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856 meister- auf der Festwiese, bei welcher Gelegenheit da- nächste Publikum so entschieden gegen die Gendarmen Partei nahm, daß diese sich genöthigt sahen, den Arrestanten zu Wagen abzusühren. Eine große Menschenmenge strömte aber dem Wagen nach und schleuderte Steinwürfe auf denselben, so daß der Kutscher sich weigerte, weiter zu fahren. Nun fiel die Menge über den Wagen her, und der in demselben besindliche Gendarm konnte sich nur mit Lebensgefahr und zerfetzten Kleidern und dgl. in ein nahes öffentliches Tanzlckal, „Westenk- halle," flüchten. Der Besitzer derselben wußte den Bedrohten in Sicherheit zu bringen, während eine lebende, stets wachsende Menge die Herausgabe des Gendarmen forderte. Der Lärm wurde immer größer, und nach vergeblichen Bemühungen der Gendarmerie erschien nach und nach eine bedeutende Truppen macht auf dem Platze. Die Kürassiere suchten die Straße zu fegen und machten auch wacker vom Pallasch Gebrauch, was aber die Wuth der häufig ganz grundlos insultirten Zuschauer so vermehrte, daß die Soldaten mit Schreien und Pfeifen verhöhnt wurden. Bis nach Mitternacht dauerte der Tumult, und es wurde schließlich sogar Generalmarsch geschlagen. Tie Zahl der Verhafteten beträgt wohl ein paar Hundert und das Krankenhaus hatte zahlreiche Berwunbete aufzunehmen. Hannover. Der König von Hannover ist bekanntlich blind. Ein Berichterstatter der „Magdeb. Pr." gicbt nun zu seinen Nachrichten über die Ministerkrisis in Hannover noch folgende Aufklärung: „Der Macher der ganzen Geschichte ist der Barbier des Königs — allerdings eine ziemlich neue Figur in der hohen Politik im nicht türkischen Europa. Dieser Mann — das wissen in Hannover die Schulkinder — übt auf den blinden König einen fast schrankenlosen Einfluß aus, und es ist tatsächlich wahr, daß der Weg zum König beinahe nur noch durch den Barbier zu finden ist. Der Mann ist durch die königliche Gunst recht ansehnlich vermögend geworden, besitzt eine Reihe schöner Häuser in der Residenz und war der Einzige, der den König nach Norderney begleiten durfte. Kein Minister, kein Kabinelssecretär durfte mitreiscn, fondern nur der Barbier, der den König mit Reaktionären umringte und mit dem russischen Gesandten, der aus Berlin nach Norderney berufen worden war und täglich zum Könige gerufen wurde, auf vertrautestem Fuße stand." Diese Geschichte wird später ein erbauliches Blatt zur Geschichte Deutschlands liefern. 6chle6Mtg-Holstern. Flensburg, 1l. Oct. Die „Fl. Nordd. Ztg." meldet, der Vorstand des hiesigen Schleswig-Holstein-Vereins erklärte auf die von ihm geforderte Statutenmitkheilung, er habe sämmtliche Vereinspapiere verbrannt. Der Polizei- meister meinte, das müsse nothwendig den Verdacht Hervorrufen, daß der Verein wirklich unerlaubte Zwecke verfolge. Amerika. Neuyork, 30. Sept. Weitere Conventionen in Alabama, Süd-Carolina und Massachusetts haben sich für Billigung der Politik Iohnson's, für Abschaffung der Sklaverei und gegen die Secessionsakie, sowie gegen Anerkennung der Staats schuld der Conföderirten ausgesprochen. — Die Ernte an Baumwolle und Cerealien in Missisippi ist fehlgeschlagen. — Die Negierung yat eine Auf forderung zur Abgabe von Beschwerden über alle durch Kaperei und Plünderung Seiten der „Rebellen" verursachten Verluste erlassen. Diese Beschwerden sollen zur Kenntniß der engl. Regierung gebracht werden. — Ein Corps von 500 Franzosen ist am 17. Sept, in Acapulco gelandet. Der Iuarislische General Alvarez hat sich mit l500 Mann zurückgezogen. Allgemeiner Erntebericht aus dem obern Voigtlande. Die Fluren und Auen sind verödet, die zarteren Sänger des Waldes und der Gärten haben uns größten Theils schon verlassen, die Schwalben sind in ihre südliche Heimath gezogen; nur der trillernde Lockruf einiger Strichvögel laßt sich zum Abschied vernehmen. Das fallende Laub der Bäume, die ein- gelretenen Nachtfröste und das Kürzerwrrden der Tage verkünden