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71. Jahrgang. Hk 866 Aben-'Ansgabe Gegründel 1856 DradianlchrM: *«chetchl>» «r»,»«. E«r»»»«d»k»Samm,mumm»r S« S41 vur vi Na»t«N»rLch« S0 011 Bezugs-Gebühr e»,n »». -I» so. «»»»mder IV» de, Iggl. iw»>muUg« voitd«»ua»i>r»l» ür w«n<u «ovemder 1 Ward vk! D>» rln,»>q«> Anzetgen-Preise: >ui»»ii>old » . !juft»uun^ ir„ Äaa» I.^I Md ür wona, Dooember l Ward »kn, vo>um«,Ilui>„a»dl»» St»,,!»»»««» >. Vt«»,l,. n w«rd»n nach Soldmar» »rechne! di« eimpaltia« -v mm vr«,l, ür au»wSrt« Sb Pi» yaniiüenan-eisrn und SleUeng» uch« ahn» auürrdaid A> PIü.. dl, V0 mm drei!» Redlameieikr ISO psa. »n vlier'ennedtiln IN PI". Ausw AuXriiq» -»<1»N Dornu»d»,nd>. Monkag- 2S. November 1S2S Schrtllleilunq und Kaup!g»IchdII»II«ü»: !tü«ri«»ilr»'» SS -1-! Druch u. veriaa »on Ulrplch » «»Ichardt m Drerden. VoNIchrch-Äonio 10SS Dr«,d«,. Nachdru» -,u, -n> «u.ttch», ütu»U-nan ad» „<dr»»!>n»r Hoch," »iliiMn Itz'verlan-I» SN>ri>lüUch werden nich »ivewadrl. O/^5 oen „Zer Marsch aus Kattowitz. Die Polen fordern Aufhebung -er Autonomie und -es Sejms Oberschlesiens. Der Abschluh -er deutschen Ostbundlagung. — Die Saushallsbesprechungen. - Pariser Sorgen um die französische Sicherheit. Die deutsch-feindliche Polen-Demonslralion m Katlowilr. S«tt»«itz, 39. November. Die mit allen Mitteln vor bereitete grobe polnische Demonstration in Kattowitz nahm, soweit bisher festzustellcn war einen rubigen Verlaus. Es war alles versucht worden um zahlreiche Massen aus die Beine «u bringen. Neben kreier Etsenbahnsahrt kiir die Teil nehmer wurde die Parole auSgegebrn. daß non den Kreisen welche nicht erschienen, angenommen werden müsse. das, Nr am Wahltag deutsche gewühlt hatten. Trotzdem stand die Teil» uehmerzohl a« de« .Marsch ans Kattowitz- weit hinter den Mall»» aller diSherlae» national-polnischen Demonstrationen zurück. Bor dem Ring wurde der Vorbeimarsch vom Innenminister Sladowkkt und dem Woiwoden Garzynski eutgegengenommen. Der Minister sprach dann vom Balkott d«S LtadttbeaterS und behauptete die bisherigen Ausstünde seien eine Notwendigkeit gewesen, weil das pol- Nische Recht vergewaltigt worden sei. Die Ausführungen de« Ministers wurden von Zwischenrufen, wie .Raus mit den Deutscheul- dauernd unterbrochen. Im Anschluß daran sprach der Wotwode. der ver langt«. baß i« freie« Pole« n«r Polen regieren bürsten, da die Freiheit deS polnische« Volkes nicht mit internatio- «alen Vertrügen. s»«der« mit dem Vlnte der polnischen Be- »vlkernng «rkans« morden sei l!i Er versprach den Aus- stündilchen nnb Flüchtlingen, daß er für ihr Wohl sorgen werde. Zum Schluß sprach noch ein Vertreter des West- markenvereinS, -er eine Resolution verlas, in der di» Aussiebung der schlesischen Antonomie. die bisher nur den Dentschcn Vorteile gebracht habe, ferner die Auslösung des schlesischen SZm und anderes mehr gesorder« wurde. Das Wahlergebnis zeige nicht die wahre Gesinnung der Be völkerung weil die polnischen Stimmen mit deutschem Gelbe gekauft worden seien. (!) In dem TemonstrationSzua wurden auch Dasein, in denen die Auslösung des Volksbnndes ver langt wurde, weil er für 9N Millionen Mark die Stimmen der notleidenden Polen gekauft habe, getragen. Ferner wurde in der Resolution dem Woiwoden für leine bisherige Arbeit das Vertrauen ausgesprochen. Nach Absingen der Rota, des bekannten HaßlicdeS gegen die Deutschen, und Hochrufen aus den DtaatsvrüNdcnten. den Innenminister. PilsüLskt und den Woiwoden. löste sich die Demonstration auf Die Demonstration hatte