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VoigllimWer Alytigtr. Amtsblatt für da- Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen GerichtSämter »nd Stadtriith« zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. 8ech8UlMMnzWer Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Diese- Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstag«, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnementspreis, welcher präonM«ranäo zu entrichte» ist, auch bei Beziehung durch die Post 1 Tblr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Bormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Tag« darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später ein gehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene LorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen Königl. Gerichtsämter und Stadträthe, für welche der Voigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Karl August Kretschmer, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn L. A. Hüttel »«-a., in Mühltroff bei Herrn Thaufseegelder-Einnehmer Holzmüller. Sonnabend. *^2 20^» 30. December 1865. Zeitungen. Hachsen. Die „Dr. N." erfahren, daß Se. Maj. der König in nächster Zeit der Universität Leipzig die Ehre eines mehrtägigen Besuchs zugevacht hat. Der zwischen Baiern, Hannover, Sachsen und Würtemberg am 7. Febr. zu Köln abgeschloffenen Bereinbarung wegen der Paß- uns Fremden-Polizei sind auch Oldenburg, Baden und Bremen beigetreten, wonach die Reisenden innerhalb der Vereinsstaaten beim Eintritt in dieselben wie beim Austritt von der Pflicht zur Führung eines Reisepaffes befreit sein, auf amtliches Erfordern jedoch sich legitimiren sollen. Der neue Postvertrag zwischen Prenßen und Rußland wird am 13. Jan. nächsten Jahres (v. i. 1. Jan. alten Styls) in Kraft treten. Es kostet dann ein frankirter einfacher Brief aus Sachsen nach jedem Orte des großen russischen Reiches nur 4 Ngr., ein unfrankirter dagegen 6 Ngr. Die Versendung von Zeitungen und Drucksachen, die bisher nach Rußland nicht geschickt werden konn ten, ist gestattet, für jedes Kreuzband bis 2^ Loth wird Ngr. entrichtet. Unfrankirte Kreuzbänder werden gar nicht befördert. Das Sächsische Wochenblatt vom 20. December berichtet: „Im vorigen Monat ist m einem Dorfe bei Markranstädt der Fall vorgekommen, daß eine Anzahl Kühe nach einer zur Vertilgung des Ungeziefers angewendeten Abwaschung mit Tabaksbeize erkrankt, auch drei davon umgestanden sind. Durch die infolge dessen vorgenommene bezirksärztliche Section hat sich ergeben, daß der Tod als Folge einer durch die Abwaschung mit der Tabaksbeize herbeigesührten Nikotin vergiftung eingetreten ist." Werdau, 24. Decbr. Um den Herren Aerzten aus Dresden dem vr. Rietschel, l)r. Brauer und vr. Kleinpaul, die in der verflossenen schweren Zeit der hiesigen Stadt mit ärztlicher Hilfe beistanden, die verdiente Achtung und Dankbarkeit zu bezeigen, haben der hiesige Stadtrath und die Stadtverordneten mit Stimmeneinhelligkeit beschlossen, denselben das Ehrenbürgerrecht der Stadt Werdau zu ertheilen. Am heutigen Tage ist an jeden der genannten Herren die darüber ausgefertigte Urkunde mit einem Ehrenpokal abgegangen. — Am heutigen Abende fand auch die den verwaisten Kindern bereitete Christbescheerung im Schulgebäude statt. Am Schluffe der Bescheerung nahm sich ein kinderloser Menschenfreund aus Meerane eine Waise von 4 Jahren als sein Weihnachts geschenk mit. Der Abschied war rührend. Am 25. Decbr. Die erste Instrumentalmusik, die wir seit beinahe einem vollen Vierteljahr hörten, ertönte am heutigen ersten Weihnachtsfeiertage 12 Uhr Mittags aus der obern Durchsicht des neu aufgebauten Kirchthurmes. Es waren die Klänge des erhebenden Ehorals „Nun danket alle Gott," die hier jeder nachfolgenden Musik vorangehen mußten und die einen tiefen Eindruck auf die Stadtbewohner machten. Am