Volltext Seite (XML)
Itr. 40S Seile 4 , — »Dresdner Ilochrtchlea" — Das ewige Wunder. Bon Guido Kreutzer. kV«. Fortt»zun,.> Danach wanderte er tm Zimmer umher, hielt die Hände auf dem Rücken Ubereinandergeschlagen und blieb schließlich nachdenklich vor einem Bilde stehen, -ad über dem grünhezoge- neu Wandsofa hing und unter Glas und Rahmen in kchlech. tem Druck die Erschießung der Schtllschen Offiziere darstellte. «Guck mal die Fliege^ . . . sagte er geruhsam . . . „die dem letzten aufrecht stehenden Hungen mitten auf der Nasenspitze sitzt! Ein Svmbvll Denn oft ist es so im Leben, daß Tragik Ed Lächerlichkeit unmittelbar nebeneinander wohnen. Auch in dem Halle, um den es sich beute für uns handelt. Das nämlich kann ich dir schon jetzt. . . —" Der Eintritt des Dieners, der die befohlenen Akten brachte, ließ ihn akbrechen. Kaum, daß sie beide wieder allein waren, machte er sich sofort darüber her,- durchflog Bericht nach Bericht,- erkundigte sich zwischendurch mal: „Doktor James Trawonn, sagtest du, nicht wahr?",- prüfte Akteinaszikel um Aktenfaszikel — und fand endlich auch, was er suchte. Offensichtlich handelte es sich um einen langen Rapport. Er las ihn eingehend, räusperte sich vergnüglich, legte ihn dann ansgeschlagen vor sich hin, versenkte mit niederträchtigem Lächeln die Hände in die Rocktaschen und erklärte: .^Jetzt haben wir ihn! Und nun will ich dir auch die Antwort geben, auf die du wartest. — Die Herren nämlich ans unseren auswärtigen diplomatischen Vertretungen sind seit dem Kriege doch s e h r Helle geworden Gebrannte Kinder scheuen eben das Heuer. Schließlich war auch die Taprigkeit, mit der wir ahnungslos in diese Weltkatastrophe hinein schlidderten, eine direkt pathologische Borniertheit gewesen. Seitdem Halten s unsere Leutchen da draußen auf ihren diplo matischen Horchposten weniger mit der feudalen, als mit der praktischen Seite ihrer Aufgabe. Sind nicht mehr die betu lichen Nachtwächter, die sich den Schlas erst dann ans den Augen reiben, wenn sie mit einmal ihre Passe in die Hand ge drückt bekommen und heimwärts abgeschoben werden. Sehen sogar ihren höchsten Ehrgeiz nicht mehr darin, englische Klub- sittcn und die berüchtigte „.-wioniiici isointion" dilettantisch zu kopieren. Sondern vertreten heute deutsche Belange mit deutscher Gründlichkeit und deutschem Ernst. Es weht ein frischer Zug,- und wir kommen allmählich vorwärts. Weil man nicht mehr Kabinetts-, sondern ReichSpolitik treibt, und weil in jeder Beziehung sachlich gearbeitet rvird. Es macht wieder Spaß, mit dabei zu sein. Uird mir persönlich bereitet's am meisten Freude, die turnusmäßigen Situationsberichte unserer Auslandsvertretungen zu lesen. Mit am tüchtigsten sind unsere Herren in Paris, die ja schließlich auch die meiste Ver anlassung haben, ihr,e hvchherrschaftlichen Ohren anfzuknöpfcn. Da an der Seine fnnkiioniert das Räderwerk wirklich famos. Noch mal kann inan uns nicht mit einem kait aaoompii über raschen. Wir sind immer im Bilde — gleichgültig, ob cS sich um Staatsaktionen oder um Belanglosigkeiten handelt. „Wie zum Beispiel um den Herrn Trawonn. Als du nämlich vorhin seinen Namen nanntest, war mir der sofort geläufig, wenn ich auch im Moment Nicht wußte, wo ich ihn unterbringen sollte. Doch dann fiel'S mir ein. Und hier haben ivir'S schwarz