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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 30.09.1925
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1925-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19250930014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1925093001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1925093001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-09
- Tag 1925-09-30
-
Monat
1925-09
-
Jahr
1925
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 30.09.1925
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Nr. «SS Setter Mittwoch. ,0 Sepie«»« 1«« den EtsewbaHnzüg« sollen a» Sonntag btrek»« Wage« von vasrl nach Locarno eingestellt werden. Die bisherig«» Schlafwagen Dortmund—Frankfurt a. M. solle« mährend der Dauer der Konferenz dis nach Locarno geführt werden. Der Gemrinderat von Locarno stellt zur Ministerkonferenz den großen Saal de- GertchtSgebäube» zur Ver fügung. Im früheren RegierunaSgeväude. dem Sitze de» kauf» männtschcu LiereinS, werden Räumlichkeiten für di« Jour nalisten hergestelU. Dir Desslner Regierung übernimmt die Ordnung der Sicherheit»- und Pvltzeimaßnahmen. Ver schiedene Delegationen habe» bereit» in den hiesigen Hotel» Nimmer reservieren lassen. Die Grundlagen -er deutschen Verbalnote. Da» vorjährige Bölkerbnndsmemorandn« »nb Marx KricgSschnlderkILrnng. Berki», 29. Sept. In dem heute veröffentlichten, in Part», London, Nom und Brüssel übergebenen deutschen Memoran dum wird auf daS deutsche Memorandum in der VölkerbundS- frage vom September 1924. sowie auf die Kundgebung de» damaligen Reichskanzlers Marx vom 2V. August 1924 tn der KriegSschuldfrage Bezug genommen. Da» offiziöse W. T. B. veröffentlicht darum noch einmal den Wortlaut dieser beiden Erklärungen. AuS dem vorjährigen Memorandum über den Böller- bnndsbetlrilt erklärt die deutsche Regierung ihre grundsätz liche Bereitwilligkeit zu diesem Schritt, nracht ihn aber von einer Klärung einzelner gen.ru formulierter Fragen ab hängig, deren erste, di« Forderung eines Rats sitze», nicht mehr umstritten ist. In den übrigen Punkten besagt die Rote m a.: 2. Der Artikel t» der VölkerbundSsatzung steht die Be» tetligung der Bundesmitglteder an Zwangsmaßnahmen gegen solche Staaten rmr. die den Frieden gebrochen haben. Solange die gegenwärtig sich ans der Entwaffnung Deutsch lands ergebende Ungleichlrcit des militärischen RüstuugS- ktandeS andanert, ist Dentschland im Gegensatz zu andere« Mitgliedern des Bölkerbnndes völlig außerstande gesetzt, ans Grund des Artikels 16 an irgerrdeiner Bundesexekutive teil- znnchmen. Ein enlivaffnetcS Volk, das von stark gerüsteten Sdachbarn umgeben ist, kann sich für den Fall internationaler Konflikte unmöglich von vornherein der Neutralität begeben. ES würde sich somit der Gefahr anSsctzen, von dem Staate, gegen den sich die BundeSerekntion richtet, als kriegführender Eregncr angesehen und behandelt zu werden. Aus diesem Grunde wir» sich die deutsche Regierung gezwungen sehen. bei Stell««« ihre» ZnlaffnngSantrage» eine» entsprechenden Vorbehalt »« mache». 8. Der Art. 1 her VölkerbundLsatzung macht ht« Zulassung «euer Mitglieder davon atbänaia. daß sie für ihre «nfrichtta« «»sicht, ihre tnternativnale» Vervllichtnngen zu deobachte». wirksam« Gewähr leiste«. Sin begründeter Zweifel daran, daß diese Gewähr tn Ansehen Deutschland» besteht, ist nach An- sicht der deutschen Regler««« ausgeschlossen. Ste ist aber bereit. dem Völkerbünde aeaenüber bnrch eine ausdrückliche »rklärun« zu bestätigen, daß st» zur «rfüllung ihrer inter nationalen Verpflichtungen entschlossen ist. Stne solche Sr- klärung darf aber nickt l» verstanden »erden. «I» ob die benticke Regier««« damit dieienige» zur vearün»««a ihrer verpslichtnnge« ausgestellten Behaupt»»««« anerkenn«, die eine mvralische Belastung beS deutschen Volke» in sich schließe». Auch kann di« deutsch« Reglern«« tn diesem Zu sammenhänge nickt» unterlaßen, darauf binzuweiken. baß die tatsächlichen Erfüllbarkeiten ihrer VertraaSvervflichtvngen nicht alletu von ihren lovalen Absichten abhänat. 