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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 07.06.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260607011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926060701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926060701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-06
- Tag 1926-06-07
-
Monat
1926-06
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 07.06.1926
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irr. 2S1 Seite 1ö — .Dresdner Nachrichten" — Montag. 7. Znai 1S2ß Brteskasle«. Eprechft»»»«» »e« vrteskastenynkel«: Bormitt«,» «auß«, «» Sonn- »»« Fetertageni t««ltch ,»» U dl« Uhr: nachmitt««» nnr Monwg« »»« Mittwoch« »»» d dt« I Uhr. echristlich könne» »nkragen nur deantmortet »erde» men» Nückport« betaeiaa» ist. *** Fragemax. „Genießt irgendein hoher Beamter, ». v. ein Minister, Portofreihelt? Gibt e» überhaupt de» Be» griff der Portofreihelt noch?' — Deo Begriff der Portofreiheit, wie Ne früher die regierenden Fürsten inur btefe selbst, nicht ihre Fainilien-Angehörigen) genossen, gibt eS beute nicht mehr. Gewc>7e Sendungen einiger Reichsbehörden find portofrei durch eine pauschale Ablösung. Ohne Portozahlung vollzieht sich auch der briefliche Verkehr der Postdienststellen untereinander. Kür irgendeine einzelne Person kommt Portofreiheit nur insofern in Frage, alS der Inhaber eines Postscheckkontos gewisse Sen dungen an sein Postscheckamt in einem vorgeschriebenen Brief umschlag kostenlos befördern lasten kann. Seit dem letzten Weltvostvenrag können auch Inhaber eines deutschen Post scheckkontos, die im Ausland leben, Briefe unter Benutzung eines vorgeichriebenen Umschlags kostenfrei befördern lasten. Sonst hat, wie gesagt, keine Privat- oder Amtsperson Porto- sreiheit. « Matschakerl <50 Pfg.» .Sin Bekannter, der alS einziger Herr zuweilen in unserem sidelen Dameukränzchen verkehrt, da er ein Verwandler einer Kränzelschwester ist. hat von einem längeren Aufenthalt in Vien einen Ausdruck mit- gebrachl, den wir nicht verstehen. Er spricht manchmal von seinem .Matschakerl'. Wenn wir ihn fragen, was daS eigent lich ist, so lächelt er, schmunzelt und sagt im schönsten Wiener Dialekt: .Io, schauen's her: a Matschakerl ... ja, dös iS . . . dös is . , . ja, halt a Matschakerl". Was soll man sich nun dar- aus machen?" — Euer netter Freund, den Ihr für würdig haltet, in Eurem sonst so exklusiven Kränze! mal eine Gast, rolle zu geben, und den Ihr wahrscheinlich gehörig mit aller Aufmerksamkeit verwöhnt, deren ein einzige» männliche» Wesen in so fröhlicher Damengesellschaft würdig ist. wird wahrscheinlich allen Grund haben Euch zu verbergen, wa» er an dem Matschakerl hat. Denn wenn Ihr wüßtet, was daS ist. würdet Ihr wahrscheinlich alle miteinander tüchtig eifer süchtig werden. Denn cs läßt sich halt nix andres drauf er widern: .A Matschakerl . . . ja . .. döö iS halt a Matschakerl". *** Schi Id lause st,59 Mk.s. „In einer buchhandle- rischcn Fachzeitschrift fand ich eine Anzeige, in der jemand die Literatur von 1922 biS 192S über Sckildläuse jLoccinse) suchte. Kannst Du mir sagen, was Schildläuse sind und ob es über so was