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Voiglliindißher Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. ZmemiMMliziMr Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstag-, Donnerstag- und Sonnabends. Jährlicher Abonnemeut-Prei-, welcher pn»-ma»r»o«1o zu entrichte» ist, auch bei Beziehung durch die Post, l Lhlr. 10 Ngr. — Annoncen, die di« Vormittag« 11 Uhr eingehen, werden in die Tag- darauf erscheinende Nummer ausgenommen später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Lorpu«-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr.— Für die auswärtigen König!. Gerichtsämter und Stadträthe, für welche der Voigtländischc Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Mrgermeister Leh mann, in Elsterberg bei Herrn E. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Thauffeegelder-Einnehmer Holzmüller. Dienstag. 103« 3. September 1861. Zum letzten Male: Plauen-Gger! Es hilft nichts, wir muffen diesen Gegenstand noch einmal besprechen, aus Anlaß der Erklärungen, die der geehrte Herr Abg. Seiler in dir. IVI zu un serem Leitartikel in Ätr. 98 gegeben hat. Aber wir versprechen unseren Lesern, es soll der letzte Eisenbahnartikel sein, und sie sollen nicht mehr damit be lästigt werden. Mit Bedauern vermissen wir bei unserem geehrten Herrn Gegner dieses Mal die sonstige Klarheit und Deutlichkeit der Darstellung und logische Schärfe sowohl bezüglich des streitigen Gegenstandes, als auch der gegen uns geführten Streiche. Es mag dieß dem unebenen, unsicheren Terrain zur Last fallen, auf dem und für das er kämpft; denn auf 1:60 steigendem und fallenden Terrain für verlorene Höhen und eine polnische Michel-Bahn mag es sich schwer fechten. Jndeß wollen wir unsere günstigere Stellung nur zur nöthigen Abwehr be nutzen. — Mit den vier aufgestellten, die Rentabilitätsberechnung und Nützlichkeit des Baues einer Staatseisenbahn bedingenden Factoren sind wir im Allgemeinen einverstanden, obwohl 3 und 4 theilweise sehr dehnbare Begriffe sind. Ob aber das von unserer Regierung den Kammern unterm 24. Juni vorgelegte Dekret, das Projekt einer Bahn Plauen-Eger betreff., die Eile und Unreife der Vorarbeiten und Erörterungen sogleich erkennen ließ, möchten wir denn doch schon an sich stark bezweifeln. Wir glauben im Gegentheil, daß ein Projekt, welches die Staatskasse mit 6—7 Mill. Thalern in Anspruch nehmen wollte, von unserer Regierung recht reiflich und gründlich überlegt und vor bereitet war. Auch sind die 4 für die Eile und Unreife der Regierungsvor lage angeführten Gründe erst recht nicht im Stande, diesen Glauben zu er schüttern, eher befestigen sie ihn. Was den ersten betrifft, so konnten die Verhandlungen mit Ler bair. Ostbahngesellschaft noch nicht abgeschlossen sein, weil diese letztere erst vorher mit den bair. Kammern ins Reine kommen mußte; daher konnte unsere Regierung an unsere Stände auch nur ein hypothetisches Ermächtigungs-Verlangen nur für den Fall stellen, daß bis zum 3l. Dez. l. I. der Bau Schwandorf-Eger bair. Seits sicher gestellt werde, wie es das königl. Dekret deutlich und ausdrücklich besagt. Wie nun die Dep. aus einer be dingungsweise gestellten Ermächtigungs-Forderung Eile und Unreife herleiten wollte, erscheint um so unbegreiflicher, als eine vertragsmäßige Sicherstellung des Bahnprojekts zur Zeit der Vorlage rein unmöglich war. Die gehegte Hoffnung der Dep., daß die bair. Ostbahngesellschaft, weil diese schon von Wies bis Eger — drei Viertelstündchen — zu bauen sich Vorbehalten habe, auch noch von Eger bis Grün — mehr als acht Stunden — weiter bauen werde, mußte die Dep. schon deshalb als höchst unsicher erkennen, als nicht die bair. Ostbahnges., sondern die sächs. Negierung von der österreichischen zum Bau dieser letzteren Strecke concessionirt, die Uebertragung dieser Cvucesston auf die bair. Ostbahnges. und die Geneigtheit der letzteren, bis Grün zu bauen, zwei felhaft war; nicht zu gedenken, daß eS nicht minder höchst fraglich erschien, ob die bair. Ostbahnges., deren Geneigtheit angenommen, mit ihren 15 Millionen