4. In Art. 22 der VölkerbundSsatzung beißt e». Laß bi« Vormundschaft über unselbstänbiae vdlker denientgen fort geschrittene« Nationen übertragen werden soll, dt« sich auf Grund ihrer Hilfsmittel und ihrer Erfahrungen am besten dazu eignen. Seit dem verlorenen Krieg« von teder kolonialen Betätigung auSqeseblosien, erwartet Dentschland zu gegebener Zeit aktt» an dem MandatSsostem de» Völkerbund«» beteiligt zu «erde«. Marx* Reichslagserklürrrng zur Sirlegs- sch«ldsrage. Di« am 29. August 1924. am Tage der Ratifizierung der DaweS-Berträge, im Reichstage abgegebene Erklärung des damaligen Reichskanzlers Dr. Marx zur KiieaSschuldfragr, bat folgenden Wortlaut: Die «nö durch den Bcrlailler Vertraa unter dem Druck übermächtiger Gewalt anserleate Feststellung, daß Deutsch land den Weltkrieg bnrch seinen Angriff entfesielt bade, widerspricht den Tatsachen der Geschichte. Die N e i ch» r e g i e r n n a erklärt daher, daß sie diese Feststellung nicht anerkennt. ES tlt eine gerechte Forderung d«S bentsche« Volke», von der Bürde dieser sanken Anklage besrcit z« werde». Solange da» nicht ge, schehen ist und solange ei« Mitglied der Völkeraemeinschait znm Verbrecher an der Menschbeit gestempelt wird, kann die wahre Verständig«»« und Verlödnnna zwischen den Völkern nicht vollendet werden. Die Neichsregiernng wird Anlaß nehmen, diese Erklärung den fremden Regierungen zur Kenntnis z« dringe«, gez. Marr. lW. T. B.i Ire ersten Erfolge der Preissenkimgsattion. Preisjenkungsoerhandlungen mit allen Beteiligten. Berlin, 29. Sept. Durch eine Mitteilung über Beratungen des Vorstandes des Reichsverbandes der deutschen Industrie, die sich auf di« Kar teil frage und die Maßnahmen des ReiärsnsirtschaftSministeriumS bezogen, ist die Oefscntltchkcit darauf aufmerksam gemacht worden, baß auch die NctchS- rcgierung in den letzten Tagen mit dem Netchsverband der deutschen Industrie, einem Bertreter deS Rcichsbankdirek- toriums, Vertretern der Banken und der Verbraucher über die Prciöabbauaktion beraten hat. Dabet ist der Eindruck er weckt worden, alö ob das RcichSwirtschaftsministcrtum bei Durchführung der Kartellverordnung sich einseitig nur mit den maßgebenden Stellen der Industrie in Verbindung setzen wolle. Die amtlichen Stellen werden wahrsclninlich diese Ver anlassung benutzen, um nochmals öffentlich darauf hinzu weisen. daß die Maßnahmen für den Preisabbau mit alle» be teiligten Kreisen, vor allem auch mit den Verbraucher» organisationcn, ständig dnrchberate« werden, «nd daß zwischen dem Reichowirtschaftsministerinm und dem ReicltSbankpräsidenten auch in dieser Frage völliges Ein vernehmen besieht- Witer wird die 'Regierung in nächster Zeit von neirem zur Krage des Preisabbaues Stellung nehmen und dabet darauf Hinweisen, baß die TeuernngSpsnchose durch die Aktion der Regierung zum Teil überwunden sei. Sie wird feststellen, daß bei Textilien und Schuhwaren eine Verminderung der Preise bis zu 15 Prozent hat durch geletzt werden können, daß für Roheisen, Fette, Oele und Automobile bereits Preissenkungen begonnen haben und mit Wirkung vom 1. Oktober weitere Preissenkungen zu erwarten sind. Zum Teil gehen diese Preissenkungen, über das durch di« Herabsetzung der Umsatzsteuer gebotene Maß hin aus. Auch das Handwerk ist inzwischen in die Maßnahmen für die PrciSsenkunaSaktion hineingezogen