wirklich eine eigene Literatur gibt?" — Die Schildläuse stellen eine ziemlich große Familie der aus Pflanzen schmarotzenden Insekten dar. Sie gehören zu der Ordnung der Halbflügler. Von den allgemeiner bekannten Blattläusen unterscheiden sic sich dadurch, daß sie meist an den hölzigen Stämmen von Eichen, Rosen. Apfel» und Birn- bäumen, Palmen und am Weinstock leben und sich dort, ein flaches Schildchen bildend, sestsaugen. Besondere Arten, wie die Kochenille und die KcrmesschildlauS dienen oder dienten zur Herstellung von Farbstoffen, so z. B. eine auf einem Kaktus lebende Schildlausart: diese KaktuSart heißt auS- drücklich der „Kochenillenträger". Schon wegen dieser Ver wendbarkeit tauch Gummilack wird unter Benützung einer S-childlaus hergestellt), nicht minder aber der Schäden wegen, die andere Arten im Obst- und Weinbau verursachen, ist die Literatur über Schildläuse ziemlich groß, und namentlich in Aussäyen in Fachzeitschriften noch ständig im Wachsen. *** Neffe Eurt und die Fürstenentetgnuug. .Im Streit um die Fürstenenteignung habe ich den Stand punkt der »Dresdner Nachrichten", die auch mein Blatt feit Jahrzehnten sind, für richtig gehalten, daß man den Fürsten ihr Eigentum nicht vorenlhalten soll, und wollte der Ab stimmung fern bleiben. Plötzlich kommt mir ein Flugblatt in die Hände, worin steht. Kaiser Wilhelm beziehe von dem ver armten Deutschland jährlich 609 900 M. Ties finde ich nicht riwtig. Sollte cs eine irreführende Meldung sein, dann müßte von den Gegnern der Fürftenenteignung dagegen Front gemacht und das Volk aufgeklärt werden. Ich nehme an, daß auch Dir das Flugblatt zu Gesicht gekommen ist und sehe Deiner Antwort entgegen." — Du brauchst wegen dieses Flugblattes T<ine ursprüngliche Einstellung zur Fürsten, abfinüung nicht zu ändern. Von der deutschen Republik be- zieht Kaiser Wilhelm ganz bestimmt keinen Pfennig. Anders ist sein Verhältnis zn Preußen. Preußen hat mit dem Haus« Hehenzollern einen Vergleich abgeschlossen sder übrigen» viel leicht noch durch das zu erwartende Reichsgesetz über die Fürstenabfindung in einzelnen Teilen abgcändert wird), nach dem das Haus Hohenzollern gewisse Bezüge au» den dem Hause Hohenzollern gehörenden, in der Revolution kon fiszierten Gütern erhält. Der Anteil, den die Hohenzollern erhalten, beläuft sich auf etwa 17 Prozent auS dem Gesamt erträge dieser Besitztümer. *** Reichsbankgläubtger alter Tausender, fl Mk.) „Ich besuchte die Versammlung des Reichßbank- gläubiger-Verbandes in den Annensälen zur Aufwertung der alten Reichsbanknoten. In dieser Versammlung sprach ein Herr Bctriebsanwalt Winter aus Leipzig. Nach Schluß des Vortrages bat ich diesen Herrn Betriebsanwalt um Auskunft, was eigentlich Bctriebsanwalt ist, da ich diese Titelbezeichnnng weder in der Industrie noch sonst in einem Beruf kenne. Mir wurde daraus erklärt, daß ich näheres über diesen Titel im Lexikon erfahren könnte. Ich habe nun ältere und neuere Ausgaben verschiedener dieser Lexikons nachgeschlagen, kann aber eine Erklärung dieser Bezeichnung nicht finden. Ich bitte daher um Ausschluß, was ein Betrieböanwalt ist. Ich habe den Eindruck, daß diese Bezeichnung eine selbst zugelegte ist und