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Gewitter ausgehend, rauschten über die Almen, beugten die Halme zur Erde nieder und schtveuunlen das Heu über die Hänge hinunter, bis di« Bäume des Waldes oder die Mauern der Gehöfte es aufhielte», oder bis es hineingerissen ward in die schäumenden Strudel der geschwollenen Bache. 'Das Heulen des Sturmes, das Dröhnen des Donners und das Rauichen der ewigen Wasser vereinigten sich zu einer Musik, vor der die Stimmen der Menschheit ängstlich verstummten. Jm^Amdergerhauje war es ganz still. Mutter Marthe hockte in der hintersten Ecke der Stube uut dein Gebetbuch: well es aber zum Lesen zu slnstcr war, hatte sie das Ge»cht darauf gedruckt und murmelte leise vor sich hi». Am Tisch sah Barbara, hatte Marxist aus dem Schon und Christen an sich gedrückt: Alois hockte neben ihr aus der Erde. Kcins rührte sich: die großen Aug.n hefteten sich in stillem Entsetzen aus die er- windenden seniler, an denen das Wasser herniederlies, als würde es dagegen geschüttet, und hinter denen nichts zu sehen war. als eine geibgraue Wvlkcnmasse. Wenn eur Blitz sie auseinanüerritz wie einen Borhang, dann fuhren die kleinen leise wimmernd mit den Händchen vor die Augen, und wenn der Donner kam als stürzten die Berge zusammen, lies ein Zittern über ihre kleinen warmen Leiber. Nur Barbara bedeckte die Augen nicht: immer gleich starrte sie hinaus, ihr Gesicht bewegte sich nicht. Sie dachte gar nicht au Blitz und Donner, an Unwetter und Gefahr, nicht an die Kinder, die sie umdränaleu, nicht an die betende Mutter. An den Rainer dachte sie und wo er wohtz sein möchte, und die Liebe zu ihm wuclis in ihrem Herzen über alle Neberlegnug hinaus. Plötzlich tat sie einen kleinen Schrei. Mutter Marthe fuhr aus ihrer Ecke hervor, die Kinder sprangen auf, Barbara blieb sitzen. Rainer war in dis Stube getreten, krachend schlug hinter ihm der Sturm die Haustür zu. die er offen gelassen hatte. Er sah aus, als käme er ans dem Wasser, es rieselte und tropfte an ihm hernieder und floh aus die Diele zu seinen Füßen, sein Gesicht war voll von Trovsen und sein blonder Lippenbart. Er wischte sie fort und nahm die regengetränkte Mütze ab, unter der die Haare nah waren. Und wie er lachte übe'' das ganze Gesicht! Als ser in der Stube die Sonne aufgegangen. Ach Gott! ach Gott! schrie eS in Barbaras Seele: sie sah ihn immer nur an und seine lachenden Augen und konnte sich nicht rühren. „Nun'? seid Ihr alle mitsammen versteinert'?'' rief er fröhlich. „Denkt Ihr, ich sei der Wassermann'?" wandte er sich an die Kinder. „Schnell, komm daher. Alois, nimm mir die Mütze ab und bring' sie in die Küche znm Trocknen! Was'? Du fürcht'st Dich? Schäm' Dich! Ein Bub, der ein gutes Gewissen hat furcht' sich nicht, wenn der Herrgott von den Bergen hernnterpredigt!" Da faßte sich der Alois ein Herz und ging. Mutter Marthe nx>r völlig aus ihrem Winkel hervorgekommen. „Ihr leid wohl ganz unverständig ge worden. bei so einem Wetter herumzülanfen!" schalt sie. „Schon isl's!" rief er. „Ge lehnt Hab' ich mich danach — die Erfrischung tat not. Und in der Sinke bin ich nicht sicherer als draußen. Der Himmel ist über allem." Kopfschüttelnd betrachtete die Alte seinen triefenden Anzug. „Hast denn nicht ein trockenes Heng für Deinen Schwager?" wandte sie sich a» Barbara. „Er kann doch in den nassen Sachen hier nicht sitzen! Wird doch noch ein Rock da sein von dem Ulrich — oder ist alles draufgegangcn für die Ab gebrannten?" ^Schweigend stand Barbara auf und ging in die Kammer. Ein neues Blitzen, Krachen und Splittern fuhr aus den Wolken. Angstvoll lauschte die alle Frau — mit wonnigem Schauer der Mann. „Was hat Euch hernntcrgetrieben. Rainer?" fragte sie. Er sah 'ie an, jäh wieder in das Unwetter hinaus und sagte: „Weit sich