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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 13.02.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19130213023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1913021302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1913021302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-02
- Tag 1913-02-13
-
Monat
1913-02
-
Jahr
1913
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Srerdner Nachrichten Rr.» Lchwerin-Lowitz da»«« th« für sei»« Mitteilungen. »orauS hervor,«-», welche« groß» Interesse der Saispr an Le» Se. deihe» der deutsche» Landwirtschaft nehme. Diese könne den Kaiser mit Stolz zu ihre« Verufsgenvff«, zählen. » verli«. Der Präsident de« preußtsch«« Herrenhauses n. Wedel-PieSdorf Lat anläßlich her Verlobung im Kaiserhause Le« Kaiser Lei seiner Lckwesenheit in der Sitzung -e« Deutschen Landwirtschaft-rates mündlich. der Kaiserin und dem Brautpaare telearapyisch Li« Glück wünsche -es Herrenhause« au»,«sprachen. Deutscher Reichstag. Berlin. sPriv.-Lel.) Iw Reichstag -«gründete vor leerem Haus« und »ollftändig verwaisten Bundesrat«- rischen der Abg. Hierl (Soz.) den soetalLemok rgti- ichen Antrag aus Annahme eine« Gesetzentwürfe« über die Volksvertretung in den Bundesstaaten und in Elsaß« Lothringen. Nach dem Anträge soll Artikel 8 der Reich», oerfassung folgenden Zusatz erhalten: In jedem Bunde«» sraare muß eine auf Grund de« allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrecht« gewählt« BolkSver- trotung bestehen. Da« Recht, zu wählen und gewählt zu werden, haben alle über SV Jahre alten ReichSangehvrtgen ohne Unterschied beS Geschlechts tn den BundeSstaten. tn denen sie ihren Wohnsitz haben. Die Zustimmung dieser Vertretung ist zu jedem Gesetze und zur Feststellung des Staatshaushaltes erforderlich. UWr «u» eine «rotze um für of« ,t» würdige« g»hürten G«, » »üustwttk. La« au» ngSvoll«« GtanLort erhaUe« de» D>M«r u»L Mensche» hat «»er »u» grauen zusammen. " Ludwig» «u^ de« Trtni. nr». 'M Ge ser »rat di. W'. der Dichter Otto Sudwtg, Otto Ludwig« hundertster Geburtstag Eisfeld. Hier wurde heute der hundertste Geburtstag de« Dichters Otto Ludwig durch eine Feier am Denk mal festlich begangen. Heute abend finden Ausführungen von Stücken Ludwigs durch hiesige Bürger statt. Die Fernfahrt de« Luftschiffe« „P. r Gotha. Das Luftschiff „P. 2" ist heute um 8-fr Uhr vom hiesigen Suftschifshafen zur Weiterfahrt nach Köln aufgestiegen und passierte um S Uhr 30 Min. bei dichtem Nebel Eisenach. Streichu», des italienische» Königs aus de« Wählerliften. Rom. Die mit der Revision Ler Wählerlisten be traute römische Prooinzialkommisston hat die Eintragung des Königs in die Wählerliste üeS zweiten römischen Wahl, bezirks einstimmig für ungesetzlich erklärt und ihre Streichung beschlossen. Sine Skandalgeschichte i» Rom. Rom. Die Polizei verhaftete heute nacht die Ingenieure Riccarüi und Borrelli. die Erbauer des Justiz- oalastes. Die Verhaftung ist die Folge von Ermittlungen einer Untersuchungskommission über den genannten Bau. wodurch Beziehungen zwischen den Verhafteten und dem früheren Substituten deS GencralstaatSanwalts, jetzigen Abteilungschef in der Verwaltung der Staatseisenbahnen. Solvesire. aufgedeckt wurden. Auch die Verhaltung Sylvestres ist angeordnet worden. Er war bisher jedoch nicht zu finden gewesen. Die Blätter melden, Latz auch gegen den dritten der vereinigten Bauunternehmer, In genieur Mannajolo in Neapel, ein Haftbefehl erlassen, aber noch nicht ausgeführt wurde, da er verreist