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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 07.06.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260607011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926060701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926060701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-06
- Tag 1926-06-07
-
Monat
1926-06
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 07.06.1926
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StaatSfvrm der Sutfaltung der sozialistischen Idee« — deren Mel der Klassenstaat ist — den geringste« Widerstand ent- «esensetzt. Man wirb sich über Wert »nd Inhalt der treibenden Kräfte klar werden müssen, wenn man die Bedeutung erkennen will, die diese Partetgründung sowohl für die augenblicklich noch stärkste deutsche Partei und vielleicht auch für künftige koalitivnSpolittsche Möglichkeiten gewinnen kann. Eine Er klärung wird man de» Männern um Buck glauben müssen: Dt« »stehen so seit in der Sozialdemokratie verwurzelt, daß deren Gedanken ihr ganzes Lei» auSsüllen und daß man sie nicht aus diesem Boden herausnehmen kann." Gt« sind Sozialdemokraten, nichts als Sozialdemokraten, die in ihren Zielen in schärfstem Gegensatz zur bürgerlichen Weltanschauung stehen. »Durch unser selbständiges Borgehen werden wir daS Gros der sächsischen Partei wie der Sozialdemokratischen Partei festhalren, um damit daS Machtstreben der Rechts. Parteien zu parierend hat der Leiter der neuen Partei Buck betont und damit zugleich auch den bürgerlict-en Parteien ein dringlich genug die Lehre gegeben, daß eö für sie auch dem neuen Gebilde gegenüber keine andere Einstellung geben kann alS die unverminderten KampieS. Nichts kann und nicht» darf darüber hinwegtäuschen, daß di« 23 nicht für die Ewigkeit auS der Pgrtei ausgetreten sind, sondern daß sie mit allen Mitteln auch außerhalb der Gesamtpartei den Kampf um und für die Sozialdemokratie auSsechten. Dafür spricht einmal die Be schränkung der neuen Partei auf Sachsen trotz anfänglich zweifellos weitergehender Ziele, und dafür spricht anderseits auch die in der Gesamtpartei unverkennbar wieder zu nehmende Tendenz, wieder an der ReichSregterung tetl- zunehmen. Und daß ein Sieg dieser Bestrebungen im Reiche an sich schon die Grundlagen für eine Wiedervereinigung schaffen könnte, dürfte kaum zweifelhaft sein. Dieses Ziel mag heute noch in der Ferne liegen. Daß «S aber die 23 und ihr heute offenbar schon recht starker Anhang erstreben und baß sie mit einer erstaunlichen Tatkraft nnd SiegeSsichcrhcit ans Werk gehen, darüber hat der gestrige erste Parteitag keinen Zweifel gelassen. Ihr nächst gesteckte» Ziel ist die im Herbst bevorstehende Landtagswahl, nach der sie in so achtunggebietender Stärke in den Landtag einziehen zu können hoffen, daß nach einem derartigen Siege eine neue Situation für die Gesamtpartei geschaffen iverde, die es dann einer neu geeinigten Partei gestatten würde, aus die jetzige Spaltung al» anf «ine Episode z« blicken. Dies« Hoffnung ist kühn wie dal ganze Vorgehen der 23, die r» unternehme», gegen eine» fast üSermLchttge« Parteiapparat anzurenne«, die bi» »» her geplanten Schaffung einer eigenen Zeitung ohne Sprachrohr in der Oeffentljchkeit sind, und die auf ihre relegier» noch gegen eine» st« da» wagen, so mvgeu ihneu wohl zahlreiche Z ' er eigene» Erwarten ZustimmungScrklärungen au» dem Lande et« so starkes vertrauen in Ihre eigene Kraft eingeflüßt habe«, nicht zuletzt aber auch der für den politischen Gegner sehr