hauptlüchlich den Zweck dem Woiwoden und dem Innenminister durch die angeblich von den ..Maßen der Bevölkerung" angenommene Resolution für Aushebung der Autonomie und Auslösung deS Sejm eine Grundlage für lüngst gehegte Plüne zu schaffen. — ,Zu gleicher Zeit fand im Ztaatstheatcr eine Versammlung der polnischen Faschisten statt, an der etwa lüW Personen teilnahmen und in der ein bekannter polnischer Schriftsteller in einem Vortrag Ver gleiche zwischen Mussolini und Pilsudski anstellte. (TN.) Mn polnssch-lssauncher »reu,zwischen all Wilna. 27. Nov. An der polnisch-litauischen Grenze In dem Grcnzortc Kondcrliany ereignete sich am Freitag nachts ein Grenzzwiichcnfall. Den politischen Blättern zufolge be schoß der litauische Grenzposten den polnischen, der icdvch nicht antwortete, sondern lediglich der zuständigen Behörde darüber Mitteilung gemacht habe. Ehamberlains Abrülungsprogramm. Günstige Ausnahme iu Malten und Velinen. Lvubo». 29. Nov. Di« „Times" bringt heute einen zu- ßunmcnfassrndrn Bericht über die Besprechungen zwilchen den britischen, belgischen, frarrzüsilchen. italienischen und deut schen Regierungen in der A b r ü st u n g S f r a g e. Tie Jnitia ttve zu den letzten Verhandlungen In dieser Frage. lo schreibt das Blatt, sei von britischer Seite gekommen. Chamberlain habe den Regierungen in Parts. Rom und Brüssel ein von britischen militärischen Sachverständigen auSgearbeitetcs Memorandum überreicht, daö ein sogenanntes Mindestprogra«« enthalte, mit dem sich Deutschland eln- »erftaadc« erkläre« solle, wenn es die Interalliierte Militärkontrollkommission zurückgezogen habe» «olle: Die Forderungen dieses Mindestprogramms seien folgende: 1. Unterordnung deS VesehlShabers der Reichswehr unter die AutoritSt des ReichSwchrministers. 2 Regelung der Frage der Rekrutierungen der militäri schen Organisationen. 8. Kontrolle deS Exports »on Waffen und Munition. 4. Zerstörung neuer Befestigungen an der Ostgreuzc Deutschlands. Die britischen Militärbehörden seien der Auffassung, daß Deutschland schon viel für eine befriedigende Lösung der Punkte l und 2 getan habe. Der dritte Punkt sei der Prüf stein der deutschen Bereitwilligkeit, dem Geiste der Verträge von Locarno zu entsprechen. Bezüglich des vierten Punktes sei man in London der Auslassung, daß dieser am besten dem ständigen SchledSgerlchrshpk im Haag Überlaste» bleiben solle. Briand habe das britische Memorandum den fran zösischen Mtlitärlachnerstän^igen übergeben deren Ttericht rechtzeitig lür die Genfer Tagung fertig sein werde. Es scheine so. alS ob Frankreich und Belgien der Frage der ungesetzlichen militärische» Organisationen die arvßtc Be deutung betl-wten. Briand habe C'wmberlait» mitgctcilt. daß die versöhnliche Haltung Frankreichs Dcnt'chland gegen über beinhalte» werde Es solle alles aetan werde» um eine schnelle Lötung des AbrüstunasproblemS berbelrnsühren Briand habe jedoch baranl hingawiesen. daß die RAumnna des Kölner Abschnitt--« Dent'chland in der Ho'snnng zu- geftanden warben fei. daß die deutsch«- Neafernna den in dem britische» Memoranbnm erwädnten P">,r»en künftig Nach komme. Sr glaube nich«. daß eS ans die Dauer nützlich sein »iird-- wenn alle Konzesstone« nur von einer Leite kommen würben. Die Ausnahme d«S britische» Memorandums in Bclaicn und Italien sei günstig. Die Franzosen wünscht»« die Sr- setzung der Interalliierten Militärkontrollkommission dnrch eine permanente Kommission de« Völkerbundes, die das Recht der Neberwachuna zu ieber beliebigen Zeit hätte. Im Gegen satz hierzu gehe die britische Ansicht dahin, daß dies über die Bestimmungen des Versailler Vertrages hinausgchen würde und daß die Kontrollvollmachten d«S Völkerbundes nur in ganz besonderen Fällen angcwendct werden dürften. (TU.) Die Volle Driands in Genf. Die Logik von Thoiry und die Garantien von Versailles. Paris. 