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oigüiin-ischtr Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. SechsulWebenzWer Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstag-, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnement-Preis, welcher preivmaoralläo zu eutrichteu ist, kl Beziehung durch die Post 1 Thlr. 2ü Nar. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später ein- IN Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Torpus-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die Artigen Köniql. Gerichtsämter und Stadträthe, für welche der Voigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Karl August Kretschmer, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn L. A. Hüttel »«»., in Mühltroff bei Herrn Lhauffeegelder-Einnehmer Holzmüller. ienstag. 1L» 3. Oktober 1X6. Lauenburg ist nun preußisch. Der König von Preußen, in Begleitung des Prinzen (die Königin und die Kronprinzessin waren nicht mit), hat sich dort izen lassen, und natürlich war der Minister für Lauenburg, der neuerlich aste BiSmark, dabei, von dem der König kürzlich in Merseburg sagte: esem Manne verdanke ich und das Vaterland sehr viel," der mithin in Irrer Gunst steht, als je. Die Charakterlosigkeit der Lauenburg er Junker, in es ganz gleichgiltig scheint, ob sie dänisch oder preußisch oder marokkanisch i sobald sie nur ihre Vorrechte behalten, die ihnen schon vor der Huldigung «kleistet wurden, erklärt den großen Jubel derselben, der in der Versicherung Iklle, die Erbhuldigung sei nur eine Form, da die Herzen schon lange dem M gehört hätten, wie ein Herr v. Bülow sich ausdrückte. Die Liebedienerei slb sich in einem Gedichte, mit dem man den König an der Grenze begrüßte, h andern aus: „Theuer hast Tu uns erworben mit der edeln Söhne Blut, vi uns huldvoll, hoher Sieger! unter Deine Vaterhut!" Und doch weiß k Kino, daß für Lauenburg kein Blut, sondern nur eine Fluth von Silber- Mn gestossen ist! Durch den Erfolg in Lauenburg werden nun die Preuß, kelblätter immer dreister und verlangen ganz offen, Preußen müsse herrschen an die Maingrenze, und wenn hierüber mit Oesterreich nicht einig zu werden selbst auf die Gefahr eines Krieges mit Oesterreich, Deutschland müsse in Mn aufgehen, es gebe kein „deutsches Volk rc." Vorläufig handelt es sich ! Geltendmachung dieser Ansichten und Bestrebungen zunächst um die An- !ning von Schleswig-Holstein, die sich in den Augen der in Fluß gekommenen fischen Eroberungslust natürlich von selbst versteht. Alfen wird befestigt, saleswigschen Beamten sind zum Gehorsam gegen den Preußenkönig ver- Wt, die bisherigen schleswigschen Beamten, welche nicht preußisch gesinnt , werden abgesetzt und durch „gutgesinnte" ersetzt, große freisinnige Zeitungen, kein Klange der preußischen Thaler nicht widerstehen können, müssen von bevorstehenden Annexion, als von einer unvermeidlichen Sache, sprechen, die swig-holsteinschen Gymnasien sind den preußischen gleichgestellt, Graf Eulen- d, der Preuß. Minister des Innern, ist kürzlich in Schleswig gewesen, um l die ganze Verwaltung nach preußischem Muster einzurichten; und wenn ich alle Beamten preußisch gemacht, die vaterländischen Vereine unterdrückt, Presse bestochen oder todtgeschlagen ist, dann ruft man wohl ein Dutzend ttwigscher Junker als Vertreter des Landes zusammen und läßt von diesen Wunsch nach Einverleibung in Preußen aussprechen. Selbst der preußischen ccnservativen Presse wird dieses Gebühren etwas zu bunt. Unter solchen Umständen tritt der deutsche Abgeordneten-Tag in Frankfurt NIMM, um über die Lage Deutschlands zu berathen. Auch der National en hat eine Versammlung dahin ausgeschrieben. Was sollen diese Ver klungen bei der gänzlichen Zerfahrenheit und dem allgemeinen Zwiespalt eeutschland bewirken? Die preußischen freisinnigen Abgeordneten sind mit fzen Ausnahmen bismarkisch-annexionistisch gesinnt, und die wenigen deutsch- vnlm können gegen die