inter essante verfall der Parteiorganisation, die, wie in den Dar stellungen der einzelnen Redner znm Ausdruck kam, auf unter 80 Prozent ihre» Bestände» heruntergegangen ist. Diese Partei aufzuwischen nnd zu reinigen, ist das Ziel der neuen »alten* Partei, wobei sie hofft, alle die Kreis«, die sich au» Widerwille« gegen die Treibereien der radikalen Führer gleichgültig von dem Parteileben zurückgezogen haben, um sich zu scharen, während daS was links von ihr bleibe, sich »wischen den Kom- munisten und den Linksradikalen teilen werde. Gewiß auch die stegeSsicheren 33 werden e» erleben, daß noch eine gute Portion Master in ihren Wein geschüttet wird, und niemand wird derartig kühne Hoffnungen als vollendete Tatsachen be trachten. So viel aber steht heute schon fest, daß eS verkehrt wäre, auf bürgerlicher Seite zunächst Hoffnungen auf die jetzt vollzogene Spaltung der sächsischen Sozialdemokratie zu setzen. Die neue Partei ist eine Zweckpartei mit sehr eng begrenzten taktischen Zielen» bi« durch keinerlei grundsätzliche Gegnerschaft von der Gesamtpartei getrennt wird. Darüber hinan» nimmt ihr die bewußte Beschränkung auf Dachsen, die sie zu einer rein innersächsischen Angelegenheit stempelt, den Charakter einer umfassenden für die gesamte deutsche Parteicntwicklung bedeut samen parteipolitischen Neubildung. Nnd wenn die durch die 33 cingeleitete neue Beioegung zweifellos für die künftige KoalitionSbtldung in Sachsen auch von Bedeutnng werden kann, so wird da» sächsische Bürgertum doch die Augen nicht davor verschließen dürfen, daß ein siegreiche» Durchsetzen der neuen Partei zn einer erneuten Einigung der jetzt verfein- beten Genossen führen und damit da» Gegenteil von dem er- reichen können, was im Interesse des gesamten Bürgertums und de» Staate» zu erstreben ist. Wieder kritische Lage in Paris. Der neue Frankenskurz. DaS Kabinett Brian- gefährdet? Paris, S. Juni. Der Frankensturz hat sich fortgesetzt. DaS Pkund Sterling notierte 159,10, -er Dollar 82,70. Die Mittagspresse führ: dev neuen Frankensturz auf die vor gestrigen Erklärungen des FinanzministerS zurück, auS denen Lemlich zu entnehmen war, daß man in den RegierungS- kreiseu mit Ser Zurückziehung des Gesetzes über die Kapital flucht und der Aufhebung anderer als schädlich bezeichnet?» Maßnahmen nachträglich noch sehr zu zögern scheint. DaS allgemeine Interesse konzentriert sich heute auf die poltti- schen Folgen der Haussebewegung. Nach Ansicht der Mittags- presse kommt das Kabinett in eine äußerst schwierige Lage, falls die Devisen weiter anziehen. Sollte die Frankcnbatsse anhalten, wird die Regierung diesmal sich mit einer sofortigen Interpellation über die Finanzlage einverstanden erklären müssen. In Kreisen des Kartells herrscht über den Um schlag auf dem Devisenmarkt eine gewisse Befriedigung, da das Kartell durch seine Stellungnahme gegen das Kabinett jede Verantwortung für dessen Finanzpolitik abgelehnt hatte. »'Paris Midi" stellt fest, daß die Lage deS Kabinetts Briand als erschüttert anzusehen ist nnd eine neue Abstimmung z« einem Miirderbeitoootnm führen kann, wenn nicht sofort Ab hilfe anf dem Deviscumarkt geschaffen wird. Deulsches Geld zur Stützung. s SaniernngSSeratungea des MInistcrratS. Paris, 3. Juni. Der französische Mintsierrat hat noch rasch vor der Abreise des Ministerpräsidenten Briand in einer besonderen Sitzung am Sonntagoormittag sehr tief greifende Beschlüsse gefaßt, die einer Stabilisierung der Währung dienen sollen. Es ist beschlossen worden, ein Programm für Einiuhrbeschränkungen