 fl. ö. W. Davon entfallen re) aut lebenslängliche Pensionen: 9750 M. nnd zwar u. A. an: A. Böttxer's Wstiwc i» Leipzig, Dr A. Dietzrnann's Witiwe in Chemnitz, O. Ludwig's Witten in Dresden und Dr E. Willkomm (s) in Zittau, d) aus transilirende (auf ein oder mehrere Jahre bewilligte) Pensionen: 19.785 Mk. und zwar u. A. an: R. Benedlx' Wstlwe in Leipzig, Tr. I. Duboc in Dres den, Dr. C. Gutzkows Wltl.vc in Frunlsurl a. M., R. Kulemann, L. Lnndeömann (Hieronymus Lorm), F. Luboiotzki (Fr. Carion). Rob. Prorlß. Dr. WoIffe.l>n'S Witlwe, jämmtuch in Dresden u. De. H. Margraf'» Wittme in Leipzig; c) ans einmalige Verwilli- guiiaen: 6850 Mk. und 1400 fl. o. W. an: Frln. Clane von Gilinier und Frau Pantine Schanz in Dresden und Frau H. Kanffer und Frau Dr. Schnitzipahn in Leipzig. In, Ganzen hat die Stiftung eine Gesamnststunine vou 44.285 Mk. und 3165 Gulden ö. W. — 4R507 Mk. 25 Ptg. verausgabt. s Der Allgemeine Deutsche Musikverein wird kn der Zeit vom 26. d«S 29. Juli in Köln ein großes Musikfest veranstal« tm. weich»» au» ü Loncertauffilhrungeu vcstebeii wird.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)