darauf ausgcht, den Mitgliedern deS Reichsbankgläubiger- Verbandes ein größeres Vertrauen cinzuflößen, da eS diesem Herrn Bctriebsanwalt wohl hauptsächlich daraus ankommt, mehr Nachdruck au? die Endsilbe — anwalt — zu legen." — Ter neue Titel .Betriebsanwalt" ist nicht ein von irgend einer Behörde anerkannter oder verliehener Titel, wie etwa die Amtsbezeichnung „Rechtsanwalt" oder .Patentanwalt". Es dürste sich ihn jemand zulegen, der damit bekunden will, daß er in Betricbsangelegcnheiten Auskunft gibt oder Ver tretungen übernimmt. *** H. R., Dohna. „Teile mir hoch, bitte, Lie Städte Deutschlands mit, in denen sich Handelshochschm-leu befinden." — Leipzig, Berlin, München, Mannheim, Frankfurt a. M., Kd ln. Ham bur«. »"Rechtspflege. sS M.) .1. Ich habe einen Kunden verklagt, woraus WohnungSetnrichtungSgegenstänbe gepfändet find. Die Ehefrau des Schuldners bezeichnet sie als ihr Eigen tum und droht mit JnterventionSklage. Welchen Rechtsweg kann ich cinschlagcn, um Befriedigung meiner Forderung her beizuführen? Gibt cs Bücher zum Selbststudium der Rechts, pflege in bezug auf derartige Fälle, Prozesse wegen Geldforde rungen, oder sind ZPO-, KO., BGB. die einzigen besten Unter lagen? 2. Kann ich Handelskammerbeiträge, Jahresleistungen zum Ansbringungsgesetz der Jnbustriebelastung und Ver mögenssteuer aus Generalunkostenkonto verbuchen? 3. Inwie weit und aus Grund welches Paragraphen besteht vollkommene Steuerfreiheit für einen 64 Jahre alten Handwerker? Eine Umfatzsteuersreiheit gibt es in diesem Fall wohl nicht?" — 1. Jnterventionsklagen der Ehefrau verhindern in der Regel die Befriedigung des Gläubigers aus der gepfändeten häus lichen Einrichtung, so daß sich zumeist Freigabe der gepfändeten Sachen, die der Frau alS ihre Ausstattung gehören, empfiehlt. ES wird nichts anderes übrig bleiben, als die ZwangSvoll- streckung durch Pfändung von Sachen, die der Ehefrau nicht gehören, wie Gcschästsvorräte, Waren usw., auch etwaiger Ge» ichäftsaußenstände des Mannes, zu wiederholen, wenn die Frau nicht nachträglich die ihr nicht obliegende Haftung für die Schulden des Mannes übernimmt. Bücher zum Studium der Rechtspflege gibt es wohl — auch sogenannte volkstümliche —, aber für den Laien, der ohne Rechtsanwalt arbeitet, könnte» ste meisten» de« Untertitel tragen: ^)ie Kunst, sein« Prozesse selbst zu verlieren." Für nufere Vrfer »erbe» dt« schriftlichen und mündlichen VrtefkastenauSkünst« genügen, soweit eine Ve ratung ohne Zuziehung eine» Anwälte» überhaupt angedrnchi ist. st. HaadelSkammerbetträg« können aus Uokostenkont» zur verringern», de» steuerpflichtigen Einkommen» nerbucht wer den. Dagegen ftnt Personalsteueru, wozu vermöge»», und Einkommensteuer gehören, vom steuerpflichtigen Einkommen al» Au»gaben nicht abzusetzen. In der Buchführung nach de» vefttmwnnge» de» Handelsgesetzbuches können ste aus Un- koftenkont» verbucht werden. Nur kan» ein solche», nicht für Steuerzwecke bestimmte» Unkoftenkooto nicht al» verzeichnt» der steuerrechtltch zulässigen Sinkommendabzüge dienen, st. Da» Alter al» solche» begründet keinen Anspruch auf Ermäßigung oder Erlaß der Einkommensteuer DaS Existenzminimum, da» steuerfrei ist, ist in 8 öv