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- Sit - Allerlei für die Frauenwelt. „Ein kapitaler Kerl, dieser D !" so lautete da» Urteil über den blonden Assessor in den Kreisen seiner Freunde und Bekanntem. Er ltch nirgend» Spielverderber. -- 's. E and« dasü > de ster. Bon Frida Keller. Freunde _ . war auch nirgend» Spielverderber. Wurde eine Partie, ob nun zu Schiss, Eisenbahn oder Stahlroh. oder irgend ein anderes Ver gnügen oorgeschlagen, er war dafür Feuer und Flamme. Gern legte man bei solchen Gelegenheiten die Leitung der Geschäfte in leine oewährten Hände, und er entledigte sich der ihm gestellten Aufgabe stets mit gewohn tem Schleid. Die herrlichsten Eisseste hatte er arrangiert und "uch die sommerlichenAus- flüge, die der Honoratiorcnverein von L. unternahm, wurden durch sinnreiche liebe» raschungen usw., alles Verdienste unseres Assessors, verschönt. Er war, wie schon er- wähnt, blond, sehr blond, und sehr beliebt. Durch sein elegantes Aeußeres und seine vol lendeten Umganasformen nahm er alle Welt für sich ein. Die weibliche Bewohnerschaft von L. äußerte sich womöglich noch be geisterter über ihn und seine Vorzüge, als es die männliche tat. Alle jungen Mädchen waren von ihm entzückt. Za. ein kleines Backsischchen hatte sogar einmal im ver trautesten Kreise die gewagte Acußerung ge- tan, daß ihm seine Glatze himmlisch stehe. Wie manches Mägdelein seufzte jetzt schmerz lich. wenn es beim Durchblättern seines Tagebuches die Bemerkung fand: „Heute mit Assessor D. getanzt." Ach, er war ia nicht mehr zu haben. Verlobt war er mit Bürger- meislers Else, verloren dadurch für alle anderen, die bisher auf ihn reflektiert. 'Das Urteil der Mütter von D über den Assessor war ebenfalls ein hervorragend günstiges ge- wesen. Sie priesen ihn im Chorus als das Muster eines jungen Mannes. Doch ihre Meinung hatte sich schnell geändert seit seiner Verlobung mit dem hübschen, vermögenden Elschen. Mitleidig zuckten die würdigen 'Damen die Achseln: mochte die Else mit ihm glücklich werden, für ihre Töchter wäre er doch kein passender Mann gewesen! Ein goldiger Morgen brach an. Die Glocken läuten. Das ganze Städtchen duftet nach Blumen und Kuchen. Bürgermeisters Else hat beute Hochzeit mit Assessor D. Um 1 Uhr soll die Trauung stattfindcn, und schon lange vor der Zeit pat sich ein Hause Neugieriger vor der Kirchtür versammelt. Jetzt kommen die Gäste. „Haben Sie eben die Mattblaue gesehen. Frau Gevatterin? Ja, das nennt man Geschmack. Die kommt aber auch aus der Residenz." „Mir gefielen die zwei rosa Brautjungfern am besten. So frisch und duftig sahen sie aus, wie zwei Roscnknospen." So geht die Rede unter den Zuschauerinnen hin und wieder. Jetzt erscheint das Braut paar. Welch ein schöner Anblick! Das braunlockige Elschen mit der elfenglcichen Figur und er, der Bräutigam, hoch und statt lich neben ihr einhcrschrelteiid. Bei der all gemeinen Bewunderung hat niemand acht ge habt auf eine schlanke, dunkel gekleidete Lraucngestalt, welche in der Nähe der Kirch tür an der Mauer lehnte. Sie war »n- sammengezuckt, als da» Brautpaar den Wagen verließ. Jetzt eilte sie schnellen Schrittes auf der abschüssigen Straße dahin. Der Schivarm der Gaffer hat sich