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91» Bei Gelegenheit Viehmarkt in Schöneck: Montag, den 6. November Zs Franz Rom verlassen dienstete sollen bereits Venn unsere dießfallsige gewiß nicht unbegründete Befürchtung sich bestätigt, wohl in der Presse und in den Vereinen viele Proteste, Reden rc. verursachen, aber im Ganzen und Großen dadurch sich nicht aufhalten lassen wird. Vielleicht treten dann an die Stelle der Theorien und Programme, welche Deutschland, mit oder ohne preußische Spitze, breit demokratisch oder gar republikanisch ge stalten wollen, realpolitische Bestrebungen, die auf den gegebenen Grundlagen das Bestehende besonnen fortzubilden sich bemühen. Vielleicht kommt dann hie und da die Ueberzeugung zum Durchbruch, daß der sicherste Weg zur Einheit durch die Freiheit führe, ein centralisirter Einheitsstaat aber, zu welchem in kürzester Frist ein deutscher Bundesstaat sich entpuppen müßte, die Freiheit eben so unbequem und entbehrlich fände, .wie Frankreich und Preußen, und dafür durch Geltung nach Außen zu entschädigen suchte. Vielleicht kommen dann auch die Mittel- und Kleinstaaten wieder zu Ehren, die theilweise schon früher in den Zeiten der kirchlichen und politischen Reaction die Zufluchtsstätten der noch möglichen bürgerlichen Freiheit abgaben und es wieder sein werden. Vielleicht! Maximilian em Decret erlassen, durch welches er die beiden Enkel des Kaiser Jturbide, von denen einer 15, der andere 3 Jahre alt ist, als Prinzen voi Geblüt mit dem Titel Hoheit erklärt. Jturbide, der 1822 zum Kaiser erklär wurde und 1823 abdankte, hinterließ drei Söhne, von denen der älteste nich verheirathet ist; der zweite, Angel Jturbide, heirathete eine Engländerin in ter Vereinigten Staaten und hatte einen Sohn, der drei Jahre alt ist. Der dritte Salvador Jturbide, der vor einigen Jahren starb, hinterließ auch einen jetz 15 Jahre alten Sohn, der jetzt seine Studien am College St. Barbe in Paris macht. Die beiden jungen Prinzen werden Rang unmittelbar nach den Mit gliedern der kaiserlichen Familie nehmen. und sich nach Baiern begeben werde. Mehrere Hosbi die betreffenden Befehle erhalten haben. H m e c i k a. des Jahrestages der Unabhängigkeit Mexikos hat KH Die in CarlSruhe vom 13. Novbr. an tagende Conferenz des deut Postverein- will für ganz Deutschland einen einfachen Satz von einem Gro (m Süddeutschland 3 Kreuzer) für einen einfachen Brief einführen, wozu vom Herzen Amen! sagen. Ebenso wollen daselbst Baden und Wüneu auf Ermäßigung der Postgebühren für Zeitungen antragen. Defterreicy. Wien, 23. Oct. Die Stellung des Grafen Belcredi, sowie des Gv Larisch wird als erschüttert bezeichnet. Es sollen zwischen ihnen unv ungarischen Staatsmännern bedeutende Differenzen obwalten, da sich die letzt durchaus nickt mit den föderalistischen Tendenzen befreunden können, welche jetzige Staatsminister ziemlich offen zur Schau trägt. — Ueber das neue lehen tauchen jeden Tag neue Gerüchte auf. Die Wahrheit ist, daß der schluß noch immer nicht erfolgt ist. Der Vorschuß, welchen der Finanzmm erhalten hat, beläuft sich auf 35 bis 40 Millionen und kostet uns uul al was drum und dran hängt, genau 10 pCt. Wien, 28. October. Der Gegensatz zwischen Oesterreich und Pm in der Frankfurter Angelegenheit ist offenkundig geworden: Oesterreich . den Bundestag beschreiten, Preußen will directes Eingreifen. Bei etwaig Auftritten am Nationalvereinstag steht ein polizeiliches Einschreiten um leichter in Aussicht, da am Sitze des Bundestages Exesse nach Bunkeöpfl hintangehalten werden müssen. . Preußen. Berlin, 25. Oct. Gegen die Professoren Dr. Hupfeld und Dr. Rii in Halle ist ein glaubensgerichtliches Verfahren eingeleitet worden. Bon Lei des Cultusministeriums sind der Oberconsistorialrath. Köpel und der Geh. R Olshausen zu einem Gutachten über den Offenbarungsbegrisf der beiden nannten Herren aufgefordert worden. «freie Städte. Frankfurt a. M., 29. October. Die Generalversammlung des Amien Vereins hat in der ersten Hälfte ihrer Sitzung, welche Nachmittag 4 Uhr schlossen wurde und ohne äußere und innere Störung verlief, die deutsche L fassungsfrage (Festhalten am Bundesstaat und an der Neichsverfassung, pm scher Spitze unter Bedingung eines freisinnigen Systems daselbst :c) und schleswig-holsteinsche Angelegenheit diöcutirt und bei der Abstimmung, mcht ein Antrag von Bürgers aus Köln abgelehnt worden war, die hierauf brzi liehen AuSschnßanträge mit großer Majorität angenommen. Frankfurt, 30. Octbr. In der gestrigen Abendsitzung des Nalm: Vereins wurden die Ausschußanträge bezüglich der Wehrfrage und des Rcsleü Prozesses angenommen, der Ausschußanlrag hinsichtlich der Verwendung der Zins des Flottensonds aber dahin abgeändert, daß 3500 Gulven dem Submarin Ingenieur Bauer, 3500 Gulden dem Vereine zur Rettung von Schiffbruchs an den deutschen