Sonntage nach dem Christfeste wird ein kirch liches Dankfest stattfinden. Der LandeSculturrath hat auch mehre ihm zur Begutachtung über wiesenen Anträge in Betreff der Obstkultur berathen und beschlossen: die Erhaltung der Obstbaumschule im Großen Garten zu beantragen, dieselbe jedoch in eine solche Verbindung mit dem landwirthschaftlichen Vereinswesen zu bringen, wodurch sie mehr für das Land leiste, als bisher geschehen. Auch schien eS wünschenSwerth, schon vom nächsten Jahre an einer Anzahl Obstwärter, von den landwirthschaftlichen Kreisvereinen auSgewählt und unterstützt, praktischen Unterricht im Veredeln, Baumschnitt und in Kenntniß der Sorten in der ge dachten Baumschule ertheilen zu taffen. Endlich ist noch erwähnenswerth, daß auch die Trichinenangelegenheit znr Besprechung kam. Da ein Zwang zur mikroskopischen Fleischschau ohne Gesetz nicht wohl thunlich erschien, so fand man sich veranlaßt, bei der Staatsregierung zu beantragen, daß in den ver schiedenen Landeslheilen Veranstaltungen zu mikroskopischer Fleischuntersuchung getroffen und die Adressen der Untersuchungsstälten öffentlich bekannt gemacht werden. ZU e ck t e n ü a r g. Endlich ist gestern der unerquickliche Landtag geschloffen. In der Haupt sache, der Frage der ländlichen Arbeiter, welche sogar von der Regierung an geregt worden, ist nichts, ja weniger als nichts geschehen. Die Prügel sollen zwar eine beschränkte Anwendung finden, aber es ist doch noch immer viel Raum für Prügel geblieben. Der große Dieb darf freilich nicht mehr bestraft werden, aber woql der kleine Dieb, wenn er nicht mehr als 5 Tylr. gestohlen und zum ersten Male bestraft wird! Auch wegen Dienstvergehen, verbunden mit Rohheit oder Trunkenheit, kann der Gutsherr vor wie nach Prügel bis zu 25, mit dem bekannten Maß, in höchsteigner Person zudictiren und voll ziehen lassen. Bis zum nächsten November ruht nun Vie brennende Arbeiter frage und wird wohl überall vom Feudalismus nicht eher zur Entscheidung gebracht werden, als bis der Rest der einheimischen Arbeiter-Bevölkerung rm Nltterschaftlichen ausgewandert sein wird. Nachdem schließlich noch einstimmig beschlossen ward, den Wunsch der Aufhebung der Doberanec Spielbank auS- zusprechen und auf die vielen damit verbundenen Uebelstanve hinzuweisen, wurde der Landtag durch Verlesung der Landtags-Abschiede geschloffen. Italien. Augsburg, 26. Dec. Nach einem Wiener Telegramm der „Allgemeinen Zeitung" vom heutigen Tage würde einem zwischen dem päpstlichen Stuhle und Frankreich getroffenen Uebereinkommen gemäß ein französisches Corps von 10,000 Mann in päpstliche Dienste treten. England. London, 23. Dec. Die Times schreibt heute: „Die Viehseuche schreitet mit schrecklicher Stetigkeit und Sicherheit vorwärts. Woche um Woche wächst die Zahl der Fälle mit fast regulären Additionen. Der erste in diesen Monat gemachte Ueberschlag wies beinahe 4000 Erkrankungen nach, der zweite über 5000, der dritte über 6000. Vor Jahresschluß können wir auf 8 — 9000 gefaßt sein." Amerika. New-Aork, 13. December. Folgende Resolution wurde im Congreffe zu Washington eingebracht und dem Ausschüsse für auswärtige Angelegenheiten zugewiesen: Nachoem der Kaiser Napoleon gegen den Volkswillen Vie Monarchie in Mexiko errichtete, den Usurpator militärisch unterstützte, letzterer aber dre Sclaverei staatsrechtlich einsührte und Gesetze civllisirter KciegSsührunz durch Aechtung der Republikaner verletzte, so betrachtet der Senat die Lage Mexico'- mit tiefer Besorgmß. Die Gründung einer Monarchie in Amerika, welche einzig durch europäische Bayonnette gestützt ist, widerstreitet der erklärten Politik, dem Volksgeiste und den Institutionen. Der Präsident wird aufgefordert, die aner kannte Politik und Vie Interessen der Union zu wahren. — Da- Repräsen tantenhaus empfing eine ähnliche heftige Resolution. Beide Häuser verlangten