deS Einkommensteuergesetze» bestimmt, mindesten» 1190 M.. die sich erhöhen für die Ehefrau tum 109 M.) und für Kinder unter 18 Jahren, die ohne eigene» Einkommen dem Haushalt deS Steuerpflichtigen angehören Da» steuerfreie Existenzminimum erhöht sich weiter um die Ausgaben für die sogenannten Sonderleisiungen, wofür min drftenS ohne weiteres 189 M vom Gesamtbetrag der Ein- nahmen abgezogen werden. Weiter sind jährlich 609 M. al» einkommensteuerfreier Teil deS Einkommens abzuziehen, die sich für Krau und minderjährige Kinder erhöhen. Für die Umsatzsteuer gibt e» ähnliche Bestimmungen nicht. G. S. E. 44. .Du fragtest vor acht Tagen, vb der Reichspräsident außer seinem Gehalt al» solcher noch seine Mtlitärpension erhält. Die Dir gegebene Antwort ent sprach, wie jetzt erst festgestellt werden konnte, nicht den Tatsachen. Senn der Bezieher einer Militärpension irgendeine Beschäftigung gegen ein Entgelt bet einer mit öffentlichen Mitteln erhaltenen Behörde anntmmt, so wer- den seine Bezüge a»S seiner Pension auf dasjenige Gehalt er gänzt. daS der Pensionierte in seiner letzten Friedensstellung bezog. Nimmt zum Beispiel ein Bezieher einer Militärpeuston, der in seiner letzten Dienststellung 609 Mark monatlich bezog, eine Stellung an, die ihm 459 Mark Gehalt bringt, so werden ihm au» der Pension 159 Mark gezahlt: der übrige Teil der Pension ruht. Kommt daS neue Gehalt den früheren Bezügen deS Pensionierten gleich oder übersteigt e» diese, sv ruht natür» lich die Pension ganz. DieS ist auch beim Reichspräsidenten der Fall. *** NefseRudi. <»9 Pf.) „Ich habe vor längerer Zeit einmal das Spiel .Die stumme Inle" mitgespielt, weiß aber nicht mehr dessen Spielregel. Kannst Du mir sie vielleicht ver raten?" — Die .stumme Jute" hüllt sich in völliges Schweigen. Zwar Ist der Name allen denen, die sonst allerlei Spiel kennen, nicht unbekannt, aber der eine sagt, eS sei ein Würfelspiel, ein anderer meint, eS als ein Kartenspiel kennengelernt zu haben. Jedenfalls wirb damit ein Glücksspiel bezeichnet. Aber welches? Vielleicht gar kein bestimmtes. Denn die gewerbsmäßigen Spieler, namentlich aber solche, die mit einem recht harmlos auSsehenden Spielchen gern Dumme sangen und schröpfen, pflegen solche lustige Namen solchen Glücksspielen beizulegrn, die unter anderem Namen als gefährlich oder gar als ver boten bekannt sind, wie etwa .Kümmelblättchen", .Siebzehn- viere", .Meine Tante. Deine Tante", .Kaufzwick". Der Dumme wird also mit der .stummen Iule" gelockt und mit dem .Kümmekblättchen", da» er utemal» mttspielen würde, »er. leichtert". OberlehrerLN. ^Zu dem Artikel »Im Vorüber- gehen": .Freundlichkeitstage" einen kleinen Beitrag: Neulich' fuhr ich nach Chemnitz. In Freital bestieg ich einen Wagen vierter Klasse. Da er überfüllt war, mußte ich stehen. Um mich herum saßen junge Männer. Auch eine Dame stand. Keiner von den .Herren" rührte sich von seinem Platze. Da kam eine junge Dame von ungefähr zwanzig Jahren aus mich zu und bot mir ihren Platz an. Sie schien eS mir anzusehen, daß mir daS Stehen bet meinen 65 Jahren und einem Fußleiden schwer wurde. Ich nahm ihr Anerbieten selbstverständlich nicht an, sondern lehnte freundlich dankend