und allgemeine Ber- brauchSbeschränkungen auszuarbeiten und dieses dem nächsten Mirristerrat zur Entscheidung vorzulegen. Einzelheiten über die Zwangsmaßnahmen werden bisher noch geheimgehalteu. Schon aber macht sich ein starker Widerspruch gegen den Ge danken einer Zwangswirtschaft geltend. Der Finanzminlster hat sich scharf gegen die Gerüchte gewandt, nach denen der Morgan-FondS von der Negierung auf. gebraucht sei. Die Wahrheit, krkärte der Minister, sei ganz anders. — Er verriet jedoch nicht, wie die Wahrheit anSsieht. — DaS Golde der Bank von Frank reich ist nach seinen Erklärungen noch nicht berührt worben. Mit großer Freude begrüßt namentlich bie Pariser Presse die Entscheidung deS Transserkomitecö in Berlin, etwa 25 Millio nen Dollar der deutschen Reparationslieferungen in Devise« an Frankreich auSznzahlen. Der „Jntranfigeant* behauptet, daß der Franke« dadnrch «m 10 bis 3N Punkte steigen könnte. Die Summe entspricht einer volle« Jahreszahl«»« Frank reichs an Amerika nach dem ncne» Slbkonune« Bcranger, Mellon. Lhamberlain aus der Durchreise tu Pari». Berlin, ü. Juni. Wie dt« Morgenblätter melden, ist Ehamberlain am nachmittag ln Paris etngetroffen. Er halte in der englischen Botschaft eine längere Unterredung mit Briand und setzte am Abend seine Reise nach Genf fort. Marinestreitsragen in Gens. Gegensatz zwischen der englischen nnd französtsche« Anffafsnng. Genf, 8. Juni. In der heutigen Sitzung der militärischen Nntcrkommission der vorbereitenden Abrüstungskonferenz hat sich ein gewisser Gegensatz zwischen der englischen und der französischen Auffassung ergeben. Bet der Diskussion über die Einreihung der Seestreitkrüfte in die Konvention alS Kriegs- oder Friedensrüstungen protestierte England gegen die französische Auffassung, daß die Flotte einen auS« schließlich offensiven Charakter trage. Die Eng- länder erklärten, daß die Flotte In erster Linie defensiven Charakter habe und verlangten die Einsetzung einer be- sonderen Kommission, da eS sich hierbei um ein« prinzipielle Frage handele. Die Vertreter Frankreichs wtdersetzten sich energisch der Einsetzung einer solchen Kommission. Rach längerer Debatte wnrde doch noch die Einfetznnq einer Spezial» kommission beschlossen, die grundsätzlich die Frage der Charakterisierung der Scestrcitkräfte vornehmen soT Allgemein wird dem Empfinden Ausdruck gegeben, daß die bisherigen lltägigen Verhandlungen der Kommission außer- ordentlich geringe Resultate gezeitigt haben. Die Verhandlungen drehen sich noch immer um die Frage der Definition der Kriegs- oder FricdenSrüstunge». Ukrainischer Ausstand in Sftgalizien. Blutige Nevolken gegen die Warschauer Negierung. Berlin. S. Juni. Hier eingetrofsene Privatnachrtchte« berichte» von schwere» Unruhen in Ostgalizle«. Bereits am Sonnabend» soll über die Stadt Tarnopol «ab die Provinz Tarnopol der Belagerungszustand und über Lemberg und Tarnow der Ausnahmezustand verhängi worden sein. Diese Maßnahme der polnische« Regierung richte sich gegen die Freiheitsbewegung der «st- galizischen Ukrainer, die die Zugehörigkeit Ost- galizienS z« Polen nicht anerkennen und die Antonvmie OftgalizienS fordern. Die Ukrainer hatten in Tarnopol eine groß« nationale Kundgebung veranstaltet, an der über 3000 Anhänger der Unabhängigkeitsbewegung teilnahmcn und bet der von einigen Rednern die sofortige Einberufung einer Nationalversammlung für Ostgalizten ver- langt wurde. Um die Demonstranten von den Straßen zu vertreiben, wurde vom Gouverneur der Stadt Militär aufgebotcn, bas in Stärke