auf weise. Derartige Berichte sind natür lich geheim. Deshalb darf ich dir auch diesen nicht zur Ein sichtnahme geben, aber immerhin zusammenfasscnd wieder holen, was unsere Pariser Botschaft unter dem achtundzwan- -igsten Juni meldete." Der Ministerialdirektor warf noch einen letzten orien tierenden Blick in das Aktenstück, ehe er fortfuhr: „Der Bericht besagt folgendes: Seit dem Herbst vorigen Jahres hielt sich in P.rris ein deutscher Staatsangehöriger Doktor James Trawonn auf. der überwiegend in SpielklubS und nicht ganz einwandfreien gesellschaftlichen Kreisen oer» kehrte. Stet» befand «, sich in Begleitung einer Französin namens Sylvaine Brsnard, wohnhaft Rue Nslaton, die sich als Tänzerin bezetchnete. Jedoch schien sie ebensowenta einen geregelte» Beruf zu haben wie ihr Freund. Anfang Mal verschwand der pp. Trawonn, um sich nach Berlin »u wenden, kehrte letzte Woche zu zweitägigem Aufenthalt nach Paris zurück und hatte hier Besprechungen mit Snlvatne Brsnard und dem Deputierten Pierre Jacguault, der in der Kammer daS Departement Artsge vertritt. Inhalt und Zweck dieser Kon- ferenzen ließen sich bisher nicht eruieren. Während der Ab- Wesenheit des Doktor Trawonn fanden zwischen der Brsnard und dem Abgeordneten Jacguault regelmäßige Begegnungen statt. Kürzlich veröffentlichten die Pariser Tageszeitungen die Meldung ihrer Verlobung und bevorstehenden Vermäh lung. Der Deputierte ist extremer Chauvinist und Ronallst und steht -er „Motion kran(.-a>8v" und den Triariern um Lson Daudet nahe, lieber den Doktor Trawonn liegen nur lücken hafte Nachrichten vor. Bisher ließ sich seststellen. daß er einige Vorstrafen erlitten hat: Sieben Monate Sing-Sing in Neuyork wegen Scheckfälschung, kürzere Gefängnisstrafen in Kopcn- Hagen wegen Falschspiels, in Bukarest wegen Zechprellerei, in Rom wegen Betruges, in Belgien wegen eines tm V-Zug Brüssel-Antwerpen begangenen EsfektendiebstahlS. Sein Dvktvrtitel dagegen wie seine Herkunft aus Kreisen der deut schen Industrie sind authentisch. Nach Ueberzcugnng der Pariser deutschen Botschaft steht er in dringendem Verdacht schwerer politischer Hochstapelei. Der Bericht schließt mit dem Anheimstellen, das Vorleben und die gegenwärtige Berliner Tätigkeit des Doktor James Trawonn scharf zu überprüfen." Der dicke Baron klappte das Aktensaszikel zu, schob seinen Schreibsessel zu dem Fürsten herum und brannte sich seine Zigarre wieder an, die zrmschendurch ausgegangen war. „Soweit Paris. Du siehst: wir sind auf der Höhe,- denn der Bericht ist neuesten Datums. Daher meine sofortige Ver trautheit mit dem Namen Trawonn. Bestimmt hat das AuS- wärtige Amt die Recherchen schon an die Abteilung 1^ des Polizeipräsidiums weitergegeben. Also auch ohne dein dankenS- wertes persönliches Eingreifen märe die Angelegenheit so oder so in Fluß gekommen. Nun liegt natürlich doppelt Beranlas- sung vor. Denn unabhängig von Paris treten jetzt zwei weitere Momente hinzu: schwere Erpressung und Fälschung amtlicher Schriftstücke." „Fälschungl" ... in förmlich freudig erleichtertem Auf- atmen stieß der alte Magnat dies eine Wort heraus . . . „Also die Dokumente, die er seiner Kusine vvrlegte, hältst auch du für gefälscht?!" „Für waS denn sonst?" „Alle? Ausnahmslos alle?" „Na, selbstverständlich! Ganz egal, ob eö zwei oder zwanzig