ab. Die umsitzenden Herren schiene» aber doch beschämt zu sein, so daß mir einer seinen Platz einräumte, was allerdings ein anderer belächelte. Ja, wir sind in der Zuvorkommenheit und Freundlichkeit der Herren natürlich weit hinter der Vorkriegszeit zurück, wenn sich dieselben noch von Damen müssen beschämen lassen." — Na, also! Siehst Du! DaS gute Beispiel der jungen Dame hat doch immerhin gewirkt. Höflichkeit und Rücksichtnahme auf ältere und schwache Personen «erden sich schon noch herumreden, wenn alle, die daran denken, immer höflich und aufmerksam sind. Ein Herr sollte in Straßenbahn und Eisenbahn einer stehenden Dame immer seinen Sitzplatz anbieten. Bedauerlich ist aller dings. zu sehen, wie oft gerade in Elektrischen zur Zeit des Arbeitsschlüsse» der Fabriken die jungen Männer sitzen und alt« Frauen stehen. Ky - Ey 6. »Einer meiner Bekannten behauptet, daß der Ex-Kaiser Wilhelm il. von Sindenburg nach Ausbruch der Revolution zur Ausreise auS Deutschland veranlaßt worben sei. Ich dagegen bin der Meinung, daß er von selbst gegangen ist. WaS ist richtig?" — Die Vorgänge im Hauptquartier am S. November sind so kompliziert, daß sie sich nicht ohne weiteres aus eine so einfache Formel bringen lasten, wie es in der An frage geschieht. Aus jeden Fall ist der Kaiser nicht von selbst nach Holland gegangen. Die treibende Kraft dabei war General Groener, der Generalquarttermeister, über dessen Handlungs weise ein Ehrengericht im Mai 1929 festgestellt hat, daß eS nicht den tatsächlichen Verhältnissen entsprochen habe, wenn General Groener aus die vom Kaiser ausgesprochene Absicht, beim Heere zu bleiben, um daS Heer geschlossen nach Hause zu führen, dem Kaiser meldete, daß »daS Feldheer wohl unter seinen Generalen geschlossen und in Ordnung in die Heimat zurückmarschieren werde, nicht aber unter Führung deS Kaisers". Offenbar unter dem Einfluß der Darstellungen GroenerS über die Lage in der Heimat pflichtete Hindenburg praktisch der Auffassung GroenerS bei, daß die Revolution nicht mehr niedergeschlagen werden könne. Am Nachmittag deS Revolutionstages hat dann auch Hindenburg dem Kaiser zum Grenzübertitt nach Holland geraten, wie auS einem im Dezember 1921 veröffentlichten Briefwechsel zwischen Hinden burg und dem Kaiser hervorgeht. *** M. H. „1. Ich beschäftige in meinem Haushalte zur Erledigung leichter Hausarbeiten eine Frau bei wöchentlich einstündtger Arbeitszeit. Bin ich verpflichtet, diese Frau zur Krankenkasse anzumelden, obwohl sie noch in fünf anderen Haushaltungen die gleiche Arbeit verrichtet? 2. Muß ich für die Kosten eines Unfalles innerhalb meiner Wohnun« auf- kommen?" — 1. Wenn der Wochenverdienst solcher Auf- Wartungen sehr gering ist, so sind sie von der Kassenpfltcht frei. Ganz genau läßt sich die untere Berdienstgrenze nicht festsetzen, da st« etwas im Fließen ist. Wenn der Verdienst aber etwa einen Taler tu der Woche und 14 Mk. im Monat nicht sehr übersteigt, so ist die Fra« nicht krankenkaffen» pflichtig. Wird der Verdienst höher, so prüft die OrtS- krankenkasse die Angelegenheit und die Beiträge werden auf die Arbeitgeber verteilt. 