worden. Ueber eine weitere verschärfte Anwendung der Kartellverordnung schweben mit den in Betracht kommenden wirtschaftlichen Organisationen noch Verhandlungen. Die Negierung ist jedenfalls fest entschlossen, die Aktion der Preissenkung fort- zuführcn. Ausdehnung der Berliner Preiskonirolle. Berlin, 29. Sept. Im Berliner Polizeipräsidium fand heute «ine Sitzung statt, die sich mit wetteren Maß- nahmen in der Frag« der Preissenkung befaßte. Zu nächst wurde beschlossen, daß die jetzt schon bei den Flcisch- preiscn durchgcstihrte Kontrolle auch aus Brot ausgedehnt werden soll, und zwar hinsichtlich de» Gewichts de» Brote». Weiter soll auch die Preisgestaltung aus dem Obst« «ud dem Gemüsemarkt kontrolliert werden, da die Preise, insbesondere auf dem Gemüsemarkt, teilweise um das Vielfache die Preise übersteigen, die der Erzeuger erhalte. Außerdem soll di« Zahl der für diese Preiskontrolle zur Verfügung gestellten Be amten erhöht werden. Eine neue Relchskalaskeraufnahme. Berlin, 29. Sevt. Wie da» „B. T." erfährt, ist im RetchS- sinanzministerium augenblicklich die Veranlagung zur Vermögenssteuer und di« Feststellung -er Einheit»- wert« vom 81. Dezember 1924 im Gang«. Zu diesem Zweck ist bekanntlich für Gewerbe und Landwirtschaft je «in Be- wertungSbeirat gebildet werden. Die Arbeit des Be- wertungSbeiratS für die Lindwirtschaft ist von besonderer grundlegender Bedeutung. Sein« Arbeit zielt auf nichts weniger als auf die Schaffung eines neuen Kataster» ab. Sein Vorsitzender ist der ReichSftnanzminifter. Zwei Mitglieder hat der Reichsrat delegiert, und zwar hat er Preußen und Baden zur Vertretung der Länderinteressen be- stimmt. Dazu kommen sechs nichtbeamtet« Mitglieder, und zwar vier praktisch« Landwirte und zwei landwirtschaftliche S>ichverständig«. Dieser Bewertungsbeirat hat seine Tätig- keil zunächst in Süddrutschland ausgenommen und be findet sich jetzt in Ostdeutschland. Der Zweck setner Arbeit ist es. eine einheitliche und gleichmäßige Bewertung der landwirtschaftlichen Grundstücke für Reich, Länder und Gemeinde« nach Abstnsnngcn für die Mustergüter vor» ,«nehmen. Der endgültig« Abschluß diese» Werkes wird noch einig« Jahr« dauern. Wenn dt« Arbeit des Bewertungö- betrat» und die anschließenden Arbeiten der BcwertungS- auSschüffe bei den einzelnen Finanzämtern vollendet sein wer den, ist ein« große Katasteraufnahme für da» ganze Deutsch« Reich geschaffen. Das Urleil gegen den Flieger Eosle. tDurch F u n k s v r u <h-> Freiberg t. Br., 29. Sept. Im Verfahren gegen den fron, zösischen Flieger C o st e erkannte baS Schöffengericht wegen Vergehens gegen bas Gesetz über den Lustfahrzeugban vom 5. Mai 1922 und wegen Vergehens gegen das LuftverkehrS- gesetz vom 1. August 1922 ans 5999 Mark Geldstrafe, dz», für je 299 Mark einen Tag Gefängnis. Durch die Untersuchungs- Hast gelten als verbüßt 2699 Mark. Loste" gab während der Verhandlung z«, daß deutsches Gebiet nicht ohne Genehmigung Uberslogen werde« dürfe. Die -ternchmnng des Angeklagten schloß mit einer Verstche- rnng, daß nur Witterungsvcrhältnisse die Flieger znm Neder- fitegen deutschen Gebietes gezwungen hätten. Die Ueberreste des Flugzeuges werden eingezogen. Die Kosten des Verfahrens hat der Angeklagte zu tragen; er er klärte, daß er bas Urteil annehme, aber bitte, ihm die Strafe anf dem Gnadenwege zu erlassen und ihn in Freiheit zu setzen. In der Begründung wird auSgeführt: Es sei zuzu- gesiehcn, Laß keine Boshaftigkeit und keine Feindseligkeit in in der Handlung Costcs gelegen habe. Das sei auch tn dem Strafausmaße berücksichtigt worden, da» sonst für solche Ver gehen außerordentlich hoch lbis zu IM OM Mark Geldstrafe oder 2 Jahre Gefängnis, laute. Es liege aber anderseits klar, daß