29. November. Unter der Ueberschrtst „Bnands scho icriae Partie in Genf" gibt Pcrtinar im ..Echo de Paris" der Meinung Ausdruck, daß auf der einen Sette die Logik »on Gens. Locarno und Thoir« den sranzöstschcn Außen minister dazu dränae. Dentschland bezüglich der Sntwasinung eine Generalgnittnna ausznftelle» «nd dem Abba« d--r Inter- a">' .t.« Militärkontrollkommission sowie der »orzeitigcn Rheinlanbränmnng znznsti «ne». Ans der anderen Seite zögere Briand. die letzten Garantien des Berlailler Ver trages ans der Hand z» gebe». Er wolle anscheinend Zeit gewinnen, um nicht wieder gutzumachende Entscheidungen zn vertagen. Noch schwieriger sei Brtands Aufgabe, wenn er sich aus eine Konferenz mit Chamberlain. Stresc mann »nd Mussolini, cinlastc. da er nicht nur gegen Stresemann z» kämpfen habe der aus einer solchen Konferenz seines Erfolges noch sicherer sei. sondern auch den nationalen italienische» Ansprüchen im Mittelmeer, gcgeu- übersteßen würde. „Echo de Paris" schreibt weiter: Eigentlich gebe es nur »och ei» einziges Araument für die AusrcTierhaltung der Kontrollkommission: Sie könne erst dann abberufe» werden, sobald die Kontrolle durch den Völkerbund organisiert sei. Aber auch hier stelle sich Frankreich eine englische Auf fassung entgegen, die wahrscheinlich auch durch die ita lienische unterstützt werde, nämlich den «'an de« BölkerbnndS- ratcS vom September 1924 in --meinsamen Verhandlungen mit Den«schland z« revidieren. Wenn aber die Kommission einmal abberufe» sei, dann könne sich Deutschland aus Art. 481 des Versailler Vertrages beruscn. der Deutschland das Recht gebe, die Zurückziehung der Vesatznngötruppen auch inner halb der fitiifze>>niäk"-i>---„ Frist ,n verfangen, wenn cS nach- geivieseiiermaßen alle seine Verpflichtungen gemäß dem Berlailler Bertram er'"'" habe. Dagegen könne Frankreich nur »och den Art. 429 anwenden. der für den Fall einer nicht acilügciibc» Erfüllung seitens Dciitlcßlanbs eine Verlänae- rnng der Vesatziinassristen Vorsicht. Für Frankreich bleibe anS Gründe» der Sickwrbeit nur die eine Möglichkeit, eine besonders »ersck»ärste Kontrolle st«»-», de« Völkerbund in der Rhcinlanbzoue zu verlaus««. (T.U.) Die abgeschlagene Opposilion. Moskau, Ende November. Die Moskauer Parteikonferenz ist «eit einiger Zeit vor über und die Rede» sind mit reichlicher Verspätung reröfsent- licht worden. Eine volle Klarheit tst «n dem Moskauer Chaos zwar nicht erreicht, es läßt sich aber immerhin ein Uebcrblick in großen Züge» geben. Tie Resultate der Kon ferenz haben einen mehr negativen Charakter. Zweifellos steht fest, daß die Opposition von der Stalin-Mehr heit energisch abgeschlagen wurde. Aber sie ist nicht zerschlagen. Die oppositionelle Gruppe Trotzki-Stnowiew- Kamenew hat ievt zwar nur theoretische Bedeutung, aber sie I hat durch da» Festha»tenanlhremProgramm immer die Möglichkeit, in einer kür Ne günstigeren Zeit wieder in eine praktische Opposition zu treten. Oppositionen hat es in der Sowietunion seit ihrer Grün dung gegeben. Praktische Bedcntnng bekam aber die oppo sitionelle Frage erst mit dem großen Vorstoß Trotzkts Ende li!24. Obwohl Trot-ki damals die Möglichkeit gehabt hätte, seine praktische