2. Für einen Unfall in Deiner Wohnung wirst Du im allgemeinen nicht haftbar sein, wenn Dich nicht ein nachweisbares Verschulden trifft. Wenn z. B Deine Freundin Lisbeth nach vollendeter Kafseeschlacht ihren Schirm unter Len Arm klemmt, sich in lebhaftem Gespräch herumdreht und Deiner Freundin Annemie ein Loch in den schönen neuen Häkelumhang kiekst, so bist Du nicht Haft- bar. Gibst Du aber Deiner Aufwartung zum Bilber- abstauben eine Treppenleiter, an der eine Sprosse schon mehrmals herausgefallen und von Deinem mit Hammer und Nagel wenig vertrauten Gatten mit ein paar kleinen Blau zwecken „repariert" worden ist, und Deine Aufwartung plumpst herunter und verknaxt sich den Fuß. so wirst Du an die Doktorkosten «nd dte Vergütung entgangenen Verdienstes glauben müssen. Die stehlende Gattin. »WaS ist hier zu tun? Mein Sohn, verheiratet, hat ein Tuchgeschäft, lebt aber mit seiner Frau ständig in Unfrieden. Nun entwendet ihm seine Frau immer Tuche au» dem Geschäft und verkauft ste. DaS Geld verwendet ste natürlich «« ihrem Nutze». Kan« ich »tchtS dagegen tun. daß st« mir immer öt« Tuche stiehlt? Kann ich lass«»,? Inzeig« machen und dt, Leute auch belangen usen?" — di« tbr die Zu Ganz klar ist Dein Brief sa nicht. Huers, teaertochter Dein,» Goh» k st« Dtr die Tnche stiehlt. luch« abkaus erzählst Du. daß Deine Gch»ie mopst, und dann sagst Dn. daß ff« Dtr dt« Tnche stiehlt. La stimmt doch wa» nicht! Die Rechtölag« ist so: Wenn ste ihre, Mann« was wegnimmt unö «» verkanst. so kann ,, nichn andere» machen, al» dte Ware so verschließen, daß ste nichie nehmen kan«. Denn Diebstahl »wischen Eheleute» gibt'» »ich. Deswegen können anch dte Leute nicht belangt werde», bi» ihr die Tuche abkausen. Nimmt ste nber Stoffe, di« Dir gehören so ist da» wohl al» Diebstahl auszusasse», und Du kannst sie zur An»«tge bringen,' Du kannst dann auch ihre Abnehmer be. langen, wenn ste gewußt haben, daß e» gestohlene Ware war Nesse Herme». .1. In welchem Fall kann eine handelsgerichtlich eingetragen« Firma von Amt» wegen als nichtig erklärt werden? 2. Wie kommt eS. daß an sich gänzlich unbedeutende Personen Mitglieder de» NeichSverbande» Teul. sehe Presse sind? S. Kann sich jeder Mensch Dramaturg nennen?" — l. Eine handelSgerichtlich eingetragene Firma kann nur dann von Amts wegen au» dem Handelsregister ge- löscht werden, wenn st« sich al» G. m. b. H. oder Akttengcscll. schaft nicht auf die Reichsmark umgestellt hat. 2. Der Reichs, verband Deutsche Presse nimmt jeden anständigen Menschen auf, der seinen Lebensunterhalt im wesentlichen au» Arbeit für dte Presse bezieht. Ein Urteil über die Bedeutung eines Mit. arbeiter» der Presse dürste Außenstehenden sehr schwer fallen S. Bitte . . . wenn Du Lust hast . . . nenne Dich ruhig Drama turg. Wahrscheinlich brachtest Du noch nirgend» ein Drama durch! Na also: Dramaturg. RtesengebtrgSsahrt. »Onkelchenl Wenn ich Dir jetzt 189 RM. geben würde, mit der Bestimmung. Dir dasiir innerhalb einer Zeit von -wöls Tagen da» Iser- und Riesen- gebirge anzusehen, welche Route würbest Du da einlchlagen? Du sollst aber alle merk-, denk-, srag- und ehrenwürdigen eigene Füße stellen unö unter Benutzung des Kammwegco über die Koppe bi» hinunter nach Glatz lustwandeln." — Gm! Einverstanden! Wirö