eine besondere Notlage der französischen Flieger sür Selb und Leben nicht Vorgelegen Hab«. Die Flieger hätte« vielmehr ohne Gefährdung ihrer eigene» Sicherheit die Möglichkeit ge habt. das dentscße Elebiet zu meide». Sie hätten mit vollem Wissen deutsches Gebiet überfliegen wollen, um den Rekord «nd den dafür eingesetzten hohen Preis zn gewinnen. Dentschland müsse weiter!,i» dieselbe Staatshoheit sür sich in Anspruch neh, men, wie dies die anderen Staaten auch tun würden. Mit dem 1. Januar 1928 habe Deutschland wieder völlig freie Hand bekommen, um über den Flug von Zivilfltegern u bestimmen. Der Angeklagte sei diesen Bestimmungen unterworfen. WaS in Deutschland für die deutschen Flieger gelte. drS gelt« auch für die ausländischen. Rückkehr der Stterrelchischen Journalisten. Wien, 29. Sept. Die österreichischen Journalisten sind von der Studienfahrt durch Deutschland heute Mrückgekehrt. Sie sprachen sich über die herzliche Teilnahme, di« ihnen allent halben zuteil wurde, sowie über di« gewonnene» Eindrücke tn höchstem Maße befriedigend au». sW. T. VI Der amerikanische Schuldenvorschlaq. Nenyork, 29. Sept. Dt« amerikanische Schuldenfundir- rungSkommission hat heute der französischen Kommission ihre Gegenvorschläge übergeben. Danach haben di« Ameri kaner ihr« Forderung von 187 Millionen ans 189 Millionen ermäßigt. Den französischen Vorschlägen einer ersten Jahre»- zahlung von 28 Millionen stellen sie die Forderung von 40 Millionen gegenüber. Di« französisch« Kommission ist g« beten worden, sich so schnell wie möglich z« dem amerika nischen Gegenvorschlag zu äußern. iT>U.j Washington, 29. Sept. Sin hoher Beamter de» Schatz, amte» hat erklärt, -aß am nächsten Donnerstag abend nicht nur Caillaux, sondern alle französischen Delegierten Washington verlassen werden. SS werde aber alle» versucht werden, um bi» dahin zu einer Einigung zu gelangen. Sine Leiche von „8. S1" geborgen. New London. 29. Sept. Den an der Stelle de» Unglück» de» amerikanischen U-Boote» „8. öl" arbeitenden Tauchern ist eS a-eoss,ckt. die Leiche de» Inaenteur» au» dem Wrack des U-Boote« zu bergen. <W. T. B.i Slnbenburgs bevorstehender Sebnrlslag. Der Reichspräsident «ünfcht kein« Knud gedungen. Berlin, 29. Sept. Der Reichspräsident hat au» Zeitungsnotizen und Zuschriften davon Kenntni» erhalten, daß Verbände und Vereine die Absicht hätten, an seinem be- vorstehenden Geburtstag« öffentliche Kundgebungen zu veranstalten und daß sie zur Beflagguna der Häuser auf- fordern. Der Reichspräsident, der seine» Geburtstag in aller Stille auf dem Lande verbringen wird, bittet in dankbarer Aa- erkennnng der ihm entgcgcngebrachten frenndlichen Gesinnung, von diesen Ehrungen, insbesondere von der Beflaggnng, Ab stand zu nehme«. Zu dieser Bitte steht sich der Reichspräsident außer durch persönliche Gründe durch bi« Erwägung ver- anlaßt, daß di« angeregte Beflaggung zn parteipolitischen Auseinandersetzungen führen und neuen Zwist tn unser Volk tragen könnten, dem gerade jetzt Einigkeit und Geschlossenheit besonders nottut. RelriebseinschrSnkungen bei Benz. Mannheim, 29. Sept. Infolge äußerst schwieriger Absatzverhältnisse hat di« Automobilfirma Brllz u. Eo. in Mannheim Betrieb-einschränkungen vorgenommen. Etwa SM Arbeiter werde» entlasse» werden. lW. T. BI , Der isrrer Sens« Blülenkranz de» Völkerbundes. »0 Bund, du Hund, du bist nicht gesund!" sagt« bsr Volk»« «und vo» dem alten Deutschen Bunde, unter dem Deutschland nicht emporkommeu konnte, so daß ,« erst eine» BtSmarck de- durste, um dte »ermorschle Form zu zerbreche» Und de« deulschen Geist« ein neue», ihm passende» Gefäß zu gestalte«. Ein ähnliche» Epigramm ist auf den heutigen Völkerbund «och nicht gemünzt worben; vielleicht