sei. Amerikanische SriegSschisfe au der mexikanische» Lüfte. Santiago (Kalifornien». Ter Panzerkreuzer „Colo rado", das Flaggschiff der amerikanischen Pacific-Klotte. ist mit dem Konteradmiral Loutherland an Bord nach Mazatlan in Lee gegangen. Loutherland wird die Be- megungen der amerikanischen Schiffe an der mexikanischen Küste leiten. Berlin. Die Gemahlin des Gouverneurs von Berlin, Generalobersten v. Kessel. Frau Friederike geborene Freiin v. Esebeck, ist gestorben. Alsfeld. Beim Bahnbau Alsfeld—Niederaula stürzte eine Brücke ein und begrub unter sich eine Anzahl Ar beiter. von denen einer getötet und mehrere schwer verletzt wurden. knlhiillung der Stto-Ludwig-Denkmals aus dem rrinitatirftiedhose. Heute ist der Tag. an dem man dem- Dichter Otto Ludwig, dem echten tiefen Deutschen auS dem Herzen LeS Reichs, dem thüringischen Waldgebirge, ein besonders warmes Gedenken weiht: die Wiederkehr seines hundertsten Geburtstages. Dresden ist sich immer der künstlerischen Bedeutung seines Bürger« Otto Ludwig bewußt gewesen. Die Verkennung, die auch er auszuhalten hatte, lag in der Stärke seiner Gcsamtpersönlichkeit und dem Neuen, das er bot. Die Ludwig-Reliauien werden mit Pietät gepflegt. Das Sladtmuscum beherberg» das anheimelnde, in seiner bescheidenen Einrichtung rührende Arbeitszimmer des Dichters mit oll den kleinen Gebrauchsgegenständen des Tags.- Erinnerungsstücke, die ihre eigene besondere Sprache reden. Die Tiedge-Gesellschaft ist zuerst mit einem Denk mal de« Poeten an die Oeffentlichkeit getreten. AuS ihren Mitteln wurde Arnold Kramer- Herme geschaffen, ein Lentm« »u schaff,». Dem evach. vhttbürgttmetster Dr. . WaUA. Geheimrat DT K-tß. »ur SewUeaer. Ho!rat Lehman» .1« Mittel für et«« würdig, Her. -rächt, t« de« Lte von Le» Van. erstehe»« umwunLe»«» Mensche». set«e Gatti» »nL feta -ie-ltne, dt« Dochte» Lordelia, ruhen. Cordelt« Ludwta. Lt« ihre« Ich«»«» Nack»» z« Recht tru«. war Lt« treueste Hüterin de« Andenken« »nd Le, Lebensarbeit ihre« Vater«. Si« selbst hat da- Vnftsptel ^anu» Frei"'. La« am Freitag t« Köntgl. Schauspielhaus« aufgefsthrt wird, für dt« Bühne eingerichtet. Al« feinsinnige Dichterin und Denkerin ist sie mit einem Bande kleiner Aufsätze und seiner Äewer« kungen über Leben und Kunst hervorgetrete«. Die vor einigen Jahren Heimgegangene war eine ungemein s»m. vaihische Erscheinung. Ihrem Wunsch« ist e« noch znzu- schreiben, daß die Ausführung de« Grabdenkmal« dem Münchner Professor Adolf v. Sildebrand übertragen wurde Hildebranü ist bekanntlich Ler Schöpfer deS gedanken vollen. grüblerisch tiefeu Ludwig-Denkmal», das den herzoglichen Park tn Metntnaen schmückt. Eine bessere Wahl konnte nickt getroffen werden. Heute mittag IS Uhr fand aus dem Trtnttatisfrted Hose eine schlicht gehaltene Feier statt. Anher den Mit- gliedern de« Komitee« waren eine Anzahl literarisch und künstlerisch interessierter Persönlichkeiten Dresdens er schienen. Stimmungsvolle Klänge eines BläserckorS leiteten die Feier ein. Die einfache Gedächtnisrede hielt Oberregisieur Lewing er. Er gedachte der Zusammen, hänge Ludwigs mit Dresden, berührte die Bedeutung der künstlerischen und menschlich echten Persönlichkeit beS Dich ters und wie» auf die Pflicht htn, diesem echt deutschen Dichter Treue zu wahren. In Vertretung deS verhinderten Oberbürgermeisters Dr. Beutler übernahm Bürger meister Dr. Kretzschmar LaS Denkmal t« die Pflege der Stadt. Gr dankt« den bewährten Männern, die mit dem Plane der Errichtung des Grabdenkmals und seiner glän- zenden Verwirklichung sich um die heimische Kunst tn hoch, herziger