gemacht! Nur, zwölf Tag« braucht der Onkel nicht zu einer solchen Wanderung: mit acht Tagen kann man alle» gut schassen. ES steht dabei zu hoffen, baß Du mü dem Ausdruck .fragwürdig" diejenigen Gegenstände meinst, die wert sind, daß man nach ihnen sragt, und nicht solche, die im gewöhnlichen Sinn de» Wortes .fragwürdig" find. Er würbe also über Gretfenberg nach FltnSberg fahren, von da über de» IsergebirgSkamm nach Großiser, weiter aus den Höch stem und nach Schretberhau wandern. Bon Schreiberhau dann die Kammpartte machen bi» zur Peterbaude, von hier einen Abstecher nach Gptndelmühl, dann wieder hinauf nach der Wiesenbaude und von da auf dte Koppe. Dann geht'» zur Grenzbaude und von dort nach der Forstbaube. Ob er nun nach Schmiedeberg hinab oder über WolfShau nach Krumm. Hübel Pinschern würde, möchte er einem Einfall oder irgend einem Anschluß an etwa gesunden« frohe Wandergenossen über- lassen. Bon Krummhübel ginge eS nach Brückenberg, den Vorderhäusern und nach GierSdorf. Diese» ist al» billig,» etwaigem Aufenthalt zu empfehlen, da man von da au» aller- Hand Ausflüge machen kann, auch nach den Schneegruben. Die Anschaffung der Karten 1 und 2 vom RiesengebirgSvrretn wird empfohlen. "* Neff« O. L., vabSch. slM.) .Welcher Unterschted de- steht in den AuSdruckSweisen: .Man hat ein« Behörde von einem Gerücht in Kenntnis gesetzt" und.man hat einer Behörde über ein Gerücht berichtet"? Der tiefere Sinn eine» großen Gegen satzes in beiden AuSdruckSweisen will meinem Unterlanen- gehirn nicht ausgchen. .Da» in Kenntnis setzen" wird höheren Orts eingeräumt, .ein Berichten" aber als den Tatsachen nicht entsprechend schroff zurückgewiesen. Wie kann man solcher Wort, klauberei am besten begegnen?" — Nun ... der amtliche Sprachgebrauch kennt da doch eine» Unterschied, der schließlich auch einleuchtend ist. Eine Behörde wird z. B. einer Zivil person nur in ganz seltenen Fällen .berichten", st« wird „mit. teilen", „in Kenntnis setzen", .bescheiden". Aber eine Behörde wird namentlich einer Vorgesetzten Behörde .berichten". Eine Behörde kann Dich also über eine Sache »in Kenntnis gesetzt" haben und e» doch zurückrveisen, daß st« Dir »berichtet" habe. Diese Worte aus dir Goldwag« zu legen, wir» allerdings meist nicht nötig sein. HeiratSsehnsnchtöecke. In bieser HelratSsehnsuchtSeckr will Onkel Schnörk- »ur dt« Wünsch« seiner Nichten «nb Nesse» »u» Ausdruck bringe». Dagegen kan» er e« nicht übernehmen, die hieraus eingehende« Briefe an diese weiter,uleiten. Wer mit de« Heiratslustigen in Vrtesverkehr ,u treten wünschi, wird gebeten, sich de« Anzeigenteile» unsere« Blatte» zu bedienen. Neffe« ll Fr«»«de st Mk.), Angestellte, suchen «neutnel durch Verwandt«, »wet hübsche, anständige Mädel zwischen St und »«, große Figur, wirtschaftlich, von gutem Charakter, naturllebend, kelnc Bubiköpfe, aber auch keine Duckmäuser. — Nichte Annemie iS Mk.s, 39, Witwe von angenehmer Erscheinung und liebevollem Charakter, wünscht gebildeten Ncssen, dem sie vertrauen kann und der sich nach einer LebenSkameoadschaft sehn«, ln der rechte Harmonie und Sonnenschein herrscht: Lehrer. Beamten oder selbständigen Gr- schäftSmann. Einem mutierlosen Kindchen würde