von drei Kompanien ganze Straßenzüge abspcrrtc. ES kam dabei zn blutige« Zusammen stößen zwischen Militär- und Zivilpersonen. ES wnrdcn mehrere Personen getötet und über 50 Demoustranten verletzt. Im Lause deS Sonnabcndnachmittag wurden von der Polizei 108 Studenten verhaftet. Weitere Demonstrationen der Ukrainer haben auch in Tarnow. Jaroslaw und Lemberg stattgcfunden. In Lemberg versuchten mehrere tausend Ukrainer das Zentralgefängnis zu stürmen und verlangten die Freilassung der politischen Gefangenen. Ti« Polizei verhaftete zwanzig Ukrainer, die sofort nach Warschau abtransportiert wurden. Tie Universität und die Technische Hochschule in Lemberg und Tarnopol wurden aus Veranlassung der polnischen Behörden geschlossen und sämt liche Zeitungen in Ostgalizien unter schärfste Zensur gestellt. Au» mehreren Ortschaften Ostgalizten- liegen auch weitere Meldungen über Unruhen der Bauernschaft im Zusammenhang mit Verweigerung der Steuerzahlungen vor. In Lemberg und Tarnopol wurden von der Polizei 78 Mit glieder der Kommunistischen Partei verhaftet, denen man vor wirft. -aß sie die Bauernschaft gegen die polnische Negierung aufgehetzst hätten. Die Neubildung -er Warschauer Negierung. Warschau, ö. Juni. Aller Voraussicht »ach wird -te Konstituierung der neuen polnischen Regierung erst DienStag oder Mittwoch erfolgen. Ministerpräsident Bartel hat zwar vom Staatspräsidenten den Auftrag der neuerlichen Kabinettsbildung erhalten. Tr hat sich jedoch eine dreitägige Bedenkzeit erbeten. Trotzdem wird ln politischen Kreisen angenommen, daß Bartels wieder an der Spitze der neuen Regierung stehen wird. Bet der Besetzung der einzelnen Ministerien macht die Vergebung des FtnanzportrfeutlleS dt« größte Schwierigkeit. Die Aussichten auf eine Rückkehr de» Grafe« Skrzyuskt in das Außenministerium habe« sich zurzeit vermindert. Skrzynski soll al» Nachfolger d«S Ge sandten Sktrmuut nach London gehen. Wie der „Lokal-Anzelger* aus Warschau meldet, ist der Marschall deS Sejms, Nataj, von seinem Posten »nrück- getretcn. Polen bleibt bei der Forderung eine» ständige« Ralssttzes« Warschau, S. Juni. Im ZusauvmenHaug« m-tt der 10. Tagung des Völkerbundsrates wird t-n Kreise« der neuen polnischen Regierung erklärt, daß mau mit dem Vorschläge der Kommission, die sich mit der Frage der Vergrößerung des DölkerbnudSrateS beschäftigt hat. sehr unzufrieden ist, nnd daß Pole« gemeinsam «ft Spanien «nd Brasilien seine Fordern»««» für einen ständige« Sitz im BölkerhnndSeat «nsS schärfste verteidige« wird. Die Sinksluk ln Deßarabien. Bisher 13 Todesopfer. Bukarest» k. Juni. Ans Beßarabie» «lrd el« kata strophales Hochwasser gemeldet. Bisher sind 18 TodeAopser gezählt worden. Die Stadt Kischinew steht völlig unter Wasser. 32 Häuser nnd eine Kirche sind eingcstsirzt. Sine Lpiritnöfabrfk ist durch einen Blitzschlag vollständig vernichtet worden. Der Bahnhof, das Wasserwerk nnd das Ltchtwerk find überschwemmt. 800 Waggons Holz der Heeresverwaltung, die anf einer Station in der Nähe von Kischinew lagerte«, find fortgeschwemmt worden. Fast die gesamte Ernte W ^raichtrt. Die Nelegakionen in Sanuover. Hanno»«». ». Juni. Wegen der ««»schreltnnsen gegen Prosessor Lrssing sind von den SOv Studenten, die ihre Ausweiskarten abgeben mnßten, »eh» Disziplinarausschuß -er Technisch«« Hochschule worden. Nunmehr ist die Relegation auch nc elfte» Studenten ausgesprochen worben. Hier,« bemerkt der ,^>ann. Kurier*: »Der Entschluß de» Senat» der Technischem Hochschule Hannover, zehn Studenten zu relegieren fob vom