uns den be reits eingetretenen Herbst und herannahenben Winter. Dank dem Geber alles Guten, wir sind in unserer Gegend zufrieden! Bleibt auch der Strohbau bei allen Getreidearten in Folge der großen Trockenheit etwas zurück, so ist der Kölnerertrag doch ein außerordentlicher und die Qualität eine ganz vorzügliche zu nennen. Der Flachs ist ebenfalls kurz geblieben, hauptsächlich späte Saat, die frühere stand höher. Ueberhaupt wird der Lein in unserer Gegend zu spät gesät. Das Kraut ist leider von den Raupen fast vernichtet worden, doch ersetzen dasselbe bei günstig gelegenen Fel dern die Rüben wieder. Die Kartoffelernte ist dies Jahr eine außergewöhnliche in Qualität und Quantität; nicht erne Spur von kranken Knollen, und glücklich ist der genügsame Voigtländer, wenn seine LleblingSfrucht gerät!). Der Obstbau ist im Allgemeinen spärlich, doch haben wir von Allem. Einige frühe Aepfel- und Birnsorten haben sogar reichlich getragen, selbst der Wein prLsentirt seine reifen Trauben unt herzkirschgroßen Beeren, und die Honig sammler können ruhig dem Winter entgegen gehen; da- war ein Sommer für diese fleißigen Thierchen. So gehen denn auch wir sorglos mit dankerfüllten Herzen dem! entgegen, in der fröhlichen Hoffnung, daß auch die wiecerkehrende Frühling mit solchen Gefühlen unsere Herzen beglücken möge. Adorf, Len 11. October 1865. ' x Herbstes Nahen! Es nabt der Herbst, schon seh'u wir seine Spuren, Bunt färbt das Laub der Bäume sich und fällt; Der Nordwind streicht dann über leere Fluren, Die Lust verstummt und öde wird die Welt. So nahet auch ein Herbst der armen Weber: Kahl und entblättert steht ihr Lebensbaum, Ihr Wohlstand sinkt herab in düstre Gräber Und freudlos starrt der Zukunft goldner Raum. Die Sterne ihrer Ruh' sind im Erbleichen, Belastet ist von Sorgen stets ihr Sinn: Denn ihrer Arbeit Löhne, ach, sie reichen Kaum noch zur Fristung ihres Lebens hin. Habt Ihr des Armen traurig Loos ermessen, Seit er der Sclave Eures Geldes ward, Ihr Reichen, habt Ihr Nächftenpflicht vergessen? O Menschen, Menschen Euer Herz ist hart. Ihr wohnt bequem in prächtigen Palästen, Euch beut die Welt Genüsse ohne Zahl, Ihr eilt in Lust berauscht von Fest zu Festen Und täglich mehrt sich Euer Capital. Und doch wollt Ihr dem Armen es nicht gönnen, Wenn ihm noch bleibt ein Gläschen dünnes Bier! Entbehrung nur und Mangel soll er kennen! Ist er nicht auch ein Mensch so gut wie Ihr? Die Arbeit würzt des Lebens herbe Tage, Wenn sie den Fleiß'gen, der sich redlich nährt, Vor Mangel schützt. Doch dann wird sie zur Plage, Wenn der Verdienst kaum trock'nes Brod gewährt. O möchte doch die golkne Zeit sich zeigen, Wo jeder seines Fleißes Frucht genießt, Wo Gram und Sorge aus dem Herzen weichen Und froher Sinn der Arbeit Last versüßt. An Euch ist's jetzt! Ihr könnt den Jammer stillen, Die Ihr dem Weber Lohn und Arbeit reicht, Verbindet Euch und helft durch guten Willen, Verscheucht den Gram, der manche Wange bleicht. Wenn Ihr dem Weber höhern Lohn gewähret Baut Ihr Euch selbst ein ewig Monument, Die Nachwelt Eure schöne That noch ehret, Voll Dankbarkeit Euch jede Lippe nennt. (Eingesandt.) (Gl. TM Haupt-Gewinne bei 5. Classe 68. Königs. Sächs. Landes-Lotterie Gezogen zu Leipzig den 11. October 1865. 80000 Thlr. auf Nr. 62173. 2000 Thlr. auf die Nrn. 35285, 40395. 1000 Thlr. auf die Nrn. 62852, 37234, 31119, 30945, 51918, 50715, 42395, 5488, 25064, 27206, 6018, 78498, 14780, 8800, 29610, 6189, 35956, 28305, 68707, 51039, 62468, 59435. 400 Thlr. auf die Nrn. 6182, 10316, 10843, 13077, 21254, 2 28725, 31759, 63839, 64284, 200 Thlr. 35250, 35509, 38870, 42308, 47319, 58696, 67105, 68052, 68348, 68875, 72151. auf die Nrn. 668, 1471, 2163, 3075, 3748, 5374, 8433, 9673, 9701, 10732, 11037, 11059, 11537, 13825, 14714, 17310,> 2 1065, 2 1501, 2 1 612, 22905, 31221, 35741, 37452, 38717, 40006, 40566, 41591, 43027, 43338, 4 7548, 52424, 66247, 72227, 76371, 79414. Auflösung der Charade in voriger Nummer: Rom. Roman.