znsammentnt, was zu sammen gehört in dieser Stunde, von der man nicht weiß, ob man lebendig hcrauS- kommt." „Mo, Ihr gebl's dock zu, daß Gefahr dabei ist!" rief sie befriedigt. „Freilich — aber es ist schön — wie damals beim Feuer!" Barbara kam zurück. Sie brachte eine Lodenjacke vom Ulrich und Rainer ging damit in die Küche,, um sie anzuziehen und die eigne an den Herd zu hängen. „Bring' ctioas Wärmendes für den Rainer! " fuhr Mutter Marthe die Tochter an, die verträumt am Fenestr stand. „Einen Kirsch oder einen Enzian! Stehst ja da wie ein Holzbild!" Barbara drehte sich langsam um und tat. was die Mutter sie hieß. Die machte unter der Schürze eine Faust. Sie war zu Zeiten ernstlich aufgebracht über ihre Tochter, „so." sagte sie, als Rainer in der trockenen Jacke am Tisch saß und den Kräuterschnaps trank, den sie ihm Angegossen, weil Barbara mit dcr Flasche dagestanden, als wisse sie nicht, was sie damit tun solle, „so — nun bleibt Ihr hier, bis alles vorbei ist und wartct's ab, bis die Sonne wieder scheint!" „Gewiß, Mutter Marthe." Es ließ schon nach draußen: die Blitze kamen seltener und die Donnerschläge 'chwacher. Der sturm war vorübergebraust und halte nur einen frischen Wind zurück- gelassen. der die Wolkenmassen vor sich herschob, Ueber der großen scheideck stand schon ein fahlgelber Schein. Nur der Regen rauschte noch stromweise. Barbara hatte sich nnt ihrer Flickarbeit ans Fenster gesetzt, stichelte, als ob es noch nie so eilig gewesen und sagte eigentlich kein Wort zu der Unterhaltung der andern. Denn jedes Wori, das sie sprechen wurde, mußte von Liebe reden, so meinte sie. Da zuckte noch einmal ein Blitz — so dicht, als führe er am Fenster vorüber: in demselben Augenblicke kam ein Donner, lauter und knatternder als bisher: das Haus bebte: der Boden, auf dem es stand, schwankte. In den - Ls» - Kronen der alten Bäume »! an der Seite nieder: lange, geschlagen, und am Stamme stierte «»: einer ze. scharfe Split! le entlang zog sict und brach langsam stelle, wo der Blitz wS- bi» aus di« Erde hinnnt« Marche Barbara war vom Fenster zurückaewichen, blasses Entsetzen im Gesicht. Mutt« legte den Kopf in die Hände und wimmerte leise. Rainer war mitten in sein« nae . wieder zuckte ein Licht dur ch das Zimmer. Diesmal aber war cs ein Sonnenstray olk. siegend die stromenden Wolken zerriß, die nasse Erde erglänzen machte, und sich vrett und goldig, von einem leichten Dunst verschleiert, auf die Diele legte. Nachdrängende Wolken verschlossen den Spalt, durch den der Himmelsglanz flüchtig gedrungen: aber anderwärts wußten sie ihm Raum geben, damit es Licht wurde aus Erden. Die Ströme des Himmels versiegten, und mit den Bächen der Berge rauschte die Freude zu Tal. Barbara und Rainer standen in der geöffneten HauStür, atmeten die gereinigte Lust und betrachteten den Schaden, den der Butz dem alten Baume getan. Es hatte völlig ausgehört, zu regnen. Aus den Bergen strahlte schneeige Helle, und die schwarzen Wolke» drängte» flüchtig das enge Littschinetal hinunter. Es tropfte von den Dächern und von den Bäumen, und auf den St-Men des gepflasterten Hofes verdunstete die Feuchtigkeit. Es rann und rieselte auf Stegen und Pfaden und gluckste in den Wasserleitungen der Wiesen. Duft entströmte den glänzenden Blättern der Bäume, dm schwer darnieder gebogenen Gräsern und Blumen un Hausgärtchen. ..Barbara." sagte er, „komm ein wenig mit mir '' ' " " Stirn vor Schreck. Aus — völlig aus! Nein — nur das nicht: so nicht. Dann lieber die gqnze Wahrheit sagen — alles. Bielleicht könnt' sie es Hinhalten, aufhalte». Aber aus — vl aus — nein! Etwas mußt' es doch für sie sie. „Aber derbe Schuh' möcht' ich mir noi. . , sie der Mutter, daß sie mit dem Rainer ousginge sorg' unterdes fürs Abendbrot." mir spazieren." Sie sah flüchtig