Hochschulbesuch überhaupt oder nur von der Hannoverschen Hochschule geht aus de», Beschluß nicht hervorj, wird keineswegs dazu beitragen, den Streit «m Lesflna seinem Ende rntgegenzuftthren. Jetzt sind auch unter den Studenten Märtyrer geschaffen worden, und der Er- folg wird sein, daß der Teil der Studenten, der bisher in der ganzen «ngelegenhklt abseits stand, sich mit den ge- maßregelten Kommilitonen solidarisch erklären wird. Anstatt besänftigend z« wirken, entfacht der Entschluß des Senat» nur den Kampf aus» höchste, und nach Lage der D-inae wird er nunmehr mit Sicherheit auch auf die anderen Hochschulen Ubergretfen. Zuletzt sei noch festgestellt, baß eS bis zur Stunde vollkommen unverständlich ist, wie rin Kollegium von erfahrenen Männern da- an sich berechtigte, in den Mitteln aber vielleicht unbedachte Verhalten einer nationalen Jugend mit einer absurden Ungerechtigkeit beantwortet: denn di« Relegation soll zehn Studenten betreffen, die, ohne daß ihr« tatsächliche schuldhafte Beteiligung an den Vorkommnissen ordnungsgemäß nachgewiesen ist, auS der Zahl der 290« demonstrierenden Studenten herquSgegriffen worden sink Wenn das zutrtfft, so wird das ScnatSkvllegium nicht umhin können, über die Gründe dieses sonderbaren mittel, alterltchen Verfahren» der Oeffentltchkeit baldigst eine eindeutige AuSkunst zu geben. Zu dem NelrgationSbeschluß in Sachen Professor Leffssnq hört man, daß zunächst da» preußische KultuSmintstertlnn über da» Ergebnis der gestrigen Sitzung unterrichtet werden muß. Man glaubt aber bestimmt damit rechnen z« können, daß das Miuisterim» diesem harten Spruch die Bestätigung versagen wird. Man hegt diese Hoffnung, weil sich das Vor- gehen der Studenten ja nur gegen bi« Person eines einzelnen Lehrers, nicht aber gegen die Hochschule als solche ober gegen La» Lehrerkollegium gerichtet hat. Zudem muß auch, noch fest- gestellt werden, daß Professor Lesstng überhaupt nur einen einzige» Hörer, einen sozialistischen Studenten, hat. Zu diesem einen Hörer yat Professor Lessing seine Frau und ein junges Mädchen aus Hannover noch hinzugrzogen. DaS Vor- gehen der Staatsanwaltschaft gegen die 200 Studenten gründet sich nicht auf ein« Anzeige durch dt« Hochschule, sondern Ist aus Anordnung der OberstaatSanivaltschaft zu Berlin erfolgt. Dtr Bertreterschast der Studentenschaft der Technischen Hochschule hat eine Sitzung adgehalten, in der sie sich mit dem Beschlüsse der Relegation der zehn Studierenden durch Rektor und Senat befaßte. Es wurde beschlossen, daß sich am Montag eine Delegation der Studentenschaft nach Braun, schweig begibt, um mit dem Vorstand der dortigen Studen tenschaft in Unterhandlungen zu irrten, zwecks Feststellung wieviel hannoversche Studenten an der dortige» Technischen Hochschule «uterznbriuge« sind. Der Delegation werden sich diejenigen hannoverschen Studierenden anschließen, die für den Fall, daß die jetzt in Hannover gültigen RechtSverhält- nisi« bestehen bleiben, willens sind, von Hannover abzu wandern und in Braunschweig oder an anderen Hochschulen nuterzukomme». Die zehn Studenten, die wähl- nnd plan los, wie daS Ministerium eS verlangt«, ans den 200 Studieren- den herausgegriffen wurden, haben dem Vorgehen gegen Pro fessor Lessing völlig passiv gegenübergestanden; eS trifft sie nach der Erklärung der Bertreterschast der Studenten nicht das geringste Verschulden. Die relegierten zehn Studenten hofft man, ander Danziger Hochschule unterzubringen. Derän-ermigen im -iplomalischen Dienst Der „Deutsche Pressedienst* teilt mit: Wie