Weise verdient gemacht hätten, und widmet» im Namen de» Stadt Dresden dem Andenken Otto Ludwig», „hen wir mtt Stolz den Unseren nennen", einen Lorbeer, kranz. Im Namen der Generaldtrektion Ler Königlichen Theater, oer König!, musikalischen Kapelle, der literarischen Vereine wurden noch prächtige, schleifengeschmückte Lorbeer, gewinde an der Grabstätte niebergelegt. — Die Schöpfung HildebrandS ist in ergreifender Weile der Stätte an- gepaht. Aul einem Unterbau von Granit erhebt sich ein schön profilierter Sandsteinblock mit dem Relief von Lud. wigs wahrhaft ergreifendem Dlchterkopf in Bronze. Dieses vergeistigte Relief ist von Lorbeerzweigen, die auS dem Sandstein herauSgemetßelt sind, umzogen. Der Ge- samteinüruck ist vornehm, still und groß. Die Verehrer LeS Dichters haben für ihre Empfindungen einen würdigen Ausdruck gesunden. btt Hörde» lLre »eaeh«taü»g z« «er «gfsüha ru», versage». Dt« Gründe dafLr verkaufbare» »och »>«, ,»-Mn»-»S>-»KÄ ständiger Sette erfahre», bandelt ««sich tt» «orlteg Fall« keine««L«et» »ptltche«Seuf»r. Lertliches und SSchsischer. Dresden. 13 Februar. —* Se. Majestät der König wohnte heute früh 8 Uhr den Rekrutenbesichtigungen beim 2. Bataillon deS Grenadier-Regiment- Nr. lOl bei. Um sX Uhr findet eine größere sogenannte Staatüdiener-Tafel statt und um 8 Uhr werden der König und Ihre Königl. Hoheiten der Kronprinz und Prinz Johann Georg den Vor tragsabend des hiesigen OrtSverbandes des Deutschen Flottenvereins im Gewerbehause besuchen. —* Di« Dresdner Klugplatzfrage wird in der morgi gen Siaütverordnetensitzung endgültig entschieden. Die Ausschüsse haben sich am Montag in einer nahezu drei- ständigen Beratung für daS Kaditzer Gelände aus gesprochen. Auch die Anhänger des Reichenberg-Boxdorfer Projektes im Stadtvarlament sind jetzt von den Bor-ügeu des Kaditzer TerrainS überzeugt. Es ist nicht daran zu zweifeln, daß die Stadtverordneten morgen einstimmig üerRatsvorlage zustimmen werden, die benFlugplatz bekannt lich aus Kaditz-Mickten-Uebigauer Flur errichten will. Nur über die Höhe ÜeS jährlichen Zuschusses der Stadt bestehen Meinungsverschiedenheiten: der Linken ist die an gesetzte Summe von 40 000 Mark zu hoch. Doch wird sie wahrscheinlich mit ihrer Ansicht in der Minorität bleiben. Die gegen das Kaditzer Projekt in meteorologischer Hin sicht vorgebrachten Einwände sind genau geprüft und nach eingehender Aussprache als unbeachtlich befunden worden. —* Die Bußtags»Ausführung des „Mirakel" in Dresden »erboten! Die deutsche Uraufführung des Voll- müllerichen „Mirakel" in dar Retnharötschen In szenierung sollte am 18. und IS. Februar im Dre-üner Theater der Fünftausend stattsinüen. unter Leitung Max Reinhardts Direktor Sarrasani ist aber gestern tn Kenntnis gesetzt worden, daß die 8e- »tzrbot. Die Auffü-rnag^be« Mtzsiertum» am Bußtag ist nur au« dem Grund, u»»«-ttch. well dttü »»1t de« »um Miotftertn« de« In»«» «tö dem KültuSmtirAterium er- veHtmmn»,«» K»-,Hteg«sch/,sseue« ft. aus Grund b««n ^ «. ... orabenb« de« BußMgeS. lagen irgendwelche He- bettke» nicht »or. Da jedoch die außerordentlich hohen Regiekosten durch «t»e «ur einmalige Vorstellung nicht tm entferntesten gedeckt «erde» kü»n«n. so sah sich Herr Direk tor Garrasant veranlaßt, ga»» »o» «er Aufführung ab,», sehen. —» Western abend ist »ach langem, schwerem Seiden Herr Drrchslermetster OSkar Rüger tm M. LeLensfahre verschieben. Rüger war InhaÜea Ler altrenommierten Firma I. G. Gärtner, die erst kürzlich vov der Großen Brüdergasi« nach dem eigene» Geschüftshause auf der Schloßstraße übersiedelte. Der