sie gern dle Müller ersetzen. Alle Eigenschaften einer tüchtigen Hausfrau besitzt sie, auch schön eingerichtete Wohnung. Sie lebt ln guten Verhältnissen. — Neffe Eurt (1 Mk.). Ende 49, viel jünger auSsehcnd, von sehr gutem Aeußeren, auS besten Kreisen, wohnt auf öcm Lande und sucht Richte mit tadelloser Vergangenheit, di« unvermögend sein kann, aber alles Schöne unö Edle klebt und dle mlt angenehmem Aeußeren und edlem Inneren eine gute Kameradin sein würde. Viel Liebe und Sonnenschein möchte ste tnS Haus bringen, da Neffe Eurt seine HäuSlichkeli über alle» liebt. Er ist kerngesund, Iport- licbend und würde dle« auch bei der Lebensgefährtin nicht verminen wollen. — Nichte Treudeutsch <S Mk.), S4, tief veranlagt, seinempftndeird, dunkel lkcin Bubis, von sympathischem AuSseben, wirtschaftlich, häuSllch, musikalisch lLaut«, Gesang, Klavlcrl, gesund an Leib und Seele, aus Bcamtciifamille, absellS vom Trubel stehend, sucht zum LcbenSkanieraden eine treue, geistig hochstehende Persön lichkeit, der sie alles sein möchte. Der Gesucht« soll groß, schlank und auch dunkel sein: Pfarrer bevorzugt. Sie schließt: „Wohlan! Glück auf! Zur rechten vrautwahll" — Nicht« Kro-slnn st Mk.s, 28, gebildete», sehr wlrtschaftllche» Mädchen, ein rechtes HauSinüiier- chcn, glaubt daS Zeug zu haben, einen Mann glücklich zu machen. Er soll nicht über 3» sein, gesund an Lew und Serie, wle sic selbst, Witwer mit Kind nicht ausgeschlossen. Kür gediegene Aussteuer wird gesorgt. — Nichte Maiglöckchen st Mk.), IS, von schön» Gestalt, braunäugig und braunlocklg, rote eine Tanne schlank, einzige Tochter «tue» angestellten Kaufmann«, sollt, wirtschaftlich, HäuSllch erzogen, mlt solider WäscheauSsteuer, sucht charakterfesten, gebildeten Neffen, vtellelcht auch Witwer. — NtchteSebenSglücklSV Psg.l, 26, tu allen Zwelgen de» Haushalte» ftrm, eln hübscher Kerl, ideal veranlagt, wünscht einen ganzen Kerl, der da« Her, aus dem richtige» Fleck hat. Ausstattung vorhanden, später auch noch etwa» mehr, - NeffeArthur st,SO Mk.s, SO, kann al« Bäcker erste Bäckerei und Lass aus FamINenbcsitz selbständig übernehmen: er sucht eine Nicht«, dle außer Freude am Geschäft rin beschauliche» Dasein ln einer Provlnzstadt den Genüßen der Großstadt vorzteht. — Neffe Her bert lS Mk.i, SS, Kaufmann ln gesicherter, gehobener Stellung, ge sund, von ansprechendem Aeußeren, erslnderlsch und schriststcllcrisch tätig, Ruderer, Wanderer, Schnecschuhläufer, verträglich und vor wärtsstrebend, sucht ein Mädchen bi« 2«, hübsch, kräftig, von gesundem Körper und Geist, von reichem Innenleben, durchaus wirtschaftlich: früher oder später Einheirat ln» Geschäft angenehm. — Nichte Mau« <»0 Pfg.), S8, einzige» Klnd au» guter SausmannSsamilie, mlt dunkelblondem Lockenköpschen und mittelgroßer Statur, einfach und sparsam, versteht einen Haushalt führen, besitzt große Liebe zur Natur und musiziert Krn. Der ersehnte Nesse möchte im Charakter ,« thr Pagen, groß, national und festen aber edlen Eharakter» sein. Er möchte In sicherer Position sein und einen eigenen HanSstand gründen können. Für Ausstattung würde gesorgt. ZLaFLkSF»« «Su/>-oen /->« «Saucen
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