wir erfahre», wird der Leiter der Abteilung Vl der sogenannten Kultur abteilung des Auswärtigen Amtes, Ministerialdirektor Heilbron, demnächst einen AuSlandSposten, wahrscheinlich das Generalkonsulat tn Zürich, erhalten. An seine Stelle rrttt der bisherige Gesandte in Bukarest. Herr Freitag, der durch den bisherigen Generalkonsul in Barcelona, Herrn v. Hassel, der bekanntlich Schwiegersohn deS Großadmiral» v. Tirpitz ist, erseht werden soll. Weiter verlautet, baß der jetzige Direktor der Personalabteilung, v. St oh rer, al» Nachfolger deS für den Wiener Posten ausersehenen Äe- landten MertenS nach Kairo gehen wird. Keule Sitzung des RelchskablneN». Berlin, 6. Juni. DaS NcichSkabinett wirb am Montag, dem 7. Juni, zu einer Sitzung zusammentreten. Wie die Tele- graphen-Union erfährt, wird bas Kabinett sich dabei hauptsäch- lich mit den Fragen der F ü r st e n a b f i n d u n g, deö de u tfch- schwedischeu Handelsvertrages und mit Aus. wertungSsragen beschäftigen. Am Vormittag wird da» Kabinett an der Beisetzung des verstorbenen Generaldirektors der ReichSeisenbahngesellschaft, Dr. Oeser, sich beteiligen. Die Trauerfeier für Rubvls Oeser. Berlin, S. Juni. Bei der offiziellen Trauerfeier, die am Montag wm 11 Uhr im Dienst gebäude der Deutschen ReichS- bohngesellschast stattftudet, wird -er Pfarrer Reiuhold Gra«, der demokratische LandtagSabgeordnete, die geistlich« Trauerrede halten. Im Anschluß daran wird Reichs kanzler Marx tm Namen des Reichspräsidenten, -er ReichSregterung und der preußischen StaatSregierung sprechen. Dorpmüller wird dann OeserS Wesen und sein« Ver- -lenste um die Deutsch« NetchSbahngesellschaft schildern. Für den VerwaltungSrat spricht Karl Friedrich v. Siemens und für dt« Deutsc^Demokratischc Partei wird voraussichtlich der Partotvorstand, ReichStagS-rbgeordneter Erkelenz, dem Verstorbenen eine« Nachruf widmen. Der Abschluß -er Lübecker 7V«-Iahr-Feier. Lübeck, S, Juni. Der letzte Tag der 700-Jahr°-Keier, den FestgvtteSdieuste in allen Kirchen etnletteten, hat noch einmal gewaltig« Besuchermassen, deren Zahl alle Erwartungen über- trifft, nach Lübeck gebracht. In den Straßen, die -er Festzug vassierte, staute sich um die Mittagsstunde die Zuschauermeu-e in geschlossenen Massen. Unter sonnigem Himmel bot di« Stadt im Schmuck der Fahnen und Girlanden ein ungemein festliches Bild. Fast eine Stunde lang währte der Vorbei marsch der bunten Gruppen deS in sinnvollem Wechsel geschmack voll gestellter Bilder komponierten Festzirges. der die Ent wicklung der Jubilarin Lübeck von der Verleihung der Reichsfreiheit biS zur Gegenwart darstellte. Mit besonderem Juibel begrüßte dt« Menge die hinter der abschließenden Fahnengruppe de» KestzugeS mit klingendem Spiel ziehende Mannschaft der „Emden". Nachmittags fand vor -er Stadt et» leider durch Gewitter beeinträchtigtes, groß angelegte- Volk»- und HcimatSfest statt. AulounfaN Dr. Srkeners. Berlin, S. Juni. Wie d<e „Voss. Ztg." erfährt, hat gestern abend kurz nach acht Uhr Dr. Hugo Eckener einen Auto- unsall erlitte». Dr. Eckener mar mit dem Wagen auf einer Fahrt in di« Umgebung Potsdams. Kurz hinter Velih geriet das schwere Auto auf den ausgeweichten Straßen ins Schleu dern. Der Chauffeur verlor die E^ewalt über das Steuer» nnd der Wagen prallte gegen einen Cha»ssc,'h.n«»i. Dr. Eckener wurde bewußtlos, ohne daß er jedoch erheblichere Verletzungen erlitt. Sein Begleiter blieb unverletzt, ivährend der Führer deS Wagen» erhebliche Beinoerletzungen davontrug.
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