aus, senkte den Kopf und hatte eine Falte auf der >i. „Ich Hab' nicht Zeit." jagte sie. „Barbara," sprach er mit bitterem Emst, n Du mir meine Bitte abschlä^st. so ist es auS zwischen Dir und mir." Sie zitterte t<l herum aufS Faülhorn ... Ringsum lachte die Welt. Die Vögel jubelten, die tropfen und aus den Berge» thronte der hiinmsische Friede. Ab und sah sich um. Dann blieb auch Barbara stehen: ihr Atem onne glitzerte in Millionen Regen- Ab und zu blieb Rainer stehen listige ging schneller vom rüstigen Steigen, ihre Brnst hob sich hoch nnd schnell: in ihr verblaßtes, Gesicht stieg die Röte des jugendlichen Lebens: aber ihre Angen blieben traurig, und ihr Herz drückte eine dumpfe Angst. Ab und zu sprachen sie auch; er fröhlich, fast übermütig: sie kurz, mit unklarer Stimme und zusammeichangloseir Worten. Als sie die letzten hochgebauten Höfe hinter sich gelassen hatten, wurde Rainer still. Barbaras 'Angst verschärfte sich zu quälender Unruhe. „Wir möchten umkehren," sagte sie, stehen bleibend. „Rem — komm noch hinauf zum Walde," bat er. Schweigend gab sie ihm nach. „Ich wollt' Dir etwas sagen." Die Lust blieb ihr weg. Es dauerte lange, bis er einen Anfang fand: sie nieinle schon, er habe wieder vergessen, was er sagen wollte. Der Wald stand still und regenschwer. Wenn ein linder Windhauch durch die Tannen ging, fielen Tropfenschauer hernieder. Die Sonne sog den Dunst aus den Nadeln, daß es ging, fielen Lropsenschauer Hemieder. Die Sonne sog schien, als dampften die Bäume. Ihre schrägen Schatten siele» über dm Weg, der V zwischen ihnen hinzog. Ein Sprosser sang in den Zweigen. — Am Eingänge des Wald blieb Rainer abermals stehen. Er hatte noch nicht wieder gesprochen seit vorhin, und die Frau sah verstohlen und ängstlich zu ihm auf. Er blickte auf die regengetränkte, sonnen durchleuchtete Welt zu ihren Füße», bis hinüber zu den Berge», auf denen der ewige Friede thronte. In seinem Gesicht kämpfte eine große Bewegung. „Schau, Bärbel!, wie es so klar geworden ist ringsum nach dem Wetter!" sagte er mit weicher Stimme. „Ja —" meinte sie, halb zögernd, halb fragend, und fuhr fori, ihn zu betrachten. „So klar möcht' ich auch, daß es zwischen .ms sei —" dabei wandte er sich zu ihr, so unerwartet, daß sie erschrocken errötete. Als ob dies Erröten ihn ermutige, nahm er ihre Hand und bemühte sich, in ihr gesenktes Antlitz zu sehen. „Bärbeli — hast Du mich lieb? fragte er. Ach, daß die Erde sich austäte, sie zu verschlingen, damit sie chm nicht den Schmerz antäte! Daß der Himmel einen Blitz sende, sie zu töten, hier zu seinen Füßen, damit fies nicht zu erleben brauche! Aber Erde und Himmel standen still und der Sprvsscr sang und die Sonne lachte. — Rainers Hand legte sich fester um die de» Fro- (Fortsetzung solgl.) 8ok11e1tzt'UUt0ll 4S. Lsuto unä kolAvuäs Krosser KäumullKs-^usverkaof. vorMldo umfasst: Zämtlicks ^rükjalii-5- unc> Lommer-Konfsktions, Lls: Lvise-, 8taud- uvä oll§I. Llllutel, AoüsII-kostümv, «laekett» Kostüms, krimr. u. ovZI. KostümsLNLsorxo^üduIicti LorabFoLktstso?rsis« WvININVL ItiLlv, kariser Originals, mit 20 X UadLtt. vorMLrlxv dtlllAvr. rvoit iillter I'rois. enorm billig. M »eil Mli Gelles ülllK^Z'Sll'l ««« vorrätig in Pak, zu tO Pr. bei Weigel H Leest. Manennr. <K. Hänstschel. »einkie« i.knr, 1y01:-i»45 1902 -1U« t-okomobilsn I-i'IisIa in Cästrstrssss 1. Kekeiscstencko, ^dküstrencko prucktpasllllv 7«IM Wik» KKIl.1.«« e«§ > Naa»orrl»oilck»r>, rivdarivtckem SS, >7*»« ct«« fn «f/en In einem kllgpleboo ist ontt alten : 'fnm-rrinä, In6. gr. 3.25, 8enna xr. 0.75. 8olioleolach gr. 2,50. im panron gr. 6.50. M. ' ^kl'ivnbül'ii-ZeliilisellUitr ! s bei j. Ka. Seiimssl-li.^oül'dsil lllionsvbvskolguvll». vpec>Lld»z oiodt, , Lti»»»arrl»ola»l^ rr»o«»- o. Vorrüriied« Vsrpäsxmlr. lrvt ätzred äl« D ^ U«^,5»nea/kv«A