Gulden ausreichen werde, außer dem Baue der Linien Schwandorf-Erberndors- Baireuth und Schwandorf-Eger, auch noch Eger-Grün ausführen zu können, da diese vier Meilen, die Meile zu Mill. Thaler gerechnet, 2 Mill. Thaler — 3'/i Mill. Gulden zu bauen kosten werden. Diese Dep. - Hoffnung war also weit luftiger, al- unsere Befürchtung, eS werde unter solchen Umstävd« gar keine Verbindung unserer westl. Staat-bahnen mit den bair. Ostbahnen zu Stande kommen. Eher hackte die Dep. mit uns eine Fortsetzung Eger-Hof zu fürchten. Denn baut Sachsen die Linie Plauen-Eger nicht, so baut die bair. Ostbahnges. entweder gar nicht nach Eger, und dann ist die sächs. Verbindung als aufgegeben oder doch in weite Ferne gerückt anzusehen; oder sie baut bis Eger, und dann kann bei dem dringenden Bedürfnisse des Ascher Distrikts, der feurigen Bewerbung der Stadt Hof und der bair. Seit- bereits erfolgten Ge nehmigung einer von Privaten zu erbauenden Bahn Hof-Eger der Bau und die Fortsetzung der Linie Erberndorf-Eger bis Hof nicht ausbleiben. Diese erste Fortsetzung ist allerdings sächs. Seits nicht zu fürchten, sobald Sachsen bis Eger baut; denn der Umweg von Eger nach Leipzig, Magdeburg rc. über Hof ist enorm, Plauen-Eger näher, gerader, und der Verkehr sucht allerdings die geradesten Linien; baut aber Sachsen nicht, oder später, als Baiern Hof-Eger und Eger-Erberndorf, dann liegen Hof und Gera gar nicht so weit auseinander und die Terrainschwierigkeiten zwischen diesen beiden Plätzen sind landkundig gar nicht so unüberwindlich, als daß sie nicht in Bälde verbunden werden könnten. Dann ist Sachsen umgangen; denn dann geht die kürzeste Linie zwischen Hamburg und Magdeburg einer- und dem von uns angestrebten deutschen Süden andererseits über Weißenfels, Gera, Hof, Eger, Schwandorf, wie der Dep. ein Blick auf die Landkarte gezeigt haben würde. Diese zweite Fortsetzung fürchten wir, und darum ist uns jeder Verzug sächs. Seits gefährlich; denn wenn einmal Plauen-Eger gebaut sein würde, dann wäre das Bedürfniß des Ascher Distrikts befriedigt, eine Concurrenz von Plauen über Hof nach Eger des Ungeheuern Umweges halber nicht zu befürchten, ja es würde ein späterer Bau Hof-Eger oder Asch und Hof-Gera äußerst zweifelhaft, wo nicht unmöglich, da man sich wohl hüten würde, von Asch über Hof und sogar nach Gera zu Eger-Asch- Plauen eine Parallelbahn zu bauen, deren Rentabilität dann unsicher ausfallen müßte. Uns scheint denn doch, als ob dieß Alles sehr überlegenswerth gewesen wäre. Der zweite angeführte Grund, daß nämlich noch nicht vollständig klar ermittelt gewesen, wie und wo der Bahnhof in Plauen anzulegen sei, klappt eben so wenig, da die Anlage der Bahnhöfe ebenso, wie die möglichst günstigste Gewinnung des Elsterthales, der Schutz der Kunstbauten vor Hochfluthen rc. nicht unsere, nicht des Volkes, sondern doch offenbar Sache der Techniker und der Regierung ist und mit Erlaubniß zu reden, die Dep. eben auch nichts angeht, weil sie auch nichts davon versteht. Der dritte Grund wiegt nicht minder leicht. Zwei Linien waren vermeßen. Plauen-Eger erfand sich nach den hier allein und ausschließlich competenren Messungen und Anschlägen der Ingenieure — unseres Wissens ist in beiden Kammern kein einziger In genieur — als die billigere, kürzere, weil natürliche Linie; eine noch billigere, kürzere, weil natürlichere konnten sie nicht ausfindig machen, weil sie bei aller Achtung vor ihrer Wissenschaft und Kunst nicht Berge zu versetzen vermochten; finden sie aber dennoch in Folge des Dep.-Antrages eine kürzere, deren Schwie rigkeiten die fortgeschrittene Technik mit schweren Geldopfern zu überwinde» vermag, so müssen von den Rentabilitäts- und Bau-Bedingungs-Factoren die drei letzteren wegfallen, besonders der für die Dep. so unendlich wichtige und so stark betonte Auerbacher rc. Localverkehr; denn da- liegt klar zu Tage, daß eine Linie für die ostvoigtländischen Städtchen, die StaatSwaldungen rc. um so wertloser werden muß, je weiter sie sich voo diesen so hoch angeschlagenen Rentabilität--Kactoren entfernt.