Küsten, der Zinsenrestbetrag aber der Hamburger Seemann schule zu bewilligen seien. dr ch l e 8 m i g - H o l fl e i n. Schleswig, 20. Oct. Für die Aemter Gottorsf und Hütten find a schleswig-holsteinschen Vereine bei einer Strafe von 20 bis 300 Mark verbot! Frankreich. Paris, 25. October. „Die barmherzige Schwester" ist die lleberschri eines Leitartikels der „France" zur Verherrlichung der Kaiserin Eugenie. Lp vestre de Sacy hatte gestern einen Artikel über den Besuch der Kaiserin in d Eholeraspitälern gebracht und erzählt, einer der Sterbenden, dessen Bestimm schon zu schwinden begonnen, habe auf eine Frage, welche die Kaiserin an i^ richtete, geantwortet: „Oui, mu soour!" — und als die Schwester ihm entgegn habe: „Freund, nicht ich bin es, die zu Ihnen spricht, sondern die Kaiserin! sei diese ihr lebhaft ins Wort gefallen und habe gesagt: „Lassen Sie es zi sein, dies ist der schönste Name, den er mir geben konnte!" (Der Nedaeln des Blattes, welches diese Nachricht brachte, wird dafür zum Senator ernannt Italien. Nachrichten der „Augsb. Allg. Ztg." aus Nom melden, daß der Koni Zeitungen. Sachsen. Da unsere nach dem neuen sächsischen Münzfüße geprägten 2- und 1-Neu groschenstücke nicht mehr neu sind, sondern ihr 25jähriges Jubiläum gefeiert haben, so beabsichtigt unsere Regierung, wie aus Frankfurt berichtet wird, auf den künftig zu prägenden 2- uno 1-Neugroschenstücken das Wort „Neu" weg zulassen, und dafür einfache 2- und 1-Groschenstücke zu prägen. Wollte dann die Großmacht Preußen sich herbeilassen, ihre komisch klingenden Silber groschen aufzugeben und ebenfalls einfache Groschen zu 10 Pfennigen zu prägen, so würde eine norddeutsche allgemeine Groscheneinheit hergeslellt sein. Tie Mitglieder der vom letzten Landtage niedergesetzten Zwischen-Depu tationen zur Begutachtung eines neuen Expropriations-GesetzeS, sowie einer Synodal- und Presbyterialverfassung sind auf den 0. November nach Dresden einberufen. Die Zwischen-Deputation zur Begutachtung der neuen Civilproceß- Ordnung wird erst im künftigen Januar zusammentreten. Das unglückliche Werdau leidet schwer unter der Geißel der abscheu lichen asiatischen Cholera. Die Stadt zählt 10,500 Menschen, von denen bereits weit über 300 an der Seuche erkrankt, weit über 100 derselben erlegen sind. Aller Verkehr mit der angcsteckten Stadt wird ängstlich gemieden, die Geschäfts- und Gewerbthätigkeit muß dadurch natürlich stocken, wo nicht nahezu aufhören. WaS menschlicher Verstand, Fürsorge und ärztliche Wissenschaft zu ersinnen unv aufzubieten vermögen, geschieht von Seiten unserer Negierung und den medicinalpclizeilichen Behörden, und doch scheint die Seuche noch keineswegs in Abnahme. Glücklicher Weise hat sie sich innerhalb eines Monats, während dessen sie Werdau heimsucht, nicht in die Umgebung verbreitet, obgleich die Städte Crimmitzschau und Zwickau in nächster Nähe liegen. Es scheint dem nach, als ob die durch Fabritbetrieb und die beispiellose Trockenheit des heurigen Sommers zu Sumpf gewordenen Wasser der Pleiße in Verbindung mit dem dortigen, zwar fruchtbaren, aber sehr durchlässigen Boden einen nachhaltig er zeugenden Heerd sür den Gifthauch der Krankheit abgaben. Die Hoffnungen, welche man hie und da für das Erlöschen derselben auf die Winde und Stürme gesetzt, scheinen sich nicht zu erfüllen, eher die Befürchtungen von der gegen wärtig wieder so milden Witterung. Werdau, 28. Oct. Der Stadtrath hat sich veranlaßt gesehen, sür die Wochenmärkte bis auf Weiteres eine zweite Marktstelle außerhalb der Stadt zu etabliren. Heute war wiederum Herr Medicinalrath Dr. Günther aus Zwickau hier anwesend; derselbe hat auf dem Nathhause mit dem Herrn Bürgermeister Fiedler über mehrere sanitätspolizeiliche Anordnungen sich vernommen, hierauf in das Krankenhaus und von da aus nach der Ronneburger Straße in die Häuser sich begeben, wo Cholerakranke liegen, und ist Abends nach Zwickau zurückgereist. Uebrigens ist heute der in Behandlung verbliebene Bestand der Cholerakranken 29, der Zuwachs vom heutigen Tage 41, die Zahl der Todten heute 10. Die Cholera-Erkrankungen haben sich in Werdau leider wieder bedeutend vermehrt und sind am 30. Octbr. auf circa 380 angestiegen, von welchen bis jetzt 120 einen tödtlichen Ausgang hatten. In Leipzig sind seit dem 27. ds. M. drei Erkrankungen vorgekommen, von denen es wahrscheinlich ist, daß es Fälle der asiatischen Cholera sind. Tödtlich verlaufen ist bis jetzt keiner derselben. Die Errichtung einer Wasserleitung für Annaberg ist Herrn Director Henoch übertragen worden. Die Wasserleitung soll bis Mitte nächsten Sommers fertig werden und sind die dazu veranschlagten Kosten auf 35,000 Thaler be rechnet. — Am 29. October früh waren der Fichtel- und Keilberg zum ersten Male mit Schnee bedeckt; ein Zeichen, daß der Winter mit raschen Schritten herannaht.