waren." „Aber die Handschrift und der NamenSzug des LegationS- rats von Reeg? Seine Braut schwört doch Stein und Bein auf deren unbedingte Echtheit?!" Worauf der Ministerialdirektor von Rienttz bedauernd den blitzblanken Schädel wiegte, aus dem bei etwas ruhigerer Ver gangenheit jetzt eigentlich ein dichter grauer Lockenwald hätte sprießen muffen. „Hochfürstliche Durchlaucht geruhen, momentan etwas weltfremd und begriffsstutzig zu sein. Hör'zu: Das müßte ein armseliger Stümper von Hochstapler sein, der nicht mal die elementarste Voraussetzung seines Gewerbes — Handschriften» sälschung — spielend beherrschte. Und dein Fräulein LarS müßte eine total abnorme weibliche Mentalität besitzen, wenn sie aus diesen Bluff nicht bildschön hereingefallen wäre. Sicher lich weisen Handschrift und Namenszug ans den erste« Blick große Aehnlichkeiten auf. Das war ja auch erforderlich, wenn Montag. Z0. August 1926 das ganze rrpreffungSmanöver überhaupt einen Sin» haben sollt«. Aber darüber hinaus — lieber Edward Egon, fei du mal eine liebend« Braut und vor Angst und Sorg« um deinen Verlobten halb irrsinnig! Da möchte ich wohl sehe», ob du imstande wärst, dich solcher Suggestion zu entziehe», «ine Hand, schrift kaltblütig bi» aus ihr« letzten charakteristischen Merk, male zu prüfen und dir über die Wahrscheinlichkeit oder Absurdität schicksalschwerer politischer Vorgänge «in Urteil zu bilden! Frauen und Politik sind ja überhaupt «in absonder. licheS Gespann und ein Kapitel sür sich. Schon au» dem einfachen Grunde, weil di« Frau nach Impuls und Gesühl handelt, während Politik die Auswirkung kühler letdenschaftS. loser staatsmännischer Logik bedeutet oder wenigsten» bedeuten sollte. Also in der Beziehung hatte der Trawonn «S kindcr. leicht. Wenngleich natürlich selbst da Voraussetzung ist, daß er sein Metier bis ins Letzte beherrscht. Und vermutlich arbeitete er noch viel geschickter und raffinierter, al» sich im Augenblick schon übersehen läßt. Denn da wären ja noch seine Verbindungen mit dieser Dylvaine Brsnard und dem chauvini. sttfchen Monsieur Jacguault zu klären. Soweit ich den Zu. sammenhang im Moment überseh«, leistet er sich «inen Bluss nach zwei Setten hin. Nun — man wird da» seststellen und dann ohne Zögern zugreifen Denn keine Narrheit Ist so aus- gefallen und lächerlich, daß sie nicht zumindest einen dtploma. tischen Notenwechsel nach sich zöge. Jedenfalls mit Frankreich. Und in der Beziehung sind wir ohnedies jederzeit reichlich versehen." „Und wa» ist mit dem Reeg?" „Einzelne unserer Herren, die ihm noch ans seiner Dienst, zeit nähcrstehen, schrieben ihm natürlich, als die Nachricht seiner Verwundung durch die Presse ging. Der Regierung«. rat von Gaal war dieser Tage auch in der Küstrtner Gegend und fuhr auf einen Sprung mit nach Adlig-Zarchlin heran. Er brachte günstige Nachrichten: Der Kranke war gerade zum ersten Male aufgestanden, ging zwar noch mühsam an zwei Stöcken, doch allmählich wird es wieder werden." „Gewiß" . . . versetzte der Fürst ein klein wenig un. geduldig . . . „ist sicherlich famos, daß er über 'n Berg kommt. Keiner freut sich darüber aufrichtiger als ich. Aber im Moment meine ich natürlich: was tun wir bei dieser mysteriösen Doku- mcntenasfäre nun wirklich mit dem Reeg? Er ist doch nun mal sozusagen die Hauptperson: und gegen