Verblichene war einer der bekanntesten und ausgezeichnetsten Bergsteiger, der zahl, reiche schwierige Hochtouren erschlossen hat. Länger als ein Jahrzehnt bekleidete er daS Amt eine- HüttemogrtS der Sektion Dresden de« Deutsche» unL Oefterrelchkschen «lvenveretn». in welcher Eigenschaft ihm die Pflege her Canali-Hütte und der Pravitale-Hütte sunmett San Mar- ttjMdt Eastrozzaj oblag. * Sin aroßes Meteor wurde aesteru abend in der neunten Stunde verschiedentlich beobachtet. In prächtigem arlinlichrn Lichte erstrahlend, zog die Erscheinung tu Ler Richtung von Güdosten nach Nordwest über den Himmel und war schnell wieder verschwunden. —* Sine beherzt« R«tt»»aStat führte gestern nach mittag der Läaemühlenbesttzer Bruno Gru-le au« Nieder wartha aus. Als er sah. daß der dreiiLbrige Svh» de« Brotkutscher« Faber tn den Mühltetch gestürzt u«L Veretts untergegangen war. sprang er kurz entschlossen mtt der Kletdung tn den Teich hinein, vi« e« ihm gela»g, Lurch mehrfache« Tauchen den dem Ertrinke» nahe« Ln«wen ans Land zu bringen. Die anderen Kinder. Lte mit Lew Klei- nen am User gespielt hatten, waren, al« sie gesehen hätten, wie der KameraL ins Wasser gefallen war. schleunigst davvngelaufen. —* Selbstmorde. In einem Fremdenzimmer elneS Restaurants in der Wilsdruffer Vorstadt erschoß sich gestern abend aus unbekannten Gründen der t» Len zwanziger Jahren stehende Handlungsgehilfe Beutner- Ler Sei seinen Eltern auf Ler WachSbleichstraße wohnte. — Vergistet aufgesunden wurde heute vormittag in ihrer Gneisenaustraße 10 gelegenen Wohnung die SO Jahre alte Vermieterin Ottilie Schmalz. Auf einem hinterlafse- nen Zettel gibt die Verstorben« an. baß sie keine Wohnung habe finden können und infolgedessen ihrem Lebe» frei willig ein Ziel gesetzt habe. —* Selbstmordversuche. Wegen ungünstiger Bermöge»«- verhältnisse hat gestern vormittag ein tu der Bergmann, straße wohnhafter. 34 Jahre alter Lauswann Lysol in selbstmörderischer Absicht -u sich genommen. Der Lebens müde wurde nach dem Iohannstäüter Krankonhause be- sürdert. — Ferner schnitt sich in der verflossenen Nacht gegen 1 Uhr ein auS KöntaSwalbe siammenLer Buchbiaüer- gehtlse in seiner in der Dürerstraße gelegenen Wohnung Lte Pulsadern Lurch. Er wurde nach der Heil, uuh Pfleganstalt gebracht. — Schließlich versucht« sich gesteru abend tn der 10. Stunde in Ler Leutoihurg»Straß« ein zwanzig Jahre alter Schweizer auS Hundiuaen da durch zu töten. Laß ec sich einen Schutz in Len Unter leib beibrachte. AIS Motiv werden Stellenlosigkeit und Liebeskummer angegeben. Sein Zustanü ist ganz hoff nungslos. Er fand Aufnahme im IohannstäLter Kravken- hause. -E-» * Pirna. Das Gespann der Abdeckerei u«L Fleisch, mehlfabrik von Friedrich Bretschnetder fuhr hier am Mon tag abend über die ElLLrücke, als die Pferde vor einem vorüberfahrenüen Zuge scheuten und durchginge». Eine Frau auS Graupa, di« mit einem Handwagen de» gleichen Weg fuhr, wurde von den durchgehenden Pferden erfaßt und ein« Strecke weit geschleift. Sie erlitt nicht un erhebliche Verletzungen und mußte in einem Wagen nach ihrer Heimat gebracht werden. Da- durchgehende Gespann konnte in Copitz wieder -um Stillstände gebracht werbe«. —* Chemnitz. AlL in der Nacht zum Mittwoch Herr Krempel jun.. Sohn des Besitzer« der an der Zschopauer Chaussee gelegenen Reichenhatner Schenke, »ach Hause kam. bemerkte er im Keller Licht. Er weckte feinen Vater und begab sich mit thm in den Keller, wo sie eine« Dieb vor- fanden. Ler sich bereits Bleirobre und Stechhähne angeeig- net hatte. In der Gaststube wurde dann