Erfolge der Bismarkschen Staatskunst in Gastein Lauenburg nicht aufkommen, haben daher keine Lust, zu kommen. Die ^reichischen Abgeordneten behaupten, durch die zeitweilige Aufhebung der rr Berfassung sei ihr Mandat erloschen und sie seien nicht mehr Abgeordnete. will scheinen, daß auch sie die Lust verloren haben. Nun bleiben noch »Abgeordneten aus den Mittel- und Kleinstaaten übrig. Diese mögen nun »ließen, was sie wollen, bei der gegenwärtig in Preußen herrschenden Groß- thuerei wird Niemand ihren Beschlüssen beizustimmen wagen dürfen, da ein Beschluß ohne oder doch gegen nur wenige preußische Abgeordnete ebenso für einen Majorisirungs-Versuch erklärt werden würbe, wie ein Beschluß des Bundes tages gegen die preußischen Gelüste. Ueberdieß hat der Abgeordnetentag nicht mehr die moralische Gewalt, die er früher hatte, eben deßhalb, weil das alte deutsche Erbübel, die Parteisucht und Uneinigkeit gegenwärtig in höchster Blüthe und die Stimme des ganzen Deutschlands nicht mehr hinter ihm steht, wie damals, als der Ruf: „Die Herzogthümer los von Dänemark!" ganz Deutsch land vereinigte. Der Nationalverein ist ebenso gespalten, wie seit der Gasteiner Uebereinkunft der großdeutsche Verein, von dem sich viele von Oesterreich los gesagt haben, während jener für seine preußische Spitze nur noch schwache Majoritäten zusammenbringt, wie in Dresden. Unserer Ansicht nach ist der deutsche Jammer kaum je größer gewesen, als jetzt, eine Besserung aber vor der Hand nicht abzusehen. Die Versammlungen in Darmstadt und Stuttgart, welche eine neue deutsche Volkspartei gründen wollen, zu welcher Alle treten sollen, die gegen das undeutsche Bündniß zwischen Oesterreich und Preußen in Sachen Schleswig-Holsteins zu einem Bunde der Reaction gegen constitutionelle Rechte und Freiheiten — thatkräftig zu wirken gesonnen sind; — wir meinen, diese neue Volkspartei werde eben auch keine Einigung des deutschen Volkes zu Stande bringen. Ist das „freie und einige" Vaterland, das diese Partei er strebt, ein großdeutsches, so sind die meisten Nationalvereinler und Preußen nicht dabei; ist's ein großpreußisches, so arbeitet Alles dagegen, was nicht auf der preußischen Spitze reitet. Die „untergeordneten Meinungsverschiedenheiten," welche dieser neue Verein von den Groß- und Kleindeutschen aufgegeben wissen will, scheinen diesen durchaus nicht untergeordnet, sondern wesentlich. Zeitungen. 8 a ch s e n. Der Meßbericht der Lpz. Ztg. über halbwollene und baumwollene Waaren sagt: „Einen sehr zufriedenstellenden Absatz haben vereinsländische halbwollene und baumwollene Waaren gefunden; beide waren nicht beträchtlich zugeführt und der Bedarf konnte so wenig befriedigt werden, daß für bestimmte Termine gegebene Bestellungen noch bei drei- und vierwöchentlicher verspäteter Lieferung bereitwillige Annahme finden. Den baumwollenen Waaren kam auch die Hauffe im Rohstoffe zu Gute, und für Callicos ist noch während der Messe eine Preis steigerung erzielt worden. Der Bericht eines Berliner Blattes über die Leipziger Messe lautet höchst günstig. Diesem zufolge ist nicht nur aus dem Zollverein, sondern auch au- Ost- und Westeuropa und Nordamerika der Besuch ein sehr reger und da- Geschäft flott bei anziehenden Preisen. Die Handelsverträge mit Frankreich rc. rc. beweisen sich sehr vortheilhaft für Deutschland. Nordamerika hat kolossalen Be darf. Die Fabriken aller Branchen sind mit Bestellungen massenhaft überhäuft, selbst bei hohen Lohnsätzen Mangel an Arbeitskräften. Wir wollen wünschen, daß dieser rosige Bericht Wahrheit enthalte. Eine theilweise Mondfinsterniß findet am Mittwoch, den 4. October, statt. Schon von 10 Uhr Abends erfolgt am östlichen Theile des Mondes eine leichte Trübung, der Halbschatten der Erbe. 19 Minuten nach 10 Uhr tritt der Kern schatten ein; 20 Minuten nach 11 Uhr ist die Mitte und der Mond etwa- mehr als zum dritten Theile verfinstert. 21 Minuten nach Mitternacht verliert