ihn, gerade gegen ihn werden ja die schwersten Anklagen erhoben: Hochverrat un heimliche Konspirationen mit Rußland, die bas Reich aber» mals an den Abgrund des Krieges reißen könnten! Und da er der Angelpunkt ist, um den sich die ganze wilde Geschichte dreht — so kann man ihn unmöglich ausschalten und nun einfach so tun. als hätte er mit dem Kram überhaupt nie waö zu schaffen gehabt." Der Baron zog die Brauen hoch. „Ah so — nach deiner Ueberzeugung ist also dieser Doktor Trawonn überhaupt kein Hochstapler, sondern seine Doku, mente stammen tatsächlich aus der Feder des LegationSratS von Reeg?" „Ach — denke nicht dran!" lehnte der hohe Herr ent- rüstet ab. Worauf sein Gegenüber impertinent lächelte. lvorttr«ung tolgl.» inolsum QIsttbst'sun, »»ol, grün» gr'su — Druckbare InLairL ^Lsck-Qinoleurn in allen Qrüöen der. kreiten Li» Wllkk kokt« IM-llml«! 2. >VakI mü illeinen keklern nur 4^, 5^, 5"^, 6^, 7"^ p.L^m L. jjnrelMrültmrulit 15. Waso/rekuo/re so 'yun/ktckken' Llrirrwer/cau, tri U»r /-abrtlc ö ^>//rier»/r ö rlr»,ri caU»n> >d»numm> F»r». u»d Aadlian»por>» zu ,llnN>,»n n,l»m,l»r. und F»Npr,ll»n w. Srunewein, P,l,rslr. rr. r,l. r7l»r. Soppollireus - NopfeaNrner» r«t»I«t»en S»il z» Fahr. bnoSbrt d»i N»p>Ichm»rr, A»ro»»Ichm»r». MaI1igk»it, Rdeum«. SrkIMuno. l.— ^» u >.?»-« in d»n Apolk»k»n, deSlmml: Ailnadl: AIodr»napold«I>», Dir» Platz. 0olapoih»k», an s»orl>»nlor: A«»ftadi: öron,navoltz»k». avladelkapol »k«, v»i»zio»r Eiratz» A»rft»U»r: Nr»e»-ep««Ne»a Seuo*r»oorV 1»e«Ne«n). ruü- solrwvrrvL SIvllLLxs okne klnlEgen Mt! tllMSgEN infolge Senk-, Knirk- unci Klattluü beseitigen meine von fall ru fall gewissenhakt sngekertigten Einlagen l-iekerung such kür Krsnkenksssenmitgliecker vanckagist io eiokacder, sowie suct» io reichster ^uslükrun^ irautt mao »eil Uk»«»» SUrrk^lg »m vortellksktesteo bei Zuliu5 konnsbsrgsr Vre5äen-A-, 8ckeNektr. 6 :: kern8pr. 20756 Orüöt« Auswahl. — — dlieckrixsts Kreis«. ?elrllsu8 VVünscker empfiehlt seine iangjSKAkv Lperiaiitöt ru Vorkriek8prei86n von UI«, so rk. ^rsuenslrsks 11, nsks Dßvumsrkl Skunks Oexrünciet 1865 Beltsedern-Damps-Reinigung üdernimml un>«r Saran»« illr auderst« und 10,n»llfl» vi«!,rung F»rnlor«ch«r Dampf-Wafch-Anflalt Max Schütz r «ch>tirNr»t>, S» gr r,i, Abholung Kaufe aller Art Umls» i. «clMüi MiMW jeäer luäuslrlv. S.»»-»»«. krüdelstr. 4«. Tel. 2678S Unlerrlekl Qegr. IS»K vreecken-/^. Mngetroks Oame erteilt lactixemtiken Unterricht iir ebenen tieltarl in Welk- unü Klelävrnükvn ^emncAl^^kanä^emtxL^imucklan«!»^ äntzttivkei, von »trNinpfen m>i nur d»lten Sern«» Paul «ittsr S«rt»»r,« »nnenelreo« »S Spezialgefchüst siit KM mit Le-emm« sb. zeo ^ » Vo Sporera. 4. Eta Werkk. . Vlasenlstrl. Xurll. Iv0lI6d.»?,V lSoduobt.ZU.ea oiikrutir Varna« I k. krslslsdvo ^poslplalr^ >ad«, »ut «In», I au, Pr>v«d«fld kauft ckuseallsp Lrnsl Slolls «kmellenelreNe »» D«ranln>.i.».r»dak»on«l>»n TrU: Dr. «. g«In«tch»r. Dr„»«n; >ür di» An»»>o»ii) M. SrlmdSrarr, Dresden. — Falls da» <rrla>»in»n der Jeiluna inloloe vbderer viewall Belriedeslllrunj,. Slreik. Anssverruiw oder au« einem l onsligen »runde unmdgli» wird, dal der Bezieder Neinrn Anspruch ,u> Itochlrelerun, od. AUch. zokluno de» Bezugspreil»». Sin» Ärwlldr lllr da» tkr. lch»in»n d»r An»ig»n an d»n oorv»ichr,»t,»n»n Laa«n Ivwi« aul d»Ilimml»n S,ll»n wird nledl a»l»lft,i.