zerteilt. Mancher geht seiner Arbeit nach. Doch viele Frauen und Kinder setzen sich nun in Be- wegung, um auch zur reckten Zeit am Hotel Bristol zu sein, in dessen Räumen da» Hoch- zcitsmahl gehalten werden soll. Man muß doch die Toiletten der Damen noch einmal genau mustern, denn solch« Pracht sicht man m L. gewiß sobald nicht wieder. Wagen auf Wagen rollt vor das Portal deS ele ganten Hotels. tSckilud wlM Waldeinsamkeit. Waldesodcm, Waldcswehen! Grüßest hold den müden, matten Wanderer mit kühlem Schatte»! — Wenn in Purpur glich» die Höhen Von der Sonne letzte!» Strahl, Steigt er nieder in dein Tal! Weißt so freundlich aufzuwarten, Lieber Wald, mit reichen Gaben Deinen müden Gast zu laben; Richt'st von Früchten aller Arten, G'rad' als ob dein Kind er wär', Ihm ein „Tischlcin deck' dich" her! Kamst auch lustig unterhalten. Weißt gar vieles ibm zu sagen, Daß verstummen alle Klagen, Streichst ihm von der Stirn die Falten! Niemand sühlt sich, grüner Hain. Bei dir traurig und allein! — Heil'ges Rauschen in den Bäumen, Die dem letzten Sonnengrube Leih'n der Blüten Mund zum Kusse. Wiegt den Gast in KindhcitSträumen, Atmend in dem Paradies, Draus die Welt ihn einst verstieß. Wenn's aus sangcSfroher Kehle Schmettert und den muntern Liedern Vöglein ihren Gruß erwidern: Rührt's die Sailen seiner Seele. Deren schwellender 'Akkord Klang zum ersten Liebcswort. — Jenes Bächleins Silberwellen. Die im Spiele vhn' Verweilen Hüpfend, tänzelnd, weitereilen, Mahnen ihn an Freudcnqnclleu. Tie mit ihrem Perlcntau Netzten manche Blumenau'. — Seines Lebens schönste Tage Liegen vor ihm, — wen» Dryaden Spinnen manchen Silbcrfaden Zum Gewände der Frau Sage. Dessen goidner Purpursaum Ihn umrauscht in sel'gcm Traum. Curt Lehne. Mo 1SV Dienstast, den Itt. Juni. IttOL Jungfrau Königin. Roman von Franz Rosen. t'gorllesung.) 'Nachdruck oarbotr» ! Als Rainer^ gegangen war, fragte Mutter Marthc: „Was hattest Tu heut mit Deinem Schwager zu rede», aus der Bank?" Barbara zog die Stirn ui dem blassen Gesicht in Falten. „Nichts," sagte sie kurz. „'Nichts? Mich dünst, cs war sehr viel!" Barbara seufzte unwillig. „Du siehst doch, daß ich nicht davon sprceyc» möchte. Mutter So laß mir doch meine Ruh'!" Die Alle schüttelte den Kops svrgcnvvll. „Ich verpest Dich nicht mehr, Kind. Aber ich will Dich nicht drängen. Wirst schon noch von selber kommen " Rainer Amberger verstand sie auch nicht, noch nicht; einmal würde er sie dennoch kenncn lernen. Sie war ihm gut, er mußt' cs; er fühlte es an allein, was sie beut geiant und getan. 'Nur, warum sie's nicht zugehen wollte, warum sie ihn fernzuhalten sich mühte, das wußt' er nicht. 'Aber einmal würde er auch das wissen. Er konnte warten, er mutz! - warten. Sie hatte ihn nicht überzeugt und nicht entmutigt. Es gab ;a nichts, was p. trennen konnte, wenn einmal ihr Herz sich ihm ganz ergeben haben würde. Ein Vierteljahr ging hin; langsam, sehr langsam. Die Arbeit mehrte fick. die Fremde» füllten das Tal. Die abgebrannten Hvse standen neu ausgebant. und w-- Lechnerin rüstete die Wiege für das vierte K>nd. Margret Utidörscr schwand »linier mehr zu einem Schatten; die Sehnsucht zehrte sic auf. Sic war tvicder einmal ui Jntcrlalen gewesen — das gab