fehlt un» Moderne« der Humor dazu, aber verdtent hätte r» die Liga »er Nation«« schon, nach allen den Offenbarungen ihre» eigentlichen «esen». dte ste der Mitwelt »um beste« gegeben hat. Vas tnSdeson- der« tu der jetzt abgeschlossene« Genfer Tagung an «posi tiven Leistungen" tn Erscheinung getreten ist. trägt so sehr da» Gepräge gröbster Unzulänglichkeit, daß selbst dt« bisherigen Lodrebner de» Völkerbund«» schwer enttäuschte Miene« machen und über dt« Impotenz ihre» Schutzbefohlenen arg verstimmt und verärgert sind. Dte deutschen Paztsisten natür lich ausgenommen. Diese» psychologisch unergründliche Ge schlecht läßt sich tn setner doktrinären Vorliebe für den Völker bund durch nicht» beirren und siebt in ihm unter alle» Um ständen den Heil», und FrtedenSbringer. unter dessen Fittiche» geborgen zu sein für Deutschland «tn hohes Glück bedeutet. Von dieser Sette läßt sich eine vernünftige sachliche Kritik überhaupt nicht erwarten. Um so bemerkenswerter aber ist und um so nachhaltiger fällt tn» Gewicht, was alliierte Krets« selbst an dem Verhalten de» internationalen Senser Parla ment» auSzusetzen haben. In der Londoner Prelle herrscht unverhohlene Erbitterung, dte sich allgeyieln ln der Fest stellung geltend macht, daß der Völkerbund au» der letzte» Tagung mit einem großen Verlust an Ansehen und Einstuß hervorgrgangen sei. und daß sein Verhalten „die Freunde de» Bundes mit Verzweiflung erfüllen müsse". Besonder» war» kant ist, wa» „eln hoher englischer Diplomat", osfendar Ehamberlain in eigener Person, aus Unmut über die Ver schleppung der Mossulsrage den Genfer FriebenSdoktoren tn» Stammbuch geschrieben hat. Er sagte nämlich, man erhalte immer mehr den Eindruck, al» ob der Völkerbund niemal» den Mut aufbrtnge, irgendeine Aufgabe konsequent Vt» zum Ende durch,uführen. Diese» Wort ist so scharf und zutreffe»» gemünzt, daß eS die charakteristische Eigenart des Völker bünde» in setner heutigen Zusammensetzung mit lapidarer Kürze erschöpfend kennzeichnet. E» kann geradezu al» Motto für «ine künftige Geschichtsbetrachtung benutzt werden. Dte Furcht vor klaren Entscheidungen beherrscht dte gegenwärtig im Völkerbünde ausschlaggebenden Triebkräfte auf der ganzen Linie. „Nur nicht irgendwo anecken." ist der leitende Grund satz. Alle», wa» von diesem Standpunkt au» irgendwie an- bequem werden könnte, wird nicht mutig ohne Ansehen der Person dem Rechte gemäß entschieden, sondern entweder t« einem Ausschuß begraben oder auf dte nächste Session ver schoben. So ging eS auch mit dem Einspruch gegen die Er richtung einer polnischen Mtlitärstation auf der Danziger Westerplatte. Sogar in der französischen Presse hat sich der Völkerbund wegen seiner mollnskenhaften Unentschiedenheit eine sehr abfällige Zensur geholt: es wurde ihm wegen setner Haltung in der Mossulsrage der unverblümte Vorwurf ge macht, baß er mehr für den Krieg als für den Frieden tue. Au Deutlichkeit läßt diese Pariser Kritik nichts zu wünsche» übrig. Zvr Vervollständigung dieses Vlütenkranzr» sei «och an da» Urteil der Danziger Presse erinnert, baß Li« ganz« Verhandlung über den Postkonflikt nicht» al» eine Komödie gewesen sei. Schließlich darf auch die offene Sprach« der amerikanischen Presse nicht unerwähnt bleiben, dte hart« gipfelt, baß der Völkerbund nur ein Werkzeug der Steger- mächte sei und sich al» unfähig erwiesen habe, eine zielbewnßte Aktion gegen eine Großmacht burchzustihre«. Mit welcher ängstlichen Sorge der Völkerbund ein mög- ltcheS Stirnrunzeln der Großen zu vermeiden sucht, beweist u. a. die Behandlung, die man China angedethen ließ: in Genf rechnet man offenbar die Chinesen heute noch zu den Kleinen. Dte chinesische Abordnung hatte eine Entschließ»«« über