Opposition sortzusctzen und unter Umständen vielleicht diesen oder icnen Punkt seines Programms durch- zusctzc». zeigte er sich als disziplinierter Partetmann und trat den befohlenen Urlaub an Von seinen Ideen sprach er sich allerdings nicht los. verharrte aber fast zwei Jahre in einer nur rein theoretischen Opposition. Die vorige — 14. — Parteikonferenz brachte eine neue Opposition, mit Sinow- icw an der Spitze. Nach scharfen Debatten blieb Stalin Sieger. Sinowicw aber beruhigte sich nicht. Im Juli er folgte ein neuer Vorstoß, der wieder erfolglos verlies. Jetzt ivnrde die Situaiion für Sinowicw sehr unangenehm, zumal sich die Zahl seiner Anhänger zusehends verminderte. Er setzte daher alles daran, sich mit der Trotzki-Grnpve z« vereinigen. Der Zusammenschluß erfolgte Ende September und kam für alle völlig überrasch end. Sinowicw. der Bor- sL-cnde der Komintern, befand sich bereits aus dem Wege ron einer glänzenden Höhe zur politischen Bedeutungslosigkeit, und konnte seinen Niedergang nur dadurch aufhaltcn. daß er sich ganz aus Trotzkis Seite schlua. dessen Programm er bereits als sein eigenes angenommen lmtte. Trotzki hatte sehr lange gezaudert, che er ron seiner theoretischen Oovosition in die praktische überaina Es ist auch charakteristisch für ihn, daß er von allen Oppositionsführern am zurückhaltendsten war. Obwohl nunmehr die Opposition eine Union bildete »nd als geschlossener Block auftrat konnten dennoch nicht die sehr weit anscinandergcl,enden Auffassungen innerhalb ihrer eigene» Reihen überbrückt werden. Es fehlte ihr bis zum letzten Augenblick eine eigentliche Basis. Darum ist es auch schwicria. die viclartiacn Forderungen der Opposition ans eine gemeinsame Formel zn bringen. In großen Um rissen gesehen, fordert sie eine schnellere Indnftrialisterung des Landes. und — »m diese z» erreichen — Erhöhung der Preise für die Industricartikel. Die Opposition geht davon aus. daß sich die Landwirtschaft viel zu schnell gegenüber der Industrie entwickelt und damit Kapttalrcscrvcn aesammelt habe, so daß sic in der Laae sei. auch höhere Preise zu zahle». Der Zwie spalt liegt also wieder im Bancrnproblom. der Kernfrage der russischen Politik überhaupt. Selbstverständlich tst die Durchführung der Wünsche der Opposition nur ans Kosten der Bauer» möglich. Mit Sicher heit ist aber dann zu erwarten, daß die Bauern diele» wirt- schaftspolttischcn Kurs, der argen sie gerichtet sei» muß. mit Sabotage beantworten werden. Tie Zeiten des Kriegs- kommnnismns und der Inflation habe» bewiesen, daß man mit allen Maßnahmen eine restlose Ersasinna des Getreides nicht erzwingen und eine Einschränkung des Saatenanbaucs nicht verbtnbern kann. Die Sowictregicrung in»ß daher diesen Umständen Rechnung tragen und bestrebt sein, ihre Ziele mit den bäuerlichen Interesse» in einen gewissen Ein klang zu bringen. Die Haltung der Opposition wird norständlickxr. wenn man die Liste ihrer Führer bctrachict. Dort findet man Trotzki, Tinowjcw. Kamenew Radck. Pjatakow dieKrupikaja iWitwc Lenins), Antonow-Owsecnko (jetzt russischer Gesandter iu Prag). Safarow, SarkiS Sapronow. Scblapnikow und Mjcdwlcdjew Mit wenige» Ansnahnicn sind sie Emi granten, die eine» großen Teil ihres Lebens Im Anslande verbracht haben »nd ihrer russischen Heimat doch bis z» einem gewissen Grade entfremdet sind Sie lebten im europäischen Tempo und werde» jetzt mit den, »»beholfene» russischen Bären nicht fertig. Trotzki. der Schöpfer der Roten Anne«, mit geradezu genialen Elektrisicrungsplänen. seinem groß.