Ler Dieb, t« dem man den Erfenschlaaer Einwohner Geigen Müller erkannte, wegeo seiner Tat zur Rede aeftellt. Heber de« Vorgang hatte sich Herr Lrempel se». so aufgeregt, daß tt eine» Herzschlag erlitt und auf der Stelle verstarb. HinscheiLen des Meisters erst anderthalb Tage nach dem Ereignis. Als erste Beileidsbezeugung erhielt die Witwe von den Benettanern selber, die Wagner sehr geschätzt batten, folgendes Schreiben: „Das unermeßliche Unglück, von dem Sie betroffen, ist ein gleich großer Schlag für Deutschland und vor ollem für die Kunst, welche einen Genius verlor, der über die ganze Welt strahlte. Venedig fühlt ganz besonders lebhaft den bitteren Verlust des großen Meisters, weil sich bei unö zur Bewunderung des bahnbrechenden Geistes die verehrungsvolle herzliche Zu neigung zu dem Gaste gesellt. Ler hier Ruhe. Gesundheit und neue Inspirationen suchte." War die Erkenntnis vom Werte des Verlustes bei den Italienern so klar, io stellten die deutschen Kritiker in ihren Nekrologen den Meister neben die größten Geister seit der Existenz der Well. Selbst der bitterste Gegner Wagners, der Hohn und Spott aus die Werke seines Feindes zu häufen nicht „ufgehört hatte, selbst Eduard Hanslick in Wien vermochte nicht, angesichts dieser begeisterten Trauerkunbgebunaen, den Standpunkt zu wahren, den er bisher noch stets Wag. ner gegenüber eingenommen hatte. Er macht eine Riesen verbeugung vor dem toten GentuS. wenn er rn seinem Nekrologe schreibt: „Gegner tm Sinne einer absolut feinü- üchen Einseitigkeit batte Wagner eigentlich gar nicht: kein Musiker ist uns noch begegnet, der so unfähig, oder leiden- ichaltlich wäre, die glänzende Begabung und erstaunliche Kunst Wagners zu verkennen, seinen enormen Einfluß zu unterschätzen, sich dem Großen und Genialen seiner letzten Werke selbst bei eingestanüener Antipathie zu verschließen. Wagner ist bekämpft worden, aber niemals geleugnet. s!j Noch tief eingetaucht tn die Erregung des TageS. wollten wir heute nur den so oft mißdeuteten Sinn der „Gegner, schalt" richtigstellen und auSsprechen. daß eine faktiösc Opposition nicht gegen Wagner besteht, sondern nur gegen Sie Wagnerianer". Obwohl in den Tagen der Trauer auch die natio nale Bedeutung WagnerS mit Bewußtsein von »Uschi«. Lener Seite betont wurde, gtna der Deutsche Reichstag lautlos über das Ereignis »ur Tagesordnung über. Man erhob sich weüer zum Zeichen der Anerkennung de« Wer tes dieses Genies von den Sitzen, noch kondolierte man der Witwe. Auch die Reich-Hauptstadt ließ nicht- von sich Hören. Dte Hof- und Siadttbeater gedachten aber sämtlich de» Tage« in würdigen Aufführungen Wagnerscher Werke, so Berlin und Wien, auch Leipzig, wo der „Tristan" ge- geben wurde, und München, wo gleichfalls dieses Werk in Gegenwart deS gesamten, schwarz gekleideten Hofes tn Szene ging. Am Tage der Beisetzung WagnerS in Bay reuth blieb das Münchner Hoftheater geschlossen. König Ludwig war vom Hinscheiden des Meisters ausS tiefste er griffen. Direktor Staegemann veranstaltete im Leipziger Theater eine besondere Gedächtniümatince. deren Ertrag er dem Fonds zur Errichtung eines Leipziger Wagner- Denkmals zukommen ließ. Angelo Neumann, der mtt seinem sog. „Wagner-Theater" gerade tn Aachen den „Ring" spielte, stiftete den Ertrag einer Gedenkaufführung dem vierzehnjährigen Sohn des MeisterS, Siegfried, als Stipendium. Es hieß nämlich damals, die Familie Wag ner werde in nicht glänzenden Verhältnissen von ihrem Oberhaupt- zurückgelassen. Auch tauchten damit Fragen unö Zweifel auf. ob denn die Bayrcuther Festspiele