die Aufhebung der Vorrechte der Fremden etngebracht un- sich dabet auf Artikel 19 des BölkerbundstatutS über die Möglich keit einer Revision von unanwendbar gewordenen Verträgen berufen, mit der Begründung, daß. wenn dieser Artikel zum ersten Male China gegenüber Anwendung finde, dadurch der Welt ein Beweis von der Wirksamkeit de» Bölkerbuud- gedankenS gegeben würde Das war sehr richtig bemerkt und entsprach dem gesunden Menschenverstände und dem naiven Glauben der chinesischen Bertreter an die Ernsthaftigkeit der VölkerbundSsatzung sowie an die GerechttgkeitSliebe der Genfer Versammlung. Im NeformationSsaale der Perle de» Genfer See» wollt« man aber von dem Artikel 19 nicht» wissen, offenbar weil man fürchtete, die chinesische Berufung darauf könnte ein böses Beispiel gebe« und auch Deutschland später veranlassen, auf den chinesischen Präzedenzfall Bezug zu nehmen. So wurden denn die Chinesen solange breit geschlagen. bi» sie klein betgaben und die Entschließung so abänderten, daß jede Anspielung auf den A»tkel 19 dara«1 verschwand. Zn dieser Anhäufung von Disharmonien gesellt sich noch die Ablehnung eine» verbesserten Minderheitenschutz«», den Gras Apponyt vergeben» zu erzielen sich bemühte, durch dte Forderung eine» mit mehr Rechtsgarantien umgebenen Verfahrens, insbesondere durch Hinzuziehung von Delegierten der Minderheiten selbst zu den Beratungen. Der wackere Verteidiger de» MtnderhettenrechteS predigte taube« Ohre«. Den Schlutzeffekt bildete die Bekundung der völligen Ohn macht de» Völkerbünde» tn der Abrüstungsfrage. In der VölkerbundSsatzung ist alles, wa» ln dieses Gebiet schlägt, hübsch in Paragraphen gebracht un- wohlgeordnet, so daß man dte Abrüstung sozusagen mit Händen zu greife« ver- meint. Praktisch geschehen ist aber bi» jetzt noch nicht da» geringste, außer daß die Entwaffnung»,wickmühle gegen da» längst völlig wehrlos gemachte Deutschland immer weiter «v- handhabt wurde. Wenn also der Völkerbund eine wirkliche übergeordnete internationale Macht wäre, bann hätte er nun endlich einmal den Stegermächtcn ernstlich inS Gewissen reden und den Beginn der Abrüstung kategorisch verlange« müssen. WaS hat er aber in Wirklichkeit getan? Nicht» weiter al» eine rückgratlose Entschließung ist zustande gekommen, be» Inhalt», daß vorbereitende Studien zu einer Welt- abrüstungSkonferenz tn Angriff genommen werden sollen, sv- bald die allgemeine Sicherheit genügend gewährleistet sei! Inzwischen soll da» Personal de» Völkerbünde», da» sich mit diesen „Vorbereitungen" befaßt, „angemessen vermehrt" wer den. Also die Abrüstungökommission rüstet ebenfaÜSl Da» spottet setner selbst und weiß nicht wie. Hamlet» Wort ge- wtnnt neue aktuelle Bedeutung: „Der angeborenen Farbe der Entschließung wtvd de» Gedanken» Blässe angekränkelt — Und Unternehmungen voll Mark und Kraft, durch diese Rücksicht ans der Bahn gelenkt, verlieren so der Handlung Namen." Nach alledem kann man eS der nationalen öffentlichen Meinung Deutschlands wirklich nicht verdenken, wenn sie der Frage des Eintritt» in den Völkerbund sehr kühl gegenüber steht. Gleichwohl denkt man bei un« im allgemeinen real- politisch genug, um da» magnetische Fluidum, da» vom ver bände gegenwärtig zu unserer Beeinflussung auf un» au»- gestrahlt wird, nicht von vornherein durch glatt- Weigerung zu neutralisieren. Dte Möglichkeit liegt ja immerhin vor» daß Deutschland innerhalb des Völkerbünde» wirksam werbe« kann, um dem ganzen Organismus etwas besseren Geist ein- znhauchen und handgreifliche Unznträglichkeiten. wie sie jetzt vor allem bet der Behandlung der Minderheiten an der Tage»« orünuug stab, zu beseitige». Dabet mutz aber immer de«
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