ihrer Secie karge Wegzeyrung für eine kurze Zeit. Ter Umgang m» der Ambergerin war nicht mehr anznbahnen gewesen. Warum nicht, darüber grübelte st umsonst. Einmal war der Rainer bei ihr gewesen, Las hatte ihr gin getan. Sie bat! über Barbara geklagt zu ihni, und er hatte die Schwägerin eusichuldigi mit tausend Vom wänden; einen gewissen Grund ihres Verhaltens aber hatte auch er nicht angebcu können Sie hätte ihn fragen mögen: warum machst Du nicht ein Ende und heiratest die Am bcrgerin — alle warten daraus. Aber sie wagte eS mcht, ihm gegenüber; sie hatte ihm cum zu nah gestanden, um solche Vertraulichkeit sich anzumaßen. Rainer erzählte seiner Schwägerin, daß er bei Margret gewesen. Sie wurde rot und sagte nichts dazu. Daß zwischen ihnen von ikr die Rede gewesen, verschwieg e> denn sie hatte ihm nie gesagt, daß sie den Verkehr abgebrochen habe. Sie standen jetzt ganz gut miteinander. Er war frohgemut und schien es gar mcht zu sehen, wie bim. und trübäugig sie blieb. Und sie quälte eine heitere Unbefangenheit zurecht, die dom nur ein dünner Schleier war um ihr schwaches Herz. Sie zeigte auch wieder Vertrau n zu ihm, fragte ihn um Rat und tat blind, was er ihr sagte. Ja, ja, mit der Zeit wurde sie cs schon lernen. Wenn er nur nichts von ihr begehrte. Und das schien ia nicht so. 'Nack großer Hitze kam ein gewitterschwüler Tag. Vom Bvrmittage an schoben sich große Wolecn am Himmel und zwischen den Bergen, die sich mehr und mehr verdichtete!!. An drei Stellen braute sich das Unwetter zusammen; hinter der großen Scheideck stand cs blanschwarz wie das nächtliche Firmament; die Sonnenstrahlen trafen grell dagegen; über das Finstcraarhoru und die Biejcherbcrge wälzte cs sich hernieder, über das obe>e Eismeer bis ties in die steile Fclsenschlucht des Grindelwaldgletschers. Und hinter dem Elger guoll es hervor, von den Smneeietdern des Mönch und der Jungfrau, die sein gigantischer Leib verdeckte. Gnade Gott denen, die gestern abend ausgezogen sind aus die Berge, sagten die Grindelwalder, dabei ebenso aufrichtig der Fremden wie der «.ur- heumschen Führer gedenkend. Nachmittags brach cs los; ein heulender Sturm fuhr von drei Seiten hernieder, fuhr krachend und splitternd die waldigen Hänge herunter und traf sich über dem Tal zu einem wilden Gcwirbel. Losgcrisfene Blätter, Heu- und Strohhalme, Papiersctzcn und Dachsplisse tanzten in der brausenden Luft. Hachaus wirbelte der Staub. Knallend flogen die Türen zu, die Holzlädcn klapperten und die Häuser erbebten in ihren Grund- vesteu. Die Blitze fuhren aus der Höhe in die Tiefe und de" Donner rollte und knattcrlc, lang hindröhner.d an den Bergen, bis er sich auflöste in wildes Murren; die Fenster scheiben klirrten. Die Geister des Himmels hielten Zwiesprach in den feurigen Lüsten Der Regen rauschte. Drei iz-tröme ergossen sich über Las Tal. von den Thronen .er Der Ulmba» Einer 8»iutHvI»vi» Ov8vI»Lkt8- Lvlr»lit»tvi» tzlviuxt mied, um moxfiestst selnivlt rüulnsu, aut »UI' ILRLI.'LV Lvit in allen ^litoilunxeu einen ^usvsrlrauk rn verunstalten. Aonte ln»! kolzeväe Vas«! krsiLö nuä übsrtrsLn ullss vL§swsMs. Llustor-LolIoLtlouou köuuon wlllirond dlosor Lolt ulolit sesodou worden. »Vlllie-Iiu 4. KroZLS IQreLxrsss 1.