ferner, hin bestehen blieben. Dresden bezeigte vollen Anteil an dieser allgemel- nen Trauer um den Meister. Am Tag«, wo die Todes nachricht eintraf, wurde allerdings zufällig MeqerbeerS „Prophet" tm Hostheater gegeben, also ein Werk. daS den Prinzipien der Wagnrrschsn Kunst ganz entaegenltef. Tags darauf fand ein Gtnfontekonzert der Köntgll Kapelle unter Dr. Franz WüllnerS Leitung statt: an Stell« der ur. sprünalich angesetzten Ouvertüre Mendelssohns zu den „Hebriden" trat nun di« Trauermusik auf Siegfrieds Tod au» der „Götterdämmerung". Lte da- volle Haus mtt er. griffenem Schweigen anhürte. Der König und die könig liche Familie waren zugegen. Als besondere Feier tm Theater war der „RterA" vorgeschlagen worden als daS- jenige Werk, mit dem Wagner zum erstenmal tn Dresden zu Worte gekommen war. Den „Rienzi" hatte man seit WagnerS Flucht au« Dresden bereits einmal wieder neu- einstudiert. und damals nah« sich wiederum Ttchatschek der Tttelpartte mtt der größten Hingebung an. Der beim Tode Wagner- fünfundstebztg Jahre alte Sänger erhielt dafür zu jener Leit «inen sehr launigen Dankbrtef deS Meister», der u. a. die folgenden Worte enthielt: „Dte Wiederauferstehung deS Rienzi unter Deinen Auspizien wird für die Kunstgeschichte ein ganz eigener Zug bleiben. Ich kann Dir immer nur sage«: ich danke Dir! Für alle- übrige bin ich so unvermögend, und «ein« traurige Lage ist ewig so -ilf-bedürftig, daß ich di« Freund schaft der Metntgen immer »ur tu Anspruch nehme, sie aber mit nichts al- eben nur mtt meinem Danke erwidern kann. Aber was ich tun will. ist. in meinem Testamente zu be stimmen. daß man u»S Leide« in Dresden Leim Theater ein Monument setzt: wir beide müssen da ausgehauen werden, und in Zukunft soll man sagen, wenn man auf unsere Statuen weist: Da stehe« sie alle beide, besondersch der Ttchatschek!" Dte Gedenkfeier bestand aber schließlich nicht aus der Aufführung des „Rienzi". sonder« auS der Ler „Meistersinger", die tn ihrem Schlüsse so schön darauf Hinweisen, daß der Meister in seine« Werken bei seinem deutschen Volke ewig weiterleben wird. Der Andrang zu den Kassen war so stark, baß viele Hnnb«cte zurückgewtesen werde» mußten und eine Wiederholung de« Abends tn Aussicht gestellt wurde, (die aber nicht er möglicht werben konnte). Die Besetzung btt Hanptpartte« mtt Therese Malten lTva). GuLeyuS (Walter). Deckele lBeckmesser). Sr! (David). Fischer lSachS) und Deoarlt iPogner) bot bi« Gewähr für eine würdige Darleünng de» freilich mtt den damals übliche» Strichen gegebene« Werke». DaS Haus war von einer feierlich gestimmten Menge gefüllt, die mtt tiefer Ergriffenheit dem Giegfpied- Trauermarsch lauschte, der unter Schuck» Leitung erschüt- ternd wirkte. Dann trat Paultne Ulrich hervor und sprach mtt edelstem Ausdruck den folgenden formschöne« und ge- dankenvollen Prolog von Adolf Stern: Zu hettum Tönen, sarblge« Geprlug« Geld Fhr geladen und »u frohe« «Her», Unö nn» auf einmal schwelle« Tranerllänge, Tiefernst, gewaltta Euch tu Ohr tmb Her». Al» oö ans« neu' an- Wald«,tief« dräng«, Da« Klagelied von nnerwess'ne« Schmerz Um jene» Recken, de» der grtmm« Hage« I« grünen Tan«, am frischen Quell erschlage». Uralt da- Leid — uralt dt« Helüenklag« — Bald stark, »ald leise klang st« ohne Raft: Gt« hallt erschüttern» selbst durch diese Tag«, Und stUll da- Lärme« weihel^fer Hast. «te tönte wieder, fett dt« Diegfrleösage Da, tiefst« «eh der Welt dereinst «faßt: Daß auch die höchst« «lut